50.000 Zuschauer und mehr als 1.000 Schauspieler, Entertainer und Sänger aus einem guten Dutzend Länder werden am Wochenende in Waterford zum größten Straßentheater-Festival des Landes erwartet. Jedes noch so kleine freie Fleckchen in der City wird zu einer Bühne werden, versprechen die Veranstalter.
Anders als die deutsche Post, die heute ihre Gewinnerwartung erhöhte, kommt die irische zunehmend ins Trudeln. Auf € 70 Mio. beläuft sich das Defizit für das vergangene Jahr, davon 17 Mio. aus dem operativen Geschäft und 53 Mio. aus Ausgleichszahlungen für rund 1.000 entlassene Mitarbeiter. Im Jahr 2001 belief sich der Verlust aus dem operativen Geschäft auf € 6,7 Mio. Die Schuld für die Misere liegt nach Meinung der Post nicht bei ihrem Management, sondern bei zu hohen Lohnkosten und der Regierung, die keine hinreichend hohe Steigerung der Portogebühren genehmigte.
Mittwoch, 30. Juli 2003
Die irischen Universitäten und Kollegs verlieren ihren Mäzen. Die Stiftung Atlantic Philantrophies, die den Hochschulen im vergangenen Jahrzehnt in nicht unerheblichem Umfang Gebäude, Einrichtungen und Lehrstühle finanziert hatte, zieht sich aus diesem Sektor zurück, um sich künftig auf Programme für alte Menschen, benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie Versöhnung und Menschenrechte zu konzentrieren. Gegründet wurde sie vom einsiedlerischen irisch-amerikansichen Millionär Charles Feeny, der sein Geld mit Duty-free-Shops auf Flughäfen gemacht hatte.
Dienstag, 29. Juli 2003
Loyalistische Stadträte wollen sich an die Nordirlandverwaltung zu Stormont wenden, um zu verhindern, dass Londonderry offiziell zu Derry wird, wofür sich der von Sinn Féin und SDLP dominierte Stadtrat ausgesprochen hat. Sich selbst hatten die Ratsdamen und -herren bereits im Januar von Londonderry City Council in Derry City Council umbenannt, wogegen die Loyalisten keine Handhabe hatten, doch eine Namensänderung der Stadt ist ohne Zustimmung der britischen Regierung nicht möglich. Nach Ansicht der Loyalisten bedarf dieses gar eines königlichen Erlasses, womit dann auch Queen Lizzy involviert wäre.
Der High Court weist einen Antrag von Ryanair zurück, die Klage des Flughafenbetreibers Aer Rianta gegen die Fluggesellschaft nicht zuzulassen. In dieser Klage beschuldigt der Aer Rianta den Billigflieger der ‘ungerechtfertigten Bereicherung’, da er die Passagiere im Jahr 2001 mit IR£ 9,50 Flughafengebühren belastet hatte, derweil der Gesellschaft von Seiten des Flughafens nur IR£ 7,30 in Rechnung gestellt wurden. Des weiteren klagt Aer Rianta gegen die Praxis von Ryanair, bei nicht wahrgenommenen Flügen die bereits kassierten aber nicht mehr an den Flughafen abzuführenden Gebühren einzubehalten.
Montag, 28. Juli 2003
Das Durchschnittseinkommen aus einem irischen Bauernhof sank nach einer Untersuchung von Teagasc im Jahr 2002 um 5,8 % von € 15.840 auf € 14.925. Die größten Einkommensverluste hatte mit 18 % die Milchwirtschaft zu verzeichnen.
Häuptling Bertie widerspricht Pressemeldungen, nach einer internen Untersuchung seiner Partei, der Fianna Fáil, sei die Zustimmung zu ihm als Chef gesunken. Eine solche Untersuchung gäbe es nicht.
Sonntag, 27. Juli 2003
Es ist nicht der St. Patrick’s Day, aber der Tag, an dem man den Heiligen auf seinem 765 m hohen Berg an der Clew Bay im County Mayo zu besuchen pflegt, auf jenem Berg, den er im Jahre 441 erstieg und auf dem er 44 Tage lang fastete und über Gott und die Welt nachdachte. Im vergangenen Jahr waren es 25.000 Pilger und Büßer, im Jahr davor 30.000 und in diesem brachen nach Tagesanbruch und einer Meldung der Irish Times mehr als 20.000 auf, viele von ihnen barfüßig und nach durchfasteter Nacht. Was der Berg von dieser Wanderung hält, das ist eine andere Sache.
Nach achtjähriger Weltumsegelung begrüßt Dún Laoghaire Susan and Peter Gray. 1995 waren die beiden Rentner von Killiney aus in See gestochen; durchaus vorbelastet, denn Peter war 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal der Teamchef der irischen Segler gewesen.
Sonnabend, 26. Juli 2003
Der irische Staat erwägt das renovierungsbedürftige Lissadell House im County Sligo zu erwerben und der Öffentlichkeit zugänglich machen, doch die geschätzten € 30 Mio. zu investierenden Gesamtkosten seien zuviel für den Staat. Der gegenwärtige Besitzer Sir Josslyn Gore-Booth wundert sich, wie der zuständige Umweltminister Cullen auf diesen Betrag kommt, denn vor vier Wochen sei die Regierung noch von € 5 Mio. ausgegangen. In Lissadell House verbrachte Countess Markievicz (s.a. 21. April 2003) ihre Kindheit.
Eine katholische Kirche im County Derry wird bei einem Brandanschlag schwer beschädigt. Nach Auskunft der Polizei wurde eine brennbare Flüssigkeit durch ein aufgebrochenes Fenster geschüttet und angezündet. Beamten der nordirischen Polizei gelang es das Feuer noch vor Eintreffen der Feuerwehr zu löschen, zwei von ihnen wurden mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert.
Freitag, 25. Juli 2003
Gesundheitsminister Martin genehmigt der VHI eine Erhöhung der Prämien von 8,5 %, obwohl die private Krankenversicherung in den letzten zwölf Monaten einen Gewinn von € 33,8 Mio. erzielte. Damit stiegen die Prämien in den letzten drei Jahren bei einer Inflationsrate von 13,2 % um fast 42 %. Für eine Familie mit zwei Erwachsenen und 2 Kindern bedeutet die Erhöhung eine durchschnittliche Mehrbelastung von knapp 100 € im Jahr, ein Alleinstehender zahlt etwa 36 € mehr.
Wenn es um Spenden für internationale Hilfsprogramme geht, zeigt sich das kleine Irland groß. Und so überreicht Landwirtschaftsminister Joe Walsh in Dublin dem Direktor des United Nations World Food Programme (WFP) für Hilfsmaßnahmen in Malawi, Sambia und dem Irak einen Scheck in Höhe von € 4,5 Mio. Mit seinen knapp vier Millionen Einwohnern steht Irland an 17. Stelle auf der WFP-Spenderliste (siehe auch 15. Juli 2003).
Donnerstag, 24. Juli 2003
Irland und die globale Klimaveränderung: Zunehmend extreme Wetterbedingungen sind zu erwarten, warnt die EPA, mit Temperatursteigerungen in den Midlands von 1,5 bis 2 Grad in den nächsten Dekaden. Im Winter sei mit 10 % mehr Regen zur rechnen, im Sommer jedoch werden die Niederschlagsmengen im Süden und Osten um mehr als 40 % sinken. Die Wasserversorgung an der Ostküste sei bedroht.
Alles in allem steht die irische Regierung mit ihrem Haushalts in Europa ganz passabel da, doch auch auf der grünen Insel wird der Topf, aus dem die Regierenden schöpfen, kleiner. Und so muss Häuptling Bertie nach einer neunstündigen Kabinettssitzung zugeben, dass sich seine Regierung im kommenden Jahr mit € 500 Mio. mehr verschulden muss, als er eingeplant hatte.
Mittwoch, 23. Juli 2003
Die Zahl der Menschen ohne Dach über dem Kopf steigt auch in Irland. 5.581 Menschen gelten offiziell als wohnungslos, und für Declan Jones von Focus Ireland ist das Dreijahresprogramm der Regierung gegen die Wohnungslosigkeit gescheitert. Während die Betroffenen 1993 im Schnitt 20 Tage wohnungslos waren, sind es inzwischen 18 Monate geworden. Der Minister für Wohnungsbau und Stadterneuerung Noel Ahern, ein Bruder des Regierungschef, nennt die Kritik unfair; sein Ministerium habe große Summen investiert um dem Problem zu begegnen.
Die Weisen haben ihr Blei gegossen und die irische Zentralbank bleibt bei der Prognose von 1,5 % für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr. Die Arbeitslosenrate wird nach der Vorhersage in diesem Jahr auf 5,25 % und im kommenden auf 5,75 % steigen. Für 2004 wird ein Ansteigen des Bruttosozialproduktes auf bis zu 3,5 % in Aussicht gestellt, die Inflationsrate werde von 3,5 auf 2,75 % sinken.
Dienstag, 22. Juli 2003
Die Fluggesellschaft Aer Lingus verteidigt ihre Entscheidung, die Flüge zwischen den beiden größten Städten der Republik Dublin und Cork zu streichen. Die Strecke sei nicht länger profitabel und es gäbe andere Gesellschaften, die sie hinreichend bedienten.
Eine neue Allianz bildet sich gegen das gesetzliche Rauchverbot in Pubs und Restaurants ab 1. Januar nächsten Jahres. 65.000 Jobs seien gefährdet, warnen Hotels, Pubs, Restaurants und Pensionen. Wie viele der gefährdeten Jobs sind die von Beerdigungsunternehmern?
Montag, 21. Juli 2003
Wie die Zeiten sich ändern: Die Irish Cancer Society warnt die tan-loving Irish. Doch vielleicht geht es ja gar nicht um die ‘Black-And-Tan’, sondern um eine Warnung vor dem Spleen, sich zwischen die Strahler einer sogenannten Sonnenbank zu legen. Zehn Prozent der irischen Bevölkerung sollen es inzwischen sein, und so mancher wird es bereuen, wenn er demnächst um ein paar weitere Jahre seines Lebens kämpfend unter einem anderen Strahler liegt.
Nachdem die ganze Nacht hindurch Wasser aus Läden und Restaurants gepumpt wurde (an der Spanish Arch standen sie bis zu 60 cm unter Wasser), öffnet Galway im Laufe des Tages wieder seine Tore. Das Großreinemachen geht los, doch noch immer ist die Stromversorgung nicht überall wiederhergestellt.
Sonntag, 20. Juli 2003
Donner und Blitz, nichts geht mehr: mitten in die Galway Arts Week hinein bescheren sintflutartige Regenfälle der Stadt die schwersten Überflutungen seit Menschengedenken, am schwersten betroffen die Augustine Street und die Gegend um die Spanish Arch mit der, nomen est omen, Flood Street. Fast 1.300 Häuser sind ohne elektrischen Strom, Zufahrtsstraßen unpassierbar.
Sonnabend, 19. Juli 2003
Die staatliche Transportgesellschaft CIÉ kündigt nach dem gestrigen No Fares Day an, sich an den Gehältern ihrer Mitarbeiter schadlos zu halten.
Kostenloses Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln für Bewohner entlegener ländlicher Regionen mit geringem Einkommen: Mehr als die Hälfte der 13.000 Iren, die von der Rural Transport Initiative (RTI) profitieren, sollen einen Freifahrtpass für die öffentlichen Verkehrsmittel bekommen, kündigt Verkehrsminister Séamus Brennan heute an. Gleichzeitig teilt er mit, sein Ministerium werde RTI in diesem Jahr mit € 3 Mio. unterstützen.
Freitag, 18. Juli 2003
Einen ganzen Tag lang kostenlos per Eisenbahn und Bus durch Irland reisen – die Mitarbeiter von CIÉ haben ihre Ankündigung vom 14. Juni wahr gemacht und streiken als Protest gegen die drohende Zerschlagung der Gesellschaft beim Kassieren. Das befürchtete Chaos an diesem No Fares Day blieb jedoch aus, bis zum Abend gab es nur wenig mehr Reisende als an normalen Tagen. Ausgenommen bei den Bussen in Dublin, wo die Touristen sich freuten und das gesparte Geld anschließend in den Pubs investierten.
Nein, es gibt doch eine Bahnlinie in Irland, auf der heute gezahlt wird: 80 Jahre nach Schließung der 1888 eröffneten ersten Einschienenbahn der Welt zwischen Listowel und Ballybunion wird ein halber Kilometer der historischen Strecke wieder in Betrieb genommen und mit einem Repliktat der Originallok und zwei Wagen betrieben. Der Zug fährt auf einer einzigen Schiene, die auf vielleicht einem halben Meter hohen A-förmigen Stützpfeilern ruht. Damit er nicht herunterfällt, gibt es rechts und links am Boden kleine, parallele Seitenschienen für die ‘Stützräder’ von Lok und Wagen – alles in allem eine geniale, aber etwas wacklige Angelegenheit. Jack McKenna, der 1924 als Lokführer die Strecke bediente, darf als Ehrengast ein paar Meter fahren. Siehe auch: irland journal X, Heft 5/99.
Bei einem dramatischen Sterben in der Inver Bay im County Donegal sind auf drei Fischfarmen mehr als 230.000 Lachse umgekommen. Nach ersten Untersuchungen sind biologische oder chemische Reizstoffe im Wasser dafür verantwortlich, die inzwischen jedoch nicht mehr vorhanden sind. Die toten Fische werden zur Entsorgung (Fischmehl – was finden wir demächst im Tierfutter?) nach Deutschland gebracht.
Donnerstag, 17. Juli 2003
ESRI, das irische Institut für Ökonomie- und Sozialforschung, geht davon aus, dass der Wirtschaftsabschwung mehr oder weniger ausgestanden ist, und sagt für 2005 einen Aufschwung voraus. Die Regierung müsse allerdings die Probleme der Wettbewerbsfähigkeit angehen und dürfe die Investitionen in die Infrastruktur nicht vergessen.
Der irische Finanzminister reagiert empört auf einen Vorschlag der Europäischen Kommission, nach der Irland und Großbritannien im Rahmen der Vereinheitlichung der Steuersysteme gezwungen werden sollen, auf Kinderkleidung und -schuhe Mehrwertsteuer zu erheben. Anders als in der übrigen EU ist Kinderbekleidung in Irland und dem Vereinigten Königreich von der Mehrwertsteuer befreit; in Luxembourg gilt ein ermäßigter Steuersatz von 3 %.
Mittwoch, 16. Juli 2003
Die ‘irische ARD’ – nach ein paar Gläschen gälischen Lebenswassers klingt RTÉ gar nicht so sehr anders – erwartet für dieses Jahr einen Überschuss von € 3,2 Mio. Vielleicht sollte ich mich jetzt für den irischen Rundfunk ins Zeug legen, befürchte jedoch, dass die ARD mehr Niveau hat. Doch da ich das Programm nicht mehr als ein bis zwei Stunden pro Woche verfolge, kann ich mich auch täuschen.
Der National Safety Council warnt die Autofahrer in den nächsten 24 bis 36 Stunden vor schweren Überflutungen. Die Vorhersage des 1000-jährigen Kalenders: Ist der 15. Juli nass, so folgen 40 Tage Regen. Wie ich höre, war es gestern sehr nass.
Waterford Crystal, jedem Craftshop-Besucher ein Begriff, kündigt an, im Rahmen eines Restrukturierungsplans 234 Mitarbeiter zu entlassen und die Gehälter einzufrieren. Damit soll die weitere Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden, teilt der Vorstandsvorsitzende John Foley mit.
Dienstag, 15. Juli 2003
Der Minister für Tourismus, Sport und Kunst (schon interessant, wie die Kunst in den vergangenen Jahren zwischen den Ministerien wanderte) will im Gegensatz zu seinem Kollegen McCreevy von den Finanzen die Steuerbefreiung für Filmprojekte über das Jahr 2004 hinaus beibehalten. Sie habe in der Vergangenheit der irischen Wirtschaft und den Staatseinnahmen in hohem Maße genutzt. (s.a. 30. Juni 2003)
Vor anderthalb Jahren, im Januar 2002, wurde auf Vorschlag von UN Generalsekretär Kofi Annan der Global Fund zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria gegründet. Irland gehört zu den stärksten Einzahlern und ist eines der wenigen Länder, das seine bei Gründung des Fonds gemachten Versprechungen voll eingelöst hat. € 7,2 Mio. werden nun wieder überwiesen.
Und wieder einmal sind in Derry zwei katholische Postmitarbeiter in anonymen Briefen mit dem Tod bedroht worden. Es ist sicherlich kein Trost, doch sie bekommen fürs erste bezahlten Sonderurlaub. (s.a. 14. Februar 2003)
Montag, 14. Juli 2003
Am Vormittag eröffnet Staatspräsidentin Mary McAleese in Dublin Castle die seit 1987 dreiundvierzigste Sitzung des europäischen Jugendparlaments (EYP). 150 Delegierte aus 20 Ländern im Alter zwischen 18 und 22 Jahren werden bis Freitag daran teilnehmen. Verabschiedete Resolutionen werden dem Europäischen Parlament vorgelegt werden.
Schätzungsweise 80.000 unversicherte Autos fahren auf irischen Straßen und tragen nach Aussage der Versicherer wesentlich zu den extrem hohen Prämien im Lande bei. Nachdem Strafpunkte und Geldstrafen von maximal € 2.500 (die hat man schnell wieder raus, wenn man nicht jedes Jahr erwischt wird) nichts genutzt haben, kündigt Verkehrsminister Brennan nun eine Verordnung an, nach der unversicherte Fahrzeuge auf der Stelle beschlagnahmt werden können.
Wegen des Streits um die geplante Zerschlagung des staatlichen Flughafenbetreibers Aer Rianta werden heute Mittag zwischen 14 und 15 Uhr in Dublin keine Flugzeuge starten und landen. Die gewerkschaftlich orientierten Feuerwehrleute haben kundgetan, dass sie sich nicht in der Lage sehen, zu dieser Stunde ihren Dienst zu verrichten. Betroffen sind 26 Flüge und rund 3.000 Reisende.
Sonntag, 13. Juli 2003
Die ersten Ergebnisse der Untersuchung eines gesunkenen Schiffes vor der Küste Wexfords weisen auf einen der bedeutendsten Funde der letzten Jahre hin. Taucher von Dúchas gehen davon aus, dass es sich bei dem Wrack um die Great Louis handelt, ein Schiff aus der Flotte Oliver Cromwells, die 1645 die Befestigungsanlage von Duncannon angriff.
Die Unruhen am gestrigen Orange Day hielten sich in Grenzen. Ein paar Flaschen flogen, doch selbst Gerry Kelly von der Sinn Féin gibt zu, dass beide Seiten dafür verantwortlich seien – nun ja, auch wenn die Loyalisten damit begonnen hätten.
Sonnabend, 12. Juli 2003
Heute vor 312 Jahren, am 12. Juli 1691, besiegte in einer letzten entscheidenden Schlacht bei Aughrim nahe Ballinasloe im County Galway der englische König Wilhelm III von Oranien die etwa gleich große, von einem Franzosen kommandierte irische Armee – die letzte größere Schlacht in der Geschichte zwischen zwei professionellen Armeen auf irischem Boden. Für den Oranierorden ist es der Orange Day, der größte Feiertag des Jahres, und mehrere zehntausend Oranier werden ihn mit 18 Umzügen heute in Nordirland begehen. Gewalttätige Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert, nachdem es gestern der High Court abgelehnt hat, Umzüge durch einige von irischen Nationalisten bewohnte Ortsteile zu verbieten. Gestern Abend kam es bei Bushmills im County Antrim zu einem Angriff von Loyalisten auf Feuerwehrleute, die nach einem Feuerwerk zu einem Brand gerufen wurden. Ein Feuerwehrmann wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.
Freitag, 11. Juli 2003
The West-on-Treck, der Westen auf die Schiene, nennt sich eine im Juni gestartete Kampagne zur Wiedereröffnung der früheren Eisenbahnverbindung von Sligo nach Limerick. 30.000 Menschen haben bereits unterschrieben und 15.000 Postkarten mit Unterschriften an den Verkehrsminister sollen in Kürze auf die Reise gehen (die irische Post wird sich freuen). Wer über die N 17 von Sligo nach Galway fährt, kann die Schilder mit den Slogans Give us back our railway und Relieve the East – Revive the West nicht übersehen. Nur noch 31 Meilen der früheren Verbindung werden genutzt, die Strecke von Collooney nach Claremorris wurde bereits 1975 eingestellt, das Teilstück von Claremorris über Athenry nach Ennis erst 2001.
Die Ulster Unionist Party UUP beschließt einen neuen Anlauf zu machen, Martin Smyth, David Burnside und Jeffry Donaldson zu disziplinieren. Am vergangenen Dienstag hatte der Belfaster High Court wegen mangelnder Unparteilichkeit eines Mitglieds des Disziplinarausschusses die Suspendierung der drei aus ihrer Partei für ungültig erklärt.
Eine lange Zeit für verschollen gehaltene Erstausgabe von James Joyce’s A Portrait of the Artist as a Young Man wird bei Sotheby’s in London für € 152.000 versteigert, dem Doppelten des Schätzwertes. Das Buch enthält eine handschriftliche Widmung von Joyce an den Dichter Ezra Pound.
Donnerstag, 10. Juli 2003
Die Regierung beschließt den staatlichen Flughafenbetreiber Aer Rianta in drei eigenständige Gesellschaften für Dublin, Cork und Shannon zu zerschlagen. Die Schulden von Cork und Shannon in Höhe von € 250 Mio. werden zuvor auf Dublin übertragen werden, wo bisher Gewinn gemacht wurde. Danach soll es keine Zuschüsse für Cork und Shannon mehr geben. Die Gewerkschaften befürchten, die Regierung wolle die Gesellschaften letztlich privatisieren und Cork und Shannon in die Bedeutungslosigkeit versinken lassen. Sie erwägen Streik.
Die Inflationsrate fällt im Juni von 3,7 auf 3,5 %, in erster Linie wegen sinkender Benzin- und Dieselpreise sowie dem Sommerschlussverkauf. Gestiegen hingegen sind die Wohnungskosten sowie Hotel- und Restaurantpreise.
Nach einer neuen Erhebung ist die Zustimmung der katholischen Bevölkerung Nordirlands zur aus der RUC hervorgegangenen nordirischen Polizei PSNI weiter gestiegen. Zum ersten Mal in der Geschichte vertraut mehr als die Hälfte aller Katholiken der Polizei und fühlt sich nicht anders als die Protestanten behandelt.
Mittwoch, 9. Juli 2003
Der Erzbischof der Church of Ireland Alan Harper verurteilt scharf die jüngsten Attacken auf das Haus einer konfessionell gemischten muslimischen Familie in Craigavon, County Armagh. Am letzten Wochenende hatten dort in einem überwiegend loyalistischen Wohngebiet zehn Männer mit Baseballschlägern und Eisenstangen Fenster und Türen zerschlagen – nicht zum ersten Mal. Sechs Kinder befanden sich zum Zeitpunkt des Überfalls in dem Haus, darunter ein sehr stark behinderter Junge.
Gesundheitsminister Martin weist den Vorschlag seines für die Landwirtschaft zuständigen Kabinettskollegen Walsh, über einen ‘Kompromiss’ bei dem ab Januar beschlossenen Rauchverbot in irischen Pubs nachzudenken, zurück. Er gehe davon aus, dass sich über kurz oder lang andere europäische Staaten dem Rauchverbot anschließen werden.
Das gestrige Misstrauensvotum in seinem Wahlkreis hat der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble überstanden, allerdings stimmten mit 69 von 184 Anwesenden mehr als 37 % gegen ihn.
Dienstag, 8. Juli 2003
Nach dem Entscheid des Belfaster High Court, dass die Suspendierung der Hardliner Martin Smyth, David Burnside und Jeffry Donaldson aus der Ulster Unionist Party wegen mangelnder Unparteilichkeit eines Mitglied des Disziplinarausschusses der UUP ungesetzlich ist, gerät der Parteivorsitzende David Trimble unter Druck und muss ein Misstrauensvotum fürchten. (s.a. 27. Juni 2003)
Die erst im März gegründete Dubliner Tageszeitung Dublin Daily gibt auf, verbunden damit ist der Verlust von 60 Arbeitsplätzen. Seit Anfang Juni erschien sie als Abendzeitung. (s.a. 11. März und 23. Mai 2003.
Montag, 7. Juli 2003
Landwirtschaftsminister Walsh hat die Sorge, die Verbannung der Raucher aus den Pubs zum 1. Januar kommenden Jahres könne Tausende Arbeitsplätze kosten, und meint, man solle bis zum Inkrafttreten des Gesetzes über einen Kompromiss nachdenken. Dagegen protestiert energisch die Irish Cancer Society. Es handele sich um das wichtigste Gesetz im Gesundheitssektor seit Jahren.
Nach sechs Jahren droht wieder eine giftige Algenpest auf dem Lough Keane, dem größten der Seen von Killarney. Hunderttausende von Touristen wurden 1997 vor dem Betreten der Seeufer gewarnt. Verantwortlich für das Problem ist in erster Linie die Landwirtschaft, d.h. die Überdüngung der Felder durch Phosphat.
Friedlich verlief der gestrige Marsch des Oranierordens in Portadown. Anders als in früheren Jahren kam es an der Straßensperre zur Garvaghy Road nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, es blieb bei der Überreichung einer Protestnote an den Polizeipräsidenten.
Sonntag, 6. Juli 2003
Trotz eines Verbotes und scharfer Sicherheitsvorkehrungen versammeln sich rund 700 Mitglieder des Oranierordens von Portadown bei der Kirche von Drumcree im County Armagh, um durch die überwiegend von Katholiken bewohnte Garvaghy Road ins Stadtzentrum zu marschieren. Sie werden die Straße durch Metallabsperrungen und Stacheldraht verbarrikadiert vorfinden. Polizei und Militär haben die Anweisung sich zurückzuhalten, stehen jedoch für den Fall von Ausschreitungen bereit. Seit 1995 kam es hier alljährlich zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Sinn Féins Chefunterhändler Martin McGuinness zeigt sich überzeugt, dass es dissidenten Republikanern nicht gelingen wird den Friedensprozess in Nordirland zu zerstören. Sie hätten den Menschen des Landes nichts zu bieten, würden gegen den Strom schwimmen und ihre Strategie sei zum absoluten Scheitern verurteilt.
Sonnabend, 5. Juli 2003
Das National Flight Centre in Leixlip weist die Forderung zurück, den Namen der Person zu nennen, die das Flugzeug gechartert hatte, dass anlässlich der Abschlussfeier der Special Olympics mit dem Banner Thank you Bertie vor Zehntausenden von Besuchern über dem Croke Park kreiste. Die Fianna Fáil weist Spekulationen zurück, sie stehe hinter der Aktion, und Taoiseach Bertie Ahern sagt vor dem Parlament aus, er wisse nicht, wer das Flugzeug gechartert habe.
Die irische Küstenwache bringt in der Nacht 95 Meilen westlich vor Slyne Head, einen deutschen Fischkutter auf. Sie eskortiert ihn am Vormittag wegen Verletzung der Logbuchbestimmungen in den Hafen von Galway, wo der Fall der Polizei übergeben werden soll.
‘In Mountjoy Jail, one Monday morning ...’, es gibt wohl kaum jemanden, der regelmäßig einen irischen Pub besucht und dieses Lied noch nie gehört hat. Nun soll das Gefängnis, in dem Kevin Barry am 1. November 1920 am Galgen sein Leben beendete, abgerissen werden. Die Gefängnisverwaltung würde es gerne an gleicher Stelle durch einen modernen Bau ersetzten, doch Justizminister McDowell zieht eine anderweitige Nutzung des Geländes und einen Neubau auf der grünen Wiese vor.
Freitag, 4. Juli 2003
Bundespräsident Johannes Rau wird nach einem Besuch des Dubliner Trinity College gegen Mittag von Taoiseach Bertie Ahern empfangen. Gestern wurde er in Áras an Uachtaraín offiziell von Staatspräsidentin Mary McAleese willkommen geheißen und durfte im Phoenix Park einen Baum pflanzen; am Abend folgte ein Staatsdinner in Dublin Castle.
Die Corker Anti-War Campaign begrüßt, dass das Kreisgericht von Kilrush sich heute nicht in der Lage sieht, ein Urteil gegen die Anti-Kriegs-Aktivistin Mary Kelly zu fällen, der vorgeworfen wird vor Ausbruch des Irakkrieges an einem US-Militärflugzeug in Shannon einen Schaden in Höhe von mehr als € 1,5 Mio. verursacht zu haben. Das Gericht verweist den Fall an die Strafverfolgung zurück. Der Vorsitzende der Antikriegskampagne Fintan Lane drückt die Hoffnung aus, dass die Regierung nun darauf verzichtet den Fall weiter zu verfolgen.
Donnerstag, 3. Juli 2003
Ein in den Wehen befindliche Frau, die gestern beim Monaghan General Hospital um Aufnahme bat und an das Krankenhaus von Cavan verwiesen wurde, bekam auf dem Weg nach dorthin ihr Kind. Dies erinnert an einen früheren Fall, in der vom gleichen Krankenhaus eine Schwangere abgewiesen wurde, deren Kind in der Folge starb (s.a. 8. Januar 2003).
In Irland nimmt man’s oft nicht so genau. Dies ist mitunter ganz angenehm und macht das Land sympathisch, doch leider trifft dies auch auf die Unfallverhütung zu. So verurteilte heute das Kreisgericht zu Castlebar, der Hauptstadt des County Mayo, die Galwayer Baufirma Oran Pre-Cast Concrete zu einer Rekordstrafe von € 500.000, nachdem ein Arbeiter beim Sturz von einem Dach zu Tode gekommen war.
Mittwoch, 2. Juli 2003
Am Nachmittag trifft sich Taoiseach Bertie Ahern mit dem britischen Premierminister Tony Blair in Downing Street, um sich über die politische Lage in Nordirland auszutauschen. Es folgt eine Pressekonferenz, in der sich Bertie überzeugt zeigt, dass die gegenwärtigen Probleme überwindbar sind.
Nach den letzten Zahlen hat der irische Finanzminister im ersten Halbjahr dieses Jahres ein Steuerdefizit von € 344 Mio. zu verkraften, dem im Vergleichszeitraum des Vorjahres ein Steuerüberschuss in Höhe von € 507 Mio. gegenüberstand.
Dienstag, 1. Juli 2003
Nach Feststellung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte hat die britische Regierung den loyalistischen Mord an Belfaster Rechtsanwalt Pat Finucane im Jahr 1989 nicht in angemessener Weise untersucht. Das Gericht folgt damit dem Antrag der Witwe des Anwalt, die die Auffassung vorgebracht hatte, der Mord an ihren Mann sei nicht wirklich verfolgt worden und der Untersuchung der RUC habe es an Unabhängigkeit gemangelt, da sie von Offizieren durchgeführt wurde, die zuvor ihren Mann mit dem Tod bedroht hätten. Mitchel McLaughlin von der Sinn Féin, für den es außer Zweifel steht, dass britische Agenten hinter dem Mord durch die UDA standen, fordert nun eine neue unabhängige Untersuchung des Falles.
Einer der gestern vor dem Heimflug seiner Mannschaft von den Special Olympics verschwundenen Trainer ist wieder aufgetaucht: Khalid Ahmed aus dem Sudan meldet sich bei der Polizei und wird morgen den Heimflug antreten. Insp. Martin McGonnell von Donnybrook Garda Station ist nicht bereit sich auf Spekulationen einzulassen, ob die noch Vermissten um Asyl nachsuchen könnten. Sollte dem so sein, so würden sie für die Dauer des Verfahrens eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Die Hauptsorge der Polizei sei ihre Sicherheit und Gesundheit.