Katta in Kylemore

Einleitung

Vorbemerkung des Herausgebers

Kylemore Abbey, es dürfte schwer sein einen Reiseführer zu finden, in dem dieses nur 130 Jahre alte Märchenschloss nicht abgebildet ist. Kylemore, irisch Coill Mhór, heißt großer Wald, und so alt wie das Schloss ist auch der Wald, in dem es an einen steilen Berghang gelehnt steht.

Die Geschichte von Kylemore Abbey, die auch eine Liebesgeschichte ist, kann man überall nachlesen. Hier eine Zusammenfassung in Kürze. Ein Märchenschloss im Tudorstil, erbaut vom Kaufmann Mitchell Henry für seine Frau, die jedoch 1875 während einer Ägyptenreise im Alter von erst 47 Jahren starb. Das Schloss war da gerade mal vier Jahre alt. Die kleine Kapelle, die er für seine Frau hat errichten lassen, wurde erst 1994 wiederhergestellt und von der damaligen irischen Staatspräsidentin Mary Robinson ihrer Bestimmung übergeben. Neben Andachten finden hier nun auch Konzerte statt. Mitchell Henry überlebte seine Frau um fast vierzig Jahre und liegt nun zusammen mit ihr in einem Mausoleum etwas östlich der Kapelle begraben.

Kylemore Abbey, © Jürgen Kullmann
Kylemore Abbey im Nebel, © 1993 by Jürgen Kullmann

Im Gegensatz zu so manchem Landlord seiner Zeit genoss Mitchell Henry hohes Ansehen in der ländlichen Bevölkerung. So schrieb mir der heute fast achtzigjährige Johnnie Coyne aus Mullaghgloss:

“... Mitchell Henry war damals der Landlord auf Schloss Kylemore und gab einer stattlichen Anzahl von Männern Arbeit. Kylemore Abbey, nennt man es heute, und die Benediktinernonnen geben immer noch vielen Frauen einen guten Job. Die Rollen haben sich getauscht: erst die Männer, nun die Frauen.”

Ich überschlage die weitere Geschichte von Kylemore Abbey, heute ist das Schloss ein von Benediktinerinnen geführtes internationales Mädcheninternat. Die Nonnen erwarben es 1920 vom Herzog von Manchester und sind geschäftstüchtig. Ein riesiger Parkplatz, ein großes Selbstbedienungsrestaurant zur Abspeisung der vielen Coach-Tours, die hier täglich vorfahren, und einen der besten Craftshops der Gegend. Und soeben wurde der am sonnigen Westhang gelegene 25.000 Quadratmeter viktorianische Garten aus dem Jahr 1865 nach vierjähriger Restaurierung der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht und dürfte in diesem Jahr weitere Besucher und weiteres Geld nach Kylemore locken. Doch kein Tourist sieht, was sich hinter den Mauern der Abtei tut. Hier lebte und lernte Katharina Althaus von August bis Weihnachten 1998, und ich freue mich, ihren Bericht veröffentlichen zu dürfen.

Jürgen Kullmann

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© 2000 Jürgen Kullmann