1. Woche 2. Woche 9. Juni 10. Juni 11. Juni 12. Juni 13. Juni 14. Juni 15. Juni Weitere Berichte |
n den Tag hinein leben” bedeutet auch, sich zu einer großen Renvyleumwanderung aufzumachen und nach einem Fünftel des Weges festzustellen, dass man doch lieber an den Strand will. Dass ich das will, erfahre ich von meinem Mädchen, als wir nach unserer Wanderung über dem Hügel mit dem Funkturm zu einer Wegesstelle kommen, an der es links zur Flanke des Tully Mountain und rechts nach Róisín Dubh hinuntergeht, von wo aus es nicht mehr weit ist nach An Trá, dem Familienstrand der Halbinsel.
Dort lassen wir uns auf einem Stein nieder, vor uns eine irische Familie mit vier Kindern, das fünfte ist in Arbeit. Unweit davon tummelt sich eine deutsche Familie mit zwei Mädchen, die Kleine ist noch arg wackelig auf den Beinen und die Große vielleicht vier Jahre alt. Noch sind sie nicht auf die Schulferien angewiesen. Ein halbes Dutzend weitere Eingeborene verlaufen sich auf der bei Ebbe unendlich weiten Sandfläche, doch ins Meer wagt sich heute kaum einer, und wenn doch, dann nur bis zu den Knien. Kein Wunder bei um die zwölf Grad Wassertemperatur.
Das ist selbst dem Hund der Letterfracker Postmeisterin zu wenig, die uns auf unserer trockengefallenen Steinplatte passiert und mien Deern in ein Gespräch verwickelt, während ich losflitze um ein sich dem Ufer näherndes Boot zu fotografieren. In meiner Abwesenheit verrät sie meinem Mädchen, dass sie den Fotografen mit dem mittlerweile fast weißen Bart seit nunmehr zwanzig Jahren aus ihrem Postbüro kennt, wo er zwei bis dreimal in jedem Juni jeweils zehn Briefmarken zu erwerben pflegt – so um die 500 müssten es bis heute gewesen sein, überschlag ich gerade. Eigentlich sei sie hier, um ihren Hund zu einem Bad zu bewegen, erzählt sie weiter, doch der streike, nachdem er eine Pfote ins Wasser getaucht habe.
* * *
Wieder daheim hocken wir uns vors Cottage. Mein Mädchen strickt die letzte Reihe des zweiten Ärmels ihrer Jacke, an der sie seit einem Vierteljahr arbeitet, und näht den Ärmel an. Finished in Ireland. ‘Silk Hair’ steht auf der Wolle – nennen wir es Feenhaar. Eine Stunde später sitzen wir am Picknicktisch hinter dem Cottage vor dem aufgewärmten Rest des Irish Stew von gestern. Der Himmel ist so klar, dass man am Horizont zwischen den vorgelagerten Bergen West-
ir parken vor Coyne’s first Pub into Connemara, wie die Schänke sich nennt, auch wenn sie aus unserer Richtung eher ‘Coyne’s last Pub out of Connemara’ ist. Dann geht es ins Tal der Gefangenen, zum ersten Mal bei Sonnenschein, und wir stellen fest – bei diesem Namen kann es wohl nicht anders sein –, dass sich das Gleann na nGeimhleach am besten bei grauem Wetter, dunkel verhangenem Himmel und Regen macht. Einige Schafe, ein paar frei laufende Hühner und ein Rhododendronbusch vor einer Feldsteinkate wollen dennoch fotografiert werden. Zurück am Pub posiert mien Deern vor ‘unserem Leihwagen’: wie das Foto zeigt, hat die Rezession das Land so hart im Griff, dass die Autovermieter auf ein halbes Jahrhundert alte Fahrzeuge zurückgreifen müssen.
* * *
Nach einem Lemon Cheese Cake auf der Bank vor dem Wool & Craft Centre von Leenaun – in diesem Jahr (rezessionsbedingt oder weil der Betreiber gewechselt hat?) bei gleichem Preis deutlich kleinere Stücke als im letzten – sind wir gegen Mittag wieder daheim. Anlässlich unseres zwanzigsten Besuches in Tully Cross hat Anne Jack zu einem Dreigangmenü ins Maol Réidh Hotel eingeladen:
Gebackener Ziegenkäse
Lachs in Parmaschinken
Brown Bread Ice
Lecker! Das Gespräch dreht sich um die geplanten rückseitigen Anbauten an die Cottages zwecks Einrichtung größerer Küchen. Sie sind uns nicht geheuer. Wir glauben kaum, dass die Verschandlung der Rückseite mehr tourists from abroad bringen wird, und sehen die Auslastungsprobleme der letzten Jahre eher im Management als in der Küchengröße. Doch wie sollen wir das in unserem holprigen Englisch zum Ausdruck bringen, ohne dass es als persönliche Kritik empfunden wird?
* * *
Fußballweltmeisterschaft 2012. Heute Abend spielt die Republik Irland mit ihrem italienischen Trainer und Spielern ausländischer Ligen in Polen gegen Kroatien, und schon am Nachmittag findet sich das Dorf auf der Mauer vor Maggies Haus ein, um den kommenden Sieg, sei er moralisch oder sportlich, vorzufeiern. Gerard holt Stühle aus seiner Kneipe, da auf der Mauer kein Platz mehr ist. Es folgt ein permanenter Guinness-, Bier- und Weintransfer vom Pub über die Straße zur Mauer. Kurz vor acht wandert die Menge mit ihren Gläsern in die Schänke, und Tully Cross stirbt aus.
Nachtrag: Es reichte wie bei allen großen Schlachten in der Geschichte des Landes nur für einen moralischen Sieg, und auch solche werden besungen. Irland hat 1 : 3 verloren.
alway zum zweiten. Eileen Óg hat die Fahrt angeordnet, behauptet mien Deern, damit wir die Irish Ghost Stories der in rotes Leinen gebundenen, mit allseitigem Goldschnitt versehenen ‘Collector’s Edition’ für mich erwerben können, die ich bei unserem Theaterbesuch vor zehn Tagen im Schaufenster eines Ladens bewundert hatte.
Doch ob das wirklich ihr Grund ist? Im neuen Born Shopping Centre am Ufer des Flusses Corrib (Ladieswear, Manswear, Homeware – die Liebste ist ganz fasziniert von dem Angebot) gesellt sich eine grüne Sommerhose und im Style Shop am Rande der Fußgängerzone ein Jäckchen dazu. Mein Mädchen strahlt, und da kann auch die Sonne nicht anders und lugt hinter den Wolken hervor.
Das Galway City Museum (Eintritt frei) ist montags geschlossen und die Wiese vor dem Spanischen Torbogen von jungen Leuten okkupiert, Studenten und Touristen bunt gemischt. Wir wandern über die Father Griffin Bridge auf die andere Seite des Corrib und machen von dort aus ein paar Fotos auf die Stadt. Father Griffin – wer war das eigentlich? Wir informieren uns:
Father Michael Griffin wurde 1890 in der Nähe von Ballinasloe im County Galway geboren und 1917 zum katholischen Priester geweiht. Im Juni 1918 übernahm er eine Gemeinde in Galway City, wo er in der Nacht zum 14. November 1920 von einer paramilitärischen Einheit der Royal Irish Constabulary (Königlich irische Polizei) durch Kopfschuss ermordet wurde. Sein Leichnam wurde eine Woche später in Connemara in einem Moor bei Barna gefunden. Der Trauerzug, der bei seiner Beisetzung durch die Straßen Galways zog, gilt bis heute als der längste, den die Stadt je sah: drei Bischöfe, 150 Priester und 12.000 Bürger hatten sich ihm angeschlossen.
Auf dem Heimweg biegen wir in An Teach Doíte ins Joyce Country ab. Ein Regenbogen zeigt sich über den südlichen Bergen Connemaras, doch noch ehe wir eine Haltmöglichkeit finden, ist er verschwunden.
Hinter Mám verengt sich das Tal. Die flach einfallende Sonne lässt das Gras der Berghänge aufleuchten. Dann liegt der Talkessel von Leenaun mit dem Killary Harbour unter uns, von dem allerdings nur ein kleiner Zipfel zu sehen ist. Wir halten auf einer Schotterfläche links der Straße. Der Film The Field wurde hier gedreht, und The Field nannte sich nach Abschluss der Dreharbeiten zehn Jahre lang das Restaurant, vor dem wir nun stehen um die Speisekarte zu studieren, bis es sich dann auf seinen alten Namen The Blackberries zurückbesann. Die Preise ab zwanzig Euro behagen uns nicht, und so fahren wir weiter gen Letterfrack. Am Hügel hinter der durch Leitplanken verunstalteten Tullyconor Bridge – gut, dass wir an einem lauen Juniabend vergangenen Jahres noch ein Foto ohne diese gemacht haben – gönnt mir mein Mädchen zwanzig Minuten, ihn zu besteigen und die Twelve Bens im Abendlicht zu fotografieren. Ein Schaf beobachtet mich interessiert bei dem Tun.
Am Ende gehen wir in der Schänke des Barden von Letterfrack vor Anker. Eine sehr leckere Ziegenkäse-
em Wetterbericht des Irish Independent trauen wir nicht mehr. Bleibt der Himmel nun grau, öffnet er sich im Laufe des Tages für die Sonne oder seine Schleusen für den Regen? Wir lassen das Spekulieren, geben der Carna-
Eine einfach zu bewältigende Strecke, heißt es in der Beschreibung, auch für Radfahrer und Kinderwagen geeignet. Wohl deshalb, weil Babys keine Zähne haben, die ihnen bei dem Gerumpel auf dem felsigen Untergrund herausfallen würden. Zumindest ist der Boden trotz des Regens der vergangenen Woche nicht verschlammt, auch wenn es jetzt von oben etwas feucht wird. Ein kleiner brauner Esel und ein junges braunes Pferd heben auf einer Weide synchron die Köpfe und blicken zu uns hoch. Einen Augenblick nur, dann tauchen sie Seit an Seit ihre Häupter in einen Berg frisch gemähten Grases und lassen es sich schmecken.
Die Wolke mit dem Nieselregen hat sich verzogen. Wir sitzen auf einer Steinmauer unterhalb des Anwesens an der Spitze der Halbinsel und genießen den versprochenen ‘beautiful view’, die graue Cashel Bucht zur Rechten und die nicht weniger graue Bertraghboy Bay zur Linken.
* * *
Bei aufklarendem Himmel fahren wir nach Roundstone. Der Craftshop des Bodhrán-
* * *
Französische Truppen waren auf der Grünen Insel stets willkommen. Mit dem Lied Thugamar féin an Samhradh linn, wir brachten den Sommer mit, begrüßten im Jahr 1689 junge Mädchen aus Kinsale die landenden Franzosen. Mit dabei war der von seinem Schwiegersohn gestürzte letzte Stuartkönig James II*, von dem sie sich als Katholiken mehr als von seinem protestantischen Nachfolger versprachen, während James hoffte mit Hilfe der Iren die Krone von England und Schottland zurückzuerlangen. Doch sein undankbarer Schwiegersohn William III von Oranien obsiegte mit dem englischen Heer, und die Franzosen mussten wieder abziehen. Jetzt sind sie zurück und bringen ihrerseits den Sommer mit. Neulich war es eine Kohorte französischer Motorradfahrer, die zunächst Clifden einnahm und dann auf einem Plateau vor Renvyle Castle campierte, heute ist es eine Kolonne Caravan-
[…] Von Beal Átha na Bá an der Mannin Bay führt quer durch die weite Moorlandschaft eine lange Straße zur Cashel Bay, nicht bedeutend genug, um vom irischen Staat eine Nummer bekommen zu haben. Seltsam, dass wir sie noch nicht kennen, doch das soll sich nun ändern. Eine schmale, einsame Straße durch sanft hügeliges Moorgebiet – dass sie nicht an der Küste entlang führt, schützt sie vor Touristen. Wir sind auch welche, stellt mein Mädchen fest, doch pssst, vielleicht merkt die Straße es nicht! Ein klappriges Gefährt mit einem nicht weniger klapprig wirkenden Bauern am Steuer kommt uns entgegen, ansonsten sind wir allein auf weiter Flur.
Hinter einer Brücke lassen wir das Auto stehen und folgen einem Trampelpfad ins Moor, bis dieser seine Konturen verliert, immer feuchter wird und uns zur Rückkehr zum Auto veranlasst. Weiter geht es durch die überwältigende Moorlandschaft mit den grauverhangenen Bergen der Twelve Bens in der Ferne. Nach einer Weile biegen wir auf einen Schotterweg ab, der zu Lough Fada, dem ‘Langen See’, führt. Allein mit uns und einer Lerche lassen wir uns auf einem Bootsrand nieder. Hier also hat Eugene Adams, wie er kürzlich in einem seiner ‘Letters From Home’ schrieb, einen ganzen Tag lang seine Angel ins Wasser gehalten und zufrieden mit sich und der Welt nichts gefangen. […]
Fünfzehn Jahre sind das nun her, und an diesem Flecken Irlands hat sich seither nichts geändert. Der keltische Tiger, wo immer er sich derzeit versteckt hält, hat hier nicht geweidet. Nur das Schild No Dumping ist neu.
achdem wir die achtzig Jahre alten Tagebuchblätter von Eric Streiff ausgelesen haben, wollen wir nach vielen Jahren selbst einmal wieder auf die Insel am Saume Europas, die Heinrich Böll durch sein Irisches Tagebuch in unseren Breiten populär gemacht hat. Doch er war nicht der erste Irlandreisende aus deutschsprachigen Landen, den Achill Island in den Bann zog.
Mehr als zwanzig Jahre vor Heinrich Böll kam der junge Schweizer Eric Streiff, soeben zum Doktor der Philosophie promoviert, im Sommer 1932 nach Irland um Material für ein Buch zu sammeln. Die Landschaft und die Lebensart der Menschen beeindruckten ihn so sehr, dass er länger als geplant blieb und erst im Spätherbst mit zwölf Notizbüchern zurückkehrte. Das Buch jedoch kam nicht zustande, die Blätter vergilbten und gingen zum großen Teil verloren. Nur zwei Kapitel über Achill Island und die Araninseln blieben erhalten, die der Autor 1982, zu dem Zeitpunkt bereits über 80 Jahre alt, veröffentlichte und die wir in diesem Jahr als Reiselektüre mit nach Irland gebracht hatten.
Ein Zwischenstopp in Westport, doch das Whyte House hat sich meines Mädchens nicht erbarmt und den Summer Sale noch nicht eröffnet. Der nächste Stopp erfolgt schon auf der Insel, gleich hinter der Brücke über den Sund, wo rechterhand ein kleiner SuperValu, ein Hardwareshop und ein Craftshop locken. Im SuperValu erstehen wir eine Packung Kekse und im Craftshop den Pullover, den mien Deern im Style Room zu Galway in ihrer Größe nicht gefunden hatte. Den Baumarkt besichtigt sie im Anschluss daran alleine – ich mache ein Foto von der Brücke mit einem sie passierenden grünen Postauto. Die erste Verbindung zum Festland wurde bereits 1887 gebaut und nach Michael Davitt benannt, der sich als Gründer der Irish National Land League für eine Landreform und die Rechte der von den Großgrundbesitzern unterdrückten Pächter eingesetzt hatte. 1947 wurde die Brücke ersetzt, und die heutige, vor fünf Jahren eingeweihte ist ihre Enkelin.
Wir fahren über die Cúrsa na Farraige, die Küstenstraße, wie sie auf den Hinweisschildern in der vorgeblich ersten Sprache des Landes genannt wird. Auf den Straßenkarten liest man stattdessen Atlantic Drive. Grau der Himmel und grau das Meer, die Tage der ‘Forty Shades of Grey’ nehmen ihren Lauf. Ein Foto bei den Klippen der Ashleam Bay muss sein, doch wird es die einzigartige Stimmung kaum wiedergeben können, ebenso wenig wie ich sie in diesem Heft zu beschreiben vermag. In engen Serpentinen geht es von den Klippen ins Dorf hinunter. Wir haben Glück, dass uns niemand entgegenkommt.
Auf Touristen ist man in Ashleam nicht eingestellt, einen netten Coffee Shop am Wasser suchen wir vergeblich. So nehmen wir den Mweelin Hill in Angriff, der sich hoch über uns erhebt. Ein schmales Sträßchen führt bergan. Oben stehen wir auf einem steiniges Feld mit einem hohen Sendemast – und dann spannt sich ein Regenbogen über das Tal.
Auf dem Rückweg ein Zwischenstopp Newport, nicht nur, um im Abendsonnenlicht das Viadukt zu fotografieren, über das von 1895 bis 1937 Züge von Westport bis an den Achill Sound fuhren. Die Gleise wurden unmittelbar nach der Stilllegung der Strecke demontiert und der Stahl nach Deutschland verhökert, um – so die Legende – im zweiten Weltkrieg als Bomben auf Irland zurückzufallen. Nach dem Foto kehren wir ein ins Gráinne Uaile, benannt nach Mayos berühmter ‘Piratenkönigin’. Als furchtlose Anführerin zu Land und zur See, politische Pragmatikerin und Taktikerin führte die nach den Worten des englischen Vizekönigs Sir Henry Sidney “an allen Küsten Irlands berühmt-
* Siehe auch: Anne Chambers: Gránuaile – Grace O’Malley, Ireland’s Pirate Queen.
m vergangenen Jahr war unsere jährliche Pilgerwanderung auf den Mameen Pass einem Dreitage-
* * *
Nach dem wohl letzten Einkauf des Jahres bei Veldon’s und dem Fleisch-
* * *
Wir braten unseren in Letterfrack erstandenen Fisch, verspeisen ihn und fahren ins verregnete Clifden, um bei E.J. King’s Michael Carey zu lauschen. Doch nichts da, die Session fällt aus. Alles starrt auf drei im Pub hängende Fernseher, denn heute ist Fußball angesagt: Irland vs. Spanien. Irland scheint Polen besetzt zu haben, zumindest im Danziger Fußballstadion, wo Tausende mitsingen, als vor Beginn mit Amhrán na bhFíann die irische Nationalhymne angestimmt wird. Bei der spanischen ist es hernach sehr viel leiser.
Es half alles nichts, 4 : 0 geht das Spiel verloren. Doch heldenhafte Niederlagen sind die Iren aus der Geschichte gewohnt, handeln doch die meisten ihrer patriotischen Lieder von solchen. Und so folgt dem Abpfiff ein zunächst leiser Orkan, wie eine Zeitung schrieb, der immer lauter wird und am Ende das ganze Stadion erfüllt, ein Chor, der den Rasen vibrieren lässt: The Field of Athenry, ein Lied aus der Zeit der irische Hungersnot von 1846 bis 1849, ein Klassiker, wenn irische Mannschaften Fußball oder Rugby spielen – und verlieren:
Low lie the Fields of Athenry
Where once we watched the small free birds fly
Our love was on the wing
We had dreams and songs to sing
Now it’s so lonely round the fields of Athenry.
Denn was hatte Staatspräsident Michael D. Higgins nach dem verlorenengegangenen ersten Spiel gegen Kroatien angeordnet? Weitersingen!
* Siehe: Trish Fitzpatrick and Tony Whilde: Insider’s Guide to Connemara, Galway and the Burren, Dublin 1992
in Irlandurlaub, der ohne einen Spaziergang um Renvyle Head zu Ende geht? An unserem letzten Tag ‘schaffen’ wir es dann noch. Von oben ist es trocken, doch wer weiß, wie es nach dem gestrigen Regen von unten her aussieht. Also lieber feste Schuhe anziehen!
Wir parken auf einem Plateau etwas oberhalb des alten Wehrturms, dann geht es die Ruine rechts unter uns liegenlassend die Straße hoch. Auf einer Anhöhe links des Weges steht das Haus einer Lady aus Los Angeles, in dem Anne Jack manchmal nach dem Rechten sieht. Wir könnten ruhig einen Blick durch die Fenster werfen, meinte sie gestern, zur Zeit sei es nicht vermietet. Wir sind beeindruckt: edel und ganz und gar nicht connemara-
Über den weiteren Verlauf unserer Wanderung, der Rundweg wurde hier schon oft genug beschrieben, gäbe es nichts Erwähnenswertes zu berichten, wenn da nicht, wir haben bereits zwei Drittel der Strecke hinter uns,
No Trespassing
Grazing Bull!
auf dem Schild an dem Gatter prangen würde, dass uns unvermutet den Weg versperrt. Glauben oder nicht glauben? Es ist erst ein paar Tage her, dass in der Zeitung von einem Bauern berichtet wurde, der von seinem eigenen Bullen aufgespießt wurde. Den ganzen Weg zurücklaufen? Aber da gab es doch … der Pfad dahinten, führt der nicht zum Meer, und haben wir das Kap nicht schon einmal unten am Wasser umrundet?” Wir marschieren los und klettern an seinem Ende die Abbruchkante zum Spülsaum hinunter.
Mehr als eine Stunde später sind wir wieder am Wehrturm. Es war mühsamer gewesen als gedacht, ein Schliddern über rutschenden Schotter, glatte, rollende Kiesel und Seetang, dem man nicht ansah, was sich darunter verbarg. Zudem wirkte der Steilhang rechterhand abrutschgefährdet und die Tragödie bei den Kreidefelsen von Rügen lag erst ein halbes Jahr zurück. Zu guter Letzt mussten wir dann doch noch über eine Weide: “Ist das dahinten ein Bulle?” “Nein, eine Kuh,” klärte mien Deern mich auf, die Biologie studiert hat und den feinen Unterschied kennt, “und das da vorne übrigens ein Schaf!”
* * *
Es ist unser letzter Abend in Irland. Musik in der Bar des Renvyle House Hotels, Frank wirkt müde und geschafft. Am Nachmittag hatte er seinen Schwiegersohn mit akuten Schmerzen nach Galway in die Klinik gefahren. Soweit wir ihn verstehen, handelt es sich um eine ‘Blockade’, die operativ entfernt werden muss. Unsere Vermutung geht in Richtung Gallen- oder Nierensteine. Wir bitten ihn, unsere Genesungswünsche weiterzuleiten, lauschen noch bis Mitternacht seiner Musik und verabschieden uns für dieses Jahr.
Reiseberichte Irland: Connemara 2012
© 2013 Jürgen Kullmann – Letzte Bearbeitung: 04.12.13