Der Häuptling besucht den Kanzler: Taoiseach Bertie und Gerhard Schröder wollen sich am Donnerstag in Berlin treffen. Man geht davon aus, dass der Krieg im Irak das Hauptgesprächsthema sein wird.
Nach einer neuen Meinungsumfrage stellen sich die meisten Iren gegen den Krieg im Irak und die Nutzung des Flugplatzes von Shannon durch amerikanische Militärmaschinen. Für 54 % der Befragten bedeutet diese Nutzung einen Bruch der irischen Neutralität, ebenso viele gehen davon aus, dass sich ihre Regierung aufgrund von Wirtschaftsinteressen hat dazu leiten lassen, die Nutzung zu gestatten. Stark gesunken ist die Zufriedenheit der Iren mit den Regierungsparteien und dem Regierungschef. Nur noch 33 % sind mit der Arbeit der Regierung zufrieden und 35 % unterstützen die sie tragende Fianna Fáil, die bei der letzten Wahl die absolute Mehrheit knapp verfehlt hatte. 23 % unterstützen die Fine Gael, 13 % Labour, 8 % Sinn Féin, 5 % die Grünen, 4 % die zweite Regierungspartei Progressive Democrats und 11 % andere. Erstmals ist nicht der Chef der FF beliebtester Parteivorsitzender, sondern Pat Rabbitte von der Labour Party.
Sonntag, 30. März 2003
Auf dem Parteitag der Sinn Féin in Dublin wird ein Antrag von Hardlinern zurückgewiesen, die Mitarbeit in der nordirischen Polizeiaufsicht solang zu verweigern, wie britischen Truppen in den Six Counties präsent sind. Gleichzeit verspricht die Parteiführung, dass sie nicht ohne den Beschluss eines Sonderparteitags Vertreter zur Polizeiaufsicht stellen wird.
Sonnabend
Sinn Féin Präsident Gerry Adams kann sich eine Zukunft ohne eine IRA und eine Vertretung seiner Partei in der nordirischen Polizeiaufsicht vorstellen – aber im Moment noch nicht. Dies das Resümee seiner Rede auf dem Parteitag der Sinn Féin in Dublin. Die kommenden Wochen würden die Entscheidung darüber bringen, ob es zum großen Sprung nach vorne käme oder nicht.
Zirka 20.000 Demonstranten protestieren in Dublin gegen den Krieg im Irak. Sie treffen sich vor den Regierungsgebäuden, verbrennen Bilder von Taoiseach Bertie, seinem Außenminister Brian Cowen und die amerikanische Flagge.
Freitag, 28. März 2003
Ryanair Boss Michael O’Leary wird wegen gefährlichen und unbesonnenen Autofahrens zu einer Strafe von € 1.269.74 verurteilt und die Strafe in seinem Führerschein vermerkt.
Donnerstag, 27. März 2003
Zwei Friedensnobelpreisträgerinnen, die vor dem Weißen Haus im Washington gegen den Krieg im Irak protestieren, werden von der amerikanischen Polizei verhaftet und in Handschellen abgeführt. Die Irin Mairéad Corrigan Maguire hatte 1976 den Preis für ihre Friedensaktivitäten in Nordirland bekommen, Jody Williams 1997 für ihren Kampf gegen Landminen.
Eine weitere Meldung zu dem Thema: Kriegsgegner besetzen in Derry ein Büro von Raytheon Systems Ltd., einer der weltgrößten Waffenhersteller, der auch die Patriot- und Tomahawk Missiles produziert. Nach einer Stellungnahme der Gesellschaft beschäftigt man sich in Derry ausschließlich mit Luftverkehrs-Kontrollsystemen und nicht mit der Waffenproduktion.
Mit 21.257 Streiktagen war das Jahr 2002 das mit den wenigsten Arbeitskämpfen seit 1970. Im Jahr 2001 betrug die Zahl der Streiktage noch 114.613. Es gab 27 Streiks, von denen 3.553 Angestellte und 43 Firmen betroffen waren.
Mittwoch, 26. März 2003
Die irische Antikriegsbewegung (IAWM) und die Friedensallianz rufen für das kommende Wochenende zu Straßendemonstrationen gegen den Krieg der USA im Irak auf. Ein ‘Abschlachten von Unschuldigen’ nennt Brendan Butler von der Friedensallianz das gegenwärtige Bombardement von irakischen Städten.
Nach Ansicht von Ryanair-Chef Michael O’Leary wird seine Fluggesellschaft in zwei Jahren die größte der Welt sein und bis Ende 2005 über 30 Mio. Passagiere pro Jahr befördern.
Dienstag, 25. März 2003
Die irische Regierung plant von allen im Lande lebenden Nicht-Iren, die weder aus einem EU-Mitgliedsstaat noch aus Island, Liechtenstein oder der Schweiz stammen, Fingerabdrücke zu nehmen. Bereits jetzt werden alle Nicht-EU-Bürger, die eine Arbeitserlaubnis beantragen, fotografiert. Justizminister McDowell begründet die weitere Verschärfung mit einer alarmierend hohen Zahl von Menschen, die mit falscher Identität ins Land kommen. Die Sprecherin der Grünen Patricia McKenna, selbst Mitglied des Europäischen Parlaments, nennt das Vorhaben rassistisch und eine Kriminalisierung von 100.000 Studenten, ausländischen Arbeitern und Eltern von in Irland geborenen Kindern. Auch ein Sprecher des Irish Council for Civil Liberties (Irischer Rat für Bürgerrechte) äußert ernste Bedenken und nennt das Vorhaben ‘sehr unüblich’.
Der irische Senat, dem englischen Oberhaus abgekupfert, segnet ein Gesetz ab, nach dem weder Mitglieder des Senats noch des irischen Parlaments gleichzeitig Abgeordnete in Stadt- und Gemeindeparlamenten sein dürfen. Die Labour Party hatte vergeblich versucht, die Regelung erst vom Jahr 2009 an wirksam werden zu lassen.
Roy Beggs, für die Ulster Unionist Party im nordirischen Parlament, fühlt sich als Sieger über Aer Lingus. Auf einem Flug zu einer Konferenz über Konfliktlösungen von Dublin nach Boston hörte er im musikalischen Bordprogramm Rebellenlieder wie ‘Ten Dead Men’, ‘Remember Bobby Sands’, ‘Volunteers of Ireland’, ‘Fighting Irish’, ‘Fenian Volunteers’ und ‘Patriots of Erin’. Auf seinen Protest hin nimmt Aer Lingus diese Lieder nun aus dem Programm.
Montag, 24. März 2003
An Bord Pleanála hat den bereits vom Galway County Council genehmigten Bau eines Bungalows in nur 100 Meter Entfernung von W. B. Yeats Turm Thoor Ballylee bei Gort verboten. Thoor Ballylee sei nicht zuletzt wegen seiner Verbindung zu Yeats ein Gebäude von signifikanter Bedeutung für die irische Kultur und Geschichte und ein Haus in unmittelbarer Nachbarschaft zerstöre das Bild und den Blick vom Turm.
Bewohner der künftigen EU-Mitgliedsstaaten werden von Beginn an das Recht haben, sich in Irland niederzulassen und zu arbeiten, verkündet An Tánaiste Mary Harney. Nach den Verträgen müssen die bisherigen Mitgliedsstaaten den neuen EU-Bürgern dieses Recht erst sieben Jahre nach dem Beitritt ihres Landes gewähren.
Sonntag, 23. März 2003
Am frühen Morgen sinkt vor der Küste Clares der Fischtrawler Western Explorer, die fünfköpfige Besatzung wird gerettet und von Hubschraubern nach Shannon gebracht. Über die Ursache für das Unglück ist noch nichts bekannt.
Sonnabend, 22. März 2003
Je nach Bericht zwischen fünf- und zehntausend Menschen demonstrieren in Dublin gegen den Krieg im Irak, wobei rote Farbbomben auf die Regierungsgebäude und das Hauptquartier der Progressive Democrats geworfen werden. Unterstützt werden die Proteste vom irischen Gewerkschaftsverband sowie einer Koalition der wichtigsten muslimischen Organisationen. Bertie Iscariot, du hast uns betrogen und Stop the Mad Cowboy Disease kann man auf den Transparenten lesen.
Wieder werden Feuerwehrleute bei einem Löscheinsatz in Belfast angegriffen, einer von ihnen mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der Verletzte wurde bereits vor knapp einem Jahr bei einem anderen Einsatz mit einem Hammer attackiert. Am Abend wird ein Schuss auf einen Krankenwagen abgefeuert.
Freitag, 21. März 2003
Ein Komitee des europäischen Parlaments wird auf Einladung des Labour Abgeordneten Proinsias De Rossa das Gelände des mittelalterlichen Carrickmines Castle südlich von Dublin besichtigen, durch das nach Plänen der Regierung mit Unterstützung der EU die neue Autobahn M 50 verlaufen soll. Ziel ist es, die EU zu bewegen, die finanzielle Förderung in Höhe von € 75 Mio. wegen der drohenden Zerstörung des archäologisch wertvollen Areals zurückzuziehen.
Ein loyalistischer Mob greift mit Benzinbomben eine Polizeistation im Westen Belfasts an, eine Polizistin wird verletzt. Die Ausschreitungen eskalierten, nach dem die Polizei versucht hatte rivalisierende Gruppen zu trennen. Der unionistische Abgeordnete Frank McCourbrey beschuldigt die Polizei, die Spannungen an der sogenannten Friedenslinie zwischen Katholiken und Protestanten ungeschickt zu handhaben und einseitig in loyalistische Wohngebiete einzurücken.
Donnerstag, 20 März 2003
Ein paar heute veröffentlichte Zahlen zum Tourismus, danach ist die Zahl der Besucher im letzten Quartal des Vorjahres im Vergleich zum vierten Quartal 2001 um 2,5 % gestiegen. Rund 1,29 Mio. Besucher kamen in diesen drei Monaten ins Land, während 0,98 Mio. Iren die Insel verließen. Doch die Gäste sind sparsam. Während die auswärtigen Besucher € 828 Mio. ins Land brachten, gaben die Iren im Ausland € 837 Mio. aus.
Der Dáil, das irische Parlament, stimmt mit 77 gegen 60 Stimmen für die Gewährung von Überflug- und Landerechte für amerikanische Kriegsflugzeuge in Irland. Vehement hatte sich Taoiseach Bertie dafür eingesetzt. Die Verweigerung wäre in seinen Augen ein feindlicher Akt gegen Irlands engste Verbündete gewesen. Die Opposition, allen voran die Labour Party, sieht das allerdings anders.
Mittwoch, 19. März 2003
Heute Nachmittag tritt das irische Kabinett zusammen, um über die Linie im kommenden Irakkrieg zu beraten. Man geht davon aus, dass trotz starker Opposition auch aus den Reihen der Regierungsparteien den Kriegsflugzeugen der USA die Nutzung des Flugplatzes von Shannon gestattet werden wird, begründet mit den ökonomischen und politischen Bindungen zu Washington.
Wegen akutem Personalmangel (s.a. 12. Februar 2003) sind drei Polizeistationen in den Brennpunkten Nord-Belfasts nicht mehr rund um die Uhr geöffnet. Seit Juni 2001 wurden allein in dieser Region 723 Polizisten bei 200 Krawallen verletzt.
Dienstag, 18. März 2003
Alt-Taoiseach Charley Haughey hat sich mit der Steuerbehörde auf eine weitere Zahlung an die Staatskasse in Höhe von rund € 5 Mio. geeinigt, die Hälfte davon zur Begleichung von Schenkungssteuern für verschiedene Dinge, die er in seiner Zeit als Regierungschef eingesackt hat. Vor drei Jahren wurde er mit rund € 1,3 Mio. rückwirkend zur Kasse gebeten.
Vor dem Labour Court in Dublin treffen sich Vertreter der Gewerkschaften und der Geschäftsführung von Aer Lingus. Nach Ansicht der Gewerkschaften gibt es für die vor 18 Monaten vereinbarten Kürzungen bei Überstundenzuschlägen und Gratifikationen, mit denen das Überleben der Fluggesellschaft gesichert werden sollte, keine Grundlage mehr. Aer Lingus erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen operativen Gewinn in Höhe von € 64 Mio.
Weitere € 1,3 Mio. aus Brüssel fließen zum Ausgleich für Aufwendungen zur Bekämpfung der Maul-und-Klauenseuche nach Dublin, womit bisher insgesamt € 4 Mio. gezahlt wurden. Der größte Betrag ging mit über € 350 Mio. an Großbritannien.
Vom Fluch zum Segen. 500 Mallacht Ort, 500 Flüche, nennt sich eine Sammlung irisch-gälischer Flüche, die der Abgeordnete Breandán Mac Gearailt aus dem County Kerry im vergangenen Jahr zusammenstellte und die nun in vierter Auflage vorliegen. Nun hat er sich den Segenswünschen zugewandt und publiziert 500 Beannacht, wiederum nach Themen sortiert und mit englischen Übersetzungen und Cartoons von Domhnal Ó Bruic versehen. Doch die Segenswünsche haben es in sich und passen nicht immer in fromme deutschen Sammlungen: Go dtóghair an searc-mhaoin thar an searc-grá – Mögest du des Geldes und nicht der Liebe wegen heiraten, lautet einer.
Montag, 17. Mai 2003
Hunderttausende im ganzen Land, davon mehr als eine halbe Million Menschen in der Hauptstadt, nehmen bei gutem Wetter an den diesjährigen St. Patrick’s Paraden teil. Wenngleich, wie das irische Fernsehen meldet, eine Reihe von Paraden wegen der exorbitanten Versicherungsgebühren abgesagt wurden.
Michael O’Leary räumt auf. Nach der Übernahme von Buzz (s. 31. Januar 2003) bekommen 440 der 610 Mitarbeiter die Kündigung und die verbleibenden 170 dürfen bei verlängerten Arbeitszeiten vom ersten Mai an dreizehn Strecken bedienen, wobei in Deutschland Düsseldorf, Frankfurt und Berlin angeflogen werden.
Sonntag, 16. März 2003, Daffodil Day
In Dublin wählen die Drag Queens (Transvestiten) ihre ‘Queen of Ireland 2003’, unter den Kandidaten Miss Zimbabwe Rose, Miss Alter Ego und Miss Coco du Val. Die alternative Schönheitsparade zu Gunsten eines wohltätigen Zwecks findet in ihrem neunten Jahr statt. Mit dabei sind eine Reihe von Siegern der vergangenen Jahre, so die Vorjahresgewinnerin Miss Sid Viscous und die weithin bekannte Miss Shirley Temple Bar.
Staatspräsidentin Mary McAleese, zur Zeit in Australien, zeigt sich hoffnungsfroher als je zuvor über den Friedensprozess in Nordirland. Sie habe trotz der gegenwärtigen Probleme einen ‘realistischen Optimismus’, dass eine politische Lösung gefunden werden könne und gefunden werde. In Sydney eröffnete sie die seit 1842 stattfindende St. Patricksparade.
Sonnabend, 15. März 2003
Heutiges Hauptthema in den Medien: die kommenden Märsche zum St. Patrick’s Day. Über die Veranstaltungen in der Hauptstadt wird bereits genug berichtet, gehen wir in den Westen nach Galway. Moving Forests (Macbeth lässt grüßen), Musikanten, Trommler-Corps und Anti-Kriegs-Demonstranten wollen eine gemeinsame Streitmacht bilden, um in Galway City den Nationalfeiertag zu begehen. ‘Galway – die Hauptstadt der irischen Sprache’ lautet das Motto dieses Jahres, und dass sich die Wälder bewegen, hat seinen Grund: Die Galwayer Umweltallianz protestiert damit gegen das geplante Abholzen von Bäumen im Rahmen der Umgestaltung des Eyre Square. Ich denke, St. Patrick wird stolz auf seine Galwayer Parade sein.
Weniger stolz dürfte St. Patrick auf seine Westporter weiter nördlich an der Clew Bay sein, und das direkt neben seinem Berg. Denn soeben untersagte der Stadtrat der zweitgrößten Stadt Mayos, in der auf Westport House noch heute die Nachfahren der berühmten Clan-Chefin Grace O’Malleys residieren, der örtlichen Aktionsgruppe gegen den Irakkrieg die Teilnahme an der Parade. Da sind die Stadtväter stolz, dass ihre Grace vor mehr als vierhundert Jahren der englischen Lizzy I die Leviten gelesen hat, und nun haben sie Angst vor ein paar Banner gegen Tony und George Dabbelju.
Freitag, 14. März 2003
Vom Mars zur Erde? Die ersten grünen Monster werden auf Dublins Straßen gesichtet und die Zukunftsforscher sagen für die nächsten Tage eine Invasion voraus. Die Polizei fordert die Bevölkerung auf die Ruhe zu bewahren und nicht in Panik auszubrechen. Die Wesen seien relativ zahm und würden sich nach einigen Stouts rasch assimilieren.
Die Arbeiter des Kraftwerkes von Rhode, das seit einem Unfall vor zwei Jahren außer Betrieb ist, haben mit überwältigender Mehrheit das Angebot der staatlichen Stromgesellschaft akzeptiert, nach der jeder in den nächsten 10 Jahren bis zu € 250.000 Ausgleichs- und Umzugszahlung bekommt. (s.a. 18. Januar 2003)
Die irische Regierung sei bereit US-Kriegsflugzeuge auch dann auf dem Flughafen von Shannon landen zu lassen, sollte die USA den Irak ohne UN-Mandat angreifen, ließ Taoiseach Bertie gestern Abend in Washington durchblicken.
Donnerstag, 13. März 2003
Nach einer Meldung des irischen Fernsehens war ein gestern Abend in South Armagh ermordeter Mann IRA-Mitglied. Man erwartet in den nächsten Stunden ein offizielles Statement von Seiten der IRA, dass Keith Duggan ihr Mitglied war, jedoch weder bewaffnet noch im aktiven Dienst. Nach Ansicht der IRA handelt es sich bei dem Mord um die Tat krimineller Elemente mit dem Ziel, neue Spannungen in die Region zu tragen.
Von Januar nach Februar stieg die auf die Inflationsrate von 4,8 auf 5,1 %. Sie liegt damit auf dem höchsten Wert seit zwanzig Monaten.
Wie schon gestern zu erfahren war, wird die in Kalifornien beheimatete Suchmaschine Google ihr geplantes europäisches Hauptquartier in Dublin einrichten. Die im Privatbesitz befindliche Firma beschäftigt 500 Mitarbeiter. Dublin bekam gegenüber der Schweiz den Zuschlag, da es in der Stadt auf Grund des Abschwungs auf dem Technologiesektor hinreichend freie Kapazitäten in Datenzentren gibt, um einen Teil der drei Milliarden Einträge von Internetseiten aufzunehmen. Und nicht vergessen: Tá Gaeilge agam – Google ist die einzige Suchmaschine, die Gälisch spricht.
Mittwoch, 12. März 2003
Taoiseach Bertie Ahern wird morgen in die USA reisen, um am 17. März mit George W. Bush den St. Patricks Day zu begehen. Das eine oder andere Feuerwerk wird es wohl auch geben, als Vorgeschmack auf das kommende große im Irak.
Auch denen, die in den vergangenen Jahrzehnten nur unregelmäßig die Irish Times lasen, ist dieser Name ein Begriff. Gerade erst in Rente gegangen, starb in der vergangenen Nacht im Alter von 65 Jahren Dick Walsh, viele Jahre verantwortlich für den Bereich Politik und seit mehr als 30 Jahren politischer Reporter und Kommentator der Irish Times. ‘Der wohl exzellenteste politische Reporter und Kommentator seiner Generation’, meint sein früherer Arbeitgeber. ‘Die politische Diskussion und das öffentliche Leben in Irland sind ärmer geworden’, fügt der Labour-Vorsitzende Pat Rabbitte hinzu.
Eine Meldung, oder besser ein Gerücht, das in regelmäßigen Abständen immer wieder die Runde macht. Die Sinn Féin sei bereit, in naher Zukunft die ihr zustehenden Plätze im Aufsichtsgremium für die nordirische Polizei wahrnehmen, meint diesmal Peter King, ein der Sinn Féin nahestehendes Mitglied im amerikanischen Kongress.
Zum Schluss etwas eher Amüsantes, ohne die Existenz des Problems verneinen zu wollen. Ein Abgeordneter des County Waterford fordert Umweltminister Martin Cullen auf, Kaugummi generell zu verbieten, ehe das Land in klebenden Kaugummiresten untergehe. Das Problem erkannt hat auch einer seiner Kollegen aus dem Dún Laoighaire-Rathdown County Council, doch da es mit den Finanzen eng geworden ist, hat er einen umweltfreundlichen Vorschlag, der zudem noch Geld einbringt: Eine Sondersteuer auf Kaugummi. Doch warum probiert man es nicht mit einem Pfandmodell: Ein Euro Pfand auf jeden Streifen, der zurückerstattet wird, wenn man den ausgekauten Rest in eine Box des Händlers wirft?
Dienstag, 11. März 2003
Eine neue Tageszeitung sahen die Dubliner heute in den Straßen. The Dublin Daily erscheint von Montag bis Freitag, kostet nach der Einführungsphase € 1.20 und hofft im ersten Jahr auf 25.000 Leser. Herausgegeben wird sie vom früheren Gaelic Footballer Liam Hayes und will sich auf Themen und Nachrichten aus der Hauptstadt konzentrieren. 30 % der Firmenanteile sollen an Management und Mitarbeiter gehen.
Die längste Firmenbesetzung in der irischen Geschichte geht zu Ende, nachdem die ehemaligen Mitarbeiter von Peerless Rugs ein Angebot ihres früheren Arbeitgebers angenommen hatten. Die Fabrik wurde im Juli 2001 von den Mitarbeitern besetzt, als die Muttergesellschaft die Teppichproduktion einstellte. (s.a. 11. April 2002)
Montag, 10. März 2003
Das heilige Buch des Islams, der Koran, wird ins Gälische übersetzt. Nach einem Bericht von Leslie Carter vom Islamischen Kulturzentrum in Clonskeagh, Co. Dublin, befindet sich das Projekt noch in einer frühen Phase, werde jedoch definitiv zu Ende geführt.
Sonntag, 9. März 2003
Die Diabetes Federation of Ireland will dagegen angehen, dass die rund 200.000 Diabetiker in Irland ohne weitere Gesundheitsuntersuchung von bestimmten Berufen ausgeschlossen sind, so zum Beispiel vom Polizeidienst. Bei den derzeitigen Möglichkeiten zur Behandlung der Krankheit sei dies eine Diskriminierung und mache es Arbeitgebern allzu leicht, Bewerber abzulehnen.
Verkehrsminister Brennan bestätigt, dass die neue Dubliner Stadtbahn Luas entgegen den Versprechungen vor der Wahl in diesem Jahr nicht mehr in Betrieb gehen wird. Die veranschlagten Kosten haben sich derweil um € 16 Mio. auf € 691Mio. erhöht.
Sonnabend, 8. März 2003
Im Mittelpunkt der landesweiten Kundgebungen zum heutigen Internationalen Tag der Frau stehen die Demonstrationen gegen einen Krieg im Irak, so in Dublin bei zwei Veranstaltungen vor dem Parlament und der amerikanischen Botschaft. Nach den Worten des Präsidenten der irischen Labour Party Proinsias de Rossa wird die geplante britische und amerikanische Bombardierung des Iraks zu einem seit dem ersten Weltkrieg beispiellosen Abschlachten der Zivilbevölkerung führen.
Freitag, 7. März 2003
Wie kommt man flüssig von Mullingar durch den Dubliner Verkehr zum Flugplatz? Taxis haben es da leichter, für sie gibt es bevorzugte Spuren. Und so kam Ryanairchef O’Leary auf eine geniale Idee. Er baute seinen Wagen mit allem drum und dran zum Taxi um, ließ ihn als solches in Mullingar registrieren, stellte einen Fahrer mit Taxilizenz ein und nutzt nun die Taxispuren. Natürlich werde sein Taxi der Vorschrift gemäß auch andere Personen befördern, teilte er auf Anfrage im irischen Fernsehen mit. In Dublin dürfe er allerdings niemanden zusteigen lassen, da das Fahrzeug in Mullingar als Taxi registriert sei. Zum Moderator: ‘Doch sollten Sie in Mullingar sein, so rufen Sie bei mir an, es wird mir eine Freude sein’. Eine Taxifahrt von Mullingar zum Dubliner Flughafen koste üblicherweise € 82.
Donnerstag, 6. März 2003
Sinn Féin Präsident Gerry Adams hält einen politischen Deal in Nordirland weiterhin für möglich, Sanktionen jenseits des Karfreitagsabkommens seien jedoch unakzeptabel. Gleichzeitig deutet er Kompromissbereitschaft bei künftigen Verhandlungen an.
Nach Meldungen des irischen Fernsehens RTÉ hat die lange Zeit am Rande des Ruins stehende halbstaatliche Fluggesellschaft Aer Lingus unter ihrem seit anderthalb Jahren agierenden Chef Willie Walsh (selbst ein ehemaliger Pilot der Gesellschaft) für 2002 einen Gewinn von € 64 Mio. erwirtschaftet.
Mittwoch, 5. März 2003
Zwei frühere Mitglieder der Official IRA geben vor dem Bloody Sunday Untersuchungsausschuss zu, auf britische Soldaten geschossen zu haben. Einer von ihnen sagt aus, er habe noch vor Ankunft der Fallschirmjäger einen Schuss abgegeben, der andere, er habe beim Einrücken der Fallschirmjäger zweimal auf sie geschossen, nachdem er gehört habe, dass Zivilisten durch die Soldaten verletzt worden seien.
“The same procedure as every ...,” sagt sich der verzweifelte Chronist. Der eine schiebt’s auf den anderen, die Ulster Unionist Party will sich nicht bewegen, ehe sich nicht die IRA entwaffnet hat, und die IRA werde man nicht überreden können sich zu entwaffnen, meint Sinn Féin Präsident Gerry Adams, ehe sich nicht die Unionisten aus Ulster bewegt haben.
Iren sterben früher und haben mehr Kinder als die Bewohner anderer EU-Staaten, geht aus einem heute veröffentlichten Bericht der Europäischen Kommission hervor. Die derzeitige Lebenserwartung für Frauen liegt in Irland bei 78,5 Jahren (Frankreich 83), die der Männer bei 73 (Schweden 77,5). Iren singen mehr, tanzen mehr, gehen öfter ins Kino und geben einen wesentlich höheren Anteil ihres Einkommens (8 % bei den Männern, 3 % bei den Frauen) in Pubs aus. Gleichzeitig gibt es mit 1,98 Kindern pro Frau kein fruchtbareres Volk in Europa. Auch haben irische Frauen europaweit die besten Chancen, Managementpositionen zu ergattern. Here’s to you, Ms. Robinson!
Dienstag, 4. März 2003
Zweidrittel aller Menschen unter 25 Jahren in Nordirland leben in Armut, berichtet Pauline Leeson, die Vorsitzende von Child Care NI. Umgerechnet € 25 Mio. sollen im Rahmen eines Projekts zur Bekämpfung der Kinder- und Jugendarmut bereitgestellt werden.
Die Gespräche zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive werden am Abend abgeschlossen, ein Abschlussdokument wird jedoch nicht erwartet. Interne Konsultationen innerhalb der Pro-Agreement-Parteien sind der nächste Schritt. Nach einem Sprechers Tony Blairs ist ein Durchbruch vor dem St. Patricks Tag unwahrscheinlich. Die Neuwahlen zum nordirischen Parlament werden derweil von Anfang auf Ende Mai verschoben.
Montag, 3. März 2003
Und wieder einmal erwartet die irische Tourismusindustrie ein schwieriges Jahr und fordert von der Regierung Maßnahmen, um mehr Besucher ins Land zu locken. Zu den Forderungen gehört die Senkung der Landegebühren (spricht da Ryanair-Boss Michael O’Leary?) und Steuer auf Gebäudeversicherungen, die Zurücknahme der Mehrwertsteuererhöhung für Hotels und Restaurants sowie das Einfrieren der Kommunalabgaben für Hotels auf dem Stand des Vorjahres.
Eine Delegation von 21 Mitgliedern des Europäischen Parlaments trifft in New York UN Generalsekretär Kofi Annan und überreicht ihm eine von mehr als 300 europäischen Parlamentariern unterzeichnete Anti-Kriegspetition. Zur Delegation gehören die beiden Dubliner Europaabgeordnete Patricia McKenna von den Grünen und Proinsias de Rossa von der Irish Labour Party. Für den Abend ist ein Gespräch mit der früheren UN Hochkommissarin für Menschenrechte und irischen Staatspräsidentin Mary Robinson geplant.
Sonntag, 2. März 2003
Sinn Féins Chefunterhändler Martin McGuinness berichtet von Fortschritten in den Gesprächen mit der britischen Regierung. Es seien keine einfachen Gespräche gewesen, doch man habe in den letzten Wochen ‘in einen höheren Gang geschaltet’. Auch der britische Nordirlandsekretär Paul Murphy zeigt verhaltene Zuversicht. Nach unbestätigten Meldungen denkt die IRA über einen Abrüstungsschritt nach, um den Weg zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive zu bereiten.
Nach 60 Jahren sind Mary Coffey (84) und John Walsh (83) nun endlich ein Paar, und so waren die 10 Minuten, die die Braut den Bräutigam warten ließ, von geringer Bedeutung. Gemeinsam in den 30-er Jahren aufgewachsen, hatten sich ihre Wege getrennt. Molly, eine weithin anerkannte Folksängerin, hatte anderweitig geheiratet und bringt sieben Kinder, 30 Enkel und eine stattliche Anzahl Urenkel mit in die Ehe. Die Trauung fand gestern in der Kirche zum Heiligen Geist in Muckross bei Killarney statt.
Sonnabend, 1. März 2003
Die Jeanie Johnston, der Nachbau eines Famine Ship aus dem 19. Jahrhundert (s. 16. Februar), legt in Madeira an. Nach dem Bericht ihrer Besatzung, darunter protestantische und katholische Segelschüler aus Nordirland, war die See seit dem Ablegen im Südwesten Irlands unerwartet rau gewesen. So ganz originalgetreu ist die Jeanie Johnston allerdings nicht. Unter ihrer Außenhaut aus Eiche und Kiefer verbirgt sich ein Stahlrahmen, und für den Fall, dass es mit dem Segeln einmal nicht klappt, gibt es einen Dieselmotor.
Ein Weiterkommen bei den Gesprächen zwischen der Sinn Féin und den beiden Regierungen meldete gestern Abend der irische Rundfunk. Republikanische Kreise bestätigten, das gewisse Fortschritte gemacht wurden. Von einem Durchbruch wurde allerdings nicht gesprochen.
‘The Paras went crazy’, die Fallschirmjäger drehten durch, hätten am Bloody Sunday die Kontrolle über sich und die Lage verloren und wahllos auf die Demonstranten geschossen, berichtete gestern ein früherer britischer Soldat vor dem Untersuchungsausschuss über die Vorgänge vor 31 Jahren. Er selbst und andere Angehörige seines Regiments der Royal Green Jacket Riflemen seien geschockt gewesen. Vor dem Einrücken der Fallschirmjäger am 30. Januar 1972 sei die Lage in Derrys Bogside unter Kontrolle gewesen, sie jedoch hätten ohne dass auf sie geschossen worden sei sogleich das Feuer eröffnet. Siehe auch 16. Oktober 2002.