Nachrichten aus Irland

November 2007

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 30. November 2007

Rund 2,1 Mio. Arbeitnehmer gibt es in Irland. Von diesen haben, so Finanzminister Brian Cowen auf Nachfrage des Labour-Abgeordneten Ciaran Lynch, schätzungsweise knapp anderthalb Millionen ein Jahreseinkommen von weniger als € 38.000. Fast Dreiviertel der irischen Arbeitnehmer verdienen also weniger, als allein die letzte Gehaltserhöhung des Regierungschefs ausmacht. (s.a. 26.10.07)
Ein paar Zahlen zu den Religionsgemeinschaften in Irland. An erster Stelle liegt, wenngleich prozentual leicht rückgängig, mit rund 3,7 Mio. Mitgliedern unangefochten die katholische Kirche, gefolgt von der Church of Ireland, die auf 126.000 Mitglieder kommt. An die dritte Stelle sind mit 33.000 Gläubigen die Moslems aufgerückt, gefolgt von den Presbyterianern (24.000), Orthodoxen (21.000) und Methodisten (12.000).

Donnerstag, 29. November 2007

My Goodness, My Guinness – hallte es gestern auch von einem Hof der Guinness Brauerei in Dublin. Ein Mann fuhr mit einer LKW-Zugmaschine vor, setzte sie unter einen mit 450 Guinness-, Budweiser- und Carlsberg-Fässchen beladenen Aufleger, befestigte ihn und machte sich mit seiner Fracht in der nachmittäglichen Rushhour von dannen. Seither hat man nichts wieder von ihm gehört. Für die nächste Zeit dürfte er genug zu trinken haben: 40.500 Pints, für die man im Pub rund 160.000 Euro zu zahlen hätte, lassen sich aus ihnen zapfen.
Mit einer solchen Verurteilung mag man als Aushilfe im Supermarkt nicht tragbar sein, für die Tätigkeit eines Abgeordneten im Grafschaftsrat hingegen ist sie kein Hinderungsgrund: Wegen Unterschlagung und Diebstahl in Zusammenhang mit der Veruntreuung öffentlicher Gelder in sieben Fällen war der Abgeordnete Michael ‘Stroke’ Fahy im März zu einem Jahr Gefängnis und Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von € 75.000 verurteilt worden. Nun wurde er, nachdem er die Wiederaufnahme seines Verfahrens durchgesetzt hatte, gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen. Es stehe ihm frei, verlautete der Galway County Council, seine Funktionen im Grafschaftsrat wieder wahrzunehmen.
Im County Westmeath Sport zu treiben, scheint auch weiterhin nicht angeraten zu sein. Gestern Abend brach ein Student des Athlone Institute of Technology beim Basketballspiel zusammen und verstarb kurz darauf. (s.a. 07/08.09.07)

Mittwoch, 28. November 2007

Am Abend weist das Parlament den von der Labour Party eingereichten und Fine Gael unterstützten Misstrauensantrag gegen Gesundheitsministerin Mary Harney mit 83 zu 73 Stimmen zurück. Auslöser für den Antrag war der Skandal bei den Brustkrebs-Untersuchungen am Midlands Regional Hospital in Portlaois (s. 25.11.07). Zuvor hatte Taoiseach Bertie Ahern allen Abgeordneten seiner Partei, die nicht für die Ministerin stimmen, den Ausschluss aus der Fianna Fáil angedroht.
Nach der Abstimmung trat der FF-Abgeordnete Ned O’Keeffe aus Ost-Cork, ein Kritiker der Gesundheitspolitik der Regierung, dem die Partei einen Diskussionsbeitrag bei der Debatte verweigert hatte, aus seiner Fraktion aus (s.a. 03.10.07).
Wohin nur mit den Unterlagen, stöhnen die Grundschulen. Nach gestern von der Erziehungsministerin veröffentlichten neuen Richtlinien des NCCA müssen die Schulen von nun an sämtliche Tests und Beurteilungen bis zum 21. Lebensjahr der Schüler sicher und jederzeit zugreifbar aufbewahren. Da einige Schüler bereits im Alter von vier Jahren eingeschult werden, sind das bis zu 17 Jahre. Dies bedeute, berechnete ein Lehrer, dass in jedem Klassenraum der schon jetzt oft aus den Nähten platzenden Schulen bis zu neun Aktenschränke aufgestellt werden müssen.
Into the West zog gestern wieder einmal der Schauspieler Gabriel Byrne, rechts auf einem DVD-Cover zum gleichnamigen Film, diesmal um an der Universität Galway die Ehrendoktorwürde in Empfang zu nehmen. Seine verstorbene Mutter, die nicht weit von hier in Oranmore gelebt hatte, wäre sehr stolz darauf gewesen, meinte der Schauspieler, und er selbst nicht weniger, denn den Titel wolle er künftig seinem Namen voransetzen. Mit der städtebaulichen Entwicklung Galways zeigte er sich weniger zufrieden. Er habe stets ein Problem mit den Stadtplanern und ihrer fehlende Sympathie für die Umwelt gehabt, verriet er der Presse.

Dienstag, 27. November 2007

On Grafton Street in November ... ob das Lied heute in Bewley’s Oriental Cafe in der Grafton Street zu hören sein wird, weiß ich nicht, doch den Kaffee gibt es dort anlässlich seines 80sten Geburtstages kostenlos. Auch für die Unterhaltung mit Musik und Tanzaufführungen zahlt man heute nichts. Im November 2004 war das Cafe trotz vieler Proteste geschlossen worden, bis es im Mai 2005 seine Pforten mit einem neuen Betreiber wieder öffnete.
Bei € 50.000 lag der Schätzpreis für einen Brief, den Michael Collins im April 1917 an Thomas Ashe schrieb, und der gestern neben anderen Memorabilien aus jenen Tagen in den Räumen der Royal Dublin Society zur Versteigerung anstand. Nach einem heftigen Bieterstreit mit einer anonym gebliebenen Institution ging er für € 260.000 an einen irischen Sammler – vermutlich kein Anhänger der Fianna Fáil, deren Gründer und langjähriger Vorsitzender Éamon de Valera in dem Brief ausgesprochen schlecht wegkommt. Der Adressat Thomas Ashe starb im September 1917 an den Folgen seines Hungerstreiks im Mountjoy-Gefängnis, wo er als Teilnehmer am Osteraufstand einsaß.

Montag, 26. November 2007

Scenic View, dieses Hinweisschild für Landschaftsfreunde und Fotografen weist auch Kriminelle auf eine großartige (Einnahme-)Aussicht hin, warnt heute die Garda und fordert die Autofahrer auf, keine für Angehörige dieser Profession interessanten Dinge wie Laptops, Handys und Briefbörsen im Fahrzeug zu lassen. Bis zu 1.000 Aufbrüche seien in diesem Jahr von nur einem Ort gemeldet worden. Den Wagen abzuschließen reiche nicht, so Chief Superintendent Pat Magee von der Louth/Meath Garda Division, denn die unauffällig gekleideten Profis seien gut präpariert und trügen z.B. unter den Ärmeln ihren Pullovern stählerne Ellenbogenkappen, mit denen sie die Scheiben einschlagen.

Sonntag, 25. November 2007

Die Zustimmung in der Bevölkerung zur Regierungspartei Fianna Fáil ist nach einer Umfrage der Sunday Business Post in den vergangenen vier Wochen auf 32 % gesunken und liegt damit nur noch um einen Prozentpunkt über der Zustimmung zur Arbeit der größten Oppositionspartei Fine Gael. Rund 60 % der Befragten glauben, dass sie im letzten Wahlkampf von der Regierung über die wirtschaftlichen Aussichten getäuscht wurden. Beigetragen zum Stimmungsumschwung hat nach Ansicht der Kommentatoren die drastische Gehaltserhöhung für die Regierungsmitglieder.
Als weiterer Aspekt, der zum Vertrauensverlust in die Politik der Regierung geführt hat, gilt der Skandal bei den Brustkrebs-Untersuchungen am Midlands Regional Hospital in Portlaois. Dort wurden aufgrund veralteter und schlecht gewarteter Geräte über einen langen Zeitraum hinweg Brustkrebserkrankungen nicht erkannt. Rund 100 Frauen wurden in den letzten drei Wochen zur Nachuntersuchung gebeten und bei mehreren entgegen der ersten Diagnose ein Verdacht auf Brustkrebs festgestellt.

Sonnabend, 24. November 2007

Ausländer von außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums EWR (EU, Schweiz, Lichtenstein, Island, Norwegen) müssen vom nächsten Jahr an einen Fingerabdruck hinterlassen, wenn sie länger als drei Monate im Land bleiben wollen. Dieser wird in einer Datenbank gespeichert, in der auch die Fingerprints von Asylsuchenden und Kriminellen abgelegt sind. Gestern wurde die Datenbank von Justizminister Brian Lenihan und dem neuen Garda Commissioner Fachtna Murphy ihrer Bestimmung übergeben.
Zur Zeit haben mehr als 150.000 Bürger aus Ländern außerhalb des EWR ihren Wohnsitz in Irland und benötigen dafür eine vom National Immigration Bureau ausgegebene Aufenthaltsgenehmigung. Auf dieser soll der Abdruck künftig wiedergegeben werden.
Mit einem Aufwand von € 5,3 Mio. wollen Fáilte Ireland und Coillte Irland für Wanderer und Radfahrer attraktiver machen. 250 km Wander- und Radfahrwege sollen dazu besser ausgebaut, markiert und an geeigneten Stellen mit Parkplätzen ausgestattet werden. Dazu gehören der Wicklow Way, der Donadea Forest Park (Co. Kildare), der Carrick Wood und Slieve Bloom Way (Co. Laois), der Portumna Forest Park und Western Way (Co. Galway und Mayo), der Ards Forest Park (Co Donegal), der Hirschpark im County Sligo, Ravensdale (Co. Louth,) Mullaghmeen (Co. Westmeath), Ballycuggeran (Co. Clare) sowie der Guagan Barra Forest Park, Corrin und Glanteenassig im County Cork.

Freitag, 23. November 2007

Das seit Jahren beliebte Rezept irischer Hauskäufer (man erwerbe auf Pump eine Immobilie, verkaufe sie eine Weile später mit einem Riesengewinn und investiere diesen in ein neues Projekt) funktioniert nicht mehr. Im Gegenteil, seit Anfang des Jahres sind die Immobilienpreise in Irland um fast 5 % gesunken, und ein Haus, das im Dezember 2006 zum landesweiten Durchschnittspreis von € 310.000 erstanden wurde, hat heute nur noch einen Marktwert von € 295.500.
Die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind erheblich, doch der Trend ist gleich. So kostete im Oktober ein Haus in Dublin durchschnittlich € 403.500 (€ 427.500 im Dezember 2006) und auf dem Lande € 254.000 (€ 266.500 im Dezember 2006).

Donnerstag, 22. November 2007

Zum ersten Mal sind nordirische Abgeordnete zur Teilnahme an einer Sitzung eines Parlaments-Komitees der Republik eingeladen. Die Möglichkeit dazu war den Politikern im vergangenen Monat auf der Grundlage des Karfreitagsabkommens von 1998 eingeräumt worden, wobei sie jedoch weder ein Stimmrecht haben noch Anträge stellen dürfen.
Während Sinn Féin und SDLP dies begrüßen und der Einladung Folge leisten wollen, lehnen unionistische Politiker die Teilnahme an parlamentarischen Veranstaltungen in der Republik strikt ab. Nicht, dass am Ende noch jemand den Eindruck gewinnt, Irland sei auf dem Weg zur Wiedervereinigung. Hier und heute geht es um ein Komitee, das die weitere Umsetzung des Karfreitagsabkommens vorantreiben soll.

Mittwoch, 21. November 2007

Dienstag, 20. November 2007

Den Iren ist ihre Regierung lieb und teuer, zu teuer meint die Opposition, deren Frontbänkler von der ihr im Oktober genehmigten Gehaltserhöhung allerdings auch nicht profitieren. Den Grünen in der Regierung ist die Gehaltserhöhung nach dem Rumoren in der Öffentlichkeit etwas peinlich, und so geben ihre drei Minister heute bekannt, dass die rund € 69.000, die sie in der Summe pro Jahr mehr bekommen, nicht in ihre eigene Taschen fließen, sondern der Partei und zur Finanzierung eines Fonds gegen den Klimawandel gespendet werden.
Beim großen Koalitionspartner Fianna Fáil hört man das nicht gerne; erst kürzlich bezeichnete Taoiseach Bertie Ahern eine mögliche Zurückweisung oder Verschiebung der den Regierungsmitgliedern zugestandenen Gehaltserhöhung als ‘pure Alibipolitik’.

Montag, 19. November 2007

Die Gewerkschaft SIPTU sagt den ab Mitte der Woche geplanten Streik gegen den Rationalisierungsplan von Aer Lingus, der nach Meinung der Mitarbeiter mit dem Programme for Prosperity and Fairness PPF unvereinbar ist, vorläufig ab und will einen Schlichtungsvorschlag abwarten. (s.a. 14.11.07)
Nun weht sie wieder, die Rote Fahne über der irischen Labour Party. Lange in der Versenkung verschwunden, beschlossen die Delegierten auf ihrem Parteitag in Wexford, die erste Strophe und den Refrain des 1889 von Jim O’Connell verfassten Liedes zur Parteihymne zu machen. Und so sangen die Delegierten am Wochenende in Wexford:
The people’s flag is deepest red
It shrouded oft our martyred dead.
And ere their limbs grew stiff and cold,
Their hearts’ blood dyed its ev’ry fold.

[Des Volkes Fahne ist zutiefst rot
Sie bedeckte oft unsere toten Märtyrer.
Und ehe ihre Glieder steif und kalt wurden,
War jede ihrer Falten von deren Herzblut gefärbt.]

Then raise the scarlet standard high,
Within its shade we’ll live and die,
Though cowards flinch and traitors sneer,
We’ll keep the red flag flying here.

[Also hebt hoch die scharlachrote Standarte,
Unter ihr werden wir leben und sterben,
Auch wenn die Feiglinge weichen und die Verräter spöttisch lachen,
Werden wir die rote Fahne hier weiter wehen lassen.]

Wenn das kein Versprechen ist!

Sonntag, 18. November 2007

Studenten von jenseits der Irischen See und des Großen Teichs zieht es zunehmend für ein oder mehrere Semester nach Irland: um 170 % nahm ihre Zahl in der vergangenen Dekade zu. Im vergangenen akademischen Jahr waren es fast 12.000 aus 114 Ländern, die an irischen Hochschulen eingeschrieben waren An erster Stelle lagen die Vereinigten Staaten mit 2.416 Studenten (20,2 %), gefolgt von Malaysia mit 1.134 (9,5 %), Großbritannien mit 1.129 (9,5 %), China mit 871 (7,3 %) und Deutschland mit 501 (4,2 %).

Sonnabend, 17. November 2007

On Raglan Road of an autumn day, I saw her first and knew ... beginnt ein auch heute noch in irischen Pubs viel besungenes Gedicht des irischen Dichters Patrick Kavanagh. “..., dass im 33. County (USA) der Wahlkampf um die Präsidentschaft in vollem Gange ist”, möchte man fortsetzten. Hillary Clinton wird man heute Abend in der Raglan Road sehen, wo sie und ihr Ehemann Bill in der Residenz des Dubliner Rechtsanwalts Brian Farren einen Empfang geben. Mehr als 100 Gäste werden erwartet, die sich diese Ehre € 1.500 pro Kopf kosten lassen, die in den Wahlkampf der Gattin des früheren US-Präsidenten fließen.

Freitag, 16. November 2007

Vor 31 Jahren wurde die Strecke aufgegeben, doch ab 2009 wird man wieder mit der Bahn zwischen Galway und Limerick reisen können, verspricht heute Verkehrsminister Noel Dempsey in Galway. € 106 Mio. sollen in die erste Phase der Wiederbelebung des ‘Western Rail Corridor’ investiert werden, mit neuen Bahnhöfen in Sixmilebridge, Gort, Ardrahan, Craughwell und Oranmore. (s.a. 11.07.03, 03.03.05)
Etwas Poteen ist gut für manch ein Leiden – doch leider nicht als Getränk, sondern äußerlich angewendet, erfuhr das interessierte Publikum gestern Abend bei einem Vortrag von Dr. Malachy McCann im Rahmen der Irischen Woche der Wissenschaften unter dem Dach der NUI Maynooth.
Das Destillieren kam wahrscheinlich im frühen 17. Jahrhundert auf, und um 1770 gab es, damals ganz legal, rund 2.000 Poteen-Distillen im Land, die geschätzt zwei Millionen Gallonen (4,5 Mio. Liter) produzierten. Ein ‘brillantes Antisepticum’, meinte Dr. McCann, wenngleich wir Sean McGuffins Buch Zum Lobe des Poitín entnehmen können, dass dieses Stöffchen noch weit mehr Heilkräfte beinhaltet: 1. es heilt die rissige Haut an den Händen / 2. tötet Würmer / 3. kuriert Kopfschmerzen / 4.verhindert das Altern / 5. stärkt die Jugend / 6. hilft bei Verstopfung / 7. löst das Phlegma / 8. vertreibt die Melancholie / 9. erfreut das Herz / 10. vertreibt den Grieß / 11. kuriert die Wassersucht / 12. heilt den Harndrang / 13. klärt den Geist und beflügelt die Sinne / 14. mindert das Gewicht / 15. lässt den Wind abgehen / 16. bewahrt den Kopf vor Schwindel.

Donnerstag, 15. November 2007

Davon kann ein deutscher Hartz-4ler nur träumen: Anfang Dezember bekommen 1,3 Mio. irische Empfänger von Sozialleistungen als Weihnachtsgeld den doppelten Betrag ausgezahlt. 1,3 Mio. klingt hoch, doch gelten neben dem Arbeitslosengeld und ähnlichen Leistungen auch staatlichen Altersrenten, Witwen- und Witwerrenten, Behinderten- und Blindengeld, Erwerbsunfähigkeitsrenten, Renten für verlassene Ehefrauen und vieles mehr als Sozialleistung.
Zwei Dubliner Landladys haben etwas geschafft, wovon der deutsche Innenminister Schäuble noch träumt, und ihre Mieter, in dem Fall zehn Studenten, durchgängig abgehört. Im Dezember 2004 wunderte sich eine Studentin, dass ihre Vermieterinnen über Dinge Bescheid wusste, die sie privat mit ihren Mitbewohnerinnen diskutiert hatte. Als sie diese Verwunderung äußerte, wurde ihr fristlos gekündigt. Sie schaltete einen Anwalt ein, es kam zu einer Hausdurchsuchung, die Polizei entdeckte eine gar seltsame Verkabelung und die Sache flog auf. Ob es sich dabei um eine Video- oder Audioübwachung gehandelt hatte, konnte nicht mehr ermittelt werden. Die Mühlen der Justiz mahlen auch in Irland langsam, doch nun wurde den betroffenen Studenten ein Schadensersatz zwischen € 7.500 und € 12.500 € pro Person zuerkannt, zusammen ein Betrag von € 115.000.

Mittwoch, 14. November 2007

Aer Lingus fordert alle 1.800 Mitglieder der Gewerkschaft SIPTU unter ihren Angestellten auf, sich schriftlich zu verpflichten, nicht an den für die kommende Woche geplanten Arbeitskampfmaßnahmen teilzunehmen. Wer diese Verpflichtung nicht unterschreibe, werde von Dienstag an von der Gehaltsliste gestrichen. Der geplante Streik richtet sich gegen einen Rationalisierungsplan der Fluggesellschaft, mit dem jährlich € 20 Mio. eingespart werden sollen. Die Gewerkschaft befürchtet Einkommensverluste zwischen € 3.000 und 5.000 pro Jahr für ihre Mitglieder.
Im Vergleich zu Ryanair sieht die Bilanz von Aer Lingus in der Tat nicht gut aus: Bei fast gleicher Mitarbeiterzahl beförderte Ryanair zuletzt fünfmal so viele Passagiere und erzielte bei einem doppelt so hohen Umsatz einen viermal so hohen Gewinn.
Rund 180 Passagiere an Bord eines Ryanair-Flugs von Shannon nach London-Stansted mussten am Sonnabend die Sauerstoffmasken anlegen, nachdem die Instrumente einen Abfall des Kabinendrucks angezeigt hatten. Nachdem die Maschine problemlos gelandet war, herrschte nach Auskunft eines Mitreisenden ein ‘great Irish humour’ unter den Passagieren und man spekulierte darüber, welche Gebühr die Fluggesellschaft für den ‘Extrasauerstoff’ nun erheben werde.

Dienstag, 13. November 2007

Montag, 12. November 2007

Mehr als 1.000 Pubs, die meisten davon auf dem Lande, haben in den vergangenen drei Jahren den Schankbetrieb eingestellt, während es immer mehr Läden mit einer Lizenz zum Alkoholverkauf gibt. Die Wirte machen dafür in erster Linie die strengeren Alkohol-Kontrollen verantwortlich. “Die Änderungen wurden über Nacht ein- und buchstabengetreu ausgeführt”, beklagt VFI-Präsident Paul Stevenson, “und die Menschen leben seither in Furcht. Sie kommen nicht mehr in die Pubs, weil sie einfach Angst haben. Sie wurden zu Gefangenen ihrer eigenen Wohnung. Geht das so weiter, riskiert Irland einen wertvollen Teil seines Kulturerbes zu verlieren.”
Das Risiko, dass Menschen durch betrunkene Autofahrer ihr Leben verlieren, schätzen die Wirte offensichtlich weniger hoch ein, und im Preis für das Pint scheinen sie auch keinen Grund für das Fortbleiben ihrer Gäste zu sehen.

Siehe auch: 05.01.06, 22.02.06, 10.01.07, 12.01.07

Sonntag, 11. November 2007

Die Führung der loyalistischen UDA kündigt an, dass ihr paramilitärischer Flügel Ulster Freedom Fighters von Mitternacht den ‘active service’ (terroristische Aktivitäten) einstellen und ihre Waffen unbrauchbar machen wird. Der ‘militärische Nachrichtendienst’ werde aufgelöst. Der Krieg mit Waffen sei vorbei, und der Kampf um die Union mit Großbritannien finde auf einem ‘neuen komplexeren Schlachtfeld’ statt. Die UDA bekenne sich zu einer Gesellschaft, in der Gewalt und Waffen Geister der Vergangenheit seien.
Die ‘alte politische Garde’ sei nicht bereit die neuen Realitäten zu akzeptieren, lamentierte in der vergangenen Woche der stellevertretende nordirische Regierungschef Martin McGuinness von der Sinn Féin. Während in den letzten sechs Monaten zwischen ihm und dem DUP-Vorsitzenden Ian Paisley nicht ein zorniges Wort gefallen sei, würden bestimmte Mitglieder der SDLP im Regierungsgebäude an ihm vorbeilaufen, als existiere er nicht. Was für ein schweres Schicksal!

Sonnabend, 10. November 2007

Die Herausgeberin der Irish Times Geraldine Kennedy und ihr Korrespondent für öffentliche Angelegenheiten Colm Keena wollen die Anordnung des High Courts, dem Mahon Tribunal zu offenbaren, aus welcher Quelle sie die im September 2006 veröffentlichten Informationen über eine Aussage von Taoiseach Bertie Ahern vor dem Tribunal haben, vor dem Surpreme Court anfechten.
Auch die National Union of Journalists zeigte sich zutiefst enttäuscht über die Anordnung und sieht die unabhängige Berichterstattung gefährdet. “Der Schutz vertraulicher Informationsquellen ist von vitaler Bedeutung für den Enthüllungs-Journalismus”, so ihr Generalsekretär, “und jeder Richterspruch, der das Recht von Journalisten auf die Nichtweitergabe vertraulicher Quellen untergräbt, hat ernsthafte Auswirkungen für alle Journalisten und die demokratische Gesellschaftsordnung.”

Freitag, 9. November 2007

Man werde die Position der SDLP in Nordirland trotzt ihres Anbandelns mit der Fianna Fáil nicht unterminieren, so gestern der Labour-Vorsitzende Eamon Gilmore. Grundsätzlich sei es jedoch nicht weise, wenn zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Partei aus der Republik darüber spekuliere, sich in den Norden auszuweiten.
Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass einige in der SDLP ein Zusammengehen mit der Fianna Fáil favorisieren, jedoch gebe es andere, die sich lieber mit der Irish Labour Party verbinden würden und wiederum andere, die die weitere Selbständigkeit bevorzugten. Bei allem jedoch müsse man anerkennen, was die SDLP in den Jahren ihres Bestehens für Nordirland geleistet habe. (s.a. 17.09.07, 03.11.07)
Bei einem Empfang in ihrer Residenz begrüßten Staatspräsidentin Mary McAleesse und ihr Mann Martin McAleese gestern die vor vier Wochen von den Special Olympics aus Shanghai zurückgekehrten 141 irischen Athleten und Athletinnen und nahmen sich Zeit, allen Teilnehmern die Hand zuschütteln und mit ihnen zu reden. Insgesamt 119 Medaillen hatten die Sportler mit nach Hause gebracht. Basketballspielerin Louise Coleman aus Waterford ließ sich zu einer ungestümen Umarmung von Herrn McAleese hinreißen, ehe sie seiner Frau das Gleiche anbot, eine Einladung, die gerne akzeptiert wurde.
Die Special Olympic World Games sind die weltweit größte Sportveranstaltung für geistig und mehrfach behinderte Menschen. Im Juni 2003 hatten die Spiele in Irland stattgefunden.

Donnerstag, 8. November 2007

Der nordirische Regierungschef Ian Paisley fordert vom britischen Premierminister Gordon Brown die Zusicherung, dass Nordiren, die nach Großbritannien reisen wollen, auch künftig kein Reisepass abverlangt wird und sie damit nicht als ‘Ausländer’ behandelt werden.
Das Dilemma liegt auf der Hand. Ein Republik-Ire, der mit Fähre oder Flugzeug von Irland nach Großbritannien reist, soll ab 2009 einen Reisepass mit sich führen. Eine Passkontrolle beim Überschreiten der inneririschen Grenze hingegen ist politisch nicht erwünscht und in der Praxis kaum realisierbar. Gibt es nun keine Passpflicht für Reisende zwischen Nordirland und Großbritannien (beide sind Teil des Vereinigten Königreichs), so kann auch künftig jeder Republik-Ire auf dem Weg über Nordirland ohne Pass nach Großbritannien einreisen.

Derweil dürfte sich Ian Paisleys Stellvertreter Martin McGuinness bei allem Einvernehmen, das er im letzten halben Jahr mit dem DUP-Vorsitzenden gezeigt hat, zurücklehnen und schmunzeln: für ihn war Nordirland schon immer Ausland gegenüber Großbritannien.
Taoiseach Bertie Ahern fordert den Staatssender RTÉ auf, einen speziellen Parlaments-Kanal einzurichten. Die Fernsehstation kassiere eine Menge Gebühren zur Durchführung ihres öffentlichen Informationsauftrages, und wenn Übertragungen aus dem Parlament nicht zum ‘public service’ gehörten, wisse er auch nicht mehr weiter. Davon abgesehen seien Übertragungen aus dem Dáil mit Sicherheit interessanter und besser als ‘eine Menge Schund’, der derzeit im Fernsehen laufe.

Mittwoch, 7. November 2007

Der Lobbyist Frank Dunlop vermag bei einer Befragung vor dem Mahon-Tribunal nicht erklären, warum er seine Tagebücher geändert hat. Auf Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen, dem Tribunal überlassenen Fassungen angesprochen gibt er zu, bei einigen Kopien Treffen mit führenden Politikern wie den heutigen Regierungschef Bertie Ahern ausgelassen zu haben, doch warum, das könne er sich selbst nicht erklären. Jedenfalls nicht, um etwas zu vertuschen.
Siehe a.: 27.01.99, 24.04.00, 23.11.01, 22.09.06, 23.09.06, 03.05.07, 06.05.07, 07.05.07, 13.05.07, 29.05.07, 21.07.07, 25.07.07, 12.09.07, 13.09.07, 21.09.07, 24.09.07, 25.09.07, 27.09.07, 03.10.07, 11.10.07
Der Softwaregigant Microsoft will sein neues europäisches Datenzentrum im Grange Castle Business Park in Dublin bauen und bis zum Sommer 2009 eine halbe Milliarde Euro investieren. Mehrere tausend Server sollen Dienste wie Windows Live und MSN sowie Informationen und Webanwendungen für die weltweite Internetgemeinde zur Verfügung stellen. Seit 1985, also schon vor dem Siegeszug von Windows, ist Microsoft in Dublin vertreten und beschäftigt dort zur Zeit mehr als 1.200 Vollzeit-Mitarbeiter.

Dienstag, 6. November 2007

Erneut lichten sich die Reihen der Progressive Democrats. Nur noch zwei TDs hat die Partei im irischen Parlament, neben ihrer amtierenden Vorsitzenden Mary Harney den Abgeordneten Noel Grealish. Dieser hat nun zugegeben, Gespräche mit der Fianna Fáil zu führen und über einen Parteiwechsel nachzudenken. Er werde sich mit seiner Entscheidung allerdings Zeit lassen, so der TD aus Galway. Doch vielleicht ist bis dahin schon die ganze Partei zur Fianna Fáil übergetreten, womit sich zudem das Problem erübrigen würde, einen neuen Vorsitzenden zu finden. (s.a. 12.07.07, 16.07.07, 29.09.07)
Die Hoffnung auf eine Schnellgenehmigung des Seilbahnprojekts auf der Südseite der Liffey hat sich zerschlagen, nachdem es die Planungsaufsicht als nicht hinreichend wichtig für die Entwicklung der Infrastruktur der Stadt eingestuft hat. Damit bleibt der vom Unternehmer Barry Boland geführten Liffey Cable Car Company nur der langwierige Behördenweg, beginnend mit einem Antrag beim Dublin City Council.

Montag, 5. November 2007

Die unendliche Geschichte von der Verseuchung des Galwayer Trinkwassers geht weiter. Erneut werden einige tausend Bewohner der Grafschaft aufgefordert, das Leitungswasser vor dem ‘Genuss’ abzukochen.
Siehe auch: 22.03.07, 30.03.07, 11.04.07, 12.04.07, 10.07.07, 20.08.07, 14.09.07
Lange hat es gedauert, doch von heute an kann man in Irland auch außerhalb von Kirchen und Standesämtern den Bund fürs Leben schließen – selbst wenn es immer seltener der Bund für das ganze Leben ist. Damit der Standesbeamte mitspielt, muss es sich um eine für die Öffentlichkeit zugängliche, stationäre Räumlichkeit handeln. Eine rechtlich gültige Eheschließung in Festzelten, auf privaten Inseln, an Stränden oder auf Berggipfeln ist weiterhin nicht möglich. Wer das möchte, mag dem offiziellen Akt eine keltische Hochzeit folgen lassen und einen Druiden bemühen.

Sonntag, 4. November 2007

Der renommierte Dubliner Verlag O’Brien Press will mehr Kinder zum Lesen verführen und bedient sich dazu des amerikanischen Book-Crossing-Konzepts. Mehr als zweihundert Kinderbücher werden auf Schulhöfen, Parkbänken, in Bussen, dem Dart und an anderen öffentlichen Plätzen deponiert, jeweils mit der Bitte sie zu lesen und dann anderen Ortes zu hinterlassen. Das Projekt ist Teil einer Marktstrategie, die der Verlag derzeit testet. Im Juli veranstaltete die Nationalbibliothek ein ähnliches Projekt mit Gedichten von William Butler Yeats.
Ein Brand in einem Umspannwerk führt dazu, dass bis zu 15.000 Dubliner im Westen der City ohne Strom sind. “Es wird ein paar Stunden dauern”. heißt es zunächst, doch am Abend sind immer noch mehr als tausend ohne elektrische Energie und werden auf den Abend des Folgetags vertröstet.

Sonnabend, 3. November 2007

Es war einmal, da reisten irische Politiker in die USA um Geld für ihren Wahlkampf in der Heimat zu sammeln. Nun kommt nach einem Bericht des Irish Independent am 17. November eine amerikanische Präsidentschaftskandidatin mit ihrem Ehemann nach Dublin, um Geld für ihre Kampagne in den USA zu sammeln. Irish Americans for Hillary nennt sich die Gruppe, die die Veranstaltung organisiert.
Bei dem Thema fühlt er sich inzwischen als Experte, und so kommt der nordirische Regierungschef Ian Paisley heute nach Dublin, um auf einer internationalen Konferenz über Konfliktlösungen zu reden. Anschließend besucht er seinen Kollegen aus der Republik Bertie Ahern.
In Armagh findet der Parteitag der SDLP statt, einst die bedeutendste Partei des nationalen/republikanischen Lagers Nordirlands. Nach der Bildung einer stabilen Regierung im Norden sei es an der Zeit über ‘neue Allianzen’ nachzudenken, verkündet ihr Vorsitzender Mark Durkan. Noch sei es zu früh zu sagen, welchen Möglichkeiten in Frage kämen, doch solle man keine Option ausschließen. Manch einer denkt dabei an eine Verschmelzung mit der Fianna Fáil.

Freitag, 2. November 2007

In Belfast marschieren die Familien von entführten und ermordeten IRA-Opfern zum Gedenken an ihre Angehörigen zum Sitz der Regierung und des Parlaments, wobei die Verwandten von neun immer noch vermissten einen schwarzen Kranz mit neun weißen Lilien tragen. Eine von der irischen und britischen Regierung unterstützte ‘Kommission zur Lokalisierung der sterblichen Überreste von Opfern’ hat eine vertrauliche, kostenfreie Telefonnummer eingerichtet.
Nach einer Studie der Hypothekenbank Permanent TSB und Jugendorganisation Foróige glauben die meisten Iren, dass es die Jugend heute schwerer als vor zehn Jahren hat. Alkohol und Drogen, der soziale Druck durch Gleichaltrige und das Mithalten bei Mode und Technik werden als die drei wesentlichen Herausforderungen genannt, denen sich die Jugend stellen muss.

Donnerstag, 1. November 2007

Die irische Hauptstadt stellt ihr offizielles Weihnachts-Programm vor. Der Nikolaus, die Zuckerpflaumen-Fee, der Zinnsoldat aus dem Nussknacker-Ballett, Weihnachtslied-Sänger und Figuren aus Charles Dickens Weihnachtsgeschichte sollen Dublin in diesem Jahr im Sturm erobern. Eine ‘einzigartige und magische (Einkaufs-)Erlebniswelt’ werde die Hauptstadt sein, verspricht Oberbürgermeister Paddy Bourke.
Gestern Nacht wurde Halloween begangen, und das hieß Hochbetrieb für die Feuer-Brigaden und Ambulanzen. Mehr als 1.000 Einsätze der Feuerwehr wurden in Dublin verzeichnet, und bei Ardee im County Louth brennt nach einem Feuerwerk immer noch ein Heufeld.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – November 2007