Es war einmal ...

... im Oktober

6. Oktober 1891 – Parnells Tod

Im Alter von nur 45 Jahren stirbt Charles Stewart Parnell. Als Präsident der Irish National Land League und Vorsitzender der Irish Parliamentary Party beendete eine Liebesaffäre mit Kitty O’Shea, einer verheirateten Frau, seine politische Karriere. Nach ihrer Scheidung heiratete er Kitty, die sich Jahre später erinnerte:

“Spät am Abend öffnete er plötzlich seine Augen und sagte ‘Küss mich, meine süße kleine Frau, und ich will versuchen ein wenig zu schlafen’. Ich legte mich an seine Seite, küsste seine glühenden Lippen, die er zum letzten Mal an mich presste [. . .] und mein Mann starb, bevor sein letzter Kuss auf meinen Lippen erkaltete.”

Zitiert nach Aidan H. Crealey, An Irish Almanac

top

15. Oktober 2001 – Willkommener Abschied vom Punt

Sir – Viele Jahre ist es her, da wurde das Irische Pfund mit Freudenfeiern im Herzland der gälischen Wiederbelebung in Punt umbenannt. Ob es einem passte oder nicht, von nun an war es das Punt und nichts als das Punt.

Seit jener Zeit waren die Nachrichtensprecher die einzigen Menschen, die ich je den Begriff Punt habe verwenden hören, sehr oft im britischen Radio und Fernsehen, abgesehen von diesen komischen Sprachenthusiasten daheim.

So mag der Januar kommen, und das Punt, das niemals eines war, wird zum Euro. Endlich sind wir’s los.

Aus einer Leserzuschrift an den Irish Independent

top

18. Oktober 1989 – Ein Häuptling der Zeit voraus

Flughafen Dublin. Taoiseach Charlie Haughey von der Fianna Fáil will gerade seine Regierungsmaschine besteigen, um als erster irischer Regierungschef seit Ausbruch der ‘Troubles’ der Stadt Derry einen Besuch abzustatten, als ihm jemand eine Nachricht zuflüstert: Seamus Heaney hat den Nobelpreis für Literatur bekommen. Noch auf der Gangway macht er kehrt, wendet sich an die Presse und hält eine improvisierte Laudatio: Prächtige Entscheidung, niemand habe den Preis mehr verdient, Triumph für die irische Literatur, ein großer Tag für Irland usw. Und ab geht’s nach Derry.

Nachtrag: Den Nobelpreis für Literatur bekam in jenem Jahr der Spanier Camilo José Cela, und als ihn Seamus Heaney 1995 wirklich erhielt, hieß der Taoiseach John Bruton und war von der Fine Gael.

Bericht des irland journals, Heft 4/1995

top

19. Oktober 2007 – Irlands dritte Landessprache

Das in Dublin erscheinende polnische Magazin Sofa mit nach eigenen Angaben 40.000 Lesern fordert die irische Regierung auf, Polnisch neben Englisch und Irisch zur dritten offiziellen Landessprache zu erklären. Die Regierung müsse sich der neuen Wirklichkeit stellen, dass Polnisch die gebräuchlichste Fremdsprache im Land ist. Die Geschäftswelt habe sich bereits darauf eingestellt, nun sei die Regierung am Zug.

Nach einem Bericht der Irish Times

top

21. Oktober 1930 – Aeronauten

Als ich neulich gefragt wurde, wer als erster auf dem Luftweg die Irische See überquerte, war ich mir sicher mit ‘Loraine, im Jahr 1910’ die richtige Antwort zu geben. Ich lag jedoch falsch. Loraine schaffte es nicht und stürzte 180 Meter vor Howth Head ins Meer. Ein Bekannter, der auf ‘Hewitt’ tippte, lag ebenso daneben.

Es ist 18 Jahre her, dass Vivian Hewitt seinen ersten Flug von Wales nach Dublin machte. Damit kam er, wie uns unser Informant verriet und ich es überprüft habe, um genau 95 Jahre zu spät, um die Ehre der ersten Luftüberquerung auf sein Konto schreiben zu dürfen. Die erste Luftfahrt über die Irische See ging von Dublin nach Anglesea, durchgeführt von Mr William Sadler im Jahr 1817.

Im dem Jahrhundert, das den Flugzeugen vorausging, waren Ballonfahrten in Dublin ein durchaus übliches Spektakel. Es gab in der Tat regelmäßige Ballonaufstiege in Ranelagh und den Gärten von Portobello, damals öffentliche Vergnügungsparks. Der erste fand in Portobello im Jahr 1785 statt.

Aus einem zeitgenössischen Bericht der Irish Times

top

22. Oktober 1972 – Irlands fünfter Literatur-Nobelpreisträger?

William Butler Yeats, George Bernard Shaw, Samuel Beckett, Séamus Heaney – dies die Namen der bisherigen irischen Literatur-Nobelpreisträger. Doch fehlt da nicht einer? Nobel Prize Winner is an Achill Islander, lautete die Überschrift eines Artikels im Sunday Independent vom 22.10.72. Sein Name: Heinrich Böll.

top

23. Oktober 4004 v.Chr. – Die Erschaffung der Welt ...

... und dass wir dieses Datum so genau wissen, verdanken wir einem Iren. James Ussher, Erzbischof von Armagh und anglikanischer Primas von Irland, forschte, rechnete und legte im Jahr 1650 die Erschaffung der Welt auf den 23. Oktober 4004 v.Chr. fest. Nachzulesen und nachzurechnen ist dies in seinen Annalen, die die ehrwürdige Bibliothek des Trinity College zu Dublin unter Verschluss hat. Auch den Zeitpunkt des Sündefalls und den der Sintflut berechnete er taggenau. Die Daten müssen wohl stimmen, denn 50 Jahre später wurden sie in die offiziellen Bibelausgaben übernommen.

WDR-Zeitzeichen vom 23.10.2002

top

25. Oktober 2000 – Herr Cullen erhält sein Wunschkennzeichen

Die Zulassung von Neuwagen boomt, und so wird der Werkstattbesitzer Des Cullen der erste im Staat mit einer sechsziffrigen Zulassungsnummer auf seinem Kennzeichen.

Die Autokennzeichen werden in Irland nach folgendem System lebenslang für das jeweilige Fahrzeug vergeben: Jahreszahl (00 = 2000), Stadt- oder Grafschaftsverwaltung, die den Wagen erstmals zugelassen hat (D = Dublin) und dann eine laufenden Zulassungsnummer. Man kann sich eine Nummer vormerken lassen, den Wagen aber erst anmelden, wenn die Zahl erreicht ist.

Um sein Wunschkennzeichen 00-D-100000 zu bekommen, ließ sich Mr. Cullen dieses für sein neu erworbenes Auto im März 2000 vormerken – im Vertrauen darauf, dass diese Nummer tatsächlich erreicht wird. Sieben Monate stand es dann in der Garage, bis im Oktober in Dublin 99.999 Fahrzeuge vor ihm angemeldet waren, er seine Zulassung bekam und den Wagen endlich fahren durfte.

Meldung der Irish Times

top down


Historische Berichte aus Irland – Letzte Ergänzung 11.05.2011