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ittsommernacht. Auf dem Hügel von Tara versammelt sich der Erzdruide von Tara & Irland mit einhundertfünfzig Kollegen zum Gebet um den Lia Fáil, dem Stein des Schicksals, und verurteilt die Ermordung zweier Polizisten der Royal Ulster Constabulary durch die Provisional IRA.
Und wir? Wir fahren erst einmal ins Joyce Country. In einem Pub in An Fháirche (Clonbur), wo man noch Irisch spricht, stärken wir uns mit einer Suppe und einem Sandwich, ehe es an die Ersteigung des 418 m hohen, nicht ganz so heiligen Binn Shléibhe geht. Ein Hügelspaziergang, der selbst für nicht schwindelfreie Flachlandschafe völlig harmlos ist, auch wenn er sie ein wenig aus der Puste bringt. Auch ohne Schicksalssteine hat man einen herrlichen Blick auf den Lough Corrib, der sich mit seinen zahllosen Inseln bis an den Horizont erstreckt, an dem irgendwo die große Stadt Galway liegt. Von dort fuhren in alten Zeiten die Schiffe bis nach Connemara. Später hatte man die Eisenbahn und heute die N 59.
Der Abstieg geht fixer als das Hochlaufen, und obwohl wir uns auf der Heimfahrt ein wenig verfahren, sitzen wir gegen zehn bei Rose an einem Tischchen im Renvyle Inn und lauschen der Musik von Frank und Charlie. Und derweil Frank um Mitternacht das Lied der Fianna Irlands anstimmt, versammelt sich der Erzdruide mit seinen Getreuen auf dem Hügel von Tara.
Das Ereignis
er Tag beginnt ruhig. Im zweiten Anlauf versuchen wir unseren Hausberg, den Tully Mountain, zu bezwingen, brechen das Unternehmen jedoch recht bald ab, da es uns von unten zu feucht und von oben zu nebelig wird.
Und so sitzen wir in Oliver Coynes Pub, blicken auf den Hafen von Cleggan und stärken uns mit Muscheln und einem ‘Open Salmon Sandwich’. Im Präsidentschaftswahlkampf 1990 machte Mary Robinson hier Station und ließ sich mit Paddy O’Hallorans Bootbesatzung fotografieren, ehe sie im November den haushohen Favoriten der Regierungspartei schlug. Die Coynes von Cleggan und Paddy’s Crew dürften sie auch gewählt haben. Lange Zeit hingen die Fotos von ihrem Besuch hinter uns an der Wand, nun kleben sie vielleicht in den Familienalben der Beteiligten. Als Mary Staatspräsidentin wurde und nach Connemara zurückkehrte, wurden zunächst die Straßen ausgebessert – vielleicht der Grund, warum sich jeder Ort im Lande darum reißt An Uachtarán, wie man das Staatsoberhaupt auf Irisch heißt, zu einem Besuch zu veranlassen. Das war vor sieben Jahren. Im Herbst wird Irland eine neue Präsidentin wählen, denn nach Mary dürfte ein Mann keine Chance mehr haben.
Abwarten und Tee trinken – doch der lässt auf sich warten. Ich nutze die Zeit, um ein paar Zeilen zu Papier zu bringen, indes mein Mädchen in ihren Reisebüchern schmökert und sich neue Expeditionen ausdenkt.
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Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, auch wenn man diese nicht zu deuten vermag. Schon seit einer Woche kreuzt eine irisch-
Heute Abend sitzen sie im Angler‘s Rest, als wir gegen 10 durch die Tür kommen. Frank und Kieran packen ihre Instrumente aus und Frank erzählt, dass auch Johnnie im Laufe des Abends mit seiner Geige vorbeischauen wird. Das lässt aufhorchen. Etwas später taucht Charlie an der Bar auf, plaudert ein wenig mit den beiden, verschwindet dann wieder, um nach einer Viertelstunde mit seiner vorsintflutlichen Akkordeonkiste zurückzukommen. Auch Johnnie ist inzwischen eingetroffen. Er legt seinen Geigenkasten auf den Billardtisch und erzählt bei einem Whiskey, dass die Mutter der drei tanzbegeisterten Mädchen seine Nichte ist, die Tochter jener Schwester, die an dem Tischchen in der Ecke sitzt.
Patrick Sammon schaltet den Fernseher aus, Frank und Kieran stimmen sich ein. Einige ‘special requests’, unvergleichlich Franks Róisín Dubh auf der Blechflöte. Da schlüpfen die drei Mädchen aus ihren Sandalen und schnüren die Tanzschuhe, während ihre Mutter zum Auto geht. Sie kommt mit zwei Kleidersäcken zurück und verschwindet mit den jungen Damen in ‘Ladies’.
Der Groschen ist gefallen. Ich eile ins Cottage zurück, spule den Schwarz-
Fortsetzung des ‘Ereignisses’
in bedeckter Tag mit einigen Sonnenstrahlen, wie es im Wetterbericht heißt. Wir fahren nach Leenaun und wandern ein Stück den Western Way Richtung Inagh Valley hoch. Auf einem Felsen verzehren wir ein paar Kekse und trinken unser mit Grapefruitsaft angereichertes Mineralwasser. Vor uns der Killary Harbour, auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords das Tal von Delphi und weit hinten links schimmert grau der Atlantik. Wie es aussieht, gibt es gleich Regen, orakelt mein Mädchen nach Delphi rüberblickend, und so geht es zurück nach Leenaun, wo wir uns im The Field stärken.
The Field ist der Name eines Restaurants, doch vor allem der Titel eines Films, der hier vor sieben Jahren nach einem Stück von John B. Keane gedreht wurde. Es geht um ein Feld, um den Hunger auf ein Stück Land, der einen Menschen zum Mörder werden lässt. Wo mag dieses Feld gelegen haben? Einige Szenen spielten auf dem Weg von Leenaun ins Joyce Country. Das Dorf ist im Film unverkennbar. Es dürfte nicht schwer gewesen sein, es in die zwanziger Jahre zurückzuversetzen.
Das Restaurant ‘The Field’ am Eingang des Dorfes ist seit dem letzten Jahr umgebaut worden, macht einen trockeneren und wärmen Eindruck. Neben dem Lunch-
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Am Abend testen wir eine weitere Speisekarte, die des Derryclare in Clifden. Ein hervorragend zubereiteter Brill für mein Mädchen und für mich eine Entenbrust, die zu neuen Erkenntnissen bezüglich der Anatomie irischer Enten führt. Spätestens seit dieser Mahlzeit weiß ich, dass sie in ihrer Brust eine Art Kniegelenk besitzen.
Doch nicht das Essen hat uns nach Clifden gelockt, sondern ein Tipp von Johnnie, und so betreten wir gegen Viertel vor zehn Barry’s Hotel. Es ist wesentlich voller, als an den letzten zwei Montagen. In der Musikerecke hat sich der vereinigte Coyne-
Fionna hockt in Zivil mit ihren jüngeren Schwestern an der Bar, um die Tanztruppe mit einem Grundvorrat an Crisps zu versorgen, dem noch viele Tüten folgen werden. Während ich auf zwei Guinness warte, erzählt sie, dass sie daheim in England mit ihren Schwestern eine irische Tanzschule besucht. Dann werfen sich die englischen Mädchen in irische Trachten, und als der erste Drei-
Irgendwann steht man wieder an der Theke, da das Guinness ausgegangen ist. Als ich die Börse zücke, winkt der Barkeeper ab – der Großvater der drei Mädels aus Sussex, der mir grinsend zunickt, hat bereits gezahlt. Wie sich nun revanchieren, wenn bereits alle bedient sind? Mein Mädchen tuschelt mit Fionna und spendiert den Dreien nach dem nächsten Drei-
Lange nach Mitternacht geht der Abend zu Ende und wir verabschieden uns von der Mutter der Mädchen. Beim Gedanken an die Abreise am kommenden Sonnabend kommen ihr die Tränen. Wie sang ihr Cousin soeben: The Home I Left Behind.
* siehe 14. Juni 1995
Der beste Café Shop Westirlands
ach dem misslungenen Versuch, über eine auf der Karte grau eingezeichnete Straße an den Lough Coolin (Joyce Country) vorzudringen, fahren wir nach Cong. Eine räuberische Clan-
In Cong stellen wir fest, dass sich die Idee mit dem Wegezoll bis zu den Herren von Ashford Castle herumgesprochen hat. 100 m hinter dem bisherigen kostenfreien Geheimzugang auf das herrschaftliche Gelände hocken drei Burschen neben einer Gebührentafel und fordern von den Spaziergängern IR£ 3.00. Wahrscheinlich haben die Herrscher über das Anwesen bei Franz Rappel* von dem Trick mit dem Hintereingang gelesen und ihre Konsequenzen daraus gezogen.
Doch es gibt noch einen gebührenfreien Weg zum Schloss, das seit 1985 von einer irisch-
Die Anlage wurde in den letzten Jahren vom Office for Public Works restauriert und zugänglich gemacht. No Admission Fee, Eintritt frei! An ihrer Rückseite gibt es ein Tor, durch das man in ein Waldgebiet gelangt. Ein romantischer Weg führt zu einer Fußbrücke über den Fluss, der Lough Corrib und Lough Mask verbindet. Links neben der Brücke steht über das Wasser ragend das ‘Monk’s Fishing House’, von dem aus die Mönche in alten Zeiten ihre Angelruten auswarfen. Später wurde rationalisiert, die Angeln fest installiert und mit Fäden, die an einer Glocke in der Klosterküche endeten, verbunden. Wenn es läutete, musste Bruder Angelus Iasc nur noch zum Fluss gehen und den Fisch vom Haken nehmen. Wir pausen, ohne den Fischen ein Leid anzutun.
Weiter zum Schloss. Geht man über die Holzbrücke und dann links den Fluss entlang, kommt ohne einem Wegezolleintreiber in die Hände zu fallen auf der Wiese vor dem Castle heraus. Für den Rückweg kann man bedenkenlos den offiziellen Weg benutzen, denn wie man zuvor auf das Gelände gekommen ist, interessiert die Wachposten nicht.
Neben Ashford Castle gibt es in Cong ein zum Glück so gut getarntes Kleinod, dass es nur Touristen mit ‘Großem Irland Examen’ finden: den besten Café-
Wir sitzen in ihrem hinteren Stübchen und kosten bei einer Tasse Tee den hausgebackenen Kuchen, derweil ich in Trish Fitzpatricks & Tony Whildes Insiders Guide to Connemara etwas über Geschichte von Ashford Castle lese. Sie beginnt im 13. Jahrhundert mit dem Bau eines Wehrturms. Ein erster Wiederaufbau erfolgt im 15./16., der zweite im Stil eines französischen Château im achtzehnten. Hundert Jahre später im desolaten Zustand von Sir Benjamin Guinness erworben, wird es im damals so beliebten gotischen Stil wiederhergestellt. Heute ist es ein Luxushotel und gehört einer amerikanischen Hotelkette. Mr. and Mrs. Reagan haben hier übernachtet; wie es scheint, ist man bei der Wahl seiner Gäste nicht allzu kritisch.
Wir verlassen Cong, laut unserem Reiseführer eines der vielen schönsten Dörfer Irlands. “Verwaschene Häuserfronten auf einer Flussinsel”, schreibt Franz Rappel, “im Schilfdickicht an ihren Rändern brüten Schwäne und Blässhühner.” Was mehr für ihn spricht als der Film ‘The Quiet Man’, der Anfang der 50-er Jahre hier gedreht wurde und mit dem der Ort heute noch wirbt.
* * *
Das war’s für heute. Am Abend verpassen wir Frank & Charlie bei Lowry’s. Schrecklich!
* Franz Rappel, Irland, Verlag Martin Velbinger 1991
Der Errisbeg
ir fahren nach Clifden – um zu tanken und neues Geld aus dem Automaten zu ziehen – und dann weiter Richtung Roundstone. Zweck der Expedition: Wir wollen uns die Dogs- und Gorteen Bay von oben, das heißt vom Errisbeg ansehen.
Errisbeg leitet sich vom irischen Iorras Beag ab, was sich mit ‘kleines Vorgebirge’ übersetzen lässt. Ein solches klingt nicht schwer bewältigen. Zudem beschreibt unser Hill Walk Guide einen nach Meinung seines Autors nicht allzu anstrengenden Weg hinüber, so dass wir dem Berg eine Chance geben.
Wie bei allen irischen Wanderführern ist es nicht leicht zu ermitteln, wo es lang gehen soll. So lassen wir uns von zwei Sport-
Wir legen erst einmal eine Pause ein und und sehen auf die zwei Buchten hinab. Von der Küstenlinie ragt T-förmig eine Landzunge ins offene Meer, unter dem rechten Schenkel des T’s die Dogs- und unter dem linken die Gorteen Bay, die im Osten in die Roundstone Bay übergeht. Weiter geht es, und zwar ziemlich steil bergauf. Je höher wir kommen, desto beeindruckender wird dieser Blick, doch wo um alles in der Welt ist der beschriebenen Rundweg? Wir kapitulieren, kehren ein Stück zurück und suchen uns unseren eigenen, der nach zwei Mauerüberkletterungen und einem 100 Meter Marsch durch hüfthohes Gestrüpp (weiß der Teufel, wo man da reintritt) an der Straße nach Roundstone endet.
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Es wird Abend und wir sitzen im Paddy Coyne’s. Vor mir aufgeschlagen mein Tagebuch, an einem Tischchen schräg gegenüber lutscht ein kleines Mädchen andachtsvoll an einer Zitronenscheibe, die es aus seinem Cola-
Tully Mountain zum Dritten
ieder einmal fahren wir ab Derryinver Quay die Renvyle-
Der erste Rastplatz hat bereits Tradition: auf einer Felsplatte vor einem kleinen Flüsschen, das sacht an uns vorbeiplätschert:
I wander the hills and the valleys,
And still through my sorrow I see,
A land that has never known freedom,
And only her rivers run free.
Ich wandere über Berge und durch Täler,
Und sehe in meinem Kummer ein Land,
Das die Freiheit nie kannte
Und dessen Flüsse nur frei fließen.
Wobei mein Mädchen bei dieser laienhaften Übersetzung einwirft, dass das Land im Original eine sie ist und es ihre Flüsse heißt.
Dann geht es weiter, das frei fließende Flüsschen entlang, das, so zahm es eben noch war, in den Jahrhunderten vor uns eine tiefe Schlucht in den Felsen gefressen hat. Vielleicht waren die Menschen in ihrem Freiheitsdrang genauso hartnäckig. Doch schon bald wird das Flüsschen wieder zu einem harmlosen Bach; wir überqueren es und verlassen die bisher bekannten Pfade.
Der Weg ist schwer auszumachen, über morastige Wiesen, durch Heidekrautgestrüpp und über rutschige Buckel führt er den Berg hinauf. Dann und wann verlieren wir die ‘Spur der roten Punkte’, marschieren ein Stück zurück, erkennen auf einem Stein am Hang einen neuen und klimmen weiter bergan.
Doch schließlich geben wir uns geschlagen. Das Gelände ist zu feucht und der Hang zu rutschig. Feuchtigkeit von oben kommt hinzu, und die roten Pfadmarkierungen, so es sie denn hier oben noch gibt, haben wir völlig aus den Augen verloren. In diesem Land übereilt man nichts, und einen Blick über den Berg können wir auch im nächsten Jahr noch werfen. So lassen wir uns auf einer halbwegs trockenen Steinplatte nieder und genießen die Aussicht auf den Ballynakill Harbour, derweil ich versuche, das Lied von den frei fließenden Flüssen auf der Mundharmonika zu spielen. Gut, dass der Fluss so geduldig ist.
* * *
Am Abend wandern wir ins Angler’s Rest, treffen dort aber nur die Coasters, deren Musik wir noch nie lange ausgehalten haben. So bewache ich unsere Hocker (... o sorry, it’s taken), derweil mein Mädchen eine Stippvisite ins Paddy Coyne’s macht.
Strahlend kommt sie zurück, und mit unseren Guinnessgläsern in der Hand ziehen wir in den Pub next door, wo sich an der Tür zum Garten der Coyne-
... Johnnies Mutter Lena, eine geborene Keane, 97 Jahre alt wurde und über 100 Kinder, Enkel und Urenkel ihr Eigen nannte. Da werden natürlich die Namen knapp und wiederholen sich. So fügt man, da es auf dem Lande keine Hausnummern gibt, in Klammern den Namen des Vaters hinzu. Mehr braucht der Postbote nicht.
Inzwischen sind Johnnies Großnichten in ihre irischen Trachten geschlüpft. Er selbst hat seine Fiddle ausgepackt, ein irischer Schreiner mit Deutschkenntnissen seine Flöte zusammengesteckt, und die drei Mädchen zeigen gemeinsam mit einer ortsansässigen Cousine in Zivil dem geneigten Publikum, wie man Jigs und Reels tanzt. Der kleinen Sinéad hat es besonders der Drei-
In den Pausen müssen wir die Qualität ihrer Kleider befühlen und bewundern. Alle zwei Jahre brauchen die Mädchen neue: schwerer Samt, alles Handarbeit, ca. 500 DM pro Stück. Im nächsten Jahr sind wieder welche dran. Wenn alles klappt – doch wann tut es das schon in Irland? – werden die Großeltern der Mädchen in zwei Jahren hier ihre Goldene Hochzeit feiern. Man wird sich wiedersehen – le cunamh Déi!
Farewell to Renvyle
in ruhiger Tag mit sonnigen Lichtblicken, die sich zwischen kurze Schauern schieben. Wir fahren ein Stück die Halbinsel hoch und lassen das Auto bei Renvyle Castle stehen.
Hinter dem halb zerfallenen Wehrturm wandern wir die Straße hoch, an ihrem Ende über eine Weide, eine Mauer und einen Bach, bis wir auf einen Weg stoßen, der uns zu dem Friedhof mit der zerfallenen Kapelle führt, auf dem Johnnies Eltern begraben liegen. Mit Meerblick, was für einen Fischer wohl angemessen ist. Dann geht es erst einmal zum Auto zurück.
Doch wir nehmen nun nicht die ‘Hauptstraße’ nach Tully, sondern fahren die schmale Straße am Fuße des Tully Mountain zum Derryinver Quay hinunter. Ein Gefühl, wie auf einer Passtraße in irischer Bergeinsamkeit. Als plötzlich Sonnenflecken über den grün-
Nach geraumer Weile fahren wir weiter, sehen nun linkerhand Lough Tully unter uns glänzen. Erneut ein kurzer Stopp. Die Insel auf dem See gehörte ehedem Oliver St. John Gogarty, jener Dubliner Geistesgröße, die mit Joyce auf seinem Turm lebte und sich als Buck Mulligan im Ulysses wiederfand. Nun ist Gogarty gar nicht weit von hier bei Cleggan begraben. Das Anwesen auf der Insel scheint bewohnt zu sein, vermutlich als Sommerhaus. Ob es noch die Gogartys sind, denen es gehört? 1923 hatte die IRA über den Wohnsitz ihres Vorfahren den Roten Hahn flattern lassen.
Wir setzen uns wieder ins Auto und fahren via Derryinver Quay heim.
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Am Nachmittag wandern wir zum See hinunter, wozu wir sechs Jahre lang nicht gekommen sind. Hinter Anne Jacks Haus geht es rechts rein, bis sich die Schotterpiste in eine Private Road verwandelt. Auf halbem Wege kommt uns von einem leicht erhöht liegenden Anwesen laut kläffend ein Hund entgegen. Bevor er seine Qualitäten als Wadenbeißer unter Beweis stellen kann, ertönt ein Pfiff und ein energisches Rufen. Der Kläffer drosselt sein Tempo, läuft aber weiter bis zur Straße, wo er sich betont desinteressiert von uns abwendet und die Berge in der Ferne anbellt. Auch eine Methode, das Gesicht zu wahren.
Zurück zu unserer Wanderung. Da, wo sich der Weg in die ‘Private Road’ verwandelt, muss man rechts über ein Stacheldrahtgatter klettern und gelangt über einen etwas schlammigen Pfad an den einsamen See. Etwas melancholisch blicken wir über das glänzende Wasser. Morgen müssen wir abreisen, und vor uns liegt ...
The Home We’ll Leave Behind
Reiseberichte Irland: Connemara, Galway und Mayo 1997
© 2000 Jürgen Kullmann – Letzte Bearbeitung: 17.05.2006