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igentlich dürfte ich unter dem obigen Datum heute nichts zu Papier bringen, denn einen 1. Juni gibt es in Irland nicht, wie vor einigen Tagen das Plakat neben der Tür zu Veldon‘s Pub gezeigt hatte, laut dem auf den 31. Mai der 2. Juni folgt. Womöglich ist durch den Einfluss der Elfen etwas mit der Zeit durcheinander geraten und wir sind in die keltische Zwischenwelt Áit Eile gerutscht.
Unser Ziel ist Rosmuc im Südwesten Connemaras. Die Fahrt über Leenaun und Mám dauert etwas länger als die durchs Inagh Valley, doch wir wollten mal etwas anderes sehen. Die Straße windet sich durch ein weites Tal mit den Maamturk Mountains rechterhand – ein Fußweg führt über sie hinweg ins Inagh Valley – und linkerhand den Partry Mountains, hinter denen sich der Lough Mask verbirgt. Als Joyces’ Country ist die Region bekannt, benannt nach einem anglo-
In Mám statten wir dem lokalen Hardware & Food Shop einen Besuch ab. Sprühdosen mit Farbe zum Markieren von Schafen können wir hier kaufen, doch unser Reise- und Navigationsschaf Eileen Óg hält nichts davon. So bleibt es bei der Zeitung … und einer Packung Porter Cake. Zu Beginn des Jahrhunderts gab es diesen ‘Guinnesskuchen’ in jedem Laden, doch dann verschwand er aus Regalen. Hier kennt man ihn noch. In Áit Eile, im hintersten Winkel Connemaras, gehen die Uhren anders.
Wir verlassen das eiszeitliche Tal. Wo die Straße an seinem Ausgang die N 59 von Galway nach Clifden kreuzt, liegt Maam Cross. Der gälische Name lautet An Teach Dóite, das abgebrannte Haus, denn einst ging hier eine Postkutschenstation in Flammen auf. Heute findet hier verbunden mit einer Viehauktion der Samstagsmarkt statt. In der Halle rattert der Auktionator etwas herunter, von dem wir außer ein paar Zahlen kein Wort verstehen. Der Markt besteht nur aus wenigen Ständen, doch in Keogh’s Craftshop gleich nebenan erwirbt mien Deern für 109 Euro ein Schultertuch für ihre Mutter, die in sechs Wochen neunzig Jahre alt wird.
Weiter geht es über die Kreuzung nach Rosmuc. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert hatte wir Pearse’s Cottage besucht, romantisch gelegen am Hang oberhalb der Straße mit Blick auf den See Turlough. Wäre Pádraig Pearse nicht auf die Idee verfallen, am Ostermontag des Jahres 1916 vor dem Dubliner Hauptpostamt die Abspaltung Irlands vom Vereinigten Königreich zu proklamieren, wäre ihm zwar ein längeres Leben beschieden gewesen, doch würde den Dorfschullehrer und mittelmäßigen Poeten heute kein Mensch mehr kennen und kaum jemand von dem Cottage Notiz nehmen. So aber überrascht uns unterhalb seines Sommerhäuschens ein kürzlich eingeweihtes ‘Interpretive Centre’, in das es geschätzt fünfmal passt. Will man auf dem ausgeschilderten Weg zum Cottage hoch, muss man durch das Besucherzentrum und fünf Euro pro Person berappen; für den Zutritt zu zwei kleinen Kammern, in die wir schon vor einem Vierteljahrhundert unseren Blick geworfen hatten, ist uns das zuviel.
Allerdings fehlt mir noch ein Foto von dem Cottage. So steigen wir einen mit Only local access (mit unserem Englisch ist es nicht weit her) beschilderten Weg seitab des Museumsgeländes den Hang hoch, bis ich es zweihundert Meter oberhalb von uns vor die Linse bekomme. Die Sonne hat sich rar gemacht, der Himmel ist grau und Warten angesagt. Als dann ein paar schüchterne Sonnenstrahlen durch ein Wolkenloch dringen, drücke ich auf den Auslöser.
Etwa hundert Meter voraus steigen zwei Wanderer einen steinigen Trampelpfad zum Cottage hoch. Wir zögern einen Moment, doch mit dem heavy metal vom vergangenen Jahr im linken Fuß ist das nichts för mien Deern. Wir gehen zum Auto zurück.
* * *
Laut einer Ankündigung im What’s On, dem alle zwei Wochen in Clifden erscheinenden Veranstaltungsverzeichnis, sollen am 1. Juni in Rosmuc Galway Hooker zu einer Regatta auslaufen. Die vor mehr als 200 Jahren entwickelten traditionellen Segelboote bestehen aus einem Mast mit einem Haupt- und zwei Vorsegeln, das Boot schwarz und die Segel braun. Es gibt sie in vier Klassen:
– Bád Mór (großes Boot), 10,70 bis 13,50 Meter lang.
– Leath Bhád (halbes Boot), zirka 10 Meter lang, oft eingesetzt, um Torf auf die Aran Inseln und in den Burren zu bringen.
– Gleoiteog (hübsches Ding), zwischen 7,5 und 9 Meter lang, verwendet zum Fischen und Transport von Lasten.
– Púcán (offenes Boot), etwas so groß wie ein Gleoiteog, jedoch mit nur einem Vorsegel.
Die Straße, die gemäß unserer Karte zum Anleger führen soll, will kein Ende nehmen und endet im Nirwana, ohne dass einer in Sicht kommt. Da sehen wir von einer Erhebung aus in der Ferne braune Segel auf dem Wasser, haben aber keine Ahnung, wo um alles in der Welt das sein könnte und wie man dorthin gelangt. Dann kommt die Erleuchtung: Die Boote sollen laut Ankündigung am ersten Juni, segeln doch fällt ja (siehe oben) der erste Juni in diesem Jahr aus und der Sonnabend somit auf den 2. Juni. Eine Zeitverschiebung in die irische Anderswelt, in die kein Weg aus Asphalt führt.
n jedem ersten Sonntag im Juni findet in Letterfrack ein Flohmarkt zugunsten der Retter ausgesetzter Hunde und Katzen statt. Der Regen der letzten Tage hat eine Pause eingelegt. Es ist kälter geworden und der Wind hat stark aufgefrischt, als wir fröstelnd vor der noch verschlossenen Tür stehen. Wir sind nicht die ersten. Punkt zehn Uhr schließt jemand auf. Die Anordnung der Stände in der Ellis Hall, die eher ein mittelgroßer Saal ist, hat sich in all den Jahren nie geändert: beim Hereinkommen passiert man rechterhand ein kleines Kuchenbüffet gefolgt von Tischen mit Büchern; weiter hinten am Ende des Raums findet sich um die Ecke herum besseres Porzellan, in der ihr gegenüberliegenden Ecke Spielzeug, und dann geht es mit Haushalts-, Küchen-, Einrichtungs- und Dekorations-
Die Preise sind so niedrig angesetzt, dass man ein schlechtes Gewissen hat sie herunterzuhandeln, eher ‘für den guten Zweck’ noch etwas drauflegen möchte. Ich entdecke ich ein Heft mit Tagebuchaufzeichnungen, Gedichten und Notizen zweier Künstler, Lol Hardiman und Cyril O’Flaherty, die im Sommer 2011 zwei Monate lang auf der nicht dauerhaft bewohnten Insel Inis Lacken in der Roundstone Bay verbracht hatten. Inish Lacken Revisited lautet der Titel, revisited deshalb, weil auf der Insel zu Beginn der 1950er Jahre drei Maler einen Sommer verbracht hatten, über den ein halbes Menschleben später einer von ihnen ein – wie finde ich – großartiges Buch veröffentlicht hatte. Das Heft ist sauber, fast wie neu. Bei der Frage nach dem Preis kommt ein zögerliches “50 Cent?”; ich krame ein Eurostück hervor und verzichte auf das Wechselgeld.
Am Nachmittag lunchen wir im Angler’s Rest, stellen anhand eines Aushangs fest, dass hier gestern Abend die Musik gespielt hatte. Ärgerlich, und hatten wir doch “Kein Schild draußen, keine Musik drinnen” gedacht. Dabei gab es immer mal Zeiten, in denen Livemusik nicht öffentlich angekündigt wurde. Wir bestellen zweimal Seafood Chowder zu € 6,95, vermutlich zubereitet von Milch-
Wir geben der Musik dennoch eine Chance, tauchen kurz vor zehn im Pub auf, wozu wir nur über die Straße müssen. Vorne links der Bar, wo sonst immer die Musiker sitzen, tut sich nichts, doch ganz hinten rechts, wo bei unserem ersten Irlandaufenthalt im Jahr 1992 Frank seine elektrische Gitarre erklingen ließ und sein Sohn Kevin die Tasten seines Keyboards anschlug, steht jetzt wieder ein solches Instrument, gespielt von einem Mann im fortgeschrittenen Rentenalter. Doch so sehr anders als damals klingt die Musik auch nicht.
ach einem Antrittsbesuch im Avoca Shop von Letterfrack geht es weiter zum Half Way Craftshop, von uns so genannt, weil er auf halbem Weg zwischen Letterfrack und Clifden liegt. Kurz zuvor passieren wir Moyard. An die ehemalige Tankstelle mit Werkstatt, Laden und Post erinnert nur noch eine schief stehende Zapfsäule, auch die scharfe Steinkante am Straßenrand, an der sich der uneingeweihte Tourist in Sichtweite der Werkstatt die Reifen aufzuschlitzen pflegte, gibt es noch. Auch im Half Way Craftshop kaufen wir nichts ein, sitzen aber ein Weilchen auf der Bank links des Ladens in der Sonne, im Rücken die Twelve Bens oder Hills of Connemara, wie sie in einem Loblied auf die Schwarzbrennerei besungen werden.
An einer 90-Grad-Kurve biegen wir von der N 59 nach Cleggan ab, passieren den Gewollt-und-nicht-gekonnt-Flughafen. Die Küstenwache hat sich hier jetzt niedergelassen, nutzt das Areal womöglich als Hubschrauber-
Vor der Pier Bar döst, wie es scheint ohne Bell- und Beißlizenz, auf einem Tisch ein Hund vor sich hin. Er rekelt sich, rappelt sich auf, springt zu Boden und trottet vor uns her, stets ein Stück voraus. Immer wieder wieder blickt er sich um: “What about a walk to the beach?” drückt seine Miene aus. Das hatten wir so oder so vor, und so wandern wir gemeinsam den Feldweg links des Tiny Teapot hoch, der schon nach zwei Jahren wieder vom Feuer genommen wurde. Seither steht das Café leer.
Beim Passieren eines Hauses, unser vierbeinige Begleiter trottet nach Erkundung und Beschnüffelung einer Weide zwanzig Meter vor uns her, stürzen laut und boshaft kläffend drei kleine Köter aus einem Tor, das sich in der Folge ohne einen Ton von sich zu geben um sich selbst dreht, bis die Chefin der Kläffer aus selbigem eilt und sie zurückpfeift. “They hate another” klärt sie uns auf.
Im Verlauf der weiteren Wanderung zum Strand, unser Begleiter mal vor uns, mal hinter uns und mal seitlich von uns im Gebüsch, entdecken wir ein gar seltsames Gerüst auf einem Feld. Ein von Oliver Cromwell errichteter und bei seinem Abzug vergessener Galgen? “Daran werden alle aufgehängt, die kleine Lämmer auf ihrem Speisplan haben”, wird uns am Abend unser Reise- und Navigationsschaf Eileen Óg erläutern.
Soweit ist es noch nicht, jetzt sitzen wir erst einmal auf zwei Felsbrocken am Strand, halblinks voraus die Insel Inishbofin. Um uns herum tollt der Hund über den Sand und die Wasserkante entlang. Über der Insel ballen sich dunkle Wolken zusammen. Die Fähre begibt sich aus dem Schutz der Insel, erreicht die offene See und nimmt Kurs auf Cleggan.
Wir sollten aufbrechen, ehe der Regen uns erreicht. Die Schauer, sie erwischt uns dann doch noch, ist nur von kurzer Dauer. Als wir im Dorf zurück sind, nur kurz nach der Fähre, denn wir sehen ihre Passagiere Rollkoffer hinter sich her ziehend den Anleger hochkommen, scheint wieder die Sonne. Rasch okkupieren wir die einzige Bank am Hafen:
Sittin’ in the morning sun
I’ll be sittin’ when the evening comes,
Watching the ships roll in.
Then I watch ’em roll away again.
I’m sittin’ on the dock of the bay
Watchin’ the tide roll away.
I’m just sittin‘ on the dock of the bay
Wastin’ time.
Derweil ich diesen letzten Song von Otis Redding aus dem Jahr 1967 vor mich hin summe, holt mien Deern von Oliver Coyne’s zwei Eis, und wir beobachten die Möwen und ein auslaufendes Schiff, bis die drei Stunden Parkzeit vorbei sind und wir zum Auto zurückschlendern.
Am Abend sitzen wir bei einem Guinness im Paddy Coyne’s, inzwischen fast mehr Restaurant als Pub. Man hat den Eindruck, dass St. Anne’s, wie der vordere Teil der Bar früher im Dorfjargon* hieß, hauptsächlich als Warteraum für die Restaurantbesucher fungiert, die auf das Freiwerden eines Tisches harren, denn Reservieren kann man hier nicht. Immerhin sitzen an der Theke noch drei Eingeborene, die sich in einem Englisch unterhalten, von dem wir kaum ein Wort verstehen.
Bei Verlassen des Pubs laufen uns Anne Jack und Maggie über den Weg. Nachdem das Thema ‘heavy metal in Hildegard’s left foot’ abgehandelt ist, geht es darum, dass die Cottages wegen der geplanten Umbaumaßnahmen im nächsten Jahr nicht zu vermieten sind. Anne will am Mittwoch vorbeikommen um uns als Alternative Coyne’s Cottage zu zeigen, für das sie die Verwaltung übernommen hat. Es gehört Maggie’s in London lebendem Bruder, dessen Vater seinerseits ein Bruder von unserem seligen Johnnie Coyne war.
* Der in Anlehnung an das gleichnamige Altenheim in Clifden sich im Dorfjargon eingebürgerte Name rührt daher, dass sich in diesem Teil der Bar meist die älteren Dorfbewohner trafen.
in grauer Galway-Tag im Regen, mal heftig und mal kräftig, damit ist schon alles gesagt. Als wir uns am Abend auf der Heimfahrt den Twelve Bens nähern, wird der Himmel lichter und am Horizont über dem Meer fast blau. In Tullycross sind die Straßen trocken, und ein paar Sonnenstrahlen dringen durch die Wolken. Hier habe die Sonne den ganzen Tag über geschienen, behauptet unser Navigationsschaf Eileen Óg, doch so ganz können wir das beim Blick auf den Maol Réidh nicht glauben.
ere comes the sun, little darling, die Sonne ist da. Doch zunächst klopft kurz vor zehn Uhr Anne Jack an die Tür, bringt ihrerseits die Sonne mit und gibt Coyne’s Cottage zur Besichtigung frei. Die Hintertür sei offen; sie selbst müsse zur Kirche nach Letterfrack, eine Beerdigung, und würde sich später melden. Über den Preis werde sie mit Maggie’s Bruder reden. “For you it won’t be expensive!” verspricht sie.
Über die Lage lässt sich nicht meckern: nur wenige Gehminuten vom Paddy Coyne’s und Angler’s Rest entfernt liegt das Haus etwas unterhalb der Straße nach Letterfrack mit Blick auf den Tully Mountain halbrechts und das Moor halblinks. Die von der Küche aus – wichtig fürs Frühstücken im Freien – zugängliche Holzterrasse zieht sich um eine Ecke des Hauses und bekommt sowohl die Morgen- als auch die Mittags- und Abendsonne ab. Auch über die Innenaufteilung ist mien Deern begeistert: Wohnzimmer, große Wohnküche nach Westen mit Zugang zur Terrasse, drei Schlafzimmer, zwei Bäder und eines davon en suite zu Lord & Lady’s Bedroom.
Schritte auf der Terrasse, Maggie kommt durch die Hintertür: Anne habe gerade angerufen und sie gebeten, die Tür zum Obergeschoss aufzuschließen. Obergeschoss? Wir folgen ihr die Treppe hoch. Hier gibt es noch einmal zwei Schlafzimmer und ein drittes Bad, im Frühjahr beim Dachausbau neu eingerichtet. Also insgesamt zehn Betten hat das Haus. Wir hatten nicht vor, mit einer Fußballmannschaft anzureisen, andererseits zwingt uns keiner, das Obergeschoss zu nutzen. Doch werden wir uns ein so großes Haus überhaupt leisten können?
Die Sonne scheint weiterhin, und wir brechen zu einem Spaziergang über das Moor zum Ballynakill Harbour auf. Anders als im Dorf hat sich hier in der Natur in den letzten dreißig Jahren kaum etwas getan. Über uns singt eine Lerche, weißes Wollgras wiegt sich im Wind und dazwischen ragt wie versteinert ein Baumstumpf empor, womöglich mehrere tausend Jahre alt und mit dem Absinken des Bodens wieder ans Tageslicht gekommen. Auch der Derryinver Quay jenseits des hügeligen Moorlands ist sich treu geblieben und bei allen halbherzigen Ausbesserungen, denen er unterworfen wurde, dieselbe Schmuddelecke, die er immer war. Zwei Männer malen ihr Boot an, das anders als vieles hier ganz proper aussieht. Lios na Sí, Feenhügel, steht oben unter der Bordkante. Die Szene erinnert an den Film Local Hero und wir warten darauf, dass der Künstler den Schriftzug mit ‘Gold Dollar’ überpinselt. Tut er aber nicht, er bleibt den Feen treu.
Entlang des Ballynakill Harbour geht es nach Osten. Das Ocean’s Alive Seaside Centre scheint, so steht bei dem Schild ‘OPEN’ zu vermuten, immer noch auf Besucher zu hoffen, doch macht das Gebäude einen heruntergekommenen wenn nicht gar verlassenen Eindruck. Eine Pause auf dem Rastplatz an der Dawros Bridge, an der wir auf die Straße von Letterfrack nach Tullycross stoßen. Geld macht nicht immer glücklich: da baute im vorletzten Jahrhundert Mitchell Henry seiner Frau ein Traumschloss, anschließend stirbt sie während eines Urlaubs in Ägypten an einem Fieber und seine Tochter findet den Tod, indem sie mit ihrem Pferdegefährt von eben dieser Brücke stürzt.
* * *
Wir sind gerade zurück, da schneit Anne Jack herein. Ob uns Coyne’s Cottage gefallen habe? “Und ob!” drücken wir unsere Begeisterung aus, doch dürfte ein Cottage mit fünf Schlaf- und drei Badezimmern zu teuer für uns sein. Sie strahlt uns an: “Für euch nicht mehr als dieses hier, 450 Euro die Woche”. Wir können es kaum fassen, vergleichbare Unterkünfte kosten hierzulande laut AirBnB im Juni um die 800 Euro pro Woche. Und so zögern wir nicht und buchen für das kommende Jahr die ersten drei Juniwochen.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir am Renvyle-
ie Sonne hatte gestern nur ein Zwischenspiel gegeben, wir wandern im Regen durch Clifden. Der neue Aran Shop an der Market Street, zu Wochenbeginn war man dort noch beim Einrichten, profitiert davon: “Ein Pullover mal in einer anderen Farbe (blaugrün) und mit einem anderen Halsausschnitt”, meint mien Deern. In Größe S passt er besser als in Größe M, das tut ihr gut.
Von der Tankstelle bringen wir ein Paket firelogs mit, zehn Stück zum Preis von zehn Euro. Bei Lidl in Sichtweite der Tankstelle verkaufen sie das Stück für € 1,69. Sie brennen besser als alles andere, dazu auch noch recht lange anhaltend. Und wirft man anschließend Bog-
Den Nachmittag und Abend über hocken wir bei Dauerregen im Cottage. Die Deern malt kleine Aquarelle für Grußkarten, ich lese vor, und der Weinvorrat vermindert sich um 1,5 Flaschen.
inter den Tanzenden vor dem Teach Ceol, dem Haus der Musik, biegen wir nach links ab und wandern über den Hügel. Áit Éile* macht einen heruntergekommenen Eindruck, ein Schotterweg führt von dort, wo früher Grün sprießte, zu einer Baustelle hinunter. Hat man die Feen vertrieben? Wenn das denen, die dort jetzt einen Bungalow errichten, mal nur kein Unglück bringt. Die Isländer sind da vorsichtiger, sie haben eine Feenbeauftragte, deren Fachkompetenz man bei Bauvorhaben hinzuziehen kann.
Hinter dem Hügel wenden wir uns am Ende des Weges, von wo aus es links zum Tully Mountain und rechts zum Meer hinunter geht, dem Wasser zu und stehen eine dreiviertel Stunde später wieder am Renvyle Strand, wo das Füßchen meines Mädchens auch heute therapeutisch durch Sand und Wasser stapfen darf.
Am Abend sitzt Michael George mit seiner Gitarre, zwei Banjos und leider auch seiner Stimme in der Musikantenecke von Molly’s Bar. Wir bleiben bei einem Pint Guinness, das mit € 4,20 wie üblich zehn Cent billiger als im pub next door ist, ein Stündchen sitzen und lauschen – wie könnten wir auch anders, so freundlich wie Landlady Sally mien Deern umarmt und sich nach dem heavy metal in ihrem Fuß und der Geschichte dazu erkundigt. Es spricht sich nun einmal alles herum. Sallys Figur ist noch die von vor einem Vierteljahrhundert, doch den Gesichtszügen sieht man die verstrichenen Jahre an.
* Siehe auch: 2. Juni 2010
Reiseberichte Irland: Connemara 2019
© 2021 Jürgen Kullmann – Letzte Bearbeitung: 08.03.21