Nachrichten aus Irland

Dezember 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 31. Dezember 2004

Taoiseach Bertie Ahern kündigt an, weitere 10 Mio. Euro für die Opfer der Flutkatastrophe in Asien zur Verfügung zu stellen und die Gesamthilfe damit auf 12 Mio. zu erhöhen. Von irischen Hilfsorganisationen wurde bislang mehr als eine Million Euro gesammelt. Die Zahl der Toten wird inzwischen auf über 125.000 geschätzt, wobei die der in Thailand und Malaysia vermissten Iren deutlich zurückgegangen ist. Nach den Worten des irischen Botschafters in Thailand besteht die Hoffnung, dass sich nur sehr wenige oder keine Iren unter den Toten befinden.
Die ersten beiden £20-Noten aus dem Bankraub vom 20. Dezember sind aufgetaucht, und zwar auf eine Eisbahn in der Nähe von Belfast. (s.a. 21. Dezember 2004)

Donnerstag, 30. Dezember 2004

Ein Rekordjahr für den Dubliner Flughafen, der mit der aus London kommenden dreijährigen Ciara Moss den 17millionsten Passagier des Jahres 2004 begrüßt. Damit hat sich die Zahl der Reisenden in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt.

Mittwoch, 29. Dezember 2004

Die Zahl der Opfer der Flutkatastrophe in Asien wird mittlerweile auf über 100.000 Tote geschätzt, auch Dutzende von Iren werden vermisst.
Kommunikationsminister Noel Dempsey genehmigt eine vom irischen Fernsehen RTÉ geforderte Gebührenerhöhung. Vom ersten April kommenden Jahres an wird die Jahresgebühr € 155 betragen, drei Euro mehr als bisher.

Dienstag, 28. Dezember 2004

In einem Interview mit der Irish Times beklagt sich Finanzminister Brian Cowen über die ‘unfaire Behandlung’ seiner Partei Fianna Fáil, die seit ihrem Wahlsieg vor zwei Jahren zunehmend in der Wählergunst gesunken ist. Die Regierung habe keine Wahlversprechen gebrochen, sie sei falsch dargestellt worden. Er selbst habe kein brennendes Verlangen Taoiseach zu werden und mit seinen Aufgaben als Finanzminister und stellvertretender Parteivorsitzender genug zu tun. Anders als Taoiseach Bertie Ahern (s. 18. November 2004) sehe er sich jedoch nicht als Sozialist, sondern als Republikaner.

Sonntag, 26. Dezember 2004

Die irische Regierung kündigt an, für die Opfer des Seebebens in Asien eine Million Euro zur Verfügung zu stellen. Jeweils weitere 100.000 Euro kommen vom irischen Rote Kreuz und Trócaire. Man geht von über 11.000 Opfern aus, unter denen sich auch Touristen befinden.

Sonnabend, 25. Dezember 2004

294 Insassen irischer Gefängnisse und damit knapp 9 % aller Gefangenen dürfen über Weihnachten ihre Familien besuchen, im kürzesten Fall für einige Stunden, im längsten 9 Tage. Im vergangenen Jahr waren es 307.

Freitag, 24. Dezember 2004

Die Internationale Transportarbeitergewerkschaft verurteilt den Beschluss von Irish Ferries, ihre Fähre MV Normandy künftig unter der Flagge der Bahamas zu registrieren. Damit entfällt unter anderem die Verpflichtung, der Besatzung den gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen.
Besitztum, das mit Einnahmen durch kriminelle Aktivitäten erworben wurde, kann vom irischen Staat beschlagnahmt und verkauft werden. Durchgeführt wird dies nach richterlichem Beschluss vom Criminal Assets Bureau (CAB). So hat das CAB das Haus des wegen Diebstahls und Drogenbesitz im Limerick einsitzenden Brian Collopy beschlagnahmt um es zu Gunsten der Staatskasse zu verkaufen. Seiner Frau eine halbes Jahr Zeit eingeräumt, sich eine andere Wohnung zu suchen.

Donnerstag, 23. Dezember 2004

Das Amerikanische Grauhörnchen bedroht den irischen Wald, las man vor einigen Tagen, und gefährdet den Plan der Regierung, Irland bis 2030 zu 24 % mit Wald zu bedecken. Im Gegensatz zu den kleineren rotbraunen Eichhörnchen haben die Grauhörnchen die Angewohnheit, die Rinde von den Bäumen zu schälen, um an das weichere Innere zu kommen. Auch besteht die Gefahr, dass sie die einheimischen roten verdrängen, nicht zuletzt als Träger des für sie tödlichen Parapox-Virus.
Immer noch ist der Belfaster Bankraub vom Montag beherrschendes Thema in den Medien. Ian Paisley Jr. von der DUP sieht natürlich die Provisional IRA dahinter, die ihrerseits jede Verwicklung in die Sache zurückweist. Und wäre diese wirklich so blöd, eine solch Riesesumme nordirischer Banknoten zu klauen?
Bei 12 Millionen der gestohlenen 22 Mio. £St. handelt es sich um neuere Banknoten, die im Gegensatz zu den älteren Seriennummern tragen. Diese sollen in Kürze veröffentlicht werden. Des weiteren wird darüber nachgedacht, alle alten Banknoten ohne Seriennummern für ungültig zu erklären und ihre Besitzer zum Umtausch an die Bankschalter zu bringen. Da in Nordirland gedrucktes Geld in anderen Teilen des Vereinigten Königreiches so gut wie nicht akzeptiert wird, wäre die Beute damit fast wertlos.

Mittwoch, 22. Dezember 2004

Das war sie, die längste Nacht des Jahres. Die Tage werden wieder länger und der Frühling kann kommen. Und so versammelten sich in der vergangenen Nacht die Kelten des 21. Jahrhundert bei den Steinmonolithen im Brú na Bóinne, dem Tal von Boyne, um die Wintersonnenwende zu begehen. “Kommt auch der Weihnachtsmann?” hörte Eileen Battersby von der Irish Times die Stimme eines kleinen Jungen. “Ich weiß, er ist ja noch am Nordpol beschäftigt”, beantwortete er sogleich seine eigene Frage, und so verstrich diese Nacht ohne den Weihnachtsmann.
Studenten außerhalb der European Economic Area (EEA) bekommen in Irland keine automatische Arbeitserlaubnis mehr. Zur EEA gehören neben den EU-Staaten Island, Norwegen, Lichtenstein und die Schweiz, und wer aus diesen Ländern kommt, darf während des Semesters bis zu 20 Stunden pro Woche und in den Semesterferien Vollzeit arbeiten. Wer aus anderen Ländern kommt, muss künftig nachweisen, dass er einen Vollzeitkurs von mindestens einem Jahr Dauer mit anerkanntem Abschluss absolviert. Nach den Worten von Justizminister McDowell ist diese Einschränkung erforderlich, um dem ‘verbreiteten Missbrauch’ (Einschreibung, nur um an eine Arbeitserlaubnis zu gelangen) Einhalt zu gebieten.

Dienstag, 21. Dezember 2004

Beim möglicherweise größten Bankraub der Geschichte erbeuten noch unbekannte Täter in Belfast schätzungsweise £ 26,5 Mio. (ca. € 39 Mio.). Sie hatten am Sonntag die Familien zweier Schlüsselinhaber des Tresorraumes der Northern Bank als Geiseln genommen, die Angestellten dann am Montag unter der Androhung, man werde ansonsten ihren Familien etwas antun, zur Arbeit geschickt und sich nach Geschäftsschluss die Tresore öffnen lassen. Die Northern Bank ist gegen eine solche Leerung ihrer Tresore nicht versichert, so dass ihre Muttergesellschaft, die National Australia Bank, für die Kosten aufkommen muss.
Ob die Herren Bankräuber auch dies bedacht haben: es handelt sich um nordirische £St, die außerhalb Nordirlands kaum jemand akzeptiert. Dann mal viel Spaß bei der Geldwäsche!
Der Minister für Gemeinden, ländliche Regionen und die Gaeltacht Éamon Ó Cuív unterzeichnet am Nachmittag die Verordnung, nach der in Gaeltachtgebieten von März an ausschließlich die gälischen Ortsbezeichnungen gelten und die englischen von offiziellen Dokumenten, Landkarten, Orts- und Hinweisschildern verbannt werden. (s.a. 01.07.2004 und 23.11.2003)

Montag, 20. Dezember 2004

Die vom Priester veranlasste Entfernung eines geistig behinderten Mannes aus einem katholischen Gottesdienst hat gestern in Kilkenny für erhebliche Verärgerung auch in der eigenen Gemeinde gesorgt. Father Dominic Browne fühlte sich durch das lautstarke Verhalten des Behinderten gestört und weigerte sich die Messe fortzusetzen, ehe nicht die Betreuer des 19jährigen Mannes, ein Bewohner des St Patrick’s Behindertenzentrums, ihn nach draußen brachten. Aus Protest verließen auch einige andere Gemeindemitglieder die Kirche.
Der Direkter des Behindertenzentrums äußerte seine ‘tiefe Enttäuschung’ über das Verhalten des Priesters. Nach seiner Information habe der Mann geklagt zu laut gebetet zu haben, aber nicht zu sehr. Während Father Dominic Browne bei seiner Aussage bleibt, dass er die Messe nicht habe fortsetzten können, entschuldigt sich sein Vorgesetzter, der Prior von Black Abbey Father Anthony Morris, ‘uneingeschränkt bei dem jungen Mann und seinen Begleitern für das, was Father Browne gesagt und für die Verlegenheit, in der er sie gebracht habe.’
Der Galwayer Geschäftsmann Pat McDonagh von der Supermacs Group will in Athlone eine geschlossene Multifunktions-Arena mit 8.000 Sitzplätzen errichten, nebst einen 144-Betten-Hotel, einem Drive-thru-Restaurant und einer Tankstelle an der Umgehungsstraße. Das Investitionsvolumen liegt bei über € 250 Mio. Das Angebot zielt auf Bewohner der Counties Longford, Laois, Offlay und Westmeath, die bislang zu großen Konzertveranstaltungen und Shows bis nach Dublin fahren mussten. Damit das Vorhaben realisiert werden kann, muss der Entwicklungsplan des County Westmeath geändert werden.
Jeweils rund 1.100 Polizisten sollen in den kommenden zwei Jahren eingestellt werden, und nach Ablauf der Bewerbungsfrist haben sich fast 11.000 Bewerber gemeldet, 90 % davon online über die Internetseite publicjobs.ie. Wer eingestellt wird und das Trainingscamp im County Tipperary übersteht, den erwartet ein Anfangsgehalt von € 22.520, das in Stufen bis auf € 40.472 steigen kann. Das Höchstalter für die Einstellung wurde von bisher 26 auf nun 35 Jahre erhöht, um Mitarbeiter mit einem größeren Erfahrungsspektrum zu gewinnen.

Sonntag, 19. Dezember 2004

In seiner Weihnachtsbotschaft fordert der Dubliner Erzbischof der Church of Ireland, Dr. John Neill, die Menschen auf, Brücken der Verständigung zu den Immigranten zu bauen, wenn man nicht Gettos von Angst und Gewalt wolle. Viele, die heute ins Land kämen, seien durch Gewalt, politische Unterdrückung oder Armut traumatisiert. Die Weihnachtsgeschichte zeige, dass auch die Heilige Familie nach der Geburt Jesu ins Ausland nach Ägypten flüchtete.
Das sogenannte ‘Ireland of the Welcomes’ müsse tief einatmen und sich fragen, ob sein ‘Willkommen’ nur für gutbetuchte, zurückkehrende Emigranten und Geld ins Land bringenden Touristen der westlichen Welt gelte. Für eine gastfreundliche und multikulturelle Gesellschaft gebe es einen Preis zu zahlen, und man müsse bereit sein zu lernen, wie andere leben und denken.

Sonnabend, 18. Dezember 2004

‘Eine Übersetzerin, die irische Literatur einer breiten (deutschen) Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat’ – so überschreibt die Irish Times an diesem Wochenende ihren Nachruf zum Tod von Annemarie Böll, die am 15. November im Alter von 94 Jahren starb. Zu den irischen Autoren, deren Werke sie ins Deutsche übersetzte, gehörten Brendan Behan, John Millington Synge und Flann O’Brien.
Zum ersten Mal kamen die Bölls mit ihren drei jungen Söhnen 1954 nach Achill Island und erwarben vier Jahre später ihr Cottage im Dorf Dugort, inzwischen eine Wallfahrtsstätte für deutsche Touristen, in das sie bis zum Tod ihres Mannes Heinrich im Jahr 1985 immer wieder zurückkehrten. Zum letzten Mal war Annemarie Böll vor 15 Jahren mit ihrem Sohn René in Irland.
Die Hauspreise in Irland sind nach dem Permanent TSB House Price Index in den ersten 11 Monaten dieses Jahres um 8,4 % gestiegen. Damit liegt der Durchschnittspreis für ein Haus in Irland bei € 253.769, verglichen mit € 234.066 im November 2003.

Freitag, 17. Dezember 2004

Umweltminister Roche lässt ausrichten, es liege außerhalb seine Macht, die Streckenführung der geplanten Autobahn M3 im Bereich des Hügels von Tara im County Meath wesentlich zu ändern. Seine Kritiker hingegen meinen, er habe diese aufgrund der Rechtslage (National Monuments Amendment Act) schon, er wolle nur nicht. (siehe auch. 10.10.2004)
Staatspräsidentin Mary McAleese besucht das Gefängnis von Mountjoy und dort die Frauenabteilung, das 1999 eröffnete Dochas Centre. Dóchas, das ist das gälische Wort für Hoffnung, und rund 90 Frauen hoffen dort auf ein besseres Leben nach dieser Herberge. Die Präsidentin wird an einem Weihnachtslunch teilnehmen und anschließend einem Krippenspiel beiwohnen, das einige der Gefangenen aufführen. (s.a. 28.09.1999)

Donnerstag, 16. Dezember 2004

Mehr als 8.000 Menschen werden pro Jahr in irischen Krankenhäusern behandelt, weil sie sich vorsätzlich selbst verletzt haben, liest man im National Parasuicide Registry Report. Dabei nahm im vergangenen Jahr die Zahl der Suizidversuche um 3,6 % zu. Als größte Risikogruppe gelten 20 bis 24 Jahre alte Männer und 15 bis 19-jährige Frauen. Insgesamt starben im letzten Jahr 444 Menschen an einem Suizid, davon 358 Männer.
Man weiß es eigentlich auch ohne diese Bestätigung, dass in Dublin die meisten Dinge teurer als auf dem Lande sind. Das gilt ganz besonders für alkoholische Getränke; so liegt laut CSO der Preis für ein Pint Lagerbier in Dublin um 13,2 % über dem Preis im übrigen Land. Doch es gibt einen Ausweg: essen Sie stattdessen Bananen, die sind in Dublin um 6,4 % billiger.
Das irische Parlament, der Dáil, genehmigt sich bis zum 26. Januar Weihnachtsferien. Das sei ein bisschen arg lang, meint der Vorsitzende der Grünen Trevor Sargent und schlägt vor, schon am 12 Januar den Job wieder aufzunehmen. Doch seine Parlamentskollegen überstimmen ihn.

Mittwoch, 15. Dezember 2004

Keine nordirische Regierung mit der Sinn Féin, wenn die Entwaffnung der IRA nicht fotografisch dokumentiert wird, so heute nach einem Gespräch mit dem irischen Außenminister Dermot Ahern der Vorsitzende der DUP Ian Paisley.
Zuvor hatte Taoiseach Bertie Ahern im Parlament die Position der irischen Regierung in der ‘Fotofrage’ klargestellt. Fotos müssten erst veröffentlicht werden, wenn eine nordirische Exekutive ihre Arbeit aufnimmt, gefolgt von einem sehr viel beeindruckenderem Foto, nämlich dem einer von DUP und Sinn Féin geführten Regierung.
Nach Berechnungen des irischen Zentralamtes für Statistik CSO braucht das Land in den kommenden 12 Jahren jährlich 45.000 Arbeiter aus dem Ausland, um das ökonomische Wachstum zu sichern. Dies sind 10.000 mehr, als derzeit pro Jahr nach Irland kommen.
Die frühere irische Staatspräsidentin und UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson zeigt sich enttäuscht darüber, dass Irland sein auf dem UN-Millennium-Gipfel in New York gegebenes Versprechen, bis zum Jahr 2007 0,7 % des Volkes für Entwicklungshilfe auszugeben, nicht einhält. Die Reputation des Landes werde darunter leiden.

Dienstag, 14. Dezember 2004

Nachdem sich Taoiseach Bertie Ahern gestern Abend telefonisch bei DUP-Chef Ian Paisley für seine Bemerkung, eine Dokumentation der Entwaffnung der IRA durch Fotos sei nicht machbar, entschuldigt hat, legt der Chef der nordirischen Loyalisten nach und verlangt, der irische Regierungschef solle sie vor dem Parlament seines Landes wiederholen. Wenn nicht, so werde er nicht mehr mit der irischen Regierung reden. Ob es nicht besser wäre, er würde überhaupt schweigen?
Wie die fragliche Entschuldigung lautete, weiß bislang niemand. Nach den Worten einer Regierungssprecherin hat sich der Taoiseach für die Konfusion entschuldigt, die seine Bemerkung möglicherweise hervorgerufen hat, und Herrn Paisley versichert, dass die irische Regierung weiterhin zu den Vorschlägen der vergangenen Woche steht.
Irlands Teenager sind die größten binge drinker der Europäischen Union, lese ich heute auf der Website der Irish Times, wobei die Mädels den Jungs das Nachsehen geben. Unter einem binge versteht man ein Saufgelage, und um die Klasse eines solch qualifizierten Trinkers zu erreichen, muss man wenigstens dreimal im Monat fünf alkoholische Getränke nacheinander wegkippen.
Nach dem heute veröffentlichten Bericht des European School Survey Project on Alcohol and other Drugs (ESPAD), haben 33 % der weiblichen und 31 % der männlichen Teenager Irlands dieses Klassenziel erreicht und damit Irland ein weiteres Mal auf den ersten Platz einer Statistik gehievt. Auf den Folgeplätzen die Niederlande, das Vereinigte Königreich und die Isle of Man.

Montag, 13. Dezember 2004

Die Forderung der DUP, die Entwaffnung der IRA fotografisch zu dokumentieren, hält Taoiseach Bertie Ahern nach einem Gespräch mit Sinn Féin Präsident Gerry Adams für nicht machbar, verlautet aus Regierungskreisen. Dennoch sieht der irische Regierungschef keinen Grund für Pessimismus. Es wäre schon verrückt, beim derzeitigen Stand der Gespräche nicht zu einer Einigung über die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive zu kommen.
Zehn neue Staaten wurden am ersten Mai dieses Jahres in die Europäische Union aufgenommen, und knapp 50.000 Staatsangehörige dieser Länder versuchen seither in Irland Arbeit zu finden. Mit 23.552 kommen die meisten von ihnen aus Polen, gefolgt von mehr als 10.000 Litauern, während zweiundzwanzig Zyprioten am Ende der Schlange stehen.

Sonntag, 12. Dezember 2004

Zurück zu den Wurzeln. Mehr als 300 Mitglieder und Freunde der Familie Guinness versammelten sich gestern Nacht im Guinness Storehouse, um den Geburtstag von Rory, einem Ur-ur-ur-ur-ur-urenkel des Gründers der Guinnessbrauerei zu feiern. Es war das erste Mal, dass die Familie sich hier traf, seit Arthur Guinness im Jahr 1759 seinen Wohnsitz von Leixlip nach Dublin verlegt hatte. Zu den Gästen gehörten Rorys Bruder Ned, der Earl of Ivenagh, sowie Verwandte und Freunde rund um den Erdball. Rory wurde vor 30 Jahren in Dublin geboren und wuchs hier auf. Im Management von Diego Ireland, wozu die Brauerei seines Ahnen inzwischen gehört, ist die Familie nicht mehr vertreten.
In einem Radiointerview fordert Taoiseach Bertie Ahern die IRA auf, unmissverständlich klarzustellen, dass sie auf sämtliche illegalen Aktivitäten verzichten werde. Die IRA habe erklärt alle paramilitärischen Handlungen einzustellen, so der irische Regierungschef, sei jedoch nicht auf die Frage nach anderen illegalen Aktivitäten eingegangen. Die Sinn Féin sieht das anders und interpretiert die Erklärung der IRA als Absage an alle kriminellen Handlungen.

Sonnabend, 11. Dezember 2004

Auch wenn sie es ablehnt dies wortwörtlich zu unterschreiben, hat die IRA nach Ansicht von Sinn Féin Präsident Gerry Adams eindeutig klar gemacht, dass sie künftig auf jegliche kriminelle Aktivitäten verzichten wird. IRA-Freiwillige seien angewiesen worden alles zu unterlassen, was den Friedensprozess gefährden könne.
Das irische Beispiel macht Schule auf der anderen Seite des Globus. Seit gestern ist in Neuseeland das Rauchen an Arbeitsplätzen – Pubs und Restaurants eingeschlossen – verboten.

Freitag, 10. Dezember 2004

Die Jahresinflationsrate steigt auf 2,9 %, den höchsten Wert seit September 2003, und liegt damit geringfügig über dem EU-Durchschnitt von 2,8 %. Verantwortlich für den Anstieg sind vor allem die Kosten für Bildung, Verkehr und Energie, während – was uns Touristen nicht ungelegen kommt – die Kosten für Übernachtungen in Hotels und Gasthäusern um 3,2 % gesunken sind.
Im Corker Stadtteil Shandon, einem der ältesten der europäischen Kulturhauptstadt des kommenden Jahres, wird nach zehn Monaten Bauzeit eine neue Fußgängerbrücke über den Fluss Lee der Öffentlichkeit übergeben. Eigentlich als Millenniums-Projekt vorgesehen, hat die Brücke € 2 Mio. gekostet und soll mehr Touristen in den Stadtbezirk bringen.

Donnerstag, 9. Dezember 2004

Taoiseach Bertie Ahern und Premierminister Tony Blair halten ihre Bemühungen um die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive für noch nicht gescheitert. Man werde nicht anhalten, sondern die Sache weiter vorantreiben. Sinn Féin Präsident Gerry Adams fordert derweil direkte Gespräche zwischen seiner Partei und der DUP-Führung, die diese bislang strikt ablehnt.
Die Zahl der Kinder, die in Irland betteln gehen, ist nach einer Untersuchung der ISPCC in diesem Jahr um ein Drittel gesunken. Die meisten bettelnden Kinder sind zwischen acht und fünfzehn Jahre alt. Die ISPCC will in den kommenden Wochen in Dublin Faltblätter mit Hintergrundinformationen und Ratschlägen zum Umgang mit bettelnden Kindern ausgeben.

Mittwoch, 8. Dezember 2004

Die IRA bietet der britischen und irischen Regierung im Rahmen einer Übereinkunft zur Wiederherstellung einer nordirischen Exekutive an, sich bis Weihnachten vollständig zu entwaffnen, doch der DUP als stärkster Partei der sechs zu Großbritannien gehörenden Grafschaften reicht das nicht. Zwar sind sich alle Seiten darüber einig, dass die Entwaffnung von unabhängiger Seite verifiziert werden muss, doch die Forderung der DUP, dass diese fotografisch zu dokumentieren ist, wird von der IRA als Erniedrigung abgelehnt. Resigniert (mehr über die Haltung der DUP, als über die der IRA, so mein Eindruck), reisen Tony Blair und sein irischer Kollege Bertie Ahern heute nach Belfast.
Wer einen Blick hinter seinen Schrank wirft, muss sich um die Kosten für den Weihnachtsschmaus nicht sorgen. Ein Versteigerungserlös in Höhe von 100.000 bis 150.000 € wurde für eine Originalkopie der irischen Unabhängigkeitserklärung von 1916 erwartet, die eine Dubliner Familie im Frühjahr hinter einem alten Schrank gefunden hatte (s. die Meldung vom 03.12.04). Bei 390.000 € fiel heute der Hammer. Ein nettes Weihnachtsgeld ... vielleicht sollte ich einmal hinter unser altes Vertiko schauen.

Dienstag, 7. Dezember 2004

Die Zahl der Arbeitsplätze in Irland stieg in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um mehr als 1.000 pro Woche, liest man in einem soeben veröffentlichten Bericht des Zentralamtes für Statistik CSO. Von den 4 Mio. Einwohnern der Republik (Kinder und Rentner inbegriffen) haben 1,9 Mio. einen Job, wobei es sich in 90 % der Fälle um eine Vollzeitstelle handelt. Die meisten neuen Arbeitsplätze wurden auf dem Bausektor geschaffen. Die Arbeitslosenrate lag zuletzt bei 4,4 %.
... und die Regierungen Irlands und Großbritanniens warten auf Antwort aus Nordirland (s. gestern). Sinn Féin Präsident Gerry Adams deutete letzte Nacht an, er glaube, seine Partei könne die Vorschläge akzeptieren. Was die Entwaffnung der IRA beträfe, so sei dies eine Sache zwischen der IICD und IRA, doch sei die Sinn Féin überzeugt, dass die Angelegenheit zur Zufriedenheit aller vernünftigen Menschen geregelt werden könne.

Montag, 6. Oktober 2004

‘Ahern und Blair wollen bis morgen einen Deal’, liest man auf der Titelseite der Irish Times, einen Deal zwischen der DUP und Sinn Féin zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive. Die beiden Parteien hätten nun Zeit genug gehabt, so die einhellige Meinung von Taoiseach Bertie und Premierminister Tony. Also planen sie am Mittwoch nach Belfast zu reisen, um den Handel entweder zu bestätigen oder, sollte es nicht zu einem solchen kommen, ihre eigenen Vorschläge zu präsentieren – derweil ich versuche, mir eine Pressekonferenz mit einen nordirischen Regierungschef Ian Paisley und seinem Stellvertreter Gerry Adams vorzustellen ... irgendwie schaffe ich es nicht.
Vergleichsweise friedlich verlief gestern in den Straßen von Derry der Aufmarsch der loyalistischen Apprentice Boys. Rund 2.500 dieser Lehrlinge marschierten durch die Stadt, wobei es zu nur zu drei Festnahmen kam.

Sonntag, 5. Dezember 2004

Es war keine dieser guten alten Schwarzbrennereien zur Herstellung von Poteen, die irische Zollbeamten heute in County Louth aushoben. Statt dessen wurde auf einer Farm bei Cooley schnöder Billigwodka produziert. 1.500 Liter fast reiner Alkohol wurde gefunden und gefälschte Etiketten bekannter Wodkamarken. Die Jahreskapazität der Anlage soll 150.000 l Alkohol betragen haben.

Sonnabend, 4. Dezember 2004

Während der Druck auf DUP und Sinn Féin wächst, endlich zu einer Übereinkunft über die Bildung einer Regierung für Nordirland zu kommen, finden in Belfast entscheidende Gespräche zwischen dem Chef der DUP Ian Paisleys und dem Vorsitzenden der unabhängigen internationalen Entwaffnungskommission für Nordirland John de Chastelain statt. Es ist das zweite Mal, dass sich die beiden in dieser Woche treffen.

Freitag, 3. Dezember 2004

Ein Blick hinter den Schrank kann viel Geld bringen, so einer Dubliner Familie ein Weihnachtsgeld in Höhe von bis zu 150.000 Euro. Dieser Blick brachte eine Originalkopie der irischen Unabhängigkeitserklärung von 1916 zu Tage, von der seinerzeit um die 500 gedruckt wurden und bislang 20 aufgetaucht sind. Die meisten dürften in den Wirren des Aufstands vernichtet worden sein.
Schon manch einer glaubte, eine Originalkopie gefunden zu haben und reich geworden zu sein, doch bei den meisten Funden handelt es sich um einen der vielen Nachdrucke aus den 20er Jahren. Es gibt eine Reihe von Eigenschaften, die diese vom Original unterscheiden, so das Papier, die Druckmaschine, und die Tatsache, dass dem Drucker von 1916 der Buchstabe ‘e’ ausging und er den Rest des Textes mit einem gotischen ‘e’ weitermachte.

Das nun gefundene Exemplar wurde von der Nationalbibliothek als Original anerkannt; man geht davon aus, das es bei der Versteigerung am kommenden Mittwoch 100.000 bis 150.000 Euro einbringt.
Ein Lufthansa-Flugzeug mit 370 Passagieren und 18 Besatzungsmitgliedern an Bord landet auf dem Weg in die USA nach einer telefonischen Bombenwarnung am Nachmittag außerplanmäßig in Dublin und wird derzeit in einer entlegenen Ecke des Flugplatzes von der Polizei in Augenschein genommen. Nein, ich war’s wirklich nicht, wünsche aber dennoch allen Reisenden einen netten Abend in einem Dubliner Pub. Vielleicht bucht dann der eine oder andere seinen nächsten Trip gleich nach Dublin.

Donnerstag, 2. Dezember 2004

Am Vormittag stirbt im Alter von 111 Jahren die älteste Frau Irlands, Margaret Dolan aus Tuam im County Galway, wo sie zuletzt im Haus ihrer Nichte lebte. Geboren im Juli 1893 – da muss ich mal schauen, was es in jenem Juli sonst noch an bedeutenden Ereignissen. Ich werde fündig: Am 31. Juli 1893 wurde von Douglas Hyde, der sich später Dubhlás de hÍde nannte und von 1938 bis 1945 erster Staatspräsident Irlands war, mit dem Ziel, die irische Sprache zu bewahren und zu fördern, die Gälische Liga gegründet.
Nun verzichtet er doch auf eine weitere Erhöhung der Tabaksteuer, der irische Finanzminister Cowen. Als Gesundheitsminister sei er der erste gewesen, der eine drastische Erhöhung der Steuer unterstützt hatte, erklärt er heute, eine weitere Erhöhung halte er jedoch im kommenden Jahr für nicht erforderlich. Oder wäre sie vielleicht den Staatseinnahmen abträglich? (s.a. 25.11.2004)

Mittwoch, 1. Dezember 2004

Der Minister für Kunst, Sport und Tourismus John O’Donoghue zeigt sich bereit, € 2 Mio. zur Verfügung zu stellen, um dem Abbey Theater aus seiner finanziellen Krise zu helfen. Die finanzielle Unterstützung war vom Arts Council auf der Grundlage einer unabhängigen Untersuchung beantragt worden. (s.a. 02.09.04)
Eine Frage der Kunst oder der Religion? Oder gar beides? Hier die Meldung: Die Diözese von Kerry hat Richtlinien für ‘angemessene Weihnachtsgesänge’ herausgegeben, nach denen so populäre Lieder wie Frosty, der Schneemann oder Ich sah Mammy den Nikolaus küssen in ihren Kirchen verboten sind. Bei Brautmessen hatte man schon einmal ein ähnliches ‘Problem’ (s. 6. April 2003)

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – Dezember 2004