Nachrichten aus Irland

Februar 2021

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 28. Februar 2021

Nach den gestrigen gewalttätigen Protesten gegen die Beschränkungen in der Corona-Pandemie fordert die Vertretung der unteren Ränge in der irischen Polizei GRA, ihre Mitglieder bei der Impfreihenfolge vorzuziehen. Bei den Ausschreitungen waren mehrere Polizeibeamte verletzt worden, einer von ihnen liegt im Krankenhaus.

Sonnabend, 27. Februar 2021

Nach angekündigten Protesten gegen den Lockdown in der Corona-Krise sperrt die Polizei der irischen Hauptstadt auf Anordnung der Behörden gegen Mittag den St. Stephen’s Green und Iveagh Gardens. Ein aus mehreren hundert Teilnehmern bestehender Protestzug zieht daraufhin zum General Post Office in der O’Connell Street, wobei es zu gewalttätigen Ausschreitungen mit Angriffen auf die Polizei kommt. Dreizehn Personen werden festgenommen.
In einer Stellungnahme am Abend spricht der irische Regierungschef Micheál Martin von einer Gefährdung der öffentlichen Gesundheit und der Polizei durch die Demonstranten, die nicht geduldet werden könne und für die es keine Rechtfertigung gebe. Das Zusammenkommen angesichts der Corona-Lage zeige ein völliges Fehlen von Respekt denen gegenüber, die zur Bewältigung der Pandemie gewaltige Opfer auf sich nehmen.

Freitag, 26. Februar 2021

Ein wenig Hoffnung in der Coronakrise machen die fallenden Zahlen der infizierten Patienten in den Krankenhäusern des Landes. Nachdem am 18. Januar mit über 2.000 der bisherige Höhepunkt erreicht war, lag die Zahl gestern mit 593 erstmals in diesem Jahr unter der Marke von 600. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen war mit 221 am 24. Januar am höchsten und ist bis gestern auf 112 gefallen. Der jüngste an dem Virus Verstorbene war 16 Jahre alt.

Donnerstag, 25. Februar 2021

Die Regierung des Vereinigten Königreiches sei darauf fokussiert, das Nordirland-Protokoll (das darauf angelegt ist, Grenzkontrollen zwischen Nordirland und der Republik zu verhindern) praktikabel zu machen und nicht darauf, es – wie es die nordirischen Unionisten wünschen – einzustampfen, versichert der britische Staatssekretär für Kabinettsangelegenheiten Michael Gove im Vorfeld eines Treffens mit Vertretern der Europäischen Union.
Siehe auch: 07.02.21, 15.02.21, 22.02.21
Die Verbraucherpreise in der Republik Irland lagen nach gestern veröffentlichten Zahlen des CSO im Jahr 2019 um 35,4 % über den Durchschnittspreisen in der Europäischen Union. Damit war Irland in der EU das zweitteuerste Urlaubsland nach Dänemark. Die niedrigsten Verbraucherpreise hatte Bulgarien, wo das Preisniveau nur etwa halb so hoch im im europäischen Durchschnitt war.

Mittwoch, 24. Februar 2021

Mit überwältigender Mehrheit spricht sich der Dachverband der irischen Gewerkschaften ICTU für ein neu ausgehandeltes Abkommen zur Entwicklung der Gehälter im öffentlichen Dienst aus. Das Abkommen, dessen Kosten der Finanzminister mit € 960 Mio. beziffert, gilt für die Jahre 2021 bis 2023 und beinhaltet für alle Lohngruppen eine jährliche Gehaltserhöhung um 1 %. Wer weniger als € 50.000 im Jahr verdient, erhält eine zusätzliche Gehaltserhöhung von 500 Euro pro Jahr.

Dienstag, 23. Februar 2021

Die Irish Times berichtet von erheblichen Meinungsunterschieden bezüglich des Umgangs mit der Corona-Pandemie zwischen Regierungschef Micheál Martin von der Fianna Fáil und seinem Stellvertreter Leo Varadkar von der Fine Gael. Während der Taoiseach die derzeit geltenden Level-5-Restrictions* bis Ende April aufrechterhalten will, plädiert der Tánaiste für erste Lockerungen bereits vom 5. März an. Es sei eine “schreckliche Woche ohne Abstimmungen zwischen den Äußerungen von Taoiseach, Tánaiste und Nationaler Gesundheitsbehörde gewesen”, will die Zeitung von hochrangigen Regierungsbeamten erfahren haben.
* Übersicht über die derzeit geltenden Einschränkungen (externer Link): Level 5 Restrictions
Und während der Regierungschef den Pubs keine Hoffnung macht, vor Mittsommer wieder öffnen zu dürfen, offeriert Justizministerin Helen McEntee ihnen zumindest für die Zeit danach ein ‘Schmankerl’ und will die im Vergleich zu vielen anderen Ländern arg eingeschränkten Öffnungszeiten etwas ausdehnen. Bislang dürfen Pubs von Montag bis Donnerstag offiziell zwischen 10.30 und 23.30 Uhr öffnen, freitags und sonnabends zwischen 10.30 und 00.30 Uhr und sonntags von 12.30 bis 23.00 Uhr. Wie es dann nach dem Verschließen der Eingangstür weitergeht, ist eine andere Frage.
Künftig sollen, wie es die Verbände VFI und LVA schon seit langem fordern, ‘normale Pubs’ die ganze Woche über bis 00.30 Uhr und Nightclubs bis um 02.30 Uhr in der Früh ausschenken dürfen.

Montag, 22. Februar 2021

Im Vorfeld der heute im britischen Unterhaus beginnenden Debatte über ‘praktikable Mechanismen zur Umsetzung des Nordirlandprotokolls’ kündigt die nordirische Regierungschefin und Vorsitzende der DUP Arlene Foster an, dieses mit weiteren hochrangigen Parteimitglieder vor Gericht grundsützlich anzufechten und begründet das unter anderem mit dem Union Act von 1800 und dem Karfreitagsabkommen. Die Klage bezieht sich vor allem darauf, dass mit dem Protokoll in der Irischen See de facto eine Handelsgrenze zwischen Großbritannien und Nordirland eingerichtet wurde.
Siehe auch: 07.02.21, 15.02.21

Sonntag, 21. Februar 2021

Der Dubliner Flugplatz gibt seine Passagierzahlen für das Jahr 2020 bekannt. Knapp sieben Millionen Passagiere begannen oder beendeten ihre Reise im vergangenen Jahr auf dem Flughafen der irischen Hauptstadt, von denen allein vier Millionen auf die beiden ‘Nicht-Corona-Monate’ Januar und Februar entfielen. Insgesamt fiel das Passagieraufkommen 2020 um 78 %, bezogen auf die letzten zehn Monaten gar um 89 %. Zuletzt verzeichnet der Flughafen im Jahr 1994 weniger als acht Millionen Passagiere, 2019 waren es 33 Millionen.
Seit Beginn der Impfungen ist die Zahl der mit dem Corona-Virus infizierten Mitarbeitern in den Krankenhäusern des Landes um 90 % gefallen, berichtete gestern die Gesundheitsbehörde. Waren es in der Woche vom 10. bis zum 17. Januar noch rund 1.000 Infektionen, so sank die Zahl in der Woche vom 7. zum 14. Februar auf 100. Derweil betont Taoiseach Micheál Martin an, dass die Regierung “nicht in Ewägung zieht”, Hotels und Ferienwohnungen vor Mitte des Sommers öffnen zu lassen.

Sonnabend, 20. Februar 2021

Nach mehr als 160 Jahren kündigt die Ulster Bank an, sich aus der Republik Irland zurückzuziehen. Zur Zeit beschäftigt sie dort 2.800 Mitarbeiter und ist bei einem Kreditportfolio von 20,5 Milliarden Euro der drittgrößte Kreditgeber des Landes. Die ersten Filialen sollen im kommenden Jahr geschlossen werden. Die Bank gehört mit ihren 1,9 Millionen Kunden in der Republik seit dem Jahr 2000 zur Royal Bank of Scotland Group. Ein ‘hammer blow’ für die Kunden und Angestellten, so Sinn Féin und Labour Party in einer ersten Reaktion.
Wenn ich schon keine Lust habe, täglich neue Infektionszahlen zu melden, hier zumindest eine Meldung zu den Nebenwirkungen der Corona-Krise. Deutlich mehr als die Hälfte der Ärzte und Krankenschwestern der Nationalen Geburtsklinik in Dublin führten im vergangenen Sommer ihre Online-Trainingseinheiten in Schlafanzügen durch, berichtete gestern eine Studie.

Freitag, 19. Februar 2021

Das Dubliner Trinity College macht sich an die Aufarbeitung seiner Vergangenheit und schreibt für potentielle Doktoranden ein zweijähriges Forschungsprojekt aus, mit dem historische Verbindungen der Hochschule zu Kolonialismus und Sklavenhandel aufgearbeitet werden sollen.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1592 wurde die älteste Universität des Landes immer wieder mit der Förderung von Kolonialismus und Imperialismus in Zusammenhang gebracht. Zwar gab es von einer Reihe von Stipendiaten und Absolventen offene Kritik an Sklaverei und britischem Imperialismus, andererseits jedoch wurde der Lehrkanon mit dem Ziel überarbeitet, den Anforderungen des Empire gerecht zu werden, womit das Trinity College um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Exporteur von kolonialen Ideologien und ihren Unterstützern wurde.

Donnerstag, 18. Februar 2021

In der ‘Verschenkkiste’ liegen unter anderem einige zwar ältere, aber in einem sehr gutem Zustand befindliche Merianhefte, die zeigen, wie man in den vergangenen Jahrzehnten die Grüne Insel von Deutschland aus sah. Eines davon sucht heute nach nunmehr dreißig Jahren mal wieder einen neuen Leser.
Ich weiß nicht, wie viele Merianhefte über Irland seit der Gründung der Reihe erschienen sind, dieses hier stammt aus einer leider vergangenen Zeit, in der der Verlag den Heften noch einen Leinenrücken spendierte. Eine Reihe prominenter Autoren, irische und deutschsprachige, zeigen ihre Sicht der Grünen Insel. So erinnert sich der Literatur-Nobelpreisträger Seamus Heaney an seine Kindheit auf dem Mooshof, schreibt der in Dublin lebende Korrespondent der TAZ über zwanzig Jahre Nordirlandkonflikt und heißt uns die bekannte Autorin Elsemarie Maletzke bei den Käuzen willkommen. Und derweil der Kulturhistoriker Rolf Hosfeld allen Liebhabern der Einsamkeit empfiehlt, in den Donegal, dem Land der Mythen und Mönche, zu fahren, schlägt der Reiseschriftsteller Klaus Bötig vor, Regenzeug und Badehose einzupacken. Zwölf Artikel auf den ersten rund 100 Seiten, die nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben, während die danach folgenden Reisehinweise und Tipps heute wohl nicht mehr so interessant sind.

Das Heft geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich im Laufe des Tages per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und eine Versandadresse in Deutschland angibt. Die Daten werden nicht weitergegeben und die Mails nach dem Versand gelöscht.

Nachtrag: Dieses Mal dauerte es mit anderthalb Stunden recht lange, bis sich um 10.36 Uhr eine Leserin aus 24366 Loose (knapp vor einer anderen Dame) meldete, an die das Buch nun geht.

Mittwoch, 17. Februar 2021

Im vergangenen Monat hatte die Mother and Baby Homes Commission ihren Abschlussbericht vorgelegt, nach dem in einem Zeitraum von 85 Jahren rund 9.000 Säuglinge und Kinder in von katholischen Nonnen geführten Heimen starben, in die ledige schwangere Frauen (oft gegen ihren Willen) eingewiesen worden waren.
Mitglieder des Parlamentsausschusses für Kinderfragen forderten nun, den offiziellen Bericht in einigen Punkten zu überprüfen, und mussten erfahren, dass rund 550 vertraulich gegebene mündliche Zeugenaussagen gelöscht wurden und dem Vernehmen nach nicht wiederherstellbar sind. Wie es heißt, erfolgte die Löschung mit Zustimmung der Zeugen aus Gründen des Datenschutzes und der Privatsphäre. Dem widersprachen einige Betroffene und sagten aus, sie hätten nie eine Zustimmung zur Löschung ihrer mündlichen Aussagen gegeben.

Eine rechtliche Einschätzung, um die der Minister für Kinder, Jugend, Gleichstellung, Behinderte und Integration Roderic O’Gorman den Attorney General vor rund zwei Wochen gebeten hat, steht noch aus.

Siehe auch: 05.03.17, 12.03.17, 08.07.17, 12.12.17, 20.02.18, 17.04.19, 13.01.21, 14.01.21

Dienstag, 16. Februar 2021

Der Gefangene Nr. 102640 ist wieder auf freiem Fuß. Gestern Vormittag wurde der ehemalige Vorstandsvorsitzende der in der Finanzkrise insolvent gewordenen Anglo Irish Bank David Drumm, im Juni 2018 nach seiner Auslieferung aus den Vereinigten Staaten zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt, vorzeitig aus einem Gefängnis in Cavan entlassen. Die Verurteilung war wegen Verschwörung zum Betrug und Bilanzfälschung erfolgt, nachdem er im Jahr 2007 die Einlagen der Bank um € 7,2 Mrd. höher dargestellt hatte, als sie tatsächlich waren. In Gegensatz zu drei weiteren zu einer Gefängnisstrafe verurteilten Vorstandsmitgliedern, hatte er nach Ansicht des Gerichts von seinen Handlungen nicht persönlich profitiert.
Unter Einbeziehung der Untersuchungs- und Auslieferungshaft in den Vereinigten Staaten erfolgte die Freilassung nach der Verbüßung von etwas mehr als der Hälfte der ihm auferlegten Haftstrafe.

Siehe auch: 16.10.15, 14.03.16, 07.06.18, 20.06.18, 22.06.18

Montag, 15. Februar 2021

Erst nach langem Hin und Her hatten das Vereinigte Königreich und die Europäische Union bei den Brexit-Verhandlungen eine – wenngleich bei den nordirischen Unionisten sehr umstrittene – Lösung zur Vermeidung von Grenzkontrollen zwischen der Republik Irland und Nordirland gefunden. Als dann der Austritt des Königreiches aus der EU am 1. Januar technisch vollzogen wurde, zeigten sich die ersten Probleme, unter anderem in Form von Versorgungsengpässen in nordirischen Supermärkten.
Nun wirft die EU Großbritannien vor, das Abkommen nicht vertragsgemäß umzusetzen und Waren auf dem Weg nach Nordirland nicht ausreichend daraufhin zu kontrollieren, ob sie auch tatsächlich zum Verbleib in Nordirland bestimmt sind und nicht (in dem Fall müssten sie verzollt werden) über die offene Grenze in die Republik Irland weitergeleitet werden, derweil Großbritannien fordert, die Regelungen ‘praktikabler’ zu gestalten. So sollte die dreimonatige Übergangsfrist für Waren, die für nordirische Supermärkte bestimmt sind, bis 2023 verlängert werden.

In der vergangenen Woche kam es daraufhin zu einem Krisentreffen in London, auf dem beschlossen wurde, bis zum 24. Februar den für den Warenverkehr zuständigen gemeinsamen Ausschusses einzuberufen, um einen Ausweg zu finden. Beide Seiten würden “keine Mühen scheuen” eine praktikable Lösung zu finden, hieß es nach einem Gespräch, das als “offen aber konstruktiv” bezeichnet wurde. (s.a. 07.02.21)

Sonnabend, 13. Februar 2021

Das Impfprogramm gegen die Ausbreitung des Corona-Virus kommt in Nordirland sehr viel schneller voran als in der Republik. Während in der Republik bis zum vergangenen Donnerstag gut 171.000 Menschen geimpft wurden, waren es in Nordirland über 391.000, also mehr als doppelt so viele. Noch sehr viel drastischer sieht es aus, wenn man dies auf die Einwohnerzahl bezieht. Demnach waren in der Republik Irland bis zum 11. Februar 3,4 % der Bevölkerung geimpft verglichen mit 20,6 % in Nordirland – für die Unionisten ein Beweis dafür, dass es ohne die EU besser geht.

Freitag, 12. Februar 2021

Ich hielt sie schon seit langem für ausgestorben, die kleinen Schwarzbrennereien, von denen in irischen Erzählungen des 19. und 20. Jahrhundert so oft die Rede ist. Doch jetzt, wo die Pubs seit Monaten geschlossen sind, entwickeln sie sich nach den Worten des Garda Chief Superintendent der Grafschaft Louth zu einer “another added dimension to Covid”. Und so würden seine Leute bei den Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Regeln auch ein besonderes Augenmerk auf Shebeens (illegal betriebene Kneipen) und ihre ‘Zulieferer’ legen.
Gestern waren seine Leute erfolgreich, hoben in einem Haus in Drogheda eine Schwarzbrennerei aus und stellten fünfzig Liter illegal destillierten Alkohol sicher. Der Alkohol habe (passend zur Grünen Insel) eine “hübsche grüne Farbe”, so Polizeichef, und werde vernichtet. Sehr gefährlich für die Gesundheit und möglicherweise tödlich, würde er ihn auf gar keinen Fall probieren.

Siehe auch: Sean McGuffin, Zum Lobe des Poitín

Donnerstag, 11. Februar 2021

Nach einem Bericht der Irish Times teilte der irische Regierungschef Micheál Martin den Abgeordneten und Senatoren seiner Partei gestern Abend auf einer Fraktionssitzung mit, dass mit einer Verlängerung des Lockdowns bis Mai gerechnet werden müsse. Inzwischen gingen drei Viertel der Infektionen von der zu Jahresbeginn in England aufgetretenen, deutlich ansteckenderen Form des Corona-Virus aus, was zu “hartnäckig hohen” Infektionszahlen geführt habe. So liegen jetzt trotz eines Abwärtstrends immer noch 25 % mehr infizierte Personen in Krankenhäusern als auf dem Höhepunkt der Infektionswelle im April letzten Jahres, und die Zahl derer auf den Intensivstationen sinkt nur sehr langsam.
Nun zu einem Rekord, auf den man nicht stolz sein wird. Nach dem Eurobarometer der Europäischen Kommission konsumieren 17 % der Iren Produkte, die Cannabis enthalten, womit das Land in der Europäischen Union den höchsten Prozentsatz an Cannabis-Rauchern aufweist. Demgegenüber ist die Zahl derer, die ‘normale Zigaretten’ rauchen, weiter auf dem Sinkflug und liegt nur noch bei zwanzig Prozent. Allerdings raucht jetzt jeder zehnte Ire E-Zigaretten.

Mittwoch, 10. Februar 2021

Nach längerer Zeit hier mal wieder ein Blick auf den Stand beim Bau des Nationalen Kinderkrankenhauses: Die im Jahr 2012 für € 404 Mio. geplante Klinik sollte 2016 eröffnet werden. Während der Termin der Fertigstellung immer wieder verschoben wurde, stiegen die prognostizierten Baukosten, bis vor gut einem Jahr aus dem Finanzministerium verlautete, man könne nicht garantieren, dass man mit weniger als zwei Milliarden Euro auskommen wird. Bezogen auf die Bettenzahl macht sie das nach Berechnungen der Irish Times zur teuersten Gesundheitseinrichtung der Welt.
Zu Wochenbeginn diskutierte der Haushaltsausschuss des irischen Parlaments über das Projekt und wollte wissen, wann mit der Fertigstellung zu rechnen sei. Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden des für den Bau verantwortlichen National Paediatric Health Development Board David Gunning ist eine Eröffnung vor dem Jahr 2024 unwahrscheinlich. Ende 2019 sei vom Generalunternehmer BAM Ireland statt wie zuletzt vorgesehen 22 % gerade einmal 8,5 % der Bauleistung erbracht worden und der Rückstand seither von Monat zu Monat gewachsen. Zurückzuführen sei der mangelnde Fortschritt auf die von Beginn an unzureichende Ressourcen-Ausstattung der Baumaßnahmen durch den Generalunternehmer, woran sich nichts geändert habe. Um eine Stellungnahme gebeten, hat sich dieser bislang nicht dazu geäußert.

Siehe a.: 24.02.12 24.10.12, 06.11.12, 02.07.14, 25.10.14, 12.11.14, 29.04.16, 14.12.18, 19.12.18, 12.02.19, 13.02.19, 16.02.19, 28.02.19, 13.03.19, 12.04.19, 15.11.19

Dienstag, 9. Februar 2021

Bei der Vielzahl der Berichte über den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche gerät leicht in Vergessenheit, dass Kindesmissbrauch auch in anderen Einrichtungen keine Seltenheit war. Und so wurde gestern nach einem fast drei Jahre währenden Disziplinarverfahren der Chief Scout des irischen Pfadfinderverbands Christy McCann zusammen mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern aus Scouting Ireland ausgeschlossen. Ein weiteres Vorstandsmitglied erhielt eine zweijährige Sperre.
Bis Anfang 2019 hatten sich mehr als 300 Opfer des Missbrauchs durch Betreuer gemeldet und 217 beschuldigte Täter waren namentlich genannt worden. Verdachtsfälle waren über Jahre hinweg unter den Tisch gekehrt worden, wobei dem Vorstand in einem von der Irish Times publik gemachten vertraulichen Bericht schwerwiegendes Fehlverhalten vorgeworfen wurde.

Siehe auch: 29.11.18, 12.12.18, 28.02.19, 01.03.19

Montag, 8. Februar 2021

Zum verschneiten Wochenbeginn hole ich mit Brendan trifft Trudy eine DVD mit einem Film aus dem Jahr 2000 aus der ‘Verschenkkiste’.
Brendan, ein verklemmter Dubliner Lehrer und eifriger Kinogänger, der nur in der Welt der Filme aufblüht, wohnt in einer kleinen Spießerbude und singt im Kirchenchor. Als ihm Trudy über den Weg läuft, ändert sich sein Leben von einem Tag auf den anderen, denn Trudy ist eine berufsmäßige Diebin und fest entschlossen, seinem Leben den richtigen ‘Kick’ zu verleihen. Und so erlebt Brendan Dinge, die er bis dahin nur aus seinen Filmen kannte, als da wären Widerstand gegen die Staatsgewalt, nächtliche Beutezüge und stürmische Liebesnächte. Doch ein Leben wie im Film hat, wie sich bald heraustellt, seine Tücken, und Brendan muss zeigen, was wirklich in ihm steckt. Das Drehbuch zu dem Film stammt von Roddy Doyle, bekannt von seinen gleichfalls verfilmten Romanen Die Commitments, The Snapper und Fisch & Chips. Die DVD hat eine Laufzeit von 91 Minuten.

Die DVD geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich im Laufe des Tages per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und eine Versandadresse in Deutschland angibt. Die Daten werden nicht weitergegeben und die Mails nach dem Versand der DVD gelöscht.

Nachtrag: Das ging dieses Mal aber fix. Um 11.40 Uhr ging die Meldung online, und um 11.43 Uhr meldete sich (ganz knapp vor einer Leserin aus Diepholz) ein Leser aus 26835 Neukamperfehn, an den die DVD nun geht.

Sonnabend/Sonntag, 6. bis 7. Februar 2021

Zum Hauptthema des Wochenendes: Ein neuer Streit um Nordirland ist entbrannt, denn es läuft nicht rund mit dem Nordirland-Protokoll, das nach dem Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU Grenzkontrollen zwischen Nordirland und der Republik unnötig machen soll. Es sieht vor, dass die gesamte Insel Irland nach dem Brexit ein gemeinsamer Wirtschaftsraum bleibt und in Nordirland anders als im übrigen Königreich die Regeln des EU-Binnenmarktes und der Zollunion de facto weitergelten.
Dies hat jedoch zur Folge, dass Waren, die aus Großbritannien nach Nordirland eingeführt werden, daraufhin kontrolliert werden müssen, ob sie zum Verbrauch in Nordirland bestimmt und damit zollfrei sind, oder ob sie von Nordirland aus über die irische-irische Grenze in die Republik weitertransportiert werden, womit sie den Zollbestimmungen zwischen Großbritannien und der EU unterliegen. Dieser hohe bürokratische Aufwand hatte dazu geführt, dass zu Jahresbeginn Regale in nordirischen Supermärkten nicht rechtzeitig aufgefüllt werden konnten.

Darüber hinaus sah es zeitweise so aus, als wolle die EU mit Hilfe des Nordirland-Protokolls Impfstoff-Exporte überwachen, doch auch, wenn die Präsidentin der EU-Kommission diesbezüglich zerknirscht einen Rückzieher machte, ist das von ihnen schon immer abgelehnte Nordirland-Protokoll für die Unionisten in der nordirischen Regierung damit erwiesenermaßen unpraktikabel, und sie fordern eine Überarbeitung. Damit stoßen sie auf offene Ohren beim britischen Premierminister Boris Johnson, der sich nur widerwillig darauf eingelassen hatte und dem die Warengrenze zwischen Nordirland und dem übrigen Königreich schon immer ein Dorn im Auge war. Auf der anderen Seite widersetzen sich die republikanisch-nationalen Parteien Nordirlands allem, was sie als Aufweichung des Protokolls verstehen und zu Grenzkontrollen zwischen dem Norden und Süden der Insel führen könnte, und sehen den nordirischen Friedensprozess in Gefahr.

Wie es jetzt weitergeht, ist offen. Nach stundenlangen Video-Konferenzen in der vergangenen Woche wollen sich Vertreter von EU und Großbritannien in den nächsten Tagen in London treffen.

Freitag, 5. Februar 2021

Ist es eine Ermahnung, eine dringende Empfehlung, eine rechtliche Verpflichtung und für wen gilt sie? Die Aufforderung, sich nach der Einreise in die Republik Irland in eine ‘14-tägige Selbstisolierung’ zu begeben, unterlag bislang mancher Interpretation. Nun hat Gesundheitsminister Stephen Donnelly reinen Tisch gemacht und in einer gestern unterzeichneten Verfügung die Sache klargestellt:
Jeder, der – gleichgültig von woher er kommt – von heute an in die Republik Irland einreist, muss sich rechtlich verpflichtend unverzüglich an eine in den Einreisepapieren genannte Adresse begeben und dort einer 14-tägigen Quarantäne unterziehen. Bei Zuwiderhandlung droht eine Geldstrafe in Höhe von € 2.500 und/oder eine Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten. Die Durchsetzung der Regelung unterliegt der irischen Polizei.

Donnerstag, 4. Februar 2021

Die ungeschönte Arbeitslosenquote in der Republik Irland, d.h. der Anteil der Menschen, die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen und mit ihren Familien von staatlichen Sozial-Leistungen leben, sprang im Januar von 19,4 % im Dezember auf einen Rekordwert von 25 %. Darin inbegriffen sind rund 475.000 Arbeitnehmer, die aufgrund der Corona-Epidemie von ihrem Arbeitgeber ohne Gehalt freigestellt wurden und das Pandemic Unemployment Payment (PUP) in Anspruch nehmen. Nimmt man diese Gruppe aus der Berechnung heraus, kommt man zu einer Arbeitslosenquote von rund sechs Prozent.

Mittwoch, 3. Februar 2021

Heute geht es in den Irlandnachrichten ums Geld, wobei die Überstunden bei der irischen Polizei zu den politischen Dauerthemen gehören. € 97,85 Mio. an Überstundenvergütung wurden im Jahr 2020 an die 14.600 Mitglieder der Polizeikräfte ausgezahlt, im Schnitt also rund 6.700 Euro pro Arbeitnehmer. Im mittleren und gehobenen Dienst lag auf das Jahr berechnet die höchste Überstundenvergütung für einen Polizisten bei € 52.953, in den unteren Rängen erhielt der Spitzenreiter einen Aufschlag von € 46.762 für die mehr geleistete Arbeit.
Nach seiner Einschätzung dazu befragt sagte der stellv. Generalsekretär der Garda Representative Association (GRA): “Wir machen unsere Arbeit in außergewöhnlichen Zeiten, was einen unvorhersehbaren Bedarf für Überstunden zufolge hat. Wir glauben, dass die Steuerzahler einen guten Gegenwert dafür bekommen.”

Siehe auch: 01.07.16, 24.08.16, 19.08.17, 21.09.18, 11.07.19, 02.10.20
Die oppositionelle Sinn Féin ist empört, doch der Minister für öffentliche Ausgaben ist überzeugt, dass die Steuerzahler auch für die Erhöhung des Jahresgehalts des Generalsekretärs im Gesundheitsministerium einen guten Gegenwert erhalten. Der vakante Posten war bisher mit € 211.000 im Jahr dotiert und das Jahresgehalt für die nun folgende Neuausschreibung um € 81.000 auf 292.000 Euro angehoben worden.
Die Erhöhung sei mit dem Regierungschef abgesprochen, so der Minister gegenüber dem Finanzkomitee des Parlaments, und unter Berücksichtigung der Verantwortung und außergewöhnlichen Herausforderungen, die die gegenwärtige Zeit mit sich bringe, angemessen. Bis zur Neubesetzung habe er den früheren Generalsekretär seines Ministeriums als Interimsleiter eingesetzt, doch weder habe dieser einen Einfluss auf die Gehaltserhöhung gehabt, noch sei es sicher, ob er bei der Ausschreibung erfolgreich sein wird. Zudem wolle er darauf hinweisen, dass sich vor zwei Jahren bei der Suche nach einem neuen Chef für die Gesundheitsbehörde erst ein geeigneter Kandidat fand, nachdem das Gehalt auf € 363.000 angehoben worden war.

Dienstag, 2. Februar 2021

Der Chef der irischen Gesundheitsbehörde rät die Bevölkerung davon ab, für dieses Jahr eine Auslandsreise zu planen, und fordert dazu auf, “für absehbare Zeit alle nicht dringend erforderlichen Reisen zu unterlassen.” Er habe “nichts als Bewunderung für Mr. O’Leary (Vorstandvorsitzender von Ryanair)”, so Dr. Tony Holohan, doch dessen Vorwurf, die Gesundheitsbehörde würde Fehlinformationen verbreiten, weise er zurück. Sie stehe in der Pflicht, auch schlechte Nachrichten weiterzugeben.
Seit Ausbruch der Epidemie gab es in der Republik Irland bis Ende Januar 197.553 bestätigte Corona-Infizierungen und in Zusammenhang mit der Erkrankung 1.062 Todesfälle bei Menschen im Alter zwischen 45 und 101 Jahren. Der Medianwert bei den Todesfällen lag bei 79 Jahren.
Nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden der Vereinigung irischer Reisebüros schuldet die Fluggesellschaft Ryanair seinen Mitgliedern noch rund zwanzig Millionen Euro für in der Corona-Pandemie nicht durchgeführte Flüge, was zu Folge habe, dass die Agenturen ihren Kunden die Zahlungen bislang nicht erstatten konnten. Die Aussage von Ryanair, alle Anspruchsberechtigten hätten ihre Erstattungen erhalten, sei falsch und betreffe nicht die Buchungen über Reisebüros. So warte ein Mitglied der Vereinigung noch auf die Rückerstattung für 1.400 seiner Kunden und eine auf Schülerreisen spezialisierte Agentur auf rund ein halbe Million Euro.
“Ryanair arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren mit unseren Agenturen zusammen”, so Pat Dawson, “und es ist Fakt, dass die Regierung Ryanair vor dem Bankrott bewahrt hat. Der Kunde trägt hier den Kollateralschaden, es ist traurig aber wahr.”

Montag, 1. Februar 2021

Mit mehr als 100.000 Neuinfizierungen und über 1.000 Tote in Zusammenhang mit dem Coronavirus gab es nach Auskunft des Leiters der irischen Gesundheitsbehörde allein im Januar 2021 mehr Fälle als im gesamten Jahr 2020.
Die in der Dubliner Stadtverwaltung für die Wohnungslosigkeit zuständige Behörde appelliert an Immobilienbesitzer, private Notunterkünfte zur Unterbringung von wohnungslos gewordenen Menschen zu Verfügung zu stellen und zu melden. “Die Corona-Pandemie”, so der stellvertretende Amtsleiter Brendan Kenny, “hat die Krise noch weiter verschärft. […] Um die Abstände einhalten zu können, mussten wir die Zahl Plätze in den meisten Unterkünften verringern und brauchen jetzt dringend neue Unterbringungsmöglichkeiten, wenn nicht noch mehr Menschen auf der Straße übernachten und noch mehr Menschen dabei sterben sollen.” Im vergangenen Jahr wurden in Dublin 79 Obdachlose nach einer Übernachtung im Freien tot aufgefunden.

Nachrichten aus Irland – Februar 2021