Nachrichten aus Irland

September 2005

Neues aus Irland nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 30. September 2005

• Eine ‘Hölle für ausländische Arbeitnehmer’, so wurde Irland kürzlich in der polnischen Ausgabe der Newsweek dargestellt. Viele der rund 100.000 Polen im Lande neigten zu Selbstmord und Depressionen. Widerspruch kommt von der polnischen Gemeinde des Landes. Eine im Artikel zitierte Diplomatin der polnischen Botschaft sieht ihren Kommentar aus dem Zusammenhang gerissen und nennt den Bericht völlig überzogen. Sicherlich gebe es Probleme unter den Polen in Irland, doch seien diese nicht verbreitet. Derweil verkündet Sozialminister Seamus Brennan, dass sein Land in den kommenden 12 Jahren jährlich 50.000 zuwandernde Arbeitnehmer brauche, um das gegenwärtige Wirtschaftswachstum zu halten.
• Begeistert zeigte sich gestern Abend das Publikum bei der Welt-Uraufführung der Verfilmung von Maeve Binchys Roman Tara Road (Ein Haus in Irland) im Savoy Cinema an Dublins O’Connell Street. Nicht nur auf den Films hatten es die Besucher abgesehen, sondern auch auf die anwesenden Darsteller, und so versuchten die Platzanweiser oft vergeblich sie zu ihren Sitzen zu dirigieren. Die Fans drängten ins Foyer, um einen Blick auf ihre Stars Andie MacDowell und Stephen Rea zu werfen. Unter den geladenen Gästen auch die Autorin der Romanvorlage.
• Nächste Woche soll es nun endlich weitergehen mit dem € 9 Mio. teuren Umbau des Galwayer Eyre Square von einem, wie es heißt, eingefriedeten georgianischen Karree zu einem Treffpunkt des 21. Jahrhunderts. Aufgrund der Verzögerung wird über Zusatzkosten von bis zu € 2 Mio. spekuliert. (s.a. 27. 06. 05)

Donnerstag, 29. September 2005

• 543 irische Angestellte will Irish Ferries durch Arbeitnehmer aus osteuropäischen Niedriglohnländern ersetzen; wer seinen Arbeitsplatz behalten wolle, müsse ein geringeres Gehalt und ungünstigere Arbeitsbedingungen akzeptieren. Für den Präsidenten der Gewerkschaft SIPTU Jack O’Connor widerspricht dies einer im vergangenen Jahr getroffenen Übereinkunft. Wenn Irish Ferries damit ernst mache, werde man sich künftig auf keine Absprachen mit der Gesellschaft mehr einlassen. Die Finanzen von Irish Ferries seien gesund, es gebe keinen Grund für eine solche Maßnahme. Taoiseach Bertie Ahern hatte den Plan gestern im Parlament als rigide Praxis und völlig unakzeptabel bezeichnet.
• Die zuständige Regulierungsbehörde genehmigt dem Dubliner Flughafenbetreiber vom Januar an für die folgenden vier Jahre eine Erhöhung der von den Passagieren zu tragenden Flughafengebühren um 23 %. Beantragt hatte die Dublin Airport Authority (DAA) eine Erhöhung um 50 %, die u.a. in den geplanten Bau des zweiten Terminals fließen sollte. Zur Zeit werden in Dublin jährlich 18 Mio. Passagiere abgefertigt, gut viermal so viele, wie die Republik Irland Einwohner hat. In den kommenden Jahren erwartet man an ihren Anstieg auf 30 Mio.

Mittwoch, 28. September 2005

• Alljährlich zieht es Touristen zu Stierkämpfen nach Spanien, zum Kick-Boxen nach Thailand und in andere Länder mit nur dort vertretenen Sportarten. Und wer kommt zu den Veranstaltungen der Gaelic Athletic Association nach Irland? Kaum jemand, lautet das Ergebnis einer Untersuchung der University of Ulster, die GAA sei eines der ‘bestgehüteten Geheimnisse Irlands’. 70 % der befragten Touristen äußerten, sie würde gerne für Irland einzigartige Sportveranstaltungen besuchen, aber nur 12 % wussten, dass es solche gibt. Ein Touristenpotenzial, das verlorengehe.

  Um es ausschöpfen, wird eine Reihe von Maßnahmen empfohlen, darunter die Einrichtung von GAA-Besucherzentren und mehr GAA-Museen, das Verlinken der GAA-Website mit Tourismus-Seiten im Internet und eine Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern zur Entwicklung von Kombiangeboten, bei denen z.B. der Besuch eines Gaelic-Football-Spiels inbegriffen ist. Und warum die GAA-Talentwettbewerbe nicht als kulturelle Veranstaltungen für Touristen promoten?

• Neun Interessenten gab es für den ‘Ulysses’ (s. Montag), und das Los fiel auf Lars Bräsicke aus Brandenburg, vielen auch für seine Internetseiten zur irisch-gälischen Sprache bekannt. Das Buch geht heute auf den Postweg.

Dienstag, 27. September 2005

• 150.000 Zuschauer, darunter Staatspräsidentin Mary McAleese und Taoiseach Bertie Ahern, werden heute zur nationalen Meisterschaft im Pflügen erwartet, dem weltweit größten Wettbewerb in dieser Disziplin. Ort der Veranstaltung ist Mogeely bei Midleton im County Cork. Wenn man dabei noch ein paar vermisste Waffen fände ...
• Nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Entwaffnungskommission spricht der DUP-Vorsitzende Ian Paisley von Vertuschungsaktionen in Zusammenhang mit der Entwaffnung der IRA. Ein Teil der Waffen, die hätten unbrauchbar gemacht werden sollen, sei verschwunden und in die Hände dissidenter Republikaner gefallen, selbst die Sicherheitskräfte hielten dies für wahrscheinlich. Die Frage, ob er die Möglichkeit einer Regierungsbildung mit der Sinn Féin sehe, beantwortet er mit nein.
• Während englische und irische Regierungskreise den Bericht der internationalen Entwaffnungskommission als historische Wende im nordirischen Friedensprozess begrüßen und der Vorsitzende der Kommission De Chastelain erläutert, weshalb er keinen Zweifel an der vollständigen Entwaffnung der IRA hegt, zeigen sich die unionistischen Parteien nicht so überzeugt.

  Der Vorsitzende der DUP beschuldigt die britische und irische Regierung der ‘Falschheit’, moniert das Fehlen genauer Zahlen und Informationen darüber, wie die Waffen unbrauchbar gemacht wurden. Die beiden im Juli in die Kommission berufenen unabhängigen Zeugen von Katholiken und Protestanten seien, so Ian Paisley, letztendlich ‘Vertreter der IRA’. Auch Sir Reg Empey von der UUP äußert Zweifel. Man werde warten und schauen, was nun folgt. Es sei zwingend, dass nicht nur die Waffen zerstört werden, das gesamte kriminelle Imperium der republikanischen Bewegung müsse demontiert werden.

Montag, 26. September 2005

• Die internationale Entwaffnungskommission hat der britischen und irischen Regierung einen Bericht übergeben, in dem formell festgestellt wird, dass die Provisional IRA ihr riesiges, der IICD bis dahin offenbartes Arsenal an Munition, Maschinengewehren, Pistolen, Sprengstoff, Raketenwerfern, Gewehren und andere Waffen vernichtet hat.

  Auf einer am Nachmittag abgehaltenen Pressekonferenz stellt der Vorsitzende der Kommission John de Chastelain fest, dass der Umfang des Arsenals mit den Schätzungen der britischen und irischen Regierung übereinstimmt. Alle vorgezeigten und unbrauchbar gemachten Waffen waren vor 1996 hergestellt gewesen, dem Jahr in dem die IRA ihren Waffenstillstand erneuert hatte. Das Mandat der IICD sei damit nicht beendet, die loyalistischen Paramilitärs müssten sich nun ihrer Waffen entledigen.

  Bereits in der vergangenen Woche hatte der britische Nordirlandsekretär Peter Hain mitgeteilt, es gebe Geheimdienstberichte über Fortschritte bei der Entwaffnung der IRA. Der irische Außenminister Dermot Ahern zeigte sich gestern zuversichtlich bezüglich der Vollständigkeit der angekündigten Entwaffnung. (s.a. 28. Juli 2005)

Sonntag, 25. September 2005

• Die aus Peking stammende und in Kalefornien lebende chinesische Schriftsellerin Yiyun Li gewinnt mit ihrer Sammlung A Thousand Years of Good Prayers den ersten, mit € 50.000 ausgezeichneten Frank O’Connor International Short Story Wettbewerb. Der Corker Schriftsteller Frank O’Connor (Ps. für Michael John O’Donovan, 1903–1966) wurde vor allem durch seine Kurzgeschichten u.a. aus der Zeit des irischen Bürgerkriegs bekannt, in dem er sich zur republikanischen Seite bekannte. In Deutschland erschienen seine Erzählungen ab Ende der 50-er Jahre in der Übersetzung von Elisabeth Schnack im Diogenes Verlag. Links der Namensgeber des Wettbewerbs auf dem Cover einer Auswahlausgabe aus dem Jahr 1967.
• Das Vorhaben, die Ruine des aus dem 19. Jahrhunderts stammenden Kilronan Castle im Co. Roscommon in ein Luxushotel zu verwandeln, muss zunächst auf Eis gelegt werden, nachdem An Board Pleanála dem Einspruch von An Taisce stattgegeben und die Baugenehmigung des Roscommon County Council widerrufen hat. Geplant war unter anderem, das Schloss zu restaurieren, durch einen neuen Hotelblock zu erweitern und im historischen Walled Garden Ferienhäuser zu errichten.

Sonnabend, 24. September 2005

• Derweil in Deutschland über Regierungskoalitionen diskutiert, gestritten und verhandelt wird, hat die Irish Times eine Umfrage gestartet, wie es die Iren bei sich gerne hätten. Derzeit regiert eine Koalition aus Fianna Fáil und Progressive Democrats, doch nach der Umfrage gefällt das nur 31 % der Befragten. 36 % würden eine Regenbogenkoalition aus Fine Gael, Labour und den Grünen vorziehen, trauen ihr insbesondere auf den Gebieten Preiskontrolle, Gesundheitspolitik und Kinderbetreuung mehr zu. Bezüglich Wirtschafts- und Steuerpolitik werden die Kompetenzen in etwa gleich eingeschätzt. 20 % der Befragten wollten keine der beiden Koalitionen, 13 % hatten sich nicht zu einer Meinung durchreißen können.
• Die Europäische Kommission stellt die Legalität der Entscheidung der irischen Regierung in Frage, aus anderen EU-Ländern zugewanderten Arbeitnehmern erst nach zweijährigem Aufenthalt Wohlfahrtsleistungen wie Arbeitslosenunterstützung zu gewähren. Nach Auskunft des Sozial- und Familienministeriums ist man dabei, die Angelegenheit mit der Kommission zu klären.

Freitag, 23. September 2005

• Nordirland stehe an der Schwelle zu einer Einigung zwischen den gesellschaftlichen Gruppen, einer Einigung zwischen Nationalen und Unionisten über ein friedliches Zusammenleben und demokratische Strukturen des Landes – so heute Sinn Féin Präsident Gerry Adams nach einem Gespräch mit Taoiseach Bertie Ahern und zweien seiner Minister in Dublin. Mal gespannt ...
• Was verbindet der Tourist außer Kerrygold und Guinness mit Irland? Klar doch, Regen! Und davon wird es auf Grund der globalen Erwärmung bis zum Jahr 2050 mehr geben, und zwar 11 %. Dies die Vorhersage des Generalsekretärs von Sustainable Energy Ireland David Taylor auf einer heute Vormittag anlässlich der Energy Awareness Week in Dublin einberufenen Konferenz. Die Klimaänderung habe begonnen sich auf Irland auszuwirken, und man müsse alles tun, diesem Szenario mit nasseren Wintern, mehr Überflutungen, häufigeren Stürmen und mehr Schneefall entgegenzuwirken.

Donnerstag, 22. September 2005

• Über die erschreckend hohe Suizidrate, insbesondere bei jungen Menschen, wurde hier zuletzt im Juli berichtet. So stellt heute Abend Staatspräsidentin Mary McAleese eine DVD nebst Begleitbuch zur Suizid-Prävention für Beratungs- und Selbsthilfegruppen wie auch Schulen und Universitäten vor. Auf ihr kommen junge Menschen zu Wort, die selbst Suizidversuche unternommen oder an Depressionen gelitten hatten. Sie berichten, wie sie mit ihren Problemen fertig wurden und es ihnen gelang, zu mehr Lebenssinn zu kommen.
• Nach Vermittlung durch den Gewerkschaftsdachverband ICTU (Irish Congress of Trade Unions) wird der Streik von 1.200 Technikern des staatlichen Stromversorgers ESB abgesagt und man kehrt an den Verhandlungstisch zurück. (s.a. 20.09.05)

Mittwoch, 21. September 2005

• Eine Schreckensmeldung für alle, die Galway und Bücher lieben: “Man muss mit der Zeit gehen”, mit diesen Worten bestätigte Maureen Kenny, die vor 65 Jahre mit ihrem Mann in Galways High Street Kenny’s Bookshop gründete, dass der bekannteste Buchladen Irlands zum kommenden Jahr die Pforten schließen und seine Bücher nur noch über das Internet vertreiben wird. Schon jetzt liege der Internetverkauf über dem im Laden, wo unabhängige Buchhändler bei Neuerscheinungen im Preiskampf mit (Supermarkt-)Ketten stets unterboten würden. Die bisherigen Geschäftsräume sollen vermietet werden, die Art Gallery in die Galway Docks umziehen und das Buchgeschäft von der Versandabteilung im Liosbán Business Park aus geführt werden.

  Kenny’s Bookshop war 1994 weltweit der zweite Buchladen, der online ging, Amazon folgte im Juli 1995. Das Internetportal www.kennys.ie gilt seither als eine der besten Bezugsquellen für alte und neue irische Bücher, daneben verkauft man via Amazon, AbeBooks und Alibris. Mehr als 200.000 Bücher hat Kenny’s über diese Portale im Angebot.

• Irlands führende Umweltorganisation An Taisce erhebt Einspruch gegen ein € 20 Mio. teures Vier-Sterne-Hotel am Fuße des Croagh Patrick. Das vom Westporter Unternehmer Thomas Joyce geplante 80-Betten-Hotel mit Wellnessabteilung und Appartementkomplex soll gegenüber Murrisk Abbey entstehen. Auf dem Grundstück stand bereits einmal ein Hotel, das vor mehr als 30 Jahren seine Pforten schloss. Mehr als 100.000 Besucher machen sich in jedem Jahr auf, den Croagh Patrick (wenn auch nicht immer bis zur Spitze) zu besteigen, davon bis zu 30.000 am sogenannten Reek Sunday.

Dienstag, 20. September 2005

• Die Techniker der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft ESB haben ihre Drohung wahr gemacht und sind um acht Uhr in der Früh in den ersten größeren Streik seit 1991 getreten, der sich gegen die Beschäftigung von Subunternehmern richtet. Zu Verzögerungen bei Reparaturarbeiten und Neuanschlüssen könne es kommen, meint ESB, mit größeren Beeinträchtigungen rechne man nicht.
• James Connolly – A Full Life. Taoiseach Bertie Ahern ließ es sich gestern Abend nicht nehmen, in der Dubliner Liberty Hall anlässlich der Vorstellung eines neuen Buchs über den irischen Gewerkschafter und Patrioten die Gewerkschaftsbewegung hochleben zu lassen, warnte aber auch, dass Keile zwischen Beschäftigten, Gewerkschaften, Regierung und Sozialpartnern der nationalen Solidarität schaden. Autor des Buches ist der frühere Generalsekretär des Dachverbandes der irischen Gewerkschaften Donal Nevin.

Montag, 19. September 2005

• 1.200 Netzwerktechniker des staatlichen Stromversorgers ESB wollen von morgen Vormittag an auf unbestimmte Zeit in einen Streik treten. Das ESB-Management hatte sich geweigert Gespräche mit ihrer Gewerkschaft ATGWU aufzunehmen, solange die Streikdrohung nicht zurückgezogen ist.

Sonntag, 18. September 2005

• Nordkorea fordert die irische Hilfsagentur Concern und andere internationalen Organisationen wie das UN World Food Programme auf, das Land bis Ende des Jahres zu verlassen. Die Hungersnot der 90-er Jahre sei überwunden, darüber hinausgehende Entwicklungshilfe brauche man nicht. Concern sieht das anders.

Sonnabend, 17. September 2005

• Außenminister Dermot Ahern wird sich in der kommenden Woche in New York mit seiner kolumbianischen Amtskollegin Carolina Barco treffen. Kolumbien hat die Auslieferung von drei Iren beantragt, die wegen des Trainings von Rebellen zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt worden waren. (s.a. 18.08.05)

Freitag, 16. September 2005

• Das britische Verlagshaus Johnston Press hat sich weiter auf Irlands Zeitungsmarkt bedient und für € 140 Mio. die Leinster Leader Group erworben. Damit gehören dem viertgrößten britischen Verlag für Regional- und Lokalzeitungen der Leinster Leader, Leinster Express, Offaly Express, Dundalk Democrat, Limerick Leader und das Echo aus Tallagh.

Donnerstag, 15. September 2005

• Nach einer Untersuchung der Sofia Housing Organisation glaubt fast die Hälfte der irischen Bevölkerung, dass Obdachlose ihre Lebensweise bewusst wählen und eine Wohnung finden würden, wenn sie dies wollten. 80 % der Befragten waren der Meinung, dass Drogensüchtige, früher Häftlinge und Prostituierte keine Unterstützung bei der Suche nach einer Wohnung verdienen.
• Nach Polizeirazzien brechen im Norden und Westen Belfasts erneut Unruhen aus. Sechs Polizeifahrzeuge werden im Verlauf von Hausdurchsuchungen entführt und in Brand gesteckt.
• Der Europäische Gerichtshof verurteilt die irische Regierung, 15 Mio. Euro wegen Verstößen bei der Verwendung durch irische Agenturen an den Sozialfond der Europäischen Kommission zurückzuzahlen.

Mittwoch, 14. September 2005

• Der Großmeister des Oranierordens Robert Salters beschuldigt die nordirische Polizei, für die Unruhen des vergangenen Wochenendes verantwortlich zu sein. Die PSNI habe sich den Marschierern gegenüber arrogant und aggressiv verhalten. Nach Meinung von Nordirlands Chief Constable Sir Hugh Orde liegt die Schuld zum großen Teil beim Oranierorden, eine Einschätzung, die auf Zustimmung von Sinn Féin und SDLP stößt.
• Die Bevölkerung der Republik Irland ist weiterhin die am schnellsten wachsende Europas und liegt nach Angaben des Zentralamtes für Statistik bei nun 4,13 Mio. Einwohnern. Mehr als zwei Millionen von ihnen haben einen Arbeitsplatz.

Dienstag, 13. September 2005

• Die Paramilitärs der loyalistischen UDA rufen zur Beendigung der Straßenkämpfe im Norden Belfasts auf, bei denen in der vergangenen Nacht erneut zehn Polizisten verletzt wurden. Die Politiker seien nun am Zuge, den Loyalisten mehr Konzessionen zu machen.

Montag, 12. September 2005

• Der irische Außenminister Dermot Ahern lobt die Arbeit der nordirischen Polizei bei den Unruhen in Belfast, die sich in der vergangenen Nacht fortsetzten und für die sowohl die loyalistische Ulster Volunteer Force (UVF) als auch die mit ihr rivalisierende Ulster Defence Association (UDA) verantwortlich gemacht werden. 50 Polizisten wurden bislang bei Angriffen durch die Paramilitärs verletzt.

Sonntag, 11. September 2005

• Nordirlands oberster Polizist, Chief Constable Sir Hugh Orde, verurteilt die gestrigen Unruhen im Belfast. Er sei froh, das keiner seiner mehr als 2.000 im Einsatz befindlichen Polizisten ums Leben gekommen sei. Nachdem eine Parade des protestantischen Oranierordens durch ein katholischen Wohngebiet verboten worden war, brachen Krawalle aus und radikale Anhänger des Ordens gingen mit Benzinbomben auf die Polizei los.

Sonnabend, 10. September 2005

• Cork kommt mit mehr als 8.000 Teilnehmern an einem Céili-Tanz ins Guinnessbuch der Rekorde. Exakt 8.371 Teilnehmer tanzten entlang der South Mall und Grand Parade die erforderlichen fünf Minuten zur Musik der Kilfenora Céili Band den Siege Of Ennis (Die Belagerung von Ennis). Den bisherigen Teilnehmerkord an einem Céili hielt die Stadt Dublin im US-Bundesstaat Ohio.
• Die irische Gasbehörde An Bord Gáis Éireann darf nach einer Entscheidung der Regulierungskommission die Gaspreise vom 1. Oktober an um 25,26 % erhöhen. Beantragt hatte der Gasversorger eine Erhöhung um 34 %. Nach Ansicht der Kommission resultiert die Erhöhung im wesentlichen aus den Beschaffungskosten auf den internationalen Märkten, auf die An Bord Gáis Éireann keinen Einfluss habe.

Freitag, 9. September 2005

• Da der Herausgeber dieser Seiten in den kommenden Tagen ohne Internetanschluss ist, erscheinen die nächsten Nachrichten (mit einem Rückblick auf das, was sich in diesem Zeitraum getan haben wird) erst am 19. September.
• Ein neues Zuhause für Lord Nelsons Kopf. Nachdem die Nelsonsäule am Eingang der O’Connell Street, bis dato ein beliebter Treffpunkt für Verliebte, 1966 zur Feier des 50sten Jahrestages des Osteraufstands von der IRA gesprengt wurde, kann man den Kopf des Admirals nun mit einigen Dokumenten in einer Ausstellung im Lesesaal der Dublin City Library besichtigen. Der Eintritt ist frei.
• € 15 Mio. macht die Regierung für ein neues Battle of Boyne Visitor Centre flüssig. Neben einem Besucher- und Ausstellungszentrum sollen hier in den kommenden drei Jahren neue Fußwege und ein Friedensgarten entstehen. In der Schlacht am Fluss Boyne 3 km westlich von Drogheda wurden 1690 die vom katholischen König James II Stuart geführten irischen und französischen Truppen vom Heer seines protestantischen Schwiegersohns Wilhelm von Oranien geschlagen.

  Das Gelände des historischen Schlachtfelds wurde 1999 von der irischen Regierung erworben ist seit drei Jahren für Besucher zugänglich. Mehr als 20.000 waren es im vergangenen Jahr.

Donnerstag, 8. September 2005

• Irland überholt die Vereinigten Staaten und Japan und ist, glaubt man dem UN 2005 Human Development Report, bei einem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von € 30.384 das zweitreichste Land der Welt. Unter den reichsten Ländern gehört die grüne Insel allerdings zu denen, in denen der Reichtum am ungleichsten verteilt ist und hat unter den 18 Industrieländern die dritthöchste Armutsrate. Bezüglich der Bildung sieht es auch nicht so gut aus: 22,6 % der Bevölkerung kann nicht hinreichend lesen und schreiben, der schlechteste Wert nach Italien.
• Noch etwas Statistik. Die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder unter irischen Arbeitnehmern ist in den vergangenen 10 Jahren zwar von 432.900 auf 521.400 gestiegen, die Quote jedoch bei mehr als einer halben Million neuer Arbeitsplätze von 45 % auf 33 % gesunken. Insbesondere jüngere Arbeitnehmer können den Gewerkschaften nichts abgewinnen.

Mittwoch, 7. September 2005

• ‘Death has occurred to ...’, wer würde diese monoton vorgelesene Auflistung der Sterbefälle des Vortags nicht aus dem irischen Rundfunk kennen. Jetzt geht es einfacher und dazu weltweit abrufbar. Mit RIPnotices.com hat das Galway-Mayo Institute of Technology eine Website freigeschaltet, auf der nach Grafschaften geordnet alle Sterbefälle mit Angabe des Funeral Home und Ort und Zeit von Messe und Beerdigung aufgelistet sind. Die Erfassung erfolgt via Benutzerkennung und Passwort durch den jeweiligen Funeral Director.

  Anmerkung vom 08.09.06: Die Seite ist nicht mehr erreichbar.

• Pech, wenn man in einem Ort wie Shrule im County Mayo wohnt und sein Haus nachts Feuer fängt, denn um das knappe Wasser nicht noch knapper werden zu lassen, beschloss der County Council vor einigen Wochen, die dortige Wasserversorgung des Nachts einzustellen. So steht ein Rentnerpaar nun ohne Wohnung da. Nachdem im Haus der beiden gestern früh ein Brand ausgebrochen war, war die Feuerbrigade zwar schnell zur Stelle, doch es gab nichts, womit man hätte löschen können. Bis die Schlauchleitung zum Fluss stand, gab es nicht mehr viel zu löschen.

Dienstag, 6. September 2005

• Lächerlich, meint der Generaldirektor der internationalen Hilfsagentur GOAL zur Ankündigung der Regierung, 30 Soldaten in die USA zu schicken, um bei den Notstandsarbeiten nach dem Hurrikan Katrina zu helfen. Die USA haben, so John O’Shea, die am besten ausgestattete Armee auf diesem Planeten und brauchen keine 30 Soldaten aus Irland um Mahlzeiten und Hilfsgüter an die Flutopfer zu verteilen. Die Idee sei so wahnwitzig wie eine Handvoll Pfadfinder in die Schlacht an der Somme (wo 1916 an zwei Tagen 5.500 Mann einer irischen Freiwilligeneinheit getötet oder verwundet wurden) zu schicken.

  Seit 20 Jahren habe er alle irischen Regierungen um Schutzpersonal für Ärzte und Krankenschwestern gebeten, die unter Lebensgefahr im Kongo und in Uganda arbeiten, und stets die Antwort bekommen, für so etwas habe man keine Soldaten. Und jetzt für die USA ständen so einfach aus dem Nichts welche bereit. Ähnliches gelte für die Million Euro, die Irland dem amerikanischen Roten Kreuz als Soforthilfe zur Verfügung stellen will. In den USA, so O’Shea, gebe es genug Milliardäre, man brauche dort kein irisches Geld.

• Vorsicht, Fungis Verwandtschaft kann ganz schön ruppig sein, vor allem die weibliche. In der Nacht wurde ein 41-jähriger deutscher Tourist von der Intensivstation des Krankenhauses in Ennis nach Deutschland geflogen, der nahe des White Strand in der Miltown Malbay von einem weiblichen Delphin attackiert wurde und erhebliche Unterleibsverletzungen davontrug.

Montag, 5. September 2005

• Nach einem Bericht der Irish Times wird in Kürze ein Architektenwettbewerb für den Neubau des Abbey Theaters in den noch trocken zu legenden Custom House Docks ausgeschrieben, zum Bau einer, wie es heißt ‘kulturellen Ikone des 21. Jahrhunderts’. Die Baukosten werden auf € 150 Mio. geschätzt. (s.a. 17.06.05)
• Der DUP-Vorsitzende Ian Paisley und der Primas der katholischen Kirche Irlands Seán Brady wollen sich bis Ende des Monats zu einem Gedankenaustausch treffen – sollte sich ein beiden Seiten genehmer Termin finden lassen. Kontakte um ein solches Treffen zu arrangieren gibt es seit Weihnachten vergangenen Jahres.

Sonntag, 4. September 2005

• Glaubt man der britischen Zeitung The Guardian, so will die IRA in wenigen Tagen damit beginnen, ihr Versprechen von vom 28. Juli einzulösen und ihr Waffenarsenal verschrotten. General John de Chastelain, der Vorsitzende der internationalen Entwaffnungskommission IICD, sei am Mittwoch in Irland eingetroffen, um die einige Wochen dauernde Aktion zu leiten. Im Anschluss daran soll er der britischen und irischen Regierung Bericht erstatten.
• Derweil verurteilt der Vorsitzende der DUP Ian Paisley Angriffe von Protestanten auf Wohnungen von Katholiken im Norden Antrims. Politiker des nationalen Lagers hatten ihm und seiner Partei wiederholt vorgeworfen, blind für solche Attacken zu sein.

Sonnabend, 3. September 2005

• In Dublin startet eine Kampagne zur Verhinderung des Baus einer Müllverbrennungsanlage auf der Poolbeg-Halbinsel an der Mündung der Liffey in die Dublin Bay. Ab 2010 sollen hier nach Plänen der Stadtverwaltung jährlich 500.000 bis 750.000 Müll verbrannt werden. Bewohner von Ringsend, Irishtown und Sandymount fürchten nicht nur mögliche Emissionen, sondern auch den Schwerlastverkehr zur Anlieferung des Mülls durch ihre Wohnviertel.
• Im Trinity College beginnt das BA Festival of Science*, ein einwöchiges Festival der Wissenschaften, das die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Gesellschaft herausstellen will. Bis zu 3.000 Besucher werden erwartet.

  * BA = British Association for the Advancement of Science

Freitag, 2. September 2005

• Nach der Wiedereröffnung von Bewley’s Oriental Cafe in der Grafton Street Ende Mai haben Gespräche begonnen, unter ähnlichen Konditionen auch das Café in der Westmoreland Street wieder in Betrieb zu nehmen. Nach Auskunft der Bewley Group befinden sich die Verhandlungen mit einer kleinen Gruppe von Interessenten im fortgeschrittenen Stadium, das Cafe/Restaurant werde jedoch nicht unter dem Namen Bewley firmieren. (siehe u.a. 30.05.05 und 24.11.04)
• An Bord Pleanála gibt günes Licht für die erste Phase des Baus eines Geschäfts- und Einkaufszentrums westlich von Salthill. Bei einem Investitionsvolumen von € 150 Mio. ist das Knocknacarra Town Centre das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Stadt. Der Stadtrat hatte den Plan bereits im Januar gebilligt, ein Einspruch der Retail, Grocery, Dairy and Allied Trades’ Association wurde jetzt von der Planungsbehörde zurückgewiesen.

Donnerstag, 1. September 2005

• Einen eher unfreiwilligen Aufenthalt in Waterford genießen die 170 Passagiere des unter der Flagge Bahamas registrierten Luxusliner Seabourn Pride. Irische Schiffsinspektoren, die das Schiff in Augenschein genommen hatten, wiesen sie an in der Stadt zu bleiben, bis von ihnen aufgedeckte Sicherheitsmängel beseitigt sind, zu denen Öllachen im Maschinenraum und andere Brandrisiken gehören.

  Beim Auslaufen am vergangenen Dienstag hatten auch britische Inspektoren Sicherheitsmängel festgestellt, das Ablegen jedoch gestattet, nachdem die Schiffsführung versprochen hatte, diese bis zur Ankunft in Irland zu beseitigen.

• Die Schule hat begonnen, und seit heute gibt es landesweit in jeder Grafschaft zumindest eine Gaelscoil. Die Gaelscoileanna, wie sie im Plural heißen, sind Schulen, in denen Irisch nicht nur Unterrichstfach, sondern auch Unterrichtssprache ist. 1972 gab es 11 solcher Grundschulen, Ende des vergangenen Jahres 157. Dürftiger sieht es bei den Sekundarschulen aus, hier stieg die Zahl von 5 auf 35.