Nachrichten aus Irland

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 30. Januar 2000

• In der Nacht gehen intensive politische und diplomatische Bemühungen weiter, den nordirischen Friedensprozess zu retten. Für Montag ist der ‘Entwaffnungsbericht’ des kanadischen Generals John de Chastelain angekündigt, der allerdings nach letzten Meldungen noch nicht geschrieben ist.

Freitag, 28. Januar 2000

• Der Vorsitzende der SDLP und Friedensnobelpreisträger John Hume appelliert an die IRA, eine Geste in Blick auf ihre Entwaffnung zu zeigen. Derweil äußert Martin McGuinness von der Sinn Féin, es sei lächerlich, die nordirische Exekutive schon nach 8 Wochen über diese Frage scheitern zu lassen.

Donnerstag, 27. Januar 2000

• Der stellvertretende Vorsitzende der SDLP Séamus Mallon ist bereit seinen Einfluss geltend zu machen, um junge Menschen aus republikanischen Kreisen zum Eintritt in die neue nordirische Polizei zu bewegen.

Mittwoch, 26. Januar 2000

• Aus IRA-Quellen verlautet, man würde sich nicht durch die Drohung, die nordirische Exekutive und grenzübergreifenden Einrichtungen aufzulösen, unter Druck setzen lassen.

Dienstag, 25. Januar 2000

• Die Befürchtungen wachsen, dass die nordirische Exekutive angesichts mangelnder Bewegung der IRA in der Entwaffnungsfrage in eine ernste Krise gerät.

Montag, 24. Januar 2000

• Die irische Polizei unterbindet einen Versuch von den Friedensprozess ablehnenden republikanischen Abweichlern, Waffen aus einem IRA-Lager im Südwesten Irlands in den Norden zu verlagern, um dort möglicherweise Angriffe auf die Sicherheitskräfte durchzuführen.

Sonnabend, 22. Januar 2000

• 18 führende Schriftsteller Irlands haben sich an die Spitze einer Campagne gesetzt, um den letzten Wohnsitz des Literatur-Nobelpreisträgers William Butler Yeats vor dem Abbruch zu retten. Riverdale, einem in Rathfarm, Co Dublin, gelegenen Farmhaus aus dem 18. Jahrhundert droht der Abriss, sollte der South Dublin County Council einem Antrag entsprechen, dort ein Gebäude mit 28 Appartements errichten zu dürfen.

Freitag, 21. Januar 2000

• Einen Monat vor seinem 65sten Geburtstag tritt der irische Außenminister Andrews mit der Begründung zurück, er wolle für das nächste Parlament nicht mehr kandidieren und Taoiseach Bertie Ahern die Chance geben, noch vor der nächsten Wahl sein künftiges Kabinett zu präsentieren.

• Die irische Farmervereinigung IFA erklärt sich zum Sieger über die Fleischfabriken, nachdem den Farmern ein Grundpreis von 90p (2,24 DM) pro lb (453.6 g) Rindfleisch zugestanden wurde.

Mittwoch, 19. Januar 2000

• Der britische Nordirlandminister Peter Mandelson kündigt im britischen Unterhaus eine Vorlage zur Reform der nordirischen Polizei an. In diesem Zusammenhang soll sie von ‘Royal Ulster Constabulary’ in ‘Police Service of Northern Ireland’ umbenannt und die Zahl ihrer Mitglieder verringert werden. Bei künftigen Einstellungen sollen Protestanten und Katholiken im gleichen Umfang berücksichtigt werden.

Dienstag, 18. Januar 2000

• Die Bauern setzen entgegen einem Beschluss ihres Verbandes die Blockade der Fleischfabriken fort. Zuvor hatte der High Court dem irischen Bauernverband IFA ein Bußgeld von IR£ 500.000 pro Blockadetag angedroht.

Montag, 17. Januar 2000

• Das nordirische Parlament nimmt nach der Weihnachtspause seine Arbeit wieder auf. In seiner Rede spricht der als gemäßigt geltende UUP Abgeordnete Duncan Shipley-Dalton die Warnung aus, er würde seine Unterstützung für die nordirische Administration zurückziehen, sollte die IRA nicht bis zum Ende des Monats mit der Abgabe ihrer Waffen begonnen haben.

Sonnabend, 15. Januar 2000

• Die Ministerin für Public Enterprise stellt das Schienen-Monopol der staatlichen Eisenbahn und Busgesellschaft CIE in Frage und fordert eine Ausweitung des privaten Wettbewerbs auf dem Bussektor. Initiativen, die zu besseren Busverbindungen im ländlichen Raum führen, stellt sie Zuschüsse in Aussicht.

• Im Alter von 80 Jahren stirbt Canon Billy Wynne, der in Irland vor 30 Jahren die Organisation der Samariter ins Leben gerufen hatte. Als populärer Charakter, der stets für eine Überraschung gut war, war er Irlands bekanntester Kirchenmann und schrieb häufig in der Kolumne Thinking Anew der Irish Times.

Freitag, 14. Januar 2000

• Die Ulster Unionist Party legt den 12. Februar als Datum für die Entscheidung fest, ob sie mit der Sinn Féin in Nordirland in der Regierung bleiben wird.

Mittwoch, 12. Januar 2000

• Der Taoiseach warnt alle Parteien, dass die politischen Fortschritte in Nordirland in Gefahr geraten würden, wenn die Entwaffnung der paramilitärischen Gruppen nicht bis Mai vonstatten ginge.

• In Dublin und Limerick findet gleichzeitig die Premiere der Verfilmung von Frank McCourts Buch Angela’s Ashes (dt. Titel: Die Asche meiner Mutter) statt. Die Meinungen sind geteilt: Limericks Bürgermeister nennt den Film brillant, während der Ratsvorsitzende ihn als überspitzt bezeichnet.

• Dr. Tony Ryan, Geschäftsmann und Millionär, plant in West-Dublin eine Akademie für Unternehmer, auf der diese in Management und neuen Technologien geschult werden sollen.

• Interessanter ist die Ankündigung des Ministers für Erziehung und Wissenschaft, der Dublin City University eine Akademie für darstellende Künste in Irland anzugliedern. Eine Zweigstelle soll am Irish World Music Centre der Universität Limerick angesiedelt werden.

Dienstag, 11. Januar 2000

• Die Europäische Kommission kündigt wegen verbreiteter mikrobiologischen Verunreinigung von Trinkwasser rechtliche Maßnahmen gegen Irland an. Vermutlich wird die irische Regierung dagegen setzen, das Iren kein Wasser trinken.

Montag, 10. Januar 2000

• Zum ersten Mal seit acht Jahren steigen in Irland die Bus- und Bahnpreise.

• Die Produktion in fast allen Fleisch erzeugenden Betrieben kommt nach einer Blockade von Mitgliedern des irischen Bauernverbandes zum Erliegen, nachdem die Erhöhung der Gebühren für die Veterinärinspektion an die Bauern weitergegeben wurde.

• In der Nähe von Portadown, Co Antrim, wird Richard Jameson, der mutmaßliche Führer der Ulster Volunteer Force (eine illegale paramilitärische loyalistische Gruppierung) Mittel-Ulsters, in seinem Haus erschossen. Man geht davon aus, dass es sich um eine Fehde mit der konkurrierenden Loyalist Volunteer Force handelt.

Sonnabend, 8. Januar 2000

• Die Familie von Ms Rosemary Nelson sowie die Sinn Féin und SDLP zeigen sich enttäuscht über die Entscheidung des Generalstaatsanwaltes Nordirlands, keine Anklage gegen einen Offizier der Royal Ulster Constabulary (RUC) zu erheben, der Ms Nelson mit dem Tod bedroht haben soll.

Freitag, 7. Januar 2000

• Nordirlands Erster Minister David Trimble zeigt sich bei einer Rede im County Antrim überzeugt, dass sich die IRA in der Frage ihrer Entwaffnung bewegen wird.

Donnerstag, 6. Januar 2000

• Nach einem Bericht des Director of Consumer Affairs nehmen legale Geldverleiher von Familien der unteren Einkommensklassen, denen Banken keine Kredite gewähren, Zinsen von bis zu 197 %.

Dienstag, 4. Januar 2000

• Erstmals gibt es in Irland mit der National Car Test Inspection eine Art TÜV. 80 % aller geprüften Autos fallen am ersten Tag durch.

Montag, 3. Januar 2000

• Derweil auch in Irland der Millennium Bug das sogenannte Jahrtausendwechsel verschlafen hat, hat zumindest eine Gruppe von Kunden der irischen Telefongesellschaft Eircom das Vergnügen, ihre Rechnung auf das Jahr 1900 datiert zu bekommen.

Sonnabend, 1. Januar 2000

• Tausende versammeln sich auf den Straßen von Dublin um das neue Millennium zu begrüßen. Als um Mitternacht das Glockengeläute von zig Kirchen über die Stadt zieht, geleitet ein Singen und Tanzen das alte Jahrhundert hinaus und begrüßt das neue.

• Am Abend nehmen Staatspräsidentin Mary McAleese und Taoiseach Bertie Ahern an einer Messe in Dublins römisch-katholischer Pro-Kathedrale teil, die von Erzbischof Desmond Connell zelebriert wird. Die Predigt hält Mgr Stenson, Gemeindepriester zu Maynooth, Co Kildare, der auf den Friedensprozess in Nordirland eingeht und auf die Notwendigkeit alle Waffen abzugeben hinweist. Er fügt hinzu:

  “... Aufgrund unserer traurigen Erfahrungen mit den Troubles im Norden, wissen wir, wie schwierig, wenn nicht sogar unmöglich es ist, uns brüderlich zu umarmen, wenn wir Waffen in den Händen halten.”