Nachrichten aus Irland

Juli 2019

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Mittwoch, 31. Juli 2019

In einem ersten Telefongespräch mit dem irischen Regierungschef Leo Varadkar beharrt der britische Premierminister Boris Johnson darauf, dass “es Sache der EU ist, dafür zu sorgen, dass es zu keinem No-Deal Brexit kommt”. Sollte die EU nicht zu einem Kompromiss bereit sein, werde das Vereinigte Königreich die Europäische Union zum 31. Oktober ohne einen die künftigen Beziehungen regelnden Vertrag verlassen. Zugleich jedoch versichert er, dass das Königreich “unter keinen Umständen” Grenzkontrollen zwischen Nordirland und der Republik Irland einführen und alle Energie darauf verwenden wird, alle in Zusammenhang mit einem reibungslosen Handel auftretenden Probleme zu lösen. Wie das möglich sein soll, ist bislang sein Geheimnis.

Dienstag, 30. Juli 2019

Gesundheitsminister Simon Harris holt zu einem neuen Schlag gegen das Rauchen und die Zigarettenindustrie aus und plant ein vollständiges Verbot von Zigarettenautomaten. Darüber hinaus soll der Verkauf von Tabakprodukten im Umfeld von Einrichtungen und Veranstaltungen für Kinder verboten werden. Auch für die sogenannten e-Zigaretten sind neue Einschränkungen geplant. Über die Details will das Kabinett im September beraten.
Nach gestern veröffentlichten Zahlen wurden im vergangenen Jahr rund 1.100 Kinder, davon fast 300 im Alter von unter zehn Jahren, mit durch Alkohol und Drogen verursachten Gesundheitsproblemen in Krankenhäuser eingewiesen. Diese Zahlen spielen jedoch nur einen Teil der Wirklichkeit wieder, da die in den Notaufnahmen oder außerhalb der Krankhäuser behandelten Fälle nicht in ihnen enthalten sind.

Montag, 29. Juli 2019

Während jetzt auch Taoiseach Leo Varadkar, der solchen Überlegungen bislang aus dem Weg gegangen war, mit der Wahrscheinlichkeit eines ‘harten Brexits’ auch die einer Wiedervereinigung Irlands steigen sieht, fordert Sinn-Féin-Präsidentin Mary Lou McDonald erneut die Gründung eines ‘All-Ireland Forum’ zur Diskussion möglicher Strukturen eines solchen Vereinigten Irlands, in dem sowohl Republikaner als auch Unionisten eine Heimat und ihre Rolle finden können.
Siehe auch: 13.04.19, 13.07.19, 24.07.19, 25.07.19

Sonntag, 28. Juli 2019

Laut einer Umfrage planen 58 % der Soldaten, den Streitkräften, denen bereits jetzt 1.000 an ihrer Sollstärke von 9.500 fehlen, in den kommenden zwei Jahren den Rücken zu kehren. 85 % der Befragten begründeten das mit schlechter Bezahlung, 76 % mit schlechter Ausrüstung, und 60 % sahen außerhalb der Armee bessere Chancen für das berufliche Fortkommen. (s.a. 11.03.19, 27.03.19, 06.07.19)

Sonnabend, 27. Juli 2019

Nach einem ersten Gespräch mit dem neu ernannten britischen Nordirlandminister Julian Smith in Belfast drückt der irische Außenminister und stellvertretende Regierungschef Simon Coveney zum einen seine Wertschätzung diesem gegenüber aus und kritisiert zum anderen den neuen britischen Premier Boris Johnson. “Ich denke, Julian Smith versteht nur zu gut die Herausforderungen denen wir nun gegenübergestellt sehen, und die Bedeutung, die eine eigenständige Regionalregierung in Nordirland für das Karfreitagsabkommen und die Beziehungen auf diesen Inseln haben. Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten um sicherzustellen, dass sich die nordirischen Parteien sowohl im eigenen Interesse als auch dem aller Nordiren eher früher als später auf eine funktionierende nordirische Exekutive einigen, die mit frischem Elan an ihre Arbeit geht.”
Was den neuen britischen Premier Boris Johnson und seine Brexit-Pläne betreffe, sei der gestrige Donnerstag “ein sehr schlechter Tag” gewesen. Es habe den Anschein, dass Mr. Johnson das Vereinigte Königreich absichtlich auf einen Kollisionskurs mit der EU setze. Die Frage warum, könne nur er selbst beantworten. Ein solch harter Brexit werde in Nordirland das Verlangen nach einer Wiedervereinigung mit der Republik fördern. Den Begriff ‘Kollisionskurs’ wies der britische Nordirlandminister in seiner Antwort zurück, er könne einen solchen nicht sehen.

Siehe a.: 04.03.17, 06.03.17, 07.03.17, 10.03.17, 18.03.17, 26.03.17, 28.03.17, 29.03.17, 04.04.17, 11.04.17, 13.04.17, 18.04.17, 21.04.17, 28.04.17, 17.06.17, 18.06.17, 19.06.17, 26.06.17, 29.06.17, 02.07.17, 03.07.17, 04.07.17, 05.07.17, 21.08.17, 28.08.17, 31.08.17, 02.09.17, 06.09.17, 11.09.17, 26.09.17, 29.09.17, 15.10.17, 18.10.17, 30.10.17, 02.11.17, 14.11.17, 21.12.17, 01.01.18, 10.01.18, 19.01.18, 25.01.18, 06.02.18, 09.02.18, 11.02.18, 14.02.18, 15.02.18, 18.02.18, 21.02.18, 14.03.18, 17.03.18, 09.05.18, 07.08.18, 15.02.19, 21.03.19, 26.04.19, 27.04.19, 13.05.19

Freitag, 26. Juli 2019

Einen neuen Besucherrekord für den Monat Juli meldet das Zentralamt für Statistik, wobei mit 1.061.800 Reisenden die Millionengrenze überschritten wurde. Während aus Großbritannien weniger Urlauber als im vergangenen Jahr kamen, nahm die Zahl der Besucher aus “allen anderen Teilen der Erde” zu. Zugleich machten 892.600 Iren Urlaub außerhalb ihrer Insel und schafften somit Platz.
Der im Jahr 2013 vorgestellte Plan zur Schaffung eines Kulturzentrums am Parnell Square in der Dubliner Nordstadt ist vorerst gescheitert, nachdem sich die projektierten Kosten von € 60 Mio. auf € 130 Mio. mehr als verdoppelt haben. Träger des Vorhabens war die Parnell Square Foundation, ein Gemeinschaftsunternehmen der Dubliner Stadtverwaltung mit einer amerikanischen Immobilien-Investmentgesellschaft.
Erst vor drei Monaten hatte die Stadtverwaltung die Baugenehmigung erteilt, unter der auf der Nordseite des Platzes eine neue Stadtbibliothek, ein Konferenzsaal mit 200 Plätzen, ein Musikzentrum, Bildungseinrichtungen, ein Café so wie ein Ausstellungsbereich errichtet werden sollten. Darüber hinaus war die Schaffung eines neuen öffentlichen Platzes sowie die Restaurierung einiger der schönsten georgianischen Häuser der Stadt vorgesehen. Wie es nun weitergeht, weiß man noch nicht.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Zu den ersten Maßnahmen des designierten neuen britischen Premierministers Boris Johnsons gehört die Entlassung von Nordirlandministerin Karen Bradley, die in ihrer 19-monatigen Amtszeit auch von den irischen Republikanern viel Kritik hatte einstecken müssen – insbesondere nach ihrer Bemerkung, sie sei mit der Unterscheidung zwischen Unionisten und Nationalisten nicht vertraut. Sie sei enttäuscht, ihren Job nicht bis zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive weitermachen zu dürfen, erklärte sie zum Abschied. Neuer Nordirlandminister ist der frühere Fraktionsvorsitzende der Konservativen Partei Julian Smith, seit 2010 im britischen Unterhaus vertreten und zuvor auf die Themen Erziehung, Wirtschaft und internationale Entwicklung fokussiert.
Sinn-Féin-Präsidentin Mary Lou McDonald erklärte in einer ersten Stellungnahme zu den Vorgängen in London, den neuen britischen Premierminister in einem Brief aufgefordert zu haben, sich um die Wiederherstellung der nordirischen Regierung zu kümmern und klare Kriterien für ein Referendum zur Wiedervereinigung Irlands festzulegen. “Ich habe ihn daran erinnert”, fuhr sie fort, “dass die britische Regierung ihre mit dem Karfreitags- und nachfolgenden Abkommen gemachten Versprechungen einhalten muss, Versprechungen, die mit dem Brexit nicht kompatibel sind.” Wie sehr er sich davon wohl beeindrucken lässt? (s.a. 13.04.19, 13.07.19, 24.07.19)

Mittwoch, 24. Juli 2019

Nach dem Karfreitagsabkommen obliegt es dem Nordirlandminister, eine Volksabstimmung über die Zugehörigkeit Nordirlands zu veranlassen, sobald es Anzeichen dafür gibt, dass die Mehrheit der Bevölkerung der Provinz eine Wiedervereinigung mit der Republik Irland wünscht. Mit dem angekündigten Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU sehen nicht wenige Beobachter eine zunehmende Wahrscheinlichkeit für ein solches Referendum – die Unionisten als ‘Gefahr’ und die Republikaner als ‘Chance’.
Doch wäre ein Anschluss Nordirlands an die Republik Irland selbst für den ehemaligen Vorsitzenden der Ulster Unionist Party Mike Nesbitt keine ultimative Katastrophe für den Unionismus, der seiner Ansicht nach in einem vereinigten Irland nicht untergehen würde. Es sei nicht unwahrscheinlich, meint er, dass die unionistischen Abgeordneten im Parlament eines vereinigten Irlands temporär wenn nicht gar dauerhaft die Rolle der ‘Königsmacher’ spielen und ohne sie keine Regierungsbildung möglich ist. “Wir müssen sehen”, fuhr er fort, “dass die Warnung der Unionisten ‘Home Rule is Rome Rule’ in alten Zeiten gerechtfertigt war, doch ist dies unbestritten heute nicht mehr der Fall. Das Irland von heute ist ein fortschrittliches pluralistisches Land mit früher unvorstellbaren sozialen Errungenschaften wie die gleichgeschlechtliche Ehe und reproduktiven Rechten.”

Mit seiner Einschätzung, schloss er, spreche er nicht für den Unionismus in seiner Gesamtheit, das könne niemand. Selbst die DUP als ihre größte Partei könne sich nicht auf die Mehrheit der Unionisten berufen. (s.a. 13.04.19, 13.07.19)
Auch wenn sich der Preisanstieg abgeflacht hat, gehören die Immobilienpreise zu den Dauerthemen in den Medien. Wie es scheint, sind auch sehr kleine Häuser von den Preissteigerungen nicht ausgenommen, und so wurde gestern in Kilkenny ein Puppenhaus aus dem Jahr 1810 für 48.000 Euro versteigert. Es stammt aus der Sammlung der 1904 geborenen Schriftstellerin Vivien Greene. Die Witwe des Schriftstellers Graham Greene galt bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 als weltweit beste Expertin für Puppenhäuser.
Das aus Mahagoni gefertigte Reise-Puppenhaus war vor der Auktion mit einem Richtpreis zwischen 3.000 und 4.000 Euro ausgezeichnet worden. Wenn man den erzielten Preis auf einen Quadratmeter Wohnfläche umrechne, meinte im Anschluss der Auktionator, dürfte es die teuerste Immobile sein, die je in Irland unter den Hammer kam. Der Erlös wird unter mehreren Wohltätigkeitsorganisationen für Kinder aufgeteilt.

Dienstag, 23. Juli 2019

Fast ein Drittel der mehr als neunzig Bauernschaften in der South Kerry Gaeltacht sind mittlerweile unbewohnt, das heißt, sie existieren nur noch auf dem Papier. Die meisten Menschen, die die Region verlassen haben, leben und arbeiten laut einer Untersuchung von Údarás na Gaeltachta in Cork, Dublin, Limerick und größeren Ortschaften Kerrys, wobei viele akademische Grade und Ausbildungen vorweisen können, für die es in der Region keine Arbeitsplätze gibt.
Von den 1.800 Bewohnern der Region spricht zwar noch mehr als die Hälfte Irisch, doch nimmt ihre Zahl dadurch, dass vor allem junge Menschen sie verlassen, kontinuierlich ab. Ein “potentielles Desaster für die irische Sprache”, meint die mit der Ausarbeitung eines Survival Plan befasste Projektmanagerin Kathleen Breathnach.

Montag, 22. Juli 2019

Aus der Verschenkkiste hole ich heute zwei fünfzig Jahre alte, vom Dubliner Schauspieler, Schriftsteller und Theaterproduzenten James N. Healy (1916 – 1993) herausgegebene Liedersammlungen, die en bloc einen neuen Besitzer suchen.
Old Irish Street Ballads nennt sich eine 7-teilige Buchreihe, aus der sich momentan noch zwei Bände in meiner ‘Verschenkkiste’ befinden. Hier ein paar Zeilen vom Rückendeckel eines der beiden Bücher: “The Street Ballad was the voice of the Irish people from lat 18th century. It was often the only way to express their grievances or opinion. Many ballads have revived in popularity to-day, but most of those in these volumes are rare indeed, and, but for their inclusion might have been forgotten. They are an integral part of our social history, giving details of people, events, fashions and every things of life which cannot be found elsewhere. The present volume contains ballads on history and politics: on the lives of Daniel O’Connell and Parnell, of the Young Islanders, on the Land League and the Fenians …”. Beide Bände sind sauber und von der Bindung her ok, doch auf Grund ihres Alters etwas abgestoßen und vergilbt.

Die beiden Taschenbücher mit insgesamt rund 300 Seiten gehen frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben. Die Daten werden nicht weitergegeben und die E-Mails nach dem Versand des Buches gelöscht.

Nachtrag: Die beiden Bücher sind vergeben und geht an einen Leser aus 40878 Ratingen.

Sonntag, 21. Juli 2019

Nach einem Bericht der Irish Times warnt eine Expertengruppe in ihrem Gutachten Kulturministerin Josepha Madigan, dass der traditionelle, 200 Jahre alte Markt an der Dubliner Moore Street unmittelbar von der Schließung bedroht ist. Das Gebiet befinde sich in einem Teufelskreis des Niedergangs, in dem es an grundlegenden Einrichtungen wie Toiletten, hinreichender Stromversorgung, Straßenreinigung und -beleuchtung fehle. Darüber hinaus gebe es zunehmende Probleme mit dem Drogenhandel, dem illegalen Zigarettenverkauf, Gewalt und Obdachlosen, die unter Verkaufsständen schlafen. Das obige Foto entstand 1999.
Siehe auch: 28.04.03, 12.05.03, 06.12.05, 09.05.06, 18.07.13, 19.03.16, 08.06.16, 15.02.18

Sonnabend, 20. Juli 2019

Taoiseach Leo Varadkar weist Spekulationen zurück, nach denen er für November vorgezogene Neuwahlen anstrebt. “Es ist nicht meine Intention, in diesem Jahr Neuwahlen zu veranlassen”, erklärte der Versitzende der Fine Gael in einem Rundfunkinterview, “doch es mag sein, dass ein anderer sie herbeiführt.” Bislang wird seine Minderheitsregierung durch die Fianna Fáil toleriert, die nach dem Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU über ihr weiteres Verhalten entscheiden will.
Nach einem Bericht der Irish Times wurden in den vergangenen achtzehn Monaten von den lokalen Behörden 7.125 Bäume gefällt, wobei der South Dublin County Council mit 1.531 Bäumfällungen an der Spitze steht. Die Behörden verweisen dabei auf Baumkrankheiten, Sturmschäden und Gefahren für die Sicherheit, wobei Umweltschützer Manches für vorgeschoben halten. So protestierten Anwohner in Tipperary gegen die Fällung von zwanzig Jahre alten Bäumen im Rahmen der Erneuerung eines Fußwegs und vermuteten, dass sie den Gestaltungsvorstellungen der Planer, die “spätere Neuanpflanzungen” versprachen, nur im Weg standen. “Wenn denn bewiesen ist, dass die Welt Bäume mehr denn je braucht, warum holzt man sie ohne mit uns zu reden ab?” protestierte eine Anwohnerin beim Grafschaftsrat.

Freitag, 19. Juli 2019

Justizminister Charlie Flanagan kündigt an, dass Irland ein im EU-Ministerrat diskutiertes Abkommen zur Verteilung von über das Mittelmeer kommenden Flüchtlingen nicht unterzeichnen wird. Dies bedeute nicht, dass man die Aufnahme von Flüchtlingen ablehne, doch wolle man von Fall zu Fall selbst über die Aufnahme entscheiden. Das Abkommen war von Finnland, das seit dem 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft innehat, vorgeschlagen worden und wird von Frankreich und Deutschland unterstützt.
Wie es scheint, ist das britische Unterhaus dabei, durch Schaffung vollendeter Tatsachen einige Streitpunkte aus dem Weg zu räumen, die bislang die Bildung einer Regierung in Nordirland verhindert haben – und das im Sinne der Sinn Féin:
Seit mehr als zwei Jahren scheitert die Regierungsbildung u.a. daran, dass die Sinn Féin die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe und straffreie Schwangerschaftsabbrüche in den ersten drei Monaten fordert, was die DUP hartnäckig ablehnt. Nachdem nun das britische Unterhaus in der vergangenen Woche in Vertretung für das nicht tagende nordirische Parlament bereits die Einfühung der gleichgeschlechtlichen Ehe beschlossen hatte, beschloss es gestern für den Fall, dass bis 22. Oktober in Nordirland noch keine Regierung gebildet ist, die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. In Kraft treten wird die Regelung dann am 31. März 2020.

Donnerstag, 18. Juli 2019

Nachdem die Sache schon einmal verschoben worden war, stimmte das Europäische Parlament in Straßburg im März dieses Jahres für die Abschaffung des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit ab dem Jahr 2021. Für diejenigen Staaten, die sich für die dauerhafte Sommerzeit entscheiden, stünde die letzte Zeitumstellung demnach im März 2021 an, für die anderen im Oktober 2021.
Doch nun will die Republik Irland nicht mehr. Justizminister Charlie Flanagan kündigte gestern an, sich bei der EU der Abschaffung des Zeitenwechsels zu widersetzen, da aufgrund des angekündigten Brexits das Vereinigte Königreich nicht mehr mit im Spiel ist und bei den mannigfaltigen Beziehungen zwischen der Republik und Nordirland zwei Zeitzonen auf der Grünen Insel völlig unpraktikabel seien.

Mittwoch, 17. Juli 2019

Die Kommissarin für die Opfer und Überlebenden der Troubles in Nordirland sieht die britische Regierung in der ‘moralischen Pflicht’, ihnen rückwirkend eine Rente auszusetzen, wobei sie in Abhängigkeit vom Grad der physischen oder psychischen Verletzung einen Betrag zwischen 2.200 und 10.700 Euro im Jahr vorschlägt. Schätzungen zufolge geht es um bis zu 1.000 Betroffene. Der Vorschlag wird kontrovers diskutiert, da in ihm die Schuldfrage außer Acht gelassen wird und auch ehemalige IRA-Aktivisten die Rente erhalten würden. So kritisieren die Unionisten, dass zum Beispiel Opfer und Täter des Bombenanschlags in der Shankill Road die Rente gleichermaßen erhalten würde.
Am 17. Juli 1919, also heute vor 100 Jahren, wurde im Dubliner Vorort Darty John Hemingway geboren. Als Pilot überlebte er, wenngleich viermal abgeschossen, im Zweiten Weltkrieg die Luftschlacht um England und verbringt heute, wie er sagt, ein ruhiges Leben im Süden Dublins. Auf die Frage nach seinem Rezept für ein langes Leben antwortete er, eher wie ein munterer 80-Jähriger wirkend: “Ich kann nicht sagen, trinkt nicht. Ich kann nicht sagen, haltet die Leute nicht zum Narren. Ich kann nicht sagen, steigt nicht in ein Flugzeug. Ich kann nicht sagen, lasst nicht auf euch schießen – denn ich habe all das getan und bin ein Ire. So ist der einzige Rat, den ich Leuten geben kann, der Rat irisch zu sein.”

Dienstag, 16. Juli 2019

In Anwesenheit von Justizminister Charlie Flanagan – vermutlich weil er dort seinen Wahlkreis hat – nahm gestern in der Grafschaft Laois die, wie es heißt, “weltweit erste Fabrik zur Umwandlung von Plastikabfällen in umweltfreundliches Wachs” den Betrieb auf. Bei der Entwicklung der Technologie, die ursprünglich von der 2016 in Liquidation gegangenen irischen Firma Cynar lizenziert wurde, arbeitet Trifol Resources Ltd. mit den Universitäten Belfast und Limerick zusammen. Das EnviroWax genannte Produkt kann für die Herstellung von Kerzen, Klebstoffen, Autoreifen, Kosmetika, Verpackungen für Lebensmittel, Druckertinte und sogar Kaugummis verwendet werden.
Teach Yourself Irish, ein Selbstlernbuch von Diarmuid Ó Sé und Joseph Sheils zum Einstieg in die irisch-gälische Sprache, hole ich heute aus der Verschenkkiste.
Ich zitiere aus der Beschreibung auf dem Rückendeckel: “This is a complete course in spoken and written Irish. If you have never learnt Irish before, or if your Irish needs brushing up, Teach Yourself Irish is for you. Diarmuid Ó Sé und Joseph Sheils have created a practical course that is both fun and easy to work through. They explain everything clearly along the way and give you plenty of opportunities to practise what you have learnt. The course structure means that you can work at your own pace, arranging your learning to suit your needs.”

Die Unterrichtssprache ist Englisch, doch ist das praxisbezogene Buch nach meiner Einschätzung mit durchschnittlichen Englischkenntnissen problemlos zu verstehen. Ursprünglich wurde es mit Tonbandkassetten ausgeliefert, die auf zwei CDs übertragen übertragen wurden und dem Buch nun beiliegen.

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben. Die Daten werden nicht weitergegeben und die E-Mails nach dem Versand des Buches gelöscht.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 54329 Konz.

Montag, 15. Juli 2019

Die große Mehrheit der Wohnungen in den Rent Pressure Zones (Wohnviertel mit der größten Nachfrage und dem knappsten Wohnungsangebot) verfehlt die Mindeststandards für das Wohnen. So wurden in den Grafschaften Limerick, Galway und Louth nach einem gestern in der Sunday Business Post veröffentlichten Bericht bei 90 % der im letzten Jahr von den Behörden inspizierten 16.441 privaten Mietwohnungen die Mindeststandards nicht eingehalten. In der Dubliner Innenstadt erfüllten sie nur fünf Prozent.
Um bis zu 80 Cent pro Stunde mehr kostet seit heute das Parken in Dublin. So zahlt man für das Parken in der teuersten yellow zone nunmehr € 3,20 pro Stunde und in der zweitteuersten red zone € 2,70. In der green zone bleibt es bei € 1,60 pro Stunde.

Sonntag, 14. Juli 2019

Die irisch-gälische Sprache ist laut Verfassung die erste Landessprache, und doch sind von den mehr als 21.000 Regierungsangestellten laut einer Studie des Coimisinéir Teanga nicht einmal 3 % in der Lage, ihre Dienstgeschäfte in dieser Sprache durchzuführen. Bei nur 84 von den mehr als 20.000 Positionen wird die Beherrschung der ersten Landessprache in der Stellenbeschreibung vorausgesetzt. Prozentual die meisten Irish speaker gibt es erwartungsgemäß im Ministerium für Kultur, Kulturerbe und die Gaeltacht, doch auch hier sind es mit 76 von 625 Mitarbeitern gerade einmal etwas über 11 %.

Sonnabend, 13. Juli 2019

Der frühere Attorney General und konservative Unterhausabgeordnete des Vereinigten Königreiches Dominic Grieve warnt seine Regierung, dass sie im Fall eines ungeregelten Ausstieg aus der Europäischen Union den Status Nordirlands “aufs Spiel setzt”. Ein solches Szenario erhöhe die Wahrscheinlichkeit einer Volksabstimmung zur Loslösung Nordirlands vom Vereinigten Königreich, und die gleiche Sorge habe er bezüglich der Union mit Schottland. Die Bemerkungen fielen am Freitagabend im Vorfeld eines Vortrags am Institute of International and European Affairs in Dublin. (s.a. 13.04.19)
Laut dem letzten Bericht von EuroStat hatte die Republik Irland im vergangenen Jahr mit 12,5 Geburten und 6,4 Sterbefällen pro 1.000 Einwohner die höchste Geburten- und niedrigste Sterberate in der Europäischen Union. Die niedrigste Geburtenrate wurde mit 7,3 Geburten pro 1.000 Einwohner aus Italien gemeldet. Während in Irland fast doppelt so viele Menschen geboren wurden als dass welche starben, gab es in der Europäischen Union insgesamt mehr Todesfälle als Geburten. So lag es allein an der Zuwanderung, dass die Zahl der Einwohner der Union von 512,4 Mio. auf 513.5 Mio. stieg.

Freitag, 12. Juli 2019

Der Verband der irischen Ölindustrie droht der Regierung mit einer Klage gegen die Finanzierung ihres Climate Change Action Plan, zu der Einnahmen aus der Oil Products Levy beitragen sollen. Die Abgabe in Höhe von zwei Cent pro Liter wurde 1996 eingeführt, um die Kosten für den Unterhalt einer nationalen Ölreserve zu bestreiten. Nach Ansicht des Verbands darf sie ausschließlich für die Ölreserve verwendet werden, und eventuelle Überschüsse sollten an die Ölindustrie als “Beitrag für ihre Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels” zurücküberwiesen werden. Ein Vorschlag, der nicht gerade “der Renner” sei, meint Umweltminister Bruton. Die Regierung bleibe bei dem Vorhaben und werde sich die Umweltpolitik nicht von der Ölindustrie diktieren lassen.
Die Kosten für Renovierungs- und Umbaumaßnahmen am Leinster House, dem Sitz des irischen Parlaments und Senats, haben sich seit Beginn der Maßnahme von acht auf über 17 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Die Arbeiten begannen im Frühjahr 2018, nachdem an dem zweihundert Jahre alten historischen Gebäude schwerwiegende Brandschutzmängel und in Einsturzgefahren festgestellt worden waren. So tagte der Senat in den letzten achtzehn Monaten im benachbarten Nationalmuseum. Die Arbeiten stehen kurz vor der Vollendung, so dass das Gebäude nach der Sommerpause dem Seanad und Dáil wieder voll zur Verfügung steht.

Donnerstag, 11. Juli 2019

“Radikale Maßnahmen” seien erforderlich, ließen Umweltminister Richard Bruton und Verkehrsminister Shane Ross in einer gemeinsamen Stellungnahme wissen, um die Luftverschmutzung in Dublin in den Griff zu bekommen. Nach einer in dieser Woche veröffentlichten Studie der EPA ist die Luft in der Hauptstadt stärker verunreinigt als bisher angenommen, wobei die von der EU gesetzten Grenzwerte für Stickoxid an vielen Orten überschritten werden. Am schlimmsten sieht es an den Quays, dem Ein- und Ausgang zum Dublin-Tunnel, entlang der Autobahn M 50, an der Pearse Street und in der Umgebung der Heuston Station aus.
Zu den in Erwägung gezogenen Maßnahmen gehören die Einführung einer City-Maut, die Einrichtung von Park-and-Ride-Plätzen, die Schaffung von Fahrverbotszonen für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß, weitere Ladepunkte für Elektrofahrzeuge und der Ausbau des Radwegenetzes.
Zu den politischen Dauerthemen gehören seit Jahren die Überstunden bei der irischen Polizei, mit denen man sein reguläres Gehalt auch schon mal verdoppeln kann. Von Januar bis Juni dieses Jahres zahlte die Garda mehr als 48 Mio. Euro für Überstunden aus, wobei drei Beamte jeweils mehr als € 25.000 für die Mehrarbeit erhielten.
Nachdem der neue Polizeipräsident Drew Harris nach seinem Amtsantritt ‘Überstunden nach eigenem Ermessen’ untersagt hatte, sind das in der ersten Hälfte dieses Jahres rund 11 Mio. Euro weniger als im Vergleichszeitraum 2018. Während sich die Gewerkschaft der Polizei seither “besorgt um die Sicherheit” zeigt, fordert der justizpolitische Sprecher der Sinn Féin mehr Personal.

Siehe auch: 01.07.16, 24.08.16, 19.08.17, 21.09.18

Mittwoch, 10. Juli 2019

Hoch her ging es gestern im irischen Parlament, nachdem die Regierung die weitere Behandlung eines von der People before Profit Alliance eingebrachten Gesetzentwurfs, mit dem die Erkundung von Öl- und Gasvorkommen in irischen Gewässern verboten werden sollte, mit Bezugnahme auf einen selten angewandten Passus in der Verfassung blockiert hatte. Der Passus besagt, dass für die Weiterbehandlung von Gesetzen, die sich auf die finanzielle Lage des Staates auswirken können, eine vom Regierungschef unterzeichnete money message erforderlich sein kann, in der dieser die Konsequenzen darstellt. Ob die Notwendigkeit dafür besteht, entscheidet der Parlamentspräsident, der im vorliegenden Fall zu diesem Schluss gekommen war. Da die Regierung aber keine Anstalten macht, eine solche money message abzugeben, liegt der Gesetzentwurf nun auf Eis, auch wenn er zweimal von einer Mehrheit des Parlaments unterstützt wurde.
Im Verlauf der Diskussion wurde dem Regierungschef undemokratisches Verhalten, Beeinflussung des seiner Partei angehörenden Parlamentspräsidenten und Heuchelei bezüglich des Clima Action Plan der Regierung vorgeworfen. Nachdem oppositionelle Abgeordnete nicht bereit waren, vom Thema abzulassen und zur weiteren Tagesordnung überzugehen, kam es zu tumultartigen Szenen und die Sitzung wurde unterbrochen.
Zu den Streitpunkten zwischen DUP und Sinn Féin bei den sich seit mehr als zwei Jahren in der Sackgasse befindlichen Verhandlung zur Bildung einer nordirischen Regierung gehört die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Im November 2015 hatte das nordirische Parlament im vierten Anlauf mit einer hauchdünnen Mehrheit dafür gestimmt, doch hatte die DUP den Beschluss durch eine Petition of Concern blockiert. Doch nun wird wohl gerade die Fehlen einer nordirischen Exekutive für sorgen, dass sie in Nordirland wie schon zuvor in den anderen Teilen des Vereinigten Königreiches möglich wird, denn gestern stimmte das britische Unterhaus für den Fall, dass das nordirische Parlament bis Oktober nicht selbst darüber entscheidet, mit großer Mehrheit für ihre Einführung.
Die Verbände und Aktivisten der Homosexuellen feiern schon einmal, denn keiner geht davon aus, dass sich DUP und Sinn Féin bis Oktober auf eine Regierung einigen. Darüber hinaus wäre ab Oktober ein Streitpunkt bei den Verhandlungen zur Regierungsbildung vom Tisch, denn über die von der Sinn Féin geforderte und der DUP strikt abgelehnte Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe ist dann nicht mehr zu entscheiden.

Dienstag, 9. Juli 2019

In einem vielbeachteten Interview mit der Irish Times hatte der bekannte, sich als Unionist verstehende Schauspieler und Kanzler der Ulster University James Nesbitt, zugleich Officer of the Order of the British Empire, ein Referendum über die Zugehörigkeit Nordirlands als “zwangsläufig” bezeichnet. Doch müsse man die Gelegenheit ergreifen, fuhr er fort, von der “brandstiftenden, die Gesellschaft spaltenden Sprache”, wie sie im Begriff United Ireland zum Ausdruck komme, abzurücken. Eine New Union of Irland hingegen respektiere die protestantische Identität und offeriere den Protestanten eine gleichwertige Stimme in einer fortschrittlichen, inklusiven, mannigfaltigen und gedeihenden Gesellschaft, in der sie stolz sein können, Nordiren zu sein.
Zustimmung kommt vom Vorsitzenden der nordirischen SDLP. “Ich denke, der Begriff kommt an”, so Colum Eastwood, “denn es geht nicht nur um einen verfassungsmäßigen Rahmen für das Land, sondern auch darum, und das ist äußerst wichtig, die Menschen [unter einem sie vereinenden Dach] zusammenzuführen.” Postwendend Widerspruch kommt von der nordirischen DUP, die Nesbitt vorwirft, den Kontakt zur unionistischen Bevölkerung verloren zu haben.

Montag, 8. Juli 2019

Die irische Eisenbahn kündigt an, das Begleitpersonal in ihren Zügen bis zum Ende des Jahres mit 200 Körperkameras auszustatten, um so dem “zunehmend unsozialen Verhalten” von Reisenden entgegenzuwirken. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich die Zahl der Angriffe auf das Personal deutlich vermindert, wenn dieses Bodycams trägt.

Sonntag, 7. Juli 2019

Der irische Gesundheitsdienst HSE hat im ersten Drittel dieses Jahres seinen Etat um € 116 Mio. überschritten, was 2,3 % des Budgets ausmacht. Zu den stärksten Kostentreibern gehörten die Notfallabteilungen der staatlichen Krankenhäuser. Noch nicht berücksichtigt sind die kommenden Mehrausgaben durch den Tarifabschluss bei den Krankenschwestern (€ 50 Mio. über die nächsten 24 Monate), für die der Regierungschef eine Aufstockung der für dieses Jahr eingeplanten finanziellen Mittel angekündigt hat.

Sonnabend, 6. Juli 2019

Auf der Kabinettssitzung am Donnerstag wurden deutliche Gehaltsverbesserungen für die Streitkräfte beschlossen, mit denen die 2013 in der Wirtschaftskrise erfolgte Kürzungen weitgehend aufgehoben werden. Zur Anhebung der allgemeinen Militärzulage für alle Ränge um 10 % kommt eine Erhöhung der Zulagen für bestimmte Gruppen und Dienstränge. Die Mehrkosten für den Staatshaushalt belaufen sich auf zehn Millionen Euro im Jahr. Mit der Maßnahme soll der Personalknappheit in den Streitkräften entgegengewirkt werden, denen an ihrer Sollstärke von 9.500 mittlerweile 1.000 Soldaten fehlen.
Das weckt Begehrlichkeiten in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes. Zwar betont der Minister für öffentliche Ausgaben, dass die Erhöhung der Zulagen auf die Streitkräfte beschränkt bleibt, geht damit jedoch auf Konfrontationskurs zu den Gewerkschaften. Und schon melden sich die Lehrer mit der Forderung, die 2013 erfolgte Kürzung ihrer Zulagen gleichfalls rückgängig zu machen.

Freitag, 5. Juli 2019

In Würzburg endet heute der dreitägige Staatsbesuch des irischen Staatspräsidenten Michael D. Higgins, der am Donnerstag mit einem Empfang durch Bundespräsident Walter Steinmeier in Berlin begonnen hatte. Nach dem gestrigen leidenschaftlichen Plädoyer im Leipziger Paulinum, in dem er ein “grünes Europa” forderte, in dem die gemeinsamen Ideen so wichtig wie der Handel sind, absolviert er heute mit seiner Frau Sabrina ein Kulturprogramm auf den Spuren des Heiligen Kilian. Zum Abschluss seines Besuchs trifft er am Nachmittag Vertreter der irischen Gemeinde Cavan, der Würzburger Partnerstadt Wicklow und der Deutsch-Irischen Gesellschaft Würzburg.
Taoiseach Leo Varadkar entschuldigt sich bei den Priestern des Landes für seine am Mittwoch im Parlament gemachte Bemerkung, in der er das Verhalten des Fianna-Fáil-Vorsitzenden Micheál Martin mit dem irischer Priestern verglichen hatte, “die vor dem Altar gegen die Sünde predigen, um sich anschließend hinter dem Altar im Geheimen selbst der Sünde hingeben”. Seine Worte seien unbedacht in einer hitzigen Debatte gefallen, so der Regierungschef, und er könne nachvollziehen, dass sich die Priesterschaft jetzt angegriffen fühlt. Dies sei nicht seine Absicht gewesen. Er habe in der Debatte die Heuchelei auf Seiten des Oppositionsführers deutlich machen wollen und bedaure die Wahl seiner Worte. (s.a. 04.05.19)
Wer lange leben will, darf nicht zur Luftwaffe gehen, meinte gestern die Abgeordnete Catherine Murphy gegenüber dem Verteidigungsausschuss des irischen Parlaments und berichtete von einer ungewöhnlich hohen Zahl frühzeitig verstorbener Angehöriger der Streitkräfte. Dabei gehe es um Gesundheitsschäden durch die chemische Belastung bei der Wartung und im Umgang mit Flugzeugen, die zu Krebs- und Herzerkrankungen führen könne. “Die Luftwaffe ist kein großer Arbeitgeber”, so die Abgeordnete, “doch 72 Todesfälle vor dem offiziellen Rentenalter, in einigen Fällen schon in jungen Jahren, geben zu denken.” Zur Zeit laufen acht Prozesse von ehemaligen Mitgliedern der Luftwaffe gegen den Staat, denen der Arzt berufsbedingte chronische Krankheiten attestiert hatte.

Donnerstag, 4. Juli 2019

Der Mitbegründer der Association of Catholic Priests (ACP) Fr. Brendan Hoban fordert den Fine-Gael-Vorsitzenden und Taoiseach Leo Varadkar auf, sich für seine gestern im Parlament gemachte Bemerkung zu entschuldigen. In einer Debatte über die Kosten von Investitionsvorhaben hatte der Regierungschef gereizt auf Kommentare von Oppositionsführer Micheál Martin reagiert und gesagt: “Ich bin immer wieder amüsiert und irritiert, dass mich der Abgeordnete Martin so gerne einen ‘Partisanen’ nennt. […] Er erinnert mich in gewisser Weise an einen jener Priester, die vor dem Altar predigend erklären, wie wir die Sünde meiden sollen, um sich dann hinter dem Alter im Geheimen selbst der Sünde hinzugeben.” Der Regierungschef solle nicht vergessen, so Fr. Hoban, dass Priester sowohl Gefühle haben als auch zur Wahl gehen dürfen.
Die Living Wage Technical Group hat gerechnet und den Living Wage für 2019 auf € 12,30 pro Stunde festgelegt. Definiert ist er als Lohn, der erforderlich ist um in Irland bei einem Vollzeitjob ein ‘akzeptables Leben’ zu führen. Damit liegt er um 40 Cent über dem des Vorjahres, wobei die Erhöhung im Wesentlichen auf die Steigerung der Kosten für das Wohnen zurückgeführt wird. Der aktuelle Mindestlohn von € 9,80 pro Stunde liegt um 20 % darunter.

Mittwoch, 3. Juli 2019

Die Milch verarbeitende Industrie Irlands kündigt an, aus Frucht vor einem No-Deal-Brexit den Schwerpunkt der Käseproduktion von Cheddar auf andere Sorten zu verlagern. Bislang geht die Hälfte des in der Republik Irland produzierten Käses ins Vereinigte Königreich. Dabei handelt es sich zu 88 % um Cheddar, der in Großbritannien und Irland die beliebteste Käsesorte ist, in anderen europäischen Ländern aber kaum verlangt wird.
Im Fall eines ungeregelten Austritts des Königreiches aus der EU werden Milchprodukte beim Grenzübergang mit den höchsten Steuersätzen belegt, was die Industrie hart treffen würde. So wird mehr als ein Drittel der in Nordirland produzierten Milch in der Republik Irland verarbeitet. Auch wenn Irland mit jährlich 121 Liter pro Einwohner in Europa den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Frischmilch hat, werden 92 % weiterverarbeitet, wovon wiederum 90 % in den Export gehen.

Dienstag, 2. Juli 2019

Als neuer Termin für den Ausstieg des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union steht – bislang – der 31. Oktober auf dem Kalender. Für den Fall, dass bis dahin ein Austrittsabkommen erreicht ist, plant die Fine Gael mit ihrem Vorsitzenden und Regierungschef Leo Varadkar für November vorgezogene Neuwahlen. Ohne eine solche müssten spätestens im Januar Nachwahlen für vier ins Europaparlament gewählte TDs abgehalten werden, die die Minderheitsregierung destabilisieren und gegebenenfalls zu Fall bringen könnten. Während der Brexit-Verhandlungen, darüber sind sich die beiden größten Parteien einig, sollen Neuwahlen vermieden werden.
Bei den Europa- und Kommunalwahlen vom 24. Mai durften die Bürger von Cork, Waterford und Limerick auch darüber abstimmen, ob sie ihre Bürgermeister künftig direkt wählen wollen. Während die Einwohner von Cork und Waterford den Vorschlag mit knapper Mehrheit ablehnten und die Wahl des Bürgermeisters weiterhin ihren Vertretern in den Stadt- und Grafschaftsräten überlassen wollen, votierte die Bevölkerung Limericks mit 38.122 gegen 34.573 Stimmen für die Direktwahl.
Diese wird erstmals im Mai 2021 stattfinden, gab der Minister für Wohnungsbau, Planung und Kommunalverwaltung Eoghan Murphy gestern Abend bekannt. Dazu soll in den kommenden Wochen eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Parteien des Limerick City and County Council eingerichtet werden, um darüber zu beraten, welche Aufgaben dem gewählten Bürgermeister, der anders als zuvor mehr als eine nur repräsentative Rolle spielen soll, übertragen werden.

Montag, 1. Juli 2019

Eine reiche Frau sein und dazu noch in Galway leben, das verspricht ein langes Leben. Das CSO veröffentlichte in der vergangenen Woche Daten zur Lebenserwartung auf der Grünen Insel, nach der irische Männer durchschnittlich 82 und bei Frauen im Schnitt 85,5 Jahre alt werden. Die höchste Lebenserwartung haben nach dieser Studie in Galway lebende Frauen mit hohem Einkommen.
Zu Monatsbeginn hole ich ein kleines gebundenes Büchlein von 160 Seiten aus meiner Verschenkkiste, in denen einer jener “famous Irish drinker with a writing problem” die Befindlichkeiten und das Verhalten seiner Landsleute aufs Korn nimmt.
Trost und Rat ist der Titel der hier vorliegenden Auswahl von Beiträgen, in denen sich Flann O’Brien, der eigentlich Brian O’Nolan hieß, unter seinem zweiten Pseudonym Myles na gCopaleen von 1940 bis zu seinem Tod im Jahr 1966 in einer satirischen Kolumne für die Irish Times mit dem ‘Wesen und Unwesen des irischen Volkes’ befasste. Mein Lieblingsbeitrag ist seine Offerte zur ‘Buchhandhabung’, in der er anbietet, die Bücher in den Regalen der Bildungsbürger zu Festpreisen so zu ‘behandeln’ und mit Randbemerkungen zu versehen, dass Besucher des Hauses glauben, der Hausherr habe sie tatsächlich gelesen und verstanden, sich intellektuell mit ihnen befasst und – in der höchsten und teuersten Stufe der ‘Buchhandhabung’ – mit den Autoren korrespondiert.

Die in meiner eigenen Bibliothek stehende deutsche Erstausgabe erschien im Jahr 1985 im Haffmans Verlag, bei der hier vorliegenden handelt es sich wohl um eine spätere Auflage aus den 1990er Jahren. Sie enthält eine Widmung des Übersetzers Harry Rowohlt an den Vorbesitzer des Buches.

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben. Die Daten werden nicht weitergegeben und die E-Mails nach dem Versand des Buches gelöscht.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 04229 Leipzig.

Nachrichten aus Irland – Juli 2019