Nachrichten aus Irland

November 2017

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 30. November 2017

• Google Ireland, von Dublin aus operierend für Europa, den Nahen Osten und Asien, zahlte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von € 26,3 Mrd. und einem Vorsteuergewinn von € 1,34 Mrd. Steuern in Höhe von € 164 Mio. an den irischen Staat. Bezogen auf den Umsatz sind das 0,62 % und bezogen auf den Gewinn 12,2 %. Dies ist ein deutlicher Sprung zum Vorjahr, als bei einem Vorsteuergewinn von € 342 Mio. 47,8 Millionen Euro an den irischen Finanzminister gingen.

  Die Zahl der direkt bei Google angestellten Mitarbeiter lag im vergangenen Jahr bei 3.200, wozu noch einmal rund 3.000 Vertragsmitarbeiter kamen. Die Lohnsumme stieg von € 365,1 Mio. auf € 421,4 Mio.

• Die Zahl der ausländischen Touristen in Irland stieg im dritten Quartal dieses Jahres auf 2,93 Mio., das waren knapp drei Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dabei sank die Zahl der Besucher aus Großbritannien um 5,8 % auf 1,05 Millionen. Verantwortlich dafür gemacht wird der sinkende Kurs der britischen Währung nach dem Brexit-Referendum, der die beliebten Kurzreisen der Briten auf ihre Nachbarinsel unattraktiver gemacht hat.

  Die Besucherzahl aus Kontinentaleuropa stieg um 4,5 % auf 1,02 Mio. und hatte damit erstmals zu den Briten aufgeschlossen. Den größten Zuwachs gab mit 14,8 % es bei Reisenden aus Nordamerika, von denen 682.000 gezählt wurden. Die Zahl der Urlauber aus Afrika, Asien und Australien stieg um 9,8 % auf 183.200.

Mittwoch, 29. November 2017

• Die mit dem Rücktritt der bisherigen stellv. Regierungschefin und Wirtschaftsministerin endende Regierungskrise hat nach Ansicht der meisten Kommentatoren dem Ansehen des Fine-Gael-Vorsitzenden und Regierungschefs Leo Varadkar geschadet, dem auch Mitglieder aus dem seinen Kabinett indirekt vorwerfen, zu lange an ihr festgehalten zu haben. Hier ein Ausschnitt aus einem Kommentar von Fiach Kelly von der Irish Times:

  “… Ihr [Frances Fitzgeralds] letzter Gang an den Kabinettstisch war der Schlussstrich unter Varadars erste politische Bewährungsprobe. Er hat sie nicht bestanden. Dieses Versagen wird eine Reihe von Konsequenzen haben, auch dann, wenn der Schaden nicht irreparabel ist. Spontane Bewertungen in Zeiten hochpolitischer Dramen überdauern aber nur selten die Zeit. In der Fine Gael mag man jetzt seine Urteilskraft hinterfragen. Das Vertrauen, dass seine Parliamentary Party in setzte, als sie ihn im Juli zum Vorsitzenden wählte, könnte Kratzer bekommen haben.”

  Siehe auch:  09.02.17, 25.11.17, 27.11.17, 28.11.17

• Die im Jahr 2009 in Toronto gegründete kanadische Firma Dalradian Resources hat formell den Antrag eingereicht, in Nordirland im Westen des County Tyrone Gold abbauen zu dürfen, und verspricht für diesen Fall 350 Arbeitsplätze. “Nordirland hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Meine Eltern haben, ehe sie nach Kanada auswanderten, beide auf den hiesigen Werften gearbeitet, und ich bin zu dem Bewusstsein erzogen worden, dass Nordirland ein Ort für Industrie und Innovation ist”, so gestern der Vorstandsvorsitzende Patrick Anderson in Belfast bei der Vorstellung des Projekts.

  Umweltschützer zeigen sich allerdings wenig begeistert und habe eine Kampagne gegen das Vorhaben ins Leben gerufen, doch viele Einheimische schauen auf das Jobpotenzial und unterstützen den Plan.

Dienstag, 28. November 2017

• Die stellvertretende Regierungschefin und Wirtschaftsministerin Frances Fitzgerald tritt wegen ihres Umgangs mit dem ‘Whistleblower Skandal’ in ihrer Zeit als Justizministerin (2014 – 2016) von ihren Ämtern zurück, um, sie sagt, “eine unnötige und potenziell destabilisierende vorgezogene Neuwahl des Parlaments zu verhindern”. Damit stelle sie, fuhr sie fort, das nationale Interesse vor ihre persönliche Reputation. Die oppositionelle Fianna Fáil hatte gedroht, die Minderheitsregierung andernfalls nicht länger zu tolerieren und einen Misstrauensantrag gegen die Ministerin zu unterstützen.

  Damit ist Frau Fitzgerald in drei Jahren die vierte Amtsträgerin, die an der irischen Polizei gescheitert ist. Nach dem Rücktritt des Polizeipräsidenten Martin Callinan im März 2014 folgte ihm zwei Monate später der damalige Justizminister Alan Shatter. Im vergangenen September musste dann Martin Callinans Nachfolgerin Nóirín O’Sullivan die Segel streichen und nun auch Alan Shatters Nachfolgerin Frances Fitzgerald.

  Siehe auch:  09.02.17, 25.11.17, 27.11.17

• Nachdem kürzlich auch der deutsche Bundestag (gegen das Votum von SPD und Linke) zugestimmt hatte, genehmigt die Europäische Union den Antrag Irlands, den in der Immobilien- und Wirtschaftskrise zur Vermeidung des Staatsbankrotts aufgenommenen Kredit in Höhe von € 5,5 Mrd. vorzeitig an den Rettungsfond zurückzahlen zu dürfen, wodurch das Land Zinsen in Höhe von € 150 Mio. einspart. Finanzminister Paschal Donohoe begrüßt die Entscheidung und sieht Irland damit künftig in einer stärkeren finanziellen Position.
• Seit gestern hat Irland 3.200 neue Staatsbürger, die in Dublin im Rahmen einer Einbürgerungszeremonie den von ihnen so begehrten irischen Pass erhielten. Mit 548 kamen die meisten von ihnen aus Polen, gefolgt von 290 Rumänen, 245 Indern und 234 Briten, bei denen es den größten Anstieg gab. Während im Jahr 2014 nur 46 Briten einen irischen Pass beantragt hatten, waren es in den ersten neun Monaten dieses Jahres 624, was einem Anstieg von mehr als 1.200 % gleichkommt.

Montag, 27. November 2017

• Ohne dass Einzelheiten bekannt werden, beenden die Parteivorsitzenden von Fine Gael und Fianna Fáil die den ganzen Tag über währenden Gespräche zur Vermeidung einer Neuwahl des Parlaments noch vor Weihnachten. Dabei geht es um ein von der Fianna Fáil angedrohtes Misstrauensvotum gegenüber der stellvertretenden Regierungschefin und Wirtschaftsministerin Frances Fitzgerald, das zum Sturz der Regierung führen würde. Die Krise wurde ausgelöst, nachdem publik wurde, dass Frau Fitzgerald im Sommer 2015 entgegen ihrer ursprünglichen Aussage über einen Versuch aus Kreisen der irischen Polizei informiert war, einen Whistleblower durch falsche Beschuldigungen zu diskreditieren und unglaubwürdig zu machen. (s.a. 09.02.17, 25.11.17)
• Rund 1,2 Millionen Bezieher von staatlichen Renten, Behindertenbeihilfen, Beihilfen für Alleinerziehende, Arbeitslosengeld und sonstige Sozialhilfeempfänger erhalten in dieser Woche ein staatliches Weihnachtsgeld in Höhe von 85 % einer Wochenzahlung. Unter ihnen befinden sich auch Wohnungslose. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf rund 220 Millionen Euro.

Sonntag, 26. November 2017

• In einer Predigt zur der Wiedereröffnung einer Kirche nach einem Brand im vergangenen Jahr fordert der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin die Parteien auf, sich im Streit um die stellvertretende Regierungschefin Frances Fitzgerald zusammenzuraufen, sich auf die Bedürfnisse des Landes zu konzentrieren und eine Auflösung des Parlaments zu vermeiden:

  “Wir leben in einer Welt mit so viel Ungleichheit, wo Kinder nicht nur in anderen Teilen der Welt sondern auch in verschiedenen Bezirken dieser Stadt nicht die gleichen Chancen haben, wo es immer noch Korruption und Gewalt gibt, wo Menschen auf vielerlei Art ausgebeutet und wie Sklaven behandelt werden, wo trotz großem, zu Schau gestelltem Reichtum viele Menschen Probleme damit haben ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und wo Woche für Woche Lebensmittel fortgeworfen werden, während Kinder hungrig zur Schule kommen.” In einer solchen Welt, fuhr er fort, schade das “sich gegenseitige Zerreißen und Gezanke” nicht nur dem Vertrauen in die Politik sondern auch dem Dienst an den Menschen.

Sonnabend, 25. November 2017

• Ein Streit um die stellvertretende Regierungschefin und Wirtschaftsministerin Frances Fitzgerald könnte noch vor Weihnachten zu Parlamentswahlen führen.

  Bei dem Streit geht es um einen Versuch aus Kreisen der Polizei, den als Whistleblower aufgetretenen Sergeant Maurice McCabe durch falsche Beschuldigungen zu diskreditieren, nachdem dieser vor mehr als drei Jahren Missstände bei der irischen Polizei aufgedeckt hatte. Entgegen ihrer Behauptung, von dieser ‘Strategie’ gegen den Sergeanten erst im vergangenen Jahr erfahren zu haben, wurde am Montag publik, dass sie schon Mai 2015 davon gewusst hatte, worauf in Laufe der Woche Forderungen laut wurden sie zu entlassen. Dies lehnt der Regierungschef bislang ab, und auch die Ministerin macht keine Anstalten zurückzutreten.

  Die angedrohte Unterstützung eines Mistrauensvotums gegen die Ministerin durch die bislang die Regierung tolerierende Fianna Fáil würde mit großer Wahrscheinlichkeit zum Sturz der Minderheitsregierung führen, worauf innerhalb von dreißig Tagen Neuwahlen abgehalten werden müssten.

• Bildungsminister Richard Bruton will mit einer Gesetzesnovelle Schluss machen mit der Bevorzugung von Kindern aus irischsprechenden Vorschulen beim Zugang zu den Gaelscoileanna (Grundschulen mit Irish-Gälisch als Unterrichtssprache). Bislang kommen bei zu vielen Anmeldungen zunächst die Kinder zum Zuge, die zuvor eine Naínonra (Vorschule, in der ausschließlich Irisch gesprochen wird) besucht hatten.

  Solche Vorschulen werden derzeit auch von fast 5.000 Kindern außerhalb der Gaeltacht besucht, was die Interessensvertretung der irischsprachigen Schulen weiter fördern will, so dass sie sich gegen die geplante neue Regelung sträubt. Die vorgesehene Änderung, so Bláthnaid Ní Ghréacháin von Gaeloideachas, schade der irische Sprache, da es international anerkannt sei, dass der vorhergehende Besuch einer Naínonra der Sprachkompetenz der Kinder zugutekomme.

Freitag, 24. November 2017

• Während die Regierung einen von der People before Profit Alliance vorgelegten Gesetzentwurf, mit dem Geschäften, Banken und anderen Einrichtungen verboten werden sollte, nachts in ihren Eingängen Anti Homeless Devices* aufzubauen, zurückweist, erklärt das Islamic Culture Centre of Ireland, die Türen der Moschee von Clonskeagh im Dubliner Süden im Vorfeld des erwarteten Kälteeinbruchs für Obdachlose zu öffnen.

  * Vorrichtungen wie zum Beispiel Spikes, die es Obdachlosen unmöglich machen, in den Eingängen zu schlafen.

• Die irischen Stadt- und Grafschaftsräte riefen in diesem Jahr weniger als die Hälfte der 14,5 Mio. Euro ab, die das Wohnungsbauministerium ihnen bis Ende des Jahres zu Verfügung gestellt hatte, um Unterkünfte für Traveller einzurichten. Einzig der Dún Laoghaire Rathdown County Council, auf dessen Gebiet im Oktober 2015 bei einem Brand in einem Traveller-Camp zehn Menschen ums Leben gekommen waren, hatte die ihm zustehenden € 1,92 Mio. und darüber hinaus sogar etwas mehr ausgegeben.

  Zu den Grafschaften, die ganz darauf verzichtet hatten Geld zum Bau von Traveller-Unterkünften abzurufen, gehören der Clare County Council und der Cork County Council, in denen sich, soweit dem Ministerium bekannt, 24 bzw. 76 Traveller-Familien aufhalten.

Donnerstag, 23. November 2017

• Die irische Post, die das vergangenen Jahr mit einem Verlust von 15,8 Millionen Euro abgeschlossen hatte, erhält von der Regierung ein Restrukturierungsdarlehen in Höhe von 30 Millionen Euro. Für die Probleme wird vor allem der Rückgang bei der Briefpost verantwortlich gemacht – und gäbe es da nicht Touristen, die Ansichtskarten schreiben, wäre die Lage noch dramatischer.

  Die Post begrüßt die Ankündigung, weist jedoch darauf hin, dass das Darlehen nicht dazu beitragen wird, die Schließung von nicht wenigen der derzeit noch 1.125 Postämter zu verhindern. Eine Zahl wurde nicht genannt, doch hatte ihr Vorstandsvorsitzender vor einiger Zeit verlauten lassen, er erwarte in den kommenden vier Jahren die Schließung von bis zu 360 kleiner Postbüros auf dem Lande.

  Siehe a.: 22.05.99, 27.05.99, 13.03.01, 19.03.01, 28.07.01, 04.10.01, 11.02.02, 15.11.04, 08.02.07, 05.05.08, 05.05.13, 26.02.14, 25.03.15, 15.07.15, 23.09.15, 26.10.15, 22.01.16, 17.11.16, 08.03.17, 09.03.17, 13.03.17, 30.03.17, 12.04.17, 07.05.17

• Ein hübsches Buch mit Reisefeuilletons hole ich heute aus der Verschenkkiste, Elsemarie Maletzkes Irish Times aus dem Jahr 1997.

  “Elsemarie Maletzkes besondere Liebe gehört Großbritannien und Irland. Im vorliegenden Band hat sie dem gemeinsamen keltischen Erbe der Iren, Schotten und Waliser nachgespürt. In siebzehn kurzweiligen Reisefeuilletons schildert sie ihre Begegnungen und Erlebnisse. Sie erzählt vom keltischen Eigensinn an der irischen Westküste, von walisischen Exzentrikern, herrlichem Silvesterkrawall in Edinburgh und dem Zusammentreffen mit Prince Charles auf der Britannica”, so der Verlag über das Buch. Nach zwölf Reiseskizzen über Landschaften, Städte und Persönlichkeiten wie William Butler Yeats und Heinrich Böll wandert sie über den Giant’s Causeway zu vier weiteren Begegnungen in die schottische Gegenwart und Vergangengheit, um zum Abschluss zwei irischen Damen im Waliser Regen über den Weg zu laufen. “Reiseliteratur at its best”, schrieb seinerzeit die Wochenzeitung Die Zeit zu diesem 138-seitigen gebundene kleinen Buch aus dem Schöffling Verlag. In meiner eigenen Bibliothek steht auch ein Exemplar davon.

  Das Buch ist abgesehen von einem handschriftlichen Vermerk auf der Titelseite neuwertig und geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 57072 Siegen, der sich heute um 15.08 Uhr als Erster gemeldet hatte.

Mittwoch, 22. November 2017

• Auch wenn die ‘Jamaika-Verhandlungen’ zur Bildung einer neuen Bundesregierung gescheitert sind, fand sich gestern bei einer Abstimmung bezüglich Irland eine schwarz-gelb-grüne ‘Jamaika-Koalition’ zusammen. Mit der Mehrheit von CDU/CSU, FDP und Grüne stimmte der Deutsche Bundestag gestern auf seiner ersten Arbeitssitzung nach der Wahl gegen das Votum von SPD, Linke und AFD dafür, dass Irlands seine Restschulden beim Internationalen Währungsfonds vorzeitig ablösen darf und damit von den derzeit günstigen Konditionen am Finanzmarkt profitieren kann.

  Die SPD stimmte gegen den Antrag, da Irland dem Apple-Konzern Steuervorteile gewährt habe, die nach EU-Vorschriften unrechtmäßig gewesen seien. Sie verlangten daher, den Antrag Irlands so lange nicht zu behandeln, bis das von der EU-Kommission gegen Irland eingeleitete Verfahren beim Europäischen Gerichtshof entschieden ist. Dies kann mehrere Jahre dauern.

Dienstag, 21. November 2017

• Nach einem Gespräch mit der britischen Premierministerin Theresa May in London erklärt sich die DUP-Vorsitzende Arlene Foster weiterhin bereit zu einer gemeinsamen Regierung mit der Sinn Féin, doch, so warnt sie, mache die auf dem Parteitag der Sinn Féin am Wochenende zu Tage getretene “Glorifizierung von Terrorismus” eine Einigung nicht leichter. Ein Abkommen müsse sowohl für Unionisten als auch Republikaner tragbar sein, und dazu sei das, was man auf dem Parteitag beobachtet habe, nicht förderlich.

  Dabei spielte sie auf einen Vorfall bei der Würdigung des Lebenswerks des im März verstorbenen langjährigen Vordenkers der Sinn Féin Martin McGuinness an, wobei die Delegierten den Worten des Redners, der frühere stellv. nordirische Regierungschef sei ein “stolzes Mitglied der IRA” gewesen, lang anhaltenden Beifall spendeten.

  Siehe a.:  04.03.17, 06.03.17, 07.03.17, 10.03.17, 18.03.17, 26.03.17, 28.03.17, 29.03.17, 04.04.17, 11.04.17, 13.04.17, 18.04.17, 21.04.17, 28.04.17, 17.06.17, 18.06.17, 19.06.17, 26.06.17, 29.06.17, 02.07.17, 03.07.17, 04.07.17, 05.07.17, 21.08.17, 28.08.17, 31.08.17, 02.09.17, 06.09.17, 11.09.17, 26.09.17, 29.09.17, 15.10.17, 18.10.17, 30.10.17, 02.11.17, 14.11.17

Montag, 20. November 2017

• Der Wachwechsel an der Spitze der Sinn Féin ist seit dem Wochenende eingeläutet, und als klare Favoritin in der Nachfolge von Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams geht die Dublinerin Mary Lou McDonald ins Rennen. Geboren im Mai 1969 in Rathgar, besuchte sie als Schülerin eine teure Privatschule in der City und legte ihre Universitätsexamen am Trinity College Dublin, der Universität von Limerick und der Dublin City University ab. 1998 schloss sie sich zunächst der Fianna Fáil an und wechselte kurz darauf zur Sinn Féin, deren stellvertretende Parteivorsitzende sie seit 2009 ist und für die sie seit 2011 im Parlament den Wahlkreis Dublin Mitte vertritt.

  Sie gilt als rising star der Sinn Féin, als one of the most formidable women in politics, wie sie kürzlich ihre Parteifreundin Carál Ní Chuilín (ehemalige IRA-Aktivistin und bis 2016 nordirische Kulturministerin) nannte. An Ehrgeiz fehlt es ihr nicht. Sollte es “auf dem Parteivorsitz eine Vakanz geben”, hatte sie schon vor zwei Jahren kundgetan, werde sie eine Bewerbung in Erwägung ziehen. Nun ist es soweit.

Sonntag, 19. November 2017

• In seiner mit Spannung erwarteten Rede kündigte Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams gestern Abend seinen Rückzug von der Parteispitze an. Noch vor Weihnachten will der Parteirat über einen Termin für die Einberufung eines Sonderparteitages entscheiden, auf dem seine Nachfolgerin gewählt wird.

  Seit 34 Jahren im Amt, ist der heute 69-jährige nach dem greisen, in der vergangenen Woche vom eigenen Militär entmachteten Staatschef von Simbabwe Robert Mugabe der am längsten amtierende Parteivorsitzende der Welt. Mit dem im März verstorbenen Vordenker der Partei Martin McGuinness, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband, führte er sie aus dem Dasein einer als Arm der IRA geltenden Splitterpartei heraus zur bestimmenden politischen Kraft der Nationalisten Nordirlands und drittstärksten Partei der Republik. Er sei sehr stolz, die Partei seit mehr als dreißig Jahren geführt zu haben, erklärte er bei stehenden Ovationen, doch Führung bedeute auch zu wissen, wann die Zeit für den Wechsel gekommen ist. Diese sei nun da, und so werde er sie nicht mehr in die nächsten Wahlen führen.

• Er könne nachvollziehen, wie sich die Opfer der IRA fühlen, erklärt einige Stunden nach der Ankündigung seines Rücktritts der scheidende Präsident der einst als politischer Arm der IRA gesehenen Sinn Féin. Diejenigen, die während der Troubles getötet wurden, könnten nicht mehr zum Leben erweckt werden, doch könne man nun sicherstellen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Mit dem verstorbenen Martin McGuinness habe er dazu beigetragen einen politischen Wechsel herbeizuführen, nach dem es für niemanden mehr einen Grund gebe, wegen des politischen Konfliktes auf der irischen Insel zu sterben.

Sonnabend, 18. November 2017

• In einer Kehrtwende stimmten die Delegierten gestern Abend auf dem Parteitag der Sinn Féin dafür, nach der nächsten Parlamentwahl gegebenenfalls auch als Juniorpartner in die Regierung einzutreten. Zuvor hatte die stellvertretende Parteivorsitzende Mary Lou McDonald ihre Bereitschaft angekündigt, nach der Wahl mit jeder anderen Partei in Gespräche über die Regierungsbildung einzutreten.

  Bislang allerdings schließen Fine Gael und Fianna Fáil eine Regierungsbeteiligung der Sinn Féin unter ihrer Führung aus. “Es liegt im Interesse von Fianna Fáil und Fine Gael”, meinte dazu der finanzpolitische Sprecher der Sinn Féin Pearse Doherty, “uns aus der Regierung herauszuhalten. Warum? Weil sie dieses Land ihre eigenen, selbstsüchtigen Interesse verfolgend seit fast hundert Jahren fest in der Hand haben. Sie wissen, dass unsere Partei kein Mitglied ihres bequemen Clubs ist, der die Steuern für die Reichen und ihre Spekulanten und Bauunternehmer immer weiter senken will und dabei das Chaos auf dem Wohnungsmarkt und im Gesundheitssystem ignoriert.”

  Und während im Verlauf des heutigen Tages eine Reihe weiterer Punkte auf der Agenda stehen, sieht man mit Spannung der für den Abend angekündigten Rede ihres Präsidenten Gerry Adams entgegen, von der man seinen Rückzug von der Parteispitze erwartet.

Freitag, 17. November 2017

• Bei den Bemühungen, den Klimawandel in den Griff zu bekommen, fällt Irland im 2018 Climate Change Performance Index (KSI Klimaschutz-Index) unter 60 Ländern von Platz 28 im vergangenen Jahr auf Platz 49 zurück und ist damit das schlechteste Land in Europa. Die ersten drei Plätze wurden mangels hinreichender Anstrengungen der Länder nicht vergeben, dann folgen Schweden, Litauen, Marokko, Norwegen und Großbritannien auf den Plätzen vier bis acht. Deutschland, da spielt u.a. die Braunkohle eine Rolle, findet sich auf Platz 22 wieder. Der jährliche Index basiert auf dem Schadstoffausstoß, der Erzeugung erneuerbarer Energie, dem Energieverbrauch und der Klimapolitik eines Landes. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich als PDF-Dokument aus dem Internet herunterladen.
• Der Verlag Peter Rump und seine beiden Autoren Astrid Fieß und Lars Kabel, letzterer auch für seinen Sprachführer Irish-Gälisch Wort für Wort bekannt, stellen heute für einen Leser dieser Nachrichten ein Exemplar ihres Städteführers City|Trip Belfast zu Verfügung.

  Bis zum Karfreitagabkommen von 1998 ein Schauplatz des Nordirlandkonflikts, ist die nordirische Hauptstadt zwar immer noch ein Geheimtipp, zieht aber mit einer vielfältigen Museumslandschaft, irischer Folkmusik in urigen Pubs, trendigen Clubs und erstklassigen Shopping-Möglichkeiten immer mehr Gäste aus aller Welt an. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Museen der Stadt mit seiner faszinierende Architektur zwischen Prachtbauten der viktorianischen Ära und modernen Designtempeln werden ausführlich dargestellt, aber auch weniger bekannte Attraktionen und Viertel kommen dabei nicht zu kurz. Neben einem gedruckten Stadtplan gibt es eine über einen QR-Code abrufbare Gratis-Web-App für Smartphone, Tablet und PC mit einem digitialen Stadtplan und Satellitenansichten passend zum Text sowie Routenführungen zu allen beschriebenen Sehenswürdigkeiten. Weitere Infos zu dem Buch findet man hier auf der Website des Verlags.

  Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Der Reiseführer ist vergeben und geht an einen Leser aus Holtgast, der sich heute um 09.21 Uhr als Erster gemeldet hatte.

Donnerstag, 16. November 2017

• Der Präsident der Society of St Vincent de Paul (SVP) ist verärgert über die Bemerkungen von Taoiseach Leo Varadkar zur Obdach- und Wohnungslosigkeit. Dieser hatte sich vor einigen Tagen dahingehend geäußert, das sie in Irland im internationalen Vergleich nicht sonderlich hoch sei, und der Staatsminister für Wohnungsbau Damien English sich später darüber beklagt, dass das “negative Gerede” in den Medien über die Wohnungslosigkeit der Reputation des Landes schade.

  Die irische Gesellschaft, so gestern Kieran Stafford in seinem Appell, könne nicht und dürfe nicht akzeptieren, das Menschen am Rande der Armut leben. “Aus manchen Kommentaren, die uns derzeit zu Ohren kommen”, ergänzte er, “wissen wir, dass einige Leute uns einzutrichtern versuchen, dass das normal ist. Doch fragt mal eine wohnungslose junge Mutter, die versucht ihr Kind in einem Hostelzimmer, in das sie eingewiesen wurde, großzuziehen, ob sie das auch für normal hält.”

  Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs versuche die SVP Tausenden von Familien zu helfen, denen es schwer fällt genug zu Essen auf den Tisch zu bekommen. “In Irland” fuhr er fort, “leben 139.000 Kinder in dauerhafter Armut, was bedeutet, das an manchen Wochentagen Mahlzeiten ausfallen und sie in ungeheizten Räumen leben.”

  Siehe auch:  08.09.17, 01.10.17, 09.11.17, 12.11.17

Mittwoch, 15. November 2017

• Justizminister Charlie Flanagan kündigt für die kommenden beiden Jahre die Aufnahme von jährlich 600 Flüchtlingen an, darüber hinaus werde er den Zuzug der Angehörigen von 530 bereits in Irland aufgenommenen Flüchtlingen genehmigen. Nach den Worten von Gesundheitsminister Simon Harris erweist sich Irland damit als Ort, an dem Menschen, die durch internationale Konflikte in Not geraten sind, willkommen geheißen werden. “Meine Meinung ist,” fügte er hinzu, “dass dieses Land stets ein mitfühlendes war, und dass die Menschen hierzulande wollen, dass ihre Regierung in ihrer Reaktion auf humanitären Krisen ein solches mitfühlendes Verhalten an den Tag legt.”

  Siehe auch:  23.08.14, 05.09.14, 19.05.15, 29.08.15, 05.09.15, 10.09.15, 20.09.15, 01.06.16, 02.10.16, 03.03.17, 21.10.17

• Das Institut für Ökonomie- und Sozialforschung ESRI sieht keine Hinweise auf eine neue drohende Immobilienblase. Zwar halte man einen Anstieg der Immobilienpreise um 20 % bis zum Jahr 2020 für möglich, doch gebe es weiterhin mehr bezahlbaren Wohnraum als in vielen anderen entwickelten Ländern. So koste eine Doppelhaushälfte in Dublin 4 zwar durchschnittlich € 975.000, in der Grafschaft Longford jedoch nur € 90.000.

Dienstag, 14. November 2017

• Nachdem sich die Parteien Nordirlands seit mehr als einem halben Jahr nicht auf die Bildung einer Regierung einigen konnten, hat der britische Nordirlandminister James Brokenshire – “mit äußerstem Widerwillen”, wie er betont – gestern Abend im Rahmen einer Notverordnung einen nordirischen Staatshaushalt für das laufenden Jahr erlassen, ohne den von Dezember an im öffentlichen Dienst keine Gehälter mehr hätten ausgezahlt werden können. Der Haushalt sieht eine Ausgabenerhöhung um 3,2 % zum Vorjahr vor.

  Derweil fordert der nordirische Abgeordnete im britischen Unterhaus Ian Paisley jr., Sohn des gleichnamigen verstorbenen Parteigründers der DUP, die Aufgaben der nordirischen Regierung britischen Ministern zuzuordnen und damit die Selbstverwaltung des Landes aufzuheben, da aufgrund der Abwesenheit einer Regierung mit einem für den öffentlichen Dienst zuständigen Minister die Beamten des Landes niemandem mehr verantwortlich seien. Dieses Problem sieht der Nordirlandminister auch, doch sehe er, erklärte er gestern Abend, weiterhin die Chance auf eine Übereinkunft zwischen DUP und Sinn Féin, so dass er zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf diesen letzten Schritt verzichten wolle.

  Siehe a.:  04.03.17, 06.03.17, 07.03.17, 10.03.17, 18.03.17, 26.03.17, 28.03.17, 29.03.17, 04.04.17, 11.04.17, 13.04.17, 18.04.17, 21.04.17, 28.04.17, 17.06.17, 18.06.17, 19.06.17, 26.06.17, 29.06.17, 02.07.17, 03.07.17, 04.07.17, 05.07.17, 21.08.17, 28.08.17, 31.08.17, 02.09.17, 06.09.17, 11.09.17, 26.09.17, 29.09.17, 15.10.17, 18.10.17, 30.10.17, 02.11.17

Montag, 13. November 2017

• Die von der Fine Gael geführte Regierung steht als Minderheitsregierung auf wackeligen Beinen. Manch ein Beobachter erwartet im kommenden Jahr Neuwahlen, und so sind zwischen ihr und der sie tolerierenden Fianna Fáil Spannungen unvermeidlich. Am Wochenende traten diese wieder einmal zu Tage, nachdem der Fine-Gael-Vorsitzende Leo Varadkar der Fianna Fáil vorwarf, sie würde im Falle von Neuwahlen eine Koalition mit der Sinn Féin in Erwägung ziehen, worauf ihn einer ihrer Sprecher mit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump verglich:

  “Die Bemerkung des Taoiseach kann man bestenfalls als spitzbübisch bezeichnen”, erklärte ihr Abgeordneter Stephen Donnelly. “Ich hoffe, dass er nicht als ‘Trump Lite’ in Erscheinung tritt, wenn es um den Umgang mit Fakten geht. Es ist in Ordnung, wenn ein Regierungschef anderen Parteien etwas vorwirft, doch ist es es keineswegs in Ordnung, wenn er jetzt zu spinnen beginnt. Es ist nicht erforderlich, dass die Öffentlichkeit mit den Ansichten eines Taoiseach übereinstimmt, doch sollte sie sich gewiss sein, dass er selbst glaubt, was er sagt.”

• Mit der Zahlungsmoral der Volksvertreter, die an den Sitzungstagen in der Bar des Parlaments für Getränken und Mahlzeiten anschreiben können, ist es auch weiterhin nicht gut bestellt. Erst kürzlich hatte die Parlamentsverwaltung offene Rechnungen von Abgeordneten in Höhe von € 5.500 mangels einer realistischen Chance, das Geld eintreiben zu können, abgeschrieben. Ende August, heißt es heute, seien Rechnungen in Höhe von mehr als € 31.000 offen gewesen, wobei es einem einzelnen Abgeordneten gelungen sei, an den nur acht Sitzungstagen in diesem Sommer in der Bar eine Rechnung von € 1.200 auflaufen zu lassen. (s.a. 01.08.17)

Sonntag, 12. November 2017

• Der Fine-Gael-Vorsitzende und Regierungschef Leo Varadkar verteidigt den kontroversen Plan seiner Partei, die Höhe von Sozialleistungen wie Arbeitslosen-, Eltern- und Krankengeld, für die es bislang einen Festbetrag gibt, an die Höhe der von den Betroffenen zuvor geleisteten Versicherungsbeiträge zu koppeln, wobei er unter anderem auch auf das deutsche Sozialversicherungssystem verweist.
• Nach Ansicht von Taoiseach Leo Varadkar wird in Wohnungskrise im Land zu sehr dramatisiert. Zwar sei die Zahl der Wohnungslosen in den letzten Jahren gestiegen, gesteht er ein, doch die Lage in anderen Ländern deutlich schlechter. “Nach internationalen Standards hat Irland verglichen mit unseren Nachbarländern weiterhin mit die geringste Wohnungslosigkeit”, so der Regierungschef, “wir können dies statistisch beweisen. Das ist eine gute Sache für Irland, aber noch besser ist, dass wir die sie in den vor uns liegenden Jahren wieder reduzieren wollen.”

  Siehe auch:  08.09.17, 01.10.17, 09.11.17

Sonnabend, 11. November 2017

• Die Verhandlungen über die Rahmenbedingungen des Austritts des Vereinigten Königreiches aus der EU, von dem Irland wegen seiner offenen Grenze zu Nordirland besonders betroffen ist, sind festgefahren. Doch trifft die Darstellung der britischen Regierung, dass die bei der Europäischen Union eingereichte Ankündigung laut EU-Recht nicht zurückgenommen werden kann, tatsächlich zu?

  Nein, sagt der ehemalige britische Botschafter bei der Europäischen Union John Kerr, der den Artikel 50, der das Verfahren beim Ausstieg eines Mitgliedslandes regelt, maßgeblich mitgestaltet hatte. Hier führe sie das Volk und die Abgeordneten in die Irre, wirft er der britischen Premierministerin Theresa May vor, denn nach dem Artikel sei eine Rücknahme des Ausstiegsantrags in jeder Phase der Verhandlungen möglich.

  Siehe auch:  19.09.16, 15.03.17, 30.04.17, 31.05.17, 27.06.17, 06.07.17, 25.07.17, 16.08.17

Freitag, 10. November 2017

• Die Posse ist beendet. “It’s off”, informierte der parteilose Verkehrsminister Shane Ross gestern Abend die Öffentlichkeit in einer knappen Stellungnahme über den irischen Rundfunksender RTÉ, er und die gleichfalls für die Allianz unabhängiger Abgeordneter im Kabinett vertretenen Minister John Halligan (Staatsminister für Berufsbildung) und Finian McGrath (Staatsminister für Behinderte) hätten ihre geplante Friedensmission nach Nordkorea abgesagt. (s.a. 03.11.17, 06.11.17)
• Im Rahmen der Haushaltsberatungen hat die Regierung einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem ab 2018 die dem öffentlichen Dienst während der Wirtschaftskrise auferlegten Gehaltskürzungen bis 2022 rückgängig gemacht werden. Für alle, die weniger als € 70.000 verdienen, soll dies im Oktober 2020 abgeschlossen sein, für Einkommen zwischen 70.000 und 150.000 Euro im Jahr darauf und für Einkommen darüber im Juli 2022.

  Dies bedeutet für das Gehalt der Abgeordneten eine Erhöhung ihres jährlichen Grundgehalts von derzeit € 89.965 auf € 93,599 im Januar 2018 und in mehreren Stufen eine letzte Erhöhung auf € 98,113 im Oktober 2020, womit ihre Gehälter wieder auf dem Stand von vor der Rezession sind.

Donnerstag, 9. November 2017

• Der irische Staat hat einem gerichtlichen Vergleich zugestimmt, einer Frau, die für einen Schwangerschaftsabbruch nach Großbritannien reisen musste, für das dadurch erlittene psychische Trauma einen Schadenersatz in Höhe von € 30.000 zu zahlen. Dem ungeborenen Kind war eine unheilbare Gehirn-Missbildung diagnostiziert worden, doch irische Kliniken hatte sich mit Verweis auf die Verfassung geweigert, eine Abtreibung vorzunehmen. Dass ihr im eigenen Land keine Hilfe angeboten wurde, war vom UN-Menschenrechtskomitee als “grausam, inhuman und entwürdigend” eingestuft worden.

  Es handelte es sich um den bislang zweiten Fall, dass der Staat eine solche Entschädigung zahlen musste. Das Urteil könne nun zu Folge haben, hieß es gestern bei einer Anhörung vor einem Ausschuss des irischen Parlaments, der über eine Volksabstimmung zur Abschaffung dieses Verfassungsartikels berät, dass der Staat mehreren tausend weiteren Betroffenen eine Entschädigung zahlen muss.

  Siehe auch:  09.07.16, 24.09.16, 08.10.16, 25.12.16, 23.04.17, 25.04.17, 06.05.17, 20.08.17, 03.09.17

• Laut einer Information der Vorsitzenden des irischen Kinderschutzbundes ist die Wohnungslosigkeit unter Familien mit Kindern in den letzten drei Jahren mit 287 % so stark wie in keinem anderen europäischen Land gestiegen. Ein Drittel aller Wohnungslosen sind mittlerweile Kinder und Jugendliche, und “Irland könne sich rühmen, als einziges Land nicht verpflichtet zu sein, seinen Kindern eine Wohnung zu garantieren”. Von den 200 Kindern, die an dem Tag geboren wurden, an dem ihre Rechte in die Verfassung aufgenommen wurden, seien nur 160 als ‘Bürger erster Klasse’ auf die Welt gekommen, während den anderen letztlich nur das ‘Recht’ zugebilligt wurde, sich in eine Schlage zum Erhalt der ihnen versprochenen Leistungen einzureihen, die dann niemals kamen, fügte der Vorsitzende von Barnardos Fergus Finley im Rahmen der Veranstaltung hinzu.

  Siehe auch:  08.09.17, 01.10.17

Mittwoch, 8. November 2017

• Ein Reisebuch, das zu einem Klassiker geworden ist, hole ich aus der ‘Verschenkkiste’, Irland – Heimat der Regenbogen, das Irland des Weltenbummlers A.E. Johann.

  “Also mietete ich mir ein kleines Haus in den Bergen von Connemara, denn es verdroß mich mit der Zeit, in Hotels und Gasthäusern ein unpersönliches und beengtes Dasein zu früheren …” beginnt der Autor den Bericht über seine Irlandreise nur wenige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Dieses kleine Haus war das ehemalige Gärtnerhaus von Kylemore Abbey am sonnigen Westhang des Doughuragh, das die Nonnen seinerzeit – wir schreiben das Jahr 1951 – an Touristen vermieteten. Humorvoll und anschaulich schildert A. E. Johann ‘sein Irland’, seine Landschaften, Sagen und Legenden und seine Menschen, an denen er unmittelbaren Anteil nimmt.

  Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1953, bei der hier vorliegenden handelt es sich um eine Neuausgabe aus dem Jahr 1985. Der Text blieb, soweit es meine Stichproben zeigten, unverändert, die ursprünglichen Schwarz-Weiß-Fotos wurden jedoch in vielen Fällen durch (andere) Farbfotos ersetzt. Das Buch ist sauber und einwandfrei, nur der ursprünglich einmal vorhandene Schutzumschlag fehlt.

  Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 41539 Dormagen, der sich heute um 13.24 Uhr als Erster gemeldet hatte.

Dienstag, 7. November 2017

• Erneut streiken heute die Eisenbahner, um ihrer Forderung nach einer Gehaltserhöhung um 3,75 % – die erste seit fast zehn Jahren – Nachdruck zu verleihen. Weitere drei Streiktage sind noch vor Weihnachten angekündigt, und sollte die Bahn dann nicht einlenken, erwägt die Gewerkschaft SIPTU Arbeitsniederlegungen über die Weihnachtstage. Nach Ansicht von Taoiseach Leo Varadkar sollten Gehaltserhöhungen warten, bis dringend notwendige Investitionen in die Fahrzeugflotte und das Schienennetz erfolgt sind, doch ist nicht anzunehmen, dass sich die Angestellten davon beeindrucken lassen.

  Siehe auch:  08.06.17, 29.08.17, 04.09.17, 20.10.17, 22.10.17, 27.10.17, 01.11.17

• Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung The Guardian hat Apple nach der Verschärfung der irischen Steuergesetze den größten Teil seines bisher unversteuerten Auslandsguthaben aus Irland abgezogen und auf die Kanalinsel Jersey verlagert. Nach Auskunft von Apple, habe ‘die neue Struktur’ weder zu Folge, dass man in irgendeinem Land weniger Steuern zahle als bisher, noch verringere sich dadurch die Steuerlast in den Vereinigten Staaten. Weiter heißt es in der Stellungnahme: “In der Debatte über Apples Steuer geht es nicht darum, wie viel wir zahlen, sondern wo wir sie zahlen.” Doch fragt sich nun manch einer, ob der mögliche Rückzug vom geplanten neuen Datenzentrum in Irland in einem Zusammenhang damit steht.

Montag, 6. November 2017

• Er sei nicht der Hüter seiner Minister, erklärte heute Taoiseach Leo Varadkar, nachdem seine drei parteilosen Minister (auf deren Unterstützer seine Regierung angewiesen ist) in einer selbsternannten Friedensmission nach Nordkorea reisen wollen. Es sei nicht seine Aufgabe zu kontrollieren, was Minister als Privatleute unternehmen, ergänzte er und fuhr fort: “Ich kann nur betonen, dass es keine Regierungsmission in Nordkorea gibt, und der Außenminister hat das klar und deutlich zum Ausdruck gebracht. Doch bin ich nicht der Hüter von irgendeinem meiner Minister, und wenn sie jetzt nach Nordkorea reisen wollen, werde ich nicht irgendjemanden zum Flugplatz schicken, um sie dort festzuhalten, doch handelt es sich gewiss nicht um eine Regierungsdelegation.” (s.a. 03.11.17)

Sonntag, 5. November 2017

• Was machen die Iren am Wochenende? Fast ein Drittel von ihnen denkt sich nach einer im Irish Examiner veröffentlichten Umfrage Erlebnisse aus, um die Arbeitskollegen am Montag damit zu beeindrucken. Der Hauptgrund dafür sei, nicht als Langweiler empfunden zu werden, während ein Viertel angab, sich einen Spaß erlauben zu wollen. Mit Sin mo scéal is má tá bréag ann, bíodh! beendeten die irischen Geschichtenerzähler in alten Zeiten ihre Berichte, und das mag auch für die Erzähler der Neuzeit gelten: Dies ist meine Geschichte, und findest du eine Lüge darin, so darfst du sie behalten!

  Nach dem weiteren Ergebnis der Umfrage liegt die Lieblingsbeschäftigung der Iren am Wochenende darin, “durch die sozialen Medien zu scrollen”, und ein Drittel nutzt den Sonntag, um endlich einmal auszuschlafen.

Sonnabend, 4. November 2017

• Zweifel kommen auf, ob aus dem vor mehr als zwei Jahren angekündigten Bau von Apples europäischen Datenzentrum zwischen Athenry und Oranmore in der Grafschaft Galway wirklich etwas wird. Nach einem Gespräch zwischen Taoiseach Leo Varadkar und dem Apple-Vorstandsvorsitzenden Tim Cook teilt der irische Regierungschef der Presse mit, er habe von diesem erfahren, dass das 850-Millionen-Euro Projekt nicht länger auf der Dringlichkeitsliste stehe und weder ein Datum für den Baubeginn noch eine definitive Bestätigung bekommen, dass es tatsächlich realisiert wird.

  Siehe auch:  23.02.15, 06.11.16, 14.10.17

Freitag, 3. November 2017

• Der Staatsminister für Berufsbildung John Halligan macht erneut von sich reden und erklärt, mit seinen gleichfalls parteilosen Kollegen Finian McGrath (Staatsminister für Behinderte) und Shane Ross (Verkehrsminister) in einer ‘Friedensmission’ zum nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un reisen zu wollen, um die nukleare Bedrohung einzudämmen. Er habe an die nordkoreanische Botschaft in London geschrieben, bislang aber noch keine Antwort erhalten.

  In einer ersten Reaktion teilt das Außenministerium mit, die Regierung werde keinen Besuch einer parlamentarischen Delegation in Nordkorea unterstützen. Außenminister Simon Coveney habe “mit Minister Halligan gesprochen”, und in der kommenden Woche werde man ihn eingehend über in Nordkorea informieren. Die Opposition ist hellauf begeistert über die Posse und reißt ihre Witze.

Donnerstag, 2. November 2017

• Der Vorsitzende der Green Party Nordirlands Steven Agnew fordert den britischen Nordirlandminister James Brokenshire auf, die Gehälter der im März gewählten nordirischen Abgeordneten, die wegen des Streits um die Regierungsbildung ihre Arbeit noch nicht aufgenommen haben, drastisch zu kürzen – wohl auch, um damit weiteren Druck auf die sich streitenden Parteien auszuüben. Nach dessen Auskunft geht das nur über Gesetzgebungsverfahren im britischen Unterhaus; ob und wie ein solches auf den Weg gebracht werden kann, müsse rechtlich erst noch geklärt werden, wozu er momentan den Rat unabhängiger Experten einhole.

  Siehe a.:  04.03.17, 06.03.17, 07.03.17, 10.03.17, 18.03.17, 26.03.17, 28.03.17, 29.03.17, 04.04.17, 11.04.17, 13.04.17, 18.04.17, 21.04.17, 28.04.17, 17.06.17, 18.06.17, 19.06.17, 26.06.17, 29.06.17, 02.07.17, 03.07.17, 04.07.17, 05.07.17, 21.08.17, 28.08.17, 31.08.17, 02.09.17, 06.09.17, 11.09.17, 26.09.17, 29.09.17, 15.10.17, 18.10.17, 30.10.17

Mittwoch, 1. November

• Seit Mitternacht befinden sich die in der Gewerkschaft SIPTU organisierten Angestellten der irischen Eisenbahn in einem 24-stündigen Streik, von dem geschätzt 155.000 Reisende und Berufspendler betroffen sind. Mehr als 1.900 ihrer Mitglieder bilden vor mehr als 30 Bahnhöfen Reihen von Streikposten, um ihre Forderung nach einer Gehaltserhöhung von 3,75 % durchzusetzen, wobei sie darauf verweisen, dass sie seit fast zehn Jahren keine Lohnerhöhung mehr bekommen haben und die Lohnkosten der Bahn in dieser Zeit durch Personaleinsparungen um 22 % gesunken sind.

  Siehe auch:  08.06.17, 29.08.17, 04.09.17, 20.10.17, 22.10.17, 27.10.17

• Ryanair-Passagiere sind geduldig, und so schafft es das Management es einfach nicht, sie zu verprellen. Trotz der Streichung von mehreren zehntausend Flügen bis in den nächsten Sommer hinein, von denen rund 700.000 Passagiere betroffen sind, ist die Fluggesellschaft auf dem Weg zu einem Rekordgewinn von 1,4 bis 1,45 Milliarden Euro im laufenden Jahr. (s.a. 06.10.17, 10.10.17)