Nachrichten aus Irland

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 30. April 2001

• Amnesty International kritisiert die irische Menschenrechtspolitik, die im vergangenen Jahr die internationalen Standards nicht erfüllt hätte. Der Staat fühle sich zu wenig in die Pflicht genommen und es mangele an der Durchsetzung bestehenden Rechts. Unter anderem fehle eine wirklich unabhängige Institution zur Behandlung von Klagen und Einsprüchen und ein effektiver Schutz zur Verhinderung der Misshandlung Gefangener.

• Nach einer Prognose der irischen Zentralbank wird das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 6 % sinken, wobei die Konjunktur immer noch überhitzt sei.

• Wenn man in Irland streikt, muss es sich auch lohnen. Morgen werden 600 Arbeiter der Möbelindustrie in den Ausstand treten. Ihre von der Building and Allied Trade Union eingebrachte Gehaltsforderung beträgt 65 %.

Sonntag, 29. April 2001

• Nach Berichten der Irish Times und von RTÉ wird Nordirlands Erziehungsminister Martin McGuinness (Sinn Féin) dem Bloody Sunday Untersuchungsausschuss gegenüber zugeben, am 30. Januar 1972 stellvertretender IRA-Kommandant in Derry gewesen zu sein, wobei die Provisionals jedoch nicht auf britische Soldaten geschossen hätten. Dreizehn unbewaffnete Zivilisten waren damals von der britischen Armee erschossen worden, ein vierzehnter starb später.

Sonnabend, 28. April 2001

• ireland.com, die Internetpräsenz der Irish Times, ist die erfolgreichste Website der Republik Irland. Im vergangenen Monat wurden von 1,5 Mill. Nutzern 25 Mill. Seiten aufgerufen.

Freitag, 27. April 2001

• Einer uniformierten Politesse, die von einem Polizisten auf der Straße festgenommen worden war, wird gerichtlich ein Schadensersatz in Höhe von knapp 7.000 Euro zugebilligt. Die mutige Dame hatte sich nicht davon abbringen lassen, an von Polizisten im absoluten Halteverbot abgestellte Dienstfahrzeuge Strafmandate anzubringen.

Donnerstag, 26. April 2000

• Die Bevölkerung im Großraum Dublin, derzeit 1,4 Mill. Einwohner, wird ohne eine neue Strategie für die regionale Entwicklung in den nächsten zwanzig Jahren auf 1,9 bis 2,4 Mill. Einwohner anwachsen. Man darf diese Greater Dublin Area (GDA) allerdings nicht, wie es nicht selten in Reiseführern und auf irischen Websites geschieht, mit der Stadt Dublin gleichsetzen, selbst nicht mit dem County Dublin. Sie umfasst vielmehr die Counties Dublin, Meath, Kildare und Wicklow mit ihren jeweiligen Hauptstädten. Die derzeitige Einwohnerzahl der Stadt Dublin dürfte bei gut einer halben Million und die des Countys bei einer Million Einwohner liegen.

Mittwoch, 25. April 2001

• Die irische Regierung wird das Puschen des irisches Wachstums durch Erhöhung der Staatsausgaben im letzten Haushalt vor den Wahlen auf vier Prozent beschränken müssen, will sie nicht wieder eine Abmahnung von der Europäischen Kommission riskieren. Diese Richtlinie für ihre Mitgliedsstaaten kam heute aus Brüssel, doch Finanzminister McCreevy bezeichnet sie nur als ‘ersten Entwurf’ und hofft Änderungen durchsetzen zu können, die höhere Staatsausgaben erlauben.

• Tánaiste Mary Harney, zugleich für die Wirtschaft zuständig, kündigt an einer Empfehlung der OECD zu folgen und die Limitierung der Anzahl der Pubs und Apotheken in den nächsten zwölf Monaten aufzuheben. Man erwartet, dass dadurch der Preis für das Pint Guinness um sieben bis acht Cent sinken wird, eine Ersparnis von 44,5 Euro pro Jahr und Person über 15 Jahren.

Dienstag, 24. April 2001

• Wanderer kommst du nach Wexford, so besuche den Leuchtturm zu Hook. Heute gab es dort hohen Besuch: im 750 Jahre Light House wurde von Staatspräsidentin Mary MacAleese ein Besucherzentrum eröffnet. Der abgelegene Leuchtturm im County Wexford führte mit seinem Licht seit dem dreizehnten Jahrhundert die Schiffe um Hook Head, doch bereits acht Jahrhunderte zuvor zündeten die Mönche von St. Dubhan hier ein Feuer an, um die Schiffe um das gefährliche Kap zu leiten.

• Eine Trendwende auf dem Immobilienmarkt? Nach einer aktuellen Studie wird in Dublin für ein Gebrauchthaus durchschnittlich 273.000 Euro bezahlt. Glaubt man den Douglas Newman Good Estate Agents, so sind die Preise in den letzten zwölf Monaten um fast 2,5 % gefallen.

• Die Bombendrohungen in Nordirland gehen weiter. Drei telefonische Warnungen brachten den Eisenbahnverkehr zwischen Belfast und Dublin zum Erliegen, dann traf es die Strecken Belfast-Derry und Belfast-Lisburn. Die Gleise wurden untersucht und eine verdächtiges Apparatur gefunden. Man geht davon aus, dass dissidente republikanische Kreise dafür verantwortlich sind. Eine weitere Bombenwarnung ging heute Mittag im Postsortierzentrum vom Mallusk im County Antrim ein. 200 Mitarbeiter wurden evakuiert, gefunden jedoch nichts.

• Derweil die Lebensmittelkette Tesco eine neue Runde im Preiskrieg einläutet, stimmen die 9.500 Mitarbeiter der 75 Filialen, die den Preiskampf auf ihren Rücken ausgetragen sehen, über Streikaktionen ab. Die Löhne bei Tesco liegen niedriger als bei den anderen Lebensmittelketten: sie beginnen derzeit bei 6,16 Euro pro Stunde und steigen nach fünf Jahren Betriebszugehörigkeit auf 9,52 Euro. Dabei verdienen Mitarbeiter in ländlichen Regionen bis zu 100 Euro im Monat weniger als ihre Kollegen in städtischen Gebieten.

Montag, 23. April 2001

• 25 % aller Erwachsenen auf der grünen Insel haben ernsthafte Lese- und Schreibprobleme, wobei es trotz der unterschiedlichen Schulsysteme kaum einen Unterschied zwischen Nordirland und der Republik gibt.

• Ein Preiskampf auf dem irischen Lebensmittelmarkt? Der Consumer Association of Ireland ist es recht. Soeben hat Tesco mit seinen 76 Filialen Preissenkungen für 120 Lebensmittel um durchschnittlich 12 % angekündigt, und dies ist bereits die vierte Preissenkungsaktion seit September 2000.

  Nach den Worten von Eamon Quinn, Marketing Director der Kette Superquinn, ist für die Supermärkte jeder Tag zu einem Preiskrieg geworden, man würde entsprechend reagieren. Auch der Sprecher von Dunnes Stores zeigt sich nicht überrascht; noch im Laufe des Tages sei mit einer Antwort seiner Firma zu rechnen.

Sonnabend, 21. April 2001

• Während in Nordirland ein vierter Fall von Maul-und-Klauenseuche bestätigt wird, geht der Schmuggel von Tieren in die Republik weiter: bei einer Razzia auf einer Farm in Tipperary werden erneut 50 Tiere ohne Herkunftsnachweis entdeckt. Damit ist innerhalb eines Monats die Zahl der in Nord-Tipperary ohne Identifikationsmarken entdeckten Tieren auf 120 gestiegen.

• In der Nacht wird ein Raubüberfall auf die Computerfirma Quantum in Dundalk vereitelt. Zwei Sicherheitskräfte waren von vier maskierten Männern überwältigt und gefesselt worden. Die vier luden Computerkomponenten auf einen Lastwagen, als die Garda eintraf und nach einem Kampf drei von ihnen festnehmen konnte. Der vierte entkam.

Freitag, 20. April 2001

• Seit Mitternacht gilt Irland wieder als frei von der Maul-und-Klauenseuche und Nahrungsmittel dürfen wieder in andere EU-Länder exportiert werden. Derweil kündigen die Organisatoren des im März wegen der Maul-und-Klauenseuche abgesagten St. Patricks’s Day Festivals an, dass dieses nun vom 18. bis 20. Mai stattfinden wird.

• Wieder gehen Arbeitsplätze im Technologiebereich verloren. Volex Interconnect Systems bei Castlebar entlässt 140 Mitarbeiter, derweil Ericsson, das in Irland 2.500 Mitarbeiter beschäftigt, ein Effizienzprogramm ankündigt, mit dem weltweit bis zu 10.000 Arbeitsplätze eingespart werden sollen.

• Touristen aufgepasst: Auch im ländlichen Irland nehmen die Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen zu und erst kürzlich ertappte die Garda im County Mayo an nur vier Tagen 800 Raser. Auch gab es im vergangen Jahr mehr als 450 Festnahmen wegen Trunkenheit am Steuer und Chief Supt. John Carey von der Mayo Garda Division rechnet damit, dass die Zahl in diesem auf über 500 steigen wird.

Donnerstag, 19. April 2001

• Die Zahl der Frauen in irischen Gefängnissen ist so hoch, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Derzeit sitzen in Mountjoy und Limerick 110 Frauen ein, dies sind fünfmal soviel wie vor zwanzig Jahren.

  Nach Ansicht des Leiters des Mountjoy Gefängnisses, John Lonergan, hängt die Zunahme wesentlich mit der Abkopplung bestimmter Gruppen von der Gesellschaft, ihrer zunehmenden Isolation und Einsamkeit zusammen. Ein Viertel der Einsitzenden war obdachlos oder lebte in desolaten Verhältnissen. Seit es immer schwieriger wird eine Wohnung zu finden und die Preise dafür in die Höhe schnellen, hätten solche Frauen kaum noch eine Chance auf einen Platz, an dem sie leben können, und seien zudem besonderen Risiken ausgesetzt. “Wir haben Frauen”, fügt er hinzu, “die schlimm missbraucht wurden.”

• Einen Frauenanteil von 40 % in Ministerien und Behörden hatte die Regierung bei ihrem Amtsantritt vor vier Jahren versprochen – und ist nun weit davon entfernt. Selbst die von Frauen geleiteten Ministerien kommen nicht an dieses Ziel heran. Mary Harney, stellvertretende Regierungschefin und Ministerin für Wirtschaft, Handel und Beschäftigung, ernannte in ihrem Verantwortungsbereich 32 Frauen bei 129 Ernennungen insgesamt. Ihre für öffentliche Arbeiten zuständige Kollegin O’Rourke kam gerade einmal auf eine Frauenquote von 13 %.

• Nach Ansicht des nordirischen First Minister David Trimble ist der nordirische Frieden nicht stabil und der Friedensprozess könnte kollabieren, sollte die IRA sich nicht bis Juni in der Entwaffnungsfrage bewegt haben. Er fordert die britische und irische Regierung auf, Druck in dieser Sache zu machen.

Mittwoch, 18. April 2001

• Bei ihrem Staatsbesuch in den USA weist die irische Staatspräsidentin Mary McAleese als Erstes darauf hin, dass die Maul-und-Klauenseuche für den Menschen völlig ungefährlich sei und es für Touristen keinen Grund gäbe, nicht nach Irland zu reisen.

• Bekommt Cork die erste Giftmüllverbrennungsanlage Irlands? Ein entsprechender Bauantrag von Indaver Ireland einer Tochterfirma der belgischen Indaver NV, liegt nun dem County Council vor. Nach den Worten von General Manager John Ahern handelt es sich um eine Investition von 95 Mill. Euro. Sämtliche europäischen Sicherheitsanforderungen würden übertroffen, und von der Anlage ging keinerlei Gefahr für Mensch und Umwelt aus.

• Am Mittag legt ein Scherzbold die Bahnstrecke Dublin-Belfast lahm, indem er sich telefonisch als Mitglied der Real IRA ausgibt und einen Bombenanschlag ankündigt.

Dienstag, 17. April 2001

• Der nordirische Erziehungsminister Martin McGuinness, von vielen selbst als ehemaliger IRA-Aktivist angesehen, beschuldigt die sogenannte Real IRA mit ihren Anschlägen Gegnern einer irischen Wiedervereinigung wie Ian Paisley in die Hände zu arbeiten.

• Der Tierschmuggel aus Nordirland in die Republik bereitet Landwirtschaftsminister Walsh arges Kopfzerbrechen. Er gehe davon aus, dass gerade in den ländlichen Gebieten, die am meisten von der Maul-und-Klauenseuche bedroht sind, solche Informationen zurückgehalten würden. Die Bevölkerung wird aufgerufen, nicht identifizierbare Tiere sofort und ggf. auch anonym zu melden, wozu eine spezielle vertrauliche Telefonnummer eingerichtet wird. Währenddessen wird in Tipperary von behördlicher Seite ‘besitzerloses’ Rindvieh geschlachtet.

• Erziehungsminister Woods teilt mit, dass die Primarstufenlehrer zum Jahresende mit einer Erhöhung ihrer Bezüge um 25 % rechnen können.

Ostermontag, 16. April 2001

• Das Bildungssystem in Irland ist ein ‘neuer Mechanismus zur Erhaltung von Chancen-Ungleichheiten’, stellt ein Dokument der Konferenz religiöser Orden Irlands (CORI) fest und fordert zu einer radikalen Umkehr auf. Schüler und Studenten würden nicht angeleitet das Beste aus sich zu machen, sondern darauf getrimmt, Mitschüler als Konkurrenten zu sehen und mehr Punkte als sie zu sammeln.

Ostersonntag, 15. April 2001

• In seiner Ostpredigt in der St. Columb’s Kathedrale erinnert James Mehaffey, Bischof der Church of Ireland für Derry und Rapshoe, an 30 Jahre Gewalt in Nordirland. Während anderenorts die Gewalt stark zurückgegangen sei, seien in Nordirland ‘punishment beatings’ (sog. Bestrafungsaktionen von Paramilitärs gegenüber ‘Abtrünnigen’, denen man in die Beine schießt oder die Knochen bricht) an der Tagesordnung, würden Meinungsverschiedenheiten mit Gewehren ausgetragen und ständen Teile der Kommunen unter der Kontrolle und dem Einfluss mafioser Gruppen.

Sonnabend, 14. April 2001

• In der Nacht wird im Norden Londons ohne Vorwarnung ein Bombenanschlag auf ein Postbüro verübt. Man geht davon aus, dass die Splittergruppe ‘Real IRA’ hinter dem Anschlag steht.

• Fischer im Südwesten Irlands sind besorgt über die Pläne der Bantry Bay Seafoods Ltd., wöchentlich 14 t Muscheln in der Bucht zu entsorgen. Nach den Worten ihres Sprechers Padráig O’Shea würde dies den Ruin der Bucht bedeuten und binnen kurzem eine Insel entstehen lassen. Über den Antrag der Firma ist noch nicht entschieden.

Freitag, 13. April 2001

• Taucher aus Galway haben mit der Untersuchung des Wracks der Anach Cuain begonnen, die am 4. September 1828 bei Menlo Castle im Corrib versank, was den Dichter Antóin Raifterí zu einem berühmten Klagelied inspirierte. Die Fähre war mit 31 Passagieren, 10 Schafen und Bauholz unterwegs, als ein unruhiges Schaf durch die Planken trat. Ein Passagier versuchte das Loch mit seinem Mantel zu stopfen, doch bei dem Versuch den Pfropfen festzutreten, trieb der die Planke durch den Rumpf. Elf Männer und acht Frauen verloren ihr Leben, dreizehn wurde mit Hilfe von Soldaten des 64ten britischen Regiments gerettet.

• Kein trockenes Osterfest! Nach den Vermittlungsbemühungen der vergangenen Nacht vor der Labour Relations Commission wird der Streik bei Guinness vorläufig ausgesetzt. Im Gegenzug stellt Guinness die für Ende April vorgesehene Schließung der Abpackanlage in Dundalk und Entlassung von 140 Arbeitern zurück um die Angelegenheit in der kommenden Woche neu zu verhandeln.

Donnerstag, 12. April 2001

• Zwar ist sie seit 1990 aus der Rechtsprechung entfernt, aber noch ist die Todesstrafe in der irischen Verfassung verankert. Um dies zu ändern, hat Justizminister O’Donoghue einen Gesetzentwurf zur Durchführung eines Referendums vorgelegt, mit dem zugleich ihre Wiedereinführung selbst im Falle eines Krieges oder bewaffneten Aufstandes unmöglich gemacht werden soll. Widerspruch gibt es nur von einem Abgeordneten, einem Hinterbänkler der Fine Gael aus dem County Louis.

• Zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert wird in der St. James Gate Brewery zu Dublin nicht gebraut, während sich 1.100 Guinnessarbeiter in Dublin, Kilkenny und Dundalk im Streik befinden. Derweil gehen die Vermittlungsbemühungen vor der Labour Relations Commission weiter.

• Entgegen den Erwartungen ist die Inflationsrate im März weiter gestiegen und liegt bei 5,4 % im Vergleich zum März des Vorjahres. Allein zum Vormonat stiegen die Preise um 0,8 %.

Mittwoch, 11. April 2001

• In Anwesenheit von Gesundheitsminister Martin stellt die St. Vincet de Paul Society auf einer Veranstaltung in einem Obdachlosenheim ihren Bericht ‘Health Inequalities and Poverty’ vor, in dem sie die Gesundheitspolitik der Regierung scharf kritisiert, die nicht an den Bedürfnissen, sondern der Zahlungsfähigkeit der Bevölkerung ausgerichtet sei. Irland habe die niedrigste Lebenserwartung und wenigsten Krankenhausbetten in der Europäischen Union, der Not- und Unfallrettungsdienst stehe am Rande des Zusammenbruchs und es gäbe eine fünf Jahre lange Warteliste für Kinder, bei denen eine kiefernorthopädische Behandlung erforderlich sei.

• Wegen der Schwäche auf dem Technologiesektor schließt die internationale E-Business Consulting Onvia in Dublin ihre Pforten und entlässt 65 Mitarbeiter derweil die Norkom Technologies ihre Mitarbeiterzahl von 180 auf 120 reduzieren.

• Nachdem die Schlichtungsgespräche zwischen den Gewerkschaften und dem Guinness-Management vor der Labour Relations Commission ohne Einigung beendet wurden, beginnt morgen früh um 6 Uhr ein ‘Generalstreik’: weder wird gebraut, noch ausgeliefert. Streitpunkt ist die geplante Entlassung von Kollegen in Dundalk (siehe: 4. April). Man geht davon aus, dass die derzeitigen Vorräte an Guinness, Smithwicks, Harp, Carlsberg und Budweiser in nur wenigen Tagen durch die Kehlen geflossen sind. Heinecken reibt sich vermutlich die Hände.

Dienstag, 10. April 2001

• Ein Eilantrag der unionistischen Parteien, Easter Lilies (Weiße Lilien) im nordirischen Parlament zu verbieten, scheitert. Die Blumen gelten in diesen Tagen als Erinnerung an die im Osteraufstand von 1916 getöteten Republikaner, für die Unionisten eine Verherrlichung von Terroristen im Parlament. Zudem handele es sich um tötliche Pflanzen, wie ein unionistischer Abgeordneter erläutert: Selbst republikanische Katzen oder Hunde bekämen beim Fressen ihrer Blätter Bauchschmerzen und Depressionen, die zum Tode führen können.

• Das Chaos zu Ostern ist abgewendet, nachdem die Gewerkschaft SIPTU den Streik von 3.000 Aer Lingus Mitarbeitern bis zur Urabstimmung über den Schlichtungsvorschlag des Labour Courts ausgesetzt hat. Nach den Worten einer Sprecherin hatte es nach 16stündigen Verhandlungen ‘Bewegung in den Schlüsselfragen gegeben’.

Montag, 9. April 2001

• Eine Gewinnwarnung von Aer Lingus. Nach einem Gewinn von 78 Mill. Euro im vergangen Jahr wird dieser in diesem auf 19 Mill. zurückgehen. Allein in den letzten acht Wochen hat die Gesellschaft nach den Worten eines Sprechers aufgrund der Streikaktionen und den Auswirkungen der Maul-und-Klauenseuche 10 Mill. Euro verloren.

• Tánaiste Mary Harney kündigt während ihres Besuchs auf der Baustelle eines neuen Business Centre in Letterkenny für die nächsten drei Jahre 200 neue Arbeitsplätze für den Donegal an, die meisten davon bei der Softwarefirma Iontas (das gälische Wort für ‘Wunder’) in Moville. Hoffentlich wird das Ganze kein ‘blaues Wunder’.

• Die Aktien der irischen Telefongesellschaft Eircom steigen, nachdem diese den Abbau von 200 Arbeitsplätzen angekündigt hat. Nach dem Verkauf des Mobilfunkbereichs an Vodafone, wird die Gesellschaft ihre Multimedia-Aktivitäten aufgeben und die Abteilungen in Ebeon und Rondomondo schließen. Die beiden profitablen Internetprovider EircomNet und Indigo werden zu einer Gesellschaft eircomNet zusammengefasst.

• Eine der ältesten Internatsschulen Irlands, das von den Nonnen des Heiligen Vincent geleitete Castleknock College im Westen Dublins, schließt nach 166 Jahren seine Pforten. Zu den Schülern gehörten der frühere Taoiseach Liam Cosgrave, mehrere Minister und bekannte Persönlichkeiten aus Kultur und Gesellschaft. Nach den Worten eines Sprechers gibt es immer weniger Eltern, die ihr Kind auf ein Internat schicken, so dass man den Internatsbetrieb nun auslaufen lässt. Der Pensionspreis liegt bei 6350 Euro pro Jahr.

Sonnabend, 7. April 2001

• Zum ersten Mal seit zwei Jahren ist die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl in Irland wieder leicht gestiegen. Man macht die Maul-und-Klauenseuche dafür verantwortlich. Doch ist es wirklich nur das? In einer seiner wenigen öffentlichen Stellungnahmen erklärt der Gouverneur der irischen Zentralbank, die irische Wirtschaft setzte zu einer ‘weichen Landung’ an. In diesem Jahr werde das Wirtschaftswachstum auf 6 % zurückgehen, was für ihn eine positive Entwicklung sei. Die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre seien nicht aufrecht zu erhalten und was man nun wolle, sei eine ‘ordentliche Landung’.

Freitag, 6. April 2001

• Die Irish Times berichtet von einem vertraulichen Dokument, nach dem das Erziehungsministerium daran denkt, im Gegenzug zu drastischen Gehaltserhöhungen bei den Lehrern das Schuljahr zu verlängern. Derzeit arbeiten Grundschullehrer 183 Tage und Sekundarschullehrer 167 Tage im Jahr.

Donnerstag, 5. April 2001

• Starker Tobak, ob der Sinn-Féin-Stratege und nordirische Erziehungsminister Martin McGuinness die frühere britische Nordirlandministerin Mo Mowlam nun in der Pfeife zu rauchen gedenkt? Dr. Mowlam zu einem Journalisten, dem sie über ein Telefongespräch mit McGuinness berichtete: “Hol’ mich der Teufel, dachte ich, da ist nun ein Mörder und Terrorist, der mir erzählt, dass er mehr Geld für eine integrierende Erziehung ausgeben will.”

• Mehr als ein Drittel des Wassers, das in das nordirische Versorgungsnetz fließt, geht durch undichte Leitungen verloren: von 692 Litern, die täglich ins Netz gehen, kommen nur 439 bei den Verbrauchern an. Nach dem vom Auditor General John Dowdall vorgelegten Bericht wird das Wasserleitungsnetz in Nordirland seit mehr als dreißig Jahren ernsthaft vernachlässigt.

• Zweckoptimismus oder Realität? Nach Meinung von Tourismusminister McDaid ist man bei der Bekämpfung der Maul-und-Klauenseuche auf der Gewinnerstraße.

Mittwoch, 4. April 2001

• Der oberste Gerichtshof kritisiert den Staat, da dieser es seit zwanzig Jahren versäumt hat von irischen Gesetzen offizielle Übersetzungen in irischer Sprache anfertigen zu lassen. Nach den Worten von Richter Hardiman ist dies ein Angriff auf den Buchstaben und den Geist der Verfassung, in der in Artikel 8 die irische Sprache als National- und erste offizielle Landessprache festgelegt ist.

• Ob man sich noch schnell bevorraten soll? 2000 Guinnessarbeiter wollen vom 12. April an in einen landesweiten Streik treten. Die Abpackanlage in Dundalk soll geschlossen und 140 Kollegen entlassen werden (siehe auch 9. August und 14. Juli 2000). Betroffen sind die Marken Guinness, Carlsberg, Budweiser, Smithwicks und Harp, um bei der Gelegenheit aufzuzählen, was Guinness Ireland alles braut.

Dienstag, 3. April 2001

• Die Steuereinnahmen wachsen langsamer, als sich das die Regierung noch zu Jahresbeginn vorgestellt hat. Nach den Zahlen des ersten Quartals 2001 wird das Rekordwachstum des vergangenen Jahres in diesem wohl kaum erreicht.

• Nach ersten Schätzungen wird die Maul-und-Klauenseuche die irische Tourismusindustrie wenigstens 250 Mill. Euro kosten, dazu kommen die Mindereinnahmen der Flug- und Fährgesellschaften. Sollte die Krise bis in den August andauern, können es nach den Worten von Tourismusminister McDaid auch über 600 Mill. Euro werden. Ausgleichszahlungen für die Branche schließt er aus.

• UNO-Generalsekretär Kofi Annan erklärt, er habe die Hochkommissarin für Menschenrechte und frühere irische Staatspräsidentin Mary Robinson überredet, entgegen ihrer vor einem Monat gemachten Ankündigung ein weiteres Jahr im Amt zu bleiben. Die Irisch Times fragt die Besucher ihrer Website, ob Ms Robinson richtig handele, nach ihrer UNO-Kritik und Rücktrittsankündigung nun doch ein weiteres Jahr im Amt zu bleiben. Bis heute Mittag stimmten 55 % mit Ja, 45 % mit Nein. Kommentar eines Lesers, der mit Nein stimmte: She was just looking for publicity.

Montag, 2. April 2001

• Nach einem Bericht der Small Firms Association (SFA) sinkt das Vertrauen in das irische Wirtschaftswunder. Von 900 angeschriebenen Firmen gaben nur noch 15 % an, sie seien auf der Suche nach Fachkräften, während dieser Wert im Vorjahr bei 24 % lag. Auch die Nachfrage nach IT-Kräften sank um 20 %. Im Jahr 1999 wurden von Klein- und Mittelbetrieben über 83.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, im vergangenen Jahr waren es 64.000 und für dieses Jahr werden 46.000 erwartet.

• Die Beschäftigten des Irish Museum of Modern Art in Kilmainham, Dublin, haben eine Gehaltserhöhung von bis zu 42 % erstritten. Bisher lagen die Jahresgehälter von Museumsführern und Aufsehern zwischen 15.250 und 19.050 Euro und steigen nun auf 18.356 bis 25.607 Euro.

• Die der Gewerkschaft SIPTU angehörigen Arbeiter des staatlichen irischen Stromversorgungsunternehmens ESB stimmen zu 80 % für Streikaktionen, um ihre Forderung nach 28 % mehr Gehalt durchzusetzen.

• Chieftain Matt Malloy hat nicht nur Freunde. Insbesondere seine Nachbarn gehören nicht mehr dazu, seitdem er bei seinem Haus in Louisburgh ohne Erlaubnis einen Hubschrauberlandeplatz hat errichten lassen. Und so haben sie den Umweltminister und den Mayo County Council auf den Plan gerufen. Die Frage ist, ob man für einen Hubschrauberlandeplatz eine Planungserlaubnis braucht, oder ob er einem Zufahrtsweg gleichzusetzen ist, für den keine erforderlich ist. Matt selbst ist nicht zu erreichen, er tourt durch die USA.

Sonntag, 1. April 2001

• Der nordirische Erziehungsminister und Sinn-Féin-Stratege Martin McGuinness wirft dem britischen Nordirlandsekretär John Reid vor, zu einer Bedrohung des Belfaster Nordirlandabkommens zu werden und zunehmend die Positionen der Unionisten einzunehmen.