Nach einem Bericht der britischen Times wird sich die IRA in naher Zukunft auflösen. Republikanische Kreise weisen die Meldung als Unsinn zurück; es handele sich um einen Versuch des britischen Geheimdienstes, Druck auf die IRA auszuüben. Nach dem Bericht steht Sinn Féins Verhandlungsführer Martin McGuinness in Geheimgesprächen mit der IRA, um deren Führer zum endgültigen Gewaltverzicht zu bewegen (s.a. 30. Oktober 2002). Sollte dies wirklich der Fall sein, dürfte der Bericht der Times kaum hilfreich sein. Die britische und irische Regierung weigern sich ihn zu kommentieren.
Zum ersten Mal nimmt ein irisches Staatsoberhaupt an einem Gottesdienst einer jüdischen Gemeinde des Landes teil. Oberrabbiner Charles Middleburgh heißt Mary McAleese in der Synagoge von Rathgar im Co. Dublin willkommen. Etwa 100 Besucher hat die 15-minütige Andacht, der hebräische Gesänge von einem Kinderchor folgen. Die jüdische Gemeinde Dublins wurde 1946 gegründet, derzeit gehören ihr 130 Familien an.
Nach dem gestern Abend veröffentlichten Bericht von Aer Rianta und einer internen, wenngleich noch nicht abgeschlossenen Untersuchung, ist an der Meldung des Sunday Independent vom letzten Sonntag, Verkehrsminister Séamus Brennan habe sich Anfang der 90-er Jahre von der Flughafengesellschaft kostenlos mit Whiskey, Brandy und Zigaretten im Wert von IR£ 5.000 versorgen lassen, nichts dran.
Freitag, 29. November 2002
Die Regierung plant (wieder einmal) eine Dezentralisierung von Verwaltungseinrichtungen. Regierungsbehörden und einige tausend Beamte sollen in den nächsten zwanzig Jahren in regionale Zentren verlegt werden, um der Konzentration der Bevölkerung im Großraum Dublin und den daraus resultierenden Wohnungs- und Verkehrsproblemen entgegenzuwirken.
Wie wäre es in diesem Jahr mit einem Weihnachtsbaum aus Irland? Christbäume im Wert von € 10 Mio. werden von der grünen Insel in europäische Länder exportiert, die meisten davon nach Britannien, Deutschland, Frankreich, Holland, Italien und in die Schweiz.
Ein Dáil-Komitee verabschiedet eine dringende Empfehlung an alle TDs, im Parlament Schlips und Kragen zu tragen und Reden nicht vom Blatt abzulesen. In einer ersten Reaktion kündigen die Grünen an, sie seien nicht bereit, die Kleiderempfehlung an ihre Abgeordneten weiterzugeben. Die zweite Empfehlung wird vom Fine Gael TD John Deasy höchst willkommen geheißen. Für ihn sind die Abgeordneten der Sinn Féin die schlimmsten Vom-Blatt-Leser. Er gehe jede Wette ein, dass ihre Abgeordneten nach einer ‘Rede’ oft nicht sagen können, was sie vorgelesen haben.
Donnerstag, 28. November 2002
In Belfast treffen sich die Pro-Agreement-Parteien, zu denen Ian Paisleys DUP (obwohl sie zwei Minister in der letzten Regierung stellte) nicht mehr zählt, zu neuen Gesprächen über die Zukunft der nordirischen Exekutive. Den Vorsitz teilen sich der britische Nordirlandsekretär Paul Murphy und der irische Außenminister Cowen. Man werde bald aus der Sackgasse heraus sein, sagt Taoiseach Bertie voraus. Sein Wort in Gottes Ohr, doch man muss befürchten, Gott ruht gerade und kriegt es nicht mit.
Nicht nur der Taoiseach, auch die irische Staatspräsidentin Mary McAleese, selbst aus dem Norden stammend, zeigt sich zuversichtlich. In einer Grußbotschaft an die Belfaster Ulster Society of Chartered Accountants, der Standesorganisation der vereidigten Wirtschaftsprüfer, sieht sie einen sich entwickelnden Friedensprozess und hat langfristige, interkulturelle und kongeniale grenzüberschreitende Beziehungen vor Augen.
Mittwoch, 27. November 2002
Nach 130 Jahren im Familienbesitz macht mit Mack’s Bakery of Kiltimagh im County Mayo eine der ältesten Bäckereien Westirlands dicht. Es fehlt das Geld für die Sanierung. Ein Schock nicht nur für die mehr als 40 Mitarbeiter, sondern für den ganzen Ort. Kiltimagh, da war ich auch schon, der Ort liegt nicht weit von Knock, wo dereinst der Papst landete. Kennt jemand noch Christy Moores Lied: Von Fatima bis Bethlehem / Von Lourdes bis Kiltimagh / Gab’s niemals so ein Wunder / Wie den Flugplatz der Stadt Knock?
Die Zahl der Obdachlosen im Großraum Dublin ist zwei Jahre nach dem Start eines auf drei Jahre angelegten Regierungsprogramm gegen die Obdachlosigkeit deutlich gestiegen und hat sich gegenüber den zwischen 1996 und 1999 ermittelten Daten verdoppelt. So sind in den Countys Dublin, Kildare und Wicklow 3.200 Menschen obdachlos, davon 2.760 in Dublin selbst.
Die Meldung passt nur zu gut zu der von vorgestern. Starke Regenfälle führen zu Überflutungen im Südosten des Landes, besonders der County Cork ist betroffen. Viele Straßen sind unpassierbar.
Dienstag, 26. November 2002
Das wird wohl doch nichts mehr, mit einem Haus in Irland, denn auch wenn der keltische Tiger schlafen gegangen ist, steigen die Hauspreise unermüdlich weiter. Zum ersten Mal liegt der Durchschnittspreis für ein irisches Haus (nach einer Steigerung um 10,4 % im letzten Jahr) über € 200.000. Oder genauer, in Dublin bei € 262.000 und außerhalb der Hauptstadt bei € 177.000. Als Grund für den erneuten Preisanstieg wird die Rückkehr der Investoren (Spekulanten?) genannt.
Verkehrsminister Séamus Brennan gibt zu, dass er der ungenannte Politiker ist, der sich nach einem Bericht des Sunday Independent vom irischen Flughafenbetreiber Aer Rianta mit Whiskey und anderen schönen Dingen im Wert von IR£ 5.000 hat beschenken lassen. Völlig haltlose Beschuldigungen, sagt er – soweit er sich an den fraglichen Zeitraum von vor 12 Jahren zurückerinnern könne.
Montag, 25. November 2002
Liegt Irland bald in den Tropen? Nach einer von EPA veröffentlichten Studie wird das Land zunehmend wärmer und feuchter. Verantwortlich dafür wird der Treibhauseffekt gemacht, aber auch natürliche Wetterschwankungen könnten einen Einfluss haben.
Der britische Nordirlandsekretär verkündet, was schon vor zwei Wochen in der Gerüchteküche kursierte: ehemaligen Paramilitärs soll die Mitarbeit in Polizeiinstitutionen ermöglicht werden, wenn sie sich vollständig von der Gewalt lossagen. Sinn Féin Verhandlungsführer Martin McGuinness nennt die Gesetzesvorlage einen Fortschritt, der jedoch nicht weit genug gehe.
Seit Beginn des Streiks der nordirischen Feuerwehrleute am vergangenen Freitag wurde die britische Armee bisher 470-mal zu Einsätzen gerufen, davon fast 100-mal bewusst zu einem Fehlalarm.
Sonntag, 24. November 2002
Die Bevölkerungszahl der Republik Irland ist in den letzten Jahren stark gestiegen und befindet sich mit knapp vier Millionen auf dem höchsten Stand seit 1871. Doch will, wie es scheint, niemand mehr im Nordwesten Mayos leben. Allein in den letzten sechs Jahren ging die Einwohnerzahl dort um 1.100 zurück. Geht die Entwicklung so weiter, so wird die malerische Region nach Auskunft des Archäologieprofessors Séamus Caulfield am Ende diese Jahrhunderts völlig menschenleer sein. Also machte ich mich schon vor Jahren auf den Weg nach Nordmayo, um die letzten Bewohner dieses Landstrichs zu finden:
Nach einer britischen Zeitungsmeldung hat sich Anfang der 90-er Jahre ein irischer Minister ohne zu zahlen von der Flughafengesellschaft Aer Rianta mit Whiskey, Brandy und Zigaretten im Wert von IR£ 5.000 versorgen lassen. Die Waren seien direkt ins Büro des Ministers geliefert worden. Verkehrsminister Séamus Brennan hat eine Untersuchung eingeleitet, desgleichen Aer-Rianta-Chef Noel Hanlon.
Sonnabend, 23. November 2002
Irische Postzusteller kommen wesentlich besser mit Hunden klar als ihre deutschen Kollegen, berichtet die Irish Times in ihrer heutigen Ausgabe. Gerade mal eine Handvoll Attacken auf Briefträger habe nach den Worten eines Sprechers von An Post in diesem Jahr gegeben, Seminare über Hundepsychologie, wie sie aus Deutschland berichtet würden, seien nicht vorgesehen. Dennoch bekäme jeder neue Mitarbeiter Instruktionen über den Umgang mit aggressiven Hunden; auch seien ‘Zapper’ erhältlich, die nur für Hunde hörbare und sie abschreckende Geräusche von sich geben. Doch wahrscheinlich sind die irischen Postler nur trickreicher im Umgang mit Hunden, meint die Irish Times, oder die irischen Hunde einfach besser erzogen.
Freitag, 22. November 2002
In Nordirland beginnt ein Streik von 2.000 Feuerwehrleuten zur Durchsetzung einer Gehaltserhöhung von 16 %. Der Feuerwehrdienst wird seit Mitternacht von der britischen Armee wahrgenommen, ein in Lisburn für heute Abend vorgesehenes Feuerwerk abgesagt.
Der Verhandlungsführer der Ulster Unionist Party im nordirischen Friedensprozess Sir Reg Dempsey beschuldigt die Konkurrenz auf unionistischer Seite, Ian Paisleys DUP, vor der Verantwortung ihre Wähler in Gesprächen mit der republikanischen Seite (Sinn Féin) zu repräsentieren davonzulaufen. Die DUP habe mit den Republikanern in einer Regierung gesessen. Sie habe die Macht mit ihren Erzfeinden geteilt. Und gleichzeitig teile ihren Wählern mit, sie habe nichts mit ihnen zu tun.
Donnerstag, 21, November 2002
In Belfast kommen die Pro-Agreement-Parteien mit dem britischen Nordirlandsekretär Paul Murphy und dem irischen Außenminister Cowen zusammen, um über die aktuellen Probleme im nordirischen Friedensprozess und die Zukunft der suspendierten nordirischen Exekutive zu reden. Alle Seiten drücken den Wunsch aus, vor den Wahlen zum nordirischen Parlament im Mai 2003 die nordirische Regierung wieder im Amt zu sehen, doch unter welchen Voraussetzungen, da scheiden sich die Geister. Die Gespräche werden in der kommenden Woche fortgesetzt.
Mittwoch, 20. November 2002
Taoiseach Bertie charakterisiert kürzliche Bemerkungen des Vorsitzenden der UUP David Trimble als die wiederkehrende Rede, die er zweimal pro Jahr auf Auslandsreisen von sich zu geben pflege. Folgendes hatte Mr. Trimble vor einigen Tagen in Chicago gesagt: “Gäbe es den Katholizismus und die anti-britische Einstellung nicht, so hätte dieser Staat keinen Grund zu existieren.” Er habe noch nicht mit David gesprochen, meint Bertie, doch er erwarte, dass ihm diese Privileg demnächst zuteil würde. Die Ulster Unionist Party nennt die Worte ihres Chefs in einer ersten Erwiderung als aus dem Zusammenhang gegrissen.
Ein unter britischer Flagge fahrender spanischer Trawler wird in der Nacht 180 Seemeilen vor Loop Head von der irischen Küstenwache wegen illegalen Fischens aufgebracht und – nicht unbedingt zur Freude der Besatzung – in den Hafen von Castletownbere im County Cork eskortiert.
Dienstag, 19. November 2002
Rund 4.000 Bahn- und Busmitarbeiter stimmen über Streikaktionen ab. Grund sind Pläne von Verkehrsminister Séamus Brennan, die staatliche Transportgesellschaft CIÉ abzuwickeln und ein Viertel aller Dubliner Buslinien von privaten Firmen in Lizenz betreiben zu lassen.
Ein Problem für den Weihnachtsmann? Mag sein, wenn er mit der irischen Post ausliefert. Die Postmeister auf dem Lande drohen mit Urabstimmung und Streik, sollte man sich nicht bis morgen über eine Extrabezahlung fürs Sortieren einigen. Um ihrer Forderung mehr Ausdruck zu verleihen, zogen heute schon einmal Streikposten vor zwei Sortierstellen in den Countys Galway und Mayo auf.
Montag, 18. November 2002
Im Vereinigten Königreich hat jeder Minister seinen Schatten bei der Opposition, so auch der britische Nordirlandsekretär Paul Murphy. Sein Schatten bei den britischen Konservativen heißt Quentin Davies, und der hat sich etwas publikumwirksames, vielleicht aber auch nachahmenswertes ausgedacht. So plant er, um ein besseres Verständnis für die Probleme zwischen Protestanten und Katholiken im Nordosten Belfasts zu bekommen, nacheinander drei Tage lang in einer loyalistischen und republikanischen Familie zu leben.
Irland, das Land der Gläubigen? Der Nimbus schwindet. Auf einer Fachkonferenz der Irish National Teachers’s Organisation (INTO) in Mullingar zum Thema ‘Religionsunterricht in einer sich wandelnden Gesellschaft’ wird beklagt, dass an einem Montag wie heute in einer durchschnittlichen irischen Grundschulklasse weder der Lehrer noch die Mehrheit der Schüler am Vortag in der Kirche waren. Während noch vor fünf Jahren die meisten Schüler den Namen eines ihnen bekannten Priesters nennen konnten, müssten heute die meisten passen. Den ersten Kontakt mit einem Priester bekämen viele Schüler erst dann, wenn sie – nicht unbedingt freiwillig – vom Lehrer zur ersten Beichte geführt würden.
Die Küstenwache im County Cork rettet die Besatzung eines vor Mizen Head gesunkenen spanischen Fischtrawlers. Alle Seeleute sind wohlauf.
Sonntag, 17. November 2002
Der Spruch der Woche, veröffentlicht in der Wochenendbeilage der Irish Times: Es dauert nicht lange, ein bescheidenes Defizit in ein nicht handhabbares zu verwandeln. Es sprach Charlie McCreevy, Finanzminister der Republik Irland.
Sonnabend, 16. November 2002
Nach den gestrigen Überflutungen fordert die Versicherungswirtschaft die Gründung einer National Flood Defence Agency zur Koordinierung von Präventivmaßnahmen und Durchführung eines Krisenmanagements. Derzeit liegen die Verantwortlichkeiten bei verschiedenen Behörden, unter anderem beim OPW und Waterways Ireland. Maßnahmen, um dergleichen künftig im Großraum Dublin zu verhindern, würden nach Ansicht der Dubliner Stadtverwaltung Hunderte von Million Euro kosten.
Freitag, 15 November 2002
Der keltische Tiger ist müde geworden. In den vergangenen fünf Jahren verdoppelten sich die Staatsausgaben, und vieles floss nach den Worten von Finanzminister McCreevy ins Gesundheits- und Bildungswesen sowie in die Sozialhilfe, die Rentenfonds und ähnliche Bereiche. Doch nun, wo die Steuerquellen nicht mehr sprudelten, müsse man die Ausgaben den Einnahmen anpassen und den Gürtel enger schnallen, nicht nur in diesem, sondern auch in den kommenden Jahren. Eine Erkenntnis, die ihm allerdings erst nach der erfolgreichen Wiederwahl seiner Partei in die Regierung kam.
Zum dritten Mal in diesem Jahr kommt es nach schweren Regenfällen vor allem im Osten des Landes zu weitreichenden Überflutungen. Viele Straßen sind unpassierbar und schwere Schäden für die Landwirtschaft werden befürchtet.
Die Irish Bank Official’s Association, eine Vertretung von Mitarbeitern der Bank of Ireland, sieht 600 Arbeitsplätze in Gefahr, sollten Überlegungen der Gesellschaft den IT-Bereich auszugliedern verwirklicht werden.
Donnerstag, 14. November 2002
Einige hundert Haushalte in Baltinglass im County Wicklow sind am Morgen ohne Wasser, nach dem die EPA im Brunnen des Ortes eine dreimal so hohe Uran-238 Konzentration wie nach den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation zulässig gefunden hat. Bei Uran-238 handelt es sich um ein natürlich auftretendes Isotop, bei dessem Zerfall das krebserregende Radongas entsteht. Schon in der Vergangenheit wurde mehrfach auf bedenkliche Radonkonzentrationen in irischen Wohnungen hingewiesen.
In der vergangenen Nacht starb in ihrer Wohnung in Portlaw, County Waterford, die älteste Frau Irlands. Im Februar wäre Rita Duffy 106 Jahre alt geworden. Bis zuletzt engagierte sie sich in der Aktion Sauberes Dorf ihres Wohnortes.
Nordirlandsekretär Paul Murphy weist Forderungen von Ian Paisleys DUP nach einer Neuwahl zum nordirischen Parlament zurück. Vorgezogene Wahlen seien der Stabilität im Lande nicht dienlich, es sei die Aufgabe der politischen Parteien die Probleme zu lösen. Nach Meinung vieler Beobachter würden vorgezogene Wahlen den extremistischen Parteien auf beiden Seiten Stimmengewinne bringen.
Wie soeben bekannt wurde, soll nach der Entdeckung eines Hauses aus dem 17. Jahrhundert (siehe Bericht von gestern) die an der Kreuzung O’Connell St. / Abbey St. geplante Trafostation für die Dubliner Stadtbahn um ein paar Meter nach Norden verlegt werden.
Mittwoch, 13. November 2002
Ein Deal mit der Sinn Féin zur Wiederbelebung des nordirischen Parlaments? Die Köche in der Gerüchteküche haben zu tun. So werde zwischen den Regierungen erwogen, früheren IRA-Mitgliedern die Mitarbeit in den nordirischen DPPs (District Policing Partnerships) zu ermöglichen. Im Gegenzug soll die SF die nordirische Polizei akzeptieren, ihre zwei Plätze in der Polizeiaufsichtsbehörde wahrnehmen und damit Vorbehalten von unionistischer Seite entgegentreten.
Bei den Arbeiten zur neuen Dubliner Stadtbahn Luas (das gälische Wort für Tempo) stoßen Bauarbeiter an der Kreuzung O’Connell St. / Abbey St. auf die Überreste eines 300 Jahre alten Hauses. Archäologen von Dúchas sind vor Ort. Ob die Entdeckung den Zeitplan für die Arbeiten an der Stadtbahn zurückwirft, ist noch nicht abzusehen.
Dienstag, 12. November 2002
Das Trinity College in Dublin erwägt eine Klage gegen den Produzenten von Star Wars II, George Lucas. Der Grund: der Bibliothekar des College entdeckte in einer Szene einen Schauplatz, dem ein Foto des Long Room hinterlegt war. Es gibt wohl wenige Dublinbesucher, die noch nicht im Long Room gestanden haben. Der fast 65 Meter lange kirchenschiffartige ‘Raum’ aus dem 18. Jahrhundert dürfte eine der eindruckvollsten Bibliotheken Europas sein. Doch warum nicht einfach den Film als Werbeträger nutzen? Waren Sie in Star Wars – dann kommen Sie nach Dublin und besuchen einen der Schauplätze ...
Sam Collins aus Dún Laoghaire im County Dublin kehrt mit einer Goldmedaille von der 35. Schacholympiade in Slowenien zurück. In seinen acht Spielen erzielte das mit 20 Jahren jüngste Mitglied des irischen Teams sieben Siege und ein Unentschieden.
In einer persönlichen Attacke auf den amtierenden stellvertretenden Polizeichef der PSNI Alan McQuillan weist der Sprecher der Sinn Féin für Polizeiangelegenheiten Gerry Kelly dessen gestrige Behauptung zurück, die Polizei habe ausgedehnte, bis in die nordirische Exekutive reichende Spionageoperationen der IRA aufgedeckt. In den Augen der Sinn Féin handelt es sich bei der Meldung um eine Verschwörung, mit der der bei der Razzia vom 4. Oktober angerichtete Schaden für die Polizei begrenzt werden soll.
Montag, 11. November 2002
Der irische Verkehrsminister Séamus Brennan teilt mit, dass die Regierung erneut an den Verkauf von Aer Lingus denke. Nachdem die staatliche Luftverkehrsgesellschaft wieder profitabel geworden sei, sei die Privatisierung die womöglich beste Option für die Zukunft der Gesellschaft.
Nach einer Aussage des stellvertretenden nordirischen Polizeichefs Alan McQuillan hat die Belfaster PSNI im Rahmen ihrer Untersuchung größere Geheimdienstoperationen der IRA aufgedeckt. Zwar wäre das eine oder andere von den gefundenen Informationen brauchbar für den Aufbau eine Terrorkampagne, er glaube jedoch nicht, dass die IRA sie zu diesem Zweck habe nutzen wollen.
Sonntag, 10. November 2002
Archäologen entdecken auf den Hügeln von Tara neue Zeugnisse aus alten Zeiten, die bis zu 4.000 Jahre vor Chr. zurückreichen. Und die Experten sind mehr als erbost über Pläne der Regierung, eine Autobahn durch das Ausgrabungsgebiet zu legen. Tara war einst das bedeutendste der fünf irischen Königreiche. Hier wurde alle drei Jahre eine Nationalversammlung abgehalten, auf der Stammesfehden sowie Friedens- und Verteidigungsangelegenheiten diskutiert und geregelt wurden.
Sonnabend, 9. November 2002
Irische Fischer beginnen mit der Blockade der Häfen von Dingle und Castletownbere, um damit gegen EU Pläne zu protestieren, allen europäischen Ländern das Fischen innerhalb der bisher den Iren vorbehaltenen 50-Meilen-Zone vor der Südwestküste zu erlauben. Man geht davon aus, dass allein am Wochenende 40 vor allem französische und spanische Fangschiffe davon betroffen sind. Am Montag wird der zuständige EU-Kommissar Franz Fischler in Dublin erwartet, und der irische Fischereiminister Dermot Ahern hat bereits angekündigt, die bisherigen Restriktionen mit allen Mitteln zu verteidigen
Nicht deklarierte Wahlkampfspenden gibt es auch in Irland. So kommt die Meldung, dass im März dieses Jahres, also kurz vor der Wahl, die Regierungspartei Fianna Fáil von einer schon in der Vergangenheit ins Zwielicht geratenen Baugesellschaft eine Spende in Höhe von € 9.523 überwiesen bekam. Alle Spenden oberhalb von € 5.078 müssen einer Kommission, der Public Offices Commission, gemeldet werden, was in diesem Fall nicht geschah. Das Hauptquartier der FF teilt mit nichts von der Zahlung zu wissen, doch könne man nicht ausschließen, dass Geld an einzelne Politiker oder Unterorganisationen geflossen sei.
Freitag, 8. November 2002
Sinn Féin Präsident Gerry Adams weist in einer Ansprache in New York alle Vorwürfe zurück, seine Partei sei in Spionageaktivitäten verwickelt. Die Anschuldigungen würden das Belfaster Abkommen nicht zerstören. Die Spionagevorwürfe hatten dazu beigetragen, dass im vergangenen Monat die nordirische Exekutive, in denen die Sinn Féin zwei Minister stellte, auf Drängen der Unionisten suspendiert wurde.
Streik in 540 untergeordneten Postbüros, doch der irischen Post ist es gelungen 220 Postmitarbeiter dafür zu gewinnen, dass sie Briefe bei sich zu Hause sortieren und sie ausliefern. Kein Wunder, dass die Gewerkschaft erbost ist, doch die Post hält die Aktion für legal: man könne, so ein Sprecher, nicht verantworten, dass auf dem Lande keine Post mehr zugestellt wird.
Donnerstag, 7. November 2002
Die politische Krise in Nordirland kann Tausende von Arbeitsplätzen kosten, warnt eine heute veröffentlichte Studie. Sollte sich die Situation nicht ändern, so wolle die Hälfte aller Arbeitgeber bereits geplante Investitionen verschieben. Nach der von Pricewaterhouse Coopers für die BBC durchgeführten Untersuchung, ist für 80 % der nordirischen Topmanager die Kontrolle der Wirtschaft durch eine eigenständige nordirische Regierung (die im September auf Druck der Unionisten suspendiert wurde) der beste Weg zur Förderung der nordirischen Wirtschaft.
Gesundheitsminister Martin plant einen weiteren Schlag gegen das Rauchen. Wie er heute Morgen der Irish Times mitteilt, soll künftig das Rauchen in Restaurants und Pubs zu Zeiten, zu denen Essen serviert wird, verboten werden. Dies werde auch für Barfood in den Pubs gelten, da sonst die Restaurants benachteiligt würden.
Mittwoch, 6. November 2002
Der Vorstand der staatlichen Transportgesellschaft CIÉ, gleichermaßen für die Bahn wie für die Überlandbusse zuständig, denkt über Einschränkungen beim Personen- und Frachtverkehr nach. Vor allem Strecken im Süden und Westen stehen zur Disposition. Dies sei notwendig, erklärt die Gesellschaft, da durch unrentable Strecken ein Verlust in Höhe von € 14 Mill. zu erwarten sei.
Nach Niederlagen in den ersten beiden Qualifikationsspielen zur Fußball-Europameisterschaft tritt nach sechsjähriger Amtszeit der Trainer der irischen Nationalmannschaft Mick McCarthy zurück. Sei größter Erfolg war das Abschneiden der irischen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Juni, wo sie im Achtelfinale gegen Spanien ein Unentschieden erreichte und erst im Elfmeterschießen ausschied.
Dienstag, 5. November 2002
Die Ulster Defence Association gibt zu, dass Loyalisten für einen Überfall verantwortlich sind, bei dem ein 23-jähriger Katholik mit den Händen an einen Holzpfosten genagelt und anschließend geschlagen wurde. Die Attacke sei jedoch nicht durch die Führung sanktioniert gewesen.
Der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble weist das Angebot von Gerry Adams zurück, vor dem Ruling Council der Sinn Féin zu sprechen und Gerry im Gegenzug vor dem Parteirat der UUP sprechen zu lassen. Davids Problem: er hatte sich vor einiger Zeit bereit erklärt, vor dem Führungsgremium der IRA zu sprechen. Doch nun sieht er nach eigenem Bekunden keinen Nutzen in einem solchen Redneraustausch.
Finanzminister McCreevy ist in bei der Planung des Budgets für 2003 in Nöten, denn zum Jahresende kündigt sich ein Defizit bei den Steuereinnahmen in Höhe von € 1,2 Mrd. an, während er bisher nur von einem Fehlbetrag von € 750 Mill. ausging. Trotz aller Einsparungen laufen ihm die Staatsausgaben davon, derweil die Steuereinnahmen hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Montag, 4. November 2002
Am Nachmittag trifft sich Sinn Féin Präsident Gerry Adams mit dem Chef der Ulster Unionist Party David Trimble um einen Anlauf zu unternehmen, die im Umfeld des nordirischen Friedensprozesses gespannten Beziehungen zwischen den Parteien zu reparieren. Dem Verlauten nach will die Sinn Féin das Angebot unterbreiten, zwischen beiden Parteien Treffen auf allen Ebenen zu organisieren. “Es ist uns bewusst”, so Sinn-Féin-Quellen, “dass es im unionistischen Lager Vorbehalte gegenüber Republikanern und dem, was sie erreichen wollen, gibt. Umgekehrt wissen wir, dass es aus der Perspektive von Nationalisten und Republikanern Zweifel am unionistischen Bekenntnis zum Karfreitagsabkommen und der Funktionsfähigkeit der nordirischen Institutionen gibt. Die Treffen werden auch bei Nationalisten vertrauensbildend sein.”
Sonntag, 3. November 2002
Nach einem Bericht der Sunday Business Post hatte ein Vertrauter des Taoiseach drei Wochen nach dem Bombenanschlag von Omagh durch die Real IRA, bei dem 1998 29 Menschen ums Leben kamen, ein Gespräch mit ihrem vermutlichen Führer Michael McKevitt arrangiert. Am folgenden Tag verkündete die Real IRA einen Waffenstillstand und die Polizei stellte dem Bericht zufolge die Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Real IRA ein. Erst letzte Woche hatte die Regierung bestritten, seinerzeit mit der Real IRA einen Deal zu Gunsten eines Waffenstillstands eingegangen zu haben.
Sonnabend, 2. November 2002
Sollten die Empfehlungen des International Council for the Exploration of the Sea (ICES) von der EU übernommen werden, darf von Ende nächsten Jahres an in der Irischen See so gut wie nicht mehr gefischt werden. Grund der Empfehlung ist der dramatische Rückgang der Kabeljaupopulation und weiterer Arten. Der zuständige EU-Kommissar Franz Fischler hat zu erkennen gegeben, er sei bereit ein vollständiges Fangverbot für Kabeljau, Weißfisch und Schellfisch einzuleiten und den Fang von Garnelen und Scholle drastisch zu beschränken. Nach den Worten des Generalsekretärs der irischen Fischervereinigung wäre dies gleichbedeutend mit einer kompletten Schließung der Irischen See, den Fischern bliebe nichts mehr zum Leben.
Freitag, 1. November 2002
Der SDLP-Vorsitzende Mark Durkan berichtet in einem Interview mit BBC Ulster Radio, dass der britische Premierminister Tony Blair versucht habe ihn für einen Ausschluss der Sinn Féin aus den politischen Institutionen Nordirlands zu gewinnen. Blairs Vorwurf: die Sinn Féin habe Dokumente an die IRA weitergeleitet. Der SDLP-Vorsitzende wörtlich: “Tony Blair fragte uns, ob wir einen Ausschlussantrag unterstützen würden. Wir fragten Tony Blair, ob er einen solchen auf die Tagesordnung setzen wolle. Er sagte: ‘Ich habe euch zuerst gefragt’. Wir antworteten: ‘Was für einen Grund gibt es uns zu fragen, wenn wir nicht wissen, ob einer eingebracht wird?’”
Halloween in Dublin – da hat auch die Polizei Probleme, die Geister unter Kontrolle zu bringen. Die schwersten Zwischenfälle gingen diesmal von einem Apartmenthaus in der Pearse Street aus, wo Jugendliche Steine auf fahrende Autos warfen und versuchten am Straßenrand stehende in Brand zu stecken. Auch die Feuerbrigaden waren im Einsatz und im ganzen Stadtgebiet damit beschäftig, außer Kontrolle geratene Halloweenfeuer zu löschen.