Wer war Pete O’Brien?
igentlich hieß er Hans-Peter Detzner, wohnte im Ruhrgebiet und kam eher zufällig auf Irland. Hinreichend alt, um in der Schule kein Englisch gelernt zu haben, besuchte er mehrere Jahre lang Englischkurse der Volkshochschule. Einer der Dozenten stellte sich als früherer Sandkastenfreund heraus. Mit ihm und einigen anderen Leuten schloss er sich zusammen, um Musik zu machen und diese bei VHS-Veranstaltungen zu Gehör zu bringen.
Als die Gruppe nach einigen Jahren auseinander ging, vermisste H.-P. die Musik sehr. Etwas später eröffnete ein Irish Pub in seiner Nähe. Unnötig zu erwähnen, dass er hier Stammgast wurde. Er verband das Angenehme mit dem Nützlichen, entwarf für den Manager Getränke- und Eintrittskarten, Plakate und Flyer. Im Pub war regelmäßig Live Music angesagt. Da etliche der Musiker mit der Zeit zu Freunden wurden, lag es nahe, sie in Irland zu besuchen. Dies geschah es zum ersten Mal 1995, da war er 43 Jahre alt. Und warum nannte er sich ‘Pete O’Brien’? Hans-Peters Erklärung:
“Das Pseudonym Pete O’Brien habe ich mir zum Andenken an einen Freund aus Waterford zugelegt. Pat, wie er hieß, sein Sohn Pádraic und ihr Freund Ben traten etliche Male als Gruppe in meinem damaligen Stamm-Pub auf. Irgendwann erschienen Pat und sein Sohn allein, da Ben keinen Urlaub bekommen hatte. Ein deutscher Freund, bei dem sie eine Woche lang wohnten, hatte ihnen ein paar Auftritte verschafft. Er rief mich an und bat mich, ich solle doch in eine bestimmte Kneipe kommen und meine Gitarre mitbringen. Der langen Rede kurzer Sinn: ich habe alle ihre Auftritte begleitet, erntete sogar Lob von den beiden Iren! Für die kurze Zeit der Auftritte fühlte ich mich so sehr als Mitglied dieser musikalischen Familie, dass ich ihren Nachnamen annahm. Nach einer meiner Irlandreisen – ich glaube, es war die Reise Nr. 3 – ging ich zufällig in meinen deutschen Stamm-Pub und erfuhr, dass Pat verstorben war. Ein Grund mehr, zu seinem Andenken diesen Namen zu tragen.”
Pete O’Brien alias Hans-Peter Detzner starb am 23. März 2003 im Alter von 50 Jahren an den Spätfolgen eines Unfalls, den er mit seinem Motorroller erlitten hatte. Der Text wurde neu gegliedert, sprachlich etwas bearbeitet und durch weitere Fotos ergänzt. Die Bearbeitung konnte nicht mehr mit ihm abgesprochen werden, ich bin jedoch überzeugt, dass er sie akzeptiert hätte.
JK