Nachrichten aus Irland

Februar 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 29. Februar 2004

Traveller und Rentner im County Meath haben einen Chor auf die Beine gestellt, um die Barrieren zwischen den gesellschaftlichen Gruppen abzubauen und die Menschen zusammenzuführen. Gebildet wird der Chor aus 15 Travellern des Navan Travellers’ Training Centre und 10 Mitgliedern der Summerhill Active Retirement Group. Mit großem Erfolg, es gab bereits einen Fersehauftritt bei TG 4. Wer sich selbst davon überzeugen möchte: das nächste Konzert findet am 4. März in der Mercy Primary School in Navan statt.

Sonnabend, 28. Februar 2004

Ende Januar wurde Irland im Europarat das Stimmrecht entzogen wurde, da das Land es nicht geschafft hatte eine Delegation mit mindestens einer Frau zu präsentieren. Nun hat man das Problem gelöst. Acht Mitglieder (4 plus 4 Stellvertreter) hat das Land im Rat der Europäer. So ganz verzichten mochte keiner der acht Männer, doch Mr. Brendan Daly von der Fianna Fáil erklärt sich nun bereit, seinen Stellvertreter-Posten im Wechsel mit einer Frau wahrzunehmen. Als Frau wurde die FF-Senatorin Ann Ormonde gefunden. Ob nun Mitglied oder stellvertretendes Mitglied macht keinen großen Unterschied, denn zu den monatlichen Sitzungen des Europarats pflegen alle acht auf den Kontinent zu reisen.

Freitag, 27. Februar 2004

Die belgischen Behörden haben 1.000 Tonnen illegal aus Irland exportierten Müll abgefangen, der nach Indien weiterverschifft werden sollte. Absender waren die Grafschaftsverwaltungen von Waterford, Galway, Fingal und South Tipperary sowie die Stadtverwaltung von Limerick. In der übernächsten Woche soll der Müll nach Irland zurückgeschickt werden. Illegal ist die Angelegenheit, da es sich um ‘verschmutzten, unsortierten Haushaltsmüll’ handelt. Nach EU-Recht darf ohne spezielle Genehmigung nur sortierter, nicht kontaminierter Abfall von einem EU-Land zu einem anderen wandern, und eine Sondergenehmigung lag nicht vor. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art; erst vor kurzem waren in Rotterdam 900 Tonnen illegal aus Irland exportierter Müll sichergestellt worden.
Die Studenten des Trinity College entscheiden sich mit 1.800 gegen 1.600 Stimmen dafür, Coca Cola Produkte aus den Läden der Studentenvereinigung auf dem Campus zu verbannen. Der Boykott tritt sofort in Kraft und folgt der Forderung kolumbianischer Gewerkschaften nach einem internationalen Bann auf Coca Cola Produkte, der damit begründet wird, dass die Firma die Menschenrechte grob missachtet. Die größte irische Gewerkschaft SIPTU hatte sich kürzlich gegen einen solchen Bann am University College Dublin ausgesprochen, da dieser Arbeitskräfte bei der irischen Abfüllstation gefährde.

Donnerstag, 26. Februar 2004

Know Racism, eine regierungsseitig unterstützte Organisation zum Kampf gegen Rassismus, veröffentlicht eine Umfrage, nach der 48 % der Bevölkerung die irische Gesellschaft bis zu einem gewissen Grad für rassistisch halten. 51 % gehen davon aus, dass Einwanderer den Iren die Jobs wegnehmen, und 38 % sehen deren Beitrag zur Ökonomie negativ. Ein Fünftel der Bevölkerung gibt an, selbst Zeuge von rassistischen Vorfällen gewesen zu sein.
Ein Journalist findet auf einer illegalen Müllkippe in Nordirland 34 Seiten eines Dokuments aus dem Justizministerium der Republik Irland, in dem es, so sagt er, um den kürzlichen Schwedenbesuch von Justizminister Michael McDowell geht. Das sei nicht sonderlich überraschend, meint der Sprecher der Labour Party für Justizangelegenheiten, wo doch Irland fast die Hälfte seines Mülls in die große weite Welt exportiere. Dennoch, die Sache müsse untersucht und vollständig geklärt werden.

Mittwoch, 25. Februar 2004

Der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble droht, seine Partei werde die Gespräche über das Karfreitagsabkommen verlassen, sollte nach dem Überall auf Bobby Tohill (s. die Meldungen vom 21. und 22. Februar) keine Maßnahmen gegen die Sinn Féin ergriffen werden. Irgendwie scheint er nicht mitbekommen zu haben, dass die Sinn Féin den Überfall scharf verurteilt hat. Die Provisional IRA streitet ab, in die Sache verwickelt gewesen zu sein. Sie habe ‘keinerlei Aktionen gegen Bobby Tohill autorisiert’.
Derweil erhebt Sinn Féin Verhandlungsführer Martin McGuinness schwere Vorwürfe gegen die nordirische Polizei und ihren Chef, der an die Verwicklung der IRA in die Affäre glaubt. Anti-Friedenselemente in der Polizei wollen seiner Meinung nach die Schlagzeilen okkupieren, um die Rolle der Sinn Féin im Friedensprozess zu unterminieren.
Ein Wandschmuck für einen Pub, der gut bewacht werden sollte. Auf einer Auktion ersteigert der Eigentümer der Poitín Stil in Rathcoole, County Dublin, für fast € 19.500 einen Brief von der Titanic, die 1-Penny-Briefmarke drei Tage, bevor das Schiff mit einem Eisberg kollidierte und sank, abgestempelt. Jahrelang wurde der Brief als Lesezeichen verwendet, nun soll er als Wandschmuck dienen und weitere Gäste in den Pub bringen.

Dienstag, 24. Februar 2004

Die UDA gibt bekannt, ihren Waffenstillstand auf ‘unbestimmte Zeit’ zu verlängern. Dem vorangegangen waren Gespräche zwischen Vertretern der loyalistischen Paramilitärs sowie dem britischen Nordirlandsekretär Paul Murphy und Taoiseach Bertie Ahern. Im Gegensatz zur IRA spricht die UDA jedoch nicht von einem ‘endgültigen’ Waffenstillstand.
Noch in der vergangenen Woche hatte der Chef der nordirischen Polizei die UDA beschuldigt, ihren Waffenstillstand nicht einzuhalten und in Mord, Drogenhandel und paramilitärische Angriffe verwickelt zu sein. Trotz allem, der Chefunterhändler der Sinn Féin Martin McGuinness begrüßt die Ankündigung der Paramiltärs; man werde jedoch nach den Taten und nicht nach den Worten urteilen.

Montag, 23. Februar 2004

In einer feierlichen Zeremonie führt Staatspräsidentin Mary McAleese den neuen Kommissar für die irische Sprache Seán Ó Cuirreáin in sein Amt ein. An Coimisinéir Teanga lautet die Amtsbezeichnung des früheren stellvertretenden Direktors von Raidió na Gaeltachta; sein Büro, das Oifig Choimisinéir na d’Teangacha Oifigiúla liegt in der Galway-Gaeltacht.
Der Posten wurde im vergangenen Jahr geschaffen. Aufgabe des Amtsinhabers ist die Durchsetzung des Official Languages Act 2003, der unter anderem die öffentlichen Einrichtungen verpflichtet, alle Dienstleistungen auf Wunsch in irischer Sprache anzubieten. Was zum Beispiel bedeutet, dass die Behörden Formulare in irischer Sprache vorhalten und Angaben in der offiziell ersten Sprache des Landes akzeptieren müssen. Womit so manch ein Staatsdiener Schwierigkeiten haben dürfte.
Zum dritten Mal innerhalb einer Woche blockieren Traveller ein Treffen der Kneipenwirte von Listowel im County Kerry, um gegen, so sagen sie, ihre Diskriminierung den Pubs der Stadt zu protestieren. In einigen würden sie gar nicht bedient, in anderen nur begrenzt. Ein Sprecher der Wirte war bisher zu keinem Kommentar bereit.

Sonntag, 22. Februar 2004

Die Sinn Féin verurteilt die Entführung von Bobby Tohill am Freitagabend (s. Meldung von gestern). Sollten republikanische Kreise darin verwickelt sein, so ist dies auch nach den Worten ihres Chefunterhändler Martin McGuinness ein Bruch des Karfreitagabkommens. Die Sinn Féin sei gegen Gewalt jeglicher Art, und keine Organisation, die IRA eingeschlossen, dürfe den Friedensprozess unterminieren. Eine Aussage, die man in dieser Klarheit von der Sinn Féin bisher noch nicht gehört hatte.
Dublin Bus spricht von der schlimmsten Katastrophe in seiner Geschichte. Gestern Abend fuhr am Wellington Quay in der Nähe des Clarence Hotels ein Doppeldeckerbus, der zuvor das Heck eines anderen Busses geschnitten hatte, in eine Schlange wartender Menschen. Fünf Menschen wurden getötet und mehr als 20 verletzt. Der Busfahrer erlitt einen Schock. Zahlreiche Dubliner legten heute Blumen an der Haltestelle nieder.

Sonnabend, 21. Februar 2004

Wasser auf die Mühlen von Unionisten und Loyalisten: Nach Aussage des Chefs der nordirischen Polizei Hugh Orde stehen Mitglieder der Provisional IRA (die man inzwischen auch als ‘offizielle IRA’ bezeichnen könnte) hinter der Entführung und schweren Verletzung von Bobby Tohill aus Belfast. Bei dem Mann handelt es sich um ein Mitglied der militanten Real IRA, die sich von der Provisional IRA abgespalten hatte. Natürlich ist letztere den Unionisten/Loyalisten noch weniger genehm, doch die Tatsache oder auch nur der Verdacht, dass die Provisional IRA weiterhin gewalttätig ist, gibt ihnen neue Argumente an die Hand sich einer Regierung mit der Sinn Féin, der in ihren Augen politischen Vertretung der Provisional IRA, zu verweigern.
Die Meldung kommt ein wenig zu spät, als dass sie bei der Familienplanung noch berücksichtigt werden könnte. Alle irischen Kinder, die am 29. Februar geboren werden, bekommen anlässlich des 10. Jahrestags des Internationalen Jahres der Familie € 100 vom Staat geschenkt. Sie müssten vier Jahre auf ihren ersten Geburtstag warten, begründet Familienministerin Coughlan ihre Entscheidung, da wolle sie ihnen ein spezielles Willkommen bereiten.

Freitag, 20. Februar 2004

Die Oppositionsparteien Fine Gael, Labour und Green Party fordern die Regierung erneut auf, für die irisch-gälische Sprache den Status einer offiziellen EU-Sprache zu beantragen. Taoiseach Bertie Ahern hat dies stets abgelehnt. Ein solcher Antrag sei zur Erfolglosigkeit verurteilt, da zu wenige Menschen in Irland die Sprache im täglichen Leben sprächen.

Nach dem vorgestrigen 0:0-Sieg der irischen Nationalmanschaft über Brasilien hier ein Ausschnitt aus einem Interview des ‘Freigeistes an der Fiddle’ Nigel Kennedy mit der Westfälischen Rundschau:

WR:	Sie sind selber ein Fußballfan?
NK:	Ja, von Aston Villa – seit 40 Jahren, unfassbar!
WR:	Und was ist mit der Europameisterschaft im Sommer?
NK:	Na ja, ich werd’ ein bisschen entspannen können. Irland ist ja nicht dabei.
WR:	Was? Sie sind für Irland und nicht für England?
NK:	Ich habe irische Ahnen! Außerdem sind die Iren nicht so scheiß-überbezahlt. Und waschen sich nicht dauernd die Haare.

Irland hat sich zu eine Nation von Autofahrern entwickelt. Nach statistischen Daten aus dem Jahr 2002 besitzt eine Million irischer Haushalte ein Auto, eine Steigerung um ein Drittel in zehn Jahren. Die höchste Autodichte pro Anzahl der Haushalte gibt es mit 90 % im County Meath, wohingegen viele Dubliner meinen, zu Fuß schneller voranzukommen. So ist die Zahl der Autobesitzer in Dublin City gesunken, es sind nur noch 58 % der Haushalte. Von den 1,6 Mio. Berufstätigen im Lande fahren 55 % mit dem eigenen Auto zur Arbeit, zählt man die Kollegen hinzu, die sie mitnehmen, sind es 70 %, die mit Privatwagen ihre Arbeitsstelle anfahren.
Noch etwas hat sich in den letzten Jahren geändert. Während in alten Zeiten fast jede Bauernschaft eine zu Fuß erreichbare National School vorweisen konnte, wird heute die Hälfte aller Grundschüler per Auto zur Schule gebracht; vor 10 Jahren waren es nur 20 %. Manch ein Beobachter führt die zunehmende Fettleibigkeit irischer Kinder auf diese Entwicklung zurück.

Donnerstag, 19. Februar 2004

Auf seinem Weg in den Norden betont Taoiseach Bertie Ahern, das Karfreitagsabkommen sei weiterhin der beste Weg für die Zukunft Nordirlands. Er sehe die Chance, dass die gegenwärtigen Gespräche zu einer lebensfähigen Partnerschaft auf der Basis einer absoluten Gleichberechtigung aller gesellschaftlichen Gruppen führten. Die beiden Teile Irlands an der Peripherie Europas sollten ihre Ressourcen zusammenfassen, statt sie zu duplizieren.
Eine im vorletzten Jahrhundert geborene Dame aus Belfast, 105 Jahre ist sie inzwischen alt, erholt sich zur Zeit in einem Pflegeheim von einem Angriff loyalistischer Paramilitärs auf ihr Haus im Norden der Stadt. Vier Ziegelsteine wurden in der vergangenen Nacht durch ihr Fenster geworfen. Nicht nur Belfasts Oberbürgermeister Martin Morgan (SDLP) zeigt sich entsetzt.
Bewleys of Dublin teilen mit, in diesem Jahr ihre Bäckerei zu schließen und womöglich auch die Cafés in der Grafton und Westmoreland Street. Dürfen die das überhaupt? Ich hatte immer geglaubt, die Cafés gehörten zum Weltkulturerbe. Ist denn keiner da, der die UNESCO auf den Plan ruft?

Mittwoch, 18. Februar 2004

Im Stadion an der Lansdowne Road schlägt die irische Fußball-Nationalmannschaft Brasilien mit einem 0 : 0. Ich habe keine Ahnung von Sport, hoffe jedoch, es richtig ausgedrückt zu haben.
Die folgende Nachricht ist der Irish Times die Top-Meldung in ihren Breaking News wert: Auf einer Pressekonferenz gibt Gesundheitsminister Martin heute bekannt, das Verbot des Rauchens am Arbeitsplatz (woraus sich das Rauchverbot in Pubs und Restaurants ergibt) trete nun endgültig am Montag, dem 29. März in Kraft. Das Rauchverbot sei eine ‘positive und fortschrittliche Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahme’. Mal gespannt, wie endgültig dieser endgültige Termin nun ist.
Eine Delegation der UNESCO ist für drei Tage in Irland zu Gast, um das Gelände für die geplante Müllverbrennungsanlage in der Nähe von Drogheda im County Meath zu inspizieren. Dem Betreiber des € 85 Mio. Projekts wurde im vergangenen Jahr die Planungsgenehmigung für die Anlage erteilt, die in der Nähe des Schlachtfelds von Boyne (Weltkulturerbe) errichtet werden soll (s.a. 21. 12. 2003). Im Anschluss daran wird die Delegation mit Gegnern der geplanten M3 sprechen, die den als Nationaldenkmal eingestuften Hügel von Tara von der Autobahn bedroht sehen.

Dienstag, 17. Februar 2004

Eine Meldung für die Leser des Goldenen Blattes, sollten sie sich hierher verirren. Prinzessin Anne, ich glaube sie ist die Tochter von Queen Lizzy II, besucht Dublin. Staatspräsidentin Mary McAleese, versteht sich, doch auch die Old Jameson Distillery in Smithfield. Letzteres passt mir ganz gut, denn so kann ich auf mein Reisetagebuch vom 25. Februar 1999 verweisen.

Montag, 16. Februar 2004

Chaos im Berufsverkehr. 9.000 Mitglieder der größten Gewerkschaft des Landes SIPTU sowie der National Bus and Rail Union (NBRU) legen für vier Stunden die Arbeit nieder, um gegen die Pläne von Verkehrsminister Brennan zur Zerschlagung und Teilprivatisierung der staatlichen Transportgesellschaft CIÉ – sie betreibt die Bahnlinien und Überlandbusse – zu protestieren. Insbesondere werfen sie dem Minister vor, dass sein Ministerium noch keine Gespräche mit ihnen in die Wege geleitet hat.
Bereits seit Herbst 2002 schwelt der Streit, und der wohl kundenfreundlichste Streiktag war der 18. Juli vergangenen Jahres. Damals streikten die CIÉ-Mitarbeiter beim Kassieren für die Tickets, und einen Tag lang konnte man kostenlos durch Irland reisen.

Sonntag, 15. Februar 2004

Die überkonfessionelle nordirische Alliance Party, die in der Vergangenheit mit ihren Stimmen die Wahl eines Sinn Féin Oberbürgermeister von Belfast ermöglicht hatte, kritisiert sie nun wegen ihres Widerstands gegen eine Koalitionsfreiheit bei der Regierungsbildung in Nordirland.
Gegenwärtig sieht es so aus, dass den nordirischen Parteien allein auf Grund des Wahlergebnisses zum Parlaments eine bestimmte Anzahl von Ministern in der Regierung zusteht. Können sich die betreffenden Parteien nicht auf eine gemeinsame Regierung einigen, so gibt es keine Regierung. Und dies ist bereits seit Oktober 2002 der Fall.

Die Überlegung, im Rahmen einer Überarbeitung des Karfreitagsabkommen eine Koalitionsfreiheit einzuführen, wird von DUP, UUP und SLDP unterstützt, doch von der Sinn Féin abgelehnt, denn dann könnte die Mehrheit des Parlaments ohne sie eine Regierung bilden. Kritik der Alliance Party: Hätte in der Republik Irland die Fianna Fáil der Sinn Féin eine Koalition unter Ausschluss anderer Parteien angeboten, so hätte sie mit Freuden angenommen.

Sonnabend, 14. Februar 2004

Die lange die europäische Spitzenposition haltende Jahresinflationsrate Irlands fällt weiter und lag im letzten Monat bei 1,8 %. Zum Vergleich: im Januar 2003 betrug sie 4,8 %. Seit Dezember sanken die Preise um 0,5 %. Vor allem der Preissturz bei Bekleidung und Schuhe im Rahmen des Winter Sale hat dazu beigetragen.
Der Oberbürgermeister von Cork will mit einer Delegation der Universität und der Handelkammer zu einem offiziellen Besuch nach Shanghai reisen, doch die Grünen im Rathaus halten mit Verweis auf Chinas Menschen(un)rechtspolitik gar nichts davon. Es gebe eine große chinesische Gemeinde in Cork, und viele ihrer Mitglieder lebten in Irland, weil sie in ihrer Heimat verfolgt worden seien. Ratsmitglied O’Leary nennt das ganze eine Vergnügungsreise, das Geld dafür könne in sinnvollere Projekte investiert werden.

Freitag, 13. Februar 2004

Die komplette Wiedereröffnung des westlichen Bahnkorridors von Sligo nach Limerick würde, alles inbegriffen, nur € 250 Mio. kosten, berichten Vertreter der Kampagne West-on-Track. Das sei für 145 Meilen Strecke gerade einmal soviel, wie 2,5 Meilen Metro oder 5 Meilen Dubliner Straßenbahn kosten. Die Verbindung würde den Westen wieder zusammenbringen und zu einer Region machen, die für Menschen lebenswert ist, und in der ‘Staatsangestellte glücklich wären dezentralisiert zu werden’*. Verkehrsminister Brennan hingegen, der zur Zeit Bahnstationen in den Countys Sligo, Mayo und Galway inspiziert, sieht bislang nur die Chance für eine Wiedereröffnung von Teilstrecken. Nach den Streckenstilllegungen der letzten Jahre gibt es derzeit nur noch Sternverbindungen von Dublin in die westlichen Countys, eine Bahnverbindung zwischen ihnen existiert nicht mehr. (s.a. 11. Juli 2003)
* Anspielung auf Proteste Dubliner Staatsdiener gegen die geplante Verlagerung ihrer Behörden aus der City ins Umland.
Die Piloten von Aer Lingus drohen wieder einmal mit Streik; es wäre nicht das erste Mal, dass sie eine solche Drohung wahr machen. 95 % von ihnen stimmten heute für Arbeitskampfmaßnahmen. Dabei geht es ihnen um die Verhinderung der Zwangs-Umgruppierung und -Umschulung von 46 Kollegen, die in den letzten vier Monaten nicht voll beschäftigt worden waren und kein volles Gehalt bekommen hatten.

Donnerstag, 12. Februar 2004

Die irische Post versiegelt in großem Umfang die Briefkästen in Drogheda, auf dass niemand mehr Post einwerfe. Die Begründung: Auf Grund inoffizieller Streikaktionen von Mitarbeitern komme man mit der Bearbeitung nicht mehr nach und mehr als 30.000 unerledigter Sendungen hätten sich in den letzten zwei Tagen angesammelt. Damit nicht noch mehr anfalle, sehe man sich gezwungen, die Postkästen zu versiegeln.
Proteste in Belfast anlässlich des 15. Jahrestags des Mordes an den katholischen Rechtsanwalt Finucane: Mitglieder der Sinn Féin versammeln sich vor dem Hauptquartier der nordirischen Polizei PSNI, während die SDLP am Parlament zu Stormont protestiert. Pat Finucane war heute vor 15 Jahren von loyalistischen Paramilitärs in seiner Wohnung in Belfast ermordet worden und es gib Grund zu der Annahme, dass britische Sicherheitskräfte seinerzeit mit den Killern zusammengearbeitet haben. (s.a. 1. Juli 2003)
Die EU erleichtert das Schulden machen und der irische Verkehrsminister Brennan ist begeistert: Nun könne man das € 2.4 Mrd. Projekt U-Bahn in Angriff nehmen, auch der Ausbau des Autobahnringes um Dublin werde möglich. Geplant ist, die Projekte über private Investoren finanzieren zu lassen und die Kosten über einen Zeitraum von 20 Jahren zurückzuzahlen. Derart aufgenommenes Geld wurde von den EU-Statistikern bisher als Staatsschulden bewertet, dies ist ab sofort nicht mehr der Fall.

Mittwoch, 11. Februar 2004

Zwei weitere größere britische Militärbasen in Nordirland werden geschlossen, verlautete am Abend. Der Standort Aughnacloy an der Grenze zur Republik wird aufgehoben und die Anlage abgerissen, die Kaserne von Clooney im County Derry geräumt und verkauft. (s.a. 11.12. 2003)
266 Jahre alt ist ein Bild vom Corker Hafen, das heute zum Rekordpreis von € 366.000 versteigert wurde. Der Holländer William van der Hagen malte es 1738. Ein privater Sammler erwarb es, und dem Auktionator zufolge wird es in Irland bleiben.
Eine Entschädigung in Höhe von € 50.000 spricht das Kreisgericht von Wexford einem 6-jährigem Jungen zu, der sich vor gut zwei Jahren während einer Geburtstagsparty in eimem Burgermac Restaurant beim Sprung von Stuhl zu Stuhl einen komplizierten Armbruch zugezogen hatte. Wenn ein Restaurant die Stühle bei einer Kinderparty so aufstellt, dass diese motiviert sind von einem zum anderen zu springen, muss es nach Meinung des Gerichts die Konsequenzen dafür tragen.

Dienstag, 10. Februar 2004

Landwirtschaftsminister Joe Walsh von der FF, der auch Staatspräsidentin Mary McAleese entspringt, glaubt an eine Präsidentschaftswahl im Herbst.
Dies muss vielleicht erklärt werden: Ist ein amtierendes Staatsoberhaupt bereit für eine zweite Amtszeit zu kandidieren und gibt es keinen Gegenkandidaten, so kann sie/er ohne Wahl bestätigt werden. Als Kandidat aufgestellt zu werden ist gar nicht so leicht, denn man muss von Mitgliedern des Parlaments oder eines County-Councils nominiert werden. Sind sich also alle dort vertretenen Parteien einig, kann auf eine Wahl verzichtet werden.

Die gegenwärtige Amtsinhaberin Mary McAleese hat soviel Akzeptanz in der Bevölkerung, dass sich bis auf Michael D. Higgins von der Labour Party niemand zeigt, der bereit ist gegen sie zu kandidieren. Da ist es bemerkenswert, dass ein Minister aus der Partei der Amtsinhaberin von der Erfordernis der Wahl überzeugt ist und dem Konkurrenten seiner Parteifreundin im Fernsehen attestiert, er sei in keiner Weise eine ‘lahme Ente von einem Kandidaten’.
Nach einer Vorhersage der Bank of Ireland werden die Immobilienpreise im laufenden Jahr ‘nur’ noch um 6 % steigen. Damit wird am Jahresende der Durchschnittspreis für ein Haus landesweit bei € 291.000 und in Dublin bei € 385.000 liegen.

Montag, 9. Februar 2004

Gar nicht so glücklich sehen sie aus, der irische Häuptling und der deutsche Kanzler bei ihrem Treffen in Dublin. Die Umfragewerte für beide liegen im Keller, und doch wäre Herr Schröder glücklich, hätte er die seines Kollegen Ahern. Aber darum geht es nicht. Irland hat den Ratsvorsitz in der Europäischen Union, und Thema des Treffens ist die Europäische Verfassung, auf die sich die EU-Mitgliedsländer bislang nicht einigen können.
Die Idee der DUP, eine provisorische nordirische Regierung mit einem zehnköpfigen Parlament zu etablieren, findet der britische Nordirlandminister Paul Murphy zwar bedenkenswert, doch die anderen Parteien – sowohl auf unionistischer als republikanisch/nationaler Seite – können dem nichts abgewinnen.

Sonntag, 8. Februar 2003

Eine Meinungsumfrage zeigt, dass die irische Staatspräsidentin Mary II nicht weniger beliebt als ihre Vorgängerin ist. Im September läuft nach sieben Jahren ihre erste Amtszeit ab, und dreiviertel der Wahlberichtigten wollen sie wiederwählen. Kein Wunder, dass kaum jemand gegen sie kandidieren will. Nur die Labour Party ist derzeit bereit, jemanden ins Rennen zu schicken. Für ihren möglichen Kandidaten, Parteipräsident Michael D. Higgins aus dem irischen Westen, wollen jedoch nur 10 % der Befragten stimmen.
Anlässlich des 20. Todestages von Luke Kelly spielen ihm auf dem Friedhof von Glasnevin seine früheren Mitstreiter Éamonn Campbell und Barney McKenna etwas vor. Ich weiß nicht, was, erinnere mich jedoch an eine alte Dubliner-Aufnahme:
Oh, all the Comrades e’er I had,
They are sorry for my going away,
And all the sweethearts e’er I had,
They’d wished me one more day to stay.
But since it falls onto my lot
That I should rise and you should not,
I gently rise and softly call,
Goodnight and joy be with you all.

Sonnabend, 7. Februar 2004

Nach der gestrigen Erklärung der DUP über die Voraussetzungen zur Bildung einer nordirischen Regierung fordert der Verhandlungsführer und zweite Mann der Sinn Féin Martin McGuinness die DUP auf, unverzüglich in direkte Gespräche mit seiner Partei einzutreten. Bei allen Vorbehalten erkenne er in der Ankündigung eine Abkehr von ihrer ‘Niemals-Niemals-Politik’.
Der Geldsegen aus Brüssel droht für einige Counties der Republik ab 2006 zu versiegen, wenn die Mitgliedsländer der EU nicht mehr Geld locker machen, dies die Konsequenz aus einer Mitteilung von EU-Finanzkommissarin Michaele Schreyer. Gegenwärtig zahlen die EU-Länder 1 % ihres Nationaleinkommens in die Gemeinschaftskasse. Die Zuschüsse fließen vor allem in Straßenbau- und Infrastrukturmaßnahmen der als arm eingestuften Counties an der Grenze zu Nordirland, in den Midlands und im Westen.
Die Zahl der Arbeitslosen in Irland ist seit einem halben Jahr zu ersten Mal wieder gestiegen. 171.000 sind nach der Januarstatistik ohne Job, was einer Arbeitslosenquote von 4,7 % entspricht.

Freitag, 6. Februar 2004

Ein weiteres Stück ‘altes Irland’ geht verloren: Ab September werden im Straßenverkehr Entfernungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen statt in Meilen in km angegeben, die alten Schilder ausgetauscht. Gleichzeitig werden die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten angepasst und für Landstraßen deutlich herabgesetzt. So schnell dürfen Sie ab 1. September auf Irlands Straßen fahren:

Straßentyp	bisher	ab 1. Sept.
Autobahnen:	70 m/h	75 m/h = 120 km/h
Nationalstraßen:	60 m/h	62 m/h = 100 km/h
Landstraßen:	60 m/h	49 m/h = 80 km/h
Vor Schulen etc.:	20 m/h	19 m/h = 30 km/h

Verkehrsminister Brennan plant eine Kampagne, um die Autofahrer darauf vorzubereiten – auf dass niemand 100 Meilen/h fährt, wenn er auf der Autobahn auf eine Geschwindigkeitsbeschränkung von ‘100’ stößt. Daneben will er im laufenden Jahr € 1,2 Mrd. für den Straßenbau ausgeben.

Im Rahmen der Gespräche über das Karfreitagsabkommen und die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive erklärt die DUP ihre Bereitschaft, mit der Sinn Féin gemeinsam in einer Regierung zu sitzen, sollte die IRA ‘sich mit signifikanten Entwaffnungsschritten aus dem Geschäft zurückziehen’. Die Frage dabei ist, was die DUP als ‘signifikant’ akzeptiert; in der Vergangenheit hatte sie selbst von der internationalen Entwaffnungskommission als bedeutend eingestufte Schritte als unzureichend zurückgewiesen.

Donnerstag, 5. Februar 2004

Verteidigungsminister Michael Smith teilt dem Parlament mit, dass bislang € 273 Mio. an Soldaten gezahlt wurde, die Gehörschädigungen auf Grund von Schießübungen geltend gemacht haben. Nachdem vor einigen Jahren ein Soldat den Stein mit einer Klage ins Rollen gebracht hatte, stellten bei einer Truppenstärke von 10.500 mehr als 15.000 frühere und im Dienst stehende Soldaten fest, dass sie gleichfalls Gehörschädigungen erlitten hatten. 320 Fälle wurden bislang vor Gericht ausgetragen, 14.681 außergerichtlich geregelt. Ich habe einmal nachgerechnet: rund € 18.000 gab es für jeden Betroffenen.
Justizminister Michael McDowell verteidigt sein Vorhaben, das berühmt-berüchtigte Mountjoy Gefängnis zu schließen, in dem nach dem Osteraufstand von 1916 mehr als ein irischer Rebell (ein gewisser Kevin Barry inbegriffen) sein Leben ließ. Die Anlage sei kein geeigneter Ort um Gefangene zu resozialisieren. Die Kritik an der Entscheidung kommt von den Angestellten, die meinen, eine Renovierung würde es auch tun. Der Minister hingegen will gemeinsam mit privaten Investoren auf der grünen Wiese neu bauen.
Die sich Wahre IRA nennende paramilitärische Splittergruppe übernimmt die Verantwortung für einen Bombenanschlag auf eine britische Armeebasis im County Derry. Die Bombe zündete zum Glück nicht und wurde von einem Räumungskommando gezielt zur Explosion gebracht.

Mittwoch, 4. Februar 2004

John Hume, seit langem gesundheitlich angeschlagen, zieht sich weiter aus der Politik zurück. Der 67 Jahre alte Friedensnobelpreisträger des Jahres 1998 gibt am Nachmittag bekannt, im Juni nicht mehr als Abgeordneter für das Europäische Parlament zu kandidieren. Es sei für ihn eine sehr traurige Entscheidung, doch seine Gesundheit erlaube es nicht mehr. Er sei sehr stolz gewesen, die Menschen Nordirlands in Europa vertreten zu dürfen. Vor gut drei Jahren hatte er seinen Sitz im nordirischen Parlament niedergelegt und ein Jahr später den Vorsitz der SDLP abgegeben, den er seit 1979 innehatte.
Es wird kaum jemanden geben, dem das nicht nahe geht, und viele haben es in den wenigen Stunden seit der Meldung zum Ausdruck gebracht. Hier die Reaktion von Taoiseach Bertie, mit dem ich ansonsten nur selten übereinstimme: ‘In den dunklen Tagen Nordirlands’, so der Häuptling der Republik, sei John Hume ‘die Stimme der Vernunft, des Mannes von der Straße und des Mitleids gewesen’. Das klingt fast wie ein Nachruf, doch ich hoffe, dass bis zu einem solchen noch viel Zeit ins Land gehen wird.

Dienstag, 3. Februar 2004

Im Gebäude des nordirischen Parlaments zu Stormont begann heute unter dem Vorsitz des britischen Nordliralandsekretärs Paul Murphy und irischen Außenministers Brian Cowen die Rückschau auf das Karfreitagsabkommen von 1998. Herrn Cowen meinte anschließend, die Gespräche seien gut angelaufen und das Abkommen werde nicht kollabieren. Ziel ist, einen Weg zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive zu finden, was nach den Wahlen vom November allerdings sehr schwer sein dürfte.
Dreißig Jahre ist es her, seit bei drei Bombenanschlägen in Dublin und einem in Monaghan loyalistische Terroristen 30 Menschen töteten. Nun ist die Sperrfrist abgelaufen und die Untersuchungsberichte müssen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – doch 68.000 Seiten Akten sind aus dem Justizministerium verschwunden. Er habe keine Erklärung dafür, meint Taoiseach Bertie, doch Tatsache sei, dass die Akten einfach nicht mehr da seien.
Es ist nicht gar so schlimm gekommen: nicht die gesamten Abschläge in Höhe von € 13 Mio., die Ryanair in den letzten Jahren auf die Start- und Landegebühren des belgischen Flughafens Charleroi eingeräumt worden waren, muss die Gesellschaft nach der heutigen Entscheidung der EU-Behörden zurückzahlen, sondern nur € 4,5 Millionen. Sonderkonditionen für eine einzelne Fluggesellschaft sind illegal, sagt die EU. Die Entscheidung sei ein Desaster für die Konsumenten, kommentiert Ryanair-Boss Michael O’Leary. Die belgische Regierung steht hinter ihm und will die Entscheidung anfechten. Wie dem auch sei, nach dem milden Urteil von heute steigen die Aktien der Gesellschaft um 8 Prozent. (s.a. 28.01.2004)

Montag, 2. Februar 2004

Über die Einrichtung sogenannter Eliteuniversitäten wurde in den letzten Wochen in Deutschland viel diskutiert, da will auch Irland mithalten. So empfiehlt heute die Higher Education Authority der Regierung, einige Hochschulen aus dem staatlichen Bildungssystem auszugliedern und zu privatisieren. Wenn Irland auf der Weltbühne mitspielen wolle, so HEA, brauche man private Hochschulen wie Havard und Yale in den USA. Konkrete Standorte werden nicht genannt, doch man geht davon aus, dass das Trinity College, das University College Dublin sowie das University College Cork in den Augen der HEA die geeignetsten Hochschulen sind, um von einer Privatisierung zu profitieren.

Sonntag, 1. Februar 2004

Wie bereits im letzten Jahr zwischen dem Gewerkschaftsverband ICTU und dem Arbeitgeberverband IBEC vereinbart, gilt ab heute in Irland ein neuer Mindestlohn von € 7 pro Stunde. Bisher lag er bei € 6,35.

Ein paar Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in der Republik und in Nordirland, entnommen statistischen Daten, die in der vergangenen Woche in der Irish Times publiziert wurden. Sie gelten bis auf die Einwohnerzahl Nordirlands (2001) für das Jahr 2002.

	Republik Irland	Nordirland
Einwohner	3.917.203	1.685.267
Geburten pro 1.000 Einw.	15,5	12,6
Sterbefälle pro 1.000 Einw.	7,5	8,6
Geburtenüberschuss pro 1.000 Einw.	8,0	4,0

In beiden Ländern gibt es also einen Geburtenüberschuss. Ich habe kurz nachgerechnet: Hält diese Entwicklung an, so wird die Bevölkerung der Republik bis Ende 2005 die Viermillionengrenze überschreiten.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – Februar 2004