Nachrichten aus Irland

Mai 2012

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Medien

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 31. Mai 2012

Während im Land über den EU-Fiskalpakt abgestimmt wird, bereitet sich die Grüne Armee auf die Eroberung Polens vor. Rund 10.000 Iren brechen nach Danzig auf, um ihre Mannschaft bei den Spielen der Fußball-Europameisterschaft zu unterstützen. Doch die Banken warnen: Sollten sie den Eindruck bekommen, dass Hausbesitzer in irischer Manier ihre Hypothekenzahlung im Juni aussetzen, um so die Reise nach Polen mitzufinanzieren, dürften sie keine Gnade erwarten. Auf rund 3.000 Euro werden die durchschnittlichen Kosten für den Polentrip geschätzt – ohne die Kosten für den Alkohol.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Der letzte Tag vor der Volksabstimmung über den EU-Fiskalpakt, und “sogar der Krieger Joe Higgins zeigt Zeichen von Erschöpfung”, schreibt der Irish Independent. Denn die Umfragen deuten darauf hin, dass die Wähler der ablehnenden Haltung des Vorsitzenden der Irish Socialist Party sowie der anderen Vertragsgegner mehrheitlich nicht folgen werden. Die Argumentation der Regierung scheint Früchte zu tragen. “Woher sollen denn die 14 Milliarden Euro für den öffentlichen Dienst, die Krankenschwestern und die Lehrer kommen, wenn uns die EU bei einer Ablehnung kein Geld mehr leiht”, fragt eine von ihm angesprochene Passantin. Joe setzt an und versucht, seine Überzeugung darzulegen, doch nach einer Minute oder so schüttelt sie den Kopf und geht weiter. Nicht viel besser ergeht es ihm mit anderen Shoppern auf Dublins Henry Street.
Kaltes und nasses Wetter führt zu Krankheiten und dem Ausfall von Arbeitskräften, sollte man meinen, doch die irischen Arbeitgeber haben in der vergangenen Woche die gegenteilige Erfahrung gemacht. Sommerliche, sonnige Tage liegen hinter uns, und die Zahl der Krankmeldungen stieg im Vergleich zu der vorhergehenden Woche um 77 %.
Bewleys vor sieben Jahren geschlossenes Café in der Westmoreland Street (rechts ein Foto aus dem Obergeschoss aus alten Zeiten), seit viktorianischen Zeiten eine Landmarke Dublins, bekam gestern neues Leben eingehaucht, wenngleich jetzt als Starbucks. Man sitzt nun ein klein wenig anders, doch das meiste vom Dekor und der Einrichtung blieb erhalten. “Bewley’s in der Westmoreland Street gehört zu unserem Kulturerbe”, so ein Besucher und fährt fort: “Was wir wollten ist, dass das Café vollständig wiederhergestellt wird, und das ist geschehen. Alle historischen Fenster blieben erhalten – die Leute haben ihre Job brillant gemacht.”

Dienstag, 29. Mai 2012

Bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze will Intel mit der Erweiterung seiner Produktionsstätte in Leixlip in der Grafschaft Kildare schaffen. 500 davon sollen zunächst neu eingerichtet, weitere 500 später aus den USA nach Irland verlegt werden.
Wie bei allen Wahlen üblich, wird auf den ‘entlegenen Inseln vor der irischen Küste’ zwei Tage vor dem Festland über den EU-Fiskalpakt abgestimmt. Jede bewohnte Insel bekommt ihr Wahllokal, so auch Inishbofin vor der Küste Donegals, die, soviel gilt schon jetzt als sicher, als einziger Stimmbezirk eine 100 %ige Wahlbeteiligung vermelden wird. Am Abend wurde durch zwei Beamte die Wahlurne wieder aufs Festland gebracht, nachdem der einzige Bewohner der Insel, der Musiker Barry Edgar Pilcher, seinen Stimmzettel eingeworfen hatte. Das Wahllokal hatte man in seinem Wohnzimmer eingerichtet.

Montag, 28. Mai 2012

Mit Zuckerbrot und Peitsche versucht die irische Regierung die Bevölkerung des Landes dazu zu bewegen, dem EU-Fiskalpakt beim Referendum am kommenden Donnerstag zuzustimmen, und malt für den Fall einer Ablehnung düstere Wirtschaftsaussichten an den Himmel. Im Fall einer Zustimmung hingegen, so Finanzminister Michael Noonan gestern auf seinem Werbefeldzug für den Vertrag, sei bei der Verabschiedung des kommenden Staatshaushalts mit weniger Belastungen für die Bürger zu rechnen, auch wenn er die Erleichterungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht spezifizieren könne.
Siehe a.: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12, 25.04.12, 01.05.12, 04.05.12, 08.05.12, 10.05.12, 18.05.12, 23.05.12
“Die Sinn Féin ist eine Partei, die langfristig denkt, und hat sich eine listige neue Strategie ausgedacht, um die größte Partei im Lande zu werden: sie rät ihren Mitgliedern so lange Babys zu bekommen, bis ihre Zahl die der Fine Gael übersteigt”, schreibt der Irish Independent in einem Kommentar zum SF-Parteitag in Killarney. So musste ihr Finanzsprecher und Senator Pearse Doherty seine angekündigte Rede am Samstagmorgen absagen, um zu seiner Frau zu eilen, die mit ihrem vierten Kind in den Wehen lag, während Peadar Tobin aus Meath mit Verspätung aus Coombe herbei eilte, wo seine Frau gerade seinen zweiten Sohn auf die Welt gebracht hatte, derweil die Sinn-Féin-Abgeordnete der Grafschaft Kerry Toirease Ferris ihren neugeborenen Sohn mit zum Parteitag brachte.

Sonntag, 27. Mai 2012

Ryanair-Chef Michael O’Leary meldet sich mit einem Vorschlag zur Lösung der irischen Wirtschaftsprobleme zu Wort. Im Rahmen eines Plädoyers für eine Zustimmung zum EU-Fiskalpakt kam von ihm gestern der folgende Vorschlag: “Ich bin ganz und gar dafür, die irische Wirtschaft von der deutschen Regierung steuern zu lassen. Ich denke, sie wird es zehnmal besser machen als irgendeiner der Politiker, den die Paddys in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren gewählt haben.”

Sonnabend, 26. Mai 2012

Von 166 auf 146 versprach die Fine Gael vor der letzten Wahl die Zahl der Sitze im Parlament zu senken. Nachdem die dazu eingesetzte unabhängige Kommission ihre Vorschläge zur Neugestaltung der Wahlkreisgrenzen vorgelegt hat, wurden aus den 146 deutlich mehr, nämlich 158. Seine Regierung unterstütze die Vorschläge, signalisierte gestern Abend der FG-Vorsitzende und Regierungschef Enda Kenny auch wenn sie nach Ansicht von politischen Experten zu Lasten seiner eigenen Partei gehen und der Fianna Fáil und Sinn Féin Gewinne bringen dürften. (s.a. 01.07.11)
“Braveheart Enda Kenny erklärt Schottland den Krieg”, schreibt Grainne Cunningham vom Irish Independent. Genauer gesagt der schottischen Whiskeyindustrie, als er gestern in Cork die mit sechzig neuen Arbeitsplätzen verbundene Erweiterung der Destille von Midleton einweihte. “Ich erinnere mich als Kind gelesen zu haben”, so der Regierungschef vor den Beschäftigten, “dass der irische Whiskey in der Zeit vor der amerikanischen Prohibition, der größte war. So lasst uns erneut in den Krieg gegen den Scotch ziehen – ich für meinen Teil werde dazu beitragen, so viel ich kann.” Wir wünschen ihm dazu eine robuste Leber.

Freitag, 25. Mai 2012

Weiterwarten oder Zuschlagen lautet die Frage, die sich potentiellen Hauskäufern derzeit stellt. Jeder nehme die Schlagzeile, die ihm gefällt: Hauspreise noch im Sinkflug, lautet die der Irish Times, Wohnungspreise in Dublin steigen weiter, heißt es bei BreakingNews. Beides ist zweifellos richtig, denn nach einem Anstieg im März um 0,2 % wurden Dubliner Wohnimmobilien im April um 0,5 % teurer, während die Hauspreise im übrigen Irland um durchschnittlich zwei Prozent sanken.
Noch liegen die Preise für Appartements in Dublin um 60 % unter denen vor fünf Jahren, bei Häusern in der Hauptstadt sind es 55 %. Im übrigen Irland zahlt man laut CSO zur Zeit im Schnitt 47 % weniger für ein Haus als im Februar 2007.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Der Insolvenzverwalter des zahlungsunfähigen, einst staatlichen irischen Telefonanbieters Eircom mit rund einer Million Festnetzkunden legte dem Commercial Court einen Rettungsplan vor, der über einen Zeitraum von fünf Jahren einen Arbeitsplatzabbau von 1.000 Stellen sowie Investitionen in Höhe von € 1,5 Mrd. vorsieht.
Ein britischen Appellationsgericht weist den Einspruch von Ryanair gegen die Einleitung eines Verfahrens durch das Office of Fair Trading gegen die Fluggesellschaft zurück. In ihm soll geklärt werden, ob der 29,8 %ige Anteil von Ryanair an Aer Lingus eine Wettbewerbsverzerrung darstellt und dem Interesse britischer Kunden schadet. Sollte das OFT zu diesem Schluss kommen, könnte Ryanair gezwungen sein, zumindest einen Teil ihrer Aer-Lingus-Aktien zu verkaufen. Ryanair hat bereits einen Einspruch vor dem obersten Gericht des Landes angekündigt.
Im Oktober 2006 hatte es die Europäische Kommission Ryanair untersagt, den übrigen Aktionären von Aer Lingus (darunter mit 25 % die irische Regierung) ein Übernahmeangebot zu machen, den Aktienbesitz selbst jedoch nicht beanstandet, da Ryanair mit ihm weder de facto noch de jure Aer Lingus kontrollieren könne.
Ehe diese Nachrichten am Wochenende in eine gut dreiwöchige Sommerpause gehen, hier noch einmal etwas aus der Verschenkkiste, der Krimi Ein Ring aus Blut, des irischen Dramatikers und Regisseurs Declan Hughes.
Die Zusammenfassung vom rückseitigen Buchdeckel: “Was begehrt man? Das, was man täglich sieht! Emily, die Tochter des renommierten Dubliner Zahnarztes Shane Howard, wird vermisst. Kurz darauf findet man dessen Ehefrau Jessica erstochen auf. Ist Shane der Täter, oder hat jemand eine Rechnung mit der Howard Dynastie zu begleichen? Bei seinen Ermittlungen stößt Privatdetektiv Ed Loy auf eine Mauer des Schweigens. Die Vergangenheit der Familie ist voller Geheimnisse, viele davon sind schmutzig, manche tödlich.” Die irische Originalausgabe des Buchs erschien 2007 unter dem Titel The Colour of Blood und wurde zu einem Bestseller.

Das neuwertige Taschenbuch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 01468 Moritzburg.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Ob Irland nach dem Auslaufen der derzeitigen Kredite von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfond weitere Hilfen braucht, wird im Vorfeld der Volksabstimmung über den EU-Fiskalpakt heftig diskutiert. Es ist noch nicht lange her, da zeigte sich der Regierungschef zuversichtlich, dass sein Land anschließend auf eigenen Beinen stehen werde, doch wird dies mittlerweile auch in Regierungskreisen in Zweifel gezogen. So gestern von der Staatsministerin für Europaangelegenheiten Lucinda Creighton, die im Rahmen der Kampagne Frauen stimmen mit Ja düster ausmalte, dass bei einem negativen Ausgang des Referendums dem Land benötigte weitere Hilfen von der EU verweigert werden könnten.
Siehe a.: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12, 25.04.12, 01.05.12, 04.05.12, 08.05.12, 10.05.12, 18.05.12
Trotz der Rezession ging es den irischen Bauern im vergangenen Jahr besser, meldet das staatliche landwirtschaftliche Forschungsinstitut Teagasc. Um 32 % stiegen die Einkommen der 95.000 Betriebe und lagen, die Nebenerwerbshöfe inbegriffen, mit durchschnittlich € 24.800 im Jahr so hoch wie nie zuvor. Mitgezählt wurden 20.000 Feierabend-Bauern, denen ihre Landwirtschaft weniger als € 5.000 einbrachte. Die Vollzeit-Farmer (15 %) erzielten mit ihren Betrieben im Schnitt Einnahmen 56.000 Euro. Die guten Bedingungen wurde von vielen genutzt, um Schulden zurückzuzahlen, und so sank die Verschuldung der Betriebe um 20 % auf insgesamt € 1,8 Mrd., dies sind rund 19.000 Euro pro Hof.
Ob der positive Trend anhält, wird von Teagasc bezweifelt, da die globalen Preise für einige landwirtschaftliche Produkte, insbesondere Milcherzeugnisse, sinken. Dennoch sehen die meisten Farmer mit Zuversicht in die Zukunft und wollen in diesem Jahr in der Summe € 660 Mio. investieren, vor allem in der Milchwirtschaft und im Ackerbau.

Dienstag, 22. Mai 2012

In ihrem Jahresbericht für 2011 weist die irische Zentralbank einen Gewinn in Höhe von € 1,2 Mrd. aus, von denen knapp eine Mrd. als Dividende an die Regierung überwiesen wird und in den irischen Staatshaushalt fließt. Das Gehalt des Präsidenten der Zentralbank Patrick Honohan sinkt im kommenden Jahr von 234.000 auf 213.000 Euro. Er fühle sich “unwohl” wegen der starken Zunahme der Zahlungsrückstände bei den Hypothekkrediten, so der oberste Währungshüter bei der Vorstellung des Jahresberichts, die von 6,3 % zu Jahresbeginn 2011 auf über 10 % gestiegen sind. Rund 75.000 Hausbesitzer sind mit mehr als drei Monatsraten in Rückstand.
Knapp 300.000 Euro waren einem anonymen Bieter gestern Abend auf einer Auktion die Orginial-Tuschzeichnungen des im vergangenen Monat im Alter von 95 Jahren verstorbenen irische Künstler Louis le Brocquy zum altirischen Epos An Táin Bó Cualinge wert. Anwesend war 84-jährige Dichter Thomas Kinsella, der das Epos vor mehr als einem halben Jahrhundert aus dem Altirischen ins Englische übertragen hatte. 1976 erschien es in der Übersetzung von Susanne Schaub mit allen Zeichnungen der Originalausgabe unter dem Titel Der Rinderraub im Heimeran Verlag und ist antiquarisch und zu moderaten Preisen weiterhin erhältlich.

Montag, 21. Mai 2012

Die irische Fluggesellschaft Ryanair meldet für das am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr einen Rekordgewinn. Der Gewinn stieg um 25 % auf € 503 Mio., der Umsatz um 19 % auf € 4,3 Mrd. Obwohl über den Winter 80 Maschinen am Boden blieben, stieg die Zahl der Passagiere um 5 % auf 75,8 Mio. Sechs neue Flugbasen wurden errichtet und 330 neue Verbindungen in den Flugplan aufgenommen. Profitiert hat Ryanair von der Aufgabe anderer Airlines wie Spanair und Malev (Ungarn), von denen sie Strecken übernommen hat. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet (erhofft?) der Vorstandsvorsitzende von Ryanair Michael O’Leary bei steigenden Kerosinpreisen die Einstellung des Flugbetriebs weiterer Mitbewerber.
Bleiben wir beim Fliegen. Wenn die irische Luftwaffe über den Mooren kreist, sucht sie nicht nach versteckten feindlichen Invasoren, sondern nach Bauern, die verbotenerweise auf ihrem Grund und Boden Torf stechen. Da das Air Corps mit ihren 24 Maschinen eher mager ausgestattet ist, sollen nun auch private Flug-Unternehmer angeheuert werden, um die Suche zu unterstützen. Eine absolute Vergeudung von Steuergeldern, protestiert als Sprecher der TCCA der unabhängige Abgeordnete Luke Flanagan und sieht die Torfstecher wie potentielle Mörder behandelt.
Siehe a.: 11.02.02, 08.12.02, 23.07.07, 15.08.08, 28.03.09, 18.08.09, 29.05.10, 22.02.11, 07.04.11, 14.04.11, 30.09.11, 21.10.11, 07.03.12

Sonntag, 20. Mai 2012

Der Abbau der Zahl der Beschäftigten im Bankensektor setzt sich fort. Um 1.000 (250 mehr, als zuvor angekündigt) will die Bank of Ireland die Zahl ihrer Mitarbeiter senken. Bei der AIB-Bank sind es 2.500 der bislang 14.000 Beschäftigten, die freiwillig gehen sollen. Wer länger als zwei Jahre beschäftigt ist, kann eine Abfindung von 10.000 Euro an aufwärts erwarten. Die Obergrenze für Abfindungen soll bei zwei Jahresgehältern, maximal jedoch 225.000 Euro liegen; für Beschäftigte im Alter ab 55 Jahren sind Anreize für die Frühpensionierung vorgesehen. Die Regierung drängt jedoch, nicht zu hohe Abfindungen zu zahlen, um finanzielle Erwartungen und Forderungen beim Abbau der Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu dämpfen.

Sonnabend, 19. Mai 2012

Um das Thema nicht aus den Augen zu verlieren: Von den geschätzt 1,6 Mio. Haushalten haben sich bislang erst 940.000 für die Zahlung der seit 1. April geltendenden jährlichen Haushaltsabgabe in Höhe von € 100 pro Jahr registrieren lassen. Die verbleibenden mehr als 600.000 haben womöglich beschlossen, von dieser Steuer nichts zu wissen. Woher sollten sie auch, denn persönlich angeschrieben und informiert (es gibt in Irland keine Einwohnermeldeämter und keine Meldepflicht) wurden sie nicht. Und wenn man kein Fernsehen schaut, keine Zeitungen liest und die Nachbarn nichts erzählen, weiß man nichts von der neuen Steuer. Noch wartet die Regierung ab.
Siehe auch: 16.12.11, 15.03.12, 21.03.12, 01.04.12

Freitag, 18. Mai 2012

Einige Verwirrung herrscht gestern Nachmittag, als Wirtschaftsminister Richard Bruton bei einer Debatte auf die Frage, was passieren würde, falls das Volk bei der Volksabstimmung über den EU-Fiskalpakt diesen ablehnen sollte, eine erneute Abstimmung zu einem späteren Zeitpunkt nicht auschloss, um “Irland aus einer mit dem Nein verbundenen Krisenlage herauszuholen”. Eine halbe Stunde später schob ihm einer seiner Berater einen Zettel zu, worauf er diese Aussage widerrief. Später am Abend versicherte der Wahlkampfleiter der Fine Gael für die Volksabstimmung, es werde anders als beim Referendum über die EU-Verfassung “unter keinen Umständen” eine Wiederholung geben.
Derweil steigt nach den letzten Umfragen in der Bevölkerung die Zustimmung zu dem Vertrag. Von 1.000 Befragten gaben zirka 60 % an, sie würden an der Volksabstimmung teilnehmen, von denen 50 mit Ja und 31 % mit Nein stimmen wollten. Die übrigen waren noch unentschieden.

Siehe a.: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12, 25.04.12, 01.05.12, 04.05.12, 08.05.12, 10.05.12
Die langjährige Vorsitzende der Progressive Democrats und als Gesundheitsministerin in den Augen der meisten Iren gescheiterte Mary Harney hat einen neuen Job im Aufsichtsrat von Biocon Ltd., Indiens größter Firma für Biotechnologie. Bei einem Jahresumsatz von € 450 Mio. beschäftigt die Firma rund 5.500 Mitarbeiter. Als Ministerin hatte Frau Harney im Jahr 2001 den Firmengründer Mazumdar Shaw zum Mitglied des Aufsichtsrat der Science Foundation Ireland ernannt. Frau Harney, so begründete dieser nun ihre Berufung, habe im Verlauf ihrer “illusteren politischen Karriere” eine weitreichende Gesundheitsreform initiiert und eine Schlüsselrolle dabei gespielt, Irland einem der wichtigsten IT-Zentren Europas zu machen.

Donnerstag, 17. Mai 2012

Glaubt man den Meinungsumfragen dieser Tage, nähert sich die Labour Party nach ihrem Hoch bei der letzten Parlamentswahl (19,4 %) in der Wählergunst wieder ihren traditionellen Werten von knapp über zehn Prozent. Zwischen 13 und 15 % der Erstpräferenzen geben ihr die Demoskopen noch, womit sie auf Platz vier zurückfällt, während sie in den letzten Jahrzehnten stets die drittstärkste Kraft im Lande war.
Auf Platz eins liegt mit Werten zwischen 32 bis 34 % weiterhin die jahrzehntelang zweitstärkste Partei Fine Gael, gefolgt nun von der einstigen Splitterpartei Sinn Féin mit 17 bis 18 % und der Fianna Fáil (von 1932 bis 2011 die stärkste Partei im Lande) mit 17 %. Für die unabhängigen Kandidaten und sonstigen Parteien sprachen sich in den Umfragen 17 zwischen 18 % aus. Knapp zwei Drittel zeigten sich unzufrieden mit ihrer Regierung.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Ein Streit über eine grünes Licht ist entbrannt, dass manche Dubliner Taxifahrer neben dem Taxizeichen auf ihrem Wagen haben. Nach Auskunft des Verbandes der Taxifahrer wollen einige Kollegen, es seien weniger als 50, damit anzeigen, dass sie gerade frei sind, doch heißt es unter der Hand, sie wollten damit zum Ausdruck bringen, dass der Fahrer ein Ire und kein Ausländer ist. Für letzteres spricht, dass an anderen Taxis Aufkleber mit der Information This Taxi is Irish gesichtet wurden, was sich nur auf die Nationalität des Fahrers beziehen kann, da in Irland keine Autos gebaut werden.
Verkehrsminister Leo Varadkar forderte gestern ein Ende dieser Praxis, die, so seine persönlichen Meinung, inhärent rassistisch und fremdenfeindlich sei. Nach Auskunft der National Transport Authority entsprechen Lichter neben dem Taxizeichen nicht den Auszeichnungs-Vorschriften und können mit Bußgeldern von bis zu 250 Euro geahndet werden, doch sehe man darin derzeit kein verbreitetes Problem.
Hier nun ein Buch aus der Verschenkkiste, das unverzüglich in meine eigene Bibliothek gewandert wäre, wenn dort nicht bereits eine Ausgabe stehen würde: Erinn – Keltische Sagen aus Irland, herausgegeben von Martin Löpelmann.
Das Buch beginnt mit dem Tagebuch eines deutschen Studenten, der im Jahr 1913 auf einem Kohlendampfer nach Schottland fuhr, um dort die englische Sprache zu studieren. In seinem Quartier machte er die Bekanntschaft mit einem irischen Altertumsforscher und seiner Nichte Mary, die ihn in eine Welt einführten, über deren Faszination er das Studium der englischen Sprache bald vergaß. Schließlich setzte er mit ihnen nach Irland über.

In seinem einführenden Tagebuch beschreibt Martin Löpelmann, denn er war jener Student, seine Tage mit Mary, die ihn auf langen Wanderungen in die irischen Mythologie einführte. Dreizehn Sagen erzählte sie ihm, die in Anschluss an das Tagebuch wiedergegeben werden. In sechsjähriger Arbeit wurden sie von ihm übersetzt und in einem rund 100 Seiten umfassenden Anhang kommentiert. Das Buch erschien zum ersten Mal 1944 in Brünn, wurde dann 1977 in der hier vorliegenden, sehr schönen Ausgabe im Eugen Diederichs Verlag neu aufgelegt. Spätere Neuausgaben scheinen gekürzt zu sein, denn sie umfassen rund 100 Seiten weniger.

Das in Leinen gebundene Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 31319 Sehnde.

Dienstag, 15. Mai 2012

Der stellvertretende irische Regierungschef und Außenminister Eamon Gilmore fordert ein Einfuhrstopp von Waren aus israelischen Siedlungen im Westjordan-Land, sollte Israel seine aggressive Siedlungspolitik, die eine politische Lösung des Konflikts unmöglich mache, nicht ändern. Zudem könnte “bestimmten extremistischen israelischen Siedlern” die Einreise in die EU verweigert werden. Dies sei nicht nur seine Privatmeinung, sondern auch die der irischen Regierung, die die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft im kommenden Jahr dazu nutzen könne, um auch diese Sache voranzubringen.
Innerhalb eines Jahrhunderts wurde aus dem größten Feind Irlands sein engster Verbündeter in der Welt – mit diesem Resümee begrüßte Taoiseach Enda Kenny die im Leinster House zu einer gemeinsamen zweitägigen Tagung versammelten Parlamentarier aus Großbritannien und Irland. Als einen der markanten Wendepunkte nannte er den “bahnbrechenden Irlandbesuch” der englischen Königin im vergangenen Jahr, ein sehr emotionales Ereignis für ihn und alle, die dabei gewesen seien, das die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seither noch weiter vertieft habe.

Montag, 14. Mai 2012

Gewinne in Höhe von insgesamt 90 Millionen Euro sind laut einer Presseveröffentlichung der Nationallotterie in den vergangenen fünf Jahren nicht abgeholt worden. Im vergangenen Jahr waren es 17 Millionen, wobei der höchste nicht reklamierte Einzelgewinn bei € 250.000 lag, gehörig zu einem im Hafenstädtchen Goery (5.300 Einwohner) in der Grafschaft Wexford gekauften Los, dessen Inhaber sich nicht gemeldet hatte. Nach den Statuten der Nationallotterie fallen nicht reklamierte Gewinne nach neunzig Tagen an die Lotterie zurück, die das Geld in Werbung und Sonderziehungen steckt. Sie machen rund zwei Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Rund 5.000 öffentliche Abfallkörbe gibt es in Dublin’s Fair City. Gab es, denn die Stadtverwaltung ist seit einem Jahr dabei, ihre Anzahl vor allem in den Wohnvierteln zu verringern. Rund zweihundert wurden mittlerweile abgebaut, zum Teil, weil sie kaum, und zu einem anderen, weil sie “zu sehr” genutzt wurden – “missbraucht von Anwohnern”, wie es aus der Stadtverwaltung heißt, die nicht geneigt sind für die privatisierte Müllabfuhr zu zahlen und ihren Hausmüll lieber “öffentlich entsorgen”.
Siehe auch: 24.01.12, 15.02.12, 16.02.12

Sonntag, 13. Mai 2012

Hier und da gibt es sie noch, die kleinen unabhängigen Zeitungen, und heute feiert eine von ihnen, der Tuam Herald, ihren 175. Geburtstag und ist damit die fünftälteste Zeitung des Landes. Ihr Gründer war der 27-jährige Geschäftsmann Richard Kelly aus Loughrea in der Grafschaft Galway, ein Unterstützer von Daniel O’Connell und seiner Kampagne für die katholische Emanzipation und Aufhebung der Union mit Großbritannien.
Am 13. Mai 1837 erschien zum Preis von fünf Pence die erste Ausgabe, wobei die meisten Artikel aus anderen Publikationen übernommen wurden, darunter der über eine Frau, deren Baby von einem Schwein gefressen worden war. Heute erscheint die Zeitung in Tuam und Umgebung mit einer wöchentlichen Auflage von 8.700 Exemplaren. Das Städtchen Tuam hat rund 6.000 Einwohner.

Sonnabend, 12. Mai 2012

Nach der Veröffentlichung einer von der EPA vorgelegten Vorstudie der Universität von Aberdeen versichert der Minister für Rohstoffreserven Pat Rabbitte, dass er in Irland keine Genehmigung zur Erdgasförderung durch Fracking oder zu Erkundungen durch Bohrungen geben werde, ehe nicht detaillierte wissenschaftliche Analysen und Gutachten vorliegen. Eine solche Untersuchung werde er im Herbst mit der EPA in Auftrag geben.
Beim sogenannten Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Druck in den Boden gepresst werden um das Erdgas aus den Felsschichten freizusetzen. Amerikanische Studien, die das als unbedenklich für die Umwelt bewerten, lassen sich nach der Voruntersuchung aufgrund unterschiedlicher geologischer Voraussetzungen nicht auf Europa und Irland übertragen. Es gebe erhebliche Bedenken bezüglich einer Gefährdung des Grundwassers, heißt es in dem Bericht.

Siehe auch: 11.01.12, 19.01.12, 02.02.12

Freitag, 11. Mai 2012

Wegen der Kürzung der Zuweisungen von Seiten des Familienministeriums wird an mehreren Berufskollegs die bislang kostenlose oder sehr preiswerte Kinderbetreuung eingestellt; die dort beschäftigten Mitarbeiter sollen künftig mit Verwaltungsaufgaben betreut werden. Geschlossen werden Kinderkrippen in Kollegs von Cork, Clare, Limerick, Carlow und Dublin mit insgesamt 72 Plätzen. Gestern protestierten zwanzig Studierende mit ihrem Kindern, Lehrern und lokalen Abgeordneten vor dem Dubliner Ballyfermot College of Further Education gegen die Einstellung der Kinderbetreuung und erklärten, dass sie in dem Fall ihre Ausbildung nicht fortsetzen oder abschließen können.
“Die sind ja bescheuert”, meinte gestern ein Mitglied eines parlamentarischen Ausschuss des Landwirtschaftsministerium zu einem Vorschlag aus dem Gesundheitsministerium, nach dem Werbung für Käse im Umfeld von Kindersendungen im Fernsehen künftig verboten wäre. Dahinter steht die Idee, Kinder vor Werbung für ‘ungesunde Nahrung’ – worunter alle Lebensmittel mit viel Fett, Salz oder Zucker eingeordnet werden – zu schützen. Und Käse enthält nun einmal viel Fett. Die Einordnung von ‘gesunden’ und ‘weniger gesunden’ Lebensmitteln allein nach diesen Kriterien wurde bereits von mehreren unabhängigen Organisationen und Experten kritisiert. “Vom Ansatz her falsch”, urteilte vor dem Komitee die Vorsitzende des National Dairy Council, in dem sich Vertreter aus Landwirtschaft, Milchwirtschaft und der Coop-Märkte zusammengefunden haben.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Im Rahmen des Werbefeldzugs der Regierung für die Zustimmung zum EU-Fiskalpakt nennt Taoiseach Enda Kenny vor einer Versammlung von Wirtschaftsorganisationen im Dubliner Shelbourne Hotel das Referendum am 31. Mai “wichtiger für Irland als die letzte Parlamentswahl”, denn bei der Wahl sei es nur um die kommenden fünf Jahre gegangen, während hier um die Zukunft Irlands für einen sehr langen Zeitraum auf dem Spiel stehe. Es gehe um die Entscheidung Irlands, nicht um das, was andere Nationen meinen. In ganz Europa habe nur das irische Volk das Recht, selbst über den Vertrag zu entscheiden. Und muss diese Entscheidung dann auch selbst verantworten.
Heute Vormittag will der Regegierungschef mit dem künftigen französischen Präsidenten François Hollande über die Bedeutung des Vertragsinhalts für Irland telefonieren.

Siehe a.: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12, 25.04.12, 01.05.12, 04.05.12, 08.05.12
Verkehrsminister Leo Varadkar kündigt an, den unter immer weniger Flugverbindungen leidenden Flughafen von Shannon aus der Verwaltung der Dublin Airport Authority DAA auszugliedern, parallel dazu Shannon Development aufzulösen und eine Reihe von Zuständigkeiten der Agentur anderen Einrichtungen zu übergeben, und die verbliebenen Aufgaben von Shannon Development mit dem künftigen Flughafenbetreiber in einer neuen halbstaatlichen Einrichtung zusammenzuführen. Die Flughäfen von Dublin und Cork sollen, anders als ursprünglich geplant, dauerhaft in einer Hand von DAA betrieben werden, deren Name entsprechend geändert wird.
Der Vorstandsvorsitzende von Ryanair kritisiert die Entscheidung und spricht von einer verpassten Chance. Die Zukunft des Flughafen von Shannon lässt sich seiner Meinung nach nur sichern, wenn die Regierung Nägel mit Köpfen macht und ihn verkauft – wobei er als Käufer Ryanair im Auge haben dürfte.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Mehr als einhundert historische Gebäude der irischen Hauptstadt sind vom Verfall bedroht, da der Stadtverwaltung die Mittel für den Denkmalschutz gekürzt wurden. Während der Stadt Dublin im Jahr 2010 noch € 622.000 zugewiesen wurden, mit der Besitzer historischer Gebäude für erhaltende Maßnahmen unterstützt werden konnten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 80.000 Euro. Im laufenden Jahr stehen für ganz Irland 500.000 Euro aus einem Programm der Regierung zu Verfügung, wobei unabhängig von der Einwohnerzahl jede Grafschafts- und Stadtverwaltung für maximal zwei Projekte Zuweisungen beantragen kann. Dies sind in Dublin, wo auf der Liste der vom Verfall bedrohten historischen Gebäude 110 Objekte stehen, gerade einmal 1,8 %.
Heute fische ich etwas in englischer Sprache aus der Verschenkkiste, The Picador Book of Contemporary Irish Fiction, herausgegeben von Dermot Bolger.
Eine Sammlung von fünfzig zeitgenössischen irischen Geschichten und Romanauszügen, wobei sich der Begriff ‘zeitgenössisch’ auf das Jahr 1994 bezieht, in dem die Anthologie mit Werken von John Banville, Samuel Beckett, Roddy Doyle, Molly Keane, Patrick McCabe, John McGahern, Brian Moore, Edna O’Brien, Joseph O’Connor, Colm Tóibín, William Trever und Robert McLiam Wilson und vielen anderen, die aufzuzählen mir zuviel wird, entstand. “After five hundred-odd pages [the reader] will understand that on the island of Ireland there live both men and women, heterosexuals and homosexuals, Catholics and Protestants, Nationalists and Unionists, Communists and Fascists, people who believe they are Irish and people who believe they are British. That is the message of this marvellous collection”, schrieb seinerzeit der Daily Telegraph.

Das Taschenbuch von 560 Seiten geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 45663 Recklinghausen.

Dienstag, 8. Mai 2012

Noch vor wenigen Tagen sah es so aus, als habe die Parteiführung der Fianna Fáil, bezüglich der Einschätzung des EU-Fiskalpakts im Streit mit ihrem prominenten Mitglied und bis März stellvertretenden Vorsitzenden Éamon Ó Cuív, mit diesem einen Waffenstillstand ausgehandelt, doch nun gibt es eine neue Zuspitzung. Ein “aufgebrachter Mr. Ó Cuív”, schreibt heute die Irish Times, habe sie gestern Abend kontaktiert und mitgeteilt, der Fraktionsvorsitzende der Fianna Fáil im Parlament habe ihn vor die Wahl gestellt, die Partei zu verlassen oder ihrer Position zu folgen.
“Jeder von uns”, habe Ó Cuív aus dem Brief des Fraktionsvorsitzenden zitiert, “hat vor der letzten Wahl bei seiner Nominierung durch die Partei die Verpflichtung unterzeichnet, die klaren und alteingeführten Parteiregeln einzuhalten. Es ist nicht zulässig, dass einzelne Parteimitglieder nach ihrem Gutdünken Kampagnen führen, die von einer von der Fraktion formell angenommenen Position abweichen.” In dem Brief habe die Parteiführung zwar sein Angebot angenommen, nicht auf öffentlichen Veranstaltungen Stimmung gegen den Fiskalpakt Stimmung zu machen, doch, so heiße es weiter, könne die Partei darüber hinaus “keine Medienveröffentlichungen [von ihm] akzeptieren, mit denen ein Nein bei der Abstimmung am 31. Mai gefördert werde”.

Nachtrag: Er habe eine ‘monumentale Entscheidung’ zu treffen, hatte Ó Cuív düster angekündigt. Und was wurde daraus? Er will es seiner Fianna Fáil – dass sein Großvater sie begründet hat, wissen wir mittlerweile zu Genüge – nun doch nicht antun, ohne ihn auskommen zu müssen, lässt er heute Abend mitteilen. The Long-winded Fella nennt ihn die Irish Times in Anlehnung an den Spitznamen seines Großvaters.
Zum gleichen Thema, der Volksabstimmung über den EU-Fiskalpakt. Forderungen, diese nach dem Wahlsieg des sozialistischen Präsidentschaftskandidaten in Frankreich auszusetzen, wies der stellvertretende irische Regierungschef und Außenminister Eamon Gilmore gestern Abend vor seinem Rückflug aus Paris zurück, wo er als Vorsitzender der Irish Labour Party dem Sieger gratuliert hatte. François Hollande, so Gilmore, trage sich keineswegs mit der Absicht, den Vertrag aufzuschnüren, sondern es gehe ihm darum, mit begleitenden Maßnahmen das Wirtschaftswachstum zu fördern. Wirtschaftswachstum und Stabilität würden sich nicht ausschließen, im Gegenteil, und der neue französische Staatspräsident habe klargestellt, dass er die Haushaltsdisziplin unterstützte.
Siehe a.: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12, 25.04.12, 01.05.12, 04.05.12

Montag, 7. Mai 2012

Der große Saal im Dubliner Regency Hotel dürfte mit seinen 735 Plätzen kaum ausreichen, um die Interessenten an einer von der Association of Catholic Priests (ACP) einberufenen Konferenz zur Zukunft der Kirche Irlands zu fassen. Laien und Priester wollen in den kommenden Tagen über dieses Thema diskutieren. Auch Bischöfe sind eingeladen, über Zusagen ist bisher nichts bekannt.
Der Termin war im Februar festgelegt worden und die Räumlichkeiten schienen mehr als ausreichend, doch nach dem Maulkorb aus dem Vatikan für Priester aus dem Vorstand der Vereinigung und den jüngsten Enthüllungen über die Verwicklung des heutigen Primas der katholischen Kirche Irlands Kardinal Seán Brady in den Kindesmissbrauchs-Skandal überschlugen sich in den vergangenen Tagen die Anmeldungen.
Derweil fordert Dublins Erzbischof Diarmuid Martin eine unabhängige Untersuchung des Skandals um den 1997 verstorbenen Priester Fr. Brendan Smyth, der dank seiner Stellung und der Vertuschung von gegen ihn erhobenen Vorwürfen durch seine Vorgesetzten in einem Zeitraum von vierzig Jahren etwa neunzig Kinder sexuell missbrauchen konnte. Eine konkrete Rücktrittsforderung an den in den Skandal verwickelten Primas der katholischen Kirche Irlands war ihm allerdings nicht zu entlocken. Er habe noch nie jemanden zum Rücktritt aufgefordert, erklärte er, und werde es auch nie tun. Die von den Vorwürfen Betroffenen müssten in sich gehen und ihre Entscheidung selbst treffen.
Siehe auch: 01.12.11, 03.05.12, 05.05.12

Sonntag, 6. Mai 2012

Eine neue Flugverbindung zwischen Deutschland und Irland ist an den Start gegangen. Seit gestern und noch bis Ende September fliegt die Deutsche Lufthansa an jedem Sonnabend von Düsseldorf nach Knock und zurück. Mehr als 2.000 zusätzliche Besucher, glaubt die lokale Tourismusbranche, werden so nach Westirland kommen und eine Million Euro im Land lassen.

Sonnabend, 5. Mai 2012

Der Druck auf den Erzbischof von Armagh und Primas der katholischen Kirche von ganz Irland Kardinal Seán Brady erhöht sich, derweil Spekulationen kursieren, der Vatikan könne ihm zur Entlastung und Übernahme des ‘Tagesgeschäftes’ als designierten Nachfolger einen Co-Adjutor Archbishop zuordnen, der ihn beim Erreichen der Altersgrenze in zwei Jahren ablösen würde. Damit, so der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift Irish Catholic, gäbe man dem Kardinal die Chance sich langsam zurückzuziehen, ohne ihm den Eindruck zu vermitteln, aus dem Amt gejagt zu werden.
Etwas Ähnliches geschah in der katholischen Kirche Irlands im Jahr 2003, als der Vatikan den wegen der Vertuschung von Kindesmissbrauchsfällen ins Gerede gekommenen damaligen Erzbischof von Dublin Kardinal Desmond Connell den – da seit frühen Priestertagen außerhalb des Landes tätig – von den Skandalen in der irischen Kirche unberührten Bischof Diarmuid Martin als designierten Nachfolger und Co-Adjutor Archbishop von Dublin zur Seite stellte. So konnte der Kardinal ein Jahr später ‘in Ehren zurücktreten’, und das Amt des Dubliner Erzbischofs ging auf seinen Co-Adjutor über.

Derweil weist das Pressebüro der katholischen Bischöfe einen Bericht zurück, Kardinal Seán Brady habe vor zwei Jahren dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Tatsache sei, dass der Kardinal im Jahr 2010 um ‘bischöfliche Unterstützung’ gebeten habe, eine Anfrage, die nun reaktiviert worden sei. (s.a. 01.12.11, 03.05.12)

Freitag, 4. Mai 2012

Nach Aussage ihres Vorsitzenden Micheál Martin hat sich die mit den Regierungsparteien für den EU-Fiskalpakt eintretende Fianna Fáil mit ihrem den Vertrag ablehnenden, früheren stellvertretenden Vorsitzenden Éamon Ó Cuív dahingehend geeinigt, dass sie keine weiteren disziplinarischen Maßnahmen gegen ihn ergreift und Ó Cuív im Gegenzug unabhängig von seiner privaten Meinung in der Öffentlichkeit und den Medien keine Stimmung gegen den Vertrag macht. Anschließend versuchte der FF-Vorsitzende den Streit mit seinem ehemaligen Stellvertreter herunterzuspielen und verglich ihn mit dem Alltag in irischen Familien. Bei einem Schuldenstand von € 1,7 Mio. will die Fianna Fáil bis zu 150.000 Euro in ihre Kampagne investieren, mit der sie in der Bevölkerung für die Zustimmung bei dem Referendum am 31. Mai wirbt.
Siehe auch: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12, 25.04.12, 01.05.12

Donnerstag, 3. Mai 2012

Erneut werden Forderungen nach dem Rücktritt von Irlands oberstem Kirchenfürsten Kardinal Seán Brady laut, nachdem in einer von der BBC ausgestrahlten Dokumentation ein Opfer des wohl berüchtigsten irischen Kinderschänders im Priesteramt Fr. Brendan Smyth offenbart hatte, dass er 1975 als Vierzehnjähriger dem heutigen Kardinal in einem Gespräch erzählt hatte, dass Smyth seines Wissens fünf weitere Kinder missbrauche. Die Information wurde weder an die Familien der Kinder noch an die Polizei weitergeleitet.
Nach der Ausstrahlung der Sendung forderte der irische Regierungschef Enda Kenny den Kardinal gestern Nachmittag auf, über den Bericht “zu reflektieren”. Deutlicher drückte sich sein Stellvertreter und Außenminister aus. Wer in der Kirche vom Kindesmissbrauch gewusst und nicht gehandelt habe, so Eamon Gilmore von der Labour Party, dürfe seiner Meinung nach keine verantwortliche Position in ihr wahrnehmen und müsse zurücktreten.

Der heutige Kardinal der Erzdiözese Armagh und Primas der katholischen Kirche Irlands war damals Mitglied der Kommission, die Vorwürfen gegenüber dem Priester nachging, sieht die Verantwortung jedoch bei seinen damaligen Vorgesetzten, die nicht verhindert hatten, das Smyth weitere achtzehn Jahre lang Kinder als Priester missbrauchen konnte. Nach den Regeln der Kirche ist der Kardinal verpflichtet, beim Erreichen seines 75. Lebensjahres im Jahr 2014 dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. (s.a. 01.12.11)
Wie gestern Abend gemeldet wurde, haben sich die in der Gewerkschaft SIPTU organisierten, im Dezember entlassenen Vita-Cortex-Arbeiter nach einem 139-tägigen Sitzstreik mit ihrem Arbeitgeber über eine Abfindung geeinigt. Die Einigung wurde von allen Seiten akzeptiert, wobei über die Einzelheiten strenges Vertrauen vereinbart wurde.
Siehe auch: 27.12.11, 21.01.12, 04.02.12, 13.02.12, 13.03.12, 31.03.12, 28.02.12
Knapp 1.100 Angestellte der verstaatlichten Banken AIB und IBRC (ehemals Anglo Irish Bank) sowie Permanent TSB erhalten nach Auskunft von Finanzminister Michael Noonan auf eine Anfrage der Opposition ein Grundgehalt von mehr als 100.000 Euro im Jahr, bei 57 von ihnen liegt es über 200.000 Euro.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Auf einer kleinen Insel im Dubliner Phoenix Park unweit der Residenz des irischen Staatspräsidenten, des Hauptquartiers der irischen Polizei und der amerikanischen Botschaft wird als Milchkanne getarnt eine 20kg-Bombe entdeckt, die größte, die seit Jahrzehnten in der Republik gefunden wurde. Nach Ansicht der Polizei ist sie zu groß und gekonnt konstruiert, um das Werk üblicher krimineller Gangs zu sein. Eher gehe man von einem Werk dissidenter Republikaner aus, die sie im Raum Dublin gebaut und dort gelagert hatten, um sie später in Nordirland zum Einsatz zu bringen.
Mit einer heute in Kraft getretenen Erhöhung der zulässigen Verkaufsfläche für Supermärkte will die Regierung das Land für Investitionen durch internationale Ketten interessanter machen; im Gegenzug wurde die Zahl möglicher Standorte für große Möbel-, Elektro- und Gartenmärkte reduziert. Nach den neuen Richtlinien dürfen Supermärkte in Dublin statt 3.500 nun bis zu 4.000 m² groß sein; in Cork, Galway und Limerick wurde die maximale Größe von 3.000 auf 3.500 m² heraufgesetzt.
Zum Monatsbeginn wieder einmal etwas aus meiner Verschenkkiste: Meines Vaters Sohn, der zweite Teil der Autobiografie Frank O’Connors.
1903 als Michael O’Donovan in Cork geboren lernte Frank O’Connor nach eigenen Angaben “mit der Leidenschaft des Autodidakten Sprachen und studierte die Literaturen der Zeiten und Völker”. Im Bürgerkrieg kämpfte er gegen Michael Collins auf republikanischer Seite, wofür ihn der neugegründete Freistaat einsperrte. Nach seiner Entlassung war er Bibliothekar, wurde dann Direktor des Abbey Theaters und einer der erfolgreichsten irischer Schriftsteller seiner Zeit. Er starb 1966. Der hier vorliegende zweite Teil seiner Autobiografie – der erste Teil erschien 1961 unter dem Titel Einziges Kind – wurde nach dem Tod des Autors von Prof. Maurice Sheehy vom University College Dublin aus Entwürfen und Fragmenten zusammengestellt und erschien 1968. Er beginnt mit seiner Entlassung aus der Haft im Jahr 1924.

Das Taschenbuch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Es war extrem knapp. Das Buch geht an eine Leserin aus 49453 Wetschen, die sich mit weniger als einer Minute Vorsprung vor dem nächsten Interessenten um kurz vor 11 Uhr als Erste meldete.

Dienstag, 1. Mai 2012

Die Befürworter und Gegner des EU-Fiskal-Paktes starten ihre Kampagnen für die Volksabstimmung am 31. Mai. Während die Gegner des Vertrags, darunter mehrere große Gewerkschaften, die Sinn Féin und die Socialist Party, für den Fall einer Zustimmung eine jahrzehntelange Massenarbeitslosigkeit und -auswanderung vorhersagen, sieht das die Regierung genau umgekehrt, und Finanzminister Michael Noonan droht seinem Volk recht unverhohlen damit, dass im Fall einer Ablehnung im kommenden Jahr mit weiteren dramatischen Einschnitten beim Staatshaushalt zu rechnen ist, da es in dem Fall kaum noch Chancen auf weitere Kredite des Internationalen Währungsfonds gebe.
Zumindest die irischen Bauern haben das verstanden, und so fordert ihr Verband IFA seine Mitglieder auf, am 31. Mai mit Yes zu stimmen. Dem schließt sich der Dachverband der irischen Coop-Märkte und Viehhändler ICOS an.

Siehe auch: 30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12, 29.02.12, 01.03.12, 06.03.12, 28.03.12, 19.04.12, 23.04.12, 25.04.12
Um 32 % auf knapp 4.400 ist bei einer Nenn-Kapazität von etwa 1.500 die Zahl der in irischen Gefängnisse einsitzenden Häftlingen in den vergangenen fünf Jahren gestiegen, während die Zahl der Mitarbeiter auf gut 3.300 gesunken ist. Nun will Justizminister Alan Shatter Platz schaffen, indem er in den nächsten drei Jahren insgesamt 1.200 Straftäter mit Haftstrafen von bis zu acht Jahren zur Bewährung auf freien Fuß setzen will, wobei er verspricht, jeden Fall einzeln zu prüfen, so dass von ihnen keine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht. “Unsere Gefängnisse sind nicht als Depots für Straftäter gedacht” erläuterte er gestern, und er wolle den Schwerpunkt künftig mehr auf Rehabilitation legen.
Zugleich kündigte er für die kommenden dreieinhalb Jahre bei gleichzeitiger Erhöhung der Kapazitäten eine Überholung der irischen Gefängnisse an und verspricht, in dieser Zeit sämtliche Zellen mit sanitären Einrichtungen zu versehen.

Nachrichten aus Irland – Mai 2012