Die erste Sprache des Landes, wann wird sie ganz aus dem Alltag verschwunden sein? Von morgen an wird der Gälischunterricht in den Grundschulen um 30 % von fünf auf dreieinhalb Stunden pro Woche reduziert, zugunsten von Natur- und Sozialkunde.
Sonnabend, 30. August 2003
Im Rahmen einer liturgischen Feier in Dublins Pro-Cathedral wird Dr. Diarmuid Martin heute Nachmittag in sein Amt als Coadjutor Archbishop of Dublin eingeführt. Was bedeutet, dass er nach dem Rückzug von Kardinal Connell dessen Nachfolge als Erzbischof von Dublin und Primas der katholischen Kirche Irlands antreten wird. An der Feier nehmen Kardinal Desmond Connell, Kardinal Cahal Daly, Kardinal Roger Mahony aus Los Angeles, Kardinal Rodriguez Maradiaga aus Honduras, Taoiseach Bertie Ahern, Staatspräsidentin Mary McAleese, der Oberbürgermeister von Dublin Royston Brady sowie weitere Vertreter aus Politik und Kirche teil. (s.a. Herrn Martins gestrige Stellungnahme zur katholischen Kirche Irlands, der er bald vorstehen wird)
Überall klagen die Flughäfen über einen Rückgang der Passagierzahlen, einem Leidgesang, dem sich Carrickfin Airport im Donegal nicht anschließen mag. Fast 24.000 Passagiere und damit 53 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurden in diesem Jahr befördert, wozu das gute Abschneiden des Countys in der All-Ireland Senior Football Championship ein wenig beigetragen hat. Die morgigen vier Flüge zum Halbfinale in Dublin waren binnen 15 Minuten ausgebaucht. Zur Zeit fliegt Aer Arran täglich zweimal nach Dublin, daneben gibt es für die Arbeiter auf den Ölplattformen vor der Küste Mayos wöchentlich drei Charterflüge nach Aberdeen in Schottland.
Freitag, 29. August 2003
Die katholische Kirche Irlands sei eine autoritäre gewesen, sie müsse sich ändern und eine andere Art von Kirche werden, meint heute der 58-jährige Erzbischof Diarmuid Martin und designierte Nachfolger des Dubliner Kardinals Connell. So würden sich viele Frauen nicht verstanden und in der Kirche nicht willkommen fühlen. Auf die jüngsten Kindesmissbrauchsfälle durch Priester in den USA angesprochen, nennt er die Zahl der Fälle erschreckend und die Antwort der Kirche unpassend und nicht schnell genug. Bezüglich ähnlicher Skandale in Irland, müsse die Kirche selbst aktiv werden und dürfe nicht die Rechtsanwälte die pastorale Praxis bestimmen lassen. Sie müsse sich energischer mit dem Problem auseinandersetzen, die Reaktion des Vatikans sei bislang nicht adäquat gewesen. (s.a. 4. Mai 2003)
B&B at Mama’s wird auch in Irland immer populärer. Während man früher mit zwanzig auswanderte, leben heute rund 47.000 Söhne zwischen 25 und 29 noch bei ihren Eltern, dies sind 13,7 % mehr als vor fünf Jahren. Die Töchter sind wesentlich selbständiger, bei ihnen sind es nur 31.600.
Donnerstag, 28. August 2003
Die Sinn-Féin-Bürgermeisterin von Limavady Ann Brolly unterstützt die Forderung, den Bombenanschlag von Claudy im County Derry, bei dem vor 31 Jahren neun Menschen ums Leben kamen, neu aufzurollen. Obwohl sich nie jemand zu dem Terrorakt bekannt hatte, geht man davon aus, dass die drei Bomben von der IRA gelegt worden waren. Es gibt Vermutungen, dass die Untersuchung seinerzeit niedergeschlagen wurde, um die Verwicklung eines inzwischen verstorbenen katholischen Priesters in den Anschlag zu vertuschen. Die Ermittlungen waren nach einem Treffen zwischen dem damaligen Nordirlandsekretär William Witelaw und dem katholischen Kardinal William Conway eingestellt worden.
Vielleicht ist die jüngste Kritik des Papstes (s.a. 3. August) eine Werbung für das heute startende Bród Ireland Festival in Galway. ‘Bród’, das ist das gälische Wort für Stolz, und gefeiert wird der zehnte Jahrestag der Entkriminalisierung von Homosexualität in Irland. Das viertägige Festival der Homosexuellen beiderlei Geschlechts gibt es bereits seit 14 Jahren, und während es 1989 nur eine Handvoll Menschen anzog, werden an diesem Wochenende Tausende zu den Paraden und Straßenpartys erwartet. Und der rosa Euro, meint Mícheál Ó Curraoin von der Festivalleitung, bringe nicht wenig Geld in die Stadt.
Gesundheitsminister Martin bleibt allen Einwänden zum Trotz hart. Es werde keinen Kompromiss bei der Einführung des absoluten Rauchverbotes an Arbeitsplätzen vom 1. Januar kommenden Jahres an geben. Und Pubs und Restaurants sind nun einmal Arbeitsplätze. Ich hoffe, er hält durch – auch wenn ich niemanden kenne, der glaubt, dass das Rauchverbot funktionieren wird.
Die Arbeitslosenquote fällt im zweiten Quartal dieses Jahres erstmals wieder ein wenig, und zwar von 4,6 auf 4,4 %. Damit galten Ende Juli 81.400 Iren als arbeitslos, verglichen mit 84.900 Ende März. Das irische Zentralamt für Statistik führt dies jedoch weitgehend auf saisonale Einflüsse zuück.
Mittwoch, 27. August 2003
Die Kiltegan Fathers zahlen einem Mann aus Sligo, der als Kind von einem Mitglied ihres Ordens sexuell missbraucht wurde, eine Entschädigung in Höhe von € 325.000, die höchste Entschädigung, die in einem solchen Fall je in Irland gezahlt wurde. Gegen den betreffenden Priester liegen 18 Klagen vor, die bis ins Jahr 1980 zurückreichen. Er wurde zuletzt in London gesehen, sein gegenwärtiger Aufenthaltsort ist unbekannt.
Belfasts Oberbürgermeister Martin Morgan (SDLP) muss sich, nachdem er den britischen Minister des Northern Ireland Office John Spellar zur unerwünschten Person in seinen Amtsräumen erklärt hat, in der kommenden Woche einem Misstrauensvotum stellen. Eingereicht wurde es von Ian Paisleys DUP. Derweil bekommt er Unterstützung von Derrys Bürgermeister Shaun Gallagher, der seinerseits ankündigt alle Veranstaltungen zu boykottieren, bei denen Herr Spellar von Amts wegen auftritt.
Dienstag, 26. August 2003
Ein Drittel aller irischen Kinder leidet an Übergewicht und 10 % sind fettleibig. Bei den Erwachsenen sind es etwas mehr, 14 % der Männer gelten als fett und 12 % der Damen. Dagegen möchte Gesundheitsminister Martin etwas tun und gleichzeitig die Staatseinnahmen verbessern: eine Sondersteuer auf fetthaltige Lebensmittel kommt ihm in den Sinn. Die Lebensmittelindustrie hält gar nichts davon. Ciaran Fitzgerald, Direktor der Irish Food and Drink Federation, sieht eine solche Steuer nur als inflationsfördernde Maßnahme und empfiehlt Gesundheitserziehung in den Schulen als probates Mittel zur Problemlösung.
Eine nur moderate Steigerung der Hauspreise um 5 % hatte die Bank of Ireland zu Jahresbeginn für 2003 vorhergesagt; heute wurde diese Aussage revidiert. Landesweit um 12 % und in Dublin um 14 % würden die Preise in diesem Jahr steigen. Damit werde am Jahresende ein Secondhand-Haus im Landesdurchschnitt € 270.000 und in Dublin € 363.000 kosten.
Eine Mitarbeiterin der Bank of Ireland wurde heute Abend zur Rose of Tralee 2003 gekürt. Die 22-jährige Orla Tobin sang früher im Cor Na nÓg (Jugendchor) von RTÉ und ergatterte im vergangenen Jahr eine Statistenrolle in dem Hollywoodfilm über die ermordete Journalistin Veronica Guerin.
Montag, 25. August 2003
Dublin. Fast 200 Jahre lang reichte eine Fußgängerbrücke über die Liffey, die H’Penny Bridge, und nun geht es Schlag auf Schlag. Nach der im Dezember 1999 eingeweihten Millennium Bridge wurde soeben die Baugenehmigung für eine dritte Fußgängerbrücke über die Liffey erteilt. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen und im kommenden abgeschlossen werden. (s.a. 10. Dezember 2002)
Aus Dublin berichtet eine der bedeutendsten karikativen Vereinigungen, die St. Vincent de Paul Society, dass sich in den letzten Monaten die Zahl derjenigen, die um Unterstützung nachfragen, nahezu verdoppelt hat. Hauptgrund seien die gestiegenen Preise für Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs, so dass für Bildung und Erziehung nichts mehr bleibt. Allein in Dublin gab die Vereinigung in den letzten zwölf Monaten Zuschüsse in Höhe € 2,1 Mio., inbegriffen Zuschüsse für die Kleidung und den Lebensunterhalt Arbeitsloser, die auf die Schulbank zurückkehren. Landesweit gab die St. Vincent de Paul Society € 21,6 Mio. aus.
Sonntag, 24. August 2003
Am Freitag vor 81 Jahren wurde in Béal na Bláth Michael Collins ermordet. Seine Vision, so heute der Direktor des irischen Nationalmuseums Pat Wallace, sei weiterhin lebendig und sollte unabhängig von der Parteizugehörigkeit von allen geteilt werden. Collins sei größer als eine Partei. Er habe ein vereintes Irland gewollt, aber nicht vereint durch ökonomische Zwänge, sondern durch geistige Zusammengehörigkeit und nicht zuletzt durch die Wiederbelebung der irischen Sprache. Es sei an der Zeit diesen Patrioten zu feiern, anstatt seiner zu gedenken.
Nein, nicht der Hund der Baskervilles ist los, sondern die Große wilde Katze von Ballymoney im County Antrim. Größer als ein Labrador, wurde sie zunächst von einer Dorfbewohnerin auf einem Feld gesehen und später von einem Polizisten gesichtet, als sie die Landstraße überquerte. Ein Aufklärungsflugzeug wurde eingesetzt, doch sie bleibt verschwunden, hat, so meint die Polizei, möglicherweise in einem nahegelegenen Forst Zuflucht gesucht.
Vorsicht, ab morgen gibt es in Irland Strafpunkte, wenn man unangeschnallt Auto fährt. Auch für alle nicht angegurteten unter 17-jährigen wird der Fahrer belangt. Wird man erwischt, so kostet dies neben den beiden Strafpunkten, sofern man innerhalb von 28 Tagen zahlt, 60 €; für 90 € darf man sich 56 Tage Zeit lassen. Lässt man es hingegen auf einen Prozess ankommen, so kann die Sache bis zu 800 € kosten.
Sonnabend, 23. August 2003
150.000 Besucher werden an diesem Wochenende in Clonmel im Co. Tipperary, erwartet, zum Fleadh Cheoil na hÉiréann, dem jährlichen Festival traditioneller irischer Musik und größten Straßenmusikfestival Europas. B&Bs, Hotels und Ferienwohnungen sind ausgebucht, und Pubs, Restaurants und Läden im Süden der Grafschaft erwarten ein Umsatzplus in Höhe von € 18 Mio. Musikanten und Entertrainer aus einem Dutzend Länder werden auf den Straßen, in den Pubs und in den Hotelbars auftreten und sich am Sonntag einem Wettbewerb um einen der begehrten Preise für die besten Musiker stellen.
Der County Leitrim verliert seine Unschuld, seinen Status als ampelfreie Grafschaft. An der Kreuzung der Leitrim Road in Carrick-on-Shannon wird im September die erste Verkehrsampel in Betrieb genommen.
Freitag, 22. August 2003
Die Sinn-Féin-Führung werde alles in ihre Macht stehende tun, um den Friedensprozess in Nordirland voranzubringen, versichert erneut der Generalsekretär der Partei Mitchel McLaughlin. Sie werde alles tun um den Frieden zu bewahren und die Gewehre endgültig aus der Politik Nordirlands zu verbannen. Dazu könne die britische Regierung ihren Teil beitragen, indem sie das Belfaster Abkommen vollständig implementiere. Denn der Artikel in diesem Abkommen setze zwei Dinge voraus: die kollektive Verantwortung aller guten Willens mit der internationalen Entwaffnungskommission zusammenzuarbeiten und die vollständige Verwirklichung des Abkommens.
In achtzig Tagen um die Welt, wie man das macht, zeigte Jules Verne. Doch wie man in 98 Tagen Irland umwandert, das machten heute der Verkäufer Jimmy Tobin aus Cork, der Chemiker Martin McCormack aus Finglas/Dublin und der gleichfalls aus Cork stammende Pflaster Josie Hefferman vor, als sie am Nachmittag nach 98 Tagen und rund 1.500 Meilen ihren ursprünglichen Startpunkt in Dublins Pearse Street wieder erreichten. Die drei gehören einer kleinen, bibelorientierten evangelischen Gemeinschaft an und ihr Ziel war, wie sie sagten, die Menschen auf ihrem Weg an Jesus Christus zu erinnern. € 15.000 sammelten sie unterwegs, ein Betrag, der an das Irische Bibelinstitut in Dublin und das überkonfessionelle Haven Centre bei Thurles im County Tipperary gehen soll.
Donnerstag, 21. August 2003
Die irische Gewerkschaftsbewegung trauert um eines ihrer bekanntesten Gesichter, um Terry Carlin aus Derry, der fast dreißig Jahre als Gewerkschafter tätig war und bis zu seiner Pensionierung im Juli 2001 zwei Jahrzehnte lang als Northern Ireland Officer für den irischen Gewerkschaftsverband ICTU arbeitete. Friedensnobelpreisträger John Hume: “Terry hat in beispielloser Weise der Gewerkschaftsbewegung gedient. Er hatte sein Leben den Gewerkschaften gewidmet, ihren Zielen und ihrer Arbeit, insbesondere der Arbeit für alle Gruppen der Gesellschaft. Sein Lebenszweck war die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter und die Entwicklung der Wirtschaft Nordirlands.”
Hier ein paar gestern vom Ministerium für Umwelt, Kulturerbe und Gemeinden veröffentlichte Zahlen zum Autoverkehr. Danach gab es am 31. Dezember des vergangenen Jahres 1.850.000 zugelassene Kraftfahrzeuge, eine Zunahme um 4,5 % im Vergleich zum Vorjahr. 536.000 von ihnen mussten zum irischen TÜV, 53 % kamen im ersten Anlauf durch, 41 % im zweiten. Von den knapp vier Millionen Einwohnern besaßen 2,1 Mio. eine Fahrerlaubnis; bei 352.500 handelte es sich dabei um eine noch vorläufige, d.h. die Inhaber hatten die Fahrprüfung noch nicht abgelegt. Die Erfolgsquote bei den Führerscheinprüfungen lag insgesamt bei 54 %, bei den Wiederholern bei 57 %.
Mittwoch, 20. August 2003
Die ISME kritisiert, dass der Mangel an Wettbewerb auf dem Bankensektor dem irischen Mittelstand Millionen Euro pro Jahr kostet. Irische Banken seien die profitabelsten in Europa und irische Firmen zahlten dafür die höchsten Zinsen. Geschäftskredite kosten derzeit durchschnittlich 8,9 % in Irland, verglichen mit 4 bis 6 % im übrigen Europa.
Eine neue Einnahmequelle? Die Regierung erwägt Staatsland an Mobilfunkbetreiber zu verpachten, auf denen diese Funkmasten errichten können. Natürlich müssten sie sich dem üblichen Planungsverfahren stellen und die Strahlenschutzverordnung einhalten. Auch wolle man fördern, dass sich mehrere Betreiber einen Mast teilen, um damit deren Zahl so gering wie möglich zu halten.
Dienstag, 19. August 2003
Belfasts Oberbürgermeister Martin Morgan (SDLP) verkündet künftig allen Veranstaltungen fernzubleiben, an denen John Spellar, seines Zeichens Minister im Northern Ireland Office, teilnimmt, und erklärt den Minister zur unerwünschten Person in seinen Räumen. Der Grund: die britische Armee weigert sich, zwei wegen Mordes an einen nordirischen Katholiken verurteilte britische Soldaten aus der Armee auszustoßen, und der Minister saß in dem Gremium, das einen Ausschluss nicht für erforderlich hielt. (s.a. 3. September 2002)
Auf Grund des geringer ausfallenden Wirtschaftswachstums erwartet Finanzminister Charlie McCreevy für das laufende Jahr Steuermindereinnahmen in Höhe von € 500 Mio. Die durchschnittliche Inflationsrate werde bei 3,6 % liegen und sich gegen Jahresende in Richtung 3-Prozent-Marke bewegen.
Montag, 18. August 2003
Mehr als 20.000 Plätze in öffentlichen Sekundarschulen sind in und um Dublin unbesetzt, derweil sich die 37 kostenpflichtigen Privatschulen im Großraum der Hauptstadt vor Aufnahmeanträgen nicht retten können. Zu den schulgeldfreien Schulen gehören auch sehr anerkannte wie die O’Connell’s- und Synge-Street-Schule, die Sion Hill Schule in Blackrock und das Coláiste Éanna in Rathfarnham. Bei allem haben viele der öffentlichen Schulen eine bessere Schüler-Lehrer-Relation und Ausstattung als die privaten. Ob da manche Eltern von der Annahme ausgehen, ‘was nichts kostet taugt auch nichts’?
Die Irish Cancer Society (ICS) gibt bekannt, dass am letzten Daffodil Day die Rekordsumme von € 3 Mio. für die Unterstützung von Krebskranken gesammelt wurde. Ein Drittel aller Iren erkranken im Verlauf ihres Lebens an Krebs. Mit dem Geld könne u.a. der Etat für kostenlose häusliche Pflege um 100.000 auf € 900.000 erhöht werden
Sonntag, 17. August 2003
Die Diskussion um das Rauchverbot in Pubs und Restaurants vom ersten Januar kommenden Jahres an lässt vergessen, um was es eigentlich geht. Es ist das Rauchverbot an Arbeitsplätzen (zu denen auch Bars und Restaurants gehören), um die Beschäftigten vor den Gefahren des Rauchens durch Kollegen und Kunden zu schützen. Nun gibt es auch Unterkünfte jenseits von Hotels, Pubs und Restaurants. Wie sieht es in den Gefängnissen und bei den dortigen ‘Gästen’ und Mitarbeitern aus? Die Ansichten sind unterschiedlich. Dr. Valerie Besnihan vom Penal Reform Trust äußert gegenüber dem irischen Fernsehen, ein absolutes Rauchverbot in Gefängnissen sei nicht durchsetzbar. Der Vizepräsident der Prison Officers’ Association Gerry Wilson hingegen sagt, die Mitglieder seiner Vereinigung wünschten trotz aller Probleme bei der Einführung des Gesetzes nicht, dass es verwässert würde.
Sonnabend, 16. August 2003
Im Nordosten der USA haben Millionen von Menschen keinen elektrischen Strom; da erscheint es vergleichsweise harmlos, dass rund 15.000 Haushalte im Norden Dublins nach dem Bruch einer Hauptleitung von der Wasserzufuhr abgeschnitten sind. Bis Mitternacht will man die Sache repariert haben
Freitag, 15. August 2003
Mehrere hundert Menschen nehmen in Omagh an einer Gedenkveranstaltung anlässlich des fünften Jahrestages des Bombenanschlags teil, bei dem 29 Menschen und zwei ungeborene Kinder ums Leben kamen und mehr als 300 Personen verletzt wurden. Als verantwortlich für den Terroranschlag gilt die Real IRA (s.a. 6. August 2003).
Die Liebhaber von Rindfleisch können womöglich aufatmen; nur zwei neue BSE-Fälle wurden in der vergangenen Woche gemeldet. 124 Fälle sind es seit Jahresbeginn, verglichen mit 229 Fällen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Donnerstag, 14. August 2003
Irlands drittgrößte Versicherungsgruppe, die Allianz, senkt vom 1. Oktober an die Prämien für die Autoversicherung um weitere 5 %, nachdem sie bereits im Juni um 5,5 % gesenkt worden war. Das Geschäft sei ganz profitabel, gibt der irische Ableger der deutschen Allianz zu, ohne jedoch auf Einzelheiten einzugehen. (s.a. 2. August 2003).
Die Hauspreise in Irland sind in den vergangenen zwölf Monaten um 15,6 %, d.h. von durchschnittlich € 193.000 auf € 223.000 gestiegen. Und sie steigen weiter, auch wenn sich die Preiskurve allmählich abflacht.
Die Gewerkschaft MANDATE der Angestellten von Restaurants und Pubs unterstützt noch einmal nachdrücklich das für den ersten Januar kommenden Jahres vorgesehene Rauchverbot an den Arbeitsplätzen ihrer Mitglieder. Es gebe keinen Raum, für einen ‘Kompromiss’, wie er gestern von Umweltminister Cullen vorgeschlagen wurde.
Mittwoch, 13. August 2003
An Bord Pleánala weist einen Einspruch der Phoenix Park Preservation Association gegen die Baugenehmigung von 2.300 Wohnungen auf dem Areal der 1990 geschlossenen Phoenix-Park-Rennbahn zurück. Das Vorhaben sei vernünftig geplant und stehe in Übereinstimmung mit den Prinzipien einer umweltorientierten Entwicklung. Die Gegner, so die Irish Labour Party, sehen das anders und gehen davon aus, dass die Infrastruktur dies nicht verkraftet.
Die Oppositionsparteien sowie die Action on Smoking and Health (ASH) kritisieren heftig den Vorschlag von Umweltminister Cullen, das Rauchverbot in Restaurants und Pubs vom ersten Januar kommenden Jahres an aufzuweichen. Gesundheitsminister Micheál Martin bleibt bisher hart und verspricht, keinen Kompromiss einzugehen. Für Dr. Fenton Howell von der AHS scheinen die Argumente des Umweltministers direkt von der Tabak-Lobby zu kommen. (Siehe dazu auch die Einschätzung der Gewerkschaft vom 7. August 2003.)
Der Bürgermeister von Sligo findet es erschreckend, dass sich die irische Regierung nicht in der Lage sah, Lissadell House zu erwerben. Im staatlichen Besitz hätte es mehr als 100.000 Touristen pro Jahr angezogen.
Dienstag, 12. August 2003
Ein ungenanntes Paar hat nach Auskunft des bisherigen Besitzers Sir Josslyn Gore-Booth Lissadell House erworben. Es sei nicht Bono, der Frontman von U2, der es in der letzten Zeit mehrfach besucht hatte, versichert Sir Josslyn. Der Preis liege über den € 3,75 Mio., zu dem es im Frühsommer auf den Markt kam, doch weit unter der Annahme der Regierung, die gleichfalls als Käufer für das geschichtsträchtige Gebäude gehandelt worden war und der es zu teuer erschien. Die neuen Eigentümer planten sich in dem Haus niederzulassen und es gleichzeitig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
In Lissadell House im County Mayo verbrachte Constance Gore-Booth, die spätere Countess Constance Markievicz (1868–1927) ihre Kindheit. Als führende Teilnehmerin am Aufstand vom Ostermontag 1916 wurde sie zum Tod verurteilt, das Urteil jedoch, da sie eine Frau war, nicht vollstreckt – wogegen sie energisch aber erfolglos protestierte. 1919 wurde sie Arbeitsministerin in der irischen Untergrundregierung. Als leidenschaftliche Republikanerin opponierte sie gegen den Vertrag zur Gründung des irischen Freistaats, schloss sich später der Fianna Fáil an und wurde in den Dáil gewählt. Ihren Titel erhielt sie durch Heirat mit einem polnischen Grafen.
Irische Jugend erforscht den Weltraum. Zwölf Post-Grade-Studenten aus Irland, Teilnehmer am Discover Science Programm (ein Gemeinschaftsprogramm von FÁS, dem Kennedy Space Centre und dem Florida Space Institute) schicken von Cap Canaveral in Florida aus eine Rakete ins All.
Montag, 11. August 2003
Dann und wann kommt es vor, schließlich wurde Dublin, der schwarze Tümpel Dubh Linn, von den Wikingern gegründet. Und so fand man heute inmitten der City auf einer Baustelle an der South Great Georges Street einen verstorbenen Wikingerkrieger, mit seinem Schild über der Brust und einem Messer zur Rechten. RIP, Rest In Peace, würde würde man ihm wünschen, doch nun fallen die Wissenschaftler über ihn her.
Wie Irlandbesucher aus gar nicht so lange zurückliegenden Zeiten zu berichten wissen, wurde der Müll lange Zeit in die Moore gekippt. Das funktioniert seit einer Weile nicht mehr so recht, denn es vertreibt die Touristen. Da andererseits Müllvermeidung recht lästig ist, geht seit einigen Jahren die Diskussion um Müllverbrennungsanlagen los. Gerade heute bekamen die Gegner solcher Einrichtungen Zuspruch von Wissenschaftlern aus Cork, die in einer 10-Jahres-Studie zeigten, dass Giftstoffe aus einer Müllverbrennungsanlage in Wales jenseits der Irischen See in Vogeleiern im Südwesten Irlands gefunden wurden.
Was erste Transatlantikflüge betrifft, so endeten sie alle in Irland: 1919 der von Alcock und Brown, 1932 der von Amelia Earhart, der erste einer Frau – und, wenn alles klappt, heute der erste Transatlantikflug eines Modellflugzeuges. Eine am Sonnabend in Neufundland gestartete TAM-5 mit einem Verbrauch von 2 oz (ein Whiskeyglas) Treibstoff pro Stunde wird im Laufe des Tages an der Mannin Bay in Connemara erwartet. Ihr Konstrukteur, der nahezu blinde und taube 77-jährige Maynard Hill aus Pennsylvania, hält 23 Weltrekorde für Modellflugzeuge, ist jedoch schon viermal beim Versuch einer Transatlantiküberquerung gescheitert.
Sonntag, 10. August 2003
Mehrere tausend Menschen nehmen an einem Marsch zum Belfaster Rathaus teil, um gegen frühere geheime Absprachen zwischen britischen Sicherheitskreisen und loyalistischen Paramilitärs im Zusammenhang mit Morden an Katholiken zu protestieren. Nach den Worten von Sinn Féin Präsident Gerry Adams gehe es den Verwandten der Toten nicht um Rache, sondern um mehr Information von Seiten der britischen Regierung.
Sonnabend, 9. August 2003
Mehr als zehntausend Menschen und 150 Musikkapellen begleiten den Marsch der loyalistischen Apprentice Boys anlässlich der, wie sie es sehen, Befreiung der Stadt Derry von der Belagerung durch die Truppen des katholischen Königs James Stuart im Jahr 1689. Der Marsch, der in den vergangenen Jahren immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Loyalisten und Nationalisten führte, verlief bislang recht friedlich.
Fans strömen zum Konzert eines Robbie Williams (sorry, ich habe keine Ahnung, wer das ist) in Dublins Phoenix Park, zur größten Open-Air-Veranstaltung seit dem Besuch des Papstes im Jahr 1979. 135.000 Besucher werden erwartet, und die Tore zum Park sind bis morgen früh für den Verkehr geschlossen. Nur die Zugänge zum Zoo, dem Hauptquartier der Garda und dem Amtssitz der Präsidentin bleiben offen.
Freitag, 8. August 2003
Nach heute veröffentlichten Zahlen haben die Iren mit 78,5 Jahren bei den Frauen und 73 bei den Männern die geringste Lebenserwartung in der EU. Der europäische Durchschnitt liegt für Frauen bei 81,6 und für Männer bei 75,5 Jahren. Zum Ausgleich bringen irische Frauen innerhalb der EU immer noch die meisten Kinder zur Welt.
Eine kleine Abkühlung gefällig? Zwei Möglichkeiten offerieren die Meteorologen: eine Reise nach Malin Head im County Donegal, wo gestern 16 Grad gemessen wurde, oder nach Norwegen an den Polarkreis, wo man 13,5 Grad Celsius ermittelte. Da den europäischen Wetterfröschen zufolge die Hitzewelle bis in den September hinein andauern kann, habe ich meine Entscheidung getroffen: In Irland war ich gerade erst, und so werde ich mich in der zweiten Septemberhälfte in Bergen zum Nordkap hin einschiffen.
Donnerstag, 7. August 2003
Die Gewerkschaft MANDATE weist Behauptungen zurück, das Rauchverbot in Pubs und Restaurants vom ersten Januar kommenden Jahres an würde Tausende von Arbeitsplätzen kosten. Eine solche Aussage sei sarkastisch und in keiner Weise durch internationale Studien begründet.
Die SDLP fordert die nordirische Kommission für Menschenrechte und Gleichheit auf, die White Nationalist Party unter die Lupe zu nehmen. Die Partei aus dem County Antrim verbreite rassistische Parolen und versuche, sich unter dem Deckmantel einer ‘Nationalist Party’ über ganz Nordirland auszudehnen.
Was früher die Schwarzbrenner waren, sind heute die Heizölwäscher, d.h. jene Zeitgenossen, die Heizöl in Diesel verwandeln. Ihr Reich liegt an der Grenze zwischen der Republik Irland und den Six Counties. Der Zoll und die Polizei legten dort heute bei Carricklane im County Monaghan eine Waschanlage still und stellten rund 10.000 Liter gewaschenen Diesels sicher.
Mittwoch, 6. August 2003
Der mutmaßliche Führer der Real IRA Michael McKevitt wird zu einer lebenslangen, sprich 20-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Angehörige der Opfer des Bombenanschlags von Omagh im Jahre 1998 begrüßen das Urteil. Siehe auch 26. Juni 2003, 3. Nov. 2002 und 28. Mai 2001.
Aer Lingus meldet in den ersten sechs Monaten diese Jahres einen operativen Gewinn von € 14.3 Mio. Im Vergleichszeitraum des vergangenen war es noch ein Verlust in Höhe von € 12 Mio. gewesen – doch da gab es auch einen Tag Streik und eine Woche lang Aussperrung. Wie dem auch sei, der Umsatz fiel zwar um 8,6 %, doch gleichzeitig wurden die Kosten um 14 % gesenkt und die Auslastung der Maschinen signifikant erhöht.
Dienstag, 5. August 2003
Gegen acht der am Sonntag in Zusammenhang mit der Entdeckung eines vermuteten Trainingscamps der Continuity IRA vorläufig festgenommenen Männer wird Anklage erhoben, einer von ihnen freigelassen.
Nach einer vom Justizministerium veröffentlichten Statistik ist die Kriminalitätsrate in den vergangenen sechs Monaten um 7 %, d.h. von 55.402 auf 51.363 gemeldete Fälle, gesunken. Die Zahl der Angriffe mit Körperverletzung sank gar um 30 % von 2.760 auf 1.932, wenngleich sich Zahl der sexuellen Übergriffe leicht erhöhte. Allerdings wurden um 20 % mehr Diebstähle gemeldet.
Montag, 4. August 2003
Neun Männer wurden gestern festgenommen, nachdem in einem dicht bewaldeten Gebiet an der Grenze zwischen den Counties Waterford und Tipperary ein mutmaßliches Trainingslager für Terroristen ausgehoben wurde. Nach der Entdeckung von Waffen wurde die Frist für die vorläufige Festnahme soeben um 24 Stunden verlängert. Die Männer sind zwischen knapp zwanzig und gut vierzig Jahre alt; ein zehnjähriger Junge in der Gruppe ist vermutlich der Sohn eines der Verhafteten. Die Festgenommenen werden mit der Continuity IRA in Verbindung gebracht, die nach dem Waffenstillstand der ‘offiziellen Provisional IRA’ weiter auf Terrorismus setzt.
Eine heiße Woche steht dem Land bevor, warnt das irische Wetteramt Met Éireann, mit Temperaturen im ‘oberen Bereich der 20 Grad’. Wie gerne würde ich mich aus dem ‘oberen Bereich der 30 Grad’ nach dorthin begeben.
Sonntag, 3. August 2003
Der irische Rat für Bürgerrechte ICCL warnt Kirche und Bischöfe, die Verurteilung von Homosexuellen durch die Amtskirche verstoße gegen irisches Gesetz. Dazu gehöre die Aussage in einer von der katholischen Glaubenskongregation publizierten Broschüre, homosexuelle Aktivitäten seien ein Übel. Nach dem Incitement to Hatred Act von 1989 können Hass provozierenden Aussagen mit Gefängnis von bis zu sechs Monaten geahndet werden.
Sonnabend, 2. August 2003
€ 183 Mio. haben die in Irland operierenden Autoversicherer im vergangenen Jahr Gewinn gemacht, nach Angabe des Versicherungsverbandes IIF ein ‘gesunder Profit zum Ausgleich der Verluste der letzten Jahre’. Verbraucher und Opposition im Lande fordern nun, die extrem hohen irischen Versicherungsprämien zu senken.
Freitag, 1. August 2003
Die Arbeitslosenrate in Irland steigt mit 4,8 % auf den höchsten Wert seit rund vier Jahren. Die Opposition hat bei allen Meinungsverschiedenheiten den Schuldigen ausgemacht: die Regierung.
Ein Fischsterben im County Laois an einem Zufluss des River Nore. Zirka 5.000 Forellen sind in den letzten vierundzwanzig Stunden umgekommen, die Ursache wird noch untersucht.
Alle reden derzeit von der Hitze in Mitteleuropa, wie sah es im letzten Monat in Irland aus? Am besten war das Wetter in Dublin, die Durchschnittstemperatur lag um ein Grad höher als in früheren Jahren und an 20 Tagen über 20 Grad. In den vergangenen Jahren überschritt die Temperatur nur an durchschnittlich acht Tagen im Juli diese Grenze, verrät das irische Wetteramt. Doch wenn es auch warm war, war es meist auch bedeckt; die Sonne schien so selten wie zuletzt im Februar.