Nachrichten aus Irland

Dezember 2011

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. Dezember 2011

• Landesweit erwarten die irischen Händler heute ein gutes Geschäft, vor allem für hochpreisige Waren, denn ab morgen steigt die Mehrwertsteuer für die meisten Produkte, darunter Autos, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte und Luxusartikel um zwei auf nunmehr 23 %. Für die oppositionelle Fianna Fáil ist die Mehrwertsteuererhöhung einer der größten Fehler der gegenwärtigen Regierung, die die Kauflust der Konsumenten weiter dämpfen und Tausende kleine und mittlere Firmen in Bedrängnis bringen wird.

Freitag, 30. Dezember 2011

• Nach Angaben des Zentralamtes für Statistik wanderten von Mai 2010 bis April 2011 40.200 irische Staatsbürger nach Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Australien und in die USA aus. Dies waren 13.000 mehr als in den zwölf Monaten zuvor, wobei Großbritannien und Australien die beliebtesten Ziele für die Auswanderer blieben. Hinzu kommen 36.200 bis dahin in Irland ansässige ausländischen Staatsbürger, die das Land verließen, so dass die Gesamtzahl derer, die dem Land den Rücken kehrten, bei 76.500 lag.

  Im gleichen Zeitraum kamen 42.300 Einwanderer ins Land, von denen 17.100 bereits die irische Staatsbürgerschaft besaßen.

Donnerstag, 29. Dezember 2011

• Zum ersten Mal seit vier Jahren nahm die Zahl der Touristen, die Irland besuchten, im abgelaufenen Jahr wieder zu. Nach Angaben des Tourismusverbandes waren es sieben Prozent mehr als 2010, wobei die Besuche der britischen Königin und des amerikanischen Präsidenten Barack Obama nicht unerheblich dazu beigetragen hätten, das Auge ausländischer Urlauber auf Irland zu lenken.

Mittwoch, 28. Dezember 2011

• Das Sozialministerium meldet einen enormen Anstieg unrechtmäßig bezogener Sozialleistungen. Waren es 2006 gerade einmal 579 bekannte Fälle, so sind es 2011 über 16.000. So stellte man nach einem Abgleich des Sterberegisters mit der Rentendatenbank fest, dass in den vergangenen zwei Jahren für fast 10.000 Tote 18,4 Millionen Euro Renten gezahlt worden waren. In mehr als 7.000 Fällen wurde Arbeitslosengeld kassiert, während die Bezieher gleichzeitig einer bezahlten Arbeit nachgingen, in anderen lebten sie nicht mehr in Irland. Das Jahresbudget des Sozialministeriums liegt bei € 20 Mrd.

Dienstag, 27. Dezember 2011

• Wie alle Jahre kann man auch in diesem unerwünschte oder nicht benötigte Weihnachtsgeschenke an der Krippe der St. Mary’s Pro-Cathedral niederlegen, von wo aus sie an Bedürftige und Obdachlose verteilt werden.
• Gar nicht zum Feiern zumute ist 32 entlassenen Mitarbeitern der Corker Schaumgummi-Herstellers Vita Gortex, die immer noch auf die mit ihnen vereinbarte Abfindungszahlung warten und nun in der zweiten Woche in dem Gebäude ihrer ehemaligen Firma eine Sitzblockade veranstalten. Am ersten Weihnachtstag war dort für sie ein Gottesdienst abgehalten worden.

Montag, 26. Dezember 2011

• Einen verglichen mit dem Vorjahr deutlichen Anstieg um 38 % an Anrufen meldete am ersten Weihnachtstag die irische Telefonseelsorge für Kinder, betrieben durch den Kinderschutzbund ISPCC. Insgesamt 1.387 Anrufe, SMS und Kontakte durch den Online-Service gingen ein, wobei es mehrheitlich um Familienstreit, Depression und Einsamkeit ging.

Sonntag, 25. Dezember 2011

• In seiner ersten Weihnachtsansprache gesteht Staatspräsident Michael D. Higgins ein, dass viele Familien derzeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Zunehmende Arbeitslosigkeit und sinkende Familieneinkommen würden einen dunklen Schatten auf ihr Leben werfen. Dennoch sei er zuversichtlich, dass Irland in der Lage ist, eine nachhaltige und starke Wirtschaft wiederherzustellen.

Sonnabend, 24. Dezember 2011

• Eine Erholung für die gebeutelte Bauwirtschaft ist weiterhin nicht in Sicht. Um 45 % sank im dritten Quartal 2011 die Zahl der genehmigten Bauanträge verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bei knapp der Hälfte davon handelte es sich um Einzelgebäude.

Freitag, 23. Dezember 2011

• Lange Zeit galten private Krankenversicherung in Irland als recht günstig, doch diese Zeiten sind vorbei. So erhöht der drittgrößte private Krankenversicherer des Landes AVIVA vom 15. Februar an seine Beiträge um 15 %, was für viele Familien eine Mehrbelastung von über 300 Euro im Jahr bedeutet. Nimmt man die Beitragsänderungen vom März und August hinzu, bedeutet dies eine Erhöhung der Versicherungsprämien um 40 % innerhalb von elf Monaten.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

• “Ich wünsche mir eine Babypuppe und einen Regenmantel mit Kapuze und einen Toffee-Apfel und einen Goldpenny und einen silbernen Sixpence und einen Toffee-Riegel”, schrieb Hannah aus Terenure in Dublin am Heiligen Abend des Jahres 1911 an den Weihnachtsmann und schob den Brief in eine Nische des Kamins. Ob Santa Claus ihr die Wünsche vor nunmehr genau 100 Jahren erfüllte, wissen wir nicht. Entdeckt wurde der am Rand nur leicht angesengte Wunschzettel im Jahr 1992 vom heutigen Hausbesitzer, als er eine Zentralheizung installieren ließ, und der ihn nun anlässlich des 100. Jahrestags seiner Entstehung der Irish Times präsentierte, die ihn in ihrer gestrigen Ausgabe abbildete. Wer diese Hannah war, wusste er nicht.

  Nun weiß er es, denn nach der Lektüre der Zeitung meldete sich der Sohn der Schreiberin. Hannah “Annie” Howard wurde am Weihnachtstag des Jahres 1900 geboren, und die Tatsache, an dem Tag geboren zu sein, an dem Santa Claus durch den Kamin kommt, wird sie besonders fasziniert haben. Nach Auskunft ihres Sohns war seine 1978 verstorbene Mutter handwerklich ausgesprochen kreativ und eine leidenschaftliche Bäckerin von Kuchen und Süßwaren, was vielleicht den doppelten Wunsch nach Toffees erklärt.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

• Der Internationale Währungsfonds fordert die Europäer auf, Irland stärker zu unterstützen, um so die Erfolgsaussichten der gegenwärtigen Bemühungen zu stärken, was der Stabilität der gesamteuropäischen Wirtschaft zugute komme. Mögliche Maßnahmen seien eine mittelfristige Bereitstellung weiterer Finanzmittel für irische Banken durch die Europäische Zentralbank und eine zeitlich befristete Kapitalbeteiligung durch europäische Partnerbanken. (s.a. 17.12.11)
• Derweil traten gestern rund dreihundert Mitarbeiter der Bausparkasse EBS in einen eintägigen Ausstand, um gegen die Streichung ihres Weihnachtsgeldes in Höhe von durchschnittlich € 3.000 zu protestieren. Die EBS ist mittlerweile ein Tochterunternehmen der AIB-Bank, die zur Rettung vor der Insolvenz fast vollständig in den Besitz des irischen Staates übergegangen ist.

  Das Finanzministerium hatte sein Veto gegen die Auszahlung des Weihnachtsgeldes eingelegt, da mit Steuermitteln keine Bonuszahlungen für Bankangestellte finanziert werden sollen. Die von der Gewerkschaft UNITE vertretenen Mitarbeiter empfinden das beim Weihnachtsgeld als ungerecht, da dieses bei den Managern der Bank 1992 Bestandteil des Grundgehalts wurde, so dass diese von der Streichung nicht betroffen sind.

Dienstag, 20. Dezember 2011

• Im Oktober kündigte Tourismusminister Leo Varadkar die ‘größte Tourismus-Initiative aller Zeiten’ an, mit der bis 2013 zusätzliche 325.000 Besucher ins Land gebracht werden sollen. Von Festivals, die ihr Programm ausbauen sollen usw. war die Rede. Dazu passt nur schlecht die heutige Meldung, dass das beliebte Sommerfestival im Turlough Park bei Castlebar, das in den vergangenen Jahren bis zum 25.000 Besucher in die nicht gerade von Touristen verwöhnte Region der Grafschaft Mayo brachte, im kommenden Jahr als Folge der Haushaltskürzungen des Nationalmuseums ausfällt.

  Hier im Turlough Park wurde im Herbst 2001 eine Zweigstelle des irischen Nationalmuseums eingerichtet, das ‘Museum of Country Life’ mit seiner ‘National Folklife Collection’. Wie es sich für ein Nationalmuseum gehört, ist der Eintritt frei. Neben dem Museum können die Besucher das restaurierte Turlough Park House (s. Foto links) mit seinen Höfen besichtigen, 1865 von Thomas Newenham Deane entworfen, dem Architekten des Nationalmuseums an Dublins Kildare Street. Die Sammlung des Museums zeigt die gesamte Bandbreite des irischen Landlebens, Lebensstile, die über Hunderte von Jahren Bestand hatten, und die es nun nicht mehr gibt. Die Besucher – bei meinen letzten Besuch an einem Nachmittag im Juni 2010 war das Museum allerdings fast menschenleer – werden ermuntert, sich in eine vergangene Welt zurück zu träumen, die durch die Ausstellung wieder lebendig wird.

Montag, 19. Dezember 2011

• When apples still grow in November And blossoms still bloom from each tree When leaves are still green in December It is then that our land shall be free.

  Der Fall ist eingetreten: Die Erdbeeren beginnen im Dezember Früchte zu tragen, Kletterrosen zu blühen, und Narzissen brechen durch den Boden — im Walled Victorian Garden von Kylemore Abbey am Südhang des Doughruagh oberhalb des Schlosses. Somit dürfte Irland nun frei sein. “Wir hatten Sommer im April, im August einen Monsun und nun glauben die verwirrten Pflanzen, es sei Frühling”, erklärt Chefgärtnerin Anja Gohlke das Phänomen.
• Hier nun aus meiner Verschenkkiste das Buch zum vierten Advent: Jack Taylor fährt zu Hölle von Ken Bruen in der deutschen Übersetzung von Harry Rowohlt.

  Jack Taylor, als versoffener, aus dem Job geflogener ehemaliger Polizist seit einiger Zeit als Privatermittler in Galway tätig, trägt sich mit dem Gedanken seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Doch vorher hat er noch eine Schuld zu begleichen und nimmt seinen dritten Fall an. Nachdem er sich anlässlich des Geburtstages seines Vaters wieder einmal ins Delirium gesoffen hat, versucht er trocken zu bleiben, allerdings bleibt es bei dem Versuch. Derweil soll er eine Frau finden, die im berüchtigten Magdalenen-Stift Mädchen zum Flucht verholfen hat, die dort von den Nonnen misshandelt wurden. Doch wie es bei Jack Taylor zu erwarten ist, kommt auch dieses Mal alles ganz anders.

  Das nahezu neuwertige Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Einen Ansturm wie lange nicht mehr gab es dieses Mal auf das Buch. Knapp die Nase vorn hatte ein Leser aus 27570 Bremerhaven, an den es nun geht.

Sonntag, 18. Dezember 2011

• “Es gab Momente, da glaubte ich, ich schaffe das nicht mehr, […] Zeiten, in denen mich völlig allein gelassen gefühlt habe. Doch ich habe Kraft, ein dickes Fell. […] Alles was ich tun kann, ist meinem Gewissen zu folgen. […] Ich werde das Problem mit ins Grab nehmen, und es wird immer noch aktuell sein, […] nicht nur für die Missbrauchten, sondern auch für ihre Partner und Kinder.” So heute Vormittag der katholische Erzbischof von Dublin Diarmuid Martin in einem Radiointerview zu den Kindesmissbrauchsfällen in seiner Diözese.

  Es sei erschreckend, fuhr er fort, welches riesige Unheil eine relativ kleine Anzahl Pädophilier in der Kirche über einen langen Zeitraum habe anrichten können. Als er 2003 von einem ruhigen Posten in Genf nach Dublin geschickt worden sei, habe er nicht geahnt, dass er in ein Elendsviertel kommen würde. Statt sich zu öffnen, habe die Kirche ihre Ränge geschlossen gehabt, und wenn er mit den Opfern des Missbrauchs gesprochen habe, habe er mitunter nichts als Zorn verspürt. Es habe in der Kirche kein Bewusstsein für die Opfer gegeben, keine Vorstellung darüber, wie es ist, die Opfer zu treffen, ihre Geschichten zu hören, schreckliche Berichte von Menschen, deren Leben zerstört wurde und bis heute zerstört ist.

  Siehe a.:  18.06.01, 12.04.02, 19.04.02, 12.05.02, 06.10.02, 19.10.02, 20.10.02, 16.12.02, 06.02.03, 04.05.03, 12.05.03, 27.08.03, 29.08.03, 25.10.03, 26.04.04, 05.05.04, 30.05.04, 04.08.04, 29.09.04, 22.03.05, 25.10.05, 09.11.05, 10.11.05, 09.03.06, 09.06.06, 26.10.06, 25.08.07, 15.01.08, 01.02.08, 04.02.08, 11.02.08, 20.03.08, 22.03.08, 28.04.08, 17.12.08, 22.12.08, 24.12.08, 01.01.09, 03.01.09, 06.01.09, 14.01.09, 24.01.09, 07.03.09, 21.05.09, 22.05.09, 24.05.09, 25.05.09, 27.05.09, 31.05.09, 07.06.09, 28.06.09, 21.07.09, 15.10.09, 17.11.09, 28.11.09, 29.11.09, 06.12.09, 12.12.09, 17.12.09, 23.12.09, 25.12.09, 27.12.09, 30.01.10, 07.02.10, 21.02.10, 07.03.10, 15.03.10, 17.03.10, 21.03.10, 27.03.10, 12.05.10, 18.05.10, 12.08.10, 17.12.10, 23.01.11, 20.02.11, 14.07.11, 15.07.11, 17.07.11, 21.07.11, 25.07.11, 29.07.11, 11.08.11, 24.08.11, 26.08.11, 28.08.11, 06.09.11, 27.09.11, 01.12.11

Sonnabend, 17. Dezember 2011

• Nach gestern veröffentlichten Zahlen des Zentralamtes für Statistik CSO schrumpfte im dritten Quartal das irische Bruttoinlandsprodukt (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb der Landesgrenzen hergestellt werden und dem Endverbrauch dienen) um 1,9 %. Sollte dieser Trend im letzten Quartal 2012 anhalten, würde dies bedeuten, dass das Land sich wieder in der Rezession befindet. Ob dies eintreten werde, kann laut CSO derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

  Das Finanzministerium bleibt gelassen und beruhigt. Die Zahlen seien keine Überraschung und ständen im Einklang mit den Annahmen für den Staatshaushalt 2012, für den man die Wachstumserwartungen auf 1,3 % heruntergeschraubt habe.

Freitag, 16. Dezember 2011

• Als Vorstufe einer ab 2014 geplanten Grundbesitzsteuer, die es bislang in Irland nicht gibt, gilt von erstem Januar des nächsten Jahres an eine ‘Haushaltsabgabe’ in Höhe von € 100 im Jahr. Befreit davon bleiben alle, die aufgrund ihrer Einkommenshöhe Zuschüsse bei der Zahlung ihrer Hypothekenzinsen bekommen und in Häusern des sozialen Wohnungsbaus oder einem der sogenannten Ghost Estates wohnten. Rund 1,6 Mio. Einwohner sind von ihr betroffen, etwa eine Viertel Million befreit. Heftig bekämpft wird die Abgabe von der United Left Alliance und der Sinn Féin, die öffentlich zu ihrem Boykott aufrufen. So erklärten gestern elf Abgeordnete, darunter Joe Higgins von der Socialist Party und zwei der Sinn Féin, eher ins Gefängnis zu gehen als sie zu zahlen. Dem schlossen sich eine Reihe von Abgeordneten in den Kommunalparlamenten an.

  Abgeordnete, die die Bevölkerung auffordern, Beschlüsse des von ihnen gewählten Parlaments und damit geltendes Recht zu missachten – Umwelt- und Innenminister Phil Hogan sieht darin eine unverantwortliche und unangemessene Aktion, die eine Gefahr für die Demokratie darstellt.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

• Viel wurde in den letzten Jahren über die Zukunft von Guinness spekuliert, die Schließung von Braustätten, eventuell auch der historischen in Dublin, den Bau einer neuen Großbrauerei außerhalb der Hauptstadt und vieles mehr. Im September 2008 hieß es, die Entscheidung sei gefallen: die Dubliner Braustätte werde für die Produktion von Guinness für den irischen und britischen Markt aufgerüstet und in Leixlip im County Kildare für € 550 Mio. eine neue Großbrauerei errichtet, in der künftig Export-Guinness sowie Ale (Kilkenny, Smithwicks) und helles Bier (Harp Lager) produziert werde, während die bisherigen Braustätten für diese Sorten in Kilkenny und Dundalk geschlossen würden. Doch nur wenige Monate später wurde der Plan mit dem Einbruch der Rezession, Verfall der Immobilienpreise und Rückgang auch des Bierkonsums auf Eis gelegt.

  Zwei Jahre sind seither ins Land gegangen, und zumindest der erste Teil des Plans scheint wieder aktuell zu werden. In dieser Woche will der Mutterkonzern von Guinness, Diageo, bei der Dubliner Stadtverwaltung den Antrag einreichen, auf einem Areal im Norden des derzeitigen Braugeländes für rund 100 Mio. Euro eine neue Brauerei mit einer auf acht Millionen Hektoliter erhöhten Jahreskapazität zu errichten, um dort künftig das ‘pint of plain’ für den irischen, britischen, nordamerikanischen und, wie es heißt, ‘bestimmte weitere internationale Märkte’ zu produzieren. Was mit dem bisherigen Brauhaus an der St. James Gate geschehen soll, bleibt dabei unklar.

  Der Plan sei noch nicht vom Vorstand von Diageo abgesegnet, heißt es, doch seine Genehmigung durch die Dubliner Stadtverwaltung werde die Zustimmung wahrscheinlich machen. Mit dem Bau könne dann in der ersten Hälfte des Jahres 2012 begonnen werden.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

• Das Dreigespann von EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank, in den Medien kurz Troika genannt, hat sich erneut positiv über die Entwicklung in Irland ausgedrückt. In ihrem vierten Bericht nach Zahlung der ersten Kreditrate zur Rettung des Landes vor der Insolvenz vor nunmehr einem Jahr werden dem Land Fortschritte bei der Konsolidierung der Staatsfinanzen und des heimischen Banksektors sowie das Wachstum fördernde Strukturformen bescheinigt und damit der Weg für die Auszahlung der nächsten Kreditrate im Januar 2012 freigemacht. Soweit absehbar, werde das irische Haushaltsdefizit 2011 am Jahresende klar unter der von der Kommission gesetzten Grenze von 10,6 % des Bruttoinlandprodukts liegen, und man begrüße man das Vorhaben, dieses im kommenden Jahr auf 8,6 % zu senken.
• Mit 20,4 Metern die höchste jemals vor Irland gemessene Welle (so ganz lange misst man allerdings noch nicht) meldete gestern Mittag die Wetterboje M4 des irischen Wetteramtes 94 km vor der Küste Donegals. Das entspricht einem sechs bis sieben Stockwerke hohen Haus. Fast eine Stunde lang wurden ähnliche Wellenhöhen registriert. Der alte Rekord lag bei 16 Meter.

Dienstag, 13. Dezember 2011

• Erstmals in der Geschichte des Europaparlaments halten sich die Abgeordneten in Straßburg nicht an die Empfehlung der ‘Einstellungskommission’ und wählen den ehemaligen Generalsekretär im irischen Finanzministerium Kevin Cardiff zum EU-Finanz-Kontrolleur. Der Posten ist mit € 276.000 pro Jahr dotiert. Zum Vergleich: der irische Regierungschef Enda Kenny verdient € 200.000 im Jahr, Staatspräsident Michael D. Higgins € 250.000. (s.a. 24.11.11, 25.11.11)
• Spekulationen auch aus seiner eigenen Partei, die Regierung wolle das Ende März 2010 mit den Gewerkschaften geschlossene Abkommen über eine Gehaltsreform im öffentlichen Dienst, bei denen die Angestellten zum Teil spürbare Gehaltseinbußen hinnehmen mussten, zu Lasten der Arbeitnehmer neu verhandeln, weist der Labour-Vorsitzende und stellv. Regierungschef Eamon Gilmore zurück. Man werde das Abkommen nicht antasten und aus ihm resultierende Gehaltserhöhungen zahlen.

Montag, 12. Dezember 2011

• Quo vadis, Green Party? Wir erinnern uns, was mit den Progressive Democrats nach ihrem Wahldebakel im Mai 2007 geschah: Man wählte einen neuen Vorsitzenden, der sie nach vorne bringen sollte. Zwei Jahre später war die Partei aufgelöst.

  Anders als die PD, die nach ihrem Debakel immerhin noch zwei Abgeordnete ins Parlament schicken durfte, gingen die irischen Grünen bei der Wahl in diesem Februar völlig leer aus. Seit Ende Mai haben sie mit dem ehemaligen Minister für Energie und Kommunikation Eamon Ryan einen neuen Vorsitzenden und kamen an diesem Wochenende in Dublin zusammen, um eine neue Strategie zu erarbeiten. Diese sieht so aus, dass man – wie auch immer – bei den Kommunalwahlen 2013 die Zahl der Ratsherren und -Frauen in den Gemeinden und Grafschaftsräten (derzeit 13) verdoppeln und bei der nächsten Parlamentswahl mit fünf Abgeordneten wieder in den Dáil einziehen will. Richten soll das eine neue, 16-köpfige Führungsmannschaft, die am Wochenende ernannt wurde und in der nur zwei der früheren neun Abgeordneten und Senatoren aufgenommen wurden. Das Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren.

Sonntag, 11. Dezember 2011

• Am 22. Oktober war der Staatsminister für die Gaeltacht Dinny McGinley auf Einladung der Gaelscoil von Meenamara in seinem Wahlkreis im County Donegal zu Gast, gratulierte der Schule zum 100-jährigen Bestehen und äußerte auf der Festveranstaltung die Hoffnung auf weitere einhundert Jahre. In dieser Woche bekam die Schule nun einen Brief vom Erziehungsministerium, dass sie zum Ende des Schuljahres geschlossen wird.

  Die Schule, die einst sechzig Schüler hatte, besuchen zur Zeit sieben Schülerinnen. Ihr bekanntester Schüler war der irische Dichter Séamus Ó Grianna (1889–1969), lokal auch bekannt als Jimí Fheilimí, der einer Familie irischer Dichter und Geschichtenerzähler aus Rinn na Feirste (Ranafast) nahe dem heutigen Donegal Airport entsprang.

Sonnabend, 10. Dezember 2011

• Am Vorabend des dritten Advents hier wieder ein Buch aus der Verschenkkiste: Yeats ist tot!, herausgegeben von Joseph O’Connor.

  Es handelt sich um einen Kriminalroman in fünfzehn Kapiteln, jedes verfasst von einem anderen Schriftsteller, der oder die an das anknüpft, was der Vorgänger geschrieben hat. Ich zitiere vom Rückendeckel des Taschenbuchs: “Es beginnt mit Roddy Doyle und endet mit Frank McCourt. Dazwischen spinnen Marian Keyes, Hugo Hamilton, Joseph O’Connor und zehn weitere hochtalentierte irische Schriftsteller mit überbordender Erzählfreude einen kunstvoll ausgeklügelten Kriminalfall voller überraschender Wendungen, literarischer Clownerien und schier unglaublicher Situationskomik. Rätseln Sie mit den Autoren, was sich hinter der geheimnisvollen Gleichung Y8S = +! verbergen könnte.” Die Autorenhonorare gingen an den Amnesty Education Trust.

  Das Buch aus dem Jahr 2003 geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an eine Leserin aus 73760 Ostfildern.

• Der gestern Vormittag verhaftete ehemalige Vorstandsvorsitzende der Anglo Irish Bank Sean FitzPatrick wird gegen 14 Uhr wieder auf freien Fuß gesetzt.

Freitag, 9. Dezember 2011

• Der achte Dezember, kirchlich das ‘Fest der unbefleckten Empfängnis Marias’, ist in Irland traditionell der Start in die Weihnachtssaison, der Tag, an dem sich die Landbevölkerung nach Dublin aufmacht um Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Doch in diesem Jahr zeigten sich die Dubliner Geschäftsleute enttäuscht, nicht mehr Käufer als sonst an einem Dienstag waren gestern in die Läden gekommen. Bestätigen konnte dies die irische Bahnverwaltung. Zwar seien etwas mehr Menschen als sonst in die Hauptstadt gefahren, jedoch deutlich weniger als in früheren Jahren am achten Dezember.
• Zu Weihnachtseinkäufen kommt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Anglo Irish Bank Sean FitzPatrick heute nicht, wenn er denn überhaupt das Fest bei seiner Familie verbringen kann. Denn heute Vormittag wurde der 63-Jährige im Rahmen der Untersuchung finanzieller Unregelmäßigkeiten bei der Bank verhaftet und zum weiteren Verhör zur Polizeistation nach Bray gebracht. Damit befindet er sich nach 2010 schon zum zweiten Mal in polizeilichen Gewahrsam. Im vergangenen Monat wurde der ehemalige Finanzvorstand der Bank Willie McAteer festgenommen, später jedoch ohne Anklage wieder freigelassen.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

• Ob die Abschiebung des bereits vierten Abgeordneten der Regierungskoalition innerhalb nur eines halben Jahres auf die Bank der Unabhängigen dazu beigetragen hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Wie auch immer, der Protest nicht nur des gestern aus der Labour-Fraktion ausgeschiedenen Patrick Nulty gegen Kürzungen im Sozialbereich wurde lauter, und so kündete Taoiseach Ende Kenny am Nachmittag eine überraschende Kehrtwende an und nahm die Kürzung der Mittel für Behinderte unter 25 Jahren vorläufig zurück.

  “Auch die Regierung macht nicht immer das Richtige”, so der Regierungschef bei der Fragestunde im Parlament. “Es handelt sich hier um einen Punkt, der große Sensibilität erfordert, und unter diesem Aspekt werden wir noch einmal darüber nachdenken und die Sache bis dahin ruhen lassen.”

• Neunzig Jahre, nachdem am 6. Dezember 1921 die Verhandlungsführer der irischen Untergrund-Regierung ihre Unterschriften unter den Anglo Irish Treaty gesetzt hatten, ist das Dokument nun erstmals – wenngleich nur online – im Nationalarchiv zugänglich.

  Es unterzeichneten hier auf der linken Seite des letzten Blattes für die irische Delegation Arthur Griffith, Miceál Ó Coileáin (Michael Collins), Riobárd Bartún (Robert Barton), Eamonn S. Ó Dugáin (Eamonn Duggan) and Seoirse Ghabháin Uí Dhubhthaigh (George Gavan Duffy), auf der rechten für Großbritannien David Lloyd George, Austen Chamberlain, Lord Birkenhead und Winston S. Churchill.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

• Noch kann es sich die Labour Party bei der komfortablen Mehrheit der Regierung im Parlament leisten, sich ihren Wahlversprechen verpflichtet fühlende Abgeordnete aus der Fraktion auszuschließen. Und so verlor gestern die Labour-Fraktion mit dem erst vor sechs Wochen zu ihr gestoßenen Dubliner Abgeordneten Patrick Nulty innerhalb von zwei Monaten bereits ihren dritten TD, nachdem dieser angekündigt hatte, unter anderem wegen der Kürzungen der Mittel für junge Behinderte gegen den Haushalt zu stimmen.

  “Diese Kürzungen sind hochgradig unfair”, so am Abend der 29-Jährige, “die Armen, Alten und Kranken haben genug gelitten. Damit muss jetzt Schluss sein, und ich werde gegen alle Maßnahmen stimmen, die ihre Lebensbedingungen unterminieren.” Worauf ihn die Partei der Fraktion verwies und er auf der Bank der Unabhängigen Platz nahm.

  Siehe auch:  02.12.11, 03.12.11

• Bleiben wir bei den Haushaltsberatungen. 37 Millionen Euro soll das Ministerium für Kunst, Kulturerbe und die irische Sprache im kommenden Jahr einsparen. Damit werde man gezwungen, warnte gestern ein Sprecher, Museen, Besucherzentren und Parks zu schließen, Besuchszeiten einzuschränken, Saisonzeiten zu verkürzen und die Förderung touristischer Veranstaltungen zu kappen, was erhebliche Auswirkungen auf den Tourismus und neue Einnahmeausfälle zur Folge haben könne.

Dienstag, 6. Dezember 2011

• Ist es der Beginn des Abzugs der Polizei aus den ländlichen Gebieten? Die Garda Representative Association (GRA) sieht es so, nachdem der Minister für Staatsausgaben Brendan Howlin bei den gestern begonnenen Haushaltsberatungen angekündigt hat, die ersten 31 Polizeistationen zu schließen und die Öffnungszeiten bei zehn weiteren einzuschränken. Denn dabei soll es dabei nicht bleiben, und langfristig ist es das Ziel, die Zahl der Polizeiwachen um mehr als zweihundert zu reduzieren.

  Es sei ein Eingriff in den “genetischen Code des irischen Polizeiwesens”, protestierte der Präsident der GRA, ein bei der Ablösung der verhassten RIC im Jahr 1922 sorgfältig aufgebautes Netzwerk, dass den bewaffneten Übergriffen von 1926, dem Mangel der 1930-er Jahre, den Entbehrungen der 1950-er, der ökonomischen Hoffnungslosigkeit der 1980-er und Jahrzehnten der Troubles standgehalten habe, werde nun im Post-Boom-Zeitalter eines modernen europäischen Landes zerstört. Der Erfolg und die Akzeptanz der irischen Polizei liege darin, dass sich das Polizeiwesen des Landes aus den Gemeinden heraus entwickelt habe und ihnen nicht übergestülpt worden sei. Die örtliche Polizeistation sei das Herz der Gemeinden, einige der größten Verbrechen seien von den kleinsten Polizeistationen aufgeklärt worden, und dieses Prinzip sei nun bedroht.

• Wenn sie nicht vor dem Meer geschützt werden wollen, dann eben nicht, war gestern der Tenor bei der Abstimmung im Dubliner Stadtrat, und so wurde nach wochenlangen Protesten der Bewohner von Clontarf der Plan der Stadtverwaltung, sie durch einen drei Kilometer langen und 2,75 m hohen Deich vor Hochwasser aus der Dublin Bay zu schützen, zurückgewiesen. Denn die Aussicht aufs Meer wollen sich die Anwohner auch nach zwei schweren Überflutungen der letzten zehn Jahren nicht nehmen lassen, und dass künftige Fluten so hoch werden, glauben sie nicht. Nun soll ein neuer Plan erarbeitet werden, bei dem man von weniger dramatischen Szenarien ausgeht. (s. 16.10.11, 23.10.11)

Montag, 5. Dezember 2011

• Nach einem der wärmsten November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hat sich in der vergangenen Nacht mit Temperaturen von bis zu –4 °C im Norden und Westen des Landes der Winter angemeldet. Erste Schneeböen wurden gestern aus Knock und Belmullet in der Grafschaft Mayo gemeldet. Für heute werden Temperaturen zwischen drei und sechs Grad vorhergesagt, dazu gebietsweise leichter Schneefall, der jedoch wieder tauen dürfte.

  “Der Winter ist definitiv in Irland eingetroffen”, so John Eagleton vom irischen Wetteramt Met Éireann, “doch ich denke, das wird niemanden überraschen.” Mit einem großen Frosteinbruch im letzten Jahr rechne er jedoch vorläufig nicht, da der Wind aus dem eher wärmeren Westen statt aus dem kalten Norden komme.

• Die Stadt Dublin braucht Geld und hat es auf die Markthändler abgesehen. Die meisten Gebühren steigen vom kommenden Jahr an um 50 %, doch in Einzelfällen auch um bis zu 600 %. So wird nach dem Entwurf für die neue Gebührensatzung die Lizenz für einen Blumenstand vor einem Friedhof von bislang € 150 auf € 1.000 im Jahr steigen, immerhin noch weniger als für einen Blumenstand in der O’Connell Street, für dessen Lizenz künftig statt fünfhundert 1.500 Euro im Jahr zu zahlen ist.

  Besonders teuer werden Standplätze, die bei der Erstellung der letzten Gebührenordnung im Jahr 2007 noch nicht ausgewiesen waren. So soll ein Blumenhändler am Eingang der Grafton Street künftig € 8.000 im Jahr zahlen, jemand, der in der Amiens Street einen nächtlichen Imbiss-Wagen aufstellt, € 6.000 pro Jahr, und wer bei der Christ-Church-Kathedrale in der Fishamble Street von Juni bis August einen Eisstand betreiben will, dem kostet das für die drei Monate 1.000 Euro.

Sonntag, 4. Dezember 2011

• Seit langem sieht man den Fianna-Faíl-Vorsitzenden Micheál Martin wieder einmal strahlen. Nach einer heute in der Sunday Business Post veröffentlichten Umfrage hat seine Partei erstmals seit ihrem dramatischen Niedergang wieder zugelegt und sich an der Labour Party vorbei auf den zweiten Platz geschoben. Voran steht weiterhin die Fine Gael mit einer Unterstützungsquote von 32 %, gefolgt nun von der Fianna Fáil mit 18 % und der Labour Party und Sinn Féin, die beide auf 15 % kamen.

  Zugleich sagten zwei Drittel der Befragten, dass sie der Art und Weise, wie die Regierung die Staatsfinanzen manage, nicht trauen, diese ihre Wahlversprechen bezüglich der Steuern nicht eingehalten habe und das Croke Park Agreement revidiert werden sollte.

Sonnabend, 3. Dezember 2011

• Schlechte Nachrichten für Finanzminister Michael Noonan von seiner Steuerbehörde. Mehr als eine halbe Milliarde Euro weniger als zu Jahresbeginn angenommen sind bislang in seine Kasse geflossen. So lagen im Monat November, in dem der Staat die meisten Steuern einzuziehen pflegt, die Einnahmen um 337 Mio. Euro unter der Zielvorgabe.

  Insbesondere hat das Konsumverhalten der Iren ihre Regierung enttäuscht. Seit einem halben Jahr fallen Monat für Monat die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer und lagen Ende November um € 460 Mio. niedriger, als bei der Verabschiedung des Staatshaushalts 2011 angenommen. Doch immerhin lagen die Staatsausgaben – vor allem durch den Verzicht auf einige Großprojekte in Dublin – um ein Milliarde Euro unter denen des vergangenen Jahrs, so dass sich die Regierung auf dem richtigen Weg sieht.

• Für ein wenig Unruhe sorgt der gestrige Ausschluss von Tommy Broughan aus der Fraktion der Labour Party im Dáil aber nun doch. So warnt der 29-jährige, erst vor fünf Wochen bei der Nachwahl im Wahlkreis Dublin West ins Parlament gewählte Labour-Abgeordnete Patrick Nulty die Parteiführung, dass andere in der Fraktion dem langjährigen TD folgen und die Regierungsmehrheit schmälern könnten. Der Koalition von seiner Partei mit der Fine Gael schon immer kritisch gegenüberstehend, fordert er die Regierung auf, die bisherige Wirtschaftsplanung zu revidieren und Steuererhöhungen für Spitzenverdiener durchzusetzen, um die unteren Einkommensschichten zu schützen.

Freitag, 2. Dezember 2011

• Die Regierung hat einen sie unterstützenden Abgeordneten weniger. Nachdem der Labour-Abgeordnete des Wahlkreises Dublin-Nordost Tommy Broughan gestern Abend gegen die Verlängerung der Bankengarantie gestimmt hatte, wurde er von seiner Partei aus der Fraktion ausgeschlossen. Die unbegrenzte Garantie für Einlagen bei der AIB-Bank, BoI, der früheren Anglo Irish Bank sowie Irish Life & Permanent und EBS wäre zum Jahresende ausgelaufen. Nach Ansicht der Regierung war die Verlängerung, zu der die Zentralbank geraten hatte und die von der oppositionellen Fianna Fáil unterstützt wurde, im gegenwärtigen ökonomischen Klima unumgänglich.

  Mit Tommy Broughan verlieren die Regierungsparteien innerhalb eines halben Jahres ihren dritten Abgeordneten. Anfang des Monats hatte der Staatsminister für Wohnungsbau Willie Penrose von der Labour Party als Protest gegen die Schließung einer Kaserne in seinem Wahlkreis sein Amt niedergelegt und war aus der Fraktion ausgeschlossen worden, und im Juli hatte die Fine Gael ihren Abgeordneten Denis Naughten auf die Bank der Unabhängigen verwiesen, nachdem er sein Wahlversprechen eingehalten und gegen die Schließung eines Krankenhauses gestimmt hatte.

• Nach zum Monatsende veröffentlichten Zahlen des Zentralamtes für Statistik ist die Zahl der sozial benachteiligten Menschen in Irland im vergangenen Jahr stark gestiegen und hat sich seit 2007 von 11,8 auf 22,8 % der Bevölkerung fast verdoppelt. Als benachteiligt gelten hierbei Menschen, bei denen aus einem vom CSO erstellten Katalog mindestens zwei Indikatoren zutreffen. Zu den Indikatoren gehört z.B. die Wohnung zeitweise nicht heizen zu können, nicht wenigstens eine vollwertige Mahlzeit am Tag einzunehmen oder keine zwei Paar intakten Schuhe zu besitzen.

  Das den irischen Haushalten durchschnittlich zu Verfügung stehende Einkommen sank im vergangenen Jahr um 5 % von € 23.326 auf € 22.168.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

• Das Institut für Ökonomie- und Sozialforschung ESRI schraubt seine Erwartungen an das Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr deutlich von 2,3 % auf 0,9 % zurück. Die anhaltende Unsicherheit bezüglich des Euros werde es für alle Länder schwer machen, die Finanzziele zu erreichen, und Irlands Export die schwache Inlandsnachfrage nicht kompensieren. Man sehe zwar die Chance, dass Irland seine Ziele in naher Zukunft erreicht, doch werde es härter werden als angenommen, da sich die äußeren Rahmenbedingungen zunehmend verschlechterten.
• Im März 2010 hatten die Medien zur Überraschung auch seiner Bischofskollegen berichtet, dass das heutige Oberhaupt der katholischen Kirche Irlands, Kardinal Seán Brady, 1975 als Priester anwesend war, als zwei vom Ordensgeistlichen Fr. Brendan Smyth missbrauchte Kinder genötigt wurden, zu den gegen sie begangenen Taten zu schweigen.

  In dieser Woche nun einigte sich der Kardinal mit dem zweiten der beiden Opfer, das in der Folge Klage gegen ihn eingereicht hatte, vor Gericht über eine Entschädigung in nicht genannter Höhe. Mit dem ersten Opfer war er im Juni vergangenen Jahres außergerichtlich einen Vergleich eingegangen, bei dem es dem Vernehmen nach um 250.000 Euro ging.

• Zum Monatsbeginn ein weiteres Buch aus meiner ‘Verschenkkiste’: Irland – Inseltraum und Erwachen von Reinhard Ulbrich, erschienen 1988 im Brockhaus Verlag Leipzig.

  Das Buch zeigt Irland aus der Sicht eines DDR-Bürgers, dem es vergönnt war, Mitte der 1980er Jahre zwei Jahre lang als Gastdozent an der heutigen Dublin City University Germanistik zu lehren, und in diesem Buch seinen in der Arbeiter- und Bauernrepublik verbliebenen Mitbürgern, die nicht das Privileg hatten ins westliche Ausland reisen zu dürfen, seine Anschauung über die grüne Insel am Rande Europas weitergab. Es ist weniger ein Reisebuch als ein persönlicher Bericht über seine in diesen zwei Jahren gewonnen Eindrücke, und zugleich das erste und letzte Buch zu dem Thema, das in der DDR jemals einem breiten Publikum zugänglich war. Wie es heißt, verkaufte es sich ausgesprochen gut. Interessant in dem Buch auch die vielen, oft noch schwarz-weißen Fotos vor allem aus dem Dublin der 1980er Jahre, die heute bereits historischen Wert haben.

  Das 1988 gedruckte Buch ist in Leinen gebunden und abgesehen von geringfügigen Beschädigungen des Schutzumschlags und leicht angegilbten Seiten in einem fast neuwertigen Zustand. Es geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Adresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Gleich fünf Interessenten meldeten sich kurz nachdem diese Meldung online gegangen war. Die erste war mit knappem Vorsprung eine Leserin aus 45731 Waltrop, an die das Buch nun geht.