Nachrichten aus Irland

Februar 2001

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times
und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Mittwoch, 28. Februar 2001

Auch die irische Politik macht die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche in Großbritannien nervös. Der Dubliner Zoo und der Fota Wildlife Park in Cork werden geschlossen – und die Fine Gael sagt ‘im nationalen Interesse’ ihren Jahresparteitag in Dublin ab. Die Gefahr eines Einschleppens der Seuche durch Politiker ist damit wohl fürs erste gebannt.

Gesundheitsminister Martin kündigt heute die strengsten Anti-Tabak-Gesetze aller Zeiten an, die unter anderem ein Verbot von Zigarettenautomaten und ein Verkaufsverbot für Tabakwaren an Personen unter 18 Jahren beinhalten. Strafe bei Zuwiderhandlung: IR£ 1.500. Als weitere Maßnahme werden die Kosten für Entwöhnungstherapien vom Gesundheitssystem übernommen.

Dienstag, 27. Februar 2001

Die Queen of Connemara ist tot. Im Alter von 72 Jahren starb Bina McLoughlin – und vermachte ihr Haus und Farmland im Wert von IR£ 500.000 ihrem Lieblingspolitiker, dem bisherigen Staatsminister für Arts, Heritage, Gaeltacht and the Islands Éamon Ó Cuív. Bei den Wahlen von 1997 hatte sie in ihrem Heimatort Leenaun, Co. Galway, um Stimmen für ihn geworben. Ó Cuív, der vor einigen Tagen ohne allzu große Begeisterung das Ressort wechselte und nun Staatsminister für die Entwicklung der ländlichen Gebiete ist, wird das Vermächtnis dem Vernehmen nach ausschlagen und hat Kontakte mit den Verwandten seiner Anhängerin in England geknüpft.
Als Dramatikerin und Schauspielerin war Bina McLoughlin als ‘Queen of Connemara’ bekannt und lebte auf ihrer kleinen Farm mit einer Anzahl von Katzen und Hunden. Bekannt war ihr alljährlicher Auftritt auf dem Bogman’s Ball in Maam Cross.

Die nordirischen Nationalisten (Anhänger eines Anschlusses an die Republik Irland) sollten ihre Plätze in der neuen Polizeibehörde einnehmen und damit Vertrauen in den Friedensprozess schaffen, fordert die Northern Ireland Women’ Coalition. Dies wäre ein besserer Beweis für eine Hinwendung zu ausschließlich demokratischen Mitteln, als es eine Waffenabgabe je sein könne. Wer in einer Polizeibehörde sitzt, könne keine privaten Waffen haben. Nur die Regierung könne für Recht und Ordnung verantwortlich sein. – Wie es scheint, sind die nordirischen Frauen die besseren Politiker. Ob die Männer auf sie hören?

Die nordirische Polizei RUC warnt 500 Republikaner, ihr Leben sei möglicherweise in Gefahr, nachdem bei loyalistischen Paramilitärs im Nord-Belfast Listen und Computerdisketten mit ihren Namen, Photos und Adressen gefunden wurden. Daneben wurden Gewehre und Rohrbomben sichergestellt. Hinter den Funden wird die Ulster Volunteer Force (UVF) und das Red Hand Commando (RHC) vermutet, einige Personen wurden festgenommen.

Montag, 26. Februar 2001

Am University College Cork (UCC) steigt die irische Sprache in der Beliebtheit der Studenten. Mehr als 2.000 von ihnen nutzen inzwischen die Angebote von Ionad na Gaeilge Labharta (Zentrum für gesprochenes Irisch), was nach den Worten seines Direktors Pól Ruiséal ein Beweis dafür sei, dass Irisch zunehmend populär würde. Von den derzeitig 1.000 ausländischen Studenten belegen 25 % Irischkurse und zeigen mehr als ein nur ein passives Interesse. Aufregende Zeiten für die irische Sprache, meint Mr. Ruiséal.

Die Irish Society for the Prevention of Cruelty to Children (ISPCC) feiert den 13. Geburtstag ihre Childline, über die sich Kinder mit Problemen telefonisch Rat suchen können. Seit ihrer Gründung gab es über 1,1 Mill. Anrufe, von denen 46 % als ernst zu nehmen eingestuft wurden. Von den ernstgemeinten Anrufen bezogen sich 20 % auf sexuelle, körperliche oder emotionale Misshandlungen, 12 % auf Partnerschaftsprobleme und Schwangerschaft, und 17 % wollten einfach nur mit einem Menschen sprechen.

Taoiseach Bertie Ahern zweifelt daran, dass sich noch vor den Parlamentswahlen in Großbritannien ein Weg aus der politischen Sackgasse in Nordirland finden lässt und deutet an, dass für die kommenden sechs Monate auch Zwischenlösungen denkbar wären.

Sonnabend, 24. Februar 2001

Séamus Mallon, stellvertretender nordirischer First Minister und stellvertretender Vorsitzender der SDLP, warnt der nordirische Friedensprozess würde ausbluten, wenn die derzeitigen Gespräche nicht bis zum kommenden Wochenende zu einem erfolgreichen Abschluss kämen.

Aer Lingus Piloten fordern eine 70 %ige Gehaltserhöhung, um auf eine gleiche Bezahlung wie ihre Kollegen von British Airways zu kommen.

Freitag, 23. Februar 2001

Die Sinn Féin steht unter zunehmendem Druck, sich bei den Gesprächen um das Nordirlandabkommen und die Polizeireform auf einen Kompromiss einzulassen, ohne alle Forderungen erfüllt zu bekommen. Spekulationen zufolge wird es in der kommenden Woche in Belfast eine abschließende Serie von Gesprächen geben, um in einem letzten Versuch zu einer Übereinkunft zu gelangen. Allerdings schließt die britische Regierung auch nicht aus, die nordirische Exekutive noch vor den Wahlen in Großbritannien zu suspendieren.

Indes startet heute trotz der Einwände von SDLP und Sinn Féin eine groß angelegte Rekrutierungskampagne für die nordirische Polizei, bei der es um 240 neu einzustellende Polizeioffiziere geht. Dabei sollen erstmals Katholiken und Protestanten in gleicher Zahl berücksichtigt werden.

Donnerstag, 22. Februar 2001

Mit Front Line wird in Dublin eine neue Organisation zum Schutz von Menschenrechtskämpfern ins Leben gerufen. Gründerin ist die frühere Direktorin der irischen Sektion von Amnesty International Mary Lawlor mit Unterstützung des Unternehmers Denis O’Brian. Auf einem Empfang im irischen Außenministerium äußert Pierre Sane, Generalsekretär von Amnesty International und Treuhänder der Stiftung, dass Dublin mit dieser Organisation endgültig einen Platz auf der internationalen Karte der Menschenrechte gefunden habe. Front Line wird seine Arbeit mit der Erstellung einer Liste der am meisten gefährdeten Menschrechtler aufnehmen und plant eine 24-Stunden-Helpline und weiteren technologischen Support für Menschenrechtsschützer.

Der britische Nordirlandsekretär John Reid und der irische Außenminister Brian Cowen kommen in Dublin zusammen, um zur Rettung des nordirischen Friedensprozesses die Möglichkeit von Gesprächen am runden Tisch auszuloten. John Reid vor diesem Gespräch zur Presse: “Wichtig ist, dass wir uns vorwärtsbewegen. Der Preis, den wir gewinnen können, ist sehr hoch, und die Konsequenzen eines Scheiterns wären schrecklich.”

Mittwoch, 21. Februar 2001

Die Irish Organic Farmers’ and Growers’ Association (IOFGA) kann sich vor Anfragen von Erzeugern und Verarbeitern, die auf ökologischen Landbau und Lebensmittelverarbeitung umsteigen möchten, kaum noch retten. Nach Noreen Gibney, Operations Manager der IOFGA, hat sich die Zahl der lizenzierten Verarbeiter von organischem Rindfleisch in den letzten Monaten von drei auf fünfzehn erhöht. Ihren Worten zufolge sind die Chancen für einen Ausbau ökologischer Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung ideal, da es bisher nur wenig Intensivwirtschaft gegeben habe.

Die Zahl, der dem Tourist Victim Support Service gemeldeten tätlichen Überfälle auf Touristen hat sich im Jahr 2000 im Vergleich zu 1999 von 11 auf 21 nahezu verdoppelt, wobei ein Toter zu beklagen war. Diebstähle aus Autos etc. mit einberechnet, wurden 426 Fälle gemeldet, ein Rückgang um 62 im Vergleich zum Vorjahr. Am häufigsten waren mit 20 % britische Touristen betroffen, deutsche zu 9 %.

Im Laufe des Tages werden der britische Premierminister Tony Blair und führende Vertreter von SDLP und Ulster Unionist Party in Downing Street zusammenkommen, um über die vertrackte Situation in Nordirland zu beraten. Vor allem von unionistischer Seite wird immer lauter eine Revision des Nordirlandabkommens gefordert, was den gesamten Friedensprozess gefährden könnte.

Dienstag, 20. Februar 2001

Was ihre Fremdsprachenkenntnisse betrifft, stehen die Iren in der EU an fünfletzter Stelle. Einer Untersuchung zufolge sprechen etwa 50 % der Iren ausschließlich Englisch und 40 % sehen auch keinen Sinn darin, eine zweite Sprache zu beherrschen. Von denen, die eine zweite Sprache sprechen, geben 38 % Irisch an, 25 % Französisch, 8 % Deutsch und 3 % Spanisch.

Noch eine Meldung zur Bildungsdiskussion: Das Schuleschwänzen ist bereits bei Primarstufenschüler ein ernsthaftes Problem. Nach einer Befragung von 159 Lehrern im Großraum Limerick gelten 45 % der Schüler als regelmäßig, häufig oder chronisch abwesend (regelmäßig = 2–5, häufig = 5–10, chronisch = ab 11 Fehltage pro Monat).

Montag, 19. Februar 2001

Trinken wir bald das ‘parting glass’? Wird die Ehe Guinness & Dublin langfristig geschieden? Die irische Regierung hat den Guinness Hopstore und weitere Gebäude in der St. James’s Gate für IR£ 15 Mill. gekauft, um dort in einem Joint Venture mit dem Massachusetts Institute of Technology ein europäisches Mediendorf zu errichten. Ein Sprecher von Guinness, das derzeit seine irischen Brauereiaktivitäten auf Wirtschaftlichkeit überprüft, erklärt, Guinness würde weiter zu Dublin stehen, das Areal und die Gebäude seien einfach nur übrig. Das Brauereimuseum ist bereits im vergangenen Jahr aus dem Hopstore in das neue ‘Storehouse’ umgezogen. Was ist eigentlich aus dem Pachtvertrag über 9.000 Jahre geworden?

Bei der Cork University Press erscheint eine ‘umfassende Anthologie der irischen Literatur des 20. Jahrhunderts’ – ohne eine Passage aus dem Werk von James Joyce. Textauszüge wurden physikalisch wieder entfernt und durch einen Vermerk ersetzt, dass die Copyrightinhaber den Druck nicht gestattet hätten. Dem Vernehmen nach hatte die Nachlassverwaltung von James Joyce für die Druckerlaubnis umgerechnet ca. 21.000 DM verlangt, während der Herausgeber maximal 5.000 zu zahlen bereit war.

Nach einem vertraulichen Bericht für die irische Fremdenverkehrsbehörde Bord Fáilte halten immer weniger Briten die Iren für gastfreundlich. Die Untersuchung wurde im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben, nachdem die Zahl britischer Urlauber erstmals zurückgegangen war.

Chinesische Studenten drängen nach Irland: während 1997 nur 1.000 von ihnen um ein Visa nachgesucht hatten, waren es im letzten Jahr bereites 10.000. Und so unterzeichneten heute in Peking der irische Bildungsminister und sein chinesischer Kollege ein Kooperationsabkommen, das unter anderem die gegenseitige Anerkennung von Hochschulabschlüssen den Weg bereiten soll.

Sonntag, 18. Februar 2001

In einem Interview nennt es der kürzlich zum Kardinal ernannte Erzbischof von Dublin Desmond Connell Heuchelei, wenn Katholiken in Gottesdiensten der anglikanischen Church of Ireland die Kommunion empfangen. Bereits vor drei Jahren war es ihm ein Skandal, als genau dies die irische Staatspräsidentin Mary McAleese in der Christ Church Cathedral praktizierte.
Walton Empy, der anglikanische Erzbischof von Dublin, äußert sich traurig darüber und wiederholt die Auffassung der Church of Ireland, dass alle zur Kommunion willkommen seien, die im Namen der Heiligen Dreieinigkeit getauft wurden. So spreche auch nichts dagegen, wenn Mitglieder seiner Kirche in katholischen Messen zur Kommunion gingen. Es müsse ein freudiges Ereignis sein, sie gemeinsam mit Gläubigen des anderen Bekenntnisses zu empfangen.

Sonnabend, 17. Februar 2001

Der Zugverkehr zwischen Belfast und Dublin bleibt möglicherweise für mehrere Tage eingestellt, nachdem gestern Nacht bei Newry mehrere Explosionen an der Strecke gehört wurden, ohne dass die Stelle lokalisiert werden konnte. Die nordirische Polizei ist sehr vorsichtig bei ihren Untersuchungen, da die Gegend als Terroristengebiet gilt. Insbesondere betroffen sind 3.000 Rugby Fans, die mit dem Zug von Belfast nach Dublin wollten.

Freitag, 16. Februar 2001

Taoiseach Bertie Ahern zeigt sich enttäuscht über den Fortschritt bei den Nordirlandgesprächen und äußert die Befürchtung, dass die Zeit davonläuft. Und so kündet RUC-Chef Sir Ronnie Flanagan an, die Neurekrutierung für die nordirische Polizei würde nun trotz der Einwände der nationalistischen Parteien Nordirlands in Kürze starten.

Der irische Netzbetreiber EirGrid äußert die Besorgnis, dass im nächsten Winter der elektrische Strom auf der Insel knapp wird. Es gäbe keine hinreichenden Kapazitätsreserven und keine leistungsfähige Anknüpfung an Netze außerhalb Irlands.

‘It’s a long way to Tipperary’, mag manch ein europäischer Polizist nun singen: Polizeivertreter aus zehn Ländern kommen in einem College der Garda in Templemor, Co. Tipperary, zu einem vierwöchigen gemeinsamen Training ihrer sprachlichen und sonstigen Fertigkeiten zusammen. Die Veranstaltung soll dazu beitragen, die Kontakte und Zusammenarbeit in der Europäischen Gemeinschaft zu stärken.

Donnerstag, 15. Februar 2001

Der belgische Finanzminister Reynders deutet an, seine Ministerkollegen in der EU seien besorgt, Irland würde mit Hilfe von EU-Geldern ein Niedrigsteuer-System installieren. Doch EU-Wirtschaftskommissar Pedro Solbes versucht die Wogen zu glätten und schließt die Kürzung von Zuweisungen an Irland aus.

Am Abend treffen Sinn Féin Präsident Gerry Adams und Martin McGuinness in Downing Street mit dem britischen Premierminister Tony Blair zusammen, um über einen Ausweg aus der gegenwärtigen Sackgasse im nordirischen Friedensprozess zu beraten. Derweil fordert der Präsident der amerikanischen Handelskammer die Parteien in Nordirland zu einem Konsens auf, denn eine stabile Zukunft in dem Land sei die Voraussetzung für amerikanische Investitionen.

Die Liebe einer 78-jährigen Rentnerin zu ihrem Garten verhindert ein millionenschweres Supermarktprojekt. Die Firma bot ihr umgerechnet ca. 750.000 DM für einen Teil ihres Gartens, doch Lena Hunt aus Limavady im Co. Derry lehnt ab. Auch für £St. 1 Mill. (ca. 3 Mill. DM) würde sie nicht verkaufen. Ihr ganzes Leben habe sie in ihrem Haus verbracht und nun wolle ihren geliebten Garten genießen, den ganzen.

Mittwoch, 14. Februar 2001

Das Public Record Office in London gibt ein Dokument frei, nach dem die britische Regierung 1940 der irischen ein vereintes Irland angeboten hat. Im Gegenzug sollte Irland seine Neutralität aufgeben und an der Seite Großbritanniens in den Krieg eintreten.

Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair verschieben ihr Treffen in Belfast, nachdem die Sinn Féin die jüngsten Vorschläge zur Lösung der aktuellen Probleme als unzureichend zurückgewiesen hat. Insbesondere geht ihr die nordirische Polizeireform nicht weit genug.

Die EU zahlt nicht – und Umweltschützer atmen auf. Wie soeben mitgeteilt wird, zieht die EU-Kommission ihre 75 %ige Kostenübernahme für eine geplante Umgehungsstraße in Kildare mit dem Hinweis zurück, dass EU-Umweltrecht gebrochen würde. Die Straßenführung verläuft durch ein Feuchtgebiet und wurde von der National Road Authority geplant, über die interessanterweise Umweltminister Dempsey die Aufsicht führt. Síle de Valera, Ministerin für Arts, Heritage, Gaeltacht and the Islands, und verschiedene Verbände hatten sich im Vorfeld dagegen ausgesprochen.

Dienstag, 13. Februar 2001

Während die meisten europäischen Staaten ihre historischen Siege feiern, feiert Irland seine historischen Niederlagen. Und so gedenkt man in Kinsale südlich von Cork, wo vor 400 Jahren die Spanier zur Unterstützung der aufständischen Iren landeten, der historischen Schlacht von Kinsale, die das Ende der Herrschaft der irischen Häuptlinge und des Gaelic way of life markierte. Die Post wird eine Sondermarke herausbringen, und wenn im September ein Flottille aus spanischen und englischen Schiffen in den historischen Hafen einlaufen wird, wird Präsidentin Mary McAleese am Kai stehen.

Auf einer Kampagne für das Erlernen von Fremdsprachen weist Erziehungsminister Woods darauf hin, dass Tausende von Positionen mit Ausländern besetzt werden müssen, weil es zu wenig Iren mit Fremdsprachkenntnissen gibt.

In der Hoffnung, dass die gegenwärtigen intensiven Gespräche zu einer Unterstützung der nationalistisch-republikanischen Parteien für die neue nordirische Polizei führen, vertagt RUC-Chef Sir Ronnie Flanagan die am Sonnabend angekündigte Rekrutierungsaktion. Am Nachmittag trafen der SDLP-Vorsitzende John Hume und der stellvertretende nordirische First Minister Seamus Mallon in Dublin mit dem Taoiseach zusammen, während sich dieser und der britische Premierminister Tony Blair bereithalten nach Belfast zu fliegen.

Ein vierjähriges Mädchen findet in Belfast eine Rohrbombe und bringt sie seiner Mutter nach Hause, die das Ding sogleich in den Garten transportiert und die Polizei benachrichtigt. Es handelt sich um den ca. 50sten Rohrbombenanschlag in diesem Jahr, eine Spezialität der loyalistischen paramilitärischen UDA (Ulster Defence Association).

Montag, 12. Februar 2001

Auf dem Treffen der Finanzminister in Brüssel wird Irland die Ehre zuteil, als erstes Mitgliedsland der EU eine offizielle Rüge einstecken zu dürfen. Die Europäische Kommission hält eine Änderung der ausgabefreudigen irischen Haushaltspolitik für dringend erforderlich, um die Wirtschaft vor einem Überhitzen zu bewahren.

Mitglieder der Irish Farmers’ Association IFA besetzen fleischverarbeitende Betriebe, die importiertes deutsches Rindfleisch verarbeiten, derweil die Preise immer tiefer sinken. Die Geschäftsführung von Honeyclover (Athy, Co. Kildare) kündet nach einem Gespräch mit einer Delegation der IFA an, ihre Importpolitik zu überdenken.

Sonnabend, 10. Januar 2001

Justizminister John O’Donoghue kündigt für den kommenden Monat eine Gesetzesinitiative an, die Europäische Menschenrechtskonvention (ECHR, European Convention on Human Rights) in Irland rechtskräftig zu machen. Irland ist der einzige Mitgliedsstaat des Europäischen Rats, in dem die Konvention noch keine Gesetzeskraft hat und aus diesem Grund bereits mehrfach angemahnt worden.

Der Chef der nordirischen Polizei Royal Ulster Constabulary zeigt sich besorgt über die Zahl der Offiziere, die der Truppe den Rücken kehren, und kündigt eine neue Rekrutierungsaktion an. Durchgeführt werden soll sie von einer unabhängigen Agentur, wobei gemäß der nordirischen Polizeireform Protestanten und Katholiken im Verhältnis 1 : 1 einzustellen sind.

Freitag 9. Februar 2001

Nachdem sein Mitkandidat Jim Mitchell zu seinen Gunsten auf die Kandidatur verzichtete, wird Michael Noonan neuer Vorsitzender der Fine Gael und ernennt Jim zu seinem Stellvertreter. Er gewinnt die Wahl gegen Enda Kenny, einem Vertrauten des von Noonan und Mitchell gestürzten früheren Vorsitzenden John Bruton, mit 44 zu 28 Stimmen.

Kämpferisch gibt sich der neue Vorsitzende der Fine Gael Michael Noonan und verkündet den Anbruch eines neuen Zeitalters für die seit 1932 zweitstärkste irische Partei. So kündet er Initiativen an, die Parteienfinanzierung durch Big Business zu verbieten (Taoiseach Bertie behauptet, das ginge rechtlich nicht), und schließt nach den kommenden Wahlen eine Koalition mit der zunehmend erstarkenden Sinn Féin aus, solange diese einen ‘militärischen Flügel’ habe.

Donnerstag, 8. Februar 2001

Brian Friel, 1929 in Omagh geboren und der wohl bekannteste zeitgenössische irische Bühnenautor, übergibt sein gesamtes literarisches Archiv der Nationalbibliothek. Die Entscheidung sei eine sehr schmerzhafte gewesen, sagt er, und fährt fort: “... aber sie [die Unterlagen] sind in einem Zustand, in dem sie sehr spezielle Bedürfnisse haben. Sie wünschten sich ein gutes, trockenes Zuhause, sie wünschten etwas Wärme und sie wünschten ein wenig Zuwendung.” In deutscher Sprache erschien 1970 bei Diogenes seine Kurzgeschichtensammlung ‘Das Strohwitwen-System’.

Der Chefeinpeitscher, bzw. Fraktionsvorsitzende, wie man in Deutschland etwa höflicher sagt, der Fianna Fáil begrüßt das Absinken der Inflationsrate auf 5,2 %. Gefallen sind die Öl- und Benzinkosten und – infolge der Winterschlussverkäufe – die Preise für Kleidung, Schuhe und Haushaltswaren, während die Wohnungskosten weiter angestiegen sind.

Es gibt nicht nur BSE-Probleme beim Rindfleisch. Nach einer Untersuchung von Teagasc, der irischen Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde, sind mehr als 3 % der Rinder nach dem Schlachten mit Kolibakterien infiziert. Das gefundene E.coli 0157 kann zum Tod von Menschen führen. Die höchsten Werte wurden im Frühling und Frühsommer gefunden. Vorgestellt wurden die Ergebnisse auf einer dreitägigen internationalen Konferenz in Dublin.

Mittwoch, 7. Februar 2001

Der Vorstand des Abbey Theaters möchte die traditionsreiche Einrichtung, die in drei Jahren ihr hundertjähriges Bestehen feiert, aus der Nordstadt in den Süden auf das Areal des Grand Canal Dock Quay verlegen. Taoiseach Bertie Ahern, in dessem Wahlkreis das Theater liegt, hält gar nichts von der Sache und auch seine Ministerin für Arts, Heritage, Gaeltacht and the Islands, Síle de Valera, hat Vorbehalte. Auch wenn der Herausgeber dieser Nachrichten nicht unbedingt ein Freund der beiden ist, hofft er, dass sie sich durchsetzen – denn ohne staatliches Geld wird der Abbey-Vorstand die Idee wohl kaum realisieren können. Das Abbey gehört ins Gewühl der Nordstadt! Auch nach den Worten von Senator Norris, vielen als Joyce Experte bekannt, darf ein Nationaltheater kein ‘Anker’ für ein für den Kommerz vorgesehenes Erschließungsgebiet sein. And don’t forget:
Abbey, Your Name Is Abbey !

Der Plan von Staatspräsidentin Mary McAleese, an einem See im County Roscommon ein Wohnhaus zu errichten, wird von der staatlichen Planungsbehörde An Bord Pleanála aus Landschafts- und Umweltschutzgründen abgelehnt. Der County Council hatte bereits seine Zustimmung erteilt (s. 25. Oktober 2000), doch die irischen Friends of the Earth bei der Planungsbehörde Widerspruch gegen die Entscheidung eingereicht. Well done!

180 Aer-Lingus-Flüge werden wegen eines Streiks des Kabinenpersonals gestrichen, weitere Streiks sind für die kommende Woche geplant.

Nach den Stürmen der vergangenen Nacht sind im Süden Irlands 8.000 Haushalte ohne Strom. Die Windgeschwindigkeiten betrugen bis zu 120 km/h, vor der Küste wurde Windstärke 10 erreicht.

Dienstag, 6. Februar 2001

In Mayglass, Co Wexford, wurde das Haus eines Wexford Farmers restauriert, der zu einer Legende geworden ist. Seamus Kirwan aus Mayglass, der vor sechs Jahren im Alter von 85 starb, verbrachte sein ganzes Leben ohne Strom und fließendem Wasser in einem zweistöckigen Haus mit Lehmwänden und einem Strohdach, das im frühen 18. Jahrhundert errichtet worden war. Auch vieles von den Möbeln aus dem 18./19. Jahrhundert ist noch erhalten. Als zwischen 1940 und 1950 der elektrische Strom ins ländliche Irland kam, beschloss Mr. Kirwan bei seinem Lebensstil zu bleiben und verzichtete. Es ist jedoch nicht geplant, das Haus als Touristenattraktion zu vermarkten, für Menschenhorden sei es zu fragil.

Britische und irische Regierungsvertreter setzen heute ihre Gespräche über die nordirische Polizeireform, Demilitarisierung und Entwaffnung der Paramilitärs fort, sind jedoch sehr zurückhaltend mit Kommentaren geworden.

Montag, 5. Februar 2001

Die Menschen in der Republik Irland kümmert das, was in den ‘Six Counties’, den sechs zu Großbritannien gehörenden Grafschaften Nordirlands, passiert, recht wenig und der Friedensprozess und seine Probleme lässt die meisten kalt. Dies ist einem Bericht zu entnehmen, den die Irish Platform for Peace and Reconciliation, ein Zusammenschluss von 17 Nicht-Regierungsorganisationen, heute der Öffentlichkeit vorgestellt hat. “Die Menschen in der Republik begreifen nicht, dass wir ein Teil des [Nordirland-] Problems sind”, sagt Ian White, Vorsitzender der Plattform.
Dem Bericht zufolge fehlt es in der Republik an Toleranz für Unionisten. Es gäbe eine Tendenz, Nordirland nach dem Motto ‘die Menschen dort sind selbst für ihre Misere verantwortlich’ zum Sündebock zu machen. Er kritisiert die irische Regierung, weder in ihrem Regierungsprogramm noch im National Plan auf das Thema ‘Frieden und Versöhnung’ einzugehen.

Dublinbesucher müssen bis Juli auf ihr beliebtestes Fotomotiv verzichten – es sei denn, sie wollen eine Baustelle fotografieren: Die Ha’penny Bridge wird gesperrt und generalüberholt. Zu den Arbeiten gehört die Konservierung und Restauration der Eisengeländer, die Erneuerung des Bodens und das Reinigen und Neustreichen der Konstruktion. Und damit man nicht zu weit laufen muss, wird für die Zeit der Restaurierungsarbeiten eine Behelfsbrücke eingerichtet.

Sonntag, 4. Februar 2001

Sontagsshopping in Irland kommt immer mehr in Mode, und nun ist auch die Kette Superquinn dazu übergegangen, einige Filialen an Sonntagen zu öffnen. Die Mitbewerber Dunn Stores und Tesco haben es bereits vorgemacht, da konnte man nicht nachstehen. Auf dem Lande hingegen war es noch nie schwer, am Sonntag Lebensmittel einzukaufen.

Sonnabend, 3. Februar 2001

Nach den Worten von Sinn Féin Präsident Gerry Adams gibt es keine Fortschritte beim Versuch, den nordirischen Friedensprozess voranzubringen. Das Abkommen würde an der ‘Life Support Machine’ hängen.

Freitag, 2. Februar 2001

Die Zahl der Arbeitslosen in Irland ist weiter gefallen und liegt nun bei 3,6 %. Dies ist saisonbereinigt der niedrigste Wert seit 1981.

Enda Kenny, Fine Gael Abgeordneter für Mayo und Anhänger des Mittwoch Nacht durch ein Misstrauensvotum seiner eigenen Fraktion gestürzten bisherigen Parteivorsitzenden John Bruton, kündigt offiziell seine Kandidatur um den Parteivorsitz an und ist nun der dritte Kandidat. Die Entscheidung wird voraussichtlich am kommenden Freitag fallen.

Donnerstag, 1. Februar 2001

Nach einer mehr siebenstündigen Marathonsitzung sprach in der vergangenen Nacht die Parlamentsfraktion der Fine Gael (traditionell die zweitstärkste irische Partei) ihrem Vorsitzenden John Bruton mit knapper Mehrheit das Misstrauen aus. Wie in einem solchen Fall üblich, trat John anschließend formell als Parteivorsitzender zurück. In einer würdevollen aber bewegenden Rede vor dem Leinster House akzeptierte er das Votum aber nicht die Gründe seiner Parteifreunde und teilte zugleich mit, er würde bei den kommenden Wahlen als Abgeordneter kandidieren.
Der Antrag wurde von den Frontbänklern Michael Noonan und Jim Mitchell vorgebracht, nachdem bei Meinungsumfragen der Fine Gael ein schlechtes Ergebnis bei möglicherweise in diesem Jahr stattfindenden Wahlen vorhergesagt wurde. Man geht davon aus, dass die beiden nun um das Amt des Parteivorsitzenden kandidieren. Möglicherweise wird mit Enda Kenny auch ein klarer Unterstützer von Mr. Bruton seine Kandidatur anmelden.

Am Morgen zollt Taoiseach Bertie Ahern dem bisherigen Oppositionsführer Respekt für seine 10-jährige Tätigkeit als Vorsitzender der Fine Gael. In Johns Amtszeit als Taoiseach (Bertie war damals Oppositionsführer) hätte dieser den 1993/94 begonnenen wirtschaftlichen Aufschwung und die Friedensgespräche in Nordirland vorangetrieben.

Nach einer Information von Brendan Butler, Direktor für Sozialpolitik im irischen Arbeitgeberverband IBEC (Irish Business and Employers’ Confederation), gibt es in der Republik derzeit 80.000 offene Stellen. Dies sei einer der Gründe, warum Arbeitgeber sich vermehrt um familienfreundliche Arbeitsbedingungen bemühen sollten.

Die erste Universität für den Donegal: Falcarragh in der Donegal Gaeltacht könnte die erste Universitätsstadt des Countys werden, nachdem die Sacred Heart University (Connecticut, USA) ihre Zustimmung zu einem ‘Student Abroad Programme’ signalisiert hat. Die Ankündigung erfolgte nach intensiven Verhandlungen zwischen Vertretern der amerikansichen Universität und der Gaeltachtbehörde Údarás na Gaeltachta.

Nachrichten aus Irland – Februar 2001