Nachrichten aus Irland

Mai 2017

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Mittwoch, 31. Mai 2017

Der Vorsitzende der nordirischen SDLP Colum Eastwood schließt sich der Forderung der Sinn Féin an und fordert nach einem Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union eine Volksabstimmung über den Anschluss Nordirlands an die Republik. Eine solche Volksabstimmung kann der britische Nordirlandsekretär nach dem Karfreitagsabkommen einleiten, wenn er den Eindruck hat, dass in der Bevölkerung ein Stimmungsumschwung eingetreten ist.
In Nordirland hatten im vergangenen Sommer 56 % der Wähler für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt. Nachdem die Europäische Union Ende April klargestellt hatte, dass ein vereinigtes Irland ohne neue Verhandlungen automatisch Mitglied der EU wird, setzen Sinn Féin und SDLP bei einem Referendum auf die Stimmen aller EU-Befürworter unabhängig davon, welchem Lager sie jetzt angehören. “Damit geht es bei einem Referendum über die Wiedervereinigung nicht mehr um irischen Nationalismus”, erkärte der SDLP-Vorsitzende, “sondern um pro-europäischen Internationalismus. […] Ich denke, dass so der Weg bereitet ist es zu gewinnen und wir eines durchführen sollten, sobald sich der Staub des Brexit gesetzt hat.”

Die Regierung der Republik Irland weist solche Forderungen gegenwärtig zurück. Nach Ansicht von Taoiseach Enda Kenny sind die Bedingungen für ein Referendum derzeit nicht gegeben. Ob das damit zusammenhängt, dass Nordirland ein ‘Zuschussbetrieb’ ist und nur mit erheblichen Zahlungen aus London, die dann von Dublin übernommen werden müssten, die Leistungen für die Bürger und die Gehälter im öffentlichen Dienst finanzieren kann, sei dahingestellt. In eine Umfrage der Irish Times befürworteten 68 % der Bevölkerung der Republik eine Wiedervereinigung nur unter der Voraussetzung, dass sie nichts kostet und die Steuern in der Folge nicht erhöht werden.

Siehe auch: 19.09.16, 15.03.17, 30.04.17

Dienstag, 30. Mai 2017

Die Kontroverse um die Trägerschaft der geplanten neuen nationalen Geburtsklinik scheint aus der Welt zu sein, nachdem die Sisters of Charity gestern bekannt gaben, sich vollständig aus der St. Vincent’s Healthcare Group (SVHG), auf deren Gelände der Neubau entsteht, zurückzuziehen, um sie in eine neue gemeinnützige Trägergesellschaft zu überführen, in der sie nicht involviert sind. Indem sich der Orden nach 183 Jahren von seinen unter dem Dach der SVHG operierenden Krankhäusern trennt, verlieren in ihnen auch die auf dem Kanonischen Recht der katholischen Kirche beruhenden ethischen Richtlinien (z.B. bezüglich Schwangerschaftsabbrüchen) ihre Gültigkeit.
Der wegen des Einfluss des Ordens zurückgetretene frühere Vorsteher der nationalen Geburtsklinik Dr. Peter Boylan sieht in dem freiwilligen Rückzug des Ordens aus dem Gesundheitssystem eine nachträgliche Rechtfertigung für sein Verhalten und nennt ihn “großzügig und ehrenwert”. Gesundheitsminister Simon Harris spricht von einer begrüßenswerten “historischen Entscheidung”, die genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen und von signifikanter Bedeutung für die Reform des Gesundheitssystems sei.

Siehe auch: 11.03.17, 14.03.17, 20.03.17, 19.04.17, 24.04.17, 27.04.17, 02.05.17

Montag, 29. Mai 2017

Nach den Meinungsumfragen vom Wochenende wird darüber spekuliert, ob der künftige Parteichef der Fine Gael, mag er nun Leo Varadkar oder Simon Coveney heißen, durch eine kompromisslose Haltung gegenüber der die Regierung duldenden Fianna Fáil nach seiner Wahl vorgezogene Neuwahlen herbeiführen wird, um die Gunst der Stunde nutzend aus der Minderheits- eine Mehrheitsregierung der Fine Gael zu formen. Zwar hatten beide dies zuvor ausgeschlossen, doch könnte, so meinen einige Kommentatoren, das Verlangen in der Partei nach einer vom Wohlwollen der Fianna Fáil unabhängigen Regierung so groß werden, dass sie sich dem nicht verweigern wollen.
Siehe a.: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17, 03.05.17, 18.05.17, 19.05.17, 20.05.17, 24.05.17, 25.05.17, 26.05.17
Aus der Verschenkkiste gibt es heute einen Band mit Erzählungen des 1934 in Dublin geborenen und im Jahr 2006 verstorbenen Schriftsteller John McGahern. Sie erschienen unter dem Titel Die Bekehrung des Willam Kirkwood 1996 im Steidl Verlag.
Zum Inhalt ein paar Zeilen, extrahiert aus dem Klappentext: “Die großen Gefühle und Träume sind den Helden seiner Erzählungen längst abhanden gekommen. Seine Geschichten (er wuchs in der Grafschaft Roscommon auf und lebte später in Leitrim) sind Reisen ins innere Irland, fernab der bevölkerten Touristenrouten, idyllischen Cottages und melancholischen Landschaften. Sie erzählen vom irischen Alltag, von Dorfschullehrern, Pubs und der Hasenjagd, von Farmern, Polizisten und Geistlichen, von Vätern und Söhnen und der Liebe unter einem Regenschirm. Seine Helden lieben den Klatsch über den Nachbarn, der sich vergeblich zu erhängen versucht hatte, sind aber wortkarg, wenn es über ihre eigenen Empfindungen geht. Die Sinnlosigkeit eines Lebens, dass sich in endlosen Wiederholungen erschöpft, wird dann nach einigen Pints Guinness auf den Punkt gebracht: Wenn man darüber nachdenkt, ist das Leben ein Witz, und wenn man es spürt, ist es eine Tragödie.” Die Erzählungen wurden den ‘The Collected Stories’ aus dem Jahr 1992 entnommen und von Hans-Christian Oeser ins Deutsche übersetzt.

Das bis auf einen Eintrag auf der Titelseite neuwertige Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 97834 Birkenfeld, der sich heute um 13.22 Uhr als Erster gemeldet hatte.

Sonntag, 28. Mai 2017

Eine Fine Gael ohne Enda Kenny an der Spitze scheint für die Wähler attraktiver zu sein als die Partei mit ihm. Derweil sich in den vier Diskussionsveranstaltungen der vergangenen Woche die beiden Kandidaten um seine Nachfolge als Parteiversitzender und Regierungschef gegenseitig an die Kragen gingen, stiegen die Aktien der Fine Gael beim Wähler. In einer heute in der Sunday Business Post veröffentlichten Umfrage gewann sie verglichen zur letzen Umfrage fünf Prozent und ist nun mit 29 % wieder die beliebteste Partei, während die Fianna Fáil um sieben Prozentpunkte auf 21 % zurückfiel. Auf Platz drei fiel die Sinn Féin von 18 % in der letzten Umfrage auf nunmehr 15 % zurück.

Sonnabend, 27. Mai 2017

Als Vorsitzende der neu eingerichteten Kommission zur Reform des irischen Polizeiwesens traf Anfang der Woche aus den USA die Polizeipräsidentin von Seattle Kathleen O’Toole ein. Von 2006 bis 2012 stand sie an der Spitze des Garda Inspectorate und war zuvor Mitglied der Patten Kommission, die 1998 das nordirische Polizeiwesen durchleuchtete. Der Bericht der Kommission soll im September 2018 vorgelegt werden, die Bekanntgabe eines Zwischenstands ist nicht vorgesehen.
In einer ersten Einschätzung versuchte sie, Druck von der irischen Polizeipräsidentin zu nehmen. Es sei an der Zeit damit aufzuhören, sich in der Debatte um Missstände in der Polizei auf Personen einzuschießen, erklärte sie. Es mache keinen Unterschied, ob Nóirín O’Sullivan oder sonst jemand an ihrer Spitze stehe, der gesamte Führungsstab habe einen Giftkelch geerbt. Mit dem Finger auf Personen zu zeigen helfe dabei nicht weiter. Die Ursachen der Vertrauenskrise in die Polizei seien nicht in der Polizeipräsidentin begründet, sondern in ihren Strukturen, die dringend einer grundlegenden Reform bedürften.

Siehe auch: 28.03.17, 29.03.17, 01.04.17, 14.04.17, 09.05.17, 12.05.17, 13.05.17, 16.05.17

Freitag, 26. Mai 2017

Der Ton zwischen den beiden Kandidaten um die Nachfolge Enda Kennys, die bis vor einer Woche noch gemeinsam als Ministerkollegen die Kameras lächelten, wird härter und persönlicher. So machte Sozialminister Leo Varadkar in einer gestrigen Diskussionsrunde in Dublin deutlich, dass er seinem Konkurrenten Simon Coveney nicht zutraut, den Posten des Regierungschefs auszufüllen, und warf ihm vor, als Wohnungsbauminister seine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben.
Dieser verwies auf den ‘unerledigten Job’, den Leo Varadkar vor einem Jahr als Gesundheitsminister hinterlassen habe. Zugleich zeigte er sich überzeugt, in den nächsten Tagen hinreichend viele Grafschaftsräte und funktionslose Parteimitglieder auf seine Seite zu bekommen, um Leos vermeintlich uneinholbaren Vorsprung unter den 73 Mitgliedern der Parliamentary Party, deren Votum mit 65 % gewichtet wird, auszugleichen.

Siehe a.: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17, 03.05.17, 18.05.17, 19.05.17, 20.05.17, 24.05.17, 25.05.17
Der Klimawandel macht sich in Irland bemerkbar, und so verzeichnete gestern Malin Head als nördlichster Punkt der Insel mit über 25,1 Grad den wärmsten Tag in einem Monat Mai, seit dort im Jahr 1885 mit den Aufzeichnungen begonnen wurde.

Donnerstag, 25. Mai 2017

Die Kandidaten für den Vorsitz der Fine Gael haben dargestellt, wie sie als Regierungschef die künftige Politik gestalten wollen. Dabei mag das Vorhaben von Sozialminister Leo Varadkar, in einer von ihm geführten Regierung Arbeitnehmern, die in für die Gesellschaft lebenswichtigen Bereichen arbeiten, das Streikrecht zu nehmen, bei von Streiks betroffenen Bürgern zwar gut ankommen, nicht jedoch bei den Arbeitnehmern in diesen Bereichen. So kritisiert die Gewerkschaft Unite den Plan postwendend als “arbeitnehmerfeindlich und undemokratisch” und kündigt an, in dem Fall nicht mehr mit dem Labour Court als Schlichtungsstelle zusammenzuarbeiten. In die gleiche Kerbe schlagen die Gewerkschaften der irischen Polizei.
Auch die oppositionelle, die Minderheitsregierung bislang tolerierende Fianna Fáil sagt “mit uns nicht” und spricht von einer “windigen und unsoliden Idee”. Man sei bereit, die Regierung gemäß dem vor einem Jahr geschlossenen Abkommen weiter zu dulden, doch sollte der neue Regierungschef auf einen solchen Plan bestehen, werde man die Tolerierung aufkündigen sei bereit für Neuwahlen.

Siehe a.: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17, 03.05.17, 18.05.17, 19.05.17, 20.05.17, 24.05.17

Mittwoch, 24. Mai 2017

Wieder einmal warnen das Radiological Protection Institute (RPII) und Wissenschaftler des Dubliner Trinity College die Bevölkerung, die Luft in ihren Wohnräumen auf Radon-Belastung überprüfen zu lassen und sie ggf. gegenüber dem Erdreich abzudichten.
Radon ist ein natürlich vorkommendes, radioaktives, aus dem Erdreich entweichendes Gas, das die Entstehung von Lungenkrebs fördert und mit rund 250 Sterbefällen pro Jahr für mehr Tote als der Straßenverkehr verantwortlich ist. Irland hat in Wohnräumen europaweit die höchste Radonbelastung, weltweit liegt es an achter Stelle. 460.000 Menschen in der Republik, dies sind zehn Prozent der Bevölkerung, leben laut Prof. Quentin Crowley vom Trinity College in Wohnungen, in den die Radonbelastung den Referenzwert überschreitet und sind der Gefahr ausgesetzt, durch das Gas in ihren Wohnräumen Lungenkrebs zu bekommen. Eine neue, von der Hochschule publizierte Risikokarte zeigt die Regionen, in denen aufgrund der geologischen Bedingungen besonders hohe Radon-Emissionen aus dem Erdreich zu erwarten sind.

Siehe a.: 14.11.02, 14.05.04, 22.02.05, 21.06.05, 25.06.06, 20.09.07, 04.03.08, 29.07.08, 14.12.08, 25.01.10, 17.09.10, 17.06.11, 24.11.12, 17.02.14, 06.07.14, 07.11.15
Die Fianna Fáil warnt den künftigen Vorsitzenden der Fine Gael, dass das vor einem Jahr geschlossene, bis Ende 2018 geltende Abkommen zur Duldung der Minderheitsregierung unter einem neuen Regierungschef nur Bestand haben wird, wenn die politische Ziele der neuen Regierung im Rahmen dieser Vereinbarung bleiben. Jede Abweichung davon erfordere eine Neuverhandlung des Abkommens.
Siehe a.: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17, 03.05.17, 18.05.17, 19.05.17, 20.05.17

Dienstag, 23. Mai 2017

Nach den in den Gewerkschaften SIPTU und UNITE organisierten Angestellten von Bus Éireann haben nun auch die Mitglieder der Gewerkschaft NBRU nach insgesamt 21 Streiktagen den Kompromissvorschlag des Labour Courts mit einer Zweidrittelmehrheit akzeptiert, womit ein monatelanger Arbeitskampf beendet ist. Man werde den Streik aber wieder aufnehmen, sollte die Busgesellschaft die Empfehlungen umsetzen, ohne den Ablauf mit den Gewerkschaften abzustimmen.
Akzeptiert wurden unter anderem der Abbau von 200 Arbeitsplätzen auf der Grundlage eines freiwilligen Ausscheidens sowie Gehaltskürzungen von 10 % bei Jahreseinkommen über € 60.000. Ohne diese Maßnahmen, hatte das Management argumentiert, werde die Gesellschaft bis zum Herbst zahlungsunfähig sein.

Siehe a.: 22.09.16, 07.12.16, 14.01.17, 19.01.17, 26.01.17, 03.02.17, 16.02.17, 16.03.17, 24.03.17, 27.03.17, 30.03.17, 31.03.17, 07.04.17, 15.04.17

Montag, 22. Mai 2017

Heute beginnen die Verhandlungen zwischen Vertretern der Gewerkschaften und der Regierung über ein neues Gehaltsabkommen für die rund 300.000 Angestellte des öffentlichen Dienstes. Derzeit liegen die Lohnkosten bei rund € 16 Mrd. im Jahr. Zu den wesentlichen Forderung der Gewerkschaft dürfte die Rücknahme von Kürzungen bei den Einkommen und Pensionen sein, die ihren Mitgliedern nach dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise auferlegt worden waren. Ursprünglich waren zwei Wochen für die Gespräche angesetzt, doch angesichts des sich anbahnenden Führungswechsels an der Spitze der Fine Gael und der Regierung dürfte der Zeitrahmen kaum zu halten sein.
Von der Biennale (Weltausstellung der bildenden Kunst) in Venedig kommend traf Staatspräsident Michael D. Higgins heute Vormittag zu einer privaten Audienz mit Papst Franziskus im Vatikan ein. Zu den Gesprächsthemen gehörten, wen wundert’s in diesen Tagen, Wochen und Jahren, der Klimawandel, die Flüchtlingskrise und Fragen des sozialen Zusammenhalts der Gesellschaft.
Im Sommer nächsten Jahres will der Papst anlässlich des alle drei Jahre stattfindenden, Weltfamilientreffens, mit dessen Organisation er 2018 den Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin betraut hatte, nach Irland kommen. Für die Durchführung der sechstägigen Veranstaltung sucht die katholische Kirche Irlands noch 3.000 Freiwillige sowie Familien rund um Dublin, die den Teilnehmern aus aller Welt für die Zeit des Festivals eine Unterkunft zu Verfügung stellen.

Sonntag, 21. Mai 2017

Blonde Menschen haben es in den Zeiten eines amerikanischen Staatspräsidenten Donald Trump schwer, vor allem wenn sie Politiker sind. In einem Zeitungsinterview gebeten, die nordirische Chefin der Sinn Féin Michelle O’Neill mit einem Wort zu charakterisieren, antwortete die DUP-Vorsitzende Arlene Foster: “blond”. Und dabei blieb es auf unionistischer Seite nicht. Auf einer Versammlung des Oranierordens griff dies gestern ein Pfarrer der Church of Ireland auf, und ulkte, es sei immerhin besser, wenn die Sinn Féin Wasserstoffperoxid zum Färben von Haaren statt zur Herstellung von Bomben zu verwende. Das brachte nicht nur die Sinn Féin in Rage, und seither macht in Nordirland der Begriff ‘blondegate’ die Runde.

Sonnabend, 20. Mai 2017

Seit heute stehen die beiden Kandidaten um die Nachfolge Enda Kennys als Vorsitzender der Fine Gael auch offiziell fest, und nachdem Sozialminister Leo Varadkar in den vergangenen Wochen gegenüber Wohnungsbauminister Simon Coveney ins Hintertreffen zu kommen schien, ist er nun der ‘Frontrunner’. Von den 73 Mitgliedern der Parlamentiary Party, deren Votum bei der Kür des neuen Vorsitzenden mit einem Gewicht von 65 % berücksichtigt wird, haben sich bislang 45 für ihn erklärt und nur 20 für Simon Coveney. Dazu mag beigetragen haben, dass der Partei in den Meinungsumfragen mit dem bisherigen Sozialminister an der Spitze bei einer Neuwahl des Parlaments höhere Erfolgschancen eingeräumt werden als mit seinem Konkurrenten.
Zwar geht Leo Varadkar davon aus, dass der neue Parteivorsitzenden der Fine Gael vom Parlament auch zum Regierungschef gewählt zu wird, doch ist das nur möglich, wenn die oppositionelle Fianna Fáil das vor einem Jahr geschlossene Abkommen zur Tolerierung der Minderheitsregierung nicht aufkündigt. Unabhängig davon beginnt er sich vom bisherigen FG-Vorsitzenden und Regierungschef zu emanzipieren. Sollte er Taoiseach werden, so der Sozialminister in einer 15-minütigen Erklärung zum Start seiner Kampagne, werde sein Vorgänger Enda Kenny keine offizielle Rolle z.B. als ‘Brexit Minister’ in seinem Kabinett wahrnehmen.

Siehe a.: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17, 03.05.17, 18.05.17, 19.05.17
Der 1952 mit Maureen O’Hara und John Wayne gedrehte Film The Quiet Man hat, auch wenn die Handlung in Kerry spielt, an den ehemaligen Drehorten in den Grafschaften Mayo und Galway bis heute seine Spuren hinterlassen. Da gibt es einen Quiet Man Strand, ein Quiet Man Cottage und eine Quiet Man Bridge, und mehr als sechs Jahrzehnte, nachdem die beiden Hauptdarsteller auf der Bahnstation von Ballyglunin – im Film ‘Castletown’ und in der Realität auf halbem Weg zwischen Athenry und Tuam – erschienen, hat sich dort eine Bürgerinitiative gegründet, um den vom Zerfall bedrohten Bahnhof an der stillgelegten Strecke von Limerick nach Sligo als Kulturzentrum und Touristenattraktion zu bewahren. Am Donnerstag startete man mit einem Konzert bekannter Musiker eine Crowdfunding-Intinitative, um zunächst einmal 30.000 Euro für ein neues Dach der Quiet Man Railway Station zusammenzubekommen.
Die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahr 1860, als die Familie Blake im nahegelegenen Ballyglunin Park residierte. Man sagt, dass Robert Blake seine Abendmahlzeiten im Dubliner Shelbourne Hotel zubereiten und per Eisenbahn in mit Heu gefüllten Boxen zu dieser Bahnstation liefern ließ. Später wurde der Bahnhof durch die Great Southern and Western Railway Company erworben und ging dann in den Besitz der staatlichen irischen Eisenbahn über, die die Strecke in den 1980er Jahren stilllegte.

Freitag, 19. Mai 2017

Nach dem Rücktritt Enda Kennys vom Vorsitz der Fine Gael, den er seit 2002 innehatte, wird am 2. Juni sein Nachfolger gewählt, der – sollte die die Regierung duldende oppositionelle Fianna Fáil mitspielen – in der Folge auch neuer Regierungschef wird.
Bei der Wahl des Parteivorsitzenden gibt es drei Gruppen von Wahlberechtigten, deren Stimmen unterschiedlich gewichtet werden. Die kleinste, wichtigste und einflussreichste Gruppe bilden die 73 Abgeordneten, Senatoren und Europaabgeordneten der Partei (Parliamentary Party), deren Votum mit 65 % gewichtet wird. Das Votum der 235 Grafschafts- und Stadträte der Fine Gael wird mit 10 % gewichtet und das der rund 21.000 einfachen Parteimitglieder mit 25 %.

Bis morgen Abend können sich Bewerber um die Nachfolge Enda Kennys melden, doch geht man davon aus, dass es bei den beiden bisherigen bleibt. Die größten Chancen werden derzeit dem 38-jährigen Sozialminister Leo Varadkar eingeräumt, für den sich bislang doppelt so viele Mitglieder der Parliamentary Party wie für Wohnungsbauminister Simon Coveney ausgesprochen haben. Dieser hofft jetzt auf die vierundzwanzig noch unentschlossenen Mitglieder unter ihnen. Sobald die Kandidaten offiziell benannt sind, können die Parteimitglieder dem Executive Council der Fine Gael Fragen an sie übermitteln, zu denen sie sich in vier öffentlichen Debatten, die von Donnerstag an in Dublin, Cork, Carlow und Ballinasloe (Co. Galway), stattfinden, äußern können.

Siehe auch: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17, 03.05.17, 18.05.17
In den Debatten um die Nachfolge Enda Kennys könnte ein Versprechen des sich darum bewerbenden Wohnungsbauminister Simon Coveney zu Sprache kommen, nach dem er bis Anfang Juli das Problem der Wohnungslosigkeit in Dublin so weit im Griff haben will, dass keine wohnungslose Familie mehr auf Staatskosten in einem Hotels oder B&B leben muss. Doch es sind nur noch sechs Wochen bis zu dieser vom ihm selbst gesetzten Frist, und immer noch konnte er sechshundert so untergebrachten Familien keine Wohnung zuweisen. Dennoch äußerte er zu Wochenbeginn, er stehe, “sollten keine außerordentlichen Umstände eintreffen”, weiterhin zu seinem Versprechen.

Donnerstag, 18. Mai 2017

Peractum est. Wird er nun den Zeitplan für seinen lang angekündigten Rückzug aus der Politik bekannt geben oder wird er es wieder nicht, war gestern die spannende Frage vor dem wöchentlichen Treffen der Parliamentary Party der Fine Gael. Ganze sieben Minuten dauerte die um 16.36 Uhr beginnende ‘historische Sitzung’, wie sie in den Medien genannt wurde, und der Zeitplan war ganz simpel: Er trete vom Parteivorsitz zurück, und zwar mit sofortiger Wirkung, gab Enda Kenny bekannt. Das Amt des Regierungschefs werde noch bis zur Bennennung seines Nachfolgers am 2. Juni wahrnehmen.
Eine sehr kurze, aber “pretty emotional speech”, berichtete später ein Abgeordneter, “mit einer etwas schwankenden Stimme zum Ende hin” und gefolgt von stehenden Ovationen. Der Geschäftsführer der Partei war der einzige, der anschließend noch das Wort ergriff:

“Unter Enda Kenny als Regierungschef”, so Martin Heydon, “sahen wir eine am Boden liegende Wirtschaft sich erholen, sahen, wie lange ignorierte soziale Themen wieder aufgegriffen wurden und erlebten die Wiedergeburt eines selbstbewussten Irlands. Sein Vorsitz, den er 2002 übernommen hatte, brachte der Partei ihre bislang erfolgreichste Zeit, in der sie nun zum zweiten Mal in Folge als stärkste Partei die Regierung stellt. Sein Führungsstil war einfühlsam, pragmatisch und integrativ, mit einem starken Team, das er ums sich aufgebaut hatte und mit Energie und Begeisterung führte. Nachdem er das Erbe eines Landes und einer Wirtschaft übernommen hatte, die durch Missmanagement daniederlagen, wurden Endas starke Hand und seine Fähigkeit, auch harte Entscheidungen zu treffen, im In- und Ausland anerkannt und führten dazu, dass unsere internationale Reputation wiederhergestellt und gestärkt wurde.”

Siehe auch: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17, 03.05.17
Aus der Verschenkkiste gibt es heute ein wenig Poesie, ein Buch, das in mein eigenes Regal gewandert wäre, wenn dort nicht schon ein Exemplar von ihm stehen würde.
Ein Lied überdauert die Stimme der Vögel, ein Wort überdauert die Schätze der Welt, lautet eine alte irische Weisheit. Gedichte vom achten Jahrhundert bis zur Gegenwart hat ihr Herausgeber Hans Trausil unter dem Titel Irische Harfe in dieser schönen, fadengehefteten Ausgabe zusammengestellt und aus dem Irisch-Gälischen und Anglo-Irischen ins Deutsche übertragen. Es sind Gedichte über Elfen- und Helden, von Heiligen und Gelehrten, über Mystik, Liebe, Seligkeit und Leid, von heimatlicher Erde, Wanderern und Wegen, über Herbst, Abend und Tod und der Weisheit des Volkes. Eingeleitet hat es der als einer der führenden Köpfe der Irischen Renaissance geltende, 1972 verstorbene Dichter und Schriftsteller Padraic Colum. Die Sammlung erschien erstmals im Jahr 1957 und liegt hier in einer Neuausgabe aus dem Jahr 1983 vor.

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch hat einen neuen Besitzer gefunden und geht an einen Leser aus 32758 Detmold, der sich heute Vormittag als Erster gemeldet hatte.

Mittwoch, 17. Mai 2017

Nordirlands Generalstaatsanwalt Barra McGrory kündigt nach sechs Jahren im Amt für den Herbst seinen Rücktritt an. Spekulationen, dies hänge mit unionistischer Kritik an seiner Entscheidung zusammen, ehemalige britische Soldaten in Zusammenhang mit Tötungen während der Troubles anzuklagen, weist er zurück und spricht von ausschließlich privaten Gründen. Er habe seit schon immer geplant, nach fünf oder sechs Jahren etwas anderes zu machen.
Die nordirische DUP weist die Kritik der Sinn Féin an der Annahme und Verwendung einer Spende zurück, mit der sie im vergangenen Jahr den Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU propagiert hatte. Die Spende in Höhe von umgerechnet einer halben Million Euro stammt von einem britischen Constitutional Research Council, der, so der ehemalige Belfaster Oberbürgermeister und Sinn-Féin-Finanzminister Máirtín Ó Muilleoir, keinerlei legalen Status und keine öffentlich einsehbare Mitgliederliste hat, in der Öffentlichkeit nicht auftritt und keine Rechenschaft darüber ablegt, woher das Geld kommt.
In Nordirland gibt es keine rechtliche Verpflichtung, politische Spenden zu deklarieren und ihre Herkunft anzugeben, ein Vermächtnis aus den Zeiten der Troubles, in denen Spender für die eine Seite von der anderen mit dem Tod bedroht wurden.

Dienstag, 16. Mai 2017

Ein Auszug aus einem Kommentar der Irish Times: “In dieser Woche sitzt Enda Kenny oben auf dem dampfenden Topf seiner eigenen Partei, während aus dem Stew Ambitionen, Ruhelosigkeit und Loyalität aufsteigen. Die Abgeordneten seiner Partei riefen sich gestern immer wieder an, den zwecklosen Versuch unternehmend, in die Gedanken des Regierungschefs einzutauchen. Doch die, die ihm am nächsten stehen, sagen, dass nur zwei Menschen genau wissen, was wann passieren wird: Kenny und seine Frau Fionnuala.
Seit er in der vergangenen Woche geäußert hatte, dass er die Frage der Führung der Partei auf der morgigen Sitzung der Parliamentary Party ansprechen will, grassieren Erwartungen, dass der lang erwartete Wettkampf um seine Nachfolge noch in dieser Woche beginnt. Manche aber meinen, ihr Vorsitzender will sich eine Überraschung offen halten, und erwarten von nun an stündlich eine Ankündigung, müßig darauf spekulierend, dass das wöchentliche Parteitreffen vom traditionellen Mittwochabend auf einen früheren Termin herbeigeredet wird …”.
Nach den in den letzten Monaten bekannt gewordenen Schmutzkampagnen gegen Whistleblower in der Polizei, gefolgt von Berichten über unglaubwürdige Zahlen bei durchgeführten Alkoholtests und jüngst publik gewordenen finanzielle Unregelmäßigkeiten in einer Polizeischule fordert die Opposition den Rücktritt der Polizeipräsidentin.
Trotz der Drohungen der die Minderheitsregierung duldenden Fianna Fáil steht Justizministerin Francis Fitzgerald weiterhin zu Garda Commissioner Nóirín O’Sullivan. Es lägen ihr keine stichhaltigen Beweise vor, dass die Polizeipräsidentin irgendetwas falsch gemacht habe, betont sie und verweist darauf, dass viele der Kontroversen in eine Zeit zurückreichen, in der die oppositionelle Fianna Fáil die Regierung gestellt hatte. Dass die Opposition jetzt versuche, über eine Diskussion um die Person der Polizeipräsidentin den Druck auf sie und die Regierung zu erhöhen, sei zu erwarten gewesen.

Siehe auch: 28.03.17, 29.03.17, 01.04.17, 14.04.17, 09.05.17, 12.05.17, 13.05.17

Montag, 15. Mai 2017

Drei weibliche Dubliner Stadträte, die kurz nach der Geburt ihres Kindes ihre Tätigkeit im Rat wieder aufgenommen hatten, fordern für Mitglieder von Volksvertretungen das Recht auf einen bezahlten Mutterschaftsurlaub, wie er auch anderen Arbeitnehmerinnen zusteht. Sie erhalten nur dann ihre vollen Bezüge, wenn sie pro Jahr an mindestens 80 % der Sitzungen teilgenommen haben. Diese liegen im für Stadtvertreter ohne besondere Funktion bei rund € 22.000 im Jahr, bestehend aus einem Grundgehalt von € 16.645 und einigen Zulagen. Für die Zeit eines Mutterschaftsurlaubs von bis zu sechs Monaten fordern sie das Recht, eine von der Verwaltung bezahlte Stellvertreterin benennen zu dürfen.
“Auch wir müssen überleben”, so die Stadträtin Hazel de Nortúin von der People Before Profit Alliance, “schließlich muss ich Miete zahlen und habe noch einen zweiten Sohn.” Unterstützt wird sie durch den National Women’s Council of Ireland (NWCI), für den die derzeitige Regelung eine Diskriminierung der Arbeit von Politikerinnen ist und verhindert, dass mehr Frauen in die Politik einsteigen.

Sonntag, 14. Mai 2017

Die irischen Streitkräfte ziehen in den Krieg, schreibt der Irish Examiner, und blasen zur Attacke für eine gerechtere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Gefordert wird die Gleichbehandlung mit anderen Angehörigen des öffentlichen Dienstes, insbesondere mit Polizisten, die sich in den letzten Monaten die Rücknahme einer Reihe von Kürzungen erstritten hatten, die ihnen im Verlauf der Finanz- und Wirtschaftskrise auferlegt worden waren. So gibt es laut Angaben der PDFORRA in der Marine jüngere Soldaten, die nur gut die Hälfte des Mindestlohns bekommen um im Mittelmeer Flüchtlinge zu retten. In anderen Fälle gebe es Mitglieder der Streitkräfte, die um Benzin für die Heimfahrt zu sparen in Autos übernachteten.

Sonnabend, 13. Mai 2017

In der kommenden Woche will sich, so hat man seine vagen Andeutungen interpretiert, der Fine-Gael-Vorsitzende Enda Kenny zum Zeitpunkt seines seit langem angekündigten Rückzugs vom Posten des Parteivorsitzenden und Regierungschefs äußern. Die beiden um seine Nachfolge konkurrierenden Bewerber stehen in den Startlöchern, doch während der Parteivorsitz allein Sache der Fine Gael ist, muss der neue Regierungschef auch vom Parlament bestätigt werden.
Eine eigene Mehrheit im Parlament hat die Regierung nicht; sie ist angewiesen auf die Duldung durch die oppositionelle Fianna Fáil, die sie sich vor einem Jahr ausgehandelt hatte. Da kommt jetzt die Kontroverse um die irische Polizeipräsidentin Nóirín O’Sullivan ins Spiel. Sollte Justizministerin Frances Fitzgerald sie bis dahin nicht entlassen haben, droht der FF-Vorsitzende Micheál Martin, sehe sich seine Partei nicht in der Lage, die Bestätigung einer Regierung mit dieser Ministerin durch Stimmenthaltung zu ermöglichen.

Siehe auch: 28.03.17, 29.03.17, 01.04.17, 14.04.17, 09.05.17, 12.05.17

Freitag, 12. Mai 2017

Langsam wird es einsam um Garda Commissioner Nóirín O’Sullivan. Bis jetzt hat sie noch die Unterstützung von Justizministerin Frances Fitzgerald, doch ob das so bleibt abzuwarten, nachdem gestern publik wurde, dass sie entgegen der Anweisung des Ministeriums eine interne Kontrollbehörde nicht über ihr bekannt gewordene Unregelmäßigkeiten in einem Ausbildungszentrum der Polizei informiert hatte.
Siehe auch: 28.03.17, 29.03.17, 01.04.17, 14.04.17, 09.05.17
Den Protest des israelischen Botschafters missachtend wehte am vergangenen Dienstag die palästinensische Flagge über dem Dubliner Rathaus, um laut Beschluss des Stadtrates der “fünfzig Jahre währenden Okkupation der Westbank durch Israel zu gedenken und die internationale Unterstützung für das palästinensische Volk zum Ausdruck zu bringen.” 42 Ratsvertreter hatten am Montag für den Antrag gestimmt, elf dagegen und sieben waren der Abstimmung ferngeblieben. Ein Kompromissvorschlag der Fine Gael, neben der palästinensischen als auch die israelische Flagge zu hissen, war zurückgewiesen worden.
Stärkste Fraktion im Dubliner Stadtrat ist mit 16 Mandaten die Sinn Féin, die in einer Koalition mit der Labour Party (8 Mandate), der Green Party (3 Mandate) und 11 parteilosen Abgeordneten die Geschicke der Hauptstadt lenkt. Die landesweit stärksten Parteien Fine Gael Fianna Fáil gehören mit acht bzw. neun Mandaten der Opposition an. Nach Ansicht des ehemaligen Justizministers Alan Shatter, wird die Aktion “der Reputation der irischen Hauptstadt und des ganzen Landes profunden Schaden zufügen.”

Donnerstag, 11. Mai 2017

Ginster- und Waldbrände im Cloosh Valley in der Grafschaft Galway haben in Galway City zu einer Luftverschmutzung geführt, die mit der in Peking vergleichbar ist, berichtet das Centre for Climate and Air Pollution der NUI Galway. Als Grenzwert für die zulässige Verschmutzung hat die Weltgesundheitsorganisation 25 μg pro m³ Luft festgelegt, in Galway lag der Wert am Dienstagabend bei 150 μg.
Mehr als 1.500 Hektar Wald und 2.000 Hektar Moorfläche sind in dem betroffenen Gebiet bislang Opfer der Brände geworden. Warmes, trockenes und windiges Wetter begünstigten die Feuer, doch geht man davon aus, dass mehr als die Hälfte der Brände alljährlich von Farmern verursacht werden, die auf ihren Feldern Ginster und Sträucher abbrennen. Eigentlich ist das nach dem ersten März verboten, doch brennen die Bauern sie nach einem nassen Jahresbeginn in vielen Fällen erst jetzt ab.
Der staatlicher Rundfunk- und Fernsehsender RTÉ kündigt an sparen zu müssen und will aus diesem Grund 300 Stellen streichen und die Rundfunk- und Fernsehgebühren erhöhen. Da findet es Senator Kevin Humphreys von der Labour Party doch sehr seltsam, dass für das vergangene Jahr mehr als 200 Manager eine Bonuszahlung erhalten haben. Was das genau gekostet hat, ist für den Sender eine interne Angelegenheit, die der Öffentlichkeit nichts angeht, und so schweigt er sich auf Anfragen dazu aus.

Mittwoch, 10. Mai 2017

Mit der Bitte, sie in gute Hände weiterzugeben, brachte mir vor einigen Tagen ein Leser dieser Nachrichten drei Kartons zum Teil aus einem Nachlass stammende Bücher irischer Autoren. Um den großen Stapel nun abzubauen wird es hier künftig mehr als nur einmal im Monat eine Buch-Verschenkaktion geben, an unterschiedlichen Wochentagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten in die Nachrichten eingefügt. Los geht es heute mit In langen Nächten, einem Roman von Edna O’Brien, der ursprünglich aus dem Jahr 1972 stammt.
Zum Inhalt hier ein paar Zeilen vom Klappentext: “Mary Hooligan erlebt noch einmal ihre Vergangenheit. Sie ist Anfang vierzig, lebt einen Winter lang in einem fremden Haus und erinnert sich an viele Tage und Nächte, vor allem die Nächte. Wie Schatten an der Schwelle zwischen Schlaf und Wachen ziehen die Erinnerungen an ihr vorüber – die langen Sommerabende im irischen Dorf, der Duft der Weißdornhecken, der Schnulzensänger, mit dem sie die erste Nacht verbringt, die Angst vor einer Schwangerschaft, die Flucht nach England. Später die Tage als Verkäuferin, Ehefrau und Mutter und das Scheitern ihrer Ehe. Erotische Erlebnisse zu zweit und zu dritt, der Tod der Mutter, eine alte Freundin, verschiedene Liebhaber und skurrile Gestalten sind verwoben in diesen Teppich der Erinnerungen.” Die Autorin wurde 1930 in Tuamgraney im County Clare geboren und von der ehemaligen Staatspräsidentin Mary Robinson “eine der großen kreativen Schriftstellerinnen ihrer Generation” genannt.

Der 1998 in deutscher Übersetzung im Hamburger Rotbuch Verlag erschienene Roman geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch hat einen neuen Besitzer gefunden und geht an einen Leser aus 58300 Wetter, der sich heute kurz vor 13 Uhr als Erster gemeldet hatte.

Dienstag, 9. Mai 2017

In der Folge neuer zu Tage getretener Widersprüche in einer ihrer Aussagen vor dem Haushaltsausschuss des irischen Parlaments werden Forderungen nach einem Rücktritt von Polizeipräsidentin Nóirín O’Sullivan wieder lauter. Nachdem sie dort ausgesagt hatte, erst “während eines kurzen Treffens bei einer Tasse Tee” über finanzielle Unregelmäßigkeiten in einem Ausbildungszentrum der Polizei erfahren zu haben, erhielt der Ausschuss gestern einen schriftlichen Bericht vom Leiter der Personalabteilung der Polizei über ein zweistündiges Treffen mit der Polizeipräsidentin zu dem Thema.
Die Mehrheit der Abgeordneten habe das Vertrauen in die Polizeipräsidentin verloren, erklärte gestern Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams im Parlament, und es sei nun ihre Sache zurückzutreten oder die der Regierung sie zu entlassen. Und der ehemalige Innenminister der Labour Party Allan Kelly forderte die oppositionelle, die Regierung duldenden Fianna Fáil auf, “ins Büro des Regierungschef zu marschieren und die Duldung der Regierung aufzukündigen”, sollte er Frau O’Sullivan nicht entlassen.

Siehe auch: 28.03.17, 29.03.17, 01.04.17, 14.04.17

Montag, 8. Mai 2017

Auch die fast achttausend in Irland lebenden Franzosen durften gestern den neuen französischen Staatspräsidenten mitwählen – mit einem überwältigenden Ergebnis für den späteren Gewinner Emmanuel Macron. Während er im eigenen Land rund 66 % der Stimmen erhielt, stimmten fast 90 % der in Irland lebenden Franzosen für ihn. Seiner Konkurrentin Marine Le Pen von der rechtsextremen Front National gaben in Irland nur 6,8 % ihre Stimme. Die Wahlbeteiligung bei den ‘irischen Franzosen’ lag bei knapp 50 %.
Laut dem vierteljährlichen Jahresbericht des Immobilienportals daft.ie haben die Mieten in Irland im ersten Quartal dieses Jahres mit durchschnittlich € 1.131 pro Monat ein neues Allzeithoch erreicht, 13,4 % mehr als im gleichen Quartal vor einem Jahr. Landesweit gibt es große Unterschiede. Während die Durchschnittsmiete im Süden Dublins bei mehr als € 1.800 im Monat liegt, zahlt man in Galway City im Schnitt 996 und in den Grafschaften Donegal, Leitrim, Longford und Roscommon weniger als 600 Euro im Monat.

Sonntag, 7. Mai 2017

Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams begrüßt das Auffinden der sterblichen Überreste eines weiteren Opfers der Troubles der 1970er und 1980er Jahre. Damals war es bei den paramilitärischen Gruppen (vor allem der IRA) üblich, vermeintliche britische Spione aus den eigenen Reihen zu erschießen und an geheim gehaltenen Orten zu vergraben. Auch nach 20 Jahren Suche durch die ICLVR sind noch nicht alle namentlich bekannten Opfer gefunden. Erst kürzlich hatte der Erzbischof von Armagh und Primas der katholischen Kirche Gesamtirlands Eamon Martin die Iren aufgefordert, alles Wissen über den Verbleib von deren sterblichen Überresten vertraulich an die ICLVR weiterzuleiten.
Bei dem nun gefundenen Opfer handelt es sich um den 1985 verschwundenen, zum damaligen Zeitpunkt 32-jährigen Lehrer Seamus Ruddy aus Newry im Co Down, der sich nach Paris abgesetzt hatte, von wo aus er durch die INLA entführt wurde. Nachdem man ihn erschossen hatte, wurde sein Leichnam und auf einem Feld bei Pont-de-l’Arche bei Rouen in Nordfrankreich vergraben. (s.a. 09.04.17)
Auf ihrem gestern in Westport abgehaltenen Gewerkschaftstag zeigten sich die Vertreter der Irish Postmasters Union (IPU) angesichts der befürchteten Schließung von mehr als 200 Poststellen auf dem Land frustriert über das “Nichtstun der Regierung” und fordern sie auf, die Dienstleistungen der Post zur Steigerung der Rentabilität zu erweitern. An Post, heißt es, sei eine ‘respektierte Marke’, der in der Bevölkerung höchstes Vertrauen entgegengebracht werde, und wenn auch eine Bewegung hin zu Online-Transaktionen auszumachen sei, gebe es weiterhin einen hohen Bedarf für persönliche Dienstleistungen von Mensch zu Mensch. Gespräche zwischen der Gewerkschaft und der Postverwaltung sind in den kommenden Wochen geplant.
Siehe a.: 22.05.99, 27.05.99, 13.03.01, 19.03.01, 28.07.01, 04.10.01, 11.02.02, 15.11.04, 08.02.07, 05.05.08, 05.05.13, 26.02.14, 25.03.15, 15.07.15, 23.09.15, 26.10.15, 22.01.16, 17.11.16, 08.03.17, 09.03.17, 13.03.17, 30.03.17, 12.04.17

Sonnabend, 6. Mai 2017

Vor zwei Wochen hatte die Citzens’ Assembly der Regierung mit großer Mehrheit eine Volksabstimmung zur Streichung des Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen aus der Verfassung empfohlen; nun ist es Sache des Parlaments und des Senat, sich mit dieser Empfehlung zu befassen und sie gegebenenfalls umzusetzen.
Während die parteilose Ministerin für Kinder und Jugendliche Katherine Zappone und der ebenfalls parteilose Staatsminister für den Arbeitsmarkt John Halligan verlangen, der Empfehlung unverzüglich zu folgen, ist man in der Fine Gael gespalten. Justizministerin Frances Fitzgerald und Sozialminister Leo Varadkar befürworten das Votum, während sich Wohnungsbauminister Simon Coveney “sehr unwohl dabei fühlt” und nicht in der Lage sieht, die Forderung zu unterstützen. Bildungsminister Richard Bruton betont, dass das Parlament nicht verpflicht ist, Vorschläge der Citzens’ Assembly umzusetzen, sondern sie inhaltlich und rechtlich zu bewerten und eine eigene Entscheidung zu treffen hat.

Der früheste Termin für eine Volksabstimmung ist nach Einschätzung von Ministerin Zappone nach Abschluss der Beratungen in Parlament und Senat der kommende Februar.

Siehe auch: 09.07.16, 24.09.16, 08.10.16, 25.12.16, 23.04.17, 25.04.17

Freitag, 5. Mai 2017

Die Überbelegung der Krankenhäuser ist seit Jahren ein Dauerthema, an dem bislang die Regierungen aller Parteien gescheitert sind. Jetzt ist wieder einmal ein neuer Rekord zu vermelden. Nach einer Zählung der Gewerkschaft der Krankenschwestern verbrachten in den ersten vier Monaten dieses Jahres mehr als 36.000 Patienten zumindest einen Teil ihres Krankenhausaufhalt auf fahrbaren Betten in den Fluren und Abstellräumen der Kliniken, da alle regulären Zimmer belegt waren.

Donnerstag, 4. Mai 2017

Mit großer Mehrheit, jedoch nicht unwidersprochen, verabschiedete das irische Parlament gestern Abend einen Antrag zur Geschäftsordnung, nach dem vom kommenden Dienstag an bei Eröffnung der täglichen Sitzung alle Abgeordnete verpflichtet sind, sich beim traditionellen Morgengebet zu erheben. Nach dem Gebet ist künftig ein Schweigen von einer halben Minute angesagt, ehe das Parlament seine Arbeit aufnimmt. Wer sich nicht an die Regelung hält, soll namentlich genannt des Saales verwiesen werden und seine Bezüge als Abgeordneter für den Tag verlieren.
Nach Ansicht von TDs aus dem linken Lager passt ein christliches Gebet zu Beginn von parlamentarischen Beratungen nicht zu einem multikulturellen Irland. Das Parlament habe mit diesem Beschluss den Kontakt zur gesellschaftlichen Realität verloren, meinte die Abgeordnete Ruth Coppinger, und stellt fest: “In einer Zeit, wo der Rest der Gesellschaft die vollständige Trennung von Kirche und Staat fordert, hat der Dáil sich eine anarchische Praxis auferlegt”. Eine Reihe von Abgeordneten kündigten an, sich nicht an den Beschluss halten zu wollen.

Mittwoch, 3. Mai 2017

Die Arbeitslosenquote in Irland befindet sich weiterhin im Sinkflug und liegt jetzt mit 6,2 % auf dem niedrigsten Wert seit fast neun Jahren. Nach Angaben des Zentralamtes für Statistik hatten im April 134.000 Menschen keinen bezahlten Arbeitsplatz, das waren rund 6.000 weniger als noch im März. Die größte Gruppe unter den Arbeitslosen bildeten Männer zwischen 15 und 24 Jahren.
Auch wenn der Fine-Gael-Vorsitzende und Regierungschef Enda Kenny sich immer noch nicht zum Termin seines seit Monaten angekündigten Rücktritts geäußert hat, gehen die beiden Anwärter auf den Posten in die Startlöcher. In der kommenden Woche will Wohnungsbauminister Simon Coveney auf Parteiversammlungen seines Wahlkreises in Cork seine Kampagne um die Nachfolge starten, während sein Kontrahent Leo Varadkar eine öffentliche Fernsehdebatte mit seinem Mitbewerber fordert. Was er damit begründet, dass der Nachfolger von Enda Kenny auch für den Posten des Regierungschefs zur Wahl stehen wird, womit die Nachfolge in seinen Augen keine parteiinterne Angelegenheit der Fine Gael mehr ist. In der Parteiführung scheint die Idee jedoch nur mit Verwunderung aufgenommen zu werden.
Siehe auch: 13.02.17, 14.02.17, 15.02.17, 16.02.17, 19.02.17, 23.02.17, 24.02.17, 18.03.17, 22.03.17, 30.04.17

Dienstag, 2. Mai 2017

In der Kontroverse um die Trägerschaft der geplanten neuen nationalen Geburtsklinik bittet Gesundheitsminister Harris um “mehr Zeit für eine kreative und akzeptable Lösung”. Er sei davon überzeugt, dass eine solche gefunden werden könne. Die gegenwärtige Struktur des irischen Gesundheitssystems sei facettenreich und komplex; was er sich jetzt wünsche, sei eine breite Diskussion in dieser Sache, die seit langem überfällig sei.
In den vergangenen Tagen hatten zwei prominente Mitglieder ihre Posten im Aufsichtsrat des Krankenhauses aus Protest gegen die Ankündigung des Ministers, den Neubau durch den katholischen den Ordens der Sisters of Charity betreiben zu lassen, niedergelegt. Dem Orden gehört das Areal, auf dem er errichtet werden soll. Dem Vernehmen nach denkt die Regierung jetzt darüber nach, das Grundstück für eine Nominalmiete langfristig vom Orden zu pachten, um ihn so in eine andere Trägerschaft geben zu können.

Siehe auch: 11.03.17, 14.03.17, 20.03.17, 19.04.17, 24.04.17, 27.04.17

Montag, 1. Mai 2017

Mit dem ersten Mai bricht im keltischen Jahr der Jahresmittag Bealtaine (Sommer) an. So schloss sich in der vergangenen Nacht Staatspräsident Michael D. Higgins mehreren tausend Menschen an, die den Hill of Uisneach in der Grafschaft Westmeath bestiegen, um den Sommer mit dem traditionellen Bealtainefeuer zu begrüßen. Mit seinem Besuch auf dem Berg ist er nicht der erste irische Politiker der Moderne, auch von Daniel O’Connell, Pádraig Pearse und dem ersten irischen Staatspräsidenten Eamon de Valera wird dergleichen berichtet, doch ist er nach Medienberichten das erste irische Staatsoberhaupt, das nach dem vermuteten letzten irischen Hochkönig Ruaidrí Ua Conchobair vor fast tausend Jahren das Feuer entzündet hat.
Nach einer in der Sunday Business Post veröffentlichten Meinungsumfrage liegt die oppositionelle Fianna Fáil mit 28 % der Erstpräferenzen mittlerweile um vier Prozentpunkte vor der Fine Gael, deren Regierung sie derzeit toleriert. An dritter Stelle kam die Sinn Féin mit 18 %, gefolgt von der Labour Party mit sechs Prozent. Die Social Democrats und People before Profit kamen auf jeweils vier und die Grünen auf drei Prozent. 10 % der Befragten gaben an, für unabhängige Kandidaten stimmen zu wollen. Das Ergebnis der letzten Parlamentswahl vom Frühjahr 2016 findet man zum Vergleich hier.

Nachrichten aus Irland – Mai 2017