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rland hat abgestimmt – und entgegen der Empfehlung der großen Parteien den Vertrag von Nizza abgelehnt, der eine Abgabe von Kompetenzen an die EU vorsah und den Weg für die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft freimachen sollte. Nur 34 % der Bevölkerung war zur Wahl gegangen, von denen 54 % mit Nein gestimmt haben. Das waren dann zwar nur 18 % erklärte Gegner des Abkommens, doch die haben Europa zunächst einmal ausgebremst. Mit der Streichung der Todesstrafe aus der Verfassung war das Wahlvolk hingegen einverstanden.
Auch ein anderes Wahlergebnis bereitet Kopfschmerzen, das der britischen Unterhauswahlen. Hier hat in Nordirland die Partei Ian Paisleys starken Zulauf bekommen. Das Karfreitagsabkommen* steht auf der Kippe, schreibt der Irish Independent.
Genug der Politik, machen wir eine ‘Kreuzfahrt’ auf dem Ballynakill Harbour. John Martin hat uns in seine Gang geschleust, und wir tun gegenüber dem Skipper, als gehörten wir dazu.
Mit großem Hallo werden wir vor dem Gebäude von ‘Ocean’s Alive’, dem die Queen of Connemara gehört, begrüßt. Die Queen legt ab, und während es anfangs noch nach Regen aussah, klart es nun zunehmend auf. Die Sonne kommt heraus. John hatte nicht zuviel versprochen, die Aussicht von der Bucht auf die Berge ist in der Tat grandios. Im Westen die Reste des napoleonischen Signalturms von Cleggan, den im Jahr 1961 der Hurrikan Debbie umgeworfen hat. So etwas schafft nur eine Frau.
Wir passieren den Tully Mountain, und Tom von der Crew greift zur Squeeze Box. Als Kind, erzählt der Skipper, während er das Schiff führerlos vor sich hintuckern lässt, stieg Tom täglich über den Berg zur Schule, anderthalb Stunden pro Wegstrecke. Wir brauchen fünf, und anders als wir, dürfte sich Tom nicht bei jedem Abstieg verlaufen haben.
Ein paar Angelruten sind an Bord – wer mag, der darf. Tom beginnt wieder zu spielen, das Schiff zu schwanken und die Angler ihre Oberkörper im Takt zu wiegen. Die Geburt des irischen Tanzes! Nach anderthalb Stunden legt die Queen am Kai an.
* * *
Der Abend in Molly’s Bar, Sally setzt sich einen Moment zu uns an den Tisch: ‘welcome back’, und so weiter. Wir loben ihr Guinness, sind allerdings wegen Frank und Charlie gekommen, die heute für die Musik sorgen. Auch John und seine Gang trudeln ein. Als es schließlich eine Stunde nach Mitternacht nach Hause geht, hat es allen wesentlich besser gefallen, als gestern Nacht im edlen Renvyle House Hotel. Uns auch.
* Am Karfreitag, dem 10. April 1998, geschlossenes Abkommen zwischen Nordirland, der Republik Irland und Großbritannien über das Vorgehen im nordirischen Friedensprozess. In der Folge strich die Republik Irland den Anspruch auf die sechs Countys Nordirlands aus der Verfassung und Nordirlands bekam ein eigenes Parlament und eine Regionalregierung.
Hildegard an Gisela – 2nd Letter From Home
iebe Gisela – so, jetzt muss ich doch mal berichten, was sich in letzter Zeit alles ereignet hat. Das Wetter ist weiterhin ganz gut, auch wenn es heute Abend regnet. Am Mittwoch statteten wir dem Aldi in Galway unseren ersten Besuch ab. Habe gleich ein Pfund Kaffee gekauft (IR£ 3.30). Auch zwei Dosen Pizzatomaten (IR£ 0.29), Wein (IR£ 2.98 pro Bottle) und ein Kilo Nudeln (IR£ 0.59). Die werden wir wohl kaum aufbrauchen, aber ich war einfach hingerissen von den Preisen. Ansonsten ist der Aldi noch trister als der in Dortmunder, die Auswahl bei Lebensmitteln eher magerer. Dafür gibt es mehr Hardware, von Barbecue-
Heute haben wir nach vielen Anläufen den Tully Mountain bezwungen, auch den letzten und höchsten Gipfel ‘abgesessen’. Und uns, wie üblich, auf dem Rückweg verlaufen! The same prodedure as every year!
Ich glaube, die Touristen sind im April allesamt an der Maul-
Gestern saßen wir neben dem verlausten Rosenstrauch vor unserer Tür und genossen die letzten Strahlen der Abendsonne, da hielt ein Rent-
Gleich geh’n wir rüber ins Angler’s Rest. Frank und Kieran spielen! Da sich die Musik in diesem Jahr rar macht, das Highlight der Woche. Morgen sehen wir dann weiter, doch tomorrow is another day, wie Jürgen immer sagt.
Bis dann, Hildegard”
* Der einzige Bestatter weit und breit, unser Nachbar.
Hildegard an Gisela – 3rd Letter From Home
iebe Gisela – ach, was war das für ein herrlicher Abend. Frank und Kieran haben fast nur für uns gespielt. Der Pub war rappelvoll, die Musik vorne links in der Ecke und wir mittendrin. Der Rest der Locals mäßig interessiert, keine Rowdys oder so. Schön! Kieran ist dicker geworden. Wir haben Frank gleich nach seinem Dad gefragt, so in der Art ‘was macht Johnnie, geht’s ihm gut?’ Dabei habe ich erwähnt, dass meiner sehr krank ist. Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass man froh sein kann, wenn man in dem Alter noch so gut auf den Beinen ist. VDK-
Das Paar, das wir am Morgen bei Tim O’Sullivan einquartiert hatten, war auch da. Tim hatte ihnen erzählt, dass seine Schwäger im Angler’s Rest Musik machten. Schüchtern, wie wir vor neun Jahren, hockten sie weit hinten beim Klo, wo sie bald nichts mehr von der Musik hörten. Jürgen hat sie dann nach vorne geholt. Die Ärmsten: wollen ganz Irland in 14 Tagen bereisen! Warum nicht gleich ganz Europa? Gestern waren sie nach einer Woche zum ersten Mal in einem Pub, da bisher immer zu müde von der Fahrerei. Kannst du dir das vorstellen?
Vielleicht hätte ich sie heute nach Knock schicken sollen. Dort werden seit gestern die Gebeine der Heiligen Therese zur Schau gestellt. Im Radio wurde ausgiebig darüber berichtet, eingeleitet durch eine Countrysängerin mit dem Lied ‘My Lady of Knock, Queen of Ireland’. Eine grauenhafte Schnulze! In den Schulen wurde den Kindern alles über das Leben der Dame eingetrichtert, und heute Morgen durften sie es im Radio den geneigten Hörern erzählen. Unter anderem, dass sie heilig gesprochen wurde, weil sie immer das Geschirr abgespült hat. Jürgen hat ganz aufmerksam gelauscht! Die Sendung lief ab wie ‘Hallo Ü-Wagen: heute aus Knock.’ War unheimlich interessant.
Ach, noch was von dem Pärchen von gestern. Es hat ihnen wohl gefallen, vor allem dem Mädel. Was ihren Freund betrifft, da bin ich mir nicht so sicher – denn in den drei Stunden bei Sammon’s hat sie sich emanzipiert. Sie hatte sich bis dato nie mit Iren unterhalten, hat sie Jürgen verraten, weil ihr Freund viel besser Englisch könne als sie. Und nun saß sie zwischen musizierenden Iren, ließ sich von einer Tullycrosserin in ein Gespräch verwickeln, und ihr Freund staunte Bauklötze, dass sein Mädchen plötzlich Englisch sprach und im Mittelpunkt der Unterhaltung stand.
Nachdem Patrick Sammon seine Gäste eine halbe Stunde nach Mitternacht hinauskomplimentiert hatte, überredete Jürgen die beiden noch auf ein Stündchen in unserer Cottage. Frage mich manchmal, wie er das schafft, so schüchtern, wie er in Deutschland ist. Wie dem auch sei, das Torffeuer glimmte noch und wurde von mir neu angefacht. Es rauchte ein bisschen; die beiden haben’s überstanden, die Flasche Whiskey auf dem Kaminsims nicht. Kannst du dir vorstellen, warum wir heute erst um halb elf frühstücken?
Gruß, Hildegard”
* * *
Der Chronist fährt fort
Nach dem Frühstück geht es in Richtung Leenaun. Langsam passieren wir die drei Häuser, die sich Mullaghgloss nennen. Johnnie, in einem blauen Aran-
Er habe uns gestern Abend gesehen, berichtet er. Gestern Abend ??? Er grinst ob unserer verblüfften Gesichter. Auf einem Video, erläutert er, das Seán am Sonnabend auf dem Boot gedreht habe. Außerdem habe er mit Hilfe von Nikotinpflastern wieder einmal das Rauchen aufgegeben. Aber Trinken dürfe er noch, schließlich sei Guinness eine Medizin. Und er habe ein bisschen an seinen ‘Memoirs’ geschrieben.
Wir fragen nach der Musik. Für Juni sei es zu ruhig, erklärt er. Kein Engagement in Clifden, obwohl er das Geld gut gebrauchen könne. Es sei schade, dass Frank und Kieran – was uns nie aufgefallen ist – immer die gleichen Stücke spielten. Er selbst könne eine Woche lang Jigs & Reels spielen, ohne sich ein einziges Mal zu wiederholen. Wobei wir nicht zu sagen wagen, dass es uns bei seinen Jigs & Reels so vorkommt, als würde er sich konstant wiederholen. Vermutlich fehlt uns hier die Fachkenntnis. Wie dem auch sei, wir müssen weiter. Slán go fóill, bis bald Johnnie.
Wir passieren Lough Muck und Lough Fee, an dem einst der junge Oscar Wilde seine Angel auswarf. Dann frische Torfabstiche zur linken und vor uns die Silhouette von des Teufels Großmutter. Die Teufelin naht, wir sind in Leenaun.
Ein Stopp beim Craft Shop & Cultural Centre, vor vielen Jahren von Mary Robinson eröffnet. Ich erwerbe ein ‘Amazing Value Book’, von 18 auf 8 Punt heruntergesetzt. “Back again?” grinst der Mann hinter der Kasse. Woher er uns wohl kennt? Das Restaurant The Field gibt es unter dem Namen nicht mehr, nennt sich jetzt The Blackberry Café. Vielleicht, weil keiner mehr den Film kennt, der vor einem Jahrzehnt hier gedreht wurde. Wir fahren erst einmal weiter nach Westport.
* * *
Es wird Abend, wir sind aus Westport zurück. Die Malerin von der Bridge Street, rechts ein vor zwei Jahren bei ihr erworbenes Aquarell, hat mein Mädchen nicht wiedererkannt. Da schickt man einer malenden Exildeutschen zu Nikolaus westfälische Mettwürstchen nach Irland und bekommt kein Bild mit Preisnachlass offeriert! Doch outen will sich mein Mädchen auch nicht, beschließt statt dessen künftig selbst zu malen. Und nun ist es dunkel. Keine Musik heute Abend, dafür eine Flasche Aldi-
heatertag in Galway. Doch bevor wir losfahren, ein Pochen an der Tür. John Martins Landlady vom Old Castle House mit einer Botschaft: heute Abend um halb zehn ein Treffen mit Johnnie im Paddy Coyne’s! Schade, das dürfte nach dem Theater kaum zu schaffen sein. Fünfzig Meilen sind es von Galway bis Renvyle, doch verfallen lassen wollen wir die Karten auch nicht.
Nachdem wir endlich einen Parkplatz gefunden haben, schlendern wir durch die Stadt. Interessante Bilder in Kenny’s Art Gallery, doch leider unerschwinglich. Wir verlassen den Laden und gehen die High Street hoch. Zwei Burschen, der eine langmähnig und der andere krausköpfig, marschieren vor uns her, der erste eine Bodhrán-
Wir finden die beiden Musiker, vermutlich Studenten des University College, in einem Winkel links vom Eingang. Nur wenig Licht dringt durch die schmalen Fenster. Ein Touristenmädchen setzt sich dazu und packt zögernd eine Flöte aus, ein edles Ganzmetallmodell ohne das übliche Plastikmundstück. Zunächst etwas unsicher fällt sie in die Jigs & Reels ein, macht ihre Sache aber gar nicht so schlecht. Als sich noch ein Uillinnpiper dazugesellt, beschließen wir bis zum Beginn der Theatervorstellung zu bleiben und bestellen ein weiteres Guinness.
Die Aufführung übergehe ich, da wir (a) die Schlusspointe nicht mitbekamen und (b) die Inzenierung recht fade fanden. Es wäre schön, wenn man im Juni mal etwas anderes als John B. Keane Stücke spielen würde. Nach dem Theater die Galway Races. Dabei geht es entgegen anderslautenden Berichten nicht um Pferderennen, sondern darum, nach dem Besuch des Townhall Theatre vor Schließung der Pubs auf Renvyle anzukommen. Ein in der Tat schwieriges Unterfangen, für unsere Freunde vom Rainbow House endete es vor einigen Jahren auf einer Felsplatte im Inagh Valley. Doch mein Mädchen nimmt die Herausforderung an, 50 : 50 sollen heute Nachmittag die Wetten bei den Buchmachern gestanden haben. Und so treffen wir eine Viertelstunde vor Mitternacht mit etwas strapazierten Stoßdämpfern in Tully Cross ein. An der Cottagetür hängt ein Zettel:
Mein Mädchen fährt fort
Jetzt muss ich auch mal was schreiben! Mein Gott, was trieb uns an diesem Abend ins Theater, was haben wir verpasst? Also nichts wie rüber, Ortszeit 23.50 Uhr. Tür versperrt, doch drinnen ist der Bär los. Deutlich hören wir Kieran Steal Away singen. Und wir stehen draußen und kommen nicht rein! Panik auf der Titanic!!! Verzweifelt fingern wir an den auf Kippe stehenden Fenstern herum, versuchen uns bemerkbar zu machen, die zugezogenen Vorhänge durch den Spalt beiseite zu schieben. Endlich entdeckt uns jemand: “Jürgen’s outside!” ruft eine Stimme. Ich habe John geküsst, als er uns schließlich reinließ. Drei andere des Weges kommende Einlassbegehrende wurden abgewiesen. [Vermutlich wollte John nicht noch mehr geküsst werden, Anmerkung des Hrsg.]
Es gab auch noch Guinness für uns, und wir konnten die Musik der Coyne-
Obwohl die Bar längst geschlossen hat, zapft uns Noel eine halbe Stunde nach Mitternacht noch ein weiteres Guinness. Ich küsse Johnnie, der allen erzählt, wir seien die besten Freunde, die er in seinem 80-
Hildegard
ieder einmal in Clifden, mal sehen, ob es am Abend nicht doch irgendwo Musik gibt. Clifden wirkt heute Vormittag recht geschäftig, doch es sind überwiegend Locals und kaum Touristen, die sich auf der Main & Market Street tummeln. Und die Tatsache, dass Kevin Barry es nötig hat, für die Übernachtung in seinem Hotel Special Rates anzubieten, macht es eher unwahrscheinlich, dass es heute Abend Musik in seiner Bar gibt.
Vor der Central Bar hält ein Van und darin – die kennen wir doch? – David und eins ... zwei ... drei Kids, immer hübsch im Jahresabstand. In der offenen Tür steht Sammons Milch-
Doch es gibt ein wichtigeres Thema: Wie sieht es mit Musik in der Central Bar aus? Schlechte Saison, antwortet David, zu wenig Touristen in Clifden. Doch er würde mal Kieran anrufen, ob er und Johnnie morgen Abend frei seien. Loretta könne dann ihrem Dad im Angler’s Rest Bescheid sagen, damit man uns informiert.
* * *
Der Rest des Tages in Stichworten: Die Hafenstraße in Clifden hinuntergegangen, an ihrem Ende einen neuen Weg entdeckt, der (noch) nicht zum Castle führt. Auf dem Rückweg nassgeregnet, in Walsh’s Café wieder trocken geworden. Nach Hause gefahren, vorm Cottage gesessen, gekocht, zu Abend gegessen, anderthalb Flaschen Wein getrunken und schlafen gegangen.
ir fahren im Nieselregen, drizzle, sagt man hierzulande, durchs Inagh Valley und dann weiter nach Roundstone. Auch hier scheint die Maul-
Hin und wieder findet man sie noch, die kleinen Café Shops mit Holztischchen und Wachstuchdecken. Auch in Roundstone. Wir sitzen im Café Dock am Hafen. Der Kaffee in den Café Shops ist oft ungenießbar und so trinken wir Tee, haben dazu ein offenes Lachs-
Wir sind die einzigen Gäste und schauen durchs regenverschleierte Fenster auf das Wasser und die Berge der Twelve Bens. Wer zur Toilette will, kann auch gleich eine Dusche nehmen, denn die diesbezüglichen Schilder führen in das Familienbadezimmer der Café-
* * *
Wieder in Tully Cross. Es ist früher Abend und wir sind beim Essen. Ein Reifenknirschen vor dem Cottage. In der Tür steht Milch-
Eine halbe Stunde erneut ein Klopfen an der Tür und Kieran schaut herein. David hätte angerufen, ein Engagement heute Abend in der Central Bar. “Toll, tausend Dank für die Info”, zeigen wir uns überrascht. “Klar, dass wir kommen.”
chon beim Aufstehen regnet es, und es sieht nicht danach aus, als ob sich dies in den nächsten Stunden ändern würde. Der richtige Tag also für einen längeren Ausflug mit dem Auto.
Da gibt es, liest der geneigte Tourist in der aktuellen Ausgabe des Galway Magazine, sechs Meilen östlich von Castlebar, der Hauptstadt unseres Nachbarcountys, eine neue Zweigstelle des National Museum of Ireland, die einzige außerhalb der irischen Hauptstadt. Auf einem früheren herrschaftlichen Anwesen gelegen und schon dieses allein soll sehenswert sein. Montags Ruhetag, ansonsten täglich bis fünf Uhr geöffnet und der Eintritt ist frei.
Ein Blick auf den Irish Independent zeigt, dass heute kein Montag ist; also nichts wie hin. Bei leichtem Nieselregen liegen die Berge schlafend unter einer grauen Wolkendecke. Anvisierte Fahrzeit zum neuen Museum anderthalb bis zwei Stunden. Zum National Museum? Eher zu dem, was einmal ein National Museum sein wird. Ein freundlicher Uniformierter wundert sich, was wir hier wollen. Auf Grund welcher Information hätten wir hergefunden? “Internet?” – dem könne man eh nicht trauen. “No!” antworten wir, “Galway Magazine!” Wir zeigen ihm die Anzeige. Er schüttelt den Kopf: “I’ll kill them!” Ob er die Seite kopieren dürfe? Er darf. Slán bis nächstes Jahr!
Mein Mädchen fährt fort
Auf der Heimfahrt, kurz hinter Castlebar. Shaw’s Garden Centre, schon auf der Hinfahrt habe ich mit einem Besuch geliebäugelt, aber nun liegt er auf der richtigen Straßenseite. War schon immer neugierig, was in Irland ein Gartencenter zu bieten hat, und außerdem will ich endlich mal wissen, wie diese Büsche mit den roten Blüten heißen, die man hier überall sieht und es mir angetan haben.
Wir wandern zwischen den Beeten hin und her und finden die Spezie. Eine nette Gärtnerin erklärt mir, wie das Ding heißt, schreibt den Namen auf einen Zettel, damit ich ihn nicht vergesse: Escallonice. Braucht nichts außer Wasser, und davon gebe es hier genug. “Dünger?” frage ich. Sie schüttelt den Kopf. Sie habe noch nie von jemandem gehört, der auf die Idee gekommen sei, die Dinger zu düngen. Winterfest seien sie, würden zwar bei minus zehn Grad ihre Blätter verlieren, doch die kämen im Frühjahr wieder – sollte es einmal so kalt werden. Was sie denn kosten? frage ich. Wie viele ich denn wolle? fragt sie. “Eine”, antworte ich, “will sie mit nach Deutschland nehmen.” “Eine? – geschenkt!” “Wie bitte?” “If you only want one, I’ll give you one. A souvenir from Castlebar.”
Ich strahle, suche mir ein besonders schönes Exemplar aus und stopfe es ins Auto. Am Abend im Cottage erzählt mir die Pflanze, dass sie Fionna heißt.
Resümee des Chronisten
Eine geschenkte Escallonice macht ein nicht vorhandenes National Museum wett und rettet den Tag.