Nachrichten aus Irland

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 31. Dezember 2000

• Der Wallfahrtsort An Cnoc (engl.: Knock, dt.: Der Hügel) im County Mayo ändert zum Jahreswechsel seinen Namen in Cnoc Mhuire (dt.: Hügel Mariens). Ob dies Christy Moore wieder ein Lied wert ist? Wer erinnert sich noch an sein: ... Von Fatima bis Bethlehem, / Von Lourdes bis Kiltimagh, / Gab’s niemals so ein Wunder, / Wie den Flugplatz der Stadt Knock?

• Die Temperaturen steigen und die Wetterlage in Irland entspannt sich.

Sonnabend, 30. Dezember 2000

• Erneut warnt die Polizei davor sich mit dem Auto auf die Straße zu wagen, während der Busverkehr im Donegal und im irischen Westen witterungsbedingt eingestellt wird.

Freitag, 29. Dezember 2000

• Das schlimmste Wetter im irischen Westen seit 30 Jahren, meldet RTÉ. In der Nacht sinken die Temperaturen auf -10 Grad Celsius und bereiten den nicht an diese Temperaturen gewohnten Farmern enorme Probleme. Die Busse fallen teilweise aus, eine 93-jährige Frau erfriert nach dem Verlassen ihres Hauses.

Donnerstag, 28. Dezember 2000

• Glatteis und Schnee auch in Irland. Die Polizei rät, alle Fahrten mit dem Auto auf das Notwendigste zu beschränken.

Montag, 25. Dezember 2000

• Der 26-jährige obdachlose Tony Paget, der vor drei Wochen (s. 11. Dezember) dazu beigetragen hatte, einem Fahrer das Leben zu retten, der nach einem Unfall mit seinem Bus in die Liffey gestürzt war, verbringt Weihnachten in einem B&B-Haus und sieht nun etwas positiver in das neue Jahr.

Sonntag 24. Dezember 2000

• Kurz vor Mitternacht ein Bombenattentat in einer Bar in Nord-Belfast. Zum Glück wird niemand verletzt, die Polizei sucht noch nach einem Motiv.

• Zwei Nachrichten für Weihnachtsreisende: Die Schnellfähre der Stena Line von Dublin nach Holyhead fällt heute Nachmittag wetterbedingt aus, dafür jedoch verkehrt die DART wieder normal.

Sonnabend, 23. Dezember 2000

• Eine weiße Weihnacht in Irland ist unwahrscheinlich, jedoch nicht ausgeschlossen, meldet der irische Wetterbericht. Erwartet werden Temperaturen zwischen drei und sieben Grad Celsius.

• Streikbedingte Einschränkungen bei der DART, der Streitpunkt sind die neuen Dienstpläne, die den Mitarbeitern gar nicht gefallen. Insbesondere die Verbindung nach Howth ist betroffen.

Freitag, 22. Dezember 2000

• 1,5 Mill. Iren aus aller Welt werden zu Weihnachten nach Hause kommen, davon fast eine Million per Flugzeug. Auch 250 Gefangene dürfen nach einer Anordnung von Justizminister O’Donoghue die Weihnachtstage zu Hause verbringen.

• Mit 20 neu aufgedeckten BSE-Fällen in den ersten drei Dezemberwochen steigt die Anzahl der Fälle auf eine neuen Jahresrekord von 149.

Donnerstag, 21. Dezember 2000

• Für An Tánaiste (stellv. Regierungschefin) und Wirtschaftsministerin Mary Harney ist der Mangel an Arbeitskräften die größte Gefahr für das irische Wirtschaftswachstum. Bis 2006 würden 200.000 zusätzliche Arbeitskräfte benötigt, sei es durch vermehrte Einwanderung von im Ausland lebenden Iren oder den Zuzug von Ausländern.

• Dazu passt die folgende Nachricht: Der Anteil der Universitätsabsolventen, der nach dem Examen Irland verlässt, hat 1999 mit 6,8 % den niedrigsten Wert seit 1983 erreicht. Noch vor zehn Jahren waren es fast 20 %.

• Eircom verkauft ihren Mobilfunkbereich nun endgültig für EUR 4,5 Mrd. an Vodafone. Dies liegt unter den erwarteten EUR 4,6–5,0 Mrd. und bedeutet, dass 480.000 Kleinanleger weniger als ursprünglich erwartet bekommen.

Mittwoch, 20. Dezember 2000

• Der irischen Polizei gelingt ein wichtiger Schlag gegen paramilitärische Gegner des nordirischen Friedensabkommens und stellt auf einer Farm an der Grenze zwischen Waterford und Kilkenny 80 Stangen Sprengstoff sicher. Man geht davon aus, dass dieser für einen Bombenanschlag in Großbritannien gedacht war, um damit Nordirland zu destabilisieren. Zwei Männer werden festgenommen.

• Nach Meinung des nordirisches Erziehungsminister Martin McGuinness (Sinn Féin) wäre der Abbau der britischen Armeebasen im Grenzbereich zur Republik Irland die beste Strategie, dissidenten paramilitärischen Republikanern die Argumente zu nehmen. Einwände des britischen Nordirlandsekretärs Peter Mandelson, damit würde man weitere Attentate wie das von Omagh riskieren, weist er mit dem Hinweis zurück, dass all die Wachtürme, Posten, Soldaten und Helikopter in Süd Armagh eben dieses Bombenattentat nicht verhindert hätten.

• Ein Gerichtsfall aus Nordirland: Nach 47 Jahren im Gefängnis wird der 1953 wegen Mordes verurteilte Iain Hay Gordon, nun 68 Jahre alt, wegen Unschuld freigelassen.

• Das Erziehungsministerium wird 10.000 Sekundarstufenlehrern wegen der vergangenen Streikaktionen für fünf Tage das Gehalt streichen. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass ihn dieses im Rahmen der Verhandlungen mit ihrer Gewerkschaft später wieder nachgezahlt wird.

Dienstag, 19. Dezember 2000

• Die irische Zentralbank sieht Gefahr für die Wirtschaft. In ihrer bisher deutlichsten Warnung kritisiert sie die exzessive Kreditvergabe bei den Banken und äußert Besorgnis über die großzügige Ausgabenpolitik der Regierung.

• Nach vielen Jahrzehnten wird im kommenden Jahr ein Archiv mit Berichten von Zeitzeugen aus den Jahren der irischen Unabhängigkeitskämpfe (1916–1921) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es enthält insgesamt 1.800 Statements und Interviews auf über 36.000 Seiten. Die Berichte befanden sich bisher unter Verschluss, da viele der Interviewten sie nur unter der Bedingung gegeben hatten, dass sie erst nach ihrem Tod veröffentlicht werden dürften.

Montag, 18. Dezember 2000

• Die Europäische Kommission stellt EUR 2,7 Mrd. zur Verfügung, um in Nordirland das Wirtschaftswachstum zu unterstützen, die Arbeitskräfte zu qualifizieren und die Versöhnung zwischen den gesellschaftlichen Gruppen zu fördern. Knapp die Hälfte des Geldes geht an staatliche Stellen, die andere an private Initiativen.

• Eine Notiz aus Cork: Nach einem Bericht der Simon Community werden in der Weihnachtsnacht mehr als 100 Menschen ohne Herberge sein und auf den Straßen nächtigen. Die Organisation ruft dringend zu Deckenspenden auf, um denen, für die kein Platz in einem Obdachlosenhostel ist, zumindest eine Decke in die Hand drücken zu können.

• Mehr als 5.000 Menschen im Großraum Dublin mit seinen ca. 1,5 Mill. Einwohnern werden wegen Heroinsucht behandelt, mehr als 200 stehen auf der Warteliste. Man schätzt, dass insgesamt 13.000 Menschen im Raum Dublin Heroin nehmen.

Sonntag, 17. Dezember 2000

• Immer mehr Teenager übernachten auf Dublins Straßen. Dies ist nicht nur ein Problem mangelnder Unterkünfte. So weigern sich die meisten mit den staatlichen Health Boards in Kontrakt stehenden Hostels junge Menschen mit Drogenproblemen aufzunehmen, auch wenn noch Betten frei sind. “Wagenladungen von 14jährigen nächtigen auf Dublins Straßen”, erzählt Father McVerry, der mit obdachlosen Jungen arbeitet, und berichtet von einem Jungen, der in einer Gasse bei einer Temperatur von unter 0 Grad Celsius schlief. Bei der Erneuerung der Verträge sei es daher dringend erforderlich, dass das meiste Geld an Hostels fließt, die auch Drogenabhängige nicht außen vor lassen (s. auch 6. Dezember).

Sonnabend, 16. Dezember 2000

• Nach den Worten des Vorsitzenden der Irish Meat Association werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Rinderseuche BSE (Tests, Töten aller mehr als 30 Monate alten Rinder) den irischen Steuerzahler im kommenden Jahr umgerechnet ca. 1 Milliarde DM kosten.

Freitag, 15. Dezember 2000

• Die Ulster Defence Association (UDA) und Ulster Freedom Fighters (UFF) kündigen in Belfast die Beendigung ihrer seit August währenden Fehde an, die in den vergangenen Monaten sieben Menschenleben gekostet hat.

• Gegen drei Uhr am Nachmittag bricht im Dachgeschoss des Graduate Memorial Building des Trinity College in Dublin ein Feuer aus, während auf dem Hof die Kanzlerin der Universität und UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson in einer Zeremonie besonders erfolgreiche Abschlussstudenten auszeichnet. Die Flammen schlagen über zwei Meter hoch aus dem Dachgeschoss und die Feuerwehr braucht fast drei Stunden, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Menschen werden nicht verletzt, jedoch einige alte Aufzeichnungen der Philosophischen und Historischen Gesellschaft beschädigt.

• Mit 7 % im November erreicht die Inflationsrate in Irland ihren höchsten Wert seit 16 Jahren. Am stärksten stiegen die Hauspreise (28 %), gefolgt von den Tabakwaren (17,4 %,) und den Energiekosten (12,5 %.)

• Die Züge der DART zwischen Dalkey und Greystones verkehren wieder, nachdem die Folgen eines Erdrutsches (s. 11. Dezember). behoben wurden. Mehr als 1.000 t Erdreich mussten von den Böschungen um die Killiney Station entfernt werden.

Donnerstag, 14. Dezember 2000

• James Joyce kehrt in seinem Werk nach Dublin zurück, nachdem die irische Nationalbibliothek bei Christie’s in New York das Manuskript der Circe-Episode aus dem Ulysses hat ersteigern lassen. Der Preis: 1,4 Mill. Dollar.

• Die 17.000 Sekundarstufenlehrer weiten ihren Streik aus und stellen erstmals Streikposten vor Schulen auf. Derweil marschieren mehrere hundert Schüler, die ihre Abschlussexamen gefährdet sehen, zum Parlament.

• Am späten Abend bricht in einem Hostel der Heilsarmee in Dublins York Street, ein Feuer aus. Ernsthaft verletzt wird niemand, jedoch werden 23 Bewohner, die meisten davon Kinder, mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert.

• Die nordirische Polizei entdeckt in Belfast in einem Auto eine zündbereit Bombe. Zwei Männer, die von Augenzeugen am Wagen beobachtet wurden, werden verhaftet.

Mittwoch, 13. Dezember 2000

• Am Vormittag treffen Präsident Clinton und der britische Premierminister Tony Blair in Belfast mit den Vorsitzenden der im nordirischen Parlament vertretenden Parteien zusammen, wobei die DUP Ian Paisleys, die die Regierungsarbeit boykottiert, außen vorbleibt.

  Sein Vorschlag läuft auf einen Zeitplan hinaus, der mit der Verwirklichung der Polizeireform und einem Abbau der britischen Armeepräsenz in South Armagh beginnt und mit einer Waffenabgabe durch die IRA fortgesetzt wird. Besonders hervorgehoben wird, dass nach diesem Vorschlag der erste Schritt bei Großbritannien liegt.

  Später weist Clinton in einer 30-minütigen Rede vor 8.000 begeisterten Menschen in Belfast’s Odyssey Centre auf die Unumkehrbarkeit des nordirischen Friedensprozesses hin.

Dienstag, 12. Dezember 2000

• Am Vormittag trifft Bill Clinton mit Hillary und Tochter zu seinem dritten Besuch als Präsident in Dublin ein, während in Belfast irische und britische Regierungsvertreter in intensiven Gesprächen nach einem Weg aus der Sackgasse suchen, in der sich der nordirische Friedensprozess befindet. Bewegt weist Clinton darauf hin, wie wichtig es ist den Friedensprozess in Gang zu halten und wie sehr ihn die gegenwärtige Situation besorgt, und verspricht, in den restlichen Wochen seiner Amtszeit alles zu tun ihn anzukurbeln. Nach einem Pubbesuch und einem Einkaufsbummel mit dem Taoiseach in Blarney Wollen Mills in der Nassau Street reisen die Clintons am Abend weiter nach Belfast.

• Ein niedrigeres Bildungsniveau, schlechtere Beschäftigungsaussichten, hoher Drogenkonsum und frühe sexuelle Erfahrungen sind einem Bericht zufolge typisch für die Teenager in Dublins Innenstadtbereichen. Bei einem Interview von 100 Teenagern stellte sich heraus, dass 90 % die Schule ohne das Leaving Certificate und die Hälfte ohne das Junior Certificate verlassen haben. 60 % waren mindestens einmal von der Schule verwiesen worden und fast die Hälfte schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Durchgeführt wurde die Untersuchung von den Lourdes Youth Community Services (LYCS).

• Nach der Deregulierung des Dubliner Taxigewerbes, die in den vergangenen Wochen zu den Protesten und Ausständen der alteingesessenen Taxifahrer geführt hatte, berichtet die Polizei von Mobbingaktionen gegen neue Lizenzinhaber (erkennbar an der Nummer auf dem Dach der Taxis).

Montag, 11. Dezember 2000

• Mr. Tony Paget, ein Obdachloser, und ein schottischer, in Dublin tätiger Ingenieur, die am 3. Dezember (s.u.) den Fahrer eines in die Liffey gestürzten Bus vor dem Ertrinken gerettet hatten, werden von der Organisation Irish Water Safety mit dem ‘Just in Time Award’ ausgezeichnet. Die beiden Männer waren in den mit dem Vorderteil im Wasser hängenden Bus geklettert und hatten den bewusstlosen Fahrer bis zum Eintreffen der Feuerwehr über Wasser gezogen. Anschließend suchte Mr. Paget mit nasser Kleidung seinen Schlafplatz auf der Straße auf. Weder die Dubliner Busgesellschaft noch CIÉ haben bisher Kontakt zu den Männern gesucht. Mr. Paget sagte später, er sei glücklich gewesen helfen zu können, denn zwei seiner Brüder seien vor vier Jahren in der Liffey ertrunken.

• Nach Meinung von Prof. John FitzGerald vom Economic & Social Research Institute (ESRI) wird der gegenwärtige irische Spendier-Haushalt dazu führen, dass sich die bereits jetzt hohen Hauspreise im kommenden Jahr um weitere 5 bis 10 % verteuern werden.

• Umgefallene Bäume und ein Erdrutsch schränken den DART-Verkehr ein. In den nächsten Tagen werden zwischen Dalkey und Greystones keine Züge verkehren.

• Nach Last-Minute-Gesprächen am Morgen sagt das Gerichtspersonal bei der Generalstaatsanwaltschaft (siehe 7. Dezember) den angekündigten Streik vorläufig ab.

Sonntag, 10. Dezember 2000

• Auf dem EU-Gipfel in Nizza drängt Taoiseach Bertie Ahern den britischen Premierminister Tony Blair zu einer deutlichen Verringerung der britischen Streitkräfte in South Armagh, um so die Sackgasse im nordirischen Friedensprozess zu überwinden und die IRA ihrerseits zum Beginn der Waffenabgabe zu bewegen. Britische Sicherheitskreise sind dagegen.

• Detektive beschlagnahmen auf dem Bahnhof von Blackrock 18 Liebesbriefe von Éamon de Valera an seine Frau Sinéad, die zu einer Auktion nach Dublin gebracht werden sollten. Die Briefe wurden in der 70er Jahren bei einem Einbruch im Haus der de Valeras gestohlen. Die derzeitigen Besitzer hatten sie vor einiger Zeit in England erworben und nicht gewusst, dass es sich um Diebesgut handelte.

• Eine Geschichte für einen Sonntag: 23 Jahre nach seiner Suspendierung wegen ‘Ungehorsamkeit’ durch den damaligen Bischof von Dublin wird Father Michael Keane mit stehenden Ovationen in seiner Heimatgemeinde St. Jude’s empfangen und hält gemeinsam mit dem heutigen Bischof Eamonn Walsh eine Messe. Dabei entschuldigt sich Bischof Walsh für die all Kränkungen der vergangenen Jahrzehnte.

Sonnabend, 9. Dezember 2000

• Die Sekundarstufenlehrer beschließen auf ihrem Central Executive Council in Dublin ihre Streikaktionen im kommenden Jahr auszuweiten. Dabei geht es um die Forderung, die Grundgehälter um 30 % anzuheben. Ihr Ziel ist, dass vom 15. Januar an jede Schule im Land an mindestens einem Tag pro Woche geschlossen werden muss.

• Die Sinn Féin begrüßt den kommenden Besuch von US Präsident Bill Clinton in Irland. Nach den Worten des Vorsitzenden Mitchel McLoughlin weiß die Partei die Verdienste des amerikanischen Präsidenten bei der Suche nach einem Frieden in Nordirland zu schätzen; kein anderer US-Führer zuvor hätte sich so weitsichtig und konsequent damit befasst.

Freitag, 8. Dezember 2000

• Nach den Worten von Staatspräsidentin Mary McAleese ist der Selbstmord unter Jugendlichen eines der dringendsten Probleme der irischen Gesellschaft. Von 1976 bis 1997 stieg die Selbstmordrate bei bis zu 24jährigen von 7 auf 27 pro 100.000. Die Präsidentin sprach in Galway auf einer Konferenz zur Verhinderung von Selbstmord an Schulen.

• Der für den 15. und 22. Dezember angekündigte Streik der Bahn- und Schrankenwärter wird nach Gesprächen zwischen der Gewerkschaft SIPTU, des Bahnmanagements und der Labour Relations Commission vorläufig abgesagt. Zur Diskussion stehen Arbeitsbedingungen und Bezahlung. Auch die Krankenschwestern in der Notaufnahme des Dubliner Beaumount Hospitals haben ihre Dienst-nach-Vorschrift-Androhung bis zum 8. Januar zurückgestellt, nachdem das Management in einigen Punkten eingelenkt hat.

• Für die nächsten Tage sind Regen und Sturm angekündigt und der Wetterdienst warnt vor neuen Überflutungen. Mehrere Straßen und Teilstrecken zweier Eisenbahnlinien im Osten des Landes mussten bereits gesperrt werden.

Donnerstag, 7. Dezember 2000

• Nachdem der High Court eine Klage gegen den Regierungsbeschluss zur Deregulierung des Taxigewerbes zugelassen hat, wollen die meisten Dubliner Taxifahrer ihre Streikaktionen von heute Abend an vorläufig aussetzen.

• Doch schon tut sich eine neue Streikfront auf: Angestellte Anwälte und technisches Personal im Chief State Solicitor’s Office planen vom nächsten Montag an einen Streik. Nach Auskunft ihrer Gewerkschaft IMPACT hat sich ihre Arbeitsbelastung drastisch erhöht, ohne dass das Personal entsprechend verstärkt wurde. Streikposten vor den Gerichtshöfen und dem Criminal Assets Bureau sind geplant.

• Fans traditioneller irischer Musik machen sich auf nach Sligo, wo in der kommenden Woche drei Tage lang die besten Musikgruppen des Landes, darunter Dervish, Danú, Lunasa, Calica, Mike McGoldrick sowie Dezi Donnelly, Na Doirse und die Liz Doherty Band, aufspielen werden. Die Sessions finden von Sonntag bis Dienstag in der Factory statt, der Eintritt ist frei.

Mittwoch, 6. Dezember 2000

• Mit einem Steuersenkungs- und Ausgabenpaket in Höhe von IR£ 2 Mrd. rüstet sich die irische Minderheitsregierung nach Meinung ihrer Kritiker für mögliche allgemeine Wahlen im kommenden Jahr. Vor allem in den Kinderreichen sieht sie ein Wählerpotential. So steigt das Kindergeld für das erste und zweite Kind von umgerechnet 62 DM auf 168 DM, und vom dritten Kind an wird künftig statt umgerechnet ca. 75 DM 215 DM pro Monat gezahlt.

• Doch wer kassiert das Geld für die, die obdachlos auf Dublins Straßen übernachten? Nach Auskunft von Father Peter McVerry, der mit obdachlosen Jungen arbeitet, sind dies täglich zwischen 50 und 100 Kinder unter 18 Jahren, die Hälfte davon Mädchen. Insgesamt kam man bei einer Zählung im Oktober dieses Jahres auf 209 sogenannte Rough Sleepers auf Dublins Straßen, eine Steigerung um 60 % innerhalb von drei Jahren.

• Die größte Entlassungsaktion in Irland seit fast vier Jahren: Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Celestica entlässt Motorola in der Nähe von Dublin 750 Mitarbeiter.

Dienstag, 5. Dezember 2000

• Befürworter des nordirischen Friedensabkommens begrüßen verhalten eine Erklärung der IRA zum Friedensprozess in Nordirland. Darin erklärt sich die IRA grundsätzlich bereit ihre Waffen endgültig unbrauchbar zu machen und nennt drei Voraussetzungen: Die volle Verwirklichung der Reform der nordirischen Polizei, so wie sie von der Patten-Kommission (siehe auch 3. Dez.) vorgeschlagen wurde, die Schließung der britischer Militärbasen in Nordirland und einen Schutz für IRA Mitglieder, die sich einem Prozess vor nordirischen Gerichten entzogen haben.

• Nach einem Bericht leben etwa 6.000 Traveller, dies ist ein Viertel der irischen Traveller Community, mit ihren Wohnwagen auf Plätzen ohne Müllabfuhr, fließend Wasser, Toiletten, Elektrizität und Möglichkeiten zu duschen oder zu baden.

• Am Nachmittag blockieren mehrere tausend Lehrer die Molesworth Street vor dem Parlament und protestieren für ihre Forderung nach einem um 30 % höheren Grundgehalt.

Montag, 4. Dezember 2000

• Anlässlich der Veröffentlichung des diesjährigen Jahresberichts der Society of St. Vincent de Paul stellt deren Präsident Noel Clear fest, dass in Irland bei einer Bevölkerung von 3,7 Mill. Einwohnern 200.000 Menschen in Armut leben und 500.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter von ihrem Einkommen nicht leben können. Das Leben der armen Iren sei in nichts vergleichbar mit dem Leben derjenigen, die vom keltischen Tiger profitierten. Um die Armen zu unterstützen, wendet die Vereinigung wöchentlich IR£ 315.000 (ca. 780.000 DM) auf, trotz des neuen Reichtums der anderen Seite der irischen Gesellschaft.

• Zur Politikerfinanzierung in Irland. Sinn Féin Präsident Gerry Adams ist erbost über Überlegungen in der Regierung, Auslandsspenden an irischen Politiker und Parteien ganz zu verbieten. Der Hintergrund: keine andere Partei bekommt so viele Spenden aus den Vereinigten Staaten, von Oktober 1995 bis August 1999 waren dies allein umgerechnet ca. 5 Mill. DM.

• Der gesundheitlich angeschlagene SDLP-Vorsitzende und Friedensnobelpreisträger John Hume legt sein Mandat im nordirischen Parlament nieder. Beibehalten wird er sein Mandat im Europaparlament und in Westminster. Später am Tag führt Hume Gespräche mit dem Taoiseach über das weitere Vorgehen bezüglich der nordirischen Polizeireform.

Sonntag, 3. Dezember 2000

• Chris Patten, letzter Gouverneur Hongkongs, EU-Kommissar und früherer Vorsitzender der Kommission zur Reform der nordirischen Polizei, fordert die nordirischen Politiker auf, die Polizeireform nicht länger zum Spielball der Politik zu machen. Zum zweiten Mal in dieser Woche drängt er die nordirischen Nationalisten in den neuen Strukturen mitzuwirken.

• Auf einer Gedächtnisveranstaltung der Fine Gael anlässlich der Exekution von Führern des Osteraufstands von 1916 im Kilmainham-Gefängnis spricht der Parteivorsitzende John Bruton den Paramilitärs von heute das Recht ab, sich auf diese zu berufen. Die Anführer des Osteraufstands hätten gewusst, dass sie in den sicheren Tod gingen, während die heutigen Paramilitärs weit von Schuss seien, wenn ihre Bomben hochgingen.

• Am Abend stürzt ein nur mit dem Fahrer besetzter Dubliner Stadtbus nach einer Kollision mit einem Privatbus in die Liffey. Der Fahrer wird von der Feuerwehr aus dem mit dem vorderen Teil im Wasser hängenden Bus befreit, einige Fahrgäste des anderen Busses erleiden leichtere Verletzungen.

Sonnabend, 2. Dezember 2000

• An einer Veranstaltung zur Erinnerung an die Exekution von neun United Irishmen im Jahr 1798 nehmen neben einem Vertreter der SDLP auch Vertreter der Ulster Unionist Party und der DUP teil. Die United Irishmen hatten Ballymena, nachdem sie die britischen Truppen in einem Straßenkampf geschlagen hatten, am 7. Juni 1798 übernommen und drei Tage lang gehalten.

• Neues zur Streiklage: Die Dubliner Taxifahrer beschließen ihren Protest fortzusetzen, was bedeutet, dass zumindest noch bis Dienstag keine Taxis in der Hauptstadt verkehren werden. Derweil fordern die streikenden Lehrer andere Gewerkschaften auf, ihre für Dienstag geplante Demonstration vor dem Parlament zu unterstützten.

Freitag, 1. Dezember 2000

• Die Zahl der aufgedeckten BSE-Fälle ist im November um 25 gestiegen und liegt nun mit 129 neuen Fällen seit Anfang Januar so hoch wie noch nie in einem Jahr. Veterinäre sagen für das kommende Jahr eine Erhöhung der Steigerungsrate voraus. Auf das Essverhalten der Iren hat dies bisher kaum Einfluss gehabt.

• Der stellvertretende SDLP-Vorsitzende Séamus Mallon, gleichzeitig stellvertretender First Minister Nordirlands, trägt am Abend in Downing Street einen Sieben-Punkte-Katalog vor, über den man sich einigen müsse, bevor die SDLP in der neuen nordirischen Polizeibehörde mitwirken und nordirischen Nationalisten den Eintritt in den Polizeidienst empfehlen könne. Britischen Regierungskreisen zufolge, können alle Bedenken auf die eine oder andere Weise ausgeräumt werden.

• Was gibt es Neues von der Streikfront? Die Bahn- und Schrankenwärter, die vor Weihnachten noch zwei Streiktage angekündigt haben, stehen in Gesprächen mit Iarnród Éireann, in Nordirland sind Postmitarbeiter über neue Arbeitsbedingungen in den Streik getreten und die Mitarbeiter der Ulster Bank stimmen gerade über einen Streik ab. Nichts Neues im Moment von den Lehrern, dem Aer Lingus Kabinenpersonal und den Signälern bei der Eisenbahn. Wie es scheint, werden jedoch bald die Taxifahrer in Dublin wieder fahren, über deren Ausstand bisher noch nicht berichtet wurde.