Nachrichten aus Irland

November 2000

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times
und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 30. November 2000

Neues von der Streikfront: Die Sekundarstufenlehrer wollen ihren Streik ausweiten, kündigen für den 14. Dezember einen weiteren Streiktag an und drohen die Abschlussexamen platzen zu lassen. Am darauf folgenden Tag will das Kabinenpersonal von Aer Lingus in einen 24-stündigen Streik treten.

Doch für Flugpassagiere gibt es schlimmere Dinge als ein Streik: Der Flughafen von Shannon wird am Nachmittag geschlossen, als bei einer aus Lanzarote kommenden und mit 189 Passagieren besetzten Boeing 732-800 der Futura International Airways (eine Tochtergesellschaft von Aer Lingus) bei der Landung das vordere Fahrwerk wegbricht. Acht Personen werden im Krankenhaus behandelt, weitere, darunter der Pilot, ambulant auf dem Flughafen.

Auch zu Wasser gibt es Probleme. Die Küstenwache von Valencia Island rettet 13 Besatzungsmitglieder eines ca. 150 Meilen südlich von Cork in Seenot geratenen Fischtrawlers.

Mittwoch, 29. November 2000

Nach starken Winden mit Geschwindigkeiten von über 90 km/h sind am Morgen 4.500 Haushalte im Norden Irlands ohne Strom. Die Meteorologen warnen, dass sich die Winde zu Stürmen bis Stärke 9 weiterentwickeln können.

Eltern von Sekundarstufenschülern kündigen eine Klage gegen den Staat an, da nach tagelangem Streik der Lehrer das in der Verfassung verankerte Recht auf Ausbildung nicht mehr gewährleistet sei.

Mitunter geht’s preiswerter mit erneuerbarer Energie. Die Energieversorgung der beiden Skellig-Leuchttürme, die bisher durch Dieselgeneratoren erfolgte, soll auf ein Sonnenkollektoren/Batteriesystem umgestellt werden. Damit werden die Energiekosten von IR£ 150.000 auf IR£ 25.000 pro Jahr gesenkt.

Dienstag, 28. November 2000

Die Zahl der Obdachlosen, die auf Dublins Straßen übernachten, hat sich mit dem wachsenden Wohlstand in den letzten drei Jahren um 60 % erhöht und lag bei einer Zählung im Oktober bei 202. In vergleichbar großen Städten in Großbritannien wurden 30 bis 50 auf den Straßen übernachtende Personen gezählt, in London sank die Zahl in den letzten neun Jahren von 1.200 auf 300.

Das Trinity College in Dublin sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, weibliche Teilzeitkräfte zu diskriminieren, indem es ihnen nicht die gleichen Pensionsansprüche wie ihren männlichen Kollegen zugesteht.

Zur Streikfront bei der Eisenbahn: Die Lokomotivführer der DART (Dubliner S-Bahn) haben einen Kompromissvorschlag des Labour Court angenommen, die Signäler den für morgen geplanten Start eines dreitägigen Streiks verschoben.

Montag, 27. November 2000

Die Streikwelle bei der Eisenbahn rollt weiter. Nach den Signälern treten nun auch die Schrankenwärter auf den Plan. Für die ersten Streiktage haben sie sich die beiden Freitage vor Weihnachten ausgesucht. Die Kollegen an den Signalen diskutieren derweil, ob sie von Mittwoch bis Freitag erneut zu Hause bleiben sollen.

Auch bei den Sekundarstufenlehrern gehen die Aktionen weiter, in einen für den kommenden Dienstag geplanten Streiktag sollen weitere 60 Schulen einbezogen werden. Zudem drohen sie, sich von den staatlichen Abschlussexamen zurückzuziehen, sollte bis Jahresende keine befriedigende Lösung gefunden sein.

Im County Offlay wird das erste, einer finnischen Gruppe gehörende Privatkraftwerk des Landes in Betrieb genommen, das zudem das erste neu errichtete Torfkraftwerk seit 30 Jahren ist. Die Kapazität von 120 Megawatt reicht aus, um eine Stadt wie Cork mit Strom zu versorgen. Für die Grünen ist ein Torfkraftwerk ein Schritt in die falsche Richtung.

In einem Pub in Coleraine im County Derry wird eine Rohrbombe entdeckt. Ein Motiv konnte die Polizei bisher nicht ausmachen.

Sonntag, 26. November 2000

Nach Nachtstürmen mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h sind am Morgen 20.000 Haushalte, vor allem in West Cork, ohne Elektrizität. Man geht davon aus, das die Stromversorgung im Laufe des Tages allerorten wiederhergestellt wird.

Mehr als 34.000 Handwerker und Arbeiter im öffentlichen Dienst bekommen Gehaltserhöhungen zwischen umgerechnet 47 und 60 DM pro Woche. Das Grundgehalt für Handwerker liegt bei 840 DM/Woche, das der Arbeiter bei 670 DM/Woche. Für den öffentlichen Dienst bedeutet dies jährliche Mehrausgaben in Höhe von etwa 87 Mill. DM.

Sonnabend, 25. November 2000

Stürme über Irland. Die Schnellfähre von Dublin nach Holyhead und einige weitere stellen ihren Betrieb ein. Vor Valentia Island wird ein Mann aus der See gerettet, der mit einem Schlauchboot einem auf Grund gelaufenen Boot zu Hilfe kommen wollte, und von der Pier von Inismean wird ein Mann ins Wasser gerissen. Das Rettungsboot der Aran Inseln und Hubschrauber aus Shannon sind vor Ort.

Da Hafengebiet von Dublin wird gesperrt, nachdem aus einem Leck in einem Treibstofflager in größeren Mengen Benzin ausgelaufen sind. Acht Löschzüge der Dubliner Feuerbrigade sind vor Ort.

Freitag, 24. November 2000

Taoiseach Bertie Ahern lässt verlauten, er könne den Nationalisten in Nordirland noch nicht empfehlen, in den neuen Police Service of Northern Ireland einzutreten. Anderer Meinung ist Senator Maurice Hayes, das einzige katholische Mitglied der Kommission, auf deren Empfehlungen hin die bisherige nordirische Royal Ulster Constabulary reformiert und umbenannt wurde. Die Parteien der Nationalisten (SDLP, Sinn Féin) müssten nun entscheiden, ob sie eine Polizeireform akzeptierten, die 90 % ihrer Forderungen erfüllt hätte, oder 100 % von Nichts vorzögen. In die gleiche Kerbe schlägt Mgr. Denis Faul, ein bekannter Gemeindeaktivist und katholischer Priester, der die Katholiken drängt in großer Zahl die neue Polizeitruppe einzutreten, da dies die einzige reale Möglichkeit sei, das Ethos der Truppe zu ändern.

Der oberste Gerichtshof stellt fest, dass die verbreitete Sitte irischer Kriminalrichter, nach gewisser Zeit ihre Urteile zu überdenken und zu wandeln oder aufzuheben, keine Grundlage in der Verfassung hat, und fordert sie auf, dies einzustellen. Nur die Regierung oder der Justizminister hätten das Recht dazu.

Die Sekundarstufenlehrer versprechen ‘darüber nachzudenken’, ob sie als Geste des guten Willens in der kommenden Woche nicht zumindest die Klassen mit bevorstehender Abschlussprüfung unterrichten wollen.

Staatsminister Éamon Ó Cuív teilt mit, dass im kommenden Jahr IR£ 5 Mill. für den Straßenbau in den Gaeltachtgebieten zu Verfügung stehen. Ob das wirklich so eine gute Idee ist? Man erinnere sich an die Zeit vor zehn Jahren, als die Pot-Holes auf den Straßen Connemaras zuverlässig verhinderten, dass man so schnell fuhr, dass es bei Unfällen zu schweren Verletzungen oder Todesfällen kam. Das hat sich in den letzten fünf Jahren leider drastisch geändert.

Donnerstag, 23. November

John Bruton, Vorsitzender der Fine Gael und Taoiseach in der letzten Fine Gael-Labour-Regierung, übersteht mit klarer Mehrheit ein Misstrauensvotum als Parteivorsitzender. Selbst einflussreiche Gegner in der eigenen Partei gehen nun davon aus, dass er sie in die nächsten Wahlen führen wird. Er scheint der einzige Politiker zu sein, der eine Wahl verlieren kann, ohne in der Folge das Handtuch zu werfen oder aus eigenen Reihen abgesägt zu werden.

Queen Elizabeth unterzeichnet das Gesetz, mit dem die nordirische Royal Ulster Constabulary durch den Police Service of Northern Ireland ersetzt wird.

Ein erneuter Streik der Signäler (s.a. 14. November) legt nun schon am zweiten Tag in Folge den irischen Eisenbahnverkehr lahm.

In den vierten Tag geht der Streik der irischen Sekundarstufenlehrer, was viele Eltern gar nicht erfreut. Die Schüler hingegen hoffen, dass die Lehrer hart bleiben.

Mittwoch, 22. November 2000

In Ihrem Herbstgutachten revidiert die Europäische Kommission ihre Wirtschaftsprognose für Irland sowohl beim Wachstum als auch bei der Inflation nach oben. Nach einem Wachstum des Bruttosozialprodukts von 9,8 % im vergangenen Jahr wird für dieses Jahr eine Steigerung um 10,5 %, für 2001 eine um 8,2 % und für 2002 eine um 7,1 % vorhergesagt. Die für dieses Jahr erwartete Inflationsrate von 5,5 % wird nach dieser Prognose im kommenden Jahr auf 3,7 % und im Jahr 2002 auf 3,1 % sinken.

Dazu passt der vom Bank of Ireland Private Banking herausgegebene Bericht, nach dem Irland auf dem besten Weg ist, das reichste Land Europas zu werden. Innerhalb der nächsten drei Jahre werden bei 3,7 Mill. Einwohnern mehr als 25.000 über ein Jahreseinkommen von mehr als IR£ 75.000 (knapp 190.000 DM) verfügen.

Dienstag, 21. November 2000

Die kontroverse Police (Northern Ireland) Bill nimmt am Abend in Westminster die letzte parlamentarische Hürde, nachdem ein letzter Versuch von Unionisten und Konservativen sie in der gegenwärtigen Form zu verhindern mit 272 zu 171 Stimmen gescheitert ist. Queen Elizabeth wird sie noch vor Ende nächster Woche unterzeichnen, womit die Royal Ulster Constabulary in den Geschichtsbüchern verschwinden und durch den Police Service of Northern Ireland ersetzt werden wird.

Die amerikanische Computerfirma Teradyne, ein bedeutender Zulieferer für die Telekommunikationsindustrie, wird 800 neue Arbeitskräfte im County Cavan schaffen. Damit ist es der IDA (Industrial Development Authority, eine staatliche Einrichtung um ausländische Investitionen ins Land zu holen) zum ersten Mal seit 22 Jahren gelungen, eine ausländische Firma in diesen County zu locken.

Dublin wird gemeinsam mit Paris, Rom und Madrid bis Juli nächsten Jahres an einem europäischen Luft-Monitoring-Projekt teilnehmen, in dem es um die Luftverschmutzung in urbanen Zentren geht. Insgesamt werden in Dublin die europäischen Standards zwar erfüllt, doch vor allem die Autoabgase werden zu einer zunehmenden Bedrohung, sollte sich der Verkehr so weiter entwickeln

Montag, 20. November 2000

Der nahezu unbekannte 37jährige, in Dublin geborene Schriftsteller Jamie O’Neill bekommt von einem Verlag die vermutlich höchste Vorauszahlung, die je für einen irischen Roman gezahlt wurde. Sein 300.000 Wörter umfassender Roman At Swim Two Boys handelt von einer Liebesgeschichte zwischen zwei Jungen auf dem Hintergrund des Osteraufstands von 1916. Man fragt sich, was wohl Flann O’Brien zu dem Titel gesagt hätte, dessen Roman At Swim Two Birds (deutsch im Hafmanns Verlag in der Übersetzung von Harry Rowohlt) am 13. März 1939 veröffentlicht wurde?

Studenten des Trinity College in Dublin marschieren zur chinesischen Botschaft, um für die Freilassung ihres früheren Kommilitonen Zhao Ming zu demonstrieren, der in einem Arbeitslager in der Nähe von Peking interniert ist und dem Vernehmen nach gefoltert wurde. Zhao Ming war vergangene Weihnachten während eines Heimatbesuchs festgenommen worden, da er Mitglied in der in China verbotenen spirituellen Bewegung Falun Gong ist.

Sonnabend, 18. November 2000

Auf einer SDLP-Konferenz stellt sich ihr Vorsitzender John Hume hinter die Äußerung des stellvertretenden Parteivorsitzenden Séamus Mallon vom Vortag. Er zeigt sich überzeugt, dass es die IRA ernst mit dem Frieden in Nordirland meint, drängt sie jedoch, neue Gespräche mit der Entwaffnungskommission aufzunehmen. Der wahre Feind des irisches Volkes sei die Real IRA.

Freitag, 17. November 2000

Nordirlands stellvertretender First Minister Séamus Mallon, SDLP, ruft Sinn Féin und Ulster Unionist zu einem Kompromiss auf. Seiner Meinung nach könnten die Schwierigkeiten, die durch den vom First Minister David Trimble verordneten Ausschluss der Sinn Féin Minister von den Sitzungen des North-South Ministerial Council und den andauernden Problemen in der Frage der Entwaffnung der IRA entstanden seien, gelöst werden, wenn Ulster Unionists, Sinn Féin und IRA sich in ihren Positionen bewegten. Er ruft die IRA auf, erneut in Kontakt mit der Entwaffnungskommission zu treten, und die Ulster Unionist Party, damit aufzuhören, die Verwirklichung des Nordirlandabkommens zu behindern.

Noch einmal zum Thema BSE. Das Deutsche Rote Kreuz weist Blutspender ab, die sich längere Zeit in Großbritannien oder der Republik Irland aufgehalten haben.

Donnerstag, 16. November 2000

Nicht jeder klagt über die Euro-Schwäche, die Geschäftsleute in Letterkenny, gerade mal 20 Meilen von Derry entfernt, reiben sich die Hände und erwarten das beste Weihnachtsgeschäft seit Jahrzehnten. Jedes zweite Auto auf Letterkennys Straßen hat inzwischen ein nordirisches Kennzeichen, denn wegen des für sie günstigen Umtauschkurses ist für Nordiren das Einkaufen in der Republik ungemein attraktiv.

Auch der irische Gesundheitsminister reibt sich die Hände. Mit der Erhöhung seines Budgets um 18 % hat er Finanzminister McCreevy einen viermal so hohen Zuwachs aus der Tasche gezogen, wie dieser ihm zugedacht hatte. Während das Geld in den letzten zwei Jahren überwiegend in die Infrastruktur ging, soll es nun verstärkt in den Service fließen.

Mittwoch, 15. November 2000

Konservative und Ulster Unionists erleiden im britischen Oberhaus einen Rückschlag, als die Peers in dritter Lesung das Gesetz zur Reform der nordirischen Polizei passieren lassen, das unter anderem die Änderung des Namens Royal Ulster Constabulary in Police Service of Northern Ireland vorsieht. Zurückgewiesen wurde ein Antrag der Konservativen, das bestehende Mützenkennzeichen, das aus einer Harfe, einer Krone und einem Kleeblatt besteht, beizubehalten. Damit kann das Gesetz zur Reform der Polizei zum Ende des Monats in Kraft treten.

Nach den Worten von Taoiseach Bertie Ahern ist der Staat für die Obdachlosigkeit im Lande verantwortlich, weil er seine Aufgaben nicht erfüllt hat. Auf einer Konferenz der Simon Community fordert er alle Ministerien, Organisationen und ehrenamtlichen Einrichtungen zur Zusammenarbeit auf und verspricht finanzielle Unterstützung.

Justizminister John O’Donoghue gibt bekannt, dass von Sonntag an allen Asylsuchenden über 14 Jahren die Fingerabdrücke abgenommen werden. Dies soll helfen, ‘den Missbrauch des Systems’ einzuschränken. Gleichzeitig gibt das neue Gesetz der Polizei erweiterte Befugnisse im Umgang mit Einschleusern und Menschenschmugglern. Zudem werden Strafen für Flug- und Fährgesellschaften festgelegt, die Einwanderer ohne die erforderlichen Papiere ins Land lassen.

Die OECD fordert, alle neuen Häuser in Irland mit Wasseruhren auszustatten und die Iren künftig für ihren Wasserverbrauch zahlen zu lassen.

Dienstag, 14. November 2000

Seit Mitternacht läuft wegen des Streiks der Signäler nichts mehr bei der irischen Eisenbahn, nur die DART verkehrt noch in eingeschränktem Umfang. Für die 350.000 Sekundarstufenschüler im Lande ist dies allerdings unerheblich, denn sie würden sowieso vor verschlossen Türen stehen, da die Lehrer zur Durchsetzung ihrer 30 %gen Gehaltsforderungen in den Streik getreten sind. Die Grundgehälter der Sekundarstufenlehrer liegen derzeit auf einer 25stufigen Skala zwischen umgerechnet etwa 40.600 DM und knapp 79.000 DM im Jahr, wozu noch Zulagen für bestimmte Qualifikationen und Verantwortlichkeiten kommen. Ein Berufsanfänger mit einem Higher Diploma in Education steigt derzeit mit einem Grundgehalt von ca. 44.600 DM im Jahr ein.
Und derweil das irische Eisenbahnnetz lahm liegt, wird auch das Busfahren zum Abenteuer. So weigern sich Busfahrer im County Galway Straßensperren ihrer Kollegen von der Eisenbahn zu umfahren und lassen ihre Passagiere ohne Vorwarnung stranden.

Montag, 13. November 2000

Die Regierung holt Angebote für den Bau eines Zentrums für Asylsuchende ein und ist bereit mehrere Millionen Pfund zu investieren. Das Zentrum soll nicht weiter als 10 Meilen vom Dubliner Flughafen entfernt liegen und auch diejenigen beherbergen, die auf ihre Abschiebung warten.

Wie es scheint, wird auf dem Transportsektor in dieser Woche wieder fleißig gestreikt. Morgen geht es vermutlich bei der Eisenbahn los, denn die Signäler haben einen eintägigen Streik angekündigt. Am Mittwoch wollen die Caterer von Aer Lingus folgen, und auch die Hafenarbeiter denken über Streikaktionen nach.

Sonntag, 12. November 2000

Der Convoy der UN-Kommissarin für Menschenrechte und früheren irischen Staatspräsidentin Mary Robinson gerät bei Hebron auf der Westbank unter Beschuss. Nach Aussagen der palästinensischen Polizei und einiger Zeugen kamen die Schüsse von Israelis, die eine jüdische Siedlung bewachten, während israelischen Quellen zufolge die Schüsse aus palästinensischen Gebieten kamen. Am Mittwoch will Frau Robinson mit Yasser Arafat zusammentreffen.

Freitag, 10. November 2000

Nachdem die Zahl der aufgedeckten BSE Fälle im Oktober ein Rekordhoch erreicht hat (siehe auch 27. und 30. Okt. 2000), haben Russland, Ungarn und Spanien einen Importstopp für irischen Rindfleisch verhängt. Nach den Worten von Landwirtschaftsminister Joe Walsh gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich dem weitere Länder anschließen werden. Die Schutzmaßnahmen in Irland seien angemessen und irisches Rindfleisch absolut sicher.

Vier Mrd. IR£ sollen in den kommenden sechs Jahren in die Entwicklung der ländlichen Regionen Irlands fließen. Nach den Worten des Landwirtschaftsministers fließt das Geld in verbesserte Umweltschutzmaßnahmen, Frühverrentung von Farmern und Ausgleichszahlungen an Farmer in benachteiligten Regionen.

Die Inflationsrate in Irland ist im Oktober auf 6,8 % gestiegen. Die gestiegenen Ölpreise sollen wieder einmal Schuld daran sein.

Donnerstag, 9. November 2000

Nach einem Bericht unter dem Titel Zuflucht in einer Zelle, vorgestellt von der Rechtsanwältin Vicky Tennant, wurden von Januar 1999 bis Juni 2000 fünfundsiebzig Asylsuchende in nordirischen Gefängnissen untergebracht. Nach den Worten von Ms. Tennant ist die Praxis, Asylsuchende zusammen mit Straffälligen in Gefängnisse einzusperren, ein Bruch der Menschenrechte. Die moralische und rechtliche Verpflichtung Schutz vor Verfolgung zu gewähren, würde durch die Kriminalisierung der Betroffenen in Nordirland systematisch unterminiert.

Die Irische Labour Party fordert die Einführung eines Green Card Systems für Einwanderer, eine schnellere Behandlung von Asylanträgen und eine Integrationspolitik für Asylsuchende.

In der vergangenen Nacht scheiterte im britischen Oberhaus ein Antrag von nordirischen Peers, den alten Begriff Royal Ulster Constabulary dem Namen der neuen nordirischen Polizei (Police Service of Northern Ireland) vorzuschalten. Für den Antrag stimmten 98 Adlige, dagegen 198.

Mittwoch, 8. November 2000

Auswanderungswillige Rechtsanwälte aufgepasst, vom kommenden Jahr an dürfen Sie in Irland praktizieren! Eine entsprechende, von der EU verordnete Regelung soll bis Jahresende irisches Gesetz werden.

Nach einem Bericht für Gesundheitsministerin Bairbre de Brún liegt der Anteil der schwangeren nordirischen Teenager im EU-Vergleich ganz oben. Mehr als 1.700 Babys werden dort jährlich von Teenagern geboren (Gesamtbevölkerung ca. 1,5 Mill.).

Nordirlandsekretär Peter Mandelson und Sinn Féin stehen in den Startlöchern zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung ob des Flaggenstreits in Nordirland. Sinn Féin geht davon aus, dass Herr Mandelson bei seiner Anordnung, an 17 festgelegten Feiertagen im Jahr den britischen Union Jack über allen Regierungsgebäuden (also auch über den von der Sinn Féin geführten Ministerien) wehen zu lassen, seine Kompetenzen überschritten hat.

Dienstag, 7. November 2000

Die Piloten von Ryanair haben zugunsten von Streikaktionen abgestimmt und eine Angebot ihrer Gesellschaft abgelehnt, welches unter anderem beinhaltete, dass fünf Jahre lang nicht gestreikt wird. Nach den Worten eines Sprechers der Piloten ist Ryanair eine profitable Firma und es sei nicht einzusehen, dass sie ihre Piloten bis zu 60 Stunden pro Woche arbeiten lässt, um den Profit weiter zu erhöhen.

Sinn Féin Präsident Gerry Adams trifft heute in Downing Street mit dem britischen Premier Tony Blair zusammen. Man geht davon aus, dass sie vor allem über die Entscheidung des nordirischen First Minister David Trimbles reden, Sinn Féin Minister von Treffen des North-South Ministerial Council auszuschließen.

Unterdessen sieht sich David Trimble weiteren Angriffen und Vorwürfen ausgesetzt, seine Partei zu spalten. Zuvor hatte er bei einer Veranstaltung die Gegner des Nordirlandabkommens in seiner Partei aufgefordert, sich die Frage zustellen, welche Art von Zukunft sie für sich in der Partei noch sähen.

Montag, 6. November 2000

Bei allen Klagen über den Stress in der modernen irischen Gesellschaft arbeiten die Beschäftigten in Irland weniger Stunden als je zuvor. So ist in den letzten Jahren die durchschnittliche Arbeitszeit von 44 auf 38 Wochenstunden zurückgegangen. Dies steht im Gegensatz zu einer Untersuchung aus den USA, die zu dem Schluss kommt, dass die Menschen nicht nur längere Zeit an ihrem Arbeitsplatz verbringen, sondern diesen auch dem heimatlichen Herd vorziehen. Dazu schreibt Prof. James Wickham vom Trinity College, Dublin: “... in vielen Bereichen sind wir wie die Amerikaner, was aber die Arbeitszeit betrifft, gehen wir nicht ihren Weg.”

12.000 Haushalte in Connacht, Leinster und Munster sind seit der vergangenen Sturmnacht ohne Strom. Seit heute früh um 7 Uhr sind die Reparaturtrupps unterwegs, um die Versorgung wieder herzustellen.

Sonntag, 5. November 2000

Die Ministerin für Arts, Heritage, Gaeltacht and the Islands, Síle de Valera, gibt Einzelheiten ihres IR£ 100 Mill. Programms bekannt. Dabei deutet sie eine Wende an: weniger Geld für Besuchereinrichtungen und mehr für die Bewahrung des geschichtlichen Erbes. Das größte Einzelprojekt wird die Restaurierung des Palmenhauses im botanischen Garten von Glasnevin sein, für das IR£ 10 Mill. veranschlagt sind.

In mehreren Regionen des County Cork kommt es zu schweren Überflutungen und Menschen müssen aus den oberen Stockwerken ihrer Häuser gerettet werden.

In Belfast gibt es Hoffnungen auf eine baldige Beendigung der internen loyalistischen Fehde, die bereits mehrere Todesopfer gekostet hat (siehe zuletzt 25.09.2000). Der Vorsitzende einer mit den kriegführenden Banden verbundenen Partei kündigt eine Waffenruhe bis Dienstag an und drückt die Hoffnung aus, dass bis dahin eine dauerhafte Lösung des Konflikts gefunden wird.

Sonnabend, 4. November 2000

David Trimble räumt ein, dass er selbst gewisse Zweifel daran habe, dass seine Strategie, die Sinn Féin Minister von den Treffen des North-South Ministerial Council auszuschließen, die IRA bewegen könne mit der Abgabe ihrer Waffen zu beginnen. Ein Nichthandeln seinerseits jedoch würde recht bald die Aushöhlung des Nordirlandabkommens zur Folge haben.

Indessen teilt Sinn Féin Präsident Gerry Adams mit, seine Partei werde Rechtsmittel gegen die Entscheidung Trimbles einlegen. Trimble hätte einen taktischen Fehler begangen, er sei jedoch immer noch bereit zu glauben, dass dieser den Fortschritt wolle.

Freitag, 3. November 2000

Nach Meinung des stellvertretenden nordirischen First Minister Séamus Mallon könnte der britische Nordirlandsekretär Peter Mandelson den Beschluss David Trimbles, Sinn Féin Minister von den Treffen des North-South Ministerial Council (NSMC) auszuschließen, kraft seines Amtes aufheben. Sinn Féin deutet an, dass die Partei darüber nachdenkt, Rechtsmittel gegen Trimbles Entscheidung einzulegen.
Derweil stellt der frühere Vermittler im Nordirlandkonflikt, der US Senator George Mitchell, klar, dass er für erneute Verhandlungen nicht zur Verfügung steht. Mitchell hält sich derzeit im Co. Antrim auf. Seiner Meinung nach könne Nordirland stolz auf den erreichten Fortschritt sein und die Politiker vor Ort seien hinreichend fähig, die bestehenden Probleme selbst zu lösen.

Schon fast eine Standardnachricht: Wieder einmal ist die Arbeitslosigkeit zurückgegangen und lag im Oktober mit 3,7 % auf dem niedrigsten Wert seit November 1981. Insgesamt waren 139.189 Iren arbeitslos gemeldet.

Nach Meinung der Regierungspartei Fianna Fáil würde das neue Wirtschaftsprogramm der Labour Party das Land in tiefe Schulden stürzen. Nach dem gestern veröffentlichten Programm schlägt Labour zusätzlich Staatsausgaben in Höhe von IR£ 3 Mrd. vor, um in den nächsten drei Jahren die Probleme im Wohnungs-, Gesundheits- und Erziehungswesen sowie beim öffentlichen Verkehr in den Griff zu bekommen. Finanziert werden soll das Ganze mit den Einnahmen aus dem Wirtschaftsaufschwung, Steuererhöhungen seien nicht vorgesehen.

Donnerstag, 2. November 2000

In Kennys Bookshop zu Galway wird die Biografie von Breandán Ó hEithir (1930–90) vorgestellt, dem nach den Worten von Prof. Gearóid Ó Tuathaigh von der NUI Galway vermutlich gewandtesten zweisprachigen [Irisch/Englisch] Journalisten und Rundfunkautors des 20. Jahrhunderts. Ó hEithir ist ein Neffe von Liam O’Flaherty (Autor des Romans ‘Hungersnot’) und verbrachte ungefähr zwei Jahre in Deutschland. Seine Biografie Breandán Ó hEithir, Iomramh Aonair von Liam Mac Con Iomaire ist bei Cló IarChonnachta erschienen und kostet IR£ 20.00.

Die beiden unabhängigen internationalen Waffeninspektoren, der frühere finnische Staatspräsident Martii Ahtisaari und der frühere Generalsekretär des Afrikanischen Nationalkongresses Cyril Ramaphosa, drücken ihre Überzeugung aus, dass die IRA es ernst mit dem Friedensprozess in Nordirland meint. Sie bestätigen, dass die von ihnen kontrollierten Waffen seit der ersten Kontrolle nicht verwendet wurden. Eine dritte Kontrolle würden sie im ersten Quartal des kommenden Jahres durchführen. (siehe auch 26. Juni 2000)

Der irische Außenminister Cowen wird heute Nachmittag mit dem britischen Nordirlandsekretär Peter Mandelson zusammentreffen. Zuvor hatte sich Mr. Mandelson von der Entscheidung des nordirischen First Minister David Trimble distanziert, Sinn Féin Minister von Treffen des North/South Ministerial Council auszuschließen: “Ich habe ihm meine Ansicht mitgeteilt, dass man ihn, wenn er Bedingungen dieser Art einführt, sehr schnell daran festnageln wird, und das Ganze sich nicht als Trittstein zu einer Lösung herausstellen wird, sondern als Barriere.”

Mittwoch, 1. November 2000

Nachdem der nordirische First Minister David Trimble die beiden Sinn Féin Minister seines Kabinetts von Zusammenkünften der grenzüberschreitenden Einrichtungen ausgeschlossen hat, kündigt seine Gesundheitsministerin de Bruin (Sinn Féin) an, am kommenden Freitag bilaterale Gespräche mit ihrem Kollegen aus der Republik Irland zu führen. Der stellvertretende nordirische First Minister Séamus Mallon (SDLP) erklärt, er werde den Gesprächen gleichfalls beiwohnen.

Bei einem Bombenanschlag auf eine Polizeistation im County Down wird ein Offizier so schwer verletzt, dass ihm ein Bein amputiert werden muss. Der Anschlag wird dissidenten paramilitärischen Gruppen im Umfeld der Real IRA zugeschrieben.

Bei einer Feier anlässlich des 80sten Jahrestages der Exekution von Kevin Barry und neun weiterer Aufständischer im Mountjoy-Gefängnis kündigt der irische Justizminister John O’Donoghue an, den Familien der Toten würde in Kürze die beantragte Genehmigung erteilt werden, die sterblichen Überreste ihrer Toten zu den anderen Republikanern des irischen Unabhängigkeitskampfes auf den Friedhof von Glasnevin zu verlegen.

Nachrichten aus Irland – November 2000