Nachrichten aus Irland

April 2012

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Medien

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 30. April 2012

Der Vorsitzende der Fianna Fáil Micheál Martin weist Äußerungen seines ehemaligen Stellvertreters Éamon Ó Cuív zurück, der in einem Interview die Sinn Féin “aufgrund der gemeinsamen republikanischen Ideologie” als “natürlichen Koalitionspartner der Fianna Fáil” bezeichnet hatte. Mit ihrem Präsidenten Gerry Adams, so Ó Cuív, habe er kein Problem, wenn man einen Blick auf die Labour Party werfe, deren Vorsitzender Eamon Gilmore einst Mitglied der als politischer Arm der Official IRA gesehenen Worker’s Party war. Nach letzten Meinungsumfragen hat sich die Sinn Féin in der Beliebtheit der Parteien noch vor die Fianna Fáil geschoben.

Sonntag, 29. April 2012

Der Nationaltrainer kehrt um, der Häuptling der Nation erreicht das Ziel. Seite an Seite starteten gestern der Trainer der irischen Fußball-Nationalmanschaft Giovanni Trapattoni und Regierungschef Enda Kenny mit rund 1.000 weiteren Teilnehmern im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu einer Besteigung von Irlands heiligem Berg Croagh Patrick. Doch, was für ein Pech, schon fünfzehn Minuten nach dem Start berief der Fußballverband am Fuße des Berges eine Pressekonferenz ein, bei der man auf den Nationaltrainer nicht verzichten konnte, so dass dieser “zu seinem großen Bedauern” umkehren musste. Auf Tipps des Heiligen für die Mannschaftsaufstellung bei der Europameisterschaft musste er daher verzichten – ob das ein guter Schachzug des Verbandes war?

Sonnabend, 28. April 2012

Die Verhandlungen über die Zukunft des aus Gründen des Brandschutzes geräumten Priory Hall Appartement-Komplexes drohen zu scheitern, nachdem sich die Banken, bei denen die Käufer der Wohnungen in Kreide stehen, trotz Drängens von Innenminister Phil Hogan weigern, an ihnen teilzunehmen. Ein Schlag für die Eigentümer und Bewohner, äußerte sich gestern ihr Sprecher Graham Usher zutiefst enttäuscht.
Siehe auch: 18.10.11, 17.11.11, 29.11.11, 09.01.12, 20.01.12, 13.03.12, 22.04.12
Auch bei der Corker Firma Vita Cortex, wo seit Dezember 32 entlassene Angestellte im Streit über ihre Abfindung Räumlichkeiten besetzt halten, zeichnet sich keine Lösung ab, nachdem das Management den Vorschlag einer unabhängigen Schlichterkommission, dem die ehemaligen Mitarbeiter bereits zugestimmt hatten, überraschend abgelehnt hat. In der kommenden Woche wollen sie über eine Ausweitung ihres Protestes beraten.
Siehe auch: 27.12.11, 21.01.12, 04.02.12, 13.02.12, 13.03.12, 31.03.12

Freitag, 27. April 2012

Der Vatikan setzt seine Politik fort, irische Priester mundtot zu machen. Nach einem Bericht des katholischen Journals The Tablet muss der 67-jährige Fr. Brian D’Arcy, bekannt für seine nicht immer mit der offiziellen Kirchenmeinung einhergehenden Kommentare in Rundfunk und Fernsehen, künftig alle Artikel und Äußerungen in den Medien im Vorfeld von einem Zensor genehmigen lassen. Die Kongregation für die Glaubenslehre hatte dies angeordnet, nachdem sie nach einer anonymen Anzeige ein Jahr lang alle Äußerungen und Publikationen des Priesters verfolgt hatte. Leiter der Glaubenskongregation war bis zu seiner Wahl zum Papst der deutsche Kardinal Ratzinger; auch der derzeitige Botschafter des Papstes in Irland gehörte zu ihren Mitgliedern.
Siehe auch: 09.04.12, 11.04.12, 17.04.12
Erfolgreicher Widerspruch. Fast der Hälfte der 73 irischen Kleinschulen, die im Rahmen der Sparmaßnahmen der Regierung aufgrund einer Änderung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses einen Lehrer verlieren sollten, gelingt es den Stellenverlust wieder rückgängig zu machen, indem sie glaubhaft darstellen, dass in den kommenden Jahren mit mehr neuen Schülern zu rechnen ist. Insgesamt gibt es rund 3.200 Kleinschulen auf dem Lande.

Donnerstag, 26. April 2012

Im Alter von 95 Jahren starb gestern der in Dublin geborene irische Künstler Louis le Brocquy, bekannt für seine expressiven Portraits berühmter irischer Schriftsteller und Künstler wie James Joyce, Samuel Beckett, William Butler Yeats und Seamus Heaney. 1956 vertrat er Irland bei der Biennale in Venedig und gewann den Premio Acquisto Internationale. Le Brocquy war ein Weiser der Kunst, ein vom irischen Staatspräsidenten vergebener Ehrentitel, den maximal sieben lebende Künstler tragen dürfen. Zu seinen Werken gehört die Illustration des altirischen Epos Táin Bó Cualinge, mit seinen Tuschzeichnungen in deutscher Übersetzung erschienen unter dem Titel Der Rinderraub.
Die Polizei versteht die Landessprache nicht. Nach einer durch den Sachwalter für die irische Sprache Seán Ó Cuirreáin veranlassten Untersuchung sind acht von neun in der Donegal Gaeltacht eingesetzte Polizisten nicht – wie gesetzlich vorgeschrieben – in der Lage, sich im Rahmen ihrer Dienstpflichten mit den Bewohnern auf Irisch auszutauschen. Anlass war die Klage eines Bewohners, der sich beschwert hatte, dass die Polizei von Gaoth Dobhair (engl. Gweedore) nicht in der Lage gewesen war, seine Anzeige auf Irisch zu Protokoll zu nehmen. In den Bericht an die Polizeiführung finden sich eine Reihe von Empfehlungen, um innerhalb von neun Monaten die gesetzliche Vorgabe zu erfüllen. Laut einem Pressesprecher der Polizei hat man den Bericht dort zu Kenntnis genommen und will ihn bedenken.

Mittwoch, 25. April 2012

Finanzminister Michael Noonan nimmt seine Erwartungen an die wirtschaftliche Erholung des Landes zurück und spricht von Anzeichen dafür, dass das Wachstum von 1,3 %, von dem die Regierung bei der Verabschiedung des Staatshaushaltes 2012 ausgegangen war, nicht erreicht werden kann. Dennoch sehe er positiv in die Zukunft, auch es gebe Anzeichen dafür, dass sich “zarte Wachstumspflänzchen auf dem Immobilienmarkt zu regen beginnen.” Womit er darauf anspielt, dass im vergangenen Monat erstmals seit zwei Jahren die Hauspreise in Dublin nicht gesunken sind.
Der Dachverband der irischen Gewerkschaften ICTU kann sich nicht auf eine einheitliche Haltung zum EU-Fiskalpakt einigen und verzichtet auf eine Empfehlung an seine Mitglieder für die Volksabstimmung am 31. Mai. Er selbst sei gegen den Vertrag, erklärte ihr Generalsekretär David Begg, doch, so fährt er fort, “können wir unseren Mitgliedern letztlich keine Empfehlung geben, ob sie gegen oder für den Vertrag stimmen sollen, aus dem einfachen Grund, weil wir uns in einer Lage fühlen, in der wir verdammt sind, wenn wir es tun, und ebenso verdammt, wenn wir es nicht tun. Ob man sich für oder gegen den Vertrag entscheidet, hat in jedem Fall sehr ernste Konsequenzen, und es war einfach nicht möglich eine Basis für eine Empfehlung zu finden, die alle zufrieden stellt.”
Von den im Parlament vertretenen Parteien haben sich die Regierungsparteien Fine Gael und Labour Party sowie die oppositionelle Fianna Fáil, die zusammen 80 % der Abgeordneten stellen, für eine Zustimmung zum Fiskalpakt ausgesprochen. Gegen den Vertrag sind die Sinn Féin und Parteien der United Left Alliance.

Siehe auch: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12

Dienstag, 24. April 2012

Die Irish Cancer Society (ICS) begrüßt die Ankündigung von Gesundheitsminister James Reilly, das Rauchverbot an Arbeitsplätzen und in öffentlich zugänglichen Räumen auf öffentliche Parks und Sitzbänke auszuweiten. Das Rauchen in der Öffentlichkeit berge die Gefahr, argumentierte der Minister gestern auf einem Kongress der irischen Gesellschaft für Kardiologie, dass Kinder dieses als übliche gesellschaftliche Praxis verstehen und sich ihr anschließen. Seit Einführung des Rauchverbots in Bars und Restaurant im Jahr 2004 hat sich die Zahl der irischen Raucher kaum verringert und liegt bei etwa einer Million, die meisten davon im Alter zwischen 18 und 44 Jahren.
Die Vereinten Nationen suchen nach Soldaten zur Überwachung des ausgehandelten Waffenstillstands zwischen der Regierung und Rebellen in Syrien. Diesem Ruf kann sich Irland nicht verweigern und verspricht bis zu sechs Armeeangehörige als unbewaffnete Beobachter zu schicken.

Montag, 23. April 2012

Die Gewerkschaften Mandate und TEEU fordern ihre zusammen rund 85.000 Mitglieder auf, bei der Volksabstimmung über den EU-Fiskalpakt mit Nein zu stimmen. Der Vertrag, so ihre Argumentation, werde durch die rechtliche Bindung an einen strikten Sparkurs eine jahrzehntelange Massenarbeitslosigkeit und -auswanderung zu Folge haben und nicht einen einzigen Arbeitsplatz schaffen. Zuvor hatte sich bereits die Gewerkschaft Unite gegen den Vertrag ausgesprochen.
Taoiseach Enda Kenny widerspricht und nennt den Vertrag “lebenswichtig für Irlands Zukunft”. Die Zustimmung zu ihm sei ein entscheidender Faktor für die Schaffung neuer Arbeitskräfte und wirtschaftliche Erholung des Landes. In gleicher Weise argumentiert sein Koalitionspartner Labour Party, die sich durch ihre Sozialministerin und Wahlkampfleiterin Joan Burton enttäuscht über die Anti-Vertrags-Kampagne der Gewerkschaften ausdrückt und sie auffordert, Alternativen auf den Tisch zu legen.

In einer in der gestrigen Ausgabe der Sunday Times veröffentlichten neuen Umfrage gaben 41 % der Befragten an, sie würden für den Vertrag stimmen, 27 % sprachen sich gegen ihn aus und 32 % zeigten sich unentschieden.

Siehe auch: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12

Sonntag, 22. April 2012

Nach einem Treffen mit dem Regierungschef am vergangenen Donnerstag einigen sich die seit einem halben Jahr aus Brandschutzgründen aus ihren Wohnungen ausquartierten Eigentümer und Bewohner des Dubliner Appartement-Komplex Priory Hall am gestrigen Abend mit der Dubliner Stadtverwaltung auf einen vom ehemaligen Supreme-Court-Richter Joseph Finnegas geleitetes Schlichtungsverfahren zwischen den beteiligten Parteien (Stadt, Bauunternehmer und Banken, die von den Eigentümern Hypothekenzinsen für die derzeit nicht bewohnbaren Appartements fordern).
Siehe auch: 18.10.11, 17.11.11, 29.11.11, 09.01.12, 20.01.12, 13.03.12

Sonnabend, 21. April 2012

Wohlbetuchte Büchersammler aufgepasst! Eine der bedeutendsten privaten Bibliotheken des 18. Jahrhunderts wird aufgelöst und in der nächsten Woche in Dublin versteigert. Richard Moore (1716 – 1771) war High Sheriff (höchste Gerichtsbeamter der Königin) von Tipperary und ein leidenschaftlicher Büchersammler. Seine Bibliothek in Barne House bei Clonmel, bekannt als die Ricardi Moore Collection, blieb bis in unsere Tage in Familienbesitz, doch nun will diese sie zu Geld machen. Zu ihren Highlights zählen die General History of the Air, veröffentlicht 1692 vom irischen Wissenschaftler Robert Boyle, und die dreibändigen New Experiments and Observations on Electricity, Made at Philadelphia in America von Benjamin Franklin aus dem Jahr 1754.
Neben den Büchern enthält die Sammlung illustrierte indische Handschriften, seltene Landkarten und Almanachs jener Zeit. Die Sammlung kommt in Einzelstücken unter den Hammer, so verspricht sich die Familie einen höheren Erlös.

Freitag, 20. April 2012

Im irischen Parlament scheiterte gestern Abend der Antrag einer Technical Group von Abgeordneten, ein zwanzig Jahre altes Urteil des Obersten Gerichtshofes, nach dem im Fall von Gefahr für das Leben der Mutter ein Schwangerschaftsabbruch in Irland möglich sein muss, juristisch in einem Gesetz zu verankern. Nur 20 TDs stimmten für den Antrag, 109 dagegen. Abgelehnt wurde der Antrag auch von den meisten Abgeordneten der Labour Party, wobei es sie nicht interessierte, dass sich nur eine Woche zuvor die Delegierten auf ihrem Jubiläums-Parteitag einhellig dafür ausgesprochen hatten.

Donnerstag, 19. April 2012

Mittwoch, 18. April 2012

Der nordirische Oranierorden erhält von der Europäischen Union knapp 1,1 Mio. Euro zur Bewältigung der Folgen der Troubles in Nordirland. Verwaltet werden soll das Geld durch die in Lurgan in der Grafschaft Armagh angesiedelte Initiative Stepping Towards Reconciliation in Positive Engagement (Auf dem Weg zur Verbrüderung durch positives Engagement) und landesweit in benachteiligte protestantische Wohngebiete fließen.
Innen- und Umweltminister Phil Hogan konkretisiert die Pläne zur umstrittenen Einführung von verbrauchsabhängigen Wassergebühren, die vom übernächsten Jahr an erhoben und nach seiner Einschätzung bei durchschnittlich 160 Euro im Jahr liegen werden. Die Verwaltung wird unter dem Dach von Bord Gáis eine neue unabhängige, halbstaatliche Behörde Irish Water übernehmen, die auch dann im Besitz der öffentlichen Hand bleiben soll, falls Bord Gáis privatisiert wird. Der Einbau der Zähler, deren Anschaffungskosten die Verbraucher zu übernehmen haben, soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein. Haushalte ohne eigenen Zähler (z.B. in Appartementkomplexen) werden aufgrund eine Abschätzung ihres Verbrauchs belastet.
Die Einführung von verbrauchsabhängigen Gebühren wird von der Europäischen Union und Umweltschützern seit langem gefordert, um die Wasserverschwendung im Lande in den Griff bekommen, die – so hat man mitunter den Eindruck – von vielen auf der grün-feuchten Insel als ein grundlegendes Menschenrecht betrachtet wird.

Siehe auch: 31.07.00, 15.11.00, 06.01.03, 12.09.03, 07.09.09, 20.04.10, 07.04.11

Dienstag, 17. April 2012

Trotz weniger Ausstoß an klimaschädlichem CO2 im vergangenen Jahr geht die EPA davon aus, dass Irland das von der Europäischen Union für 2020 festgelegte Ziel einer Senkung um 20 % selbst bei Realisierung aller bislang nur geplanten Maßnahmen nicht erreichen wird, sondern um 4,1 bis 7,8 Mio. Tonnen verfehlt.
Zwischen dem Vatikan und der Association of Irish Priests knistert es weiter. So fand sich gestern auf der Website der Vereinigung Unterstützung für einen Priester, der mit Sanktionen belegt worden war, nachdem er in seinem 1997 veröffentlichten und 2003 neu aufgelegten Buch Does Morality Change? die persönliche Gewissensentscheidung über die von der Kirchenhierarchie verordnete Lehre gestellt hatte. Sollte etwas über die Sanktionen in die Medien dringen, wurde ihm nach einer nun publik gewordenen Aussage aus seinem Umfeld gedroht, werde man ihm das Priesteramt auf der Stelle entziehen.
Die in dem Buch von Fr. Seán Fagan dargelegten Ansichten waren im Jahr 2003, also sechs Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung, von den katholischen Bischöfen Irlands auf Anweisung des damaligen Leiters der Glaubenskongregation (und heutigen Papstes) Kardinal Josef Ratzinger als ‘Irrtümer’ klassifiziert worden. (s.a. 09.04.12, 11.04.12)

Montag, 16. April 2012

Gestern Abend nun ging der Jubiläums-Parteitag der Irish Labour Party zuende – mit einer kleinen Abfuhr der Delegierten an ihre Parteiführung, wie die Irish Times meint. Denn bei der Wahl zu ihrem Chairman – Geschäftsführer oder Generalsekretär würde man im Deutschen sagen – siegte mit dem Galwayer TD Colm Keaveney keiner der bevorzugten Kandidaten der Parteiführung.
Der heute 41-jährige Keaveney, von Jugend an ein aktiver Gewerkschaftler, galt als ‘Anti-Establishment-Kandidat’ und hatte es nach zwei vergeblichen Anläufen im vergangenen Jahr erstmals geschafft, ein Abgeordnetenmandat zu erringen. Seine Ansichten brachte er in der Vergangenheit mitunter recht deutlich zum Ausdruck, hatte sich z.B. 1995 als Vorsitzender der Studentengewerkschaft im Büro der Labour-Bildungsministerin Niamh Bhreathnach an einen Heizungskörper gefesselt, um gegen ihre Politik zu demonstrieren.

Sonntag, 15. April 2012

Das zentrale Ereignis des Wochenendes ist der Parteitag der irischen Labour Party in Galway, ein ganz besonderer in diesem Jahr, denn vor 100 Jahren wurde die Partei von James Connolly (eine der vier Jahre später hingerichteten der Ikonen des Osteraufstandes), James Larkin und William O’Brien als politischen Flügel des Dachverbandes der irischen Gewerkschaften gegründet. Zum zweiten Mal in ihrer Geschichte ist die Labour Party während eines Parteitags in der Regierung, so dass man in der unangenehmen Lage ist, nicht auf die Regierung eindreschen zu können, sondern ihre Politik verteidigen zu müssen. So kann der Parteivorsitzende und stellvertretende Regierungschef Eamon Gilmore nicht umhin, für die nächsten beiden Jahre weitere für die Bevölkerung schmerzhafte Einsparungen im Staatshaushalt anzudeuten – wenngleich, wie es sich versteht, natürlich nur deshalb, weil die Vorgängerregierung alles verbockt hat und die von der Labour Party mitgetragene die Sache wieder in Ordnung bringen muss.
Doch diese Politik findet nicht nur Freunde. So veranstaltete die Allianz der Vereinigten Linken ULA gleichfalls in Galway einen ‘Gegenkongress’, um, so die Ankündigung, den “Betrug der Labour Party an ihren Wählern” deutlich zu machen und die Delegierten aufzufordern, sich gegen die Politik der Labour-Führung aufzulehnen, die mit den Kürzungen im Haushalt vor allem die niedrigen und mittleren Einkommen belaste. Das sahen mehrere hundert verärgerte Demonstranten genauso und durchbrachen gestern mit einem Sarg, über dem die irische Flagge ausgebreitet war, die Sicherheitsabsperrungen vor dem Tagungsgebäude und wurden der Polizei unter Einsatz von Pfefferspray zurückgedrängt. Unter Polizeischutz nahm der Parteitag seinen weiteren Lauf.

Sonnabend, 14. April 2012

Den Klagen von Hausbesitzern über die Zinsen für ihre Hypothekenkredite hält die irischen Zentralbank entgegen, dass diese mit durchschnittlich 2,98 % immer noch deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 3,86 % liegen. Auf der anderen Seite würden irische Banken für Geldanlagen mit durchschnittlich 3,46 % deutlich höhere Zinsen zahlen als andere in Europa, bei denen man im Mittel 2,79 % erhalte. (s.a. 03.04.12)

Freitag, 13. April 2012

Derweil der Vatikan den sich für die Abschaffung des Pflichtzölibats und die Zulassung von Frauen zum Priesteramt eintretenden Mitbegründer der Vereinigung irischer Priester Fr. Tony Flannery mit einem Schreibverbot belegt hat, legt die ACP nach und veröffentlicht eine unter ihrer Verantwortung durchgeführte Umfrage, nach der sich 87 % der befragten 1.000 Katholiken sich für verheiratete und 77 % für weibliche Priester aussprechen. Zudem hält drei Viertel von ihnen die Lehre der Kirche zur Sexualität für irrelevant.
Entgegen der Einschätzung des Dubliner Erzbischofs Diarmuid Martin, dass in manchen Gemeinde nur noch 2 % der Katholiken die Sonntagsmesse besuchen, waren es in der Befragung immerhin noch 35 %, die dies von sich behaupteten, während 51 % sagten, sie würden zumindest einmal im Monat in die Kirche gehen.

Siehe auch: 11.04.12, 09.04.12

Donnerstag, 12. April 2012

Heute vor hundert Jahren nahm die Titanic in Cobh die letzten 123 Passagiere an Bord, mit denen sie zwei Tage später ihr allseits bekanntes Schicksal erlitt. Das soll Besucher in die südirische Hafenstadt locken, und so lud Bürgermeister Jim Quinlan heute zu einer Gedenkveranstaltung ein, zu der auch Staatspräsident Michael D. Higgins und seine Frau erschienen. In seiner Rede sah der Präsident vor geschätzt 4.000 Zuhörern im Auflaufen des Dampfers auf den Eisberg eine Metapher für das Platzen der Spekulationsblase und den Schiffbruch des vermeintlich unsinkbaren irischen Wirtschaftsboom. Womit dann ein Vergleich der Professionalität des Kapitäns der Titanic mit dem des irischen Staatsschiffes nahe liegt – doch den vermied er.

Mittwoch, 11. April 2011

Nach von der Environmental Protection Agency (EPA) veröffentlichten Daten ist der Ausstoß des klimaschädlichen sogenannten Treibhausgases CO2 auf der Grünen Insel im vergangenen Jahr von 17 Mio. auf 15 Mio. Tonnen gesunken. Was auf den ersten Blick gut klingt, ist letztlich nur auf die Rezession und die Flaute auf dem Bausektor zurückzuführen, denn die Ersparnis ist im Wesentlichen im Produktionsrückgang in der Zementindustrie und bei der Energieerzeugung begründet, während in Bereichen wie der Nahrungsmittelindustrie sogar eine leichte Zunahme zu verzeichnen ist.
Nach einem Bericht von vaticaninsider.com empfiehlt der Vatikan den wegen seiner Ansichten zu Empfängnisverhütung, Pflichtzölibat und Frauen im Priesteramt mit einem Schreibverbot belegten Mitbegründer der irischen Association of Catholic Priests Fr. Tony Flannery für eine Weile in ein Kloster zu gehen und dort zu beten und über seine Situation nachzudenken. Anschließend, so hoffe man, werde er wieder “mit der Kirche denken”.
Hier nun wieder ein Buch aus der Verschenkkiste, es handelt sich um die Erzählung Geh nicht zurück des 1941 in Nordirland geborenen Nigel Gray.
Eine Leseprobe: “Ich fragte mich, ob ich Dave verraten würde, wenn man mich bedrohte. Ich dachte an Tom Caton und seine großen, harten Fäuste. Ich erinnere mich daran, wie er Terry verkloppt hatte. Und hinterher hatte Tom versucht, mich zu zwingen, Terry mit Füßen zu treten, während Toms Kumpane ihn festhielten. Terry heulte. Ich wollte’s nicht tun. Und Tom knallte mir immerzu seine Knöchel an den Kopf, bis auch ich heulte. Aber ich tat’s trotzdem nicht. ‘Ich hätte Angst’, sagte ich, ‘aber ich würde nicht reden’.” Die 1978 in deutscher Übersetzung zunächst in einem Kinderbuchverlag der DDR erschienene Geschichte einer Flucht (Originaltitel The Deserter) berichtet von Dave, der aus der Armee desertiert, weil er als englischer Soldat in Nordirland nicht auf ein Kind schießen wollte, das ihm einen Knallfrosch hinterhergeworfen hatte. In einem Abbruchhaus sucht er Unterschlupf und wird von vier Jugendlichen entdeckt.

Obwohl mehr als 30 Jahre alt, macht das Buch einen nahezu neuwertigen Eindruck. Es geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 26427 Holtgast.

Dienstag, 10. April 2012

Die katholischen Bischöfe Irlands begrüßen die Veröffentlichung neuer Vorschläge des Forum on Patronage and Pluralism (Forum zu Trägerschaft und Pluralismus) zur künftigen Rolle des Religionsunterricht an irischen Grundschulen. Demnach sollen zunächst 47 Schulen aus der Trägerschaft der katholischen Kirche entlassen werden und bei den verbleibenden das Fach Religion auch andere als die katholische beinhalten und neben dem Kreuz die Symbole der anderen unter den Schülern vertretenen Religionen in den Räumen dargestellt werden. Die reine Glaubensbildung soll nach den Empfehlungen auf freiwilliger Basis außerhalb der regulären Schulstunden stattfinden.
In einer ersten Stellungnahme des Rats für Erziehung der katholischen Bischöfe Irlands wird festgehalten, dass der Bericht die Bedeutung konfessioneller Schulen bestätige und die Glaubensbildung einschließlich der Vorbereitung auf die Sakramente nicht in Frage stelle. Über die Vorschläge im Einzelnen werde der Rat nun nachdenken.

Siehe auch: 04.09.07, 06.09.07, 02.10.07, 11.04.08, 11.05.08, 14.06.09, 18.06.09, 02.04.11, 20.04.11

Montag, 9. April 2012

Die in der Association of Catholic Priests zusammengeschlossenen rund 800 katholischen Priester zeigen sich ‘beunruhigt’ über ein generelles Schreibverbot, dass der Vatikan dem Mitbegründer ihrer Vereinigung Fr. Tony Flannery auferlegt hat. “Wir halten ein solches gegen Fr. Flannery und damit zwangsläufig auch gegen die Mitglieder der Vereinigung gerichtetes Verhalten im gegenwärtigen pastoralen Umfeld in Irland für eine extrem unkluge Einmischung. Wir wollen hiermit klarstellen, dass diese unfair, unbegründet und alles andere als weise ist”, heißt es in der Erklärung.
Fr. Flannery sowie ein zweiter, mit einem Schreibverbot für bestimmte Themen bestrafter Priester waren im Vatikan wegen ihrer liberalen Äußerungen zu den Themen Empfängnis-Verhütung, Abschaffung des Pflichtzölibats und Zulassung von Frauen zum Priestertum auf Ungnade gestoßen.
Wrap me up in my oilskin and jumper,
No more on the docks I’ll be seen,
Just tell me old shipmates
I’m taking a trip, mates
And I’ll see you some day
In Fiddler’s Green.

Gesellschaftlicher Höhepunkt des Tages und wohl des gesamten Jahres war in der Kleinstadt Trim fünfzig Kilometer nordwestlich von Dublin die Beerdigung von Barney McKenna, dem am Donnerstag vor Ostern verstorbenen letzten Mitbegründer der legendären The Dubliners. Angeführt von einem Dudelsackspieler, Familenangehörigen und Staatspräsident Michael D. Higgins, der sich einen persönlichen Freund des Verstorbenen nannte, zogen mehrere hundert Trauergäste hinter dem Sarg durch das Zentrum des Ortes zur Kirche, darunter viele Musiker, und auch Sinn Féin Präsident Gerry Adams ließ es sich nicht nehmen, sich in den Trauerzug einzureihen.
Viel Musik hörte man dann beim Trauergottesdienst in der St. Patrick’s Church, Musik die mit Jigs und Reels so traurig gar nicht immer war. Am Tag vor seinem Tod hatte Barney bei der Beerdigung des RTÉ-Aufnahmeleiters Dara Ó Broin in Dublin auf dem Banjo sein aus vielen Dubliner-Konzerten bekanntes Ar Éirinn Ní Neosfainn Cé Hí gespielt, nun besang man für den begeisterten Hobbyfischer, der einen Fischkutter sein eigen nannte, mit Fiddler’s Green seinen endgültigen Port of Call.

Sonntag, 8. April 2012

Wie seit einigen Jahren üblich, nehmen das irische Staatsoberhaupt und der Regierungschef vor dem General Post Office in Dublin an einer Gedächtnisveranstaltung anlässlich des Jahrestags des Osteraufstands von 1916 teil. Am Ostermontag, dem 24. April 1916, hatten die Aufständischen hier ihr Hauptquartier eingerichtet, um sich dann nach einer Woche geschlagen zu geben. Bei einer Online-Umfrage des Nachrichtenportals breakingnews.ie hielten knapp 70 % der Teilnehmer öffentliche Gedächtnisveranstaltungen aus diesem Anlass für weiterhin angemessen, 20 % für überholt und 10 % war es schnurzpiepegal.
Notizen aus der Provinz. Wanderer kommst du nach Castlebar in der Grafschaft Mayo, so kannst du heute einer feierlichen Veranstaltung beiwohnen, bei der der Bahnhofsvorsteher eine Gedenktafel mit den Namen von 14 Passagieren aus dem nahen irisch-sprachigen Distrikt Addergoole enthüllt, die sich vor 100 Jahren mit dem Zug nach Cobh aufmachten, dort die Titanic zu bestiegen und auf dem Schiff ihr Leben ließen. Im Vorfeld hatte es ein kleines Geplänkel gegeben, als der Stadtrat beschloss, die Tafel aus Kostengründen nur in englischer Sprache auszufertigen, was der örtlichen Ratsdame Therese Ruane von der Sinn Féin nicht gefiel. Also informierte sie den Coimisinéir Teanga, der für diesen Fall eine Strafe in Aussicht stellte. Daraufhin legte der Stadtrat auf die bewilligten 1.400 Euro noch einmal 1.100 Euro drauf, so dass die Tafel nur zweisprachig erscheint.

Sonnabend, 7. April 2012

Alle Jahre wieder startet die Jack & Jill Fondation zu Gunsten von Kindern mit Gehirnschäden sowie ihrer Eltern und Familien zu Ostern eine Sammelaktion, in diesem Jahr als ‘Happy Faces Kampagne’, bei der sich Eltern mit gesunden Kindern für 25 Euro von professionellen Fotografen ablichten lassen können. Mit 4.000 glücklichen Gesichtern will man in den kommenden drei Tagen 100.000 Euro zusammenbekommen, Geld dass nach einer Kürzung der staatlichen Zuwendungen umso dringender benötigt wird.

Freitag, 6. April 2012

Im Rahmen eines Gottesdienst der Unitarian Church am St. Stephen’s Green in Dublin wird der Opfer der Troubles in Nordirland gedacht. Dabei werden nach dem Alphabet über drei Stunden hinweg die Namen der mehr als 3.600 Getöteten, seien es republikanische oder loyalistische Paramilitärs, Demonstranten, Soldaten, Polizisten oder zufällige Opfer des Terrors, verlesen. Doch wer meint, der Terror sei Geschichte, täuscht sich. Das letzte Opfer, der katholische nordirische Polizist Ronan Kerr, wurde vor einem Jahr in Omagh durch eine Autobombe republikanischer Dissidenten getötet.
Die Unitarian Church wurde von Puritanern gegründet, die im späten 16. und frühen 17. Jh. nach Irland kamen. Mittlerweile jedoch kann man sich kaum eine Glaubensrichtung vorstellen, die weiter von den Puritanern entfernt ist – liberaler geht es kaum.
Die Dubliners sind tot, nun aber endgültig, denn mit Barney McKenna starb gestern im Alter von 72 Jahren in seinem Haus in Howth am Frühstückstisch bei einer Tasse Tee das letzte Gründungsmitglied der legendären Folkgruppe, rechts auf einem Plattencover aus den 1960er Jahren. Erst kürzlich hatte er das 50-jährige Jubiläum der Band gefeiert, gegründet 1962 in Dublin als The Ronnie Drew Group, die sich bald darauf in The Dubliners umbenannte – eine Idee von Luke Kelly, der ein Fan von James Joyces Buch Dubliner war. Sein außerordentliches Banjospiel, so sagt man (ich selbst vermag es nicht zu beurteilen), prägte den Sound der Gruppe maßgeblich und ließ ihn zum Vorbild aller folgenden Spieler des irischen Banjos werden.
Mit seiner aus den Niederlanden stammenden Frau lebte der begeisterte Hobbyfischer zuletzt auf der Halbinsel Howth in der Bucht von Dublin. Obwohl seine Sehkraft aufgrund einer Diabetes-Erkrankung stark beeinträchtigt war, hatte er noch im vergangenen Jahr mit den Dubliners eine Tournee durch Deutschland absolviert.

Donnerstag, 5. April 2012

Bildungsminister Ruairí Quinn von der Labour Party stellt die herausgehobene Stellung der Fächer Irische Sprache und Religion im Grundschul-Unterricht in Frage. Bis zu 30 % der Unterrichtszeit, so hätten ihm Lehrer berichtet, würden diese beiden Fächer in Anspruch nehmen. “Wenn wir uns über die mangelnden Kenntnisse der Schüler im Lesen, Schreiben und Rechnen Sorgen machen und die Zahl nur annähernd korrekt ist”, so der Minister in einem Interview mit der Irish Times, “müssen wir uns gewisse Fragen stellen.”
Nicht erst seit heute halten einige Erziehungswissenschaftler die besondere Stellung der irisch-gälischen Sprache im Curriculum für den größten Einzelfehler im Schulsystem, worauf die regierende Fine Gael im Wahlkampf des vergangenen Jahrs vorgeschlagen hatte, Irisch als Pflichtfach in der Oberstufe abzuschaffen. Nach Protesten aus den Reihen der Sprachlobbyisten wurde die Forderung jedoch wieder fallengelassen.

Mittwoch, 4. April 2012

Die Regierung weist die Warnung einer von ihr eingesetzten Expertengruppe, die für dieses Jahr angestrebte Reduzierung der Neuverschuldung auf 8,6 % des Bruttoinlandprodukts könne verfehlt werden, zurück, da den Sachverständigen nur die Wirtschaftsdaten bis Ende Januar vorgelegen hätten. Auf der Grundlage der Steuereinnahmen der letzten zwölf Monate bis Ende März könne man davon ausgehen, dass das mit der Europäischen Union, der Europäischer Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds vereinbarte Ziel ohne zusätzliche Etat-Kürzungen – die Rede war von € 400 Mio. – erreicht werde.
Auf der Jahresversammlung der Vereinigung der irischen Polizeisergeanten und Inspektoren (AGSI) kündigt Justizminister Alan Slatter an, sein Programm zur Schließung von Polizei-Stationen, dem bislang 39 zum Opfer gefallen sind, im kommenden Jahr fortzusetzen. Die verbliebenen 703 Stationen seien für ein so kleines Land wie Irland zu viel und das Geld könnte für andere Dinge sinnvoller eingesetzt werden. (s.a. 19.09.11, 06.12.11)
Ein weiterer Punkt auf der Konferenz der AGSI war die Forderung nach mehr bewaffneten Polizisten. “Die Garda Síochána”, so 1922 ihr erster Commissioner Michael Staines, “wird sich nicht kraft der Waffe oder durch zahlenmäßige Überlegenheit durchsetzen, sondern durch ihre moralische Autorität im Dienst des Volkes.” So ganz geht das nicht immer auf, und in allen Abteilungen, beklagt der Generalsekretär der Vereinigung Joe Dirwan, sei die Zahl der an Waffen ausgebildeten Polizisten in den letzten Jahren zurückgegangen. Um bewaffneten Kriminellen nicht unterlegen zu sein, fordert er zudem die Einführung einer neuen Maschinenpistole, nachdem das bisher verwendete Modell außer Betrieb genommen wurde.
Garda Commissioner Martin Callinan weist als Chef der irischen Polizei die Behauptung, es gebe zu wenige bewaffnete Polizisten, zurück und darauf hin, dass von den rund 14.000 Polizisten etwa 3.500, meist im Rang eines Kriminalbeamten, Waffen tragen dürfen. Für die Forderung vor allem aus den mittleren Rängen nach der Ausgabe von mehr Waffenlizenzen sieht er keinen Anlass.

Dienstag, 3. April 2012

Immer weniger Hausbesitzer können ihre Kredite bedienen, meldet die Hypothekenbank Permanent TSB, und so sind bei ihr mittlerweile 12 % aller Kreditnehmer mit mehr als drei Monatsraten in Zahlungsverzug. Mit einem Verlust in Höhe von € 424 Mio. sei das Geschäftsjahr 2011 das schlechteste in der Geschichte der Bank gewesen. Um die Verluste durch ausfallende Rückzahlungen zu decken, sei die Bank zu Rückstellungen in Höhe von € 1,4 Mrd. gezwungen gewesen, verglichen mit € 400 Mio. im Jahr 2010.
Ob in der Tat so viele Hausbesitzer ihre Raten nicht zahlen können, bezweifelt indes Karl Deeter vom Kreditmakler Irish Mortage Brokers. Bis zu einem Viertel der im Verzug befindlichen Kreditnehmer, schätzt er, zahlen nur aus ‘strategischen Gründen’ nicht, um bei ihrer Bank mit vorgeblichen finanziellen Problemen eine Verbesserung der Konditionen herauszuschlagen. Widerspruch kommt von der Verbraucherberatung. Zweifellos gebe es Hausbesitzer, die das System missbrauchen, meint die Geschäftsführerin Noeline Blackwell, doch sei die Zahl nicht ermittelbar und 25 % völlig aus der Luft gegriffen.
Nach dem großen Erfolg im Juli 2011 wird es in diesem Sommer bereits ab Juni die Möglichkeit geben, den Leuchtturm von Loop Head auf der Nordseite der Shannon-Mündung zu besteigen. Rund 17.000 Besucher hatten im vergangenen Jahr auf dem Leuchtturm gestanden und nach einer Schätzung der Grafschaftsverwaltung 400.000 Euro in Restaurants, Craftshops etc. gelassen. Geöffnet ist der Leuchtturm in diesem Jahr vom ersten Juniwochenende bis Ende August und schafft zwölf saisonale Arbeitsplätze.
Die Geschichte der Leuchttürme auf Loop Head beginnt in den 1670-er Jahren. Der heutige wurde 1854 errichtet und bis 1991 von einem Wärter, der mit seiner Familie am Turm wohnte, betrieben. Heute ist er automatisiert. Einer der Vorgänger des letzten Leuchtturmwärters Brendan Garvey war James McGinly, der Großvater mütterlicherseits des irischen Regierungschefs Enda Kenny, der von 1922 bis 1934 dafür sorgte, dass das Leuchtfeuer nicht ausging.

Montag, 2. April 2012

Die 1999 privatisierte Telefongesellschaft Eircom steht mit fast vier Milliarden Euro Schulden vor der Insolvenz und musste sich zum Wochenende unter vorläufigen Gläubigerschutz begeben. Ein vom Gericht bestellter Interims-Verwalter hat jetzt 100 Tage Zeit, um bei weiterlaufendem Geschäft einen von den Gläubigern akzeptierten Sanierungsplan vorzulegen, gelingt dies nicht, wird ein Konkursverfahren eingeleitet. Nach ersten Meldungen sollen im Rahmen dieses Programm von den derzeit 5.700 Mitarbeitern 1.000 ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Gewerkschaft der Post- und Telefonarbeiter führt die Misere nicht unwesentlich auf hohe Ausschüttungen an die früheren Eigentümer zurück.
Ich hole ich einen weiteren Krimi aus der Verschenkkiste eines spendablen Stammlesers dieser Nachrichten. In gewisser Weise passt er zur soeben angebrochenen Karwoche.
Jack Taylor auf dem Kreuzweg ist der sechste in deutscher Sprache erschienene Krimi des irischen Autors Ken Bruen über den aus seinem Job als Polizist geflogenen, versoffenen Galwayer Privatdetektiv. So ganz nach meinem Geschmack ist der Roman nicht, doch Harry Rowohlt mag ihn und hat ihn übersetzt, was als Gütestempel gelten kann. Ein paar Zeilen vom Klappentext des im vergangenen Jahr im Schweizer Atrium Verlag erschienen, völlig neuwertigen Buches: “In Galway wird ein Junge gekreuzigt; wenig später verbrennt seine Schwester in ihrem Auto. Jack Taylors Ermittlungen führen ihn auf seinen ganz persönlichen Kreuzzug, an dessen Stationen ihm die Riege seiner eigenen Dämonen entgegentritt – einer durstiger als der andere.”

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Als erster Interessent meldete sich ein Leser aus 58300 Wetter, an den das Buch nun geht.

Sonntag, 1. April 2012

Mit rund 800.000 hatten sich bis zum gestrigen Stichtag gerade einmal die Hälfte der etwa 1,6 Mio. irischen Haushalte für die zu Jahresbeginn eingeführte jährliche Haushaltsabgabe von 100 Euro angemeldet, die als Vorstufe einer künftigen Grundbesitzsteuer zu sehen ist, wobei die mit dem Verwaltungsvorgang beauftragte Local Government Management Agency (LGMA) darauf hinweist, dass am Freitag bei der Post aufgegebene Registrierungen noch nicht berücksichtigt sind. Wer sich bis zum 31. April nicht gemeldet hat, muss mit Strafzahlungen rechnen, wobei es für die Behörden das Problem gibt, dass in Irland keine Einwohnermeldeämter existieren, auf deren Daten sie zugreifen können.
In den letzten Tagen hatten einige Abgeordnete der regierenden Fine Gael Minister ihres Koalitionspartners Labour Party kritisiert, in deren Bemerkungen sie ein gewisses Verständnis für die Steuerverweigerer ausgemacht hatten. Mehrere Gewerkschaften, aber auch Parlamentsabgeordnete der Sinn Féin und der Vorsitzende der kleinen Irish Socialist Party Joe Higgins, hatten unverhohlen zum Boykott der Steuer aufgerufen. Gestern protestierte in Dublin eine größere Menschenmenge gegen die Abgabe. Auf Plakaten forderte sie den Nationalheiligen St. Patrick auf seine Arbeit fortzusetzen, da die von ihm aus dem Land vertriebenen Schlangen als Politiker zurückgekehrt seien.

Siehe auch: 16.12.11, 15.03.12, 21.03.12
Mit dem früheren 54-jährigen Fernseh-Nachrichtensprecher Mike Nesbit hat die einst im Lager der nordirischen Unionisten führende und seit Jahren in die Bedeutungslosigkeit rutschende Ulster Unionist Party UUP einen neuen Vorsitzenden, den fünfzehnten in der 107-jährigen Geschichte der Partei. Sein Vorgänger Tom Elliott hatte es nur 18 Monate auf dem Posten ausgehalten. Dessen Vorgänger Sir Reg Empey hatte im Jahr 2005 David Trimble beerbt, der das nordirische Karfreitagsabkommen mit ausgehandelt hatte und erster Regierungschef der nordirischen Regionalregierung wurde, dessen letzten Jahre im Amt jedoch auch den Niedergang der Partei in der Wählergunst eingeläutet hatten.
Der neue Vorsitzende Mike Nesbit ist zugleich der erste an der Spitze der Partei, der nicht Mitglied des Oranierordens ist. Bei der gestrigen Wahl hatte er sich recht deutlich gegen seinen Konkurrenten John McCallister durchgesetzt, der gefordert hatte, die mit einem Minister in der nordirischen Regierung vertretene Partei solle sich aus dieser zurückziehen und eine radikale Oppositionspolitik betreiben.

Nachrichten aus Irland – April 2012