Nachrichten aus Irland

Januar 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. Januar 2004

Eine schwere Zeit für die Ulster Unionist Party, die lange Zeit führende Partei der Unionisten Nordirlands. Ob sie zerbricht? Am letzten Mittwoch löste sich der Ulster Young Unionist Council (ihre Jugendorganisation, wenn man alle unter 35-Jährigen als Jugendliche akzeptiert) auf, und nach dem Wechsel von einigen Mitgliedern der UUP zu Ian Paisleys DUP hat sie im nordirischen Parlament neun Abgeordnete weniger als die Partei des radikalen Predigers, der sich einst von ihr abspaltete (s.a. 18. 12. 2003). Überall im Land laufen der UUP die Anhänger davon, so erklärten in der vergangenen Woche 26 Mitglieder der Parteiorganisation im County Down ihren Rücktritt. Der Parteivorsitzende David Trimble, immerhin Friedensnobelpreisträger, zeigt ratlos ob des Überlaufs seiner Parteimitglieder zu den Radikalen und plädiert für einen Neuaufbau der UUP.
Micheál O’Leary, der Boss von Ryanair, geht in die kritischste Phase seiner Karriere, meint nach den Meldungen der letzten Tage Siobhán Creaton, Korrespondentin der Irish Times für die Finanzmärkte. Doch vielleicht muss man die Äußerung auch als Werbung für ihr im Mai erscheinendes Buch The Ryanair Story sehen.

Freitag, 30. Januar 2004

Da in den vergangenen Tagen mehrfach irische Fluggesellschaften im Mittelpunkt des Medieninteresses standen, fahre mit einer Meldung von Ryanair fort. Bei Ryanair-Flügen, die Dublin, Shannon, Stansted und Gatwick berühren, wird ab sofort von allen Passagieren eine Sondergebühr in Höhe von 70 Cent erhoben. Ein Zuschlag dafür, dass auf diesen Flughäfen die Fluggesellschaften die Kosten dafür übernehmen müssen, dass Rollstühle bereitstehen um behinderte Passagiere an die Maschinen zu bringen. Ursprünglich hatte Ryanair den Betroffenen die Kosten für die Rollstuhlnutzung in Rechnung gestellt, doch nachdem ein Behinderter erfolgreich dagegen geklagt hatte, macht Ryanair einen ‘Solidaritätszuschlag’ daraus.
Im Gebäude der irischen Botschaft in London trafen gestern Abend Taoiseach Bertie und der Führer der stärksten nordirischen Partei Ian Paisley zu einem einstündigen Gespräch zusammen. Es sei kein historisches Ereignis gewesen, meinte Herr Paisley heute morgen unter der wehenden irischen Flagge zur Presse, aber ein guter Anfang. Was seine Partei wolle, sei eine akzeptable Übereinkunft, die sowohl Unionisten als auch Nationale zufrieden stelle und stabil, demokratisch, berechenbar und fair sei. Schön gesagt, doch ich befürchte dass das, was seiner Meinung nach für die andere Seite zufriedenstellend zu sein hat, kaum mit deren Vorstellung auf einen Nenner zu bringen ist.

Donnerstag, 29. Januar 2004

Nachdem in vergangenen Nacht die in Cork beheimatete Fluglinie Jetmagic nach nur elf Monaten den Betrieb eingestellt hat, müssen vierhundert Passagiere, die nun in Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien bzw. aus diesen Ländern kommend in Cork gestrandet sind, zusehen, wie sie auf eigene Rechnung anderweitig zurückkommen. Wie der Vorstandsvorsitzende von Jetmagic mitteilte, sah man, nachdem sich der letzte Investor bei einer Schuldenlast von € 11 Mio. zurückgezogen hatte, keine Möglichkeit mehr den Flugbetrieb weiterzuführen.
Der Europarat hat den Delegationen von Irland und Malta das Stimmrecht entzogen. Der Grund: im letzten September wurde beschlossen, dass in jeder Delegation wenigstens eine Frau vertreten sein muss. Irland und Malta haben es nicht geschafft, diese Auflage zu erfüllen.

Mittwoch, 28. Januar 2004

Nach der ersten Gewinnwarnung von Ryanair seit Gründung der Gesellschaft vor 19 Jahren fällt der Aktienkurs um 30 %. Um 10 % könne der Jahresgewinn sinken, teilt das Unternehmen mit, da man gezwungen sei die Preise weiter zu reduzieren, um die Maschinen auf dem drastisch expandierenden Markt zu füllen. Neben dem scharfen Wettbewerb sei der starke Euro ein Problem. Insgesamt gehe man davon aus, dass die Einnahmen pro Passagier im ersten Quartal dieses Jahres um 25 bis 30 Prozent geringer ausfallen.
Doch dies ist nicht alles. Nach einem Beschluss der Europäischen Kommission soll Ryanair die Abschläge auf die Start- und Landegebühren in Charleroi, die die belgischen Behörden der Gesellschaft eingeräumt hatten, zurückzahlen. Forderungen in Höhe von € 13 Mio. könnten so auf die Gesellschaft zukommen. Auch der irische Wirtschaftsminister zeigt sich besorgt.
Die Europäische Kommission sieht die irische Wirtschaft alles in allem ganz positiv und sagt für die Jahre 2005 bis 2006 ein Wachstum von 5 % voraus.

Dienstag, 27. Januar 2004

Im Vorfeld der in Kürze beginnenden Neubewertung des Karfreitagabkommens fordert Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams ein Verbot aller Handwaffen in Nordirland. Seine Partei gehe 40.000 legalen Schusswaffen im Lande aus. Daneben werde man bei den Gesprächen auf den Abzug aller britischer Soldaten und ein Datum für ein Referendum zur Wiedervereinigung des Landes drängen.
Für viele Iren ist das Sportstadion am Corke Park das Nationalstadion, doch auf dem liegt die Hand der Gaelic Athletic Association, die nicht-gälischen Sportarten wie dem europäischen Fußball keinen Zugang gewährt. Nun soll nach mehrjährigem hin und her für € 300 Mio. an der Lansdowne Road ein Nationalstadion mit 50.000 Sitzplätzen gebaut werden, zu zwei Drittel finanziert durch Lotteriegelder. Die Ortswahl gilt als Sieg des kleinen Koalitionspartners PD, denn Taoiseach Bertie hätte es gerne in Abbotstown gesehen. Wie dem auch sei, in vier Jahren soll es eingeweiht werden.

Montag, 26. Januar 2004

Taoiseach Bertie Ahern wird heute an einem geheim gehaltenen Ort in Dublin mit Vertretern der loyalistischen Ulster Defence Association sprechen. In der vergangenen Woche traf die von der britischen Regierung eingesetzte nordirische Sicherheitsministerin Jane Kennedy mit den Vertretern der Paramilitärs zusammen und äußerte, man könne nicht ernsthaft davon ausgehen, dass sich die UDA an den Waffenstillstand halte. Nach ihrer Überzeugung ist sie für die jüngsten Attacken auf eine katholische Grundschule und Wohnungen von Gefängnisbeamten verantwortlich.
Das Thema scheint zu interessieren, denn ich bekomme immer wieder Mails mit der Frage, ob, und wenn, dann wann das seit langem angekündigte Rauchverbot in Pubs in Kraft trete. Ich hoffe bald. Ursprünglich war heute der Stichtag, doch nach einigen Klarstellungen und Korrekturen mussten Einspruchsfristen abgewartet werden, und so wird es wohl noch bis Anfang April dauern. Ende nächster Woche will Gesundheitsminister Martin den Termin bekannt geben.

Sonntag, 25. Janaur 2004

Dublins Chinatown feiert das chinesische Neujahrsfest und 38.000 kamen. Oberbürgermeister Royston Brady, selbst im Jahr der Ratte geboren, eröffnete gestern zu Beginn des Jahres des Affen das viertägige Festival in Smithfields. 35.000 bis 40.000 Chinesen leben dem Vernehmen nach in der irischen Hauptstadt, die nach den Worten Bradys zwar meist unter sich bleiben, jedoch einen gewaltigen Beitrag zum Florieren der Wirtschaft leisten, der gar nicht genug gewürdigt werden kann. Dies meinte auch der chinesischer Botschafter und hob die intensiven Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten hervor.
Der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble verliert zunehmend Rückhalt in seiner Partei, in der nach dem schlechten Abschneiden bei den letzten Wahlen zum nordirischen Parlament die Gegner des Karfreitagsabkommens zunehmend Oberwasser bekommen. Mehr als 30 aktive Mitglieder der UUP aus dem Wahlkreis ihres Vorsitzenden haben der Partei an diesem Wochenende den Rücken gekehrt.

Sonnabend, 24. Januar 2004

Cecelie Ahern, 22-jährige Häuptlingstochter, hat einen Roman geschrieben. Seit einer Woche ist er nun im Handel, und zumindest in Dublin, wo Papa regiert, ist der Absatz sehr gut. Man habe rund 1.000 Exemplare geordert, berichtet Claire Boyle von Eason’s an der O’Connell Street, und bereits hunderte verkauft. Im Westen läuft es nicht ganz so gut. Obwohl an prominenter Stelle präsentiert, ging bis gestern Abend in Kenny’s Bookshop in Galway kein einziges Exemplar über den Ladentisch. Vielleicht sei es nicht die Art von Buch, die die Menschen bei Kenny’s suchen, meinte ein Sprecher des Hauses. P.S. I Love You lautet der Titel des Erstlings und wird in den Medien mit Bridget Jones’s Diary verglichen, dessen Verfilmung in Deutschland unter dem Titel ‘Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück’ in die Kinos kam.

Freitag, 23. Januar 2004

Wer heute per Bahn zwischen Dublin und Westport reisen wollte, hatte schlechte Karten. Einige Lokomotivführer streikten wegen ausstehender Forderungen von bis zu € 11.000 und unakzeptabler Arbeitszeitregelungen. Rund 2.000 Reisenden waren von dem Streik betroffen, und sowohl die Industrie- und Handelskammer als auch der Gaststätten- und Hotelverband Westports fordern die betroffenen Parteien auf, ihren Streit ob der verheerenden Auswirkungen auf Wirtschaft und Tourismus unverzüglich beizulegen.
Einige Lebensmittelketten aus dem Vereinigten Königreich beuten ihre irischen Kunden aus, meint die Fine Gael, und hebt dabei besonders Tesco hervor. Im Schnitt sei der gleiche Warenkorb in Irland um 43 % teurer als in England. Marks & Spencer hingegen habe in England und Irland fast die gleichen Preise. Tesco Ireland protestiert ob des Vergleichs und nennt den von der FG zusammengestellten Warenkorb gefährlich irreführend.

Donnerstag, 22. Januar 2004

Irland hat seit drei Wochen den Ratsvorsitz der Europäischen Union inne, europäische Politiker gehen in Dublin Castle ein und aus – und die Händler im Temple-Bar-Distrikt sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Nach den Worten der Vorsitzenden der Altstadthändler Mairéad Foley führten heute Morgen die Absperrungen am Ein- und Ausgang der Cow’s Lane, an denen sich Passanten Fragen der Polizei stellen mussten, dazu, dass kaum noch jemand in die Läden ging. Sie fordert daher ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Sicherheitsbedürfnissen der Politiker und den Bedürfnissen der kleinen Händler.
Die Welt wurde am 23. Okt. des Jahres 4004 v.Chr. erschaffen, dies hat ein Ire errechnet. Irland liegt, das mag niemand bestreiten, auf dem nördlichen Teil der Erdkugel, doch dass nach der Erschaffung der Welt mehr als sechstausend Jahre verstreichen würden, bis ein Ire den Südpol erreicht, wer hätte das gedacht? Gestern, am 21. Januar des Jahres 2004, war es endlich soweit und der 50-jährige Mike Barry aus Kerry erreichte nach einem 50-tägigen 700-Meilen-Marsch als Mitglied einer internationalen Expedition als erster Ire den Südpol. Nachdem er seine Hände auf die rostfreie Kugel gelegt hatte, die das untere Ende der Erdachse symbolisiert, informierte er per Satellitentelefon die Irish Times.

Mittwoch, 21. Januar 2004

Die Kriminalstatistik des Jahres 2003 wurde soeben veröffentlicht und die zuständigen Minister strahlen. Insgesamt fiel die Kriminalitätsrate zwar nur um zwei Prozent, doch bei Morden immerhin um 12, bei Totschlag um 14, und bei sonstigen Überfällen um 21 %. Bei ‘schwerwiegenden sexuellen Übergriffen’ war gar ein Rückgang um 51 % zu verzeichnen. Schön und gut, denke ich, doch bei dieser erfreulichen Abnahme der Schwerkriminalität muss die sognannte leichte sprürbar gestiegen sein, wenn der der Gesamtrückgang bei nur zwei Prozent liegt.
Der frühere Taoiseach John Bruton (FG) hat gute Chancen, demnächst die Europäische Union bei der amerikanischen Regierung in Washington zu vertreten. Sowohl der der Kommissionspräsident Romano Prodi als auch der für Personalangelegenheiten zuständige Kommissar Neil Kinnock haben sich dafür ausgesprochen.

Dienstag, 20. Januar 2004

Schade, dass es das zu meiner Zeit in Deutschland nicht gab. Sechzehn- bis Neunzehnjährige in Nordirland, lese ich heute in der Irish Times, sollen künftig in Abhängigkeit vom Verdienst ihrer Eltern bis zu umgerechnet € 43 pro Woche dafür bekommen, dass sie bereit sind, weiterhin die Schule bzw. ein College zu besuchen.

Montag, 19. Januar 2004

Sich als Katholik bei der nordirischen Polizei zu engagieren erfordert einen Mut, den man nur bewundern kann. Die eine Seite verfolgt einen als ‘Eindringling’, die andere als ‘Verräter’. Welche Seite es auch gewesen sein mag, im Garten eines katholischen Mitglieds der DPP explodierte heute eine Bombe. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Chief Constable Hugh Orde, seit Mai 2002 Nordirlands oberster Polizeichef, setzt eine Kommission ein, um den Mord an einem Katholiken im Mai 1997 neu aufzurollen. Damals war im County Derry der Vorsitzende des Wolfe Tones GAA Club Brown entführt und später ermordet aufgefunden worden. Eine Reihe von Mitgliedern der paramilitärischen Loyalist Volunteer Force wurde seinerzeit von der RUC verhört, doch niemand angeklagt.
Die PSNI gibt nun als Nachfolgerin der RUC zu, dass bei der Untersuchung des Falles signifikante Fehler gemacht wurden, und bedauert den Kummer, der der Familie des Opfers dadurch entstand. Man werde die Familie über alle Erkenntnisse der neuerlichen Untersuchung informieren.

Sonntag, 18. Janaur 2004

Gegner des Baus der Giftmüllverbrennungsanlage am Cork Habour (s. Meldung vom Freitag) drohen den Politikern, bei den nächsten Wahlen gegen sie ins Feld zu ziehen. Dies scheint einige zu beeindrucken, und so verkündet Gesundheitsminister Martin, der von den Corkern ins Parlament gewählt wurde, er habe immer Bedenken gegen die Anlage gehabt. Umweltminister Cullen hingegen, der seine Wähler anderen Ortes hat, hält die Einrichtung für dringend erforderlich, damit Irland ökonomisch mithalten könne. Die beiden Minister waren schon früher unterschiedlicher Meinung; so hält der Umweltminister z.B. nichts von dem von seinem Kollegen propagierten absoluten Rauchverbot in Pubs und Restaurants.

Sonnabend, 17. Januar 2004

Erneut steht die katholische Holy Cross Grundschule im Norden Belfasts im Fokus loyalistischer Paramilitärs. Zwei Bombenattrappen wurden nach einem Bombenalarm auf dem Schulgelände gefunden. (s.a. 6. Januar 2003)
Ist das Rose of Tralee Festival gerettet? Nachdem der Minister für Kunst, Sport und Tourismus O’Donoghue staatliche Zuschüsse für dieses Jahr ausgeschlossen hat, hieß es am Donnerstag, die Festivalgesellschaft müsse wegen einer Schuldenlast von € 900.000 liquidiert werden, wenn nicht bis zum Wochenende eine Viertelmillion Euro aufgebracht werde. Das Wunder ist geschehen und 200.000 € an Spenden gingen ein. Eine Beratungsfirma soll nun ein neues Konzept entwickeln, das das Festival aus den roten Zahlen bringt. Auf rund eine Million Euro werden die Kosten dieser irischen Miss-Wahl, die alljährlich 200.000 Besucher in die Hauptstadt des County Kerry bringt, geschätzt. Gewonnen hatte sie im vergangenen Jahr die Dublinerin Orla Tobin, aber auch Bewerberinnen aus dem Ausland waren in der Vergangenheit unter den Siegerinnen. Doch aus welchem Winkel der Erde sie auch kamen, am Ende sangen sie alle Charles William Glovers (1806 – 1863) Schmachtfetzen:
She was lovely and fair as the rose of the summer,
Yet ’twas not her beauty alone that won me.
Oh no, ’twas truth in her eye ever dawning,
That made me love Mary, the Rose of Tralee.

Der Text stammt von einem E. Mordaunt Spencer.

Freitag, 16. Januar 2004

Nun wurde er doch genehmigt, der Bau der Giftmüllverbrennungsanlage im County Cork. Mit neun gegen eine Stimme entsprach An Bord Pleanála dem Antrag der künftigen Betreibergesellschaft, wobei die Gegenstimme ausgerechnet vom Vorsitzenden des vierwöchigen Anhörungsverfahrens kam. Der Standort Ringaskiddy am Cork Harbour sei auch deshalb geeignet, da es in der Region viel pharmazeutische und chemische Industrie gebe. (s.a. 26. Mai 2003)
Die irische Post teilt mit, sie sei nicht in der Lage, ihren Beschäftigten die ihnen seit November zustehende 3-prozentige Gehaltserhöhung zu zahlen. Zudem sei man gezwungen die Mitarbeiterzahl um 1.500 abzubauen. Die die etwa 10.000 Postmitarbeiter repräsentierenden Gewerkschaften beraten derzeit das weitere Vorgehen. Inzwischen schätzt die Post ihren Verlust aus dem operativen Geschäft für das vergangene Jahr auf € 46 Mio. und für das laufende auf € 31 Mio. (s.a. 8. Januar)

Donnerstag, 15. Januar 2004

Zum ersten Mal seit vier Jahren fiel im vergangenen Monat die Inflationsrate knapp unter die Zweiprozent-Marke, vor allem auf Grund der gesunkenen Hypothekenzinsen und Preise für Bekleidung. Im Jahresmittel lag die Inflationsrate des Jahres 2003 bei 3,5 %, verglichen mit 4,6 % im Jahr 2002.
Irische Männer achten weniger auf ihre Gesundheit und sterben jünger – so das Resümee einer soeben veröffentlichten Studie. Mit 73 Jahren liegt ihre Lebenserwartung um sechs Jahre niedriger als bei den Frauen, was nicht zuletzt darauf zurückgeführt wird, dass sie sich wesentlich weniger um ihre Gesundheit kümmern. Auch im Straßenverkehr kommen fünfmal so viele Männer wie Frauen ums Leben, wobei Alkohol am Steuer keinen geringen Einfluss hat.

Mittwoch, 14. Januar 2004

Die Zahl der Behinderten ohne Anstellung liegt fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Bevölkerung, lautet das Ergebnis einer Studie der National Disability Authority. Gerade einmal 40 % aller behinderten Menschen zwischen 16 und 64 Jahren stehen im Arbeitsleben, verglichen mit 65 % der Gesamtbevölkerung, und das trotz aller Fortschritte bei Trainings- und Weiterbildungsmaßnahmen. Es sei immer noch nicht erkannt, in welchem Umfang Menschen mit Behinderungen zur ökonomischen und sozialen Entwicklung des Landes beitragen können, meint die Vorsitzende der NDA Angela Kearns.
Der Bericht der irischen Polizei zu vergangenen 6-wöchigen Weihnachtssaison: Mehr Alkoholisierte am Steuer und deutlich mehr Raser – doch immerhin schnallten sie sich an. Hier die Zahlen: Mehr als 1.500 (+ 4 % zum Vorjahr) Autofahrer durften nach einem Alkoholtest nicht mehr weiterfahren und 25.900 (+ 42 %) fuhren zu schnell. Die Zahl derjenigen, die ohne angelegten Sicherheitsgurt erwischt wurden, sank hingegen von 6.700 auf 3.700. Ob nun wirklich mehr getrunken und gerast wurde oder die Kontrollen nur intensiver waren, ist hingegen eine andere Frage.

Dienstag, 13. Januar 2004

Irische Curragh-Fischer protestierten gestern Abend in Connemara gegen das Wegfallen der Subventionen für das Fischem mit traditionellen Booten. Bis zu € 3.500 gab es bisher von Údarás na Gaeltachta für jedes Curragh mit Außenborder, mit dem gefischt wurde. Die EU erlaube derartige Zuschüsse nicht mehr, war von der Einrichtung zu erfahren, doch man suche nach Alternativen, die mit EU-Recht vereinbar seien.
Die Meister im Biertrinken – sind es die Iren? Nein, mit 162 l pro Kopf der Bevölkerung und Jahr die Tschechen. Die Iren folgen auf dem zweiten Platz und mit 123 l reihen sich auf dem Dritten die Deutschen ein.

Montag, 12. Januar 2004

Die Eltern von rund achtzig Schülern, die diese seit dem 17. Dezember aus Protest gegen die miserablen Verhältnisse (Ratten auf dem Schulhof und mehr) nicht mehr in die Gortahork National School im Donegal schickten, beenden ‘unter Protest’ ihren Boykott. Schulminister Noel Dempsey hatte sich geweigert ihren Protest zur Kenntnis zu nehmen, so lange die Schüler nicht zur Schule gehen – er lasse sich nicht erpressen.
Ein Grabfeld auf dem Friedhof von Milltown im Westen Belfasts, auf dem sich die Gräber des in Folge eines Hungerstreiks gestorbenen Bobby Sands und weiterer IRA-Mitglieder befinden, wurde in der vergangenen Nacht von Vandalen verwüstet. Grabsteine wurden umgestürzt und um einen kürzlich renovierten Gedenkstein von den Familien arrangierte Blumen auseinandergerissen. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art, vor fast genau vier Jahren wurden hier mehr als 20 Marmortafeln zerstört oder beschädigt.
Die Rekordzahl von 6.4 Mio. (+4 %) Touristen, die rund € 4,3 Mrd. ins Land bringen, wird in diesem Jahr von den Tourismus-Agenturen der Republik Irland erwartet. Rechne ich dies um, so komme ich auf rund 670 €, die jeder Tourist im Lande ausgibt.

Sonntag, 11. Januar 2003

Der Vorsitzende der Fine Gael Enda Kenny schließt für die Zeit nach der nächsten Parlamentswahl eine Koalition seiner Partei mit der Sinn Féin aus. Man wolle jedoch mit der Labour Party eine Vereinbarung erarbeiten, die dem Wähler die Chance auf einen Regierungswechsel gebe.

Sonnabend, 10. Januar 2004

Nach einer Studie der National Disability Authority sind die öffentlichen Verkehrsmittel des Landes im Vergleich zum Jahr 2000 bedeutend behindertenfreundlicher geworden. So hätten inzwischen alle Stadtbusse von Bus Éireann und 40 % der Dubliner Busse einen niedrigen Einstieg, und 2005 würden alle Stationen der Dubliner S-Bahn DART für Rollstuhlfahrer zugänglich sein. Viel sei noch beim bisherigen Bahnnetz zu tun.
Die Ulster Volunteer Force bestreitet hinter den jüngsten rassistischen Attacken auf Minderheiten im Süden der nordirischen Hauptstadt Belfast zu stehen. So wurde jüngst ein mehr als anderthalb Meter langer Holzbalken durch das Fenster eines Hauses geworfen, in das Stunden zuvor eine pakistanische Familie mit einer schwangeren Frau eingezogen war.
In Belfast wird ein 14-jähriger Junge von vermutlich republikanischen Paramilitärs ins Bein geschossen und von seinen Peinigern auf der Rückseite des Fianna House an der North Queen Street abgesetzt. Belfasts Oberbürgermeister Martin Morgan (SDLP) zeigt sich entsetzt: die Gemeinschaft müsse solche Menschen ausschließen, sie seien um nichts besser als Kinderschänder.

Freitag, 9. Januar 2004

Nach einer im Auftrag des Mid Western Health Board an 350 jungen Männern im mittleren Westen des Landes durchgeführten Studie, gibt es bei fast die Hälfte von ihnen Selbstmordtendenzen und 4 % hätten den Selbstmord im Grunde schon geplant. Ziel der Studie war, Strategien zur Bekämpfung des Selbstmords unter jungen Menschen zu entwickeln. Während in anderen Ländern die Selbstmordrate mit dem Alter steigt, liegt sie in Irland am höchsten bei jungen Männern zwischen 20 und 30. In der Regel sträuben sie sich gegen professionelle Beratung und suchen Hilfe eher bei ihren Müttern und Freunden.
Das in den USA herausgegebene Wissenschaftsmagazin Science warnt vor dem Verzehr von irischem Zuchtlachs wegen erhöhter Konzentration von Giftstoffen. Als Verursacher wird das Futter ‘Salmon Chow’ ausgemacht. Die zuständige irische Behörde BIM widerspricht und wirft ein, unter den untersuchten Proben seien keine irischen Lachse gewesen, sondern nur Lachse aus anderen EU-Ländern und Nordamerika selbst.

Donnerstag, 8. Januar 2004

Der Vorstandsvorsitzende der irischen Post Donal Curtin teilt mit, seine Gesellschaft sei in einer finanziell derartig schwierigen Lage, dass man plane Teile des operativen Geschäftes und Immobilienbesitzes zu verkaufen. Daneben wolle man 1.350 Arbeitsplätze abbauen. Statt eines erhofften Gewinns von € 1 Mio. habe man im vergangenen Jahr einen Verlust von € 29,5 Mio. gemacht und erwarte für 2004 einen Verlust in Höhe von € 16,3 Mio. Man hoffe, mit den Gewerkschaften ein Einvernehmen über die Änderung von Arbeitsbedingungen und den Abbau der Arbeitsplätze erzielen zu können.
Irland hat in den kommenden sechs Monaten den Ratsvorsitz in der EU inne und der irische Landwirtschaftsminister Walsh ist Vorsitzender des EU-Landwirtschaftsrates. So demonstriert heute eine der führenden Tierschutzorganisationen, die Compassion in World Farming (CIWF), vor dem Landwirtschaftsministerium in Dublin gegen den Lebendtransport von Schlacht- und Mastvieh. Gefordert wird eine Begrenzung der Gesamttransportzeit auf acht Stunden. Nach Angaben von CIWF wird ihr Protest von 45 Tierschutzgruppen in 31 Ländern unterstützt, die ihn auch den irischen Botschaftern in den jeweiligen Ländern übermitteln würden.

Mittwoch, 7. Januar 2004

In Nordirland nimmt die Independent Monitoring Commission (IMC) ihre Arbeit auf. Die vierköpfige Kommission hat die Aufgabe, die paramilitärischen Aktivitäten zu beobachten und halbjährlich einen Bericht über die Einhaltung des Waffenstillstands durch IRA und Loyalisten abzuliefern. Daneben soll sie den Stand des Demilitarisierungsprogramms der britischen Regierung im Auge behalten. Im Falle einer Wiederherstellung der nordirischen Exekutive soll sie zudem Anlaufpunkt für Beschwerden sein, wenn Parteien die Taktik verfolgen, die politische Stabilität des Landes zu unterminieren. Ziel ist, das Vertrauen in das Karfreitagsabkommen zu stärken.
Vor dem Stadtrat von Derry fordern auf einer Sondersitzung Vertreter der Foyle Ethical Invest Campaign eine Politik, die Firmen, die Waffen produzieren und mit ihnen handeln, von Investitonen auszuschließt. Speziell geht es gegen die American Raytheon Corporation, der nachgesagt wird Raketen zu produzieren, die im Irak zum Einsatz kamen.
Gesundheitsminister Martin zeigt sich zuversichtlich, dass die gemeinsame Klage der Vintners’ Federation of Ireland, der Licenced Vintners’ Association und der Irish Hospitality Industry Alliance gegen das Rauchverbot in Pubs und Restaurant keine Aussicht auf Erfolg hat und abgewiesen wird. Ansonsten könnte sich die Einführung des Rauchverbots um Monate verzögern.

Dienstag, 6. Januar 2004

Mit weißer Weihnacht hat es auch in Irland nicht geklappt, und so fordert die Recyclingagentur Repak die Bürger nun zu einer ‘Green-Christmas-Kampagne’ auf, indem sie ihren Weihnachtsmüll und die Weihnachtsbäume in entsprechenden Wertstoffcontainern und Sammelstellen entsorgen. Den Inhalt von 20 Mio. Flaschen Wein, 106 Mio. Plastikflaschen und 64 Mio. Getränkedosen konsumierten die Iren in der Weihnachtssaison und verbrauchten 4 Mio. Rollen Weihnachtspapier, um ihre Geschenke zu verpacken.
Ein Farmer aus Sligo muss für zwei Wochen ins Gefängnis, nachdem er sich geweigert hatte eine Strafe in Höhe von € 300 zu zahlen. Diese war ihm auferlegt worden, nachdem er auf grobe Weise zwei Bergwanderer eingeschüchtert hatte, die seinen Grund und Boden betreten hatten. Mitglieder der Irish Cattle and Sheepfarmers’ Association protestieren gegen das Urteil mit dem Plakat, die ICSA unterstütze das Recht der Farmer auf privaten Grundbesitz.

Montag, 5. Januar 2004

Was sich im Dezember andeutete, ist nun geschehen. Jeffrey Donaldson, Norah Bear und Arlene Foster verlassen die als eher gemäßigt geltende der Ulster Unionist Party UUP schließen sich Ian Paisleys DUP an. Damit ist die einst stärkste unionistische Partei Nordirlands unter ihrem Vorsitzenden David Trimble im nordirischen Parlament gerade noch so stark wie die Sinn Féin auf republikanischer Seite und die DUP wird zur mit Abstand stärksten Fraktion. Ian Paisley triumphiert und reibt sich die Hände. (s.a. 18. 12. 2003)
Es ist nicht gar so schlimm gekommenen und Finanzminister McCreevy macht einen recht zufriedenen Eindruck. Ein Defizit in Höhe von € 1.900 Mio. war für den Staatshaushalt des Jahres 2003 vorhergesagt worden, und nun hat sich dieses auf fast die Hälfte, sprich € 980 Mio., reduziert. Höhere Steuereinnahmen als erwartet und geringere Ausgaben sind der Grund.

Sonntag, 4. Januar 2004

In Cork wird der frühere Oberbürgermeister der Stadt Gerald Goldberg zu Grabe getragen, der am Sylvesterabend im Alter von 91 Jahre verstorben war. Gerald Goldberg war der erste jüdische Lord Mayor der Stadt, und sein Tod markiert, schreibt die Irish Times, das Ende einer Ära in der 300 Jahre alten jüdischen Gemeinde der Stadt.

Sonnabend, 3. Januar 2004

Präsidentschaftswahlen stehen in diesem Jahr in Irland an, und Enda Kenny, der Vorsitzende der größten Oppositionspartei Fine Gael deutet an, seine Partei könnte eine zweite Amtszeit der derzeitigen Amtsinhaberin Mary McAleese von der Fianna Fáil unterstützen, sollte diese erklären, nicht als Kandidatin einer Partei ins Rennen zu gehen. Ist man so zufrieden mit der Amtsinhaberin, oder hat man Probleme eine eigene attraktive Kandidatin zu finden, wie manch einer munkelt?
Mehr als 100 Angestellte in Bars, allesamt Mitglied der Gewerkschaft Mandate, werden an einer wissenschaftlichen Studie teilnehmen, in der die Auswirkung des im März in Kraft tretende Rauchverbot in Pubs und Restaurants untersucht werden soll. Bereits in den vergangenen Monaten haben sie eingehende Gesundheitsuntersuchungen über sich ergehen lassen. Die Gewerkschaft unterstützt das Rauchverbot.

Freitag, 2. Januar 2004

So viele irische Pässe wie nie zuvor wurden im vergangenen Jahr ausgestellt. 550.000 waren es, und damit 20.000 mehr als im Jahr 2002. In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der irischen Pässe mehr als verdoppelt.
341 Verkehrstote gab es im vergangenen Jahr in Irland. Dies sind 35 weniger als 2002 und der niedrigste Wert seit 1964. Verkehrsminister Séamus Brennan führt dies auf sein Strafpunkte-System und die neuen Gesetze gegen Alkohol am Steuer zurück. Auch die Zahl der Schwerverletzten ist um 20 % gesunken.

Donnerstag, 1. Januar 2004

“Hochs und Tiefs – Jetzt kommt der keltische Tiger”, schreiben die Husumer Nachrichten zum neuen Jahr. Irland übernimmt den Ratsvorsitz in der Europäischen Union, und “mit Kraft und Samtpfötigkeit könne dieses Land in der Ratsführung ein Beispiel werden für die alten und die neuen EU-Mitglieder”, so der Kommentator.
Nach 30-jähriger Verschlusszeit freigegebene Staatspapiere aus dem Jahr 1973 offenbaren, dass die irische Regierung seinerzeit auf einen Protest beim libyschen Staatspräsidenten Gaddaffi ob dessen Unterstützung der IRA verzichtete, um mögliche Investitionen des Ölstaates in Irland nicht aufs Spiel zu setzen. Die Küstenwache hatte damals ein aus Libyen kommendes Schiff mit für die IRA bestimmten Waffen aufgebracht.
In ihrer Neujahrsbotschaft drückt die IRA ihre Sorge über den Stillstand im nordirischen Friedensprozess aus und weist der britischen Regierung die Hauptschuld zu. Sie selbst habe bedeutende Schritte wie den dritten und bislang größten Entwaffnungsschritt vom vergangenen Oktober unternommen. Nun seien London und Dublin am Zuge.

Nachrichten aus Irland – Januar 2004