Irisches Tagebuch 2005

Ganz weit weg

 

Sonnabend, 11. Juni 2005

Ein fabelhafter, etwas windiger irischer Sommertag, schon deshalb, weil der Wind die Midges vertreibt. Es wird Abend und wir sitzen vor dem Cottage. Was haben wir heute gemacht?

Den ‘kleinen Killary-Harbour-Walk’, von der Jugendherberge an seiner Mündung fjordeinwärts und über den Salrock-Pass zurück. Zum ersten Mal seit 13 Jahren sahen wir Delphine im Killary, zunächst kollektiv auf dem Weg in den Fjord: “Hey, wo geht’s denn hier zur Fischfarm?” “Die Richtung stimmt”, rufen wir ihnen zu, “immer geradeaus.” Nach gut einer Stunde kommen sie solo zurück, der eine eher gesättigt als der andere.

Es zwitschert unter dem Vordach der Eingangstür. Wie fast jedes Cottage, hat auch unseres ein Starenpärchen als Untermieter. Von Tag zu Tag werden die Stimmen der Kleinen lauter, wenn Vater oder Mutter Star arg zerzaust mit einer leckeren Raupe im Schnabel unter das Reetdach schlüpft:

“Die Raupe krieg ich, du hast die letzte gehabt!”
“Stimmt nicht, Lügner, Lügner, Lügner!”
“Mamaaa! Jetzt hat er ins Nest gekackt, mach mal weg!”

Mama macht weg. Über die Gefühle der Raupe mag ich bei alledem nicht nachdenken.

So, nun wird es uns draußen zu kühl, es geht auch schon auf neun Uhr zu. Wir müssen noch einen Happen essen und die Liebste will sich schön machen, denn heute Abend spielen Frank und Charlie in Molly’s Bar. Dummerweise bin ich an der Reihe zu fahren.

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Sonntag, 12. Juni 2005

Ein Irland-FilmBrian zuckt mit den Schultern: “Not arrived yet.” Es ist gegen elf und wir warten auf den Sunday Independent, dem, darauf wurde in den letzten Ausgaben mehrfach hingewiesen, heute eine ‘Free DVD’ mit dem Film Into the West beiliegen soll. Wirklich noch nicht eingetroffen, oder hat er alle Exemplare für den eigenen Clan reserviert? Also fahren wir nach Letterfrack, wo die Zeitung schon bei Veldon’s auf der Ladentheke liegt, eingeschweißt in eine Plastikfolie und mit einer Ankündigung der DVD auf der Titelseite.

*  *  *

Es wird Nachmittag. Das Wetter ist trüb und wir machen ein Feuer im Kamin, das besser brennt, wenn man ein paar Briketts zwischen den Torf schiebt. Briketts sind keine mehr da, also marschiere ich rüber zu Brian – der mir strahlend ein Exemplar des Sunday Independent entgegenreicht. Eine kostenlose DVD sei heute dabei, ein wirklich großartiger Film ... Da mag man nicht zugeben, dass man sein Exemplar schon bei der Konkurrenz erworben hat, und ersteht ein zweites. Hier ein paar Zeilen aus der Inhaltsangabe:

“Sie heißt Tír na nÓg, denn sie kommt aus einem Land unter dem Meer”, erzählt der Großvater (David Kelly) zu Beginn des Films seinen Enkeln Ossie und Tito, denen eine weiße Stute zugelaufen ist. Die beiden leben mit ihrem Vater, der als früherer König des fahrenden Volkes nach dem Tod seiner Frau den Lebensmut verloren hat, in einem Slum im Norden Dublins. Doch die Polizei hat etwas gegen Pferde in Plattenbauwohnungen.

Und wie Ossian in der Mythologie auf einer weißen Stute über das Meer nach Tír na nÓg, dem Land der ewigen Jugend, reitet, ziehen Ossie und Tito auf der Flucht vor der Polizei und ihrem korrupten Chef mit Tír na nÓg in den irischen Westen, wo sich Mythen und Magie mit der Realität verbinden ...

Am Abend ist Musik bei Sammon’s angesagt. Johnnie hatte gestern eine Herzattacke erlitten und war ins 80 km entfernte Universitätskrankenhaus von Galway gebracht worden. Sein Zustand sei ‘stable and cabled’, berichtet Frank. Doch die Musik muss weitergehen, und die beiden Touristen in der ersten Reihe bekommen von den Musikern auch noch ein Guinness spendiert. Bis gegen halb zwölf gibt es – ganz im Sinn nämlicher Touristen – eher ruhig gesungene Geschichten und Balladen von Liebe, Leid und glorios verlorenen Schlachten. Dann wird es rappelvoll und das Programm country-like und rockig.

Und schließlich taucht auch das (vom Tourist Board engagierte?) local crazy girl wieder auf, kreischt ihren Musikwunsch ‘Say you love me’ in den Raum, schleudert die Schuhe von sich und beginnt zu tanzen ...

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Montag, 13. Juni 2005

An einem Tag, so grau wie ihn Storm nicht hätte besser beschreiben können, machen wir uns nach Westport auf. Am Hafen ist es meinem Mädchen zu windig, also fahren wir nach einem Spaziergang um den See vor den früheren Packhäusern in die Stadt hoch. Der Fußweg über das Anwesen von Westport House ist nur noch im Juli und August geöffnet, denn Lord Jeremy Altamont, ein Nachfahre Grace O’Malleys, sieht sich nicht mehr in der Lage, die enormen Versicherungsprämien für eine ganzjährige Öffnung zu zahlen. Er sei traurig zu dieser Maßnahme greifen zu müssen, ließ er seinerzeit verlauten, habe jedoch keine andere Wahl.

Durch die Läden schlendern, zwei Tuben Acrylfarbe kaufen und nicht zu vergessen zwei ‘Westport Messer’ für € 1,60 das Stück – ein herrliche Beschäftigung. Sollte Tim Mälzer die Genialität dieser Küchenmesser erkennen und verkünden, wird sich der Preis vervielfachen. Vor einem Jahrzehnt hatten wir sie in einem Haushaltswarenladen an der Bridge Street für damals IR£ 1,00 entdeckt.

Wir lunchen im Obergeschoss des Cozy Joe, einem neuen ‘Award Winning Pub’ auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, und bestellen Scampi mit Salat und Chips. Die Auszeichnung, so lesen wir, wurde dem Cozy Joe im letzten Herbst zuerkannt. Vermutlich war der Salat da noch frisch.

Farmhouse CheeseWer keine Preisschilder lesen kann, muss zahlen. Zum Beispiel € 8,65 für einen kleinen Farmhouse Cheese with Herbs and Garlic, den wir im SuperValu ohne auf den Preis zu schauen nebst ein paar anderen Kleinigkeiten in den Einkaufswagen gepackt hatten. Dafür ist er ‘handmade in Carrigaline, Co. Cork’. Dann geht es über die N 59 heimwärts.

*  *  *

Wie rasch so ein grauer Tag doch vergeht. Es ist nach sechs, als wir wieder in Tully Cross sind. Vor einem irischen Torffeuer machen wir bei plattdeutschen Liedern von Helmut Debus eine Flasche Rotwein auf.

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Dienstag, 14. Juni 2005

Gestern in Westport, heute in Clifden – wir kaufen ein: Muscheln, Lachs und ein halbes Dutzend Postkarten um der Welt kundzutun, wo wir sind. Schließlich noch eine Dose Wachs für die im vergangenen Jahr im Kylemore-Shop erstandene original-englische Wachsjacke meines Mädchens. Solche Jacken führe er schon seit Jahren nicht mehr, meint Mr. Hehir in seinem Laden an der Market Street, er habe aber noch einen großen Vorrat an Wachs. Wenn es denn das richtige ist, denn später lesen wir auf der Dose nur etwas von zu behandelnden Stiefeln.

*  *  *

Es wird Nachmittag und wir wandern über die Torfgründe zwischen der Kylemore- und Letterfrack-Road. In einer Niederung wird der Brennstoff maschinell ‘gestochen’, wozu ein allseitig mit Doppelrädern ausgestatteter Traktor eine Art Erntemaschine zieht. Eine arg verletzende und schmerzhafte Prozedur für das Moor, hat man den Eindruck. Begleitet werden wir vom Hund des Bestatters, jener sympathischen Rasse zugehörig, die zwar eine Frei-Herumlauf-, aber keine Bell-und-Beiß-Lizenz besitzt. So versucht er uns an der Dawros Brücke zu einem Umweg entlang des Ballynakill Harbour und über das Moor zu bewegen, denn vor den drei halb so großen Kötern an der Straße nach Tully Cross hat er genauso viel Angst wie wir.

 
Hildegard an Gisela und Friedhelm
Letter From Home

“Hallo ihr zwei und ...

... viele Grüße aus dem Cottage No. 1. Nun ist unser Urlaub schon zur Hälfte rum und ich habe noch keine Karte geschrieben, geschweige denn einen Brief. Das soll sich jetzt ändern!

Das Wichtigste in Kürze: Der Wandteppich ist bei Johnnie und Margaret gut angekommen. Leider hatten wir keine Kamera dabei. Vor allem Margaret hat die Arbeit, die drin steckt, erkannt und bewundert.

Das war am ersten Montag nach unserer Ankunft, und seit Sonnabend liegt Johnnie schon wieder im Krankenhaus, diesmal eine Herzattacke. ‘Stable and cabled !!!”, hat Frank berichtet, doch trotz dieser bedrückenden Nachricht hatten wir mit ihm und Charlie einen herrlichen Musikabend. Am Sonntag spielte er dann wieder mit Kieran. The Show must go on.

Das Wetter war bislang recht gut, vor allem aber trocken. Die Fensterrahmen und Türen im Cottage sind von innen frisch gestrichen, diesmal grün. Wesentlich schöner als das alte Braun! Hat Maggie gemacht, Noels Frau, und von ihren handwerklichen Fähigkeiten kann sich manch ein ‘Chancer’, den man in den letzten Jahren rangelassen hatte, eine Scheibe abschneiden. Jürgen hat den Begriff in einem alten Irland Journal gefunden, wo ein Chancer als ein Zeitgenosse definiert wird, der sich für ein handwerkliches Universalgenie hält und bei einem Minimum an Fähigkeiten mit großem Optimismus jede ihm übertragene Aufgabe angeht.

So long, macht es gut und bis zum nächsten Mal. Wir gehen jetzt rüber ins Paddy Coyne’s.

Hildegard”

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Mittwoch, 15. Juni 2005

Mám Ean, der Vogelpass, ist zum wiederholten Mal unser Ziel. Wir nennen ihn meist den ‘kleinen Patrick’, denn auch hier hat Irlands Nationalheiliger der Überlieferung nach genächtigt. Vor allem ist er schneller zu erreichen und leichter zu bezwingen als der Croagh Patrick im County Mayo, der als seine offizielle Adresse gilt.

Over Lough Inagh, © Paul GuilfoyleMit dem Auto machen wir uns zum Startpunkt des Bergpfads im Inagh Valley auf. Hinter der in Anglerkreisen beliebten Inagh Valley Lodge, die zu Beginn der 30-er Jahre dem Maharadscha von Nawanagar gehörte, zweigt links eine kurvige, einspurige Buckelpiste ab, die die wenigen Gehöfte an den Hängen der Maumturk Mountains mit der Außenwelt verbindet und jenseits von Recess in die N 59 mündet. Spannend wird es, wenn sich hier zwei Fahrzeuge begegnen, doch heute Vormittag haben wir die Straße für uns allein.

Noch etwa zwei Kilometer sind es bis zu der Stelle, wo der Aufstieg zum Pass beginnt, als uns ein Arbeiter zur Seite winkt: Das Straßenstück vor uns werde gerade aus der Gegenrichtung geteert und mit ‘Chippings’ abgedeckt. Eine Viertelstunde oder so, falls wir warten wollen. Wir könnten natürlich auch umzukehren und es von Recess aus versuchen, doch das dauere garantiert länger.

Eine Viertelstunde irischer Zeit sind in etwa einer deutschen Stunde gleichzusetzen. No problem, als Gott die Zeit erschuf, gab er auch uns genug davon. Wir fahren auf einen unbefestigten Seitenstreifen, und während der Aufsichtsbeamte verantwortungsvoll darauf achtet, dass sich niemand dem zu teerenden Straßenstück nähert, findet er Zeit mit uns zu plaudern. Seit er vor zwei Stunden den Job übernommen hat, sind wir schon die zweiten, die er informieren durfte. Das andere Paar sei umgekehrt. Dann hören wir, dass Mr. Veldon aus Letterfrack – der mit dem Shop und dem Pub – in Galway operiert wird und man in der Inagh Valley Lodge exzellent speisen kann. Wenn er das aus eigener Erfahrung weiß, hat er ein höheres Einkommen als unsereiner. Wo kann man sich auf den Job bewerben?

In der Ferne naht die Baukolonne: der die Straße in voller Breite ausfüllende, ein schwarzes, glänzendes Band hinterlassende Teerwagen, gefolgt von einem rückwärts fahrenden Lastwagen mit Schotter, der aus einem Spalt von der Ladefläche auf den frischen Teer rieselt, und dahinter eine Walze, die ihn in den Teer einarbeitet. Nach einer halben Ewigkeit haben sie uns passiert und justament in dem Augenblick ist der Schottervorrat verbraucht. Der Teerwagen bleibt stehen, Walze und Lastwagen fahren in die Richtung zurück, aus der sie gekommen sind, und wir werden angewiesen ihnen zu folgen. Bei erster Gelegenheit stoppen sie und lassen uns passieren. Wir parken auf dem Schotterplatz unterhalb des Passes.

© 2005 Juergen KullmannVor dem Tor, hinter dem der Aufstieg beginnt, werden die ‘Events’ des Heiligen angekündigt: Am St. Patrickstag um 13.30 Uhr sowie am Karfreitag und ‘ersten Sonntag vor dem Monat August’ um 15 Uhr. Heute haben wir ihn also für uns allein. Auf der Passhöhe ist es arg kalt und windig. Ich fröstele, hoffentlich hole ich mir keine Erkältung. Die Statue vor der kleinen Kapelle zeigt einen noch jungen St. Patrick ohne Bart und Bischofsmütze, ein junger Mann mit enganliegender Kappe, der nachdenklich sinnend statt grimmig streng über die Landschaft blickt. Ein bemerkenswert unkonventionelles Standbild, schreibt Sylvia Botheroyd in ihrem Buch Irland, Mythologie in der Landschaft. An seiner Seite steht ein junger Widder, zu gallorömischer Zeit ein Attribut des Gottes Merkur, den er im kleinen Bergsee gegenüber versenken wird. Denn hinter dem Merkur verbirgt sich niemand anderer als der altkeltische Gott Lugh. Ihm war dieser Ort ursprünglich geweiht. Ein heller, lichter Gott, ein Magier und Dichter aber auch ein tapferer Heerführer in der Schlacht zwischen Göttern und Dämonen, soll der Gott gewesen sein, dessen Platz auf dem Scheitel des Passes nun Patrick eingenommen hat. Und so findet eine der drei jährlichen Wallfahrten zu Lughnasa statt, dem Festspiel des Lugh, mit dem nach keltischer Tradition am 1. August der Jahresabend (Herbst) anfängt. Egal, uns tut der Widder leid.

Auf dem Heimweg – wir wählen wegen der Straßenbauarbeiten den Umweg über Recess – erwerbe ich bei den Joyces Terry Eagletons ‘Wahrheit über die Iren’, und am Abend fahren wir zu Lowry’s nach Clifden, wo Landlord Paul Joyce unseren Michael für die Musik engagiert hat.

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Donnerstag, 16. Juni 2005

Genau 101 Jahre sind es her, dass James Joyce seine Nora zum ersten Mal ausführte. Das war in Dublin, und weil James, von dem Nora meinte, er hätte besser Sänger werden sollen, an diesem Tag einen Leopold Bloom zu einer 1000-seitigen Odyssee durch die Stadt schickte, feiert man dort den 16. Juni, wovon man in Noras Heimat Galway allerdings nichts merkt. Zwar gibt es hier ein Nora-Barnacle-House, doch unsere Odyssee führt durch die Galwayer Shops.

Im Roche Store erstehen wir einen neuen Rahmen für unser Irish-Writers-Poster, da das Glas des im Cottage hängenden während der Winterlagerung auf dem Dachboden einen Sprung bekommen hatte. Nicht zu vergessen die Geschenke für zwei Patenkinder: einen langen, pinkfarbenen Rock nebst passendem T-Shirt für Lola, die in Kürze ihre 7. Geburtstag feiert, und ein Paar Ohrstecker für Katharina, die im November 11 wird.

Kennys Bookshop, © 2004 Juergen KullmannIm Nieselregen vor Lynch’s Castle steht die Reinkarnation des jungen Bob Dylan und singt It’s a hard rain a-gonna fall. Wir schlendern die High- und Quay Street hinunter, vorbei an Kenny’s Bookshop, von dem noch keiner weiß, dass er in einem halben Jahr schließen wird, und betreten das Spanish Arch Hotel. Im 16. Jahrhundert war es ein Karmeliterinnenkloster, und ein Stück der alten Natursteinmauer ist in der großen Halle, die nun die Public Bar bildet, noch erkennbar. So lassen wir das hektische Leben der Quay St. hinter uns und trinken in klösterlicher Ruhe Tee, dazu begleitet von einem Light Salad für € 7,95 ein Vegetarian Sandwich, gefüllt mit Feta, Paprika, Chili und anderen Köstlichkeiten, das Brot in geknoblauchtem Olivenöl geröstet. Lecker!

*  *  *

Es wird Nachmittag und wir schlendern durch die Kirwan’s Lane, eine Gasse nur wenig abseits des touristischen Hauptstroms. Das Herz des mittelalterlichen Galways, verspricht ein Hinweisschild. Wir betreten eine Töpferei, die auch Schmuck führt. Schon seit Jahren sucht mein Mädchen einen Claddagh-Ring, der ‘nicht wie ein typischer Claddagh-Ring aussieht’, einen, dessen Herz nicht so protzig daherkommt, sondern mehr im Verborgenen schlägt, sprich etwas dezenter eingearbeitet ist. Zwanzig Minuten später steckt er an ihrem Finger, vor dem Ehering, wie es sich gehört. 300 Euro haben wir gespart, denn ein mit 450 € ausgezeichneter passte glücklicherweise nicht – und war, so beschließen wir, auch nicht halb so schön.

In welchen Laden gehen wir jetzt, um weiteres Geld zu sparen?

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Freitag, 17. Juni 2005

EAn Teach Rua, © 2005 Hildegard Vogt-Kullmanns regnet, also malt mein Mädchen ein Bild, Opus No. 4 der letzten 14 Tage. Nachdem die ersten drei Werke einer roten Periode zuzuordnen waren, deutet sich nach zwei grauen Tagen der Übergang zu einer grauen an. Doch zunächst einmal pinne ich An Teach Rua, das gestern fertiggestellte rote Haus, an die Küchentür, derweil im Kamin ein Feuer knistert und der ihm entsteigende Torfrauch durchs halboffene Badezimmerfenster ins Haus zurückkommt, wohl wissen will, wo sein Feuer abgeblieben ist.

Zum Lunch fahren wir ins Bard’s Den, die ‘Höhle des Barden’ von Letterfrack. Eine Dorfkneipe mit Weinkarte:

Red Stuff
–
    White Stuff
–
San Medin Cabernet Sauvignon

Some Cabernet can be boring, this one certainly won’t be found wearing Tank Tops. If you prefer a wine that pins you up against the wall rather than strokes your neck, this is for you.

    Santa Digna Sauvignon Blanc

Chenin Blanc’s citrus on honey that combine the cunning of a salesman with the movement of a lap dancer.

Einige Cabernets können ganz schön langweilig sein, doch dieser kommt garantiert nicht im Hemd daher. Sollten Sie einen Wein bevorzugen, der Sie eher an die Wand nagelt, als dass er Ihnen den Nacken streichelt, ist es der richtige für Sie.     Chenin Blancs honigartige Zitrusnote verbindet die Gewitztheit eines Vertreters mit der Bewegung einer Striptease-Tänzerin.
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Dies ein kleiner Ausschnitt aus den literarischen Beschreibungen. Doch ehe wir uns für € 19,80 an die Wand nageln lassen, ordern wir zu unseren Lammkoteletts mit Mintsauce lieber zwei Pint Guinness, die für € 7 zu haben sind.

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Reiseberichte Irland: Connemara 2005
© 2006 Jürgen Kullmann – Letzte Bearbeitung: 19.11.2010